0Ê\
1
JUL 2 5 m\
PALAEONTOQRAPHICA
/ I'f f; 1^1 MM '
BEITRÄGE
ZUR
NATURGESCHICHTE DER VORZEIT
Herausgegeben
von
E. KOKEN und J. F. POMPECKJ
in Tübingen in Göttingen
Unter Mitwirkung von
O. Jaekel, A. von Koenen, A. Rothpietz und G. Steinmann
als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft
SUPPLEMENT-BAND V
A. Schrammen: Die Kieselspongien der oberen Kreide von Nordwestdeutschland
Mit 45 Tafeln, 15 Texttafeln und 5 Textfiguren
STUTTGART 1910-1912
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlun o
Nägele & Dr. Sproesser
I
L
Die Kieseispongien
der oberen Kreide von Nordwestdeutschland
I. Teil
Tetraxonia, Monaxonia und Silicea incert. sedis
von
A. Schrammen
Herausgegeben mit Unterstützung
der Kgl. preussischen Akademie
: der Wissenschaften in Berlin :
Mit 24 Tafeln und 8 Texttafeln
E.
STUTTGART 1910
Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung
Nägele & Dr. Sproesser
PALAEONTOQRAPHICA
BEITRAEGE
ZUR
NATURGESCHICHTE DER VORZEIT
Herausgegeben
von
E. KOKEN und J. F. POMPECKJ
in Tübingen in Göttingen.
Unter Mitwirkung von
O. Jaekel, A. von Koenen, A. Rothpietz und G. Steinmann
aU Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft.
Supplement V.
Erste Lieferung.
Inhalt:
Schrammen, A., Die Kieselspongien der oberen Kreide von Nordwestdeutschland. I. Teil. Lieferung 1,
(S. 1-96 mit Taf. I— Xü.)
Stuttgart.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser.
1910.
Ausgegeben im Juli 1910.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart.
Vor Kurzem erschien:
Prof. Dr. Charles Depéret:
Die Umbildung der Tierwelt.
Eine Einführung in die Entwicklungsgeschichte auf paläontologischer Grundlage.
Ins Deutsche übertragen von Rieh. N. Wegner, Breslau.
80. 330 Seiten. — Preis brosch. Mk. 2.80, geb. Mk. 3.30.
. . . Die Übertragung dieses Werkes in das Deutsche ist mit Freude zu begrüüen. Sie
macht auch weitere Kreise mit den Anschauungen bekannt, die ein als Forscher angesehener
Paläontologe Frankreichs sich über Probleme gebildet hat, mit denen wir uns in Deutschland so
intensiv beschäftigen. Die Kunst der Darstellung, die Art, wie das positive Material verwertet
und 80 zurückhaltend verteilt ist, daß der Genuß am Lesen fast nie unterbrochen wird, erinnert
zuweilen an die Form der Darwinschen Werke. Das Werk ist eine hervorragende Leistung,
die wohl verdient, in Deutschland eingeführt zu werden. . . .
E. Koken, Tübingen. (Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1909 Bd. II. 2.)
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart.
Vui Kurzem erschien:
Lehrbuch der Vergleichenden
Anatomie der Wirbeltiere
von
Prof. Dr. W. Schimkewitsch,
Direktor des Zoologischen Instituts in St. Petersburg.
Ins Deutsche tibertragen und bearbeitet von
Dr. If. N. 9Iaier, München und B. W. Siikalsolioff, Dorpat.
Gr. 8°. 650 Seiten mit 635 zum großen Teil farbigen Textabbildungen
in 971 Einzeldarstellungen.
z=zzziz=z Preis brosch. Mk. 18.—, geb. Mk. 19.50. nzzzzzziizrzz
Dieses nach dem Urteil hervorragender Zoologen nach Inhalt und Aasfübrung hochbedeutsame
Werk wird sich auch für jeden Paläontologen als anentbehrlich erweisen.
Einleitung.
Der große Reichtum an fossilen Kieselspongien, der eine auffallende Eigentümlichkeit der oberen
Kreideformation Nordwestdeutschlands und hauptsächlich der preußischen Provinz Hannover bildet,
hat schon seit langen Jahren die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen.
Nachdem Goldfuss in den Jahren 1826 — 33 in den „Petrefacta Germaniae" auch einige Spongien-
Spezies von Goslar und Coesfeld beschrieben hatte, unternahm es F. A. Roemer im Jahre 1840 in seinen
,, Versteinerungen des Norddeutschen Kreidegebirges" eine Übersicht aller damals aus der Kreide Nord-
westdeutschlands bekannten Spongienarten zu geben, worin er auch fast 40 neue Arten aufstellte. Welches
Interesse F. A. Roemer dauernd den Schwämmen entgegenbrachte, die in der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts wegen der durch die unzulänglichen Untersuchungsmethoden bedingten Schwierigkeit einer
sicheren Bestimmung und systematischen Gliederung die Stiefkinder der Paläontologie waren, zeigt
deutlich die Tatsache, daß er im Jahre 1864, fast ein Vierteljahrhundert nach der Veröffentlichung der
,, Versteinerungen des Norddeutschen Kreidegebirges" im 13. Bande dieser Zeitschrift als Monographie
,,die Spongitarien des Norddeutschen Kreidegebirges" brachte. Es ist bemerkenswert, daß Roemer
schon damals manchen Arten ein kieseliges Skelett zuschrieb, das durch Behandlung der Fossilien mit
verdünnter Salzsäure zu erhalten sei.
Einige Jahre später (1872) erschien Schlüters Abhandlung „Über die Spongitarienbänke der
oberen Quadraten- und unteren Mucronaten-Schichten des Münsterlandes", in der zahlreiche Arten der
älteren Autoren angeführt, aber auch 2 neue Hexactinellidenspezies, Becksia Soeckelandi und Lepido-
spongia rugosa beschrieben wurden, die Schlüter zu Leitfossilien der Quadraten- bezw. unteren Mucro-
natenkreide Westfalens erhob.
Im Jahre 1877 gab Quenstedt den 5. Band seiner Petrefaktenkunde Deutschlands heraus, der nur
von Schwämmen handeln sollte und unter anderen sehr naturgetreue Abbildungen einer großen Zahl
von Arten der oberen Kreide Nordwestdeutschlands enthält.
In diese Zeit fallen auch die Veröffentlichungen von Karl A. v. Zittels klassischen ,, Studien über
fossile Spongien", die sich ja hauptsächlich auf Material aus der nordwestdeutschen Kreide stützen. Der
große Paläontologe bewies, daß auch bei den fossilen Spongien die Kenntnis des Skelettaufbaues als
Grundlage für die Ermittelung der natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse dienen muß, und brachte
Ordnung in das Chaos der systematischen Begriffe.
Größere Abhandlungen über fossile Spongien aus der oberen Kreide von Nordwestdeutschland
sind nach v. Zittels Spongienstudien nicht mehr herausgegeben worden. Man findet aber Artenverzeich-
nisse und auch einige Beschreibungen neuer Arten in Griepenkerls ^) ,, Kreide von Königslutter" und in
0. Griepenkerl. Die Versteinerungen der senonen Kreide von Königslutter im Herzogtum Braunschweig. Palä-
ontologische Abhandl. von W. Dames und E. Kayser. Bd. IV, S. 15—24, 1889.
Palaeontographica. Suppl. V. 1
— 2 —
den Arbeiten von Wollemann ^) über die Kreide von Biewende, die Kreide von Lüneburg und die Kreide-
bildungen in der Umgebung von Braunschweig. Pocta^) hat die Spongienfauna des Cuvieri-Pläners von
Paderborn beschrieben, und auch der Verfasser 3) konnte vor einigen Jahren in den Mitteilungen aus dem
RoEMER-Museum in Hildesheim einige kleinere Arbeiten veröffentlichen, die Beschreibungen neuer Arten
und Beiträge zur Stammesgeschichte und Systematik enthalten.
Die Autoren vor v. Zittel, von denen ja ein großer Teil der heute bekannten Arten herrührt, haben
wohl die äußere Form mehr oder weniger eingehend beschrieben, aber kaum mehr als einen schüchternen
Versuch gemacht, auch die Skelettstruktur zu berücksichtigen. Darum kann man nur dann die der modernen
Systematik entsprechende Familie und Gattimg der älteren Arten angeben, wenn man entweder durch
eigene Untersuchungen die Skelettstruktur der Originalexemplare kennen gelernt hat, was ja aus mancherlei
Gründen nicht immer möglich sein wird, oder Stücke mit gut erhaltenen Skelettelementen kennt, deren
Artzugehörigkeit wegen der jede Verwechselung ausschließenden Körperform oder aus anderen Gründen
unzweifelhaft feststeht.
Fast alle Spezies von Goldfuss und Quenstedt sind ja deshalb verhältnismäßig sicher zu identi-
fizieren, weil diese beiden Autoren großen Wert auf naturgetreue Abbildungen gelegt haben. Das ist leider
bei F. A. Roemer anders. Die Abbildungen sind hier oft recht mangelhaft, wesentliche Einzelheiten
unterdrückt, unwesentliche in übertriebener Weise hervorgehoben. Glücklicherweise konnte v. Zittel
einen Teil der RoEMER'schen Originale untersuchen. Einen anderen Teil habe ich selber in den Samm-
lungen des RoEMER-Museums aufgefunden. Einiges wird auch verständhcher, wenn man erst mit der Roemer-
schen Darstellungsweise vertraut ist, und die Vorkommnisse an den Fundpunkten, die Roemer ausgebeutet
hat, kennt. Trotzdem bleiben noch eine Anzahl alter Spezies übrig, deren generische Stellung wohl
erst bekannt werden wird, wenn einmal ein glücklicher Zufall die Originale aus der Verborgenheit
ziehen sollte.
Hier lasse ich zunächst eine Revision der von Roemer in den ,, Versteinerungen des Norddeutschen
Kreidegebirges'' und den ,,Spongitarien des Norddeutschen Kreidegebirges" gegebenen Tafelerklärungen
folgen. Zuerst kommt die RoEMER'sche Artbezeichnung; bei den Spezies, deren Zugehörigkeit zu einer
Gattung in modernem Sinne m. E. feststeht, folgt dann in anderem Druck der jetzige Name und in
Klammern die Familie.
1) A. Wollemann. Die Fauna des Senons von Biewende bei Woli'enbüttel. Jahrbuch der köaigi. preuß. geol. Landes-
anstalt für 1900. S. 3—10.
— Aufschlüsse und Versteinerungen im Turon der Kreise Braunschweig und Wolfenbüttel einschl.
des Oderwaldes. 12. Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig.
S. 51—53. 1901.
— Die Fauna der Lüneburger Kreide. Abhandl. der königl. preuß. geol. Landesanstalt für 1902,
S. 7—13.
^) Ph.PocTA. Über einige Spongien aus dem Cuvieri-Pläner von Paderborn. Zeitschr. d. D. geol. Ges. 1890, S. 217 — 232,
3) A. Schrammen. Beitrag zur Kenntnis der obersenonen Tetractinelliden. Mitt. a. d. RoEMER-Museum Hildes-
heim, No. 10, 1899.
— Neue Kieselschwämme aus der oberen Kreide der Umgebung von Hannover und von Hildesheim.
Mitt. a. d. RoEMER-Museum Hildesheim, No. 14, 1901.
— Neue Hexactinelhden aus der oberen Kreide. Mitt. a. d. RoEMER-Museum Hildesheim, No. 15, 1902.
— Zur Systematik der Kieselspongien. Mitt. a. d. RoEMER-Museum, No. 19, 1903.
— 3 —
Revision
Fig.
3.
Fig.
4.
Fig.
5.
Fig.
6.
Fig.
7.
Fig.
8.
Fig.
9.
Fig.
10.
Fig.
11.
Fig.
12.
Fig.
1.
Fig.
2.
Fig.
3.
Fig.
4.
Fig.
5.
Fig.
6.
Fig.
7.
Fig.
8.
Fig.
9.
Fig.
10.
Fig.
11.
Fig. 12.
Fig. 13.
Fig.
1.
Fig.
2.
Fig.
3.
Fig.
4.
Fig.
5.
Fig.
6.
Fig.
7.
Fig.
8.
Fig.
9.
Fig. 10.
Fig. 11.
der Tafelerklärungen von F. A. ROEMER'S „Versteinerungen des Norddeutschen Kreidegebirges**.
Tafel 1.
Achilleum auriforme; Chonella auriformis Roem. sp. (Rhizomor.).
Manon micrommatum; Verruculina micrommata Roem. sp. (Rhizomor.).
Manon turbinatum; Stichophyma turbinata Roem. sp. (Rhizomor.).
Manon seriatoporum; Verruculina seriatopora Roem. sp. (Rhizomor.).
Manon tenue; Verruculina tenuis Roem. sp. (Rhizomor.).
Manon monostoma; Camerospongia monostoma Roem. sp. (Hexact.).
Manon megastoma; Tremabolites megastoma Roem. sp. (Hexact.).
Cnemidium conicum; Pachytrachelus conicus Roem. sp. (Sphaerocl.).
Pleurostoma radiatum; Pleurostoma radiata Roem. (Hexact.).
Pleurostoma lacunosum; Pleurope lacunosa Roem. sp. (Hexact.).
Tafel 2.
Siphonia cylindrica; Familie? Galtung?
,, ocellata; „ „
,, oligostoma; ,, „
Scyphia acuta; ,, ,,
Scyphia socialis; Coelocorypha socialis Roem. sp. (Rhizomor.).
,, micropora; Familie? Gattung?
marginata; Seliscothon marginatum Roem. sp. (Rhizomor.).
,, hyssoides; Familie? Gattung?
,, tuberosa; ,, ,,
„ auricularis; ,, „
„ micrommata; Sporadoscinia micrommata Roem. sp. (Hexact.).
,, porosa; Familie? Gattung?
„ heteropora; „ „
Tafel 3.
Scyphia retiformis; Sporadoscinia Dechenii Goldf. sp. (Hexact.).
angularis; Famihe? Gattung? *
stellata; Famihe? Gattung?
venosa; Sporadoscinia venosa Roem. sp. (Hexact.).
angustata; Leiostracosia angustata Roem. sp. (Hexact..).
alveolites; Aphrocallistes alveolites Roem. sp. (Hexact..).
striata- punctata; Familie? Gattung?
subseriata; Familie? Galtung?
alternans; Ventriculites radiatus Mant. sp. (Hexact.).
tuhulosa; Siphonia tubulosa Roem. sp. (Tetraclad.).
fragilis; Chaunophragmium fragile Roem. sp. (Hexact.).
Tafel 4.
Fig. 1. Scyphia tenuis; Familie? Gattung?
Fig. 2. cribrosa; Leiostracosia angustata Roem. sp. (Hexact.).
Fig. 3. Coeloptychium deciminum Roem. (Coeloptychid.).
Fig. 4. „ sulciferum Roem.
Fig. 5. „ agaricoides Goldf. ,,
Fig. 6. ,, alternans; Callistolis alternans Roem. sp. (Hexact.).
Fig. 7. „ ? plicatellum; Ventriculites radiatus Mant. sp. (Ventriculit.).
Fig. 8. ? muricaiiim; ,, „
Revision der Tafelerklärungen von F. A. ROEMER'S „Spongitarien des Norddeutschen Kreidegebirges".
(Die Hexactinelliden sind nicht berücksichtigt und sollen im zweiten Teile dieser Arbeit revidiert werden.)
Tafel 1.
Fig. 1 — 30. Kalkschwämme aus den Gattungen Peronella v. Zitt., Conocoelia v. Zitt., Corynella v. Zitt.,
Stellispongia d'ÜRB., etc.
Tafel 2.
Fig. 1 — 11. Kalkschwämme aus den Gattungen Elasmocoelia v. Zitt. Pharetrospongia Sollas etc.
Fig. 12 und Fig. 13. Hexactinelliden.
Tafel 3— Tafel 9.
Hexactinelliden-Spezies aus den Gattungen Coeloptychium, Camerospongia, Tremabolites, Polyblastidium,
Cystispongia, Craticularia, Leptophragma, Pleurostoma, Guettardia, Lepidospongia, Napaea, Ventriculites,
Rhizopoterion, Plocoscyphia etc.
Tafel 10.
Fig 1. Hippalimus lobatus; Familie? Gattung?
Fig. 2. Hippalimus depressus; Callopegma depressa Roem. sp. (Tetraclad.).
Fig. 3. Eudea tuberosa; Familie? Gattung?
Fig. 4. Eudea crassa; Pachytrachelus conicus Roem. sp. (Sphaerocl.).
Fig. 5. Siphonia ornata; Familie? Gattung? .'
Fig. 6. Siphonia astroides; „ „
Fig. 7. Plocoscyphia morchella; Familie? Gattung?
Fig. 8. Plocoscyphia! maeandrina; Familie? Gattung?
Fig. 9. Plocoscyphia muricata; Trachysycon muricatum Roem. sp. (Tetraclad.).
Fig. 10. Siphonocoelia digitalis; Familie? Gattung?
Fig. 11. ,, texta; Isoraphinia texta Roem. sp. (Helomorinidae).
— 5 —
Tafel 11.
Fig. 1. Eudea intumescens; Phymatella intumescens Roem. sp. (Tetracl.).
Fig. 2. annulata; Scytalia radiciîormis Phill. sp. (Rhizomor.).
Fig. 3. Siphonocoelia nidulifera; Familie? Gattung?
Fig. 4. ,, tuberculosa; Stachyspongia tuberculosa Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 5. spica; Stachyspongia spica Roem. sp. (Rizomor.).
Fig. 6. ,, hirta; Familie? Gattung?
Fig. 7. sulcifera; Aulaxinia sulcifera Roem. sp. (Tetraclad.).
Fig. 8 Polycoelia laevigata; Familie? Gattung?
Fig. 9. Diseudea tuberculosa; Familie? Gattung?
Fig. 10. Polycoelia familiaris; Pachinion familiäre Roem. sp. (Corallistid.).
Tafel 12.
Tig. 1 Jerea turbinata; Scytalia terebrata Phill. sp. (Rhizomor.).
Fig. 2. ,. mamillosa; Familie? Gattung?
Fig. 3. ,, melo; Familie? Gattung?
Fig. 4. ,, sexplicata; Hallirhoa sexplicata Roem. sp. (Tetraclad.).
Fig. 5 ,, polyStoma; Jereica polystoma Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 6. ,, spiculigera; Isoraphinia texta Roem. sp. (Stiel) (Helomorinidae).
Fig 7 Poly jerea pyriformis; Polyjerea pyriformis Roem. (Tetracladinidae).
Fig. 8. Marginospongia acaulis; Familie? Gattung?
Tafel 13.
Fig. 1. Jerea scripta; Pachinion scriptum Roem. sp. (Corallistidae).
Fig. 2. tesselata; Familie? Gattung?
Fig. 3. tuberculosa; Jereica tuberculosa Roem. sp. (Rhizomorinidae).
Fig. 4. Polyjerea coronata; Familie? Gattung?
Fig. 5. verrucosa; Stichophyma verrucosa Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 6. punctata; Familie? Gattung? (Thecosiphonia?).
Tafel 14.
Fig. 1. Polyjerea dichotoma; Doryderma (Brochodora) Roemeri Hinde (Megamor.).
Fig. 2 Kalkschwamm.
Fig. 3. Epeudea nodosa; Familie? Gattung? (Stichophyma?).
Fig. 4 bis Fig. 10. Kalkschwämme.
Fig. 11. Enaulofungia tesselata; Scolioraphis tesselata Roem. sp. (Scolioraph.).
Fig. 12. Kalkschwamm.
Fig. 13 Leiospongia laevigata; Familie? Gattung? (Thecosiphonia?)
Tafel 15.
Fig. 1. Limnorea nobilis; Thecosiphonia nobilis Roem. sp. (Tetraclad.).
Fig. 2. Epitheles capitata; Scytalia terebrata Phill. sp. (Rhizomor.).
— 6 —
Fig. 3. Tremospongia grandis; Thecosiphonia nobilis Roem. sp. (Tetracl.).
Fig. 4. Chenendopora tenuis; Verruculina tenuis Roem. sp. (Rhizomor.).
Tafel 16.
Fig. 1. Chenendopora crassa; Verruculina crassa Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 2. „ aurita; Verruculina aurita Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 3. explanata; Seliscothon planum Phill. sp. (Rhizomor.).
Fig. 4. Verrucospongia macrommata; Verruculina macrommata Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 5. ,, damaecornis; Verruculina damaecornis Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 6 bis Fig. 11. Kalkschwämme.
Fig. 12. Oculispongia Janas; Lopadophorus Janus Roem. sp. (Tetraclad.).
Fig. 13. ,. macropora; ? Plinthosella squamosa v. Zittel (Tetraclad.).
Tafel 17.
Fig. 1. Stellispongia grandis; Cytoracea grandis Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 2. „ impressa; „ impressa Roem sp. (Rhizomor.).
Fig. 3. „ hemisphaerica; Astrobolia hemisphaerica Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 4. ,, conglomerata; „ conglomerata Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 5. verrucosa; Myrmeciophytum verrucosum Roem. sp. (Tetraclad.).
Fig. 6. Cupulospongia Manteliii; Seliscothon Mantellii Goldf. sp. (Rhizomor.).
'Fig. 7. ,, tenuis; Chonella tenuis Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 8. ,, rirnosa; Rhagadinia rimosa Roem. sp. (Tetraclad.).
Tafel 18.
Fig. 1. Cupulospongia gigantea; Pachycothon giganteum Roem. sp. (Helomor.).
Fig 2. ,, contorta; Famihe? Gattung?
Fig. 3. Kalkschwamm.
Fig. 4.
Fig. 5. Cupulospongia rudis; Familie? Gattung?
Fig. 6. ,, spiculigera; Pachycothon giganteum Roem. sp. (Helomor.).
Fig. 7. Kalkschwamm.
Fig. 8. Hexactinellide.
Fig. 9.
Fig. 10 Maeandrospongia tuberosa; Familie? Gattung?
Fig. 11. Kalkschwamm.
Tafel 19.
Fig. 1. Thalamospongia subramosa; Familie? Gattung?
Fig. 2. Asterospongia laevis; Astrocladia laevis Roem. sp. (Tetracl.).
Fig. 3. subramosa; „ subramosa Roem. sp. (Tetracl.).
Fig. 4. dichotoma; Familie? Gattung?
— 7 —
Fig. 5. Asterospongia globosa; Astrobolia globosa Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 6. tenella; „ tenella Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 7. Amorphospongia capreoli; Familie? Gattung?
Fig. 8. „ palmata; Bolidium palmatum Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 9. Kalkschwamm.
Auch QuENSTEDT hat zahlreiche Arten aus der oberen Kreide von Nordwestdeutschland beschrieben
und, wie ich bereits hervorgehoben habe, ganz mustergültig abgebildet. Die Skelettstruktur hat er aber
entweder gar nicht oder doch nur soweit berücksichtigt, wie sie bei oberflächlicher Betrachtung mit der
Lupe zu erkennen war, und sich darauf beschränkt, die Arten im Text und auf den Tafeln nach
Formation, Fundpunkt und äußerer Ähnlichkeit, wie er schreibt ,,in wissenschaftlichem Zusammen-
hange", aneinanderzureihen.
Revision der Tafelerklärungen von F. A. QUENSTEDT'S Atlas zu den „Schwämmen".
(Vorläufig mit Ausschluß der Hexactinelliden.)
Tafel 131.
Fig. 8. Chenendopora tenuis; Verruculina tenuis Roem. sp. (Rhizomor.).
Tafel 132.
Fig. 1 bis Fig. 43. Kalkschwämme.
Fig. 44 — 45. Manon peziza; Verruculina tenuis Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 46 — 48. Chenendopora tenuis; Verruculina tenuis Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 49 — 51. Spongia convoluta; Verruculina convoluta Quenstedt sp. (Rhizomor.).
Fig. 52. Manon miliare; Verruculina micrommata Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 53 — 54. Spongia marginata; Verruculina seriatopora Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 55. Manon circumporosum; Verruculina crassa Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 56. Manon turbinatum; Stichophyma verrucosa Roem. sp. (Rhizomor.).
Tafel 133.
Fig. 1 — 2. Spongites impressus; Cytoracea impressa Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 3. Spongites conicus; Pachytrachelus conicus Roem. sp. (Sphaeroclad.).
Fig. 4. Scyphia Manteliii; Seliscothon Mantellii Goldf. sp. (Rhizomor.).
Fig. 5. Scyphia marginata; Seliscothon marginatum Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 6. Spongites aciculatus; Seliscothon sp. (Rhizomor.).
Fig. 7. Scyphia testa-florum; Seliscothon testa-florum Quenstedt sp. (Rhizomor.).
Fig. 8 — 11. Limnorea nobilis; Thecosiphonia nobilis Roem. sp. (Tetracl.).
Fig. 12. Spongites ocellatus; Familie? Gattung?
Fig. 13.
Fig. 14.
— 8 —
Fig. 15. Spongites scriptus; Pachinion scriptum Roem. sp. (Corallistid.).
Fig. 16. Spongites cellulosus; Jereica polystoma Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 17. Spongites filaris; Familie? Gattung?
Fig. 18 — 20. Scyphia tuberosa; Phymatella tuberosa Quenst. sp. (Tetracl.).
Fig. 21 — 22. Spongites cylindripes; Phalangium cylindripes Quenst. sp. (Corallistid.).
Fig. 23 — 26. Scyphia intumescens; Phymatella intumescens Roem. sp. (Tetraclad.).
Tafel 134.
Fig. 1 — 2. Spongites plicatus; Phymatella plicata Quenst. sp. (Tetracl.).
Fig. 3. Spongites ficiformis; Familie? Gattung?
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 6. ,, globiformis; Familie? Gattung?
Fig. 7 — 8. Spongia ramosa; Stachyspongia ramosa Quenst. sp. (Rhizomor.).
Fig. 9. 11. 13. 14. 15. Spumispongia punctata; Coelocorypha subglobosa v. Zitt. (Rhizomor.).
Fig. 10. 12. Spumispongia punctata; Jereica punctata Goldf. sp. (Rhizomor.).
Fig. 16. Spumispongia auriscalpium; Familie? Gattung?
Fig. 17. „ exserta; Familie? Gattung?
Fig. 18. ,, punctata nucijormis; Familie? Gattung?
Fig. 19. ,, punctata doliaris; Familie? Gattung?
Fig. 20 — 21. Spumispongia alveare; Pachypoterion alveare Quenst. sp. (Megamor.).
Fig. 22. Siphonia ficus; Siphonia Griepenkerlii Schrm. (Tetraclad.).
Fig. 23. Siphonia cf. cervicornis; Familie? Gattimg?
Fig. 24. 25. Antrispongia.
Fig. 26. Hexactinelliden-Spezies.
Tafel 135.
Fig. 1 — 7. Eulespongia texta; Isoraphinia texta Roem. sp. (Helomor.).
Fig. 8. Eulespongia auriformis; Pachycothon giganteum Roem. sp. (Helomor.).
Fig. 9. Hexactinelliden-Stiel.
Fig. 10. 11. Polyjerea dichotoma; Doryderma (Brochodora) Roemeri Hinde (Megamor.).
Fig. 12. Polyjerea verrucosa; Stichophyma verrucosa Roem. sp. (Rhizomor.).
Fig. 13. Polyjerea. Familie? Gattung?
Fig. 14. Hallirhoa costata; Hallirhoa costata Lamx. (Tetraclad.).
Fig. 15 — 19. Siphonia Websteri; Siphonia Websteri Quenst. (Tetraclad.).
Fig. 20 — 23. Siphonia ficus; Jerea Quenstedtii v. Zittel (Tetracl.).
Einige Arten, die auch in der oberen Kreide von Nordwestdeutschland vorkommen, sind von
MantellI) (1822), Phillips 2) (1829), Benett^) (1831) und T. Smith*) (1848) zuerst aus den Kreideablage-
^) G. A. Mantell. The Fos.sils of tlie South Downs; or Ilkistrations of the Geology of Su.ssex. 1822.
J. Phillips. Ilhistrations of the Geology of Yorkshire. 1829. (2. Ausg. 1835.)
E. Benett. Catalogue of the Organic Remains of the County of Wilts. 1831.
*) J. T. Smith. On the Ventriculitidae of the Chalk. Ann. a. Mag. Nat. Hist. Bd. XX, 1847. Ser. 2, Bd. I. 1848.
— 9 —
rungen Englands beschrieben worden. Überhaupi führt die englische Kreide zahlreiche Spezies, die in gleich-
alterigen Schichten auch bei uns auftreten, und ihre Spongicnfauna ist dank der Tätigkeit G. J. Hinde's,^)
der die reichen Schätze des Britischen Museums bearbeitet hat, wohl die bestbekannte aller Länder gewesen.
Die Kieselspongien der französischen Kreide harren noch der Bearbeitung. Abgesehen von den
zahlreichen, aber fast nur auf Eigentümlichkeiten der äußeren Form aufgebauten Gattungs- und Spezies-
diagnosen der älteren französischen Systematiker (Fromentel, d'OaBiGNY, Lamoroux und Michelin)
gibt es nur die eine umfangreichere Arbeit über Kreidespongien, in der Courtiller ^) die Spongien der
Umgebung von Saumur beschrieben und abgebildet hat. Die Abbildungen lassen aber recht viel zu wünschen
übrig, was zum Teil wohl auch auf die wenig gute Erhaltung der bei Saumur verkieselt vorkommenden
Spongien zurückzuführen ist, und auf Skelettuntersuchungen ist Courtiller nicht eingegangen.
Aus der Böhmischen Kreide sind schon durch Reuss ^) (1845) zahlreiche Arten bekannt geworden.
Später (1883 — 85) hat dann Pocta*) mehrere Monographien über die Spongien der Böhmischen Kreide-
formation veröffentlicht. In Böhmen liefern die Ablagerungen cenomanen Alters die meisten Arten,
während in den Senonschichten, die in Nordwestdeutschland so reich an Spongien sind, nur ein ver-
hältnismäßig kleiner Teil gefunden wird. Für die Kenntnis der Kreidespongien nicht unwichtig muß
noch die Arbeit von Leonhard 5) über die Kreideformation in Oberschlesien genannt werden, in der die
von Ferdinand Roemer ^) namentlich aus dem Turonpläner von Oppeln beschriebenen Arten revidiert,
aber auch mehrere interessante neue Arten aufgestellt werden. Freiherr von Ungern - Sternberg ■^)
endlich hat vor einigen Jahren einige Hexactinellidenarten aus senonen Diluvialgeschieben von Ost- und
Westpreußen beschrieben. Damit kann ich die kurze Übersicht der wichtigsten Literatur schließen.
Auch die Bestimmung der fossilen Kieselspongien beruht auf der Kenntnis der Skelettstruktur
und hängt darum in erster Linie vom Erhaltungszustande des Skeletts ab. Darum mögen zunächst
einige Angaben über die in der nordwestdeutschen Kreide vorkommenden Erhaltungszustände und auch
über die Vorbereitung der Skelette zu Untersuchungszwecken etc. folgen. Wenn hier vom Skelett die Rede
ist, sind nicht etwa auch die Mikrosklere (Fleischnadeln) einbezogen, denn diese für die Abgrenzung großer
Gruppen des Systems so wichtigen Bestandteile des Spongienskeletts werden fast immer durch den Ver-
steinerungsprozeß zerstört. Das ist ein Umstand, der die Ermittelung der verwandtschaftlichen Bezie-
hungen fossiler Arten zu lebenden Familien ganz verhindern oder doch sehr erschweren kann.
1) G. J. HiNDE. Fossil Sponge-spicules from the Upper Chalk. München 1880.
— Catalogvie ot the Fossil Sponges in the geological Department of the British Museum. London 1883,
2) E. Courtiller. Éponges fossiles des Sables du Terrain crétacé supérieur des environs de Saumur. Annales de
la Société Linnéenne de Maine et Loire. Bd. IV, 1861.
3) A. E. Reüss. Die Versteinerungen der böhmischen Kreideformation. 1845 — 46.
Ph. PocTA. Beiträge zur Kenntnis der Spongien der böhmischen Kreideformation.
I. Abteilung: Hexactinellidae. Prag 1883.
II. Abteilung: Lithistidae. Prag 1884.
III. Abteilung: Tetractinellidae, Monactinellidae, Calcispongiae, Ceratospongiae, Nachtrag. Prag 1885.
°) R. Leonhard. Die Fauna der Kreideformation in Oberschlesien. Dies. Zeitschr. Bd. XLIV.
°) F. Roemer. Geologie von Oberschlesien. 1870.
') E. Freiherr von Ungern-Sternberg. Die Hexactinelliden der senonen Diluvialgeschiebe in Ost- und Westpreußen.
Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg i. Pr. Bd. XLIII, S. 133 — 150, Taf. IV— VI.
P.ilaeontographica. Suppl. V. 2
— 10 —
Das Stützskelett kann die ursprüngliche Zusammensetzung beibehalten haben und wie bei den
lebenden Silicea aus amorpher Kieselerde bestehen. Es kann aber auch in kristallinische Kieselerde, in
Kalkspat oder in Eisenoxydhydrat umgewandelt worden sein, wobei auch die Maschen mit Eisenhydroxyd
oder infiltrierter Kieselerde erfüllt werden können. An manchen Fundpunkten der nordwestdeutschen
Kreide weisen fast alle Gerüste dieselbe Erhaltung auf. Sämtliche oder fast alle Erhaltungszustände
können aber auch am Skelett eines einzigen Exemplares vorkommen.
Bei weitem am besten sind die Skelette der Spongien aus der Quadraten- Kreide von Oberg erhalten,
denn sie bestehen in der Regel noch gänzlich oder größtenteils aus amorpher Kieselerde. Zunächst einige
Worte über den Fundpunkt, der durch den Artenreichtum und die gute Erhaltung der dort vorkommenden
fossilen Spongien wohl alie Fundpunkte der Erde, die ])is jetzt bekannt geworden sind, übertreffen dürfte.
Er hat mir im Laufe der Jahre Hunderte von Arten geliefert, von denen viele zu Familien und Gattungen
gehören, die man wohl aus den Berichten der Tiefseeexpeditionen, aber noch nicht aus mesozoischen
Ablagerungen gekannt hat. Oberg ist ein Dörfchen, das etwa eine Wegstunde von der Bahnstation
Peine der Eisenbahnlinie Hannover-Braunschweig entfernt liegt. Die Stellen, wo die Spongien gefunden
werden, liegen auf der Oberger Feldmark an beiden Seiten der Landstraße von Oberg nach Ilsede und
zwar etwa in der Mitte zwischen den beiden Ortschaften. Als ich zum erstenmal den ausgezeichneten
Fundpunkt besuchte, oder vielmehr suchte, denn schon F. A. Roemer hat ihn angeführt, fand ich statt
der vermuteten Mergelgrube nur noch eine mit Gras bewachsene Bodensenkung. Auf den Äckern in der
Nähe lagen aber Schwammfragmente, die nach Behandelung mit Salzsäure das Skelett in untadeliger
Schönheit hergaben. Ich habe dann jahrelang im Herbste und im Frühjahre die Felder abgesucht und dabei
viele gute Stücke gefunden. Die Hauptmasse meines Materials erhielt ich aber erst, als man unweit der
alten Fundstelle eine Mergelgrube anlegte, aus der mehrere Jahre hindurch Mergel auf die Felder des Ritter-
guts in Oberg gefahren wurde.
Naturgemäß fallen auch in Oberg beim Sammeln die größeren Exemplare namentlich der Spongien
mit lithistidem Skeletthabitus leicht ins Auge. Anders verhält es sich mit den kleineren Arten und mit den
äußerst zarten Gerüsten der meisten Hexactinelliden. Es würde wenig lohnen, im Mergel nach Exemplaren
oder Fragmenten von Chonelasma, Periphragella, Eurete oder Farrea zu suchen, während man ziemlich
sicher auf Erfolg rechnen kann, wenn größere Mengen der Kalkbrocken, die in dem losen Mergel liegen, in
mit Wasser etwa im Verhältnis 1 : 5 stark verdünnter Salzsäure aufgelöst werden. Nach vollständiger
Lösung des Kalks wird der Ätzrückstand vorsichtig geschlemmt, bis nur die reinen Schwammskelette übrig
bleiben. Freilich muß man, um einigermaßen gut erhaltene Exemplare zu bekommen, größere Mengen der
spongienführenden Kalkbrocken verarbeiten. So habe ich, beiläufig bemerkt, im Laufe der Zeit über
1000 Liter Salzsäure verbraucht, ehe ich mir wohl sagen durfte, daß der Fundpunkt erschöpfend aus-
gebeutet sei Übrigens liefern die Stücke von Oberg keineswegs immer nvir gute Skelettpräparate,
wenn auch die rohen Exemplare fast stets untadelig scheinen. Größere Skelettpartieen sind häufig in
Kalkspat umgewandelt, und ein schönes Stück kann leicht verloren gehen, wenn es im Vertrauen auf die
gut erhaltene äußere Form ohne weiteres durchgeätzt wird. Darum empfehle ich, wertvolle Stücke zuerst
nur oberflächlich anzuätzen. Um die Formen zu erhalten, deren Skelette aus unverbundenen Nadeln
des regulären Typus bestehen (Geodiden, Tetilliden etc.), ätze man zahlreiche Kalkbrocken einige Minuten
an und untersuche sie nach dem Trocknen mit der Lupe. Nach vollständiger Lösung des Kalks würden
— 11 —
die Nadelhaufen auseinanderfallen. Die sehr kleinen Arten und die Jugendformen werden gefunden, wenn
nach dem Trocknen des geschlemmten Ätzrückstandes das Gemisch auf eine dunkle Unterlage gebracht
und portionsweise mit der Lupe durchsucht wird.
Sämtliche Skelette sind natürlich nach dem Ätzprozeß außerordentlich zerbrechlich. Als bestes
Verfestigungsmittel empfehle ich eine dünnflüssige Lösung von gummi arabicum, mit der die Skelette even-
tuell mehrere Male getränkt werden.
Das beste Einschlußmedium für die Oberger Spongienskelette ist Canadabalsam. Übrigens er-
hält man auch, wenn man sich schwacher Vergrößerungen bedient , deutliche Bilder bei auffallendem
Lichte. (Zweckmäßige Unterlage in diesem Falle schwarzes Wachs.)
Einem annähernd ebenso günstigen Erhaltungszustand wie bei den besten Oberger Spongien be-
gegnet man in selteneren Fällen auch bei Exemplaren aus dem Cuvieri-Pläner von Heere und aus der
Quadraten- und Mucronatenkreide von Misburg. In der Regel haben aber die an diesen Fundpunkten
vorkommenden Gerüste mehr oder weniger große Veränderungen erfahren. Das Skelett ist gänzlich oder
zum größten Teil verkalkt, und man erhält durch Ätzen überhaupt keine Skelettteile oder findet nach vor-
sichtigem Abschlemmen und Trocknen des Ätzrückstandes nur einige isolierte Kieselnadeln (bei den Silicea
mit lithistidem Skeletthabitus) oder kleine Fragmente der Wandung (bei den Hexactinelliden). Häufig
bestehen aber niu' die inneren Teile des Skeletts teilweise aus Kalkspat, z. T. aus rostbraunen oder grau-
blauen Eisenverbindungen, oder sie bilden einen strukturlosen Kieselklumpen, während die Oberfläche
gut erhalten und durch Ätzen herauszupräparieren ist. Für die Skelette von Misburg ist Canadabalsam
das beste Einschlußmedium, für die von Heere Glycerin oder Wasser. Ein Erhaltungsmodus, bei dem die
Skelette wohl die ursprüngliche Zusammensetzung aus amorpher Kieselerde behalten haben, aber schwer
oder gar nicht durch Ätzen freizulegen sind, kommt nicht selten bei den Stücken aus der Mucronaten-Kreide
A^on Ahlten und der Quadraten-Kreide von Biewende vor. Das Muttergestein enthält hier sandige Bestand-
teile und bei länger dauernder Anwendung von Salzsäurelösung werden wohl die zentralen Skelettpartieen
gereinigt, in die nur feiner Kalkschlamm eingedrungen ist, die oberflächlich gelegenen Teile aber nicht.
In solchen Fällen ist vor Beginn des Ätzens eine gründliche Reinigung der Oberfläche mit Schaber und
Stichel angebracht.
Die ungünstigste Erhaltung für Skelettuntersuchungen liegt vor, wenn das ganze Gerüst in rostbraunes
Eisenhydroxydumgewandelt worden ist, wie z. B. bei den Spongien ausdemScaphiten-Plänervon Nettlingen.
Die Maschen sind dann ebenfalls von den Eisenverbindungen ausgefüllt, und es gelingt auf keine Weise,
auch nicht durch Anfertigung von Dünnschliffen, die Skelettstruktur zu ermitteln. Zuweilen werden aber
die Spicula an der Oberfläche erkennbar, wenn man die Oberfläche der rostigen Spongien sorgfältig reinigt.
Einige Schwierigkeiten stellen sich auch der Bestimmung der Spongien mit verkalkten Skeletten
entgegen, die am Sudmerberg und bei Bülten-Adenstedt vorkommen. Wenn man die Fossilien aber an-
schleift und die Schlifffläche anfeuchtet oder mit spirituöser Schellacklösung überzieht, ist bei einiger
Übung nach den Schnitten der angeschliffenen Skelettelemente ziemlich sicher zu entscheiden, ob eine
Tetracladine, Megamorine oder Rhizomorine etc. vorliegt. Übrigens sind auch in diesen scheinbar total
verkalkten Skeletten fast immer Spicula vorhanden, die von dem Verkalkungsprozeß verschont geblieben
sind. Darum sollte man, ehe man sich entschließt, anzuschleifen oder Dünnschliffe anzufertigen, stets
versuchen, durch Auflösen eines größeren Teiles mit nachfolgendem Schlemmen des Ätzrückstandes iso-
— 12 —
lierte Skelettelemente oder zusammenhängende Skelettpartieen zu bekommen, zumal es in vielen Fällen
gar nicht möglich ist, ohne Kenntnis der kleinen Differenzierungen der Spicula, die nach der Beurteilung
von Schliffen in der Regel gar nicht oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand an Zeit und Mühe
zu erlangen ist, eine genaue Bestimmung auszuführen. Das beste Einschlußmedium für die Skelette vom
Sudmerberg und von Adenstedt-Bülten ist Glycerin.
Bei der Skelettuntersuchung der Spongien aus dem Senon von Glentorf ist manchmal die Anfertigung
von Dünnschliffen unerläßlich, denn diese Spongien sind ganz verkieselt. Gewöhnlich heben sich aber
stellenweise zahlreiche Skelettelemente durch weißliche Färbung deutlich von der bräunlichen, in dünnen
Plättchen durchscheinenden bis durchsichtigen Kieselmasse ab und es genügt eventuell, kleine Splitterchen
des Spongienkörpers gegen das Licht zu halten und mit einer guten Lupe zu untersuchen.
Um kurz zusammenzufassen: Bei allen in Eisenoxydhydrat umgewandelten verrosteten" Spongien
würde man von vornherein von einer Untersuchung der inneren Teile Abstand nehmen und nur die gut
gereinigte Oberfläche prüfen. Von den verkieselten Schwammkörpern müßten Dünnschliffe gemacht
werden, wenn nicht schon die Lupenuntersuchung kleiner durchsichtiger Splitter genügte. Alle anderen
fossilen Silicea wären zuerst einige Minuten mit stark durch Wasser verdünnter Salzsäure zu behandeln
und nach dem Trocknen mit der Lupe zu untersuchen. Dann ist meistens der Erhaltungszustand des
Skeletts leicht zu beurteilen. Dieser wird aber nur in seltenen Fällen gestatten, durch weitere Anwendung
von Salzsäurelösung das ganze Gerüst freizulegen. Doch werden sich in der Regel auch von Skeletten,
die fast vollständig verkalkt sind, durch Auflösen größerer Stücke des Schwammkörpers mit nachfolgendem
Schlemmen des Ätzrückstandes wenigstens einige gut erhaltene isolierte Kieselnadeln oder kleinere Skelett-
teile im Zusammenhang gewinnen lassen. Sonst muß man sich auch hier mit Dürmschliffen oder mit
Anschleifen zu behelfen suchen.
Wenn orientierte Schnitte durch Korrosionspräparate gemacht werden sollen, empfiehlt es sich,
das Objekt in reinen Canadabalsam einzubetten. Man bringt ein der Größe des Untersuchungsobjekts
entsprechendes Stück reinen Balsams über der Flamme langsam zum Schmelzen, legt das Schwammstück
hinein und kann, wenn der Balsam erkaltet ist, nach bekannten Methoden leicht Schliffe in beliebigen
Richtungen anfertigen.
Um isolierte Desme von Tetracladinen, Megamorinen etc., die ziemlich leicht unversehrt zu erhalten
sind, wenn eine Partie des korrodierten (aber nicht mit Gummi arabicum-Lösung getränkten) Skeletts
in einem Reagenzgläschen einige Zeit leicht geschüttelt wird, bei durchfallendem Lichte bequem von allen
Seiten untersuchen zu können, verschiebt man allmählich unter leichtem Drucke das Deckgläschen. Die
Skelettelemente drehen sich daÎDei in der Einbettungsflüssigkeit langsam nach jeder gewünschten Richtung.
In vollkommenster Abhängigkeit vom Erhaltungszustande der fossilen Spongien stehen naturgemäß
unsere Kenntnisse von der Zusammensetzung der Faunen in den zahlreichen Zonen und verschiedenen
Faciesgebilden der oberen Kreide; denn es liegt auf der Hand, daß eine Fauna unvollständig erforscht sein
muß und schwer richtig zu beurteilen und mit anderen zu vergleichen ist, wenn nur die großen und dick-
wandigen Arten bekannt sind, während es auch durch subtile Präparationsmethoden nicht gelingen will,
die vielen Spezies mit zarten Gerüsten nachzuweisen.
— 13 —
Am wenigsten beeinträchtigt ein ungünstiger Einfluß der Erhaltungsart die Kenntnis der Spongien
mit lithistidem Skeletthabitus. Es sind das meistens kompakte Typen, deren Körperform und Kanal-
system aucli noch erhalten bleiben, wenn die ursprünglichen Bestandteile des Skeletts vollständig zerstört
und durch andere mineralische Stoffe ersetzt worden sind. Ich darf darum behaupten, daß die hierunter
gegebenen Fossillisten ein ziemlich richtiges Bild von der vertikalen und horizontalen Verbreitung der
Spezies aus den Familien der Tetracladinidae , Megamorinidae, Corallistidae, Helomorinidae, Rhizo-
morinidae und S phaerocladinidae geben.
Anders steht es aber mit den übrigen Familien der Tetraxonia und Monaxonia. Die Tetraxonia mit
unverbundenen Skelettnadeln des regulären Typus, also die Pachastrelliden, Geodiden, Tetilliden etc.
dürften bereits in der oberen Kreide eine Verbreitung und Entwicklungshöhe erreicht haben, die man
nach den verhältnismäßig sehr seltenen Funden vollständiger Exemplare kaum vermuten möchte. Davon
zeugen die zahllosen regulären Spicula von den mannigfaltigsten Formen und Größen, die stets im Ätz-
rückstande spongienführender Gesteine vorkommen. Es ist mir aber nur bei einem einzigen Horizonte des
Senons gelungen, von diesen Schwämmen eine größere Anzahl Arten aufzufinden und zwar nur an einem
Fundpunkte (Oberg). (Übrigens meine ich hier keine Arten, die auf einzelne Spicula begründet worden
sind, sondern nur solche, bei denen außer der mehr oder weniger gut erhaltenen Körperform auch zahlreiche
Nadeln von gleicher Form und Kombinationen von iNadelformen ähnlich wie bei den jetzt lebenden Arten
nachzuweisen waren.) Daraus, daß diese oder verwandte Spezies aus den anderen Horizonten nicht an-
geführt werden, ist keinesfalls der Schluß zu ziehen, daß sie nicht vorhanden gewesen wären. Vielmehr
sind sie in dem einen Falle infolge ihrer guten Erhaltung und durch Anwendung zweckmäßiger Präpara-
tionsmethoden gefunden worden, während sie gewöhnlich den zerstörenden Einwirkungen des Versteine-
rungsprozesses nicht widerstanden haben.
Am lückenhaftesten sind aber unsre Kenntnisse von der Verbreitung der Hexactinelliden. Die
relativ dickwandigen Schwammkörper der V entriculitidae , Coeloptychidae, Maeandrospongidae etc., die
seit langer Zeit aus Schichten verschiedenster Facies bekannt sind, konnten auch unter ungünstigen Er-
haltungsbedingungen überliefert werden. Anders ist es mit den zarten Gerüsten der Gattungen Farrea,
Eurete, Periphragella, Chonelasma etc. Diese geben die denkbar ungünstigsten Erhaltungsobjekte ab und
ich habe sie darum auch nur in der Quadraten-Kreide von Oberg gefunden, wo die Erhaltungs-
bedingungen ganz ungewöhnlich günstige sind. Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß Euretiden,
Farreïden etc. auch in den älteren Etagen der oberen Kreide begraben liegen.
Die Listen, die ich hier über die vertikale Verbreitung der Arten — zunächst der Tetraxonia und
Monaxonia gebe, haben also fast alle nui' einen relativen Wert. Auf Vollständigkeit kann aber das
Artenverzeichnis der Spongien aus der Quadraten-Kreide Anspruch machen, weil es sich hauptsächlich
auf einen Fundpunkt (Oberg) stützt, an dem die Erhaltungsbedingungen beispiellos günstige sind.
Die übrigen Listen werden ein ziemlich richtiges Bild von der Verteilung der Silicea mit lithistidem
Skeletthabitus geben. Daraus, daß aus den meisten Horizonten keine Monaxonia und Tetraxonia mit
unverbundenen Nadeln aufgezählt werden, ist aber nicht der SchluJ5 zu ziehen, daß diese Schwämme
nicht vorhanden gewesen wären. Gerade beim Studium der fossilen Schwämme hat man stets mit
der großen Lückenhaftigkeit der paläontologischen Überlieferung zu kämpfen.
Ich gebe nun eine Tabelle der Alters- und Faciesverhältnisse der wichtigsten Spongienfundpunkte.
— 14 —
Alters- und Faciesverhältnisse der wichtigsten Spongienfundpunkte.
Mucronaten-Senon.
Lüneburg (Bläuliclie Tonkreide mit Helicoceras polyplocum A. RoEM.sp.).
Steinbruch der Zementfabrik Teutonia in Misburg (Kalkmergel mit
Epiaster gibbus Schlüter, Pachydiscus pseudo-Stobaei Moberg sp.,
Pachydiscus galicianus Favre sp., Scaphites spiniger Schlüter etc.).
Alilten, Coesfeld (Mergelsandstein mit Belemnitella mucronata). |
Quadraten-Senon .
Steinbruch der Zementfabrik Germania in Misburg (Kalkmergel mit ( op
Actinocamax quadratus Blainv., Micraster gibbus Lam. (Desor), Offaster ^
pilula Lam. (Desor), etc.).
Oberg, Adenstedter Kalkofen, Biewende, Vordorf, Schwiechelt ; Grün-
sand zwischen Boimstorf und Glentorf mit Actinocamax quadratus;
Ilsenburg-Mergel; Coesfeld (Mergelkalk mit Actinocamax quadratus).
Granulaten-Senon.
Ton der Umgegend von Braunschweig mit Actinocamax granulatus
Blainv. em. Schlüter, Actinocamax Grossouvrei Janet, Inoceramus g
lobatus, Inoceramus lingua. 'g
Ton von Gleidingen mit Actinocamax granulatus, Actinocamax verus.
Adenstedt-Bülten (Sandmergel mit Inoceramus cardissoides, Inoceramus ^
Cripsi). i %
Westfalicus-Senon
oder Emscher.
Adenstedt-Bülten (Eisensteinkreide).
Spongienmergel im Liegenden des Sudmerbergkonglomerats.
Eisenbahneinschnitt am Petersberge bei Goslar (Mergel mit I710- 2
... 0
ceramus digitatus.) .'S
/ h-3
Cuvieri-Turoii.
Heere, Salder, Paderborn (Plänerkalk mit Inoceramus Ciivieri.)
Breviporus-Turon .
(Scaphiten-Pläner.)
Nettlingen, Halberstadt, Heiningen, Gr. Flöthe (Plänerkalk mit
Micraster breviporus , Helicoceras Reussianum, lokal mit Scaphiten.)
Breviporus-Kalkstein, -Mergel und -Grünsand des Teutoburger Waldes.
œ
Brongniarti-Turon .
Ohne Spongien. Galeritenschichten lokal (Fleischerkamp bei Salzgitter) §
mit Cystispongia.
_— — _— ___ [ 0}
Labiatus-Turon.
Ohne Spongien. ^
<ü
Rliotomagensis-
Cenoman
CC
e<-i
Kahnstein bei Langelsheim (nach F. A. Roemer). p
Varians-Cenom a n .
Kahnstein bei Langelsheim (nach F. A. Roemer).
Steinbruch der Norddeutschen Zementfabrik in Misburg.
— 15 —
Die ältesten kieselspongienführenden Ablagerungen unserer oberen Kreide sind die cenomanen
Kalkmergel und Plänerkalke init Schloenbachia varians Sow. sp. und Acanthoceras Mantelli Sow. sp. An
den meisten Aufschlüssen kommen dieSpongien allerdings nur sehr selten vor. Z. B. habe ich im Varians-
pläner von Misburg, der jahrelang durch die großen Steinbrüche der „Norddeutschen Zementfabrik"
und der Zementfabrik „Kronsberg" gut aufgeschlossen war und eine reiche Cephalopoden- und Echiniden-
fauna geliefert hat, bei intensiver Sammeltätigkeit nur einmal eine Spongie gefunden. F. A. Roemer
liat aber vom Kahnstein bei Langelsheim 11 Arten, meist Hexactinelliden, beschrieben. Jetzt ist dieser
Fundpunkt erschöpft.
Aus den nächst] üngeren Schichten mit Acanthoceras rhotomagense führt F. A. Roemer 2 Hexac-
tinellidenarten an, beide ebenfalls vom Kahnsteine. Ich selber kenne auch aus dem Rhotomagensispläner
keine Spongie, obgleich ich mehrere Aufschlüsse jahrelang besucht habe.
Die letztgenannten Schichten werden überlagert vom Labiatuspläner. Roemer will in diesem
Horizont eine Spezies am Osterholz bei Salzgitter gefunden haben. Mir ist kein Fund gelungen und auch
Wollemann ^) erwähnt keine Spongie in seiner zahlreiche Aufschlüsse berücksichtigenden Liste der Ver-
steinerungen aus dem Labiatenpläner der Umgebung von Braunschweig.
Auf die Schichten mit Inoceramus labiatus Schloth. folgen die Pläner und Mergelkalke mit Ino-
ceramus Brogniarti Sow. Sie sind ebenfalls fast frei von Spongien. Nur in der sogenannten Galeriten-
Facies kommt lokal z. B. am Fleischercamp bei Salzgitter Cystispongia bursa Roem. sp. vor. Aus dem
typischen Brogniarti-Pläner Nordwestdeutschlands führt auch Roemer keine Spongien an.
Leonhard nennt allerdings aus der Brongniartizone des Oppelner Turons Ventriculites angustatus
Roem. sp.. Ventriculites radiatus Mant. sp., Leptophragma fragilis Roem. sp., Amphithelion tenue Roem sp.
und Plocoscyphia tenuilobata Leonh. Leonhard hat aber m.E. die obere Grenze der Brongniartizone in
den Scaphitenpläner verlegt. Nach der Ansicht Leonhards soll die Brongniartizone in den Oppelner
Kalksteinbrüchen gegen den Scaphitenpläner durch zwei tonreiche Zwischenlagen mit Terebratulina
gracilis abgeschlossen sein. Da aber ein wesentlicher Unterschied im petrographischen und faunistischen
Habitus der Turonschichten über und unter den Terebratulinabänkchen nicht vorhanden ist, vielmehr
fast alle Spongien, Echiniden, Zweischaler, Cephalopoden etc., die Leonhard aus seiner Scaphitenzone
anführt, auch in der sog. Brongniartizone von Oppeln gefunden werden, dürfte die Ansicht nicht von der
Hand zu weisen sein, daß die Äquivalente des Nordwestdeutschen Brongniarti-Pläners in den Oppelner
Steinbrüchen bis jetzt noch nicht aufgeschlossen worden sind. Ich sehe darum vom Turon der Um-
gebung von Oppeln nur die fossilarmen und wie in Nord Westdeutschland gänzlich spongienfreien Mergel-
kalke von Groschowitz, die in den höheren Lagen fast ausschließlich Inoceramus Brongniarti führen, als
Äquivalente der nordwestdeutschen Brongniartipläner an.
Mit dem Scaphitenpläner beginnt die Reihe der durch das häufige Vorkommen von Kieselspongien
ausgezeichneten Schichten. Das Verzeichnis der tetraxonen und monaxonen Silicea aus dem Scaphiten-
pläner basiert namentlich auf den Vorkommnissen aus dem Scaphitenpläner von Halberstadt, den Herr
E. Torger in Halberstadt jahrelang mit großem Eifer ausgebeutet hat, und dem Scaphitenpläner von
Nettlingen, wo ich selber viele hundert Individuen gesammelt habe. Die Nettlinger Steinbrüche liegen
A. Wollemann, Aufschlüsse und Versteinerungen im Turon der Kreise Braunschweig und Wolfenbüttel ein-
schließhch des Oderwaldes. 12. Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig. 1901 S. 51.
— 16 —
etwa 1 km südöstlich vom Dorfe dicht an der Chaussee Nettlingen- Nordassel und sind alle in denselben
Schichten angesetzt. (In dem verlassenen Steinbruche mit Kalkofen, der einige hundert Meter südUch
von diesen Steinbrüchen an dem Feldwege von Nettlingen nach Luttrum hegt und möglicherweise einen
anderen Horizont aufschließt, habe ich nicht gesammelt.)
Über das Alter der Schichten von NettUngen ist es zu Meinungsverschiedenheiten^) gekommen.
Darum gebe ich zunächst eine Liste der bei Netthngen von mir gesammelten Cephalopodeii, Zwei-
schaler, Echiniden etc. nach den Bestimmungen des Herrn Dr. Wollemann.
Liste der Fossilien aus dem Scaphitenpläner von Nettlingen. (Mit Ausnahme der Spongien).
Pachydiscus peramplus Mant. sp.
Helicoceras flexuosum Schlüter.
Puzosia M aller i Grossouvre.
Pleurotomaria linearis Mant.
Spondylus spinosus Sow.
,, latus Sow.
Ostrea hippopodium Nilsson.
Inoceramus latus Mant.
,, inaequivalvis Schlüt.
Brogniarti Sow.
Rhynchonella Cuvieri d'ORB.
Terehratula subrotunda Sow. (Typische Form und
Riesenform.)
Stereocidaris Reussii Geinitz sp.
Echinoconus subconicus d'ORB.
Ananchytes ovatus Lam.
Holaster planus Mant.
Micraster breviporus Ag.
Micraster cor -testudinarium Goldf. sp.
Infulaster excentricus Rose sp.
Parasmilia rudis Edw. u. Haime.
Das Verzeichnis enthält mit Ausnahme von Puzosia Mülleri keine Art, die nicht schon länger aus
dem Scaphitenpläner bekannt wäre. Mehrere Arten gehen in den Brogniartipläner, z. T. sogar in den
Labiatuspläner liinunter und kommen darum bei der Altersbestimmung weniger in Frage. Es sind Pleuro-
tomaria linearis, Spondylus spinosus (Brongniarti-Pläner von Groschowitz), Spondylus latus, Inoceramus
Brogniarti, Ostrea hippopodium, Rhynchonella Cuvieri , Terehratula subrotunda (die typische Form),
Echinoconus subconicus, Ananchytes ovatus, Infulaster excentricus, Holaster planus, Micraster breviporus und
Parasmilia rudis.
Inoceramus latus, Inoceramus inaequivahis, die Riesenform von Terebratula subrotunda und Stereo-
cidaris Reussii sind aber Leitfossilien der Scaphitenpläner. Pachydiscus peramplus, der im Brongniartipläner
sehr selten ist, aber im Scapli,itenpläner das Maximum seiner Häufigkeit erreicht, ist bei Nettlingen nicht
selten. Helicoceras flexuosum und Micraster cor-testudinarium kommen im Scaphiten- und im Cuvieripläner,
aber nicht im Brogniartipläner vor. Puzosia Mülleri war bisher nur aus dem Cuvieri-Pläner bekannt.
1) A. Wollemann, Das Alter des Turons von Nettlingen bei Hildesheim. Centralblatt für Mineralogie etc. 1902,
S. 179—181.
H. Menzel, Über das Alter des Turons von Nettlingen bei Hildesheim. Centralblatt für Mineralogie etc. 1902.
S. 305—309.
A. WoLLEM.\NN, Noch einmal Nettlingen. Centralblatt für Mineralogie 1902, S. 398—402.
A. VVoLLEM.\NN, Puzosia Mülleri Grossouvre aus dem Scaphitenpläner von Nettlingen. Centralblatt für Minera-
logie etc. 1905, S. 452—453.
#
— 17 —
Die Zusammensetzung der Fauna weist auf die höheren Schichten des Scaphitenpläner hin.
Scaphiten fehlen allerdings bei Nettlingen. Herr Wollemann hat aber in einem Steinbruche in der
Nähe von Salder Scaphites Geinilzii d'OßB. in Gesellschaft fast aller auch bei Nettlingen vorkommenden
Arten gefunden.
Verzeichnis der im Scaphitenpläner vorkommenden Kieselspongien.
(Mit Ausschluß der Hexactinelliden).
Brochodora (Doryderma) Roemeri Hinde sp.
Phalangium scytaliforme Schrammen.
Phymatella spinosa Schrammen.
„ intumescens Roemer sp.
Thecosiphonia ramosa Schrammen.
„ Torgeri Schrammen.
Jerea Quenstedti v. Zittel.
Pholidocladia dichotoma Hinde.
Isoraphinia texta Roemer sp.
Pachycothon giganteum Roem. sp.
Halichondria Lendenfeldi Schrammen.
Rhizopsis horrida Schrammen.
Opetionella poculum Schrammen.
Verruciilina tenuis Roemer sp.
damaecornis Roemer sp.
„ convoluta Quenstedt sp.
„ crassa Roemer sp.
„ miliaris Reuss sp.
seriatopora Roemer sp.
Stichophyma robusta Schrammen.
verrucosa Roemer sp.
Stachyspongia ramosa Quenst. sp.
Scytalia ter ehr ata Phillips sp.
Chonella tenuis Roem. sp.
Seliscothon planum Phillips sp.
Von diesen Spezies sind auf den Scaphitenpläner beschränkt Phymatella spinosa, Thecosiphonia
ramosa, Thecosiphonia Torgeri, Halichondria Lendenfeldi, Opetionella poculum, Stichophyma robusta und
Stachyspongia ramosa.
Bis in den Cuvieripläner gehen Phalangium scytaliforme, Phymatella intumescens, Isoraphinia
texta, Verruculina crassa, Verruculina damaecornis, Stichophyma verrucosa. Bis in die Quadratenkreide:
Jerea Quenstedti, Pholidocladia dichotoma, Rhizopsis horrida. Bis in die Mucronatenkreide : Brochodora
Roemeri, Jerea Quenstedti, Verruculina tenuis, Verruculina convoluta, Verruculina seriatopora, Scytalia
terebrata, Chonella tenuis und Seliscothon planum.
Bemerkenswert ist das Vorkommen von Halichondria Lendenfeldi, der ersten und einzigen fossilen
Halichondriaart. Sie lehnt sich in der äußeren Form und in der Oberflächenstruktur eng an die in der
Jetztzeit lebenden Arten an, steht aber sonst ganz isoliert, denn aus anderen Schichten der oberen
Kreide und aus postcretaceischen Ablagerungen ist noch keine Halichondria bekannt geworden.
Exemplare von Pachycothon giganteum sind im Scaphitenpläner häufig und erreichen lokal bedeu-
tende Größe, z. B. bei Halberstadt. Aus dem Cuvieripläner kenne ich die Art nicht. In der Quadraten-
und Mucronatenkreide ist sie wieder ziemlich häufig. Ähnlich verhält sich Jerea Quenstedti, die bei
Halberstadt eine der häufigsten Arten ist, im Cuvieripläner von Hannover nicht gefunden wird , aber
in der Quadratenkreide nicht ganz selten vorkommt.
P-.ilaeontograi)liicti. Sappl. V. 3
— 18 —
Aus dem Scaphilenpläner des Teutoburger Waldes führt Elbert Isoraphinia texta, cf. Phymatella
intumescens Roem. sp., Amphithelion circumporosum Quenst. sp. (= Verniculina crassa Roem. sp.) und
Amphitelion tenue Quenst. sp. (= Verruculina tenuis Roem. sp.) an, vier Arten, die auch bei Nett-
lingen und Halberstadt vorkommen.
Leonhard ^) beschreibt aus dem Scaphitenpläner von Oppeln Verruculina tenuis Roem. sp. und
2 Phymatellaarten, von denen ich wenigstens die eine, Phymatella plicata Quenstedt sp., für synonym
mit Phymatella intumescens Roem. sp. halten möchte.
Nach Wollemann ^) kommen im Scaphitenpläner der Umgebung von Rraunschweig Verruculina
tenuis Roem. sp., Stichophyma sparsa Reuss sp. und Stachyspongia tuberculosa Roem. sp. vor. Mit Sticho-
phyma sparsa ist wohl Stichophyma verrucosa Roem. sp., mit Stachyspongia tuberculosa Stachyspongia
ramosa Quenst. sp. gemeint.
Der Scaphitenpläner wird überlagert vom Cuvieripläner, dessen Spongienfauna sich eng an die
des Scaphitenpläners anschließt. Der Reichtum an Individuen wird größer. Die Artenzahl nimmt min-
destens nicht ab. Daß ich trotzdem weniger Arten wie aus dem Scaphitenpläner anführe, liegt
an den schlechteren Aufschlußverhältnissen. Als die ergiebigsten Fundpunkte erwiesen sich mehrere in
den Gemarkungen der Dörfer Gr.- und Kl. -Heere und Sehlde am Hainberge bei Ringelheim gelegene
Steinbrüche, in denen gelegentlich Material zum Wegebau gewonnen wird, und der Steinbruch der
Zementfabrik bei Salder (an der Bahnstrecke Braunschweig-Derneburg). Ich kenne aus dem Cuvieripläner
folgende Tetraxonia und Monaxonia:
Procorallistes polymorphus Schrammen.
Phalangium scytaliforme Schrammen.
Phymatella intumescens Roem er sp.
Thecosiphonia nobilis Roem er sp.
Astrocladia laevis Roemer sp.
Ophiraphidites annulatus Schrammen.
Isoraphinia texta Roemer sp.
Opetionella radians v. Zittel.
Verruculina tenuis Roemer sp.
Verruculina convoluta Quenstedt sp.
,, crassa Roemer sp.
Stichophyma verrucosa Roemer sp.
Stachyspongia spica Roemer sp.
Scytalia terebrata Phillips sp.
,, cylindrata Schrammen.
Cytoracea turbinata Schrammen.
Leiochonia pinguis Schrammen.
Seliscothon planum Phillips sp.
Hiervon sind auf den Cuvieripläner beschränkt Astrocladia laevis, Opetionella radians, Stachy-
spongia spica und Leiochonia pinguis. Thecosiphonia nobilis und Isoraphinia texta erreichen den Höhepunkt
und zugleich das Ende ihrer- Entwickelung. Auch Phalangium scytaliforme, Phymatella intumescens,
Verruculina crassa und Stichophyma verrucosa überschreiten nicht die oberen Grenzen des Cuvieri-Pläners.
Ophiraphidites annulatus, die älteste Ophiraphiditesart, geht aber noch bis in die Quadratenkreide hinauf.
Procorallistes polymorphus, Verruculina tenuis, Verruculina convoluta, Scytalia terebrata, Scytalia cylindrata,
Cytoracea turbinata und Seliscothon planum steigen sogar bis in die Mucronatenkreide.
M Joh. Elbert, das untere Angoumien in den Osningbergketten des Teutoburger Waldes,
naturhist. Vereins der preußischen Rheinlande etc. 58. Jahrgang. Bonn 1901. S. 97 u. f.
2) a. a. O. S. 37 u. f.
a. a. O. S. 53.
Verhandlungen des
— 19 —
PocTA^) hat die Spongienlauna des Cuvieripläners von Paderborn untersucht und außer einer
Anzahl HexactinelUdenarten auch Isoraphinia simplicissima Pocta (= Pachycothon giganteum RoEM.sp.)
Thecosiphonia grandis Roem. sp. (= Thecosiphonia nobilis Roem. sp.), Pachypoterion cupulare Pocta, eine
Phymaiella sp., Chonella sp. und Verruculina sp. gefunden. Die generische Stellung -von Pachypoterion
cupulare Pocta halte ich für unsicher. Denn die von Pocta abgebildeten und Pachypoterion zu-
geschriebenen Skelettelemente sind durch den Versteinerungsprozeß etc. derart verunstaltet , daß es ge-
wagt scheint, nach ihnen auf verwandtschaftliche Beziehungen zur Gattung Pachypoterion Hinde
zu schließen.
Wollemann ^) führt aus dem Cuvieripläner von Salder außer Verruculina crassa, Verruculina
tenuis, Scytalia terebrata, Isoraphinia texta, Phymatella intumescens und Thecosiphonia nobilis noch Sticho-
phyma sparsa Reuss sp., Seliscothon Roemeri Pomel sp. und Seliscothon capitatum Phill. sp. an. Wolle-
mann's Stichophynia sparsa dürfte richtiger als Stichophyma verrucosa Roem. sp. zu bezeichnen sein.
Seliscothon Roemeri und Seliscothon capitatum, deren Belegstücke Herr Wollemann mir gütigst über-
lassen hat, halte ich für verschiedene Altersstufen einer neuen Leiochoniaart (L. pinguis Schrammen).
Nach der Ablagerung des Cuvieripläners trat in Nordwestdeutschland eine Verflachung des
Kreidemeeres und damit lokal eine Veränderung der Faciesverhältnisse ein. Unsere Kenntnisse von
der Kontinuität der Faunen bekommen dadurch eine Lücke. Die Cuvieripläner, Scaphitenpläner etc.
sind durch den Gesteinscharakter, die Zusammensetzung der allgemeinen Fauna und der Spongienfauna
als Tiefseesedimente gekennzeichnet, während die Sandmergel, Sande, Konglomerate und Tone der
Westfalicuskreide oder des Emscliers und dann der Granulatenkreide, die auf den Cuvieripläner folgen,
sich durch ihre organischen Einschlüsse als Absätze eines seichteren Meeres und als Küstensedimente
erweisen.
Die Spongienfaunen aus der Tiefseefacies der Westfalicus- und Granulatenkreide sind in Nord-
westdeutschland ebenso unbekannt wie die Faunen der Küstenfacies der Cuvieri-, Scaphiten- etc. Pläner.
Die ältesten spongienführenden Ablagerungen der Westfalicuskreide sind Sandmergel mit Actino-
camax westfalicus, Inoceramus digitatus etc., die seinerzeit durch einen Eisenbahneinschnitt am Peters-
berge bei Goslar aufgeschlossen gewesen sind. Herr Lehrer W. Reitemeyer in Goslar hat den Aufschluß
ausgebeutet und mir freundlicher Weise das gesammelte Material zur Bestimmung überlassen. Es ent-
hielt dieselben Arten, die auch in den hangenden Schichten, den sog. Siphonienmergeln, des Sudmer-
berges gefunden werden. Die Sudmerbergfauna ist aber artenreicher. Im Bahneinschnitt ist Coelo-
corypha subglobosa v. Zitt. häufiger, in den Siphonienmergeln Jereica punctata Goldf. sp. Weiter
kommt in der Zusammensetzung der Spongienfauna die Altersverschiedenheit kaum zum Ausdruck.
Die fossilreichen und altberühmten Siphonienmergel des Sudmerberges sind infolge von Auf-
forstungen jetzt leider nicht mehr gut aufgeschlossen, wenn auch gelegentlich noch manches schöne
Stück auswittert. Die Mergel gehören nach Stolley ^) z. T. noch zur Westfalicuskreide, z. T. schon zur
untersten Granulatenkreide.
M Zeitschr. d. Deutsch, geol. Ges. 1890, S. 217—232.
a. a. 0. S. 53.
• ^) E. Stolley, Über die Gliederung des norddeutschen und baltischen Senon. Archiv für Anthropologie und Geo-
logie Schleswig-Holsteins, Bd. 2, S. 236 und 239.
— 20 —
Liste der im Bahneinschnitt Petersberg und am Sudmerberg vorkommenden
Arten. (Ohne die Hexactinelliden.)
Arten aus den Emscher-Schichten mit Inoceramus digitatus (Petersberg).
Trachysycon muricatum Roemer sp. Seliscothon marginatum Roemer sp.
Siphonia Griepenkerli Schrammen. Cytoracea grandis Roemer sp.
cf. Phymatella bullosa v. Zittel. ,, costata Roemer sp.
Lopadophorus Janus Roemer sp. ,, impressa Roemer sp.
Pachinion familiäre Roemer sp. Coelocorypha suhglobosa v. Zittel (häufig).
Pachytrachelus conicus Roemer sp. Jereica punctata Goldfuss sp. (selten).
Seliscothon Mantelli Goldfuss sp.
Arten aus den Siphonienniergeln (Sudmerberg).
Pachypoterion Koeneni Schrammen. Coelocorypha suhglobosa v. Zittel.
Pachinion familiäre Roemer sp. Coelocorypha socialis Roemer sp.
Callopegma depressa Roemer sp. ,, acuta Roemer sp.
Siphonia Griepenkerli Schrammen. Astrobolia hemisphaerica Roemer sp.
Trachysycon muricatum Roemer sp. tenella Roemer sp.
Lopadophorus Janus Roemer sp. globosa Roemer sp.
Pachycothon giganteum Roemer sp. Cytoracea impressa Roemer sp.
Scolioraphis tesselata Roemer sp. grandis Roemer sp.
Verruculina tenuis Roemer sp. ,, costata Schrammen.
seriaiopora Roemer sp. Bolidium palmatum Roemer sp.
micrommata Roemer sp. Chonella auriformis Roemer sp.
„ angulata Schrammen. " Seliscothon marginatum Roemer sp.
Stichophyma turbinata Roemer sp. „ Mantelli Goldfuss sp.
Jereica punctata Goldfuss sp. Pachytrachelus conicus Roemer sp.
Hiervon sind die meisten Arten nur aus der Sudinerbergfacies des Emschers bezw. der Granulaten-
kreide bekannt, nämlich Pachinion familiäre, Callopegma depressa, Trachysycon muricatum, Lopado-
phorus Janus, Scolioraphis tesselata, Verruculina micrommata, Verruculina angulata , Jereica punctata,
Coelocorypha subglobosa, socialis und acuta, Astrobolia hemisphaerica, tenella und globosa, Cytoracea im-
pressa, grandis und costata, Bolidium palmatum und Pachytrachelus conicus.
Die Facies- und die Etagengrenzen überschreiten Pachypoterion Koeneni, Siphonia Griepenkerli
und Stichophyma turbinata, die bis in die Quadratenkreide gehen, und Pachycothon giganteum, Verruculina
tenuis, Verruculina seriatopora, Chonella auriformis und Seliscothon Mantelli, die sogar noch in der Mucro-
natenkreide gefunden werden.
Ein Vergleich der in der Strand- und Küsten facies des Sudmerberges vorkommenden Arten mit
den nächstverwandten Arten aus den Tiefseesedimenten der oberen Kreide zeigt den gesetzmäßigen
Einfluß der Facies auf die Körperform bezw. die Abhängigkeit der Körperform von der Facies. So
produzieren alle Gattungen, deren Tiefseearten langgestielt-zylindris^h sind, in der Sudmerbergfacies
— 21 —
apfel- und birnförmige, kugelige und sogar halbkugelige Gestalten mit kurzem Stiel oder lappig ver-
breiterter Basis. Als Beispiele wähle ich Arten der zu drei verschiedenen Familien gehörenden Gattungen
Siphonia, Jereica und Pachytrachelus. Siphonia tubulosa Roem. sp., eine Tetracladine aus den ganz
unzweifelhaft Tiefseeablagerungen darstellenden Kalkmergeln der Mucronaten- und Quadratenkreide, ist
langgestreckt-zylindrisch und langgestielt. Die am Sudmerberg vorkommende nächstverwandte Spezies
Siphonia Griepenkerli Schrammen ist kugelig, birn- oder apfelförmig und hat einen ganz kurzen, dicken
Stiel. Die Rhizomorine Jereica polystoma Roem. sp. aus der Quadraten- und Mucronatenkreide hat
dieselbe Gestalt wie Siphonia tubulosa. Jereica punctata Goldf. sp. vom Sudmerberge ist wieder kugelig-,
apfel- oder birnförmig und kurz gestielt. Am ausgeprägtesten sind diese Formverschiedenheiten aber beiden
Spezies der Gattung Pachytrachelus (Familie Sphaerocladinidae) entwickelt. Die beiden Arten aus der Kalk-
mergclfacies bilden 'lange Zylinder. Die Sudmerbergart ist kugelig oder gewöhnlich sogar nur halbkugelig.
Bei den Gattungen mit becher-, ohr- oder blattförmigen Arten wie Seliscothon, Verruculina, Lopado-
phorus und Chonella sind die am Sudmerberge vorkommenden Spezies viel dickwandiger und massiger
als die nächstverwandten Kalkmergelformen.
Die am Sudmerberge bei Gattungen aus ganz verschiedenen Familien zu beobachtende konver-
gente Ausbildung kugeliger, knolliger und dickwandiger Schwammkörper ist als Anpassung an geringe
Meerestiefen zu erklären. Bei der Beurteilung der Faciesverhältnisse mesozoischer Sedimente ist darum
allein aus dem Vorhandensein einer aus zahlreichen Spongienarten mit lithistidem Skeletthabitus und aus
Hexactinelliden zusammengesetzten Fauna nicht immer ohne weiteres auf Tiefseebildungen zu schließen,
wenn auch in den neuzeitlichen Ozeanen eine derartig zusammengesetzte Fauna an die Tiefsee gebunden
zu sein scheint.
In der Facies ungefähr gleichartig und mit den liegendsten Bänken auch wohl z. T. von dem-
selben Alter wie die oberen Sudmerbergschichten, kommen nun die durch großen Individuenreichtum an
fossilen Spongien ausgezeichneten Konglomerate und Mergel von Adenstedt-Bülten. Die Eisenstein-
konglomerate der älteren Schichten mit Actinocamax westfalicus gehören zum Emscher. Die sandigen
Kalkmergel über den Eisensteinkonglomeraten, die nach Stolley Übergangsformen von Actinocamax
westfalicus zu A. granulatus, Actinocamax granulatus, Inoceramus cardissoides , Inoceramus Cripsi etc.
führen, werden als Grenzschichten der Westfalicus- und Granulatenkreide bezw. als untere Granulaten-
kreide angesehen.
Spongien kommen in allen Lagen häufig vor. Die Horizonte der hier aufgezählten Arten habe
ich aber nicht genau ermitteln können, weil die Exemplare auf den Schutthalden gesammelt worden
sind. Wahrscheinlich stammen die meisten Spezies aus den sandigen Kalkmergeln mit Actinocamax
granulatus und Inoceramus cardissoides. Es sind folgende Arten:
Pachypoterion Koeneni Schrammen. Jereica excavata Schrammen.
Callopegma acaulis v. Zittel. „ turbo Schrammen.
Seliscothon Mantelli Goldfuss sp. Macrobrochus emscheris Schrammen.
„ pingue Schrammen.
Die Schwämme der Bülten-Adenstedter Kreide zeichnen sich selten durch gute Erhaltung, aber
häufig durch ungewöhnliche Größe aus. Dadurch wird der Anreiz zum Sammeln und zum Mitnehmen
— 22 —
nicht erhöht. Mit den Sudmerbergschichten haben die Adenstedt-Bültener Kreideablagerungen nur
Seliscothon Mantelli und Pachypoterion Koeneni gemeinsam, zwei langlebige Arten, die bis in die
Quadratenkreide gehen. Die für die älteren Sudmerbergschichten so bezeichnende Coelocorypha sub-
globosa fehlt in Adenstedt-Bülten. Auch Jereica punctata habe ich nicht gefunden. Jereica excavata
dürfte zu dieser in den oberen Sudmerbergschichten häufigen Art im Verhältnis einer jüngeren Mutation
stehen. Von besonderem Interesse ist Macrohrochus emscheris, eine Form, die in der Skelettstruktur
und im Habitus paläozoischen Schwämmen nahesteht. Von den am Sudmerberge so häufigen Cytoracea-
arten ist mir in Adenstedt-Bülten nichts bekannt geworden.
Wenn man unter der Voraussetzung der Faciesgleichheit oder Ähnlichkeit und nur nach den
Spongienarten die Altersverhältnisse der Sudmerbergschichten und der Schichten von Adenstedt-Bülten
zu beurteilen hätte, wäre das Ergebnis , daß auch die ältesten bei Adenstedt-Bülten aufgeschlossenen
Ablagerungen noch jünger sind als die sog. Siphonienmergel des Sudmerberges.
Die nächstjüngeren Schichten der Granulatenkreide mit Spongien sind die namentlich in der Um-
gebung von Braunschweig durch Ziegeleibetriebe aufgeschlossenen sandigen Tone mit Inoceramus lohatus,
Inoceramus lingua, Actinocamax Grossouvrei etc. Während aber die spongienführende Westfalicus-
Kreide und die ältere Granulatenkreide als Litoralbildungen mit einer reichen Lithistidenfauna entwickelt
sind, vertreten diese Tone der jüngeren Granulatenkreide eine Facies, die durch Hexactinelliden der
Genera Becksia, Coeloptychium, Sporadoscinia, Leptophragma u. a. charakterisiert wird, die man aber
wie die zahlreichen dickschaligen Zweischaler und Gasteropoden etc. anzeigen, die in den Tonen liegen,
als Tiefseefacies noch nicht ansprechen kann.
Dagegen beherbergen die Kalkmergel und Plänerkalke der auf die Granulatenkreide folgenden
Quadratenkreide eine Tiefseefauna, die ähnlich wie die der neuzeitlichen Ozeane zusammengesetzt ist.
Von den zahlreichen Aufschlüssen der Quadratenkreide habe ich ganz besonders lange und sorgfältig
die ausgedehnten und fossilreichen Steinbrüche der Zementfabrik Germania in Misburg und die Mergel-
grube des Rittergutes in Oberg ausgebeutet. Die folgende Liste stützt sich darum hauptsächlich auf
die Vorkommnisse an diesen beiden Fundpunkten.
Verzeichnis der in der Quadratenkreide vorkommenden Kieselspongien.
(Ohne die Hexactinelliden.)
Tetillopsis Döringi Schrammen.
longitridens Schrammen.
Theneopsis Steinmanni v. Zittel sp.
Stolleya microtulipa Schrammen.
ornatissima Schrammen.
,, florida Schrammen.
Brochodora (Doryderma) Boemeri Hinde sp.
,, ,, /•amu5cu^M5' Schrammen.
Homalodora (Doryderma) ramosa Mantell sp.
Homalodora plana Schrammen.
„ tuberosa Schrammen.
„ ficus Schrammen.
,, pusilla Schrammen.
Amphilectella piriformis Schrammen.
Heterostinia obliqua Benett sp.
Pachypoterion Koeneni Schrammen.
Pachinion scriptum Roemer sp.
„ cylindricum Schrammen.
— 23 —
i
Procorallistes polijmorphus Schrammen.
Propachasirella primaeva v. Zittel sp.
Phymatella luberosa Quenstedt sp.
„ bulbosa V. Zittel.
„ heteropora v. Zittel.
„ sphaeroides Schrammen.
Aulaxinia sulcifera Roemer sp.
jallax Schrammen.
Crater ella tuber osa Schrammen.
Myrmeciophytiim verrucosum Roemer sp.
Callopegma acaulis v. Zittel.
Thecosiphonia postumiis Schrammen.
Polyjerea pyriformis Griepenkerl.
Turonia variabilis Michelin.
,, constricta v. Zittel.
cerebriformis Schrammen.
Jerea Quenstedii v. Zitjel.
Siphonia Griepenkerlii Schrammen.
tiibulosa Roemer sp.
,, coronata Griepenkerl.
,, micropora Schrammen.
Hallirhoa sexplicata Roemer sp.
Discodermia gleba Schrammen.
,, antiqua Schrammen.
Rhagadinia rimosa Roemer sp.
,, Doederleini Schrammen.
Placoscytus jereaeformis Schrammen.
Eustrobilus callosus Schrammen.
Colossolacis plicata Schrammen.
Rhoptrum scytaliforme Schrammen.
Pholidocladia dichotoma Hinde.
Lopadophorus lacunosus Schrammen.
„ Griepenkerli Schrammen.
Procaliapsis clavata Hinde sp.
„ cretacea Schrammen.
Cycloclema compressa Hinde sp.
Phymaraphinia infundibuliformis Schrammen.
Acrochordonia ramosa Schrammen.
,, auricula Schrammen.
Astrocladia subramosa Roemer sp.
Pycnodesma globosa Schrammen.
Plinthosella squamosa v. Zittel.
Dactylotus micropelta Schrammen.
Geodiopsis cretacea Schrammen.
microthrinax Schrammen.
Ophiraphidites annulatus Schrammen.
„ cretaceus v. Zittel.
,, tuber osus Schrammen.
„ cylindricus Schrammen.
,, infundibuliformis Schrammen.
Cephaloraphidites milleporatus Schrammen.
cavernosus Schrammen.
Alloioraphium spongiosum Schrammen.
Polytretia seriatopora Schrammen.
Megaloraphium auriforme Schrammen.
Helobrachium consecatum Schrammen.
Pachycothon giganteum Roemer sp.
Rhizopsis horrida Schrammen.
Verruculina tenuis Roemer sp.
,, convoluta Quenstedt sp.
seriatopora Roemer sp.
„ macrommata Roemer sp.
,, cupula Schrammen.
Stichophyma turbinata Roemer sp.
,, multiformis Bronn sp.
Jereica oligostoma Roemer sp.
,, polystoma Roemer sp.
Scytalia terebrata Phillips sp.
,, cylindrata Schrammen.
radiciformis Phillips sp.
Cytoracea turbinata Schrammen.
Leiochonia cryptoporosa Schrammen.
Chonella tenuis Roemer sp.
Chonella auriformis Roemer sp.
Coscinostoma fragilis Schrammen.
auricula Schrammen.
Seliscothon planum Phillips sp.
„ Mantelli Goldf. sp.
Megarhiza dubia Schrammen.
Pachytrachelus reticulatus Schrammen
— 24 —
Die Liste enthält manche Arten, die ich auch schon aus älteren Etagen und z. T. auch aus
anderen Faciesbildungen angeführt habe. Dazu gehören Brochodora Roemeri, Pachypoterion Koeneni,
Procorallistes polymorphus, Callopegma acaulis, Jerea Qaenstedti, Pholidocladia dichotoma, Ophiraphidites
annulatus, Pachycothon giganteum, Rhizopsis horrida, Verruculina tenuis, V. convoluta, V. seriatopora,
Stichophyma turbinata, Scytalia terebrata, Cytoracea turbinata, Chonella tenuis und auriformis, Seliscoihon
planum und Mantelli.
Ein Teil hiervon und die meisten anderen Spezies gehen bis in die untere und mittlere Mucronaten-
kreide hinauf. Von den noch übrigen Arten gehört die Mehrzahl zu Gattungen mit unverbundenen
Skelettelementen des regulären Typus, nämlich Theneopsis Steinmanni, Tetillopsis Döringi, Tetillopsis
longitridens , Stolleya florida, Geodiopsis microthrinax, die Cephaloraphidites-Avien, Alloioraphium spongiosum,
Polytretia seriatopora, H elobrachiumconsecatum und Megaloraphium aurijorme. Warum bei diesen Formen die
Beschränkung auf einen einzigen Horizont wohl nur eine scheinbareist, habe ich bereits auseinandergesetzt.
Der Quadratenkreide eigentümlich sind aber Homalodora pusilla, Myrmeciophytum verrucosum,
Thecosiphonia postumus, Polyjerea pyriformis, Siphonia coronata, S. micropora, Discodermia gleba, Rhoptrum
scytaliforme, Lopadophorus lacunosus und L. Griepenkerli, die Acrochordonia-Krien, Megarhiza dubia und
Pachytrachelus reticulatus.
Die von F. A. Roemer aus den Ilsenburgmergeln beschriebenen Arten sind fast alle auch in
der Quadratenkreide von Misburg und Oberg häufig.
Eine besondere Facies mit litoraler Färbung stellt die Quadratenkreide von Königslutter dar.
Ihre Grünsande führen neben Arten, die auch in der Kalkmergel- und Plänerfacies vorkommen, häufig
kugelige und kurzstielige Siphonia- und Jereicaspezies und auch eine Lopadophorusart, die dem Lopado-
phorus Janus vom Sudmerberg nahesteht.
Die Mucronatenkreide beschließt die Reihe der spongienführenden Abteilungen. Die Spongien-
fauna wiederholt im wesentlichen die Fauna der Quadratenkreide. Es traf sich günstig, daß zu der Zeit,
als ich mit Herbeischaffung von Material für diese Arbeit begann, von der Zementfabrik Teutonia in Mis-
burg ein Steinbruch angelegt wurde, der ungemein fossilreiche Bänke der Mucronatenkreide aufschloß.
Zur Charakterisierung der Altersverhältnisse gebe ich zunächst ein Verzeichnis der mit den Spongien zu-
sammen vorkommenden Fossilien, die ich im Steinbruche der Zementfabrik Teutonia gesammelt habe,
und die von Herrn Dr. Wollemann bestimmt worden sind.
Nautilus loricatus Schlüter.
Pachydiscus pseudo-Stobaei Morebg sp.
Céphalopode n.
Gasteropoden.
Pleurotomaria regalis A. Roemer sp.
,, granulifera Münst.
galicianus Favre sp.
Lamellibranchiaten.
A mmonites{Desmoceras?)patagiosus Schlüter
Hamites Gottschei Wollemann.
cf. Hamites armatus Sow.
Baculites knorrianus Desm.
Scaphites spiniger Schlüter.
Belemnitella mucronata Schloth. sp.
Gryphaea vesicular is Lam.
Ostrea hippopodium Nilsso n.
Exogyra lateralis Nilsso n sp.
Dimyodon Nilssoni v. Hag.
Chalmasia turonensis Duj ardin.
— 25 —
Lima canalifera Goldf.
Pholadomya decussata Mant. sp.
Inoceramus Cripsi Mant.
Spondylus latus Sow. sp.
,, Diitemplearms d'ORB.
Pecten Maniellianus d'ORB.
,, undulatus Nilsson.
,, serratus Nilsson.
Gyropleura ciplyana De Ryckhollt.
Echinoideen.
Cyphosoma Koenigi Mant. sp.
Cidaris serrata Desor.
Salenia obnupta Schlüter.
Echinoconus Roemeri Desor sp.
Ananchytes ovata Lam.
Epiaster gibbus Schlüter.
Micraster coranguinum Klein sp.
Brachiopoden.
Rhynchonella Cuvieri d'ORB.
,, plicatilis Sow.
Crania parisiensis Defr.
,, ignabergensis Retzius.
Terebratulina chrysalis Schloth. sp.
Terebratula carnea Sow.
Kingena lima Defr. sp.
Anneliden.
Serpula heptagona H age now.
,, ampullacea Sow.
funiculus Wollemann.
Hydrozoen.
Porosphaera globularis Phill. sp.
Anthozoen.
Parasmilia centralis Edw. u. Haime.
30 — 40 Foraminiferenarten.
Helicoceras polyplocum, das Leitfossil der mittleren Mucronatenkreide, kommt bei Misburg noch
nicht vor. Micraster coranguinum, der sonst nur aus Emscher und Quadratenkreide bekannt ist, tritt
in den unteren Bänken nicht selten auf. Hiernach und auch nach den Lagerungsverhältnissen gehören
die Ablagerungen zur unteren Abteilung der Mucronatenkreide.
Verzeichnis der in der unteren Mucronatenkreide von Misburg vorkommenden
Kieselspongien. (Ohne die Hexactinelliden.)
Theneopsis Steinmanni v. Zittel sp.
Stolleya microtulipa Schrammen.
,, ornatissima Schrammen.
Brochodora (Doryderma) Roemeri Hinde sp.
ramu5CM/u5 Schrammen.
Homalodora ramosa Mantell sp.
„ plana Schrammen.
tuberosa Schrammen.
„ ficus Schrammen.
Amphilectella piriformis Schrammen.
Heterostinia obliqua Benett sp.
,, immanis Schrammen.
Palaeontographica. Suppl. V.
Heterostinia depressa Schrammen.
Pachypoterion auritum Schrammen.
Pachinion scriptum Roemer sp.
,, cylindricum Schrammen.
Procorallistes polymorphus Schrammen.
Phalangium cylindratum Schrammen.
Propachastrella primaeva v. Zittel sp.
Phymatella tuberosa Quenstedt sp.
„ bulbosa V. Zittel.
„ heteropora v. Zittel.
sphaeroides Schrammen.
Aulaxinia sulcifera Roemer sp.
— 26 —
Aulaxinia fallax Schrammen.
„ malijormis Schrammen.
„ melo Schrammen.
„ ventricosa Schrammen.
Craterella auricula Schrammen.
Callopegma acaulis v. Zittel.
Turonia variabilis Michelin.
constricta v. Zittel.
,, induta v. Zittel.
,, cerebrijormis Schrammen.
Calymmatina rimosa v. Zittel.
Jerea Quenstedti v. Zittel.
Siphonia tubulosa Roemer sp.
„ maliformis Schrammen.
Hallirhoa fusijormis Schrammen.
Discoder mia antiqua Schrammen.
,, colossea Schrammen.
Rhagadinia rimosa Roemer sp.
Placoscytus jereaeformis Schrammen.
Eustrobilus callosus Schrammen.
Colossolacis plicata Schrammen
Procaliapsis clavata Hinde sp.
Cycloclema compressa Hinde sp.
Phymaraphinia infundibuliformis Schrammen
Astrocladia subramosa Roemer sp.
Microdendron ramulosum Schrammen.
Chenendopora fungiformis Lamoroux sp.
Plinthosella squamosa v. Zittel.
Dactylotus micropelta Schrammen.
Ophiraphidites cylindricus Schrammen.
„ infundibuliformis Schrammen.
„ tuberosus Schrammen.
Ophiraphidites ramosus Schrammen.
Pachycothon giganteum Roemer sp.
Verruculina tenuis Roemer sp.
„ convoluta Quenstedt sp.
seriatopora Roemer sp.
macrommata Roemer sp.
cupula Schrammen.
„ astraea Hinde.
Stichophyma multiformis Bronn sp.
Jereica oligostoma Roemer sp.
,, polystoma Roemer sp.
,, tuberculosa Roem. sp.
Stachyspongia tuberculosa Roemer sp.
Scytalia terebrata Phill. sp.
„ cylindrata Schrammen.
radiciformis Phillips sp.
Cytoracea turbinata Schrammen.
,, rimosa Schrammen.
Pachysalax processifer Schrammen.
Plinthodermatium exile Schrammen.
Coelosphaeroma appendiculata Schrammen.
Leiochonia robusta Schrammen.
Chonella tenuis Roem. sp.
,, auriformis Roem. sp.
Coscinostoma fragilis Schrammen.
,, auricula Schrammen.
Seliscothon planum Phillips sp.
,, Mantelli Gold fuss sp.
Chalaropegma cerebriformis Schrammen.
Pachytrachelus exspectatus Schrammen.
Macrobrochus rimosus Schrammen.
Von diesen 87 Spezies kommen 63 schon in der Quadratenkreide und z. T. auch in noch älteren
Abteilungen vor. Auf die Mucronatenkreide beschränkt sind Heterostinia immanis und depressa, Pachy-
poterion auritum, Phalangium cylindratum, Aulaxinia maliformis, melo und ventricosa, Craterella auricula,
Turonia induta, Hallirhoa fusiformis, Discodermia colossea, Microdendron ramulosum, Chenendopora
fungiformis, Ophiraphidites ramosus, Verruculina astraea, Jereica tuberculosa, Stachyspongia tuberculosa,
Cytoracea rimosa, Pachysalax processifer, Plinthodermatium exile, Coelosphaeroma appendiculata, Leiochonia
robusta, Chalaropegma cerebriformis, Pachytrachelus exspectatus und Macrobrochus rimosus.
— 27 —
Jünger als die lonigen Kalkinergel und Pläner der Mucronatenkreide von Misburg sind die sandigen
Mergelkalke von Ahlten. DieSpongien wurden dort in einem mehrere 100 m von Südausgange des Dorfes
entfernt liegenden Steinbruche gefunden, der aber seit einigen Jahren zugeschüttet worden ist. Aus der
Ahltener Mucronatenkreide ist vor Jahren durch K. v. Seebach eine schöne Kollektion fossiler Spongien
an das Göttinger Museum gelangt. Herr Geheimer Bergrat Professor Dr. v. Koenen war so freundlich,
mir eine Besichtigung zu gestatten, wobei ich folgende Arten feststellen konnte, die ich z. T. auch selber
bei Ahlten gesammelt habe, und die sämtlich auch in der unteren Mucronatenkreide von Misburg vor-
kommen. Ophiraphidites sp., Propachastrella primaeva v. Zitt. sp., Siphonia tubulosa Roem. sp., Phymatella
bulbosa V. Zitt., Aulaxinia sulcifera Roem. sp., Callopegma acaulis v. Zittel, Rhagadinia rimosa Roem sp.,
Phymaraphinia infandibaliformis ScHRAMUETst, Plinthosella squamosa v. Zitt., Turonia constrictav. Zm.,
Astrodadia subramosa Roem. sp., Pachycothon giganteum Roem. sp., Doryderma Roemeri Hinde, Heteros-
linia obliqua Benett sp., Amphilectella piriformis Schrammen, Verruculina seriatopora Roemer sp.,
Verruculina macrommata Roem. sp., Leiochonia cryptoporosa, Scytalia terebrata Pmhh. sp., Scytalia radici-
formis Phill. sp., Stichophyma multiformis Bronn sp., Jereica polystoma Roem. sp., Chonella sp., Selis-
cothon planum Phill. sp.
Die jüngsten Kreideablagerungen mit Kieselspongien sind die Helicocerasschichten der mittleren
Mucronatenkreide von Lüneburg. Sie führen hauptsächlich Hexactinelliden. Wollemann ^) hat aber
auch Jereica tuberculosa Roem. sp. und Callopegma acaulis v. Zitt. nachgewiesen.
Von einem Vergleich unserer Spongienfaunen mit den Faunen der benachbarten Kreidegebiete
von England, Frankreich und Böhmen sehe ich vorläufig ab, weil ich die Hexactinelliden noch nicht mit
berücksichtigen könnte. Auch die Beziehungen der cretaceischen Spongienfauna zur Fauna der Jura-
formation und der Jetztzeit sollen später erörtei't werden.
Die Systematik der lithistiden Silicea hat eine durchgreifende Veränderung erfahren, indem ich
in Verfolgung meiner früher 2) veröffentlichten und mittlerweile auch als begründet anerkannten ^) An-
sichten die geschlossene Gruppe der Lithistiden aufgehoben und die einzelnen Glieder jenen Abteilungen
der Silicea zugeteilt habe, die ich für stammverwandt halten muß.
Die Lithistidae wurden bekanntlich von 0. Schmidt als eigene Ordnung aufgestellt, und alle anderen
Forscher, u. a. v. Zittel, Vosmaer, Sollas, Hinde, Rauff und v. Lendenfeld, haben sie als Ordnung
oder Unterordnung beibehalten.
V. Zittel betrachtete die Lithistidae als eine den Monactinellidae, Hexactinellidae, Tetractinellidae etc.
gleichwertige Ordnung und zerlegte sie in die 4 Familien bezw. Unterordnungen Tetracladina, Rhizomorina,
Anomocladina und Megamorina.
Sollas unterschied innerhalb der Tetractinellidae zwei Ordnungen, die Choristidae und Lithistidae.
Die Lithistidae zerfallen wieder in zwei Unterordnungen, die Hoplophora (Lithistiden mit besonderen
Dermalnadeln), zu denen Sollas die Tetracladidae, Corallistidae und Pleromidae, aber auch die Sclerito-
dermidae, Cladopeltidae und Neopeltidae, die zu den Rhizomorinidae gehören, rechnete, und Anoplia
A. a. O. S. 7.
Zur Systematik der Kieselspongien. Mitt. a. d. Roem. -Mus. No. 19, S. 9 — 15. 1903.
^) R. V. Lendenfeld. Tetraxonia. Berlin 1903. S. 14.
— 28 —
(Lithisliden ohne besondere Dermalnadeln), die nur die Azoricidae, also den Rest der Rhizomorinidae
enthalten.
Rauff akzeptierte die SoLLAs'sche Einteilung der Tetractinellidae in Choristidae und Lithistidae
und teilte die Lithistidae wieder ähnlich wie v. Zittel in die Tetracladinidae, Eutaxicladinidae, Rhabdo-
morinidae {— Megamorinidae) und Rhizomorinidae. Er ordnete aber die Anomocladinidae (bei Rauff
Didymmorinidae) den Megamorinidae unter und zerlegte die Rhizomorinidae in die Fanailien Corallistidae
SoLLAS, Scleritodermidae Sollas, Neopeltidae Sollas, Cladopeltidae Sollas und Azoricidae Sollas.
V. Lendenfeld unterscheidet, wie Sollas bei den Lithistidae, die er als Ordnung der Tetraxonia
der Ordnung Tetractinellida gegenüberstellt, die Unterordnungen Hoplophora und Anoplia. Die Hoplo-
phora enthalten die Theonellidae (= Tetracladinidae), Coscinospongiidae (= Corallistidae), Pleromatidae
f= Megamorinidae), Neopeltidae, Scleritodermidae und Siphoniidae (= Rhizomorinidae). Die ylnop/tasind
aus denDesmanthidae,Leiodermatidae {Rhizomorinidae)\xnd Vetulinidae{Sphaerocladinidae) zusammengesetzt.
Bevor ich nun den Versuch mache, die Systematik der Lithistiden zu zergliedern, möchte ich zu-
sammenstellen, welche besonderen Eigenschaften alle Autoren den Lithistiden im Gegensatze zu den anderen
Silicea mit tetraxonen Skelettelementen zuschreiben.
V. ZiTTELS letzte Diagnose der Lithistidae (in den Grundzügen der Paläontologie) lautet:
,, Massive, dickwandige, meist mit kompliziertem Kanalsystem versehene Kieselschwämme. Skelett
aus unregelmäßigen, an den Enden oder auch allenthalben mit knorrigen oder wurzelartigen Fortsätzen
versehenen Vierstrahlern oder Einstrahlern (Desmomen) bestehend, welche durch Zygose innig mit-
einander verflochten sind. Außerdem regelmäßig geformte, vierstrahlige, einaxige oder vielaxige Ober-
flächen- und Fleischnadeln vorhanden."
Sollas bezeichnet die Lithistidae als Tetractinellidae, deren Skelettelemente durch Zygose zu zu-
sammenhängenden Gerüsten verbunden sind.
,,Die Spicula des dicht verwebten Stützskeletts sind Desmome mit tetraxonem oder monaxonem
Crepidom. Die Desmome durch Zygose mehr oder weniger innig miteinander verbunden, aber niemals
verlötet. Dazu isolierte Megasclere und Microsclere von tetraxonem und monaxonem Typus; Microsclere
auch manchmal polyaxon. Körper meist dickwandig, mit dichtem Skelett, steinartig, massiv." (Rauff.)
„Tetraxonia mit einem Skelett, an dessen Aufbau desmoide, gewöhnlich zu festen Gerüsten ver-
bundene Megasclere teilnehmen." (v. Lendenfeld.)
Wie man sieht, sind die Autoren darin einig, daß die wesentliche Eigentümlichkeit des Lithistiden-
Skeletts .nur in der Fähigkeit der tetraxonen oder monaxonen Skelettelemente liegt, Zygome zu bilden
und vermittelst der Zygome starre Gerüste aufzubauen. Meines Erachtens ist aber die Fähigkeit der
Zygosenbildung und die nur auf der Zygosenbildung beruhende Ähnlichkeit aller Lithistiden-Megasclere
kein Zeichen naher Verwandtschaft, sondern das Resultat konvergenter Züchtung: Auf gleiche Weise
wurde in phylogenetisch verschiedenen Entwicklungsreihen eine Festigung des
Skeletts durch Unregelmäßigwerden und Zygosenbildung der Nadeln erreicht.
Weil man das nicht erkannte, schrieb man den Lithistiden eine monophyletische Entstehung zu.
So hebt V. Zittel^) hervor, daß die Lithistiden von den Tetractinelliden streng abgeschlossen gewesen
Handb., S. 199.
— 29 —
wären. Er sieht in ihnen einen uralten Sproß des Spongienstammes, welcher selbständig seine eigene
Entwicklung durchlief. Doederlein^) und 0. Schmidt 2) leiten von den Tetracladinen die Rhizomorinen
und von diesen die Megamorinen und Anomocladinen ab. Am v. LENOENFELD'schen*) Stammbaume
entspringen die Lithistina dem Geodiden-Ast. Sie geben zunächst einen Zweig ab, der die Anomocladidae
und Azoricidae trägt, und teilen sich weiter dichotom. Der eine Gabelast trägt die Scleritodermidae,
Cladopeltidae und Neopeltidae und der andere die Corallistidae, Pleromidae und Tetracladidae. Rauff
glaubt, daß die Rhizomorinen mehrere Wurzeln haben und mehrere Reihen bilden. Ein Teil soll direkt,
ein anderer indirekt durch das Zwischenmittel der Megamorinen von den Tetracladinen abzuleiten sein.
Demnach hätte man sich die Stammformen der Lithistiden als Geodiden (v. Lendenfeld) oder als
Tetracladinen (Doederlein, 0. Schmidt, Rauff) vorzustellen. Aus den Tetracladinen läßt Doederlein die
Megamorinen über die Rhizomorinen entstehen, während Rauff umgekehrt die Rhizomorinen zum Teil
von den Megamorinen ableitet.
Der paläontologische Befund schien ja mit diesen Hypothesen nicht unvereinbar zu sein (die ältesten
Lithistiden sind angeblich cambrische Tetracladinen). Eine unmittelbare Bestätigung hat er aber auch
nicht gebracht, denn Übergangsformen zwischen Tetracladinen, Megamorinen oder Rhizomorinen hat
man noch nie gefunden.
Werfen wir einen Blick auf die embryologischen Tatsachen. Als Embryonalzustand der
Skelettelemente beschreibt 0. Schmidt von der Rhizomorine Scleritoderma kleine, deutlich einachsige,
ziemlich breite und etwas unregelmäßig konturierte Stäbchen. Ebensolche Gebilde bildet auch Sollas
im Challenger-Report von A zorica- Arien, Siphonidium capitatum und Scleritoderma flabelliformis ab und
ähnlich sind die Embryonal-Desmome der Megamorine Pleroma turbinata und der Corallistidae- Arien
beschaffen. Dagegen sind die Desmomembryone der Tetracladinen nach Doederleins Untersuchungen
ziemlich regelmäßige Vierstrahler. Man hat aber noch niemals an den verschiedenen Entwicklungsstufen
des Skelettkörperembryos zum ausgebildeten Desmom Übergänge zwischen der einachsigen uud vier-
achsigen Anlage beobachtet. Das spricht durchaus nicht für die Annahme einer Entstehung der lithistiden
Silicea mit einachsigen Stützskelettelementen (Rhizomorinidae, Megamorinidae und Corallistidae) aus
solchen mit vierachsigen Elementen (Tetracladinidae), erlaubt vielmehr die Folgerung, daß die aus tetra-
crepiden Desmen aufgebauten Gerüste der Tetracladinidae einerseits, die aus monocrepiden Desmen
zusammengesetzten Skelette der Megamorinidae , Rhizomorinidae und Corallistidae andererseits
phyletisch verschiedene Reihen repräsentieren.
Bis jetzt habe ich nur von den Skelettelementen des Stützskelettes gesprochen, ohne die D er m alia
zu berücksichtigen. Von den Lithistiden mit einachsigen Skelettelementen besitzen aber die Mega-
morinen und Corallistiden tetraxone Dermalia, wodurch sie sich wieder den Tetracladinidae nähern,
während den Rhizomorinen jedwede Skelettnadeln vierachsiger Ausbildung fehlen. Wenn ich nun hin-
zufüge, daß nur jene Familien, die durch tetraxone Megasclere, sei es im Stützskelett oder nur im
Dermalskelett, als Tetraxonia gekennzeichnet sind, auch die bei den tetraxonen 5iZicea vorkommenden
Japan. Lithistiden, S. 101.
*) O. Schmidt nennt die Rhizomorinen „hederlich" gewordene Tetracladinen.
3) Abhandl. d. Senckenberg. naturf. Ges. Bd. XVI, S. 418.
*) Palaeospongiol. I. Teil, S. 197.
— 30 —
Microsclere haben, während die Lithistiden ohne tetraxone Megasclere auch keine Microsclere besitzen,
die Tetraxoniern eigentümUch sind, darf ich wohl folgern, daß nur die Tetracladinidae, Megamorinidae und
Corallistidae zu den Tetraxonia gehören.
Damit dürfte die Frage, ob die Lithistiden als geschlossene systematische Gruppe beizubehalten
sind, ihre Beantwortung in verneinendem Sinne gefunden haben, und ich kann nunmehr dazu übergehen,
für die Familien einen Platz im System zu suchen, der ihren natürlichen Verwandtschaftsverhältnissen
entspricht. Hierbei sehe ich von den auf der Zygosenbildung beruhenden Formeigentümlichkeiten der
Desme vollständig ab und berücksichtige nur ihre Achsenanlage, die Dermalia und die Microsclere.
Bei den Tetracladinidae sind die Desmome und auch die Dermalia tetraxon; die Microsclere (der
lebenden Arten) sind Spiraster und Amphiaster. Eine solche Kombination findet sich aber auch im
Skelett der Pachastrellidae. Darum stelle ich die Tetracladinidae in unmittelbare Nachbarschaft jener
Schwämme, indem ich beide Familien zu einem Tribus Caltropina vereinige. Vermutlich haben beide
Familien gemeinsame Stammformen oder die Tetracladinidae haben sich von den Pachastrellidae ahgezweigi.
Die Gattung Propachastrella aus der oberen Kreide steht vielleicht der Stammform der Tetra-
cladinen auch zeitlich noch nahe. Bei Propachastrella bleibt der Embryonalzustand des Tetraclons, das
Caltrop persistent, während die Dermalia (Dichotriaene) ganz wie die Dermalia vieler Tetracladinen
beschaffen sind.
Die Tetracladinen habe ich in eine Anzahl Unterfamilien zerlegt, deren Unterscheidungsmerkmale
aus den Differenzierungen der Desme und Dermalia gewonnen wurden.
Bei den Megamorinidae und Corallistidae sind die Desmome monaxon, die Dermalia tetraxon, die
Microsclere Spiraster und Amphiaster. Schon früher habe ich die Vermutung geäußert, daß die beiden
Familien miteinander näher verwandt sind als mit einer anderen Lithistidengruppe. Es sind zwei Reihen
mit gleichachsigen Skelettelementen, bei denen aber die Zygosenbildung verschiedene Wege eingeschlagen
hat. Man kann aus der Kombination der Megasclere des Stütz- und Dermalskeletts und der Microsclere
auf eine Entstehung aus stellettidenartigen Schwämmen schließen. Die Megamorinidae und Corallistidae
vereinige ich darum mit den Stellettidae zu einem Tribus Rhabdina.
Die beiden Triben Caltropina (mit den Familien Pachastrellidae und Tetracladinidae) und Rhab-
dina (mit den Familien Stellettidae, Megamorinidae und Corallistidae) bilden schließlich die neue
Unterordnung Pleonasterophora der Tetraxonia (vgl. Übersicht der Tetraxonia-F dLrailien etc. S. 31 — 35).
Rhizomorinidae. Desmome und Dermalia (wenn vorhanden) monaxon. Die Microsclere
(der lebenden Arten) sind Microrhabde oder Sigmaspire, oder Microsclere fehlen.
Megarhizidae. Desmome monaxon. Tetraxone Megasclere fehlen. Microsclere unbekannt.
Die Rhizomorinidae und Megarhizidae besitzen nur monaxone Megasclere und stehen darum den
• monaxonen Silicea näher als den anderen Abteilungen.
Die Achsenanlage der Sphaerocladinidae {Vetulinidae v. Lendenfeld) ist noch nicht genau bekannt.
Ein vierachsiges Crepidom besitzen sie aber sicher nicht und wahrscheinlich auch kein einachsiges. Lenden-
feld bezeichnet die Desme von Vetulina stalactites, der einzigen recenten Art, als acrepid. Ich behandle
hier die Sphaerocladinidae als Familie incert. sedis.
Die speziellere Systematik der lithistiden Silicea ergibt sich aus den nachfolgenden Tabellen.
Ordnung Tetraxon ia Schulze emend.
1887. Report on the Scient. Results of the voyage of H. M. S. „Challenger", Bd. 21, S. 499.
Kieselschwämme, deren Skelett aus isolierten oder durch Zygose verbundenen, aber niemals durch
Kieselmasse verlöteten tetraxonen und monaxonen Elementen besteht.
1. Unterordnung Sigmatophora SOLLAS.
1887. Encyclopaedia Britannica. Bd. XXII, S. 423.
Wenn Microsclere vorhanden sind, so sind es Sigme. Neben diesen können auch Sphaere vorkommen.
1. Familie Tetillidae Sollas.
1886. Sei. Proc. Roy. Dubl. Soc. Bd. V, S. 178.
Sigmatophora, deren Skelett aus Amphioxen und schlanken, charakteristischen Protriaenen besteht.'
Meist auch mit Anatriaenen. Außerdem können auch Orthotriaene, Plagiotriaene und Style vorkommen.
Aus der oberen Kreide: Tetülopsis Doeringi Schramm., Tetillopsis longitridens Schramm. 3 récente Gat-
tungen [Tetilla 0. Schm., Tethya Lm., Cinachyra Soll.) mit 34 sicheren Arten.
2. Familie Samidae Sollas.
1887. Encyclopaedia Britannica. Bd. XXII, S. 42.S.
Sigmatophora mit amphitriaenen Megascleren. Keine fossile Art. 1 récente Gattung (Samus Gray)
mit 1 Art.
3. Familie Tethyopsillidae v. Lendenfeld.
1887. Proc. zool. Soc. London, 1886, S. 583.
Sigmatophora ohne Microsclere, mit einem Skelett, das ausschließlich aus großen Nadeln, Rhabden
und langschäftigen Triaenen besteht. Ohne lophoclade Tetractine. Keine fossile Art. 2 récente Gattungen
{Proteleia Riol. u. Dendy, Tethyopsilla Ldf.) mit 9 sicheren Arten.
— 32 —
2. Unterordnung Pleonasterophora nov. subord.
Tetraxonia mit Spirastern, Euastern, Amphiastern, Microrhabden und Centrotylen, aber niemals
mit Sterrastern oder Sigmen.
1. Tribus Rhabdina nov. trib.
Pleonasterophora, deren Stützskelett aus monaxonen und tetraxonen Megascleren des regulären
Typus oder aus monocrepiden Desmomen und Triaenen als Dermalia besteht.
4. Familie Stellettidae Sollas emend, v. Lendenfelu.
1903. Das Tierreich. Tetraxonia, S. 33.
Pleonasterophora mit Rhabden und einfachen, langschäftig triaenen Megascleren, stets ohne meso-
triaene Megasclere. Schäfte der Triaene radial angeordnet und nach innen gerichtet. Ihre Zinken zumeist
nahe der äußeren Oberfläche gelegen. Im Inneren des Schwammes kommen nur ausnahmsweise tetraxone
Megasclere vor. Die Microsclere sind Euaster, Spiraster, Microrhabde, Centrotyle oder Amphiaster.
Aus der oberen Kreide: Theneopsis Steinmanni v.Zitt., Stolleya ornatissima Schramm., Stolleya microtulipa
Schramm., Stolleya florida Schramm.
7 récente Gattungen (»S^etoia 0. ScHM., Ancorina O. Schm., Ecionomia B-whk., Tribrachion Weltn.,
Disyringa Gray, Tethyopsis G. Stew., Papyrula 0. Schm., Sphinctrella 0. Schm.) mit 96 sicheren Arten.
5. Familie Megamorinidae v. Zittel emend.
1878. Studien über fossile Spongien II, S. 99.
Lithistide Pleonasterophora, deren Stützskelett aus monocrepiden, durch Zygose verbundenen
Megaclonen besteht.
Die Dermalia sind Dichotriaene, die Microsclere der lebenden Arten Spiraster.
Gattungen aus der oberen Kreide: Dorydermav. Zitt., Heterostiniay . Zitt., Pachypoterion Hinde,
Amphilectella Schramm., Placonella Hinde, Holodictyon Hinde.
1 jurassische Gattung {Megalithista v. Zittel) mit 1 Art.
1 récente Gattung {Pleroma Soll.) mit 1 Art.
6. Familie Corallistidae Sollas emend.
1888. Corallistidae, W. J. Sollas in: Rep. Voy. Challenger, Bd. XXV, S. 301.
Lithistide Pleonasterophora, deren Stützskelett aus monocrepiden, durch Zygose verbundenen
Dicranoclonen besteht. Die DermaUa sind Triaene (Dicho-, Phyllo-, oder Discotriaene), die Microsclere
der lebenden Arten Spiraster und Amphiaster.
Gattungen aus der oberen Kreide: Pachinion v. Zitt., ProcorallistesScuRAUu., Phalangium Schramm.
2 récente Gattungen (Coscinospongia Bwbk., Macandrewia Gray) mit 8 sicheren Arten.
— 33 -
2. Tribus Caltroplna.
Pleonasterophora, deren Stützskelett aus Caltropen oder vom Caltrop abzuleitenden Desmomeii
besteht. Wenn Dermalia vorhanden sind, sind es Triaene (Dicho-, Phyllo- etc. Triaene).
7. Familie Pachastrellidae Sollas emend, v. Lendenfeld.
1903. Das Tierreich. Tetraxonia, S. 71.
Pleonasterophora mit Caltropen (Chelotropen) oder kurzschäftigen Triaenen, oder mit Mesotriaenen.
Die tetractinen Megasclere sind in der Regel nicht auf die Oberfläche beschränkt, sondern auch im Inneren
zerstreut. Die Microsclere sind Spiraster, Amphiaster, Euaster und Microrhabde.
Aus der oberen Kreide: Propachastrella primaeva Zitt. sp.
4 récente Gattungen {Pachastrella 0. Schm. mit 3 Untergattungen, Pachastrissa Ldf., Dercitus
Gray, Caltropella Sollas) mit 32 Arten.
8. Familie Tetracladinidae v. Zittel.
1878. Studien über fossile Spongien II, S. 100.
Lithistide Pleonasterophora, deren Stützskelett aus tetracrepiden, durch Zygose verbundenen
Tetraclonen besteht. Als Dermalia Triaene (Dicho-, Phyllo-, Discotriaene), oder anaxile Kieselscheiben.
Triaene Dermalnadeln können auch fehlen. Die Microsclere der lebenden Arten sind Spiraster, Amphiaster
und Microrhabde.
31 Gattungen aus der oberen Kreide.
6 récente Gattungen [Theonella Gray, Discodermia Boc, Racodiscula Zitt., Jereopsis 0. Schm.,
Kaliapsis Bwk., Sulcastrella 0. Schm.) mit 23 sicheren Arten.
Unterfamilie Phymatellinae nov. subfam.
Tetracladinidae, deren Stützskelett aus regelmäßig ausgebildeten Tetraclonen mit glatten Clonen
besteht. Als Dermalia Dichotriaene. Eine aus kleinen, unregelmäßig geformten und innig verfilzten
Kieselkörperchen bestehende Deckschicht kann vorhanden sein oder fehlen.
Gattungen: Phymatella Zitt., Aulaxinia Zitt., Craterella Schramm., Myrmeciophytum Schramm.,
Callopegma Zitt., Thecosiphonia Zitt., Polyjerea Zitt., Turonia Mich., Calymmatina Zitt., Jerea Zitt.,
Siphonia Park., Hallirhoa Lamx., Trachysycon Zitt. (Alle Gattungen aus der oberen Kreide.)
Unterfamilie Acrochordoninae nov. subfam.
Tetracladinidae, deren Stützskelett aus unregelmäßigen Tetraclonen mit warzigen Clonen besteht.
Als Dermalnadeln Dichotriaene.
Gattung Acrochordonia Schramm. (Obere Kreide.)
Unterfamilie Discoderminae nov. subfam.
Tetracladinidae, deren Stützskelett aus großen Tetraclonen mit glatten oder warzigen Clonen
besteht. Mit Phyllotriaenen und Discotriaenen als Dermalia.
Gattungen: Discodermia Boc, Rhagadinia Zitt., Placoscytus Schramm., Eustrohilus Schramm.,
Colossolacis Schramm., Rhoptrum Schramm. (Obere Kreide und Jetztzeit.)
Palaeontographica. Suppl. V. 5
— 34 —
Unterfamilie Phymaraphininae nov. subfam.
Tetracladinidae mit Tetraclonen, deren Clone an der Basis eine ring- oder kragenförmige Anschwel-
lung besitzen. Als Dermalnadeln Phyllo- oder Discotriaene.
Gattungen: Phymaraphinia Schramm., Cydoclema Schramm., Pholidocladia Hinde, Procaliapsis
Schramm., Lopadophorus Schramm. (Obere Kreide und Jetztzeit.)
Unterfamilie Astrocladinae nov. subfam.
Tetracladinidae mit sehr kleinen "glattarmigen Tetraclonen. Wenn tetraxone Dermalia von regu-
lärem Typus vorhanden sind, sind es Phyllotriaene.
Gattungen: Astrocladia Zitt., Microdendron Schramm. (Obere Kreide.)
Unterfamilie Chenendoporinae nov. subfam.
Tetracladinidae mit kleinen, warzigen Tetraclonen. Ohne tetraxone Dermalia von regulärem Typus.
Gattung Chenendopora Lamx. (Obere Kreide.)
Unterfamilie Plinthosellinae nov. subfam.
Tetracladinidae mit warzigen Tetraclonen, bei denen ein Glon stark verkürzt und zu einer halb-
kugeligen oder zapfenförmigen Anschwellung umgebildet ist. Die Dermalia sind Phyllotriaene oder
anaxile plattige Kieselscheiben.
Gattungen: Plinthosella Zitt., Dactylotus Schramm., Pycnodesma Schramm. (Obere Kreide.)
Tetraxonia mit Sterrastern, aber ohne Sigme oder Spiraster. Außer den Sterrastern kommen noch
andere Euasterformen oder Microrhabde vor.
1888. Rep. Voy. Challenger, Bd. XXV, S. 209.
Sterrasterophora, deren Skelett aus Amphioxen und Triaenen (und ihren Derivaten) besteht.
Aus der oberen Kreide: Geodiopsis cretacea Schramm., Geodiopsis microthrinax Schramm.
8 récente Gattungen {Erylus Gray, Caminella Ldf., Pachymatisma Johnst., Caminus O. Schm.,
Isops Soll., Sidonops Soll., Geodia Lm., Geodinella Ldf.) mit 80 sicheren Arten.
1903. Das Tierreich. Tetraxonia, S. 118.
Tetraxonia ohne Microsclere. Das Skelett besteht ausschließlich aus (kurzschäftig triaenen, chelo-
tropen, triactinen oder diactinen) Megascleren.
3. Unterordnung
nov. subord.
9. Familie Geodidae Sollas.
4. Unterordnung Megascleropliora v. LENDENFELD.
— 35 —
10. Familie Plakinidae v. Lendenfeld.
1903. Das Tierreich. Tetraxonia, S. 118.
Megasclerophora mit einem Skelett, das aus kurzschäftigen Triaenen, Chelotropen oder Triactinen,
sowie häufig auch beiderseits zugespitzten Diactinen besteht. Die Tetractine sind häufig lophoclad.
Langschäftige Triaene fehlen stets. Keine fossile Art.
5 récente Gattungen {Plakinastrella F. E. Sch., Plakina F. E. Sch., Plakortis F. E. Sch., Corticium
0. ScHM., Thrombus Soll.) mit 8 sicheren Arten.
11. FamiUe Oscarellidae v. Lendenfeld.
1903. Das Tierreich. Tetraxonia, S. 123.
Megasclerophora ohne Skelett. Keine fossile Art.
1 récente Gattung (Oscarella Vosm.) mit 1 Art.
Tetraxonia-Familieii incert. subordinis.
12. Famihe Ophiraphididae Schrammen.
1903. Zur Systematik der Kieselspongien, S. 17.
Das Stützskelett besteht aus verfilzten, aber niemals durch Zygose verbundenen, langen, glatten
und unregelmäßig gekrümmten monaxonen Rhabden (Ophirhabden), zwischen denen auch große Am-
phioxe, Amphityle und Amphistrongyle vorkommen können. Die Dermalia sind Triaene mit ungegabelten
Zinken, oder triaene Dermalnadeln fehlen. Microsclere unbekannt.
Gattungen aus der oberen Kreide : Ophiraphidites Zitt. emend. Schramm., Cephaloraphidites Schramm.
Alloioraphium Schramm., Polytretia Schramm., Megaloraphium Schramm. Keine lebende Art.
13. Famihe Helobrachidae nov. fam.
Die Megasclere sind verfilzte tetraxone Triactine mit vogelkrallenartig gekrümmten Strahlen.
Microsclere unbekannt.
Einzige Gattung: Helobrachium Schramm, (obere Kreide). Keine lebende Art.
14. Familie Helomorinidae nov. fam.
Das Stützskelett besteht aus durch Zygose verbundenen, fadenförmigen, mit zangenförmigen Aus-
schnitten und kurzen Höckern versehenen, monaxonen Desmen (Heloclonen). Als Dermalia Triaene
(Dichotriaene). Microsclere unbekannt.
Gattungen aus der oberen Kreide: Isoraphinia Zitt., Pachycothon Schramm. Keine lebende Art.
— 36 —
Uebersicht der in der oberen Kreide von Nordwestdeutschland vorkommenden
Silicea ohne vierachsige und dreiachsige Nadelformen.
Silicea, deren Megasclere monaxone Rhabde sind.
Familie Homoraphidae Ridley und Dendy.
1887. Report on the Scientific Results of the voyage of H. M. S. Challenger, Bd. XX, S. 10.
1890. V. Lendenfeld, Das System der Spongien, S. 410.
Das Skelett besteht aus amphioxen und amphistrongylen, selten stylen Nadeln, die durch Spongin
verkittet werden, oder in Sponginfasern eingebettet sind. In der Grundsubstanz zerstreute Nadeln sind
nicht selten vorhanden. Diese sind in der Regel den Nadeln in den Fasern ähnlich, ausnahmsweise Toxe.
Subfamilie Renierinae Ridley und Dendy.
1887. Chall. Rep. Bd. XX, S. 1. — v. Lendenfeld, System der Spongien, S. 411.
Homoraphidae mit brüchigem oder hartem, stets unelastischem Skelett, welches nur sehr wenig
Hornsubstanz enthält.
Aus der oberen Kreide: Halichondria Lendenfeldii Schramm.
5 récente Gattungen {Halichondria Fleming, Petrosia Vosm., Foliolina 0. Schm , Reniera Nardo,
Reniochalina Ldf.)
Familie Desmacidonidae Ridley und Dendy.
1887. Ghali. Rep. Bd. XX, S. 62. — v. Lendenfeld, System der Spongien, S. 403.
Meist mit chelen Microscleren und häufig abstehenden Nadeln an den Skelettfasern Fehlen die
Chele, so sind abstehende Nadeln vorhanden.
Aus der oberen Kreide: Rhizopsis horrida Schramm.
30 lebende Gattungen.
FamiUe Scolioraphidae Schrammen.
1903. Zur Systematilv der Kieselspongien. Mitteil, aus dem Roem.-Mus. No. 19, S. 21.
Die Megasclere sind geschlängelte oder unregelmäßig gekrümmte, an den Enden stumpfe und ihrer
ganzen Länge nach durch kragenförmige Anschwellungen knorrige Rhabde.
Einzige Gattung: Scolioraphis Zitt. (obere Kreide). Keine lebende Art.
Gattung incertae famihae: Opetionella v. Zittel.
1878. Studien über fossile Spongien III, S. 4.
Die Megasclere sind große Amphioxe.
Aus der oberen Kreide: Opetionella radians Zitt., Opetionella poculum Schramm.
— 37 —
Silicea mit mon ocrepiden Desmen.
Familie Rhizomorinidae v. Zittel emend.
1878. Studien über fossile Spongien II, S. 33.
Das Stützskelett besteht aus kleinen, gestreckten oder in mehrere Arme geteilten, mit zahlreichen
wurzelartigen Ausläufern und Zäckchen besetzten monocrepiden Desmen (Rhizoclonen). Dermalia fehlen
oder sind als kleine monaxone Rhabde, monocrepide Kieselscheibchen oder tangential ausgebreitete mono-
crepide Desme vorhanden. Die Microsclere sind Sigmaspire und Microrhabde, oder Micrösclere fehlen.
Gattungen aus der oberen Kreide: Verruculina Zitt., Stichophyma Zitt., Jereica Zitt , Stachy-
spongia Zitt., Scytalia Zitt., Coelocorypha Zitt., Astrobolia Zitt., Cytoracea Pomel, Pachysalax Schramm.,
Bolidium Zittel, Seliscothon Zittel, Plinthodermatium Schramm., Coelosphaeroma Schramm., Leiochonia
Schramm., Chonella Zitt., Coscinostoma Schramm.
8 jurassische Gattungen {Cnemidiastnim Zitt., Corallidium Zitt., Platychonia Zitt., Hyalotragos Zitt.,
Pyrgochonia Zitt., Discostroma Zitt., Leiodorella Zitt., Epistomella Zitt.).
6 récente Gattungen {Neopelta 0. Schm., Siphonidium 0. Schm., Aciculites 0. Schm., Scleritoderma
0. Schm., Leiodermatium 0. Schm., Gastrophanella 0. Schm.) mit 20 Arten.
Familie Megarhizidae Schrammen.
1903. Zur Systematik der Kieselspongien. Mitt. a. d. Roem.-Mus. No. 19, S. 21.
Das Stützskelett besteht aus locker miteinander verbundenen, großen, wurzelartig zerschlitzten,
glatten oder mit langen Zacken und Zasern besetzten (? monocrepiden) Desmen. Dermalia, wenn vorhanden,
den Desmen des Stützskeletts ähnlich, aber kleiner und plattig ausgebreitet. Microsclere unbekannt.
Gattungen aus der oberen Kreide: Megarhiza Schramm., Chalaropegma Schramm.
1 jurassische Gattung {Lecanella Zitt.). Keine lebende Art.
Lithistide Silicea ohne monocrepide oder tetracrepide Desme.
FamiUe Sphaerocladinidae nov. fam.
Lithistide Silicea, deren Desme (Sphaeroclone) aus einer stacheligen Kugel bestehen, von der
2 — 8 glatte, höckerige oder mit Dornen besetzte, an den Enden zu ausgezackten Scheibchen verbreiterte
Arme ausgehen. Die lebende Gattung mit amphistrongylen Megascleren. Als Dermalia können anaxile
gezackte Kieselplättchen vorkommen. Ohne Microsclere.
Gattungen aus der oberen Kreide: Pachytrackelus Schramm., Macrobrochus Schramm.
Die silurische Gattung Astylospongia Roem.
1 (?) jurassische Gattung [Mastosia Zitt.) mit 1 Art.
1 récente Gattung (Vetulina 0. Schm.) mit 1 Art.
Mit Ausnahme der Samidae, Tethyopsillidae, Placinidae und Oscarellidae, welche die denkbar un-
günstigsten Erhaltungsobjekte abgeben, habe ich alle Tetraxonia-Familien, die in den Meeren der Jetztzeit
— 38 —
verbreitet sind, auch aus der oberen Kreide von Nordwestdeutschland nachweisen können. Die meisten
Arten gehören zu den Megamorinidae, Tetracladinidae und Corallistidae, deren Skelettelemente Zygpme
entwickeln.
Aber auch aus Familien, deren Skelette aus unverbundenen Megascleren des regulären Typus
aufgebaut sind, nämlich den Tetillidae, Stellettidae, Pachastrellidae und Geodiidae, von denen noch gar
keine oder nur problematische, auf isolierte Spicula gegründete Arten bekannt waren, werden zahlreiche
Spezies beschrieben. Von einer vollen Gleichbewertung der fossilen mit den recenten Gattungen kann
freilich bei den Tetraxonia-F amihen mit regulären Skelettelementen schon deshalb nicht die Rede sein,
weil von den meisten fossilen Gattungen Microsclere, äußere Form und Canalsystem unbekannt sind.
Den geringeren Grad des systematischen Wertes habe ich, soweit nicht vorhandene Namen aufgenommen
werden mußten, durch die Endung — opsis — Geodiopsis, Tetillopsis etc. — angedeutet.
Die Zahl der Tetracladinen- und Megamorinen-Spezies wurde erheblich vergrößert.
Von den früher nur aus der Jetztzeit bekannten Corallistidae sind mehrere genera mit zahlreichen
Arten nunmehr auch aus der oberen Kreide nachgewiesen worden.
Die Ophiraphididae erwiesen sich als eine Familie, zu der nicht wenige bisher unbekannt gebliebene
genera und species gehören.
Eine neue Tetraxonierfamilie sind die Helobrachidae, deren Skelett aus großen, verfilzten Triac-
tinen mit klammerartig gekrümmten Strahlen besteht. (Der vierte Strahl ist auf ein halbkugeliges
Köpfchen reduziert.)
Die gleichfalls neue Familie der Helomorinidae enthält Arten, die zu den Megamorinidae gerechnet
wurden, aber durch fadenartige, der ganzen Länge nach vom Axencanal durchzogene und nur mit
zangenförmigen Ausschnitten und kurzen Höckern versehene Desme als Vertreter einer besonderen
Gruppe gekennzeichnet sind.
Da die Microsclere der Ophiraphididae, Helobrachidae und Helomorinidae nicht bekannt sind,
werden die Familien im System der Tetraxonia als familiae incert. subord. angeführt.
Viel ärmer an Familien und Arten wie die tetraxonen sind die monaxonen Silicea, die in der oberen
Kreide vorkommen. Die Familien Renierinae und Desmacidonidae, die nur aus den neuzeitlichen Meeren
bekannt waren, werden mit je einer Spezies nachgewiesen.
Eine neue, auf die obere Kreide beschränkte Ifonaxo^ia-Familie bilden die Scolioraphidae, deren
Megasclere gekrümmte und geschlängelte, beiderseits stumpfe und mit kragenförmigen Anschwellungen
versehene Rhabde sind.
An die Monaxonia hänge ich auch die Rhizomorinidae an, deren Artenzahl nicht unerheblich ver-
mehrt werden konnte.
Aus der früher aufgestellten Familie Megarhizidae habe ich als Typus einer neuen Gattung eine
neue Art beschrieben.
Schließlich haben wir in den S phaerocladinidae eine Familie, zu der ein Teil der von v. Zittel
zu den Anomocladinidae gerechneten Schwämme gehört. Die genera und Arten aus der oberen Kreide sind
sämtlich neu und verknüpfen die silurischen Astylospongiden und die jurassische Gattung Mastosia mit
der recenten Vetulina.
Verzeichnis der beschriebenen Arten.
Nach Familien geordnet.
— 40 —
Verzeichnis der beschriebenen Arten.
Nach Familien geordnet.
Oh I *S
dt
m
a,
ü
>
p
1/2
p
G
o
Ordnime- Tetraxonia Schulze.
Unterordnung Sigtnatophora SüLLAS.
Famihe Tetillidae Sollas.
Tetillopsis Döringi Schrammen
Tetillopsis longitridens Schrammen
Unterordnung Pleonasterophora Schrammen.
Famihe Stellettidae Sollas emend, v. Lendenfeld.
Theneopsis Sieinmanni v. Zittel sp
Stolleya microtulipa Schrammen
,, ornatissima Schrammen
,, florida Schrammen
Famihe Megamorinidae v. Zittel.
Brochodora (Doryderma) Roem.eri Hinde
,, ,, ramusculus Schrammen
Homalodora (Doryderma) ramosa Mantell sp
,, ,, plana Schrammen
„ tuberosn Schrammen
„ „ ficus Schrammen
,, ,, pusilla Schrammen
Amphilectella piriformis Schrammen
Heterostinia obliqua Bennett sp
immanis Schrammen
,, depressa Schrammen
Pachypoterion Koenenii Schrammen
„ auritum Schrammen
- 41 —
Verzeichnis der beschriebenen Arten.
Nach Familien geordnet.
'S ö
O
■ S
S
o s
>
c
ce
O
3
Famihe Corallistidae Sollas emend. Schrammen.
Pachinion scriptum Roemer sp
,, familiäre Roemer sp
cylindricum Schrammen
Procorallistes polymorphus Schrammen
Phalangium scytaliforme Schrammen
,, cylindratum Schrammen
Familie Pachastrellidae Sollas emend, v. Lendenfeld.
Propachastrella primaem v. Zittel sp
Familie Tetracladinidae v. Zittel.
Unterfamihe Phymatellinae Schrammen,
Phymatella spinosa Schrammen
,, intumescens Roemer sp
,, tiiberosa Quenstedt sp
bulbosa V. Zittel
„ heteropora v. Zittel
sphaeroides Schrammen
Aulaxinia sulcifera Roemer sp
fallax Schrammen
,, maliformis Schrammen
,, melo Schrammen
,, ventricosa Schrammen
Craterella tiiberosa Schrammen
auricula Schrammen
Myrmeciophytum verrucosum Roemer sp
Callopegma depressa Roemer sp
,, acaulis v. Zittel
Thecosiphonia ramosa Schrammen
,, Torger i Schrammen
,, nobilis Roemer sp
„ postumus Schrammen
Palaeontographica. Suppl. V.
Verzeichnis der beschriebenen Arten.
Nach Familien geordnet.
Polyjerea pyriformis Griepenkerl
Turonia variabilis Michelin
,, constricta v. Zittel
,, induta v. Zittel
,, cerebriformis Schrammen .
Calymmaüna rimosa v. Zittel . . .
Jerea Quenstedti v. Zittel
Siphonia Griepenkerli Schrammen .
tubulosa Roemer sp
coronata Griepenkerl . .
j, micropora Schrammen . . .
,, malijormis Schrammen . .
Hallirhoa sexplicata Roemer sp. . .
,, fusiformis Schrammen .
Trachysycon muricatum Roemer sp
UnterfamiUe Discoderminae Schrammen.
Discodermia gleba Schrammen
,, antiqua Schrammen
colossea Schrammen
Rhagadinia rimosa Roemer sp
,, Doederleini Schrammen
Placoscytus jereaejormis Schrammen
Eustrobilus callosus Schrammen
Colossolacis plicata Schrammen
Rhoptrum scytaliforme Schrammen
Untorfaniihe Ph ymaraphininae Schrammen.
Pholidocladia dichotoma Hinde
Lopadophorus Janas Roemer sp
,, Griepenkerli Schrammen
,, lacunosus Schrammen
— 43 —
Verzeichnis der beschriebenen Arten.
Nach Familien geordnet.
TS C
O jrt
• K
m .
? O
O -M
> ex
PQ «2
c
td
ns
a
Procaliapsis clavata Hinde sp
,, cretacea Schrammen
Cydoclema compressa Hinde sp
Phymaraphinia infundibuliformis Schrammen
Unterfamilie Acrochordoninae Schrammen.
Acrochordonia ramosa Schrammen
auricula Schrammen
Unferfamih'e Astrocladinae Schrammen.
Astrocladia laevis Roemer sp
,, subramosa Roemer sp
Microdendron ramulosum Schrammen
Unterfamilie Chenendoporinae
Chenendopora fungiformis Lamoroux
Unterfamilie Plinthosellinae Schrammen.
Pycnodesma globosa Schrammen
Plinthosella squamosa v. Zittel
Dactylotus micropelta Schrammen
Unterordnung Sterrasterophora Schrammen.
FamiUe Geodiidae Sollas.
Geodiopsis cretacea Schrammen
„ microthrinax Schrammen
— 44 —
Verzeichnis der beschriebenen Arten.
Nach Familien geordnet.
c
o .
c
c
O
T3
3
Tetraxonia- Familien incertae subordinis.
Familie Ophiraphididae Schrammen.
Ophiraphidites annulatus Schrammen
cretaceus \. Zittel
cylindricus Schrammen
infundihulijormis Schrammen
tuberosus Schrammen
ramosus Schrammen
Cephaloraphidites milleporatus Schrammen
,, cavernosus Schrammen
Alloioraphium spongiosum Schrammen
Polytretia seriatopora Schrammen
Megaloraphium auriforme Schrammen
Familie Helobrachidae Schrammen.
Helobrachium consecatum Schrammen
Familie Helomorinidae Schrammen.
Isoraphinia texta Roemer sp
Pachycothon giganteum Roemer sp
Silicea ohne dreiachsige und vierachsige Nadelformen.
Unterfamilie Renierinae Ridley u. Dendy.
Halichondria Lendenfeldi Schrammen
Familie Desmacidonidae Ridley u. Dendy.
Rhizopsis horrida Schrammen
Familie Scolioraphidae Schrammen.
Scolioraphis tesselata Roemer sp
Gattung Incert. familiae.
Opetionella poculum Schrammen
radians v. Zittel
— 45 —
Verzeichnis der beschriebenen Arten.
Nach Familien geordnet.
-a C
O
■ s
en .
? C
O -f^
> a,
S-i ü
c
ce 3
rC '(D
Cl, t-.
'S
'S
Familie Rhizomorinidae v. Zittel.
Verruculina tenuis Roemer sp
damaecornis Roemer sp. .
convoluta Quenstedt sp
,, crassa Roemer sp
,, miliaris Reuss sp
„ afj. miliaris Reuss sp
,, seriatopora Roemer sp
,, micrommata Roemer sp
„ angulata Schrammen
„ macrommata Roemer sp
cupula Schrammen
„ astraea Hinde
Stichophyma robusta Schrammen
verrucosa Roemer sp
,, turbinata Roemer sp
„ multiformis Bronn sp
Jereica punctata Goldfuss sp
excavata Schrammen
turbo Schrammen
oligostoma Roemer sp
polystoma Roemer sp
tuberculosa Roemer sp
Stachyspongia ramosa Quenstedt sp
,, spica Roemer sp
,, tuberculosa Roemer sp
Scytalia terebrata Phillips sp
,, cylindrata Schrammen
,, radiciformis Phillips sp
Coelocorypha subglobosa v. Zittel
socialis Roemer sp
,, acuta Roemer sp
Astrobolia conglomerata Roemer sp
— 46 —
Verzeichnis der beschriebenen Arten.
Nach Familien geordnet.
■ Oh
w ,
O
> Q.
c
:ctf
>
;3 tu
CS -o
'S 'ö3
CO
05
Ol
'S
'S
'S
aten-
c
<D
nulai
+J
es
C
luadr
o
CS
ü
3
CD
Astrobolia hemisphaerica Roemer sp
tenella Roemer sp
,, globosa Roemer sp
Cytoracea turbinata Schrammen
,, impressa Roemer sp
,, grandis Roemer sp
,, costata Schrammen
,, rimosa Schrammen
Pachysalax processif er Schrammen
Bolidium palmatum Roemer sp
Plinthodermatium exile Schrammen
Coelosphaeroma appendiculata Schrammen
Leiochonia pinguis Schrammen
,, cryptoporosa Schrammen
robusta Schrammen
Chonella tenuis Roemer sp
,, auriformis Roemer sp
Coscinostoma fragilis Schrammen
,, auricula Schrammen
Seliscothon planum Phillips sp
,, marginatum Roemer sp
„ Mantelli Goldf. sp
pingue Schrammen
Famihe Megarhizidae Schrammen.
Megarhiza dubia Schrammen . .""
Chalaropegma cerebriformis Schrammen
Famihe Sphaerocladifiidae Schrammen.
Pachytrachelus conicus Roemer sp
,, reticulatus Schrammen
,, exspectatus Schrammen
Macrobrochus emscheris Schrammen
rimosus Schrammen
Besonderer Teil
Schlüssel zu den häufiger vorkommenden Literatur-Abkürzungen im besonderen Teile.
(In alphabetischer Reihenfolge.)
Court. Ep. loss. = Courtiller A. Éponges fossiles des Sables du terrain crétacé supérieur des environs
de Saumur (Étage Senonien d'Orbigny). Annales de la Société Linnéenne de Maine et
Loire. 1861. vol. IV.
GoLDF. Petr. Germ. = Goldfuss und Münster. Petrefacta Germaniae. Bd. I. 1826 — 1833.
Griepenk. Königsl. = Griepenkerl 0. Die Versteinerungen der senonen Kreide von Königslutter
im Herzogtum Braunschweig. Paläontologische Abhandlungen von Dames und Kayser.
Bd. 4. 1889.
HiNDE Catal. == HiNDE G. J. Catalogue of the Fossil Sponges in the geological Department of the
British Museum. 1883.
Leonh. Oberschl. = Leonhard R. Die Fauna der Kreideformation in Oberschlesien. Palaeontographica
Bd. XLIV. 1897.
M ANT. Geol. of Suss. = Mantell, G. A. The Fossils ot the South Downs; or Illustrations of the Geology
of Sussex. 1822.
Mich. Ic. = Michelin Hard. Iconographie zoophytologique. 1840 — 1847.
Phill. Yorksh. = Phillips J., Illustrations of the Geology of Yorkshire. 1829.
PocTA Beitr. I = Pocta Ph. Beiträge zur Kenntnis der Spongien der Böhmischen Kreideformation.
1. Abteilung: Hexactinellidae. Abhandlungen der Königl. Böhm. Gesellsch. der Wissen-
schaften. 1883.
,, Beitr. II = Pocta Ph. Beiträge etc. 2. Abteilung: Lithistidae. Abhandlungen der Königl.
Böhm. Gesellsch. der Wissenschaften. 1884.
,. Beitr. III = Pocta Ph. Beiträge etc. 3. Abteilung: Tetractinellidae, Monactinellidae, Calci-
spongiae, Ceratospongiae, Nachtrag. Abhandlungen der Königl. Böhm. Gesellsch. der
Wissenschaften. 1885.
,, Paderb. = Pocta Ph. Über einige Spongien aus dem Cuvieri-Pläner von Paderborn. Zeitschr.
d. Deutsch, geol. Gesellschaft. 1890.
Quenst. Petr. V. = Quenstedt F. A. Petrefaktenkunde Deutschlands. Bd. V. Leipzig. 1877.
Reuss Böhm. Kr. = Reuss A. E. Die Versteinerungen der böhmischen Kreideformation. Stuttgartl845
RoEM. Kr. = RoemerF.A. Die Versteinerungen der Norddeutschen Kreideformation. Hannover. 1841.
— 48 —
RoEM. Sp. = RoEMER F. A. Die Spongitarien des Norddeutschen Kreidegebirges. Palaeontographica
Rd. XIII. 1864.
ScHLÜT. Sp. d. Münst. = Schlüter CA. Über die Spongilarienbänke der oberen Quadraten- und unteren
Mucronatenschichten des Münsterlandes. 1872.
Schramm. Tetract. = Schrammen A. Reitrag zur Kenntnis der obersonen Tetractinelliden. Mitteilungea
aus dem RoEMER-Museum, No. 10, Hildesheim. 1899.
,, Kieselschw. = Schrammen A., Neue Kieselschwämme aus der oberen Kreide von Hannover.
Mitteilungen aus dem RoEMER-Museum, No. 14, Hildesheim. 1901.
„ Hexactin. = Schrammen A. Neue Hexactinelliden aus der oberen Kreide. Mitteilungen aus
dem RoEMER-Museum, No. 15, Hildesheim. 1902.
,, System. = Schrammen A. Zur Systematik der Kieselspongien. Mitteilungen aus dem Roemer-
Museum, No. 19, Hildesheim. 1903.
WoLLEM. Riew. = Wollemann A. Die Fauna des Senons von Riewende bei Wolfenbüttel. Jahrbuch
der königl. preuss. geologischen Landesanstalt. Rerlin 1900.
,, Lüneb. = Wollemann A. Die Fauna der Lüneburger Kreide. A])handlungen der königl.
preuss. geologischen Landesanstalt. Rerlin 1902.
ZiTï. Coelopl. — Zittel K. A. v. Über Coeloptychium. Abhandl. der k. bayer. Akademie der Wissen-
schaften. II Gl., XII. Rd. 1876.
,, Stud. I = Zittel K. A. V. Studien über fossile Spongien. Ersie Ahi.: H exactinellidae. Abhandl.
der k. bayer. Akademie der Wissenschaften. IL Gl., XIII. Rd. 1877.
„ Sind. II = Zittel K. A. V. Studien über fossile Spongien. Zw eile Abi.: Lähistidae. Abhandl.
der k. bayer. Akademie der Wissenschaften. II. Gl., XIII. Rd. 1878.
,, Stud. III = Zittel K. A. V. Studien über fossile Spongien. Briiie Ahl.: Monactinellidae, Tetrac-
tinellidae und Calcispongiae. Abhandl. der k. bayer. Akademie der Wissenschaften. II. Gl.
XIII. Rd. 1878.
Klasse Silicea Gray.
Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze.
Unterordnung SigmatOphora SOLLAS.
Familie Tetillidae Sollas.
(1886. Sei. Proc. Roy. Dubl. Soc. Bd. 5, S. 178.)
Stets mit schlanken, charakteristischen Protriaenen als Megascleren. Daneben monaxone Stab-
nadeln. Sigmaspire öfter fehlend. Im äußeren Habitus den monaxonen Tethyaden sehr ähnlich.
Obere Kreide und Jetztzeit.
Die Microsclere sind noch nicht nachgewiesen worden. Die triaenen Megasclere haben aber eine
so charakteristische Gestalt, daß ich kein Bedenken trage, die hierunter beschriebenen Arten zu den
Tetilliden zu rechnen.
Gattung Tetillopsis nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel 1, Fig. 6, 7.)
Das Stützskelett besteht aus schlanken Protriaenen und Amphioxen. Körperform, Kanalsystem
und Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Tetillopsis Döringi n. sp. (Skelettabbildung Texttafel I, Fig. 6.)
Das Stützskelett besteht aus geraden oder leicht gekrümmten Amphioxen und schlanken Protriaenen
mit cylindrischem Schaft. Die Amphioxe sind bis 5 mm, die Protriaene nur 2 — 2,5 mm lang. Die Zinken
der Protriaene sind etwa 0,2 mm lang; der Winkel, den die Zinken mit dem Schaft bilden, ist ein sehr
stumpfer. Der Schaft ist vom Ende bis zu der Stelle, wo die Gabelung beginnt, gleichmäßig dick. (Darin
liegt ein augenfälliger Unterschied zwischen den Protriaenen von Tetillopsis und den keulen- oder keil-
förmigen, übrigens auch viel größeren und plumperen Protriaenen von Geodiopsis cretacea Schrm. und
Geodiopsis microthrinax Schrm.) Die Megasclere erfüllen in dichten Haufen ein etwa kinderfaustgroßes
Gesteinsstück. Kanalsystem und Gestalt des Schwammkörpers waren nicht festzustellen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (sehr selten).
Palaeontographica. Suppl. V. 7
- 50 —
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Tetillopsis longitridens nov. sp. (Skelettabbildung Texttafel I, Fig. 7.)
Die Megasclere sind gerade, 10 — 25 mm lange, in der Mitte 0,1 — 0,3 mm dicke Amphioxe, und gerade,
10 — 15 mm lange, ca. 0,1 mm dicke, unten zugespitzte Protriaene mit sehr langem Schaft und kurzen
ungegabelten Zinken, die mit dem Schaft einen sehr stumpfen Winkel bilden. Länge der Zinken etwa V4n
der Schaftlänge.
Die Amphioxe und Protriaene erfüllten einen etwa kinderfaustgroßen Kalkmergelbrocken. Andere
Nadelformen kamen auch nach der völligen Auflösung des Einbettungsmaterials durch verdünnte Salz-
säure nicht zum Vorschein. Die Schlankheit der Protriaene und die im Verhältnis zur Länge des Schaftes
geringe Entwicklung der Zinken geben gute Kennzeichen ab. Beirecenten Tetiihden- Arten, z. B. bei Cinachyra
barbata SohhAS, Craniella 5imt7/imaBoWERBANKund Tetilla leptodermaSoLhxs, sind Protriaene wie Tetillopsis
longitridens besitzt, nicht selten. Fossile Spongienarten mit ähnlichen Megascleren kenne ich aber nicht.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: 01)erg (s. s.)
Das Original ist Unicum und liegt in meiner Sammlung.
Unterordnung Pleonasterophora Schrammen.
Tribus Rhabdina Schrammen.
Familie Stcllettidae SoLLAS emend, v. LENDENFELD.
(1903. Tetraxonia, S. 33.)
Astrophora mit Rhabden und einfachen, langschäftig triaenen Megascleren, stets ohne mesotriaene
Megasclere. Schäfte der Triaene radial angeordnet und nach innen gerichtet, ihre Ciadome zumeist nahe
der äußeren Oberfläche gelegen. Die Microsclere sind Euaster, Spiraster oder Amphiaster, aber niemals
Sterraster.
Obere Kreide und Jetztz^eit.
Die hierunter beschriebenen Arten stelle ich zu den Stellettiden, weil sie in der Zusammensetzung
des Stützskeletts mit manchen lebenden Stellettiden fast übereinstimmen.
Die Microsclere der Stellettiden sind aber aus der oberen Kreide noch nicht nachgewiesen worden.
Die zuerst von v. Zittel (Coel. Taf. V, Fig. 18-26) abgebildeten sphaeroidalen, aus der Mitte des Körpers
radial strahligen und auf der Oberfläche mit feinen Warzen bedeckten Microsclere, welchen Pocta
(Beitr. III, S. 6) den Namen Stelletta Zitteli gegeben hat, rühren wahrscheinlich von Geodiden her, denn
nur bei Stelletta euastrum 0. Schm. kommen ganz ähnliche Formen vor. Stelletta euastrum 0. Schm. ist aber
nach SoLLAS eineErylus-Art und die Gattung Erylus gehört zu den Geodiden. (Fast dieselben Microsclere
besitzt auch die Geodide Cydonium eosaster (Cliall. Tetract. S. 225, Taf. XX, Fig. 22).
— 51 —
Gattung Stolleya Schrammen. 1899.
(Tetract. S. 7.)
(Skelettabbildung Texttafel I, Fig. 1, 2, 3.)
Das Stützskelett besteht aus Dichotriaenen und Amphioxen. Microsciere, Canalsystem und
Körperform unbekannt.
Obere Kreide.
Aus der dürftigen Diagnose geht kncht hervor, daß der systematische Wert dieser Gattung nur gering
sein kann. In Ermangelung ausreichender Unterscheidungsmerkmale habe ich unter Stolleya mehrere Arten
zusammengefaßt, die ähnliche Megasclere haben, aber recht wohl generisch verschieden sein können.
Stolleya ornatissima Schrammen. (Texttafel 1. Fig. 1.)
1899. Slollcya ornatissima Schrammen, Tetract. S. 7, Taf. I, Fig. 4; Taf. III, Fig. 5.
1901. Slolleija ornatissima Schrammen, Neue Kieselschw., S. 19.
Der etwa handgroße, mehrere cm dicke Schwammkörper scheint plattig oder krustenartig gewesen
zu sein. An der Oberfläche aller Exemplare bemerkt man mit unbewaffnetem Auge unregelmäßig durch-
einanderliegende oder auch wie Haare eines dichten kurzhaarigen Pelzes aufgerichtete Nadeln, die sich
unter der Lupe als gerade, seltener leicht gekrümmte schlanke Amphioxe und keilförmige Pro- bezw.
Orthodichotriaene erweisen. Daneben kommen auch noch einfache Protriaene vor. Die Amphioxe werden
bis 10 mm, die Triaene durchschnittlich etwa 5 mm lang. Die Länge der Zinken der Triaene ist ungefähr
gleich dem Querdurchmesser des Schaftes unterhalb der Gabelungsstelle der Zinken.
Stolleya ornatissima unterscheidet sich von Stolleya tnicrotulipa durch längere, schlankere und meist
gerade Amphioxe und durch größere und anders geformte Dichotriaene. Während der Schaft der Triaene
von Stolleya microtulipa cylindrisch ist, verjüngt er sich bei St. ornatissima allmählich von der Gabelungs-
stelle bis zum Ende. Ferner gehen bei St. ornatissima die Gabelzinken winkelig vom Schaft ab, während
bei St. microtulipa die Zinken unterhalb der Gabelungsstelle eine recht charakteristische tulpenförmige
Anschwellung bilden.
Auffallende Ähnlichkeit mit den triaenen Megascleren der St. ornatissima haben die Megasclere der
recenten Stellettide Anthastra piriformis Sollas (Chall. Tetract. S. 146, Taf. XV, Fig. 3 — 9). Diese Spezies
besitzt aber außerdem noch Anatriaene, die freilich so klein sind, daß sie bei fossilen Arten kaum nachzu-
weisen wären, wenn sie auch vorhanden gewesen sein sollten.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (selten), Oberg (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 12.
Das Original zu der Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Stolleya microtulipa Schrammen. (Texttafel I, Fig. 2.)
1899. Stolleya microtulipa Schrammen, Tetract., S. 7, Taf. III, Fig. 3.
1901. Stolleya microtulipa Schrammen, Neue Kieselschw., S. 19.
Bei dieser Spezies sind einzelne Teile des Canalsystems zuweilen etwas besser wie sonst bei fossilen
Tetraxoniavciii unverbundenem Stützskelett zu erkennen. Man bemerkt nämlich an besonders gut erhaltenen
Tcxttafel I.
Skelettelemente der Familien Slellelüdae Sollas emend, v. Lendenfeld, Pachastrellidae Sollas, Tetillidae Sollas und
Geodidae Vosmaer.
(Alle Figuieu sind bei auffallendem Licht und 16 faclier Vergrößerung gezeichnet.)
a
A. Schrammen del.
— 53 —
Erklärung zu Texttafel I.
Familie Stellettidae.
Fig. 1. Stolleya ornatissima Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg.
a) Dichotriaen. b) Dichotriaen von oben gesehen, c) Vorderteile von Dichotriaenen. d) Vorder-
teil eines Protriaens. e) Halbes Amphiox.
Fig. 2. Stolleya microtulipa Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg.
a) Dichotriaen. b) Dichotriaen von oben gesehen, c) Vorderteile von Dichotriaenen. d) Amphiox.
Fig. 3. Stolleya florida Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Dichotriaen. b) Vorderteil
eines Protriaens. c) Vorderteile von Dichotriaenen.
Famihe Pachastrellidae.
Fig. 4. Propachastrella primaeva v. Zittel sp. aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Caltrope.
b) Ein Caltrop mit kugeligen Armen, c) Dermales Dichotriaen von unten gesehen.
Familie Stellettidae.
Fig. 5. Theneopsis Steinmanni v. Zittel sp. aus der Quadratenkreide von Oberg.
a) Orthotriaene. b) Anatriaene. c) Amphiox (eine Hälfte).
Famihe Tetillidae.
Fig. 6. Tetillopsis Doeringi Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Protriaene.
Fig. 7. Te/tVtopÄü.'^ tongi>icZen5 Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. a)Protriaen. b) Amphiox.
Famihe Geodidae.
Fig. 8. Geodiopsis microthrinax Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Protriaen.
b) Amphiox.
Fig. 9. Geodiopsis cretacea Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg,
a) Protriaen. b) Amphiox. c) Anatriaene etc.
Regionen der Oberfläche der stellenweise nur aus dicht nebeneinander liegenden Skelettelementen be-
stehenden, plattigen oder knolligen Gesteinsstücke, daß die Megasclere sich zu kreisförmigen Erhebungen
von 1 — 2 cm Querdurchmesser, die am Scheitel kraterartig vertieft sind, gruppieren. (Die Gesteins-
stücke müssen aber zuvor leicht angeätzt werden.) Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Krater als
Paragaster anzusehen sind. Analoge Bildungen finden sich auch bei recenten reiraa^owia. (Z.B. besitzen
Cinachyra barbata Sollas (Chall. Tetract. S. 23, Taf. III, Fig. 1) und Thenea fenestrata 0. Schmidt (Spong.
Meebus. Mexico S. 71, Taf. X, Fig. 2) Paragasteröffnungen, die von einem Strahlenkranze von Amphioxen
und Triaenen umstellt sind.) Das Skelett besteht aus bis 5 mm langen, in der Mitte etwa 0,2 mm
dicken Amphioxen und kleineren, nämlich nur bis 3 mm langen, in der Mitte des Schaftes 0,1 mm dicken
Ortho- und Prodichotriaenen mit etwa 0,2 mm langen Zinken. Die Amphioxe sind infolge einer in der
Mitte liegenden sehr stumpfwinkligen Knickung leicht gekrümmt. Die Schäfte der Triaene sind zu etwa
V.1 der Länge cylindrisch. Erst im letzten Viertel beginnt die Zuspitzung. Dicht unterhalb der Gabelungs-
— 54 -
stelle bilden sie charakteristische tulpen- oder glockenförmige Anschwellungen, die gute Unterscheidungs-
merkmale abgeben.
Ähnlich geformte Triaene wie St. microtulipa besitzt die récente Stellettide Anthastra communis
SoLLAS (Chall. Tetract. S. 140, Taf. XIII, Fig. 18 u. 19).
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (selten) ; Oberg (selten).
AnzahlderuntersuchtenStücke:ll.
Das Original zu der Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Stolleya florida n. sp. (Texttafel I, Fig. 3.)
Das Originalstück ist ein etwa faustgroßer formloser Kalkbrocken, an dessen Oberfläche überall
mehr oder weniger dichte Bündel von Prodichotriaenen, Protriaenen und Amphioxen liegen. In der
Mehrzahl sind die Prodichotriaene. Aber auch Protriaene und Amphioxe kommen ziemlich häufig vor.
Die geraden oder leicht gekrümmten Dichotriaene und Triaene sind über 7 mm lang und an der dicksten
Stelle des Schaftes, dicht unterhalb der Gabelung etwa 0,3 mm dick. Von da ab verjüngt sich der Schaft
allmählich und ununterbrochen bis zur Spitze. Die Zinken sind schwach S-förmig gekrümmt und bilden
mit dem Schaft einen sehr stumpfen Winkel. Die geraden oder leicht gekrümmten Amphioxe erreichen
die stattliche Länge von 10 mm. Ihre Dicke beträgt in der Mitte 0,2 — 0,3 mm.
Von St. microtulipa unterscheidet sich die Art schon durch den sehr erheblichen Unterschied in
der Größe der Triaene. Ferner ist der Winkel, den die Zinken mit dem Schaft bilden, bei den Triaenen
von St. florida stumpfer. Auch sind die Amphioxe von St. microtulipa kleiner und fast immer in der Mitte
stumpfwinklig geknickt. Die Dichotriaene von St. ornatissima sind ebenfalls kleiner und schlanker. Ihre
Zinken sind auch nicht S-förmig gekrümmt, sondern winklig geknickt. Die Amphioxe der beiden Arten
sind aber nicht zu unterscheiden.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (sehr selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Theneopsis nov. nom. — Syn. Tethyopsis Zittel.
(Skelettabbildung Texttafel I, Fig. 5.)
Schwammkörper knollig oder lappig. Das Stützskelett besteht aus Amphioxen, Orthotriaenen
und Anatriaenen. Canalsystem und Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Den ZiTTEL'schen Gattungsnamen Tethyopsis konnte ich nicht beibehalten, w^eil er schon seit 1870
an eine lebende Stellettide, nämlich an Tethyopsis columnijer Stewart (Quart. Journ. Micr. Sc. 1870,
S. 281) vergeben ist.
— 55 —
Theneopsis Steinmanni Zittel sp. (Taf. XII, Fig. 1. — Texttafel I, Fig. 5.)
1878. Telhyopsis Steininnnni Zittel, Stud. Ill, S. 9, Taf. XI, Fig. 3.
1880. Telhyopsis Steinmanni Zittel, Haiidb., S. I'iS.
1895. Telhyopsis Steinmanni Zittel, Grundz., S. 4'i.
1899. Telhyopsis Steinmanni Schrammen, Tetract. S. 19.
1901. Telhyopsis Steinmanni Schrammen, Neue Kieselschw. S. 19.
Die Art gehört zu den wenigen fossilen Tetraxonia mit Skelettnadeln des regulären Typus, von
denen auch wohl ganze Schwammkörper gefunden werden. Sie bildet bis handgroße Knollen, die aus
dünnen, in unregelmäßiger Weise miteinander verwachsenen Krusten und Lappen bestehen und von
unregelmäßig angeordneten, erbsen- bis nußgroßen Hohlräumen durchsetzt sind. Das Stützskelett besteht
aus großen, geraden oder schwach gekrümmten Amphioxen, kleineren Orthotriaenen, deren drei un-
gegabelte Zinken mit ihren Spitzen etwas rückwärts gebogen sind, und dünnen aber sehr langen Ana-
triaenen. Die Amphioxe werden bis 5 mm lang. Der Schaft der Orthotriaene ist cylindrisch und bis
1,5 mm lang. Die Länge der Zinken beträgt ungefähr ein Viertel der Schaftlänge. Die dünnen Anatriaene
sind z. T. noch länger wie die Amphioxe. Dabei ist ihr Querdurchmesser von Zinken- zu Zinkenspitze
gemessen nur ungefähr ebensogroß wie der Querdurchmesser des Schaftes der Orthotriaene. Die
Amphioxe, Orthotriaene und Anatriaene liegen bei günstiger Erhaltung parallel nebeneinander und zwar
so, daß die Schäfte senkrecht zum Lumen der Canäle bezw. zur Oberfläche stehen.
Anders geformte Megasclere habe ich nicht beobachtet. Dagegen hat v. Zittel an seinem Original-
Exemplar (dem einzigen, das ihm vorlag) vereinzelte kleine Caltrope gefunden. Ich habe darum mein aus etwa
15, z. T. sehr gut erhaltenen Stücken bestehendes Material auf Caltrope besonders gründlich untersucht,
aber keine gefunden. Wahrscheinlich sind die von Zittel beobachteten Vierstrahler angeschwemmt worden.
Theneopsis Steinmanni nähert sich durch einige Eigentümlichkeiten des Stützskeletts manchen
lebenden Arten der Gattung Sphinctrella Schmidt. Z. B. besitzt Sphinctrella cribrifera Sollas (Chall.
Tetract. S. 87, Taf. X, Fig. 16 — 20) fast dieselben Triaene und Amphioxe. Es scheint aber keine lebende
Art bekannt zu sein, in deren Skelett neben solchen Orthotriaenen und Amphioxen, wie Theneopsis
Steinmanni besitzt, auch kleine Anatriaene vorkommen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Häufigkeit: Misburg (selten), Oberg (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 15.
Das Original zu der Abbildung befindet sich in meiner Sammlung.
Familie MegaiTiorinidae v. Zittel.
(1878. Studien über fos.sile Spongien II, S. 99.)
Das Stützskelett besteht aus monocrepiden, durch Zygose verbundenen Megaclonen. Die Dermalia
sind Triaene (Dichotriaene). Als Microsclere Spiraster und Microxe.
(?) Palaeozoicum, Jura, Kreide und lebend. Die Microsclere sind nur von den lebenden Arten
bekannt.
Texttafel II.
Skelettelemente der Familie Megamorinidae v. Zittel.
(In^lG facher Vergrößerung.)
A. Schrammen del.
Erklärung zu Texttafel II.
Familie Megamorinidae.
Fig. 1. Brochodora Roemeri Hinde aus der Qiiadratenkreide von Oberg, a) Megaclone. b) Der-
malia (Dichotriaene). c) Amphioxe.
Fig. 2. Heterostinia immanis Schrammen aus der Mucronatenkreide von Misburg. Megaclone.
Fig.. 3. Heterostinia obliqua Benett sp. aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Megaclone. b) Un-
regelmäßig geformte Megaclone. c) Dermalia (Dichotriaene).
Fig. 4. Heterostinia obliqua Benett sp. aus der Mucronatenkreide von Misburg, a) Megaclone. b) Der-
malia (Dichotriaene).
Fig. 5. Pachypoterion auritum Schrammen aus der Mucronatenkreide von Misburg. Dermalia (Dicho-
triaene).
Fig. 6. Amphilectella piriformis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Megaclone. b) Der-
malia (Dichotriaene).
Im geschlemmten Ätzrückstand des Oberger Spongienmergels habe ich nicht ganz selten aus Mega-
clonen bestehende, gestielte oder oben und unten zugespitzte Klümpchen und Zylinder gefunden, von
denen die am besten erhaltenen in doppelter photographischer Vergrößerui^g Tafel XVI Fig. 5 — 8 abgebildet
worden sind. Ich möchte sie nicht für ausgewachsene Individuen einer neuen, sehr kleinen Spezies, sondern
für frühe Entwicklungsstadien bekannter Arten {Amphilectella piriformis, Homalodora ficus u. a.) halten.
Ihr Stützskelett besitzt keine bemerkenswerten Eigentümlichkeiten und das Kanalsystem ist noch un-
entwickelt.
Gattung Doryderma v. Zittel. 1878.
(Skelettabbildung Texttafel II, Fig. 1.)
Ästig, plattig, keulenförmig, birnförmig oder kugelig, gestielt oder sitzend. Scheitel mit zahl-
reichen großen Postiken von Aporhysen, die der Längsaxe des Schwammkörpers bezw. der Äste parallel
laufen. Oberfläche dicht mit zerstreut liegenden Ostien, oder grobporös mit netzartig aneinander gereihten
Skelettmaschen, durch die einfache Radialkanäle in das Innere des Schwammkörpers eindringen. Das
Stützskelett besteht aus durch Zygose verbundenen Megaclonen. Die Dermalia sind Dichotriaene. Außer-
dem kommen Amphioxe vor.
Obere Kreide.
Doryderma cylindrica v. Zittel.
1878. Doryderma cylindrica v. Zittel, Stud. II, S. 68.
1900. Doryderma cylindrica Wollemann, Fauna von Biewende, S. 7.
x\ach V. Zittel ,, einfach, zylindrisch, gegen oben verengt, unten mit kurzem Stiel. Mehrere zer-
streute Vertikalröhren im Inneren, Mucronatenkreide von Ahlten und Biewende".
Palaeontographica. Siippl. V. 8
— 58 —
WoLLEMANN keiini die Art von Biewende nicht. Auch mir ist weder von Biewende noch von einem
anderen Fundpunkt eine Doryderma-Art bekannt geworden, auf die Zittels Diagnose passen könnte. —
Subgenus Broch odora nov. subgen.
Skelett grobporös; Oberfläche mit netzartig aneinanderliegenden, großen Skelettmaschen, die als
Ostien dienen.
Brochodora Roemeri Hinde. (Tafel XVIll, Fig. 5. — Texttafel II, Fig. 1.)
1808. A ramose Alcyonite Parkinson, Org. Rem. Bd. II, S. 92, Taf. VII, Fig. 7, 12.
1864. Polyjerea dichotoma Roemer, Sp., S. 36, Taf. XIV, Fig. 1.
1878. Polyjerea dichotoma Quenstedt, Petr. V, S. 423, Taf. CXXXV, Fig. 10, 11.
1878. Doryderina dichotoma Zittel, Stud. II, S. 67, Taf. VII, Fig. 1.
1883. Doryderma Roemeri Hinde, Catal., S. 49, Taf. VI II, Fig. 3.
1900. Doryderma ramosa Wollemann, Senon von Biewende, S. 5.
Der Schwammkörper ist ästig und besteht aus unregelmäßig und mehrfach vergabelten, zylind-
rischen Zweigen, die an den Enden abgerundet oder abgestutzt sind. Gewöhnlich findet man nur Bruch-
stücke. Ich habe aber auch zweimal ganze Exemplare beobachtet, an denen ich über hundert Zweig-
enden zählen konnte. Der Rucksack, in dem ich diese Prachtstücke heimbrachte, trug sich nicht leicht.
Die Äste sind 2,5 — 4 cm dick und 5 — 50 cm lang. Sämtliche Äste und Zweige sind der Länge nach
von bündelartig zusammenliegenden Vertikalröhren durchzogen, die im Scheitel der Zweigenden mit
zahlreichen, bis 2 mm weiten rundlichen Öffnungen münden. An der Oberfläche der Äste fallen die eckigen,
und im Gegensatz zu Homalodora ramosa Mant. sp. recht weiten Skelettmaschen auf, welche die Mün-
dungen gerader Radialkanälchen darstellen und die Außenseite wie mit einem feinen Netz überziehen.
An ungeätzten Exemplaren sind andere Ostien in der Regel nicht sichtbar. An mit Salzsäure behandelten
Stücken sieht man aber außer den durch die weiten Maschen des Skeletts gebildeten Kanalmündungen noch
zahlreiche, bis 1 mm weite, rundliche Ostien, die in ziemlich weiten Abständen über die Oberfläche zerstreut
sind. Die Skelettmaschen sind häufig durch dicke Bündel langschäftiger Prodichotriaene verstopft, die
von Korrosionspräparaten bei unsanfter Behandlung allerdings leicht abfallen.
Die Unterscheidungsmerkmale von Brochodora Roemeri und Brochodora ramusculus werden bei
der Beschreibung der zweiten Art angegeben. Von Homalodora (Doryderma) ramosa Mant. sp. unter-
scheidet sich Brochodora Roemeri durch plumpere Formen, größere Dimensionen, und namentlich durch
die maschige oder netzartige Oberfläche.
Die Spezies zeichnet sich dyrch große vertikale Verbreitung aus. Sie tritt in der oberen Kreide
von Hannover schon im Scaphitenpläner auf, und floriert noch in der Mucronatenkreide. —
Roemer hatte die Art unter dem Namen Polyjerea dichotoma hinreichend gekennzeichnet und auch
verhältnismäßig gut abgebildet. Der Name ist aber schon vorher von Benett für eine Doryderma
aus dem Upper Greensand gebraucht worden. Darum hat Hinde die Art umbenannt.
Alter und Facies: ^Scaphitenpläner, Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (s. s.), Halberstadt (z. h.), Misburg,
Oberg, Biewende, Adenstedt, Ahlten (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 25.
— 59 -
Brochodora ramusculus nov. sp. (Tafel XVIII, Fig. 6.)
Körperform, Kanalsysleni und Skelett wie bei Brochodora Roemcri, von der sich Brochodora ramus-
culus aber durch gracileren Bau und \äel geringere Dimensionen unterscheidet. Die Stämmchen sind nur
1 — 1,5 cm dick und 2,5 — 10 cm lang.
Schwieriger ist die Unterscheidung von Brochodora ramusculus und Homalodora ramosa Mant. sp.,
weil diese beiden Arten in der Gestalt und den Maßverhältnissen häufig übereinstimmen. Während aber
an der Oberfläche von Brochodora ramusculus außer den netzartig aneinander gereihten großen Skelett-
maschen keine weiteren Ostien entwickelt sind, ist die Oberfläche von Homalodora ramosa, die auch dichter
und glatter ist, mit zahlreichen, mehrere mm auseinander liegenden rundlichen Ostien bedeckt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (z. s.), Adenstedt (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Subgenus Homalodora nov. subgen.
Skelett dicht; Oberfläche engmaschig und glatt, mit unregelmäßig verteilten rundUchen Ostien.
Homalodora ramosa Mant. sp. (Tafel XVIII, Fig. 7.)
1822. Spojigia ramosa Mantell, Fossils of the South Downs, S. 162, Taf. XV, Fig. 11.
1878. Dorydenna ramosa Zittel, Stud. II, S. 68.
1883. Doryderma ramosa Hinde, Catal., S. 48, Taf. VIII, Fig. 2.
Schwammkörper zylindrisch-ästig, mit abgestutzten oder abgerundeten Zweigenden, an deren
Scheitel zahlreiche 1,5 — 2 mm weite Postiken von Vertikalkanälen liegen. Das Skelett ist sehr dicht
und feinmaschig, die Oberfläche glatt und mit unregelmäßig verteilten, ca. 0,5 — 1 mm weiten, mehrere
mm auseinander liegenden Ostien bedeckt. Die Ästchen sind 1 — 2,5 cm dick und 5 — 25 cm lang. Als
Dermalia Orthodichotriaene.
Die Unterscheidungsmerkmale gegenüber Brochodora Roemeri und Brochodora ramusculus findet
man bei der Beschreibung dieser Arten.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Homalodora plana n. sp. (Tafel XVII, Fig. 3, 4.)
Plattig, mit dreieckigem oder ovalem Umriß, selten stockartig, gewöhnlich einfach, gestielt. Scheitel
abgestutzt, mit zahlreichen, dicht nebeneinander liegenden, 1 — 1,5 mm weiten Postiken von Kanälen,
die den Schwammkörper der Länge nach durchziehen. Außenseite mit unregelmäßig über die Oberfläche
zerstreuten, ca. 0,5 mm weiten, 2 — 3 mm voneinander entfernten Ostien von kurzen, geraden Kanälchen,
die in schräger Richtung von oben nach unten in das sehr engmaschige Skelett eindringen. Die Dermalia
— 60 —
habe ich nicht auffinden können. Mittelgroße Individuen sind ca. 8 cm lang, 4 cm breit, 1,5 cm dick.
Das größte Exemplar meiner Sammlung ist 12 cm hoch, am Scheitel fast ebenso breit und 2 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 20.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Homalodora tuberosa nov. sp.
Gestielte oder sitzende, schnell an Dicke zunehmende, kurze Keulen, deren Vorderteil mehrere
nmdliche oder abgestutzte Köpfchen, oder ähnlich wie die Tetracladinengattung Hallirhoa lappige Fort-
sätze oder seitlich vorspringende Rippen trägt. Auf dem Scheitel der Köpfchen und Rippen, hier aber
nur an den zentralen Teilen, zahlreiche engstehende ca. 2 mm weite Mündungen von Vertikalkanälen.
Außenseite mit unregelmäßig über die Oberfläche zerstreuten, ca. 0,5 mm bis 1 mm weiten, 2 — 3 mm
von einander entfernt liegenden Ostien. Das Skelett ist dichtmaschig. Die Dermalia sind große Pro-
dichotriaene. Der Schwammkörper wird 6 — 10 cm hoch, und je nach der Zahl der Köpfchen und Rippen
am vorderen Ende 8 — 15 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 10.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Homalodora ficus nov. sp. (Tafel XVII, Fig. 2.)
Feigen- oder birnförmig, gestielt. Scheitel abgerundet oder abgestutzt, mit einer leichten zentralen
Einsenkung, in der dicht nebeneinander zahlreiche 1,5 — 2 mm weite Postiken von Vertikalkanälen liegen.
Außenseite mit unregelmäßig über die Oberfläche zerstreuten, 0,5 — 1 mm weiten, mehrere mm auseinander-
liegenden Ostien. Das Skelett ist sehr dichtmaschig. Die Dermalia habe ich nicht auffinden können.
Homalodora ficus ist eine kleine Art. Fingerlange Stücke gehören schon zu den größten, die über-
haupt vorkommen, und können leicht mit jungen Individuen von Amphilectella piriformis verwechselt
werden. (Unterscheidungsmerkmale bei A. piriformis.)
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.), Misburg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 9.
Das Original liegt in meiner S'ammlung.
Homalodora pusilla nov. sp. (Tafel XVII, Fig. 5.)
Kugelig, sitzend. Scheitel abgerundet, mit ca. 5 mm tiefer, zentraler Grube, in der zahlreiche dicht
aneinandergedrängte Postiken von Vertikalkanälen liegen.
An der Größe der Postiken kann man Homalodora pusilla leicht von Jugendformen der Homalodora
^cus unterscheiden. Sie sind nicht größer als die Ostien an der Außenseite, und höchstens halb so groß wie die
Postiken im Scheitel von Homalodora ficus. Skelett und Oberfläche der Außenseite wie bei den anderen Spezies.
— 61 -
Homalodora pusilla ist nicht nur die kleinste Homalodora-Asi, sondern auch unter allen Spongien-
arten eine der kleinsten, denn sie wird nur 2 cm hoch und dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Amphilectella Schrammen. 1901.
(Skelettabbildung Texttafel II, Fig. 6.)
Birnförmig, kugelig oder eiförmig, mit tiefem und engem Paragaster, gestielt. Oberfläche grob-
porös, mit zerstreut liegenden Ostien. Das Stützskelett besteht aus durch Zygose verbundenen Mega-
clonen. Die Dermalia sind Prodichotriaene.
Obere Kreide.
Amphilectella piriformis Schrammen. (Tafel XVIII, Fig. 8. — Texttafel II, Fig. 6.)
1901. Amphilectella piriformis Schrammen, Neue Kieselschw., S. 13, Taf. III, Fig. 3.
Birn- oder eiförmig, sehr dickwandig, mit tiefem und engem Paragaster, gestielt oder sitzend.
Mittelgroße Exemplare sind 10 cm lang (ohne Stiel) und 6 cm dick. Das größte Individuum, welches
ich in der Mucronatenkreide von Misburg gefunden habe, ist ohne Stiel 20 cm lang und ca. 10 cm dick.
Das Paragaster ist bei mittelgroßen Exemplaren ca. 1 cm, bei großen 2 cm weit. Außenseite mit unregel-
mäßig über die Oberfläche zerstreuten, 1 mm weiten und ca. 2 — 4 mm voneinander entfernten Ostien
von geraden Kanälen, die in schräger Richtung von oben nach unten in den Schwammkörper eindringen,
und von kräftigen, im Paragaster mündenden Kanälen gekreuzt werden. Das Skelett ist ziemlich weit-
maschig, aber nicht so weitmaschig wie bei den Brochodora-Arien. In den Maschen und auch in den
Ostien gut erhaltener Exemplare stecken dicke Bündel langschäftiger Prodichotriaene.
Kleinere Exemplare können mit Homalodora ficus verwechselt werden. Diese Art hat aber in der
Scheitelmitte keine einfache Paragastermündung, sondern zahlreiche bis 2 mm weite Postiken und auch
ein engmaschigeres Skelett.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.), Misburg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 30.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Heterostinia v. Zittel. 1878.
(Skelettabbildung Texttafel II, Fig. 2, 3, 4.)
Trichter-, becher- und ohrförmig oder plattig, dünn- oder dickwandig, gestielt. Beide Seiten
mit zerstreuten Ostien bezw. Postiken von Radialkanälen. Das Stützskelett besteht aus durch
62 -
Zygose verbundenen Megaclonen mit glatten oder granulierten Epirhabden. Die Dermalia sind Ortho-
dichotriaene.
Obere Kreide.
Nach V. ZiTTEL (Stud. II, S. 69) bestände das Heterostinia-Gerüsi aus zweierlei Elementen, nämlich
aus kleinen, vielästigen und überall filigranartig gezackten Kieselkörperchen, welche die Hauptmasse
des Skeletts bilden sollen, und aus großen Megaclonen. Mir kam aber der Gedanke, daß die vielästig-
zackigen Kieselkörperchen, deren Existenz so wenig zu unseren Kenntnissen vom Bau des Megamo-
rinen-Skeletts stimmen will, Bildungen sein könnten, die zum Heterostinia-Skelett gar nicht in Beziehungen
stehen. Herr Professor Sarasin in Genf hatte die Güte, mir die schönen Heterostinien des Genfer Museums,
auf die sich v. Zittel bezieht, zur Untersuchung zu überlassen, und ich konnte mich bald überzeugen,
daß es sich bei den in Frage kommenden Bildungen nur um Besonderheiten der Erhaltung handelt. Die
Maschen des eigentlichen Skeletts, das wie bei allen H eterostinia- Arten nur aus Megaclonen besteht, sind
nämlich mit einer Kieselmasse ausgefüllt, deren Oberfläche eine sehr feine Körnelung besitzt und bei der
Untersuchung mit auffallendem Licht wohl dichte Massen filigranartig gezackter Kieselkörperchen vor-
täuschen kann.
Bei manchen Arten kommen außer den Megaclonen als Seltenheiten allerdings auch noch andere
Kieselkörperchen vor, die aber so groß wie die Megaclone und nur im Habitus zierlicher sind. Text-
tafel II, Fig. 3 b sind einige abgebildet. Möglicherweise sind es embryonale Megaclone.
Heterostinia obliqua Benett sp. (Tafel XVII, Fig. 1. — Tafel XVI, Fig. 2, 3. — Texttafel II, Fig. 3, 4.)
1831. Polypothecia obliqua Benett, Catal. Org. Rem. Wilts., Taf. VIII, Fig. 1.
1883. Heterostinia obliqua Hinde, Catal., S. 53, Taf. X, Fig. 2.
1901. Asteroderina expansa Schrammen, Neue Kieselschw., S. 14, Taf. III, Fig. 4. — Taf. V, Fig. 4.
1901. Asteroderma conica Schrammen, Neue Kieselschw., S. 14, Taf. I, Fig. 9.
Halbtrichter-, Schüssel- und ohrförmig oder plattig mit halbkreisförmigem Umriß, dünnwandig,
mit abgerundetem Rand, gestielt oder sitzend. Die Wandung ist 6 — 10 mm dick, das größte mir vorUegende
Exemplar, ein plattiges Individuum mit halbkreisförmigem Umriß 12 cm hoch, 15 cm breit. Außen- und
Innenseite mit unregelmäßig zerstreuten, 0,3 — 0,5 mm weiten, 1 — 3 mm voneinander entfernten Ostien
bezw. Postiken. An der Innenseite liegen die Kanalmündungen etwas näher zusammen wie an der Außen-
seite; sie sind hier auch durchschnittlich etwas kleiner. Das Stützskelett ist engmaschig. Als Dermalia
kommen ziemlich große Orthodichotriaene vor.
Die Spezies unterscheidet sich von Heterostinia immanis durch kleinere Dimensionen und verhältnis-
mäßig viel dünnere Wandungen.
Verwechselungen mit anderen Spongienarten sind schwer möglich, weil Heterostinia obliqua in der
oberen Kreide der einzige schüsseiförmige oder ohrförmige Schwammkörper mit dünnerWandung
ist, dessen Skelett aus Megaclonen besteht.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.), Misburg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
— 63 -
Heterostinia immanis nov. sp. (Tafel XVI, Fig. 1. — Texttafcl II. Fig. 2.)
Schüssel-, bêcher- oder trichterförmig, dickwandig, mit abgerundetem, auch wohl mehrfach ein-
gebuchtetem Rand, sitzend oder mit wurzelartig verästelter Basis. Das größte Exemplar, das ich kenne,
ein zieni.lich regelmäßiger Trichter, dessen eine Hälfte aber nur erhalten ist, ist ca. 20 cm hoch (ohne Stiel),
am oberen Rande fast 30 cm weit und 3 cm dick. Außenseite m_it unregelmäßig über die Oberfläche zer-
streuten, ca. 1 mm weiten, mehrere mm auseinanderliegenden Ostien. Die Postiken sind etwas kleiner
und liegen auch dichter zusammen. Das Stützskelett ist dichtmaschig. Als Dermalia Orthodichotriaene,
die aber bei den von mir gesammelten Exemplaren nur an der Innenseite entwickelt oder erhalten sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Heterostinia depressa nov. sp. (Tafel XV, Fig. 5.)
Niedrig- trichterförmig, mit scharf abgestutztem Rand, sehr dickwandig; Basis mit mehreren kurzen,
dicken Wurzeln. Paragaster mäßig tief. Oberfläche und Kanalsystem wie bei Heterostinia immanis, von
der sich Heterostinia depressa aber durch die Abweichungen in der äußeren Form unterscheidet. Das
Original ist 6 cm hoch, die flache Scheitelfläche 10 cm lang, 7 cm breit. Die Wandung ist 4 cm dick, das
Paragaster ca. 2 cm weit und ca. 1,5 cm tief.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Pachypoterion Hinde. 1883.
(Skelettabbildung Texttafel II, Fig. 5.)
Napf- oder becherförmig und dickwandig, oder apfelförmig, mit weitem und tiefem Paragaster,
gestielt oder sitzend. Außenseite mit netzartig aneinander gereihten Skelettmaschen, durch die einfache
gerade Kanäle in das Innere der Wandung eindringen. Paragaster mit Mündungen von Vertikalkanälen.
Das Stützskelett besteht aus durch Zygose verbundenen Megaclonen. Die Dermalia sind Dichotriaene.
Obere Kreide.
Die Arten, welche Hinde zur Aufstellung dieser Gattung Veranlassung gaben, stammen alle aus
Kreideablagerungen cenomanen Alters. Von den hier beschriebenen zwei senonen Spezies ist aber
P. Koeneni unzweifelhaft eine Pachypoterionart. Von P. auritum könnte es zweifelhaft sein.
Pachypoterion Koeneni nov. sp. (Tafel XV, Fig. 6.)
Kugelig oder apfelförmig, mit abgerundetem oder abgestutztem Scheitel und grubenartigem oder
trichterförmigem, mäßig tiefem Paragaster, sehr dickwandig. Sitzend oder mit dickem, kurzem, Scheiben-
— 64 —
artig verbreitertem oder ein wenig verzweigtem Stiel. Unähnlich den anderen Megamorinenspezies von
ähnlicher Körperform, {Amphilectella piriformis, Homalodora ficus), die sich nach unten allmählich ver-
jüngen, ist der Stiel mehr oder weniger deutlich vom Schwammkörper abgesetzt. Das im Göttinger
Museum liegende Originalexemplar vom Sudmerberg ist ca. 10 cm hoch und an der dicksten Stelle, die in
der Körpermitte liegt, ca. 7 cm dick. Die Wandung ist 2,5 cm dick, das Paragaster etwa ebenso tief.
Stiel 4 cm dick, aber nur 3 cm lang. Bei zwei etwas kleineren Stücken aus der Quadratenkreide von Mis-
burg ist der Stiel ungefähr ebenso dick, aber noch etwas kürzer. Leider ist bei keinem Exemplar die
Oberfläche so gut erhalten, daß ich genauere Angaben über die Anordnung und Größe der Ostien machen
könnte. Dagegen waren bei allen Stücken gut erhaltene Skelettelemente stellenweise in größeren Mengen
nachzuweisen. Die Dermalia habe ich aber auch nicht auffinden können.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel, Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (s.), Bülten-Adenstedt (s.), Misburg (s.).
Original in der Göttinger Sammlung.
Pachypoterion auritum nov. sp. — (Tafel XVI, Fig. 4. — Texttafel II, Fig. 5.)
Das ausgezeichnet erhaltene einzige Exemplar dieser neuen Art, ein etwa faustgroßes Stück, hat
die Gestalt eines dickwandigen Trichters, von dessen Rande lappige und ohrförmige Fortsätze entspringen.
Es stimmt also in der äußeren Form mit Heterostinia immanis Schrm. überein. Während aber bei Hetero-
stinia immanis das Stützskelett an der Außenseite dicht und glatt ist und nur von zahlreichen, mehrere
mm voneinander entfernten, rundlichen Ostien durchbrochen wird, erfolgt bei Pachypoterion nuritum
die Wasserzufuhr durch die 0,5 — 1 mm weiten Skelettmaschen, die die Oberfläche der Außenseite netz-
artig überziehen. Die Oberflächenstruktur von Pachypoterion auritum ist also ähnlich wie bei Brocho-
dora Roemeri. In den Skelettmaschen habe ich als Dermalia einige ziemlich große Orthotriaene gefunden.
Die Innenseite gleicht im allgemeinen der Außenseite, nur sind an der Innenseite die Skelettmaschen
etwas enger. Das Paragaster ist flach-muldenförmig und etwa 1,5 cm tief. Die ohrförmigen marginalen
Fortsätze sind 1 — 3 cm breit und hoch.
Alter und Facies: Kalkniergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Corallistidae Sollas emend. Schrammen.
(1903. Zur Systematik der Kieselspongien. Mitt. a. d. Roem.-Mus. No. 19, S. 17.)
Das Stützskelett besteht hauptsächlich aus monocrepiden, durch
Zygose verbundenen Diera noclonen und außerdem aus Megarhizo-
cloniden. Als Oberflächennadeln Triaene (D ich o-, Disco- oderPhyllo-
triaene), alsMicrosclere Amp hi aster und Spiraster. Kreide und lebend.
- 65 —
Die Dicranoclone wie ich die Skelettelemente nennen will, welche die Hauptmasse des Stütz-
skeletts der Corallistidae ausmachen, sind monocrepide Desme, die in typischer Ausbildung aus einem
am Ende knopfartig verdickten oder kegelförmig zugespitzten und mit besonders kräftigen Warzen
besetzten Basalteil bestehen, von dem nach der entgegengesetzten Seite zwei oder drei, seltener ein oder
vier knotige Clone entspringen, die an den Enden in krallenartige Zygome ausgehen. Der Winkel, den die
Clone miteinander bilden, kann spitz oder stumpf sein. In dem einen Falle hat das Dicranoclon mehr
die Form einer Gabel oder Klammer. Im anderen sieht es wie ein Bogen aus.
Die Verbindung der Dicranoclone erfolgt, indem sich die .krallenartigen Enden der Clone um die
Hälse der dicken Warzen legen, mit denen der Basalteil dicht besetzt ist. Sie ist eine vergleichsweise
sehr innige, und es gelingt nicht leicht, isolierte ^) Dicranoclone unbeschädigt zu erhalten.
Das Dicranoclon entwickelt sich auf m.onaxoner Basis. Ich habe aber die Axenanlage nur selten,
und auch nur bei einer Art (Phalangium scytalijorme), aber hier ganz deutlich beobachtet. Der Verlauf
des Axenkanals fällt mit der Längsaxe des Basalteils zusammen, geht also mehr oder weniger stumpf-
winklig zur Längsaxe der Clone. (Wenn aber vom Basalteil nur ein Arm abgeht, der dann in der Ver-
längerung des Basalteils liegt, fallen Axenanlage und Längsaxe des Clons zusammen.)
Im Stützskelett aller fossilen Gattungen kommen außer Dicranoclonen, die aber immer die Haupt-
masse des Skeletts bilden, noch monocrepide Desme vor, die wegen ihrer Ähnlichkeit mit Megarhizoclonen
Megarhizoclonide heißen mögen.
Die Dermalia der fossilen Gattungen sind Dichotriaene. Bei manchen recenten Genera kommen aber
auch Discotriaene und Phyllotriaene vor. Dicho-, Disco- und Phyllotriaene haben auch die Tetracladinen
als Dermalia, und da ein naher phyletischer Zusammenhang zwischen Tetracladinen und Corallistiden
wegen der verschiedenen Axenanlage der Desme nicht wahrscheinlich ist, haben wir hier wieder eine
der an den Gerüsten der Kieselspongien häufig zu beobachtenden Konvergenzerscheinungen, die der Er-
mittelung der natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse manche Hindernisse in den Weg legen.
Aus den neuzeitlichen Meeren kennt man fünf Gattungen {Corallistes Schmidt , Macandrewia
Gray, Callipelta Sollas, Daedalopelta Sollas, Heterophymia Pomel). Die am längsten bekannte fossile
Gattung, Pachinion Zittel, wurde von v. Zittel und Hinde zu den Rhizomorinen gerechnet. —
Der vor einigen Jahren von mir aufgestellten Gattung Procorallistes kann ich jetzt noch zwei Arten
einer neuen Gattung ( Phalangium) hinzufügen.
Gattung Pachinion v. Zittel. 1878.
{Skelettabbildung Texttafel III, Fig. 1.)
Schwammkörper kreisel-, birnen- oder feigenförmig, seltener zylindrisch; stockartig oder einfach,
mit engem und tiefem Paragaster, gestielt oder sitzend. Ostien fehlen. Die Wasserzirkulation erfolgt
durch unregelmäßig geformte Lücken der aus groben anastomosierenden Fasern gebildeten Wandung.
^) To öUgavov die Gabel.
^) Sehr wünschenswert wäre eine Nachprüfung des recenten Materials, um an isolierten D e s m e n die für
die lebenden Genera bezeichnenden Formeigentümlichkeiten der Dicranoclone festzustellen.
Palaeontographica. Siippl. V. 9
Texttafel III.
Skelettelemente der Familie Corallistidae Sollas emend. Schramm
(In 30 facher Vergrößerung.)
A , S c h r a ni ni e n del .
— 67 —
Erklärung zu Texttafel III.
Familie Corallistidae.
Fig. 1. Pachinion scriptum Roemer sp. aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Dicranoclone. b) Mega-
rhizoclonide. c) Kieselkörpercben aus der Deckschicht, d) Dermaha (Dichotriaene). e) Stab-
nadeln aus der Deckschicht.
Fig. 2. Phalangium scytaliforme Schrammen aus der Mucronatenkreide von Misburg, a) Dicranoclone.
b) Megarhizoclonide. c) Dermalia (Dichotriaene).
Fig. 3. Procorallistes pohjmorphus Schrammen aus der Mucronatenkreide von Misburg, a) Dicranoclone.
b) Megarhizoclonide. c) Dermalia (Dichotriaene).
Fig. 4. Pachinion cylindricum Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Dicranoclone.
b) Megarhizoclonid. c) Dichotriaene aus der Deckschicht.
Die Fasern bestehen hauptsächlich aus durch Zygose verbundenen Dicranoclonen mit zwei, seltener
mit einem oder mit drei Clonen und knopfartigem Basalteil, und außerdem aus plumpen Megarhizocloniden.
Eine Deckschicht, die aus winzigen, filigranartig gezackten Kieselplättchen besteht, kann vorhanden
sein oder fehlen. Die Dermalia sind Orthodichotriaene. Außerdem können an der Oberfläche Microxe
vorkommen.
Obere Kreide.
Pachinion scriptum Roem. sp. (Tafel XVIII, Fig. 4. — Tafel XIX, Fig. 1. — Texttafel III, Fig. 1.)
1864. Jerea scripta Roemer, Sp., S. 34, Taf. XIII, Fig. 1.
1878. Pachinion scriptum Zittel, Stud. II, S. 66, Taf. V, Fig. 2.
1883. Pachinion scriptum Hinde, Catal., S. 46, Taf. VII, Fig. 1.
Kreisel-, birnen-, feigen- oder keulenförmig, seltener walzenförmig, mit abgerundetem oder abge-
stutztem Scheitel und engem, mäßig tiefem Paragaster, gestielt. Am häufigsten sind kreiseiförmige
Einzelindividuen. Doch kommen auch Stöcke von sieben und mehr, von einer gemeinsamen Basis aus-
gehenden Personen vor, deren Köpfe aber immer mehr oder weniger deutlich getrennt bleiben, während
sie z. B. bei Pachinion familiäre Roem. sp. gewissermaßen ineinanderfließen. Manchmal verwachsen auch
die oberen Hälften, während die Stiele getrennt bleiben, oder es zweigen sich von der Mitte oder vom
Scheitel eines größeren Exemplars kleinere ab, und da auch das Aussehen sich ändert, je nachdem die Deck-
schicht den ganzen Schwamm oder nur einen Teil überzieht, oder ganz fehlt, kann die Bestimmung
Schwierigkeiten machen. Mittelgroße kreiseiförmige Exemplare sind 5 — 7 cm hoch, 4 — 6 cm dick. Das
größte mir bekannte ist über 20 cm hoch und über 10 cm. dick. Das Paragaster ist 3 — 8 mm weit. Bei
günstiger Erhaltung ist wenigstens die Basis, zuweilen aber auch der ganze Schwammkörper mit einer
glatten oder leicht gerunzelten Deckschicht überzogen, an der man schon mit einer schwach vergrößernden
Lupe die sternartigen Köpfchen der dermalen Dichotriaene erkennen kann. Wo die Deckschicht fehlt,
— 68 —
erscheinen die groben anasloniosierenden Skelcttfasern, zwischen denen in Ermangelung besonderer
Kanäle die Wasserzirkulation erfolgt, und zwar sind sie besonders deutlich, wenn das Gerüst in rote oder
bläuliche Eisenverbindungen umgewandelt worden ist.
Pachinion scriptum könnte mit Discodermia antiqua Schrm. verwechselt werden. {Discoder mia
hat aber im Stützskelett Tetra clone und als Dermalia Phyllotriaene.)
Alter und Facies: Scaphitenpläner, Cuvieripläner, Kalkmergel der Quadraten- und Mucro-
natenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (s. s.), Heere (s. s.), Misburg (h.), Oberg
(h.), Adenstedt (h.), Biewende (h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: Über 100.
Pachinion familiäre Roem. sp.
1864. Polycoelia familians Roemer, Sp., S. 31, Taf. XI, Fig. 10.
1878. Coelocorypha familiaris Zittel, Stud. II, S. 64.
Traubige Stöcke, die aus mehr oder weniger zahlreichen, mit der Basis und den Seiten verschmolzenen
kugeligen Individuen bestehen. Die Verschmelzung ist zuweilen so innig, daß die Zahl der Einzelindividuen
nur durch Zählung der übrigens nur wenige mm weiten Paragasteröffnungen festzustellen ist. Wie bei
den anderen Arten überzieht bei guter Erhaltung eine dichte und glatte Kieselhaut die Basis und andere
Teile des Schwammkörpers. Ein aus sieben innig verschmolzenen Personen bestehender Stock aus meiner
Sammlung ist 5 cm hoch, 10 cm lang und 4 — 6 cm. breit. Der Querdurchmesser der Individuen beträgt
am Scheitel ca. 3 cm.
Zittel rechnete die Spezies zu Coelocorypha. Eine Nachprüfung des Skeletts ergab aber die cha-
rakteristischen Dicranoclone von Pachinion.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Pachinion cylindricum Schrammen. (Tafel XVIII, Fig. 3. — Texttafel III, Fig. 4.)
1901. Neohindia cylindrica Schrammen, Neue Kieselschw., S. 11, Taf. II, Fig. 5. — Taf. V, Fig. 2.
Unter dem Namen Neohindia cylindrica hatte ich eine Spongie beschrieben, deren Skelettelemente
ich für große Ennomoclone hielt. Nachdem ich jetzt besseres Material gesammelt und untersucht habe,
ist es mir klar geworden, daß die vermeinilichen Ennomoclone Dicranoclone mit drei Clonen darstellen
und daß Neohindia cylindrica eine Pachinion-Axi ist. Sie kommt in der Quadratenkreide mit Pachinion
scriptum zusammen vor, und unterscheidet sich von dieser Spezies durch eine andere Körperform, indem
sie gerade oder leicht gekrümmte, langgestielte Walzen und Zylinder bildet, die im Verhältnis zur Dicke
ziemlich lang sind. Das größte Exemplar meiner Sammlung ist ohne Stiel über 15 cm lang und überall
4 — 4,5 cm dick. Kanalsystem wie bei Pachinion scriptum. Die Skelettelemente scheinen durchgängig
etwas größer zu sein wie bei den anderen Arten.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
- 69 —
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
GattimçT Procorallistes Schrammen. 1901.
(Skelettabbildung Texttafel III, Fig. 3.)
Unregelmäßig trichterförmig, ohrförmig oder lappig, gestielt oder sitzend. Ober- und Unterseite
mit zerstreut liegenden porenartigen Ostien bezw. Postiken von kurzen geraden Kanälchen. Das Stütz-
skelett ist sehr dicht, und besteht hauptsächlich aus Dicranoclonen mit verlängertem und kegelförmig
zugespitztem Basalteil und zwei bis drei Clonen, und außerdem aus ziemlich plumpen Megarhizocloniden.
Die Dermalia sind Orthodichotriaene. Microsclere unbekannt. Obere Kreide.
Procorallistes polymorphus Schrammen. (Tafel XX, Fig. 1, 2. — Texttafel III, Fig. 3.)
1901. Procorallistes polymorphus Schrammen, Neue Kieselschw. , S. 15, Taf. I, Fig. 10. — Taf. V, Fig. 8.
1901. Procorallistes tuberosus Schrammen, Neue Kieselschw., S. 15, Taf. I, Fig. 11.
Unregelmäßig trichterförmig, ohrförmig, plattig oder lappig, mit abgerundetem Rand, gestielt
oder sitzend. Oberflächen beider Seiten mit zerstreut liegenden, nadelstichartigen Ostien bezw. Postiken,
die aber nur bei angeätzten Exemplaren sichtbar sind. Ungeätzte Stücke haben eine gleichmäßig rauhe
Oberfläche, an der man keine Kanalöffnungen erkennen kann. Mittelgroße Exemplare sind etwa kinder-
handgroß. Das größte, das ich gesehen habe, bedeckte aber über i/g qiïi Fläche. Die Wandung ist 6 — 10 mm
dick. Gewöhnlich sind die geologisch älteren Vorkommnisse etwas dickwandiger als die aus der Quadraten-
und Mucronatenkreide. Doch kommen auch im Turon Exemplare vor, die in der Dicke der Wandung
mit solchen aus der Mucronatenkreide übereinstimmen. Die Abbildung Taf. XX Fig. 1 zeigt mehrere
Individuen verschiedenen Alters, die an einem Phalangium sitzen. Oberflächenstruktur und Skelett
stimmen bei Procorallistes und Phalangium fast überein; darum glaubte ich zuerst, daß die abgebildete
Kolonie mit ihrem Träger als ein einziger Schwammkörper anzusehen sei.
Die Spongie, welche ich unter dem Namen Procorallistes tuberosus beschrieben habe (s. Syn.),
halte ich jetzt für ein junges Individuum von Procorallistes polymorphus.
Alter und Facies: Cuvieripläner, Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Heere (z. s.), Misburg (z. s.), Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 10.
Das Original liegt im RoEMER-Museum.
Gattung Phalangium nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel III, Fig. 2.)
Walzen- oder zylinderförmig, mit tiefem und engem Paragaster, gestielt oder sitzend. Oberfläche
mit zerstreut liegenden porenartigen Ostien von geraden Radialkanälchen. Das sehr dichte Stützskelett
— 70 —
besteht hauptsächlich ausDicranoclonori mit 2 — 4 Clonen und verlängertem und kegelförmig zugespitztem
Basalteil, und außerdem aus wenig verästelten Rhizocloniden. Die Dermalia sind Orthodichotriaene.
Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Phalangium cylindratum nov. sp. (Tafel XVIII, Fig. 2.)
Allgemeine Form, Oberfläche und Kanalsystem wie bei Phalangium scytalijorme, wovon sich die
Spezies aber durch gracileren Bau gut unterscheidet. Mittelgroße Exemplare sind ca. 10 cm lang, 2 — 2,5 cm
dick. Der Querdurchmesser verhält sich also zum Längsdurchmesser wie V5 — V4 : 1- (Bei Phalangium
scytalijorme ungefähr wie V3: 1.)
Alter und Facies: Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkommen; Heere (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Phalangium scytaliforme nov. sp. (Tafel XVIII, Fig. 1. — Texttafel III, Fig. 2.)
Walzenförmig oder zylindrisch, mit abgerundetem Scheitel und tiefem und engem Paragaster,
kurz gestielt oder sitzend. Oberfläche mit zerstreut liegenden, nadelstichartigen Ostien, von denen gerade
Kanälchen in die Wandung eindringen. Das Originalexemplar ist 14 cm lang und ca. 4 cm dick. Das
Paragaster ca. 1 cm weit.
Die Spezies kann leicht mit der ganz ähnlich gestalteten Rhizomorine Scytalia radiciformis Phill. sp.
verwechselt werden. Wenn das Skelett nicht gut erhalten ist, kann man sie aber noch an der durch die
Körnelung der Dicranoclone rauheren Oberfläche erkennen. Die andere Phalangium- Kri ist auf das Turon
beschränkt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke; 10.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Tribus Caltropina Schrammen.
Familie Pachastrellidae Sollas emend.
(1886. Sei. Proc. Roy. Dubl. Soc. Bd. V, S. 177.)
Caltropina mit regulären Spiculen. Dermalspicula sind Dichotriaene oder fehlen. Als Microsclere
Spiraster, Sphaeraster oder Microrhabde.
- 71 —
Ohne Erweiterung der Diagnose von Sollas, in der es von den Pachastrellidae heißt: „Streptastrosa
mit Caltropen aber ohne Triaene"', müßten die fossilen Pachastrelliden in einer neuen FamiUe untergebracht
werden, weil bei ihnen nur das Stützskelett aus Caltropen, die äußerste Skelettlage aber aus Dichotriaenen
besteht. Sollas bildet übrigens (Chall. Tetract. Taf. XI, Fig. 4, 15, 16, 17) auch von Pachastrella
a6z/55i O. ScHM. Triaene ab, die er freilich als anormale Caltrope bezeichnet. Ich halte sie für Rudimente
des bei den fossilen Formen ausgezeichnet entwickelten Oberflächenbelages von Dichotriaenen.
Gattung Propachastrella n. gen.
(Skelettabbildung Texttafel I, Fig. 4.)
Lappige Pachastrelliden, deren Oberflächenskelett aus Dichotriaenen besteht. Microsclere un-
bekannt.
Obere Kreide.
Die Gattung unterscheidet sich von den nächst verwandten lebenden Gattungen Dercitus Gray,
Pachastrella O.Schm. und Caltropella Sollas durch den Besitz einer Oberflächenschicht von Dichotriaenen.
Propachastrella primaeva Zittel sp. (Tafel XIII, Fig. 1. — Texttafel I, Fig. 4.)
1878. Pachastrella primaeva Zittel, Stud., III, S. 9, Taf. XII, Fig. 4.
1880. Pachastrella primaeva Zittel, Handb., S. 145.
1883. Pachastrella primaeva Hinde, Catal., S. 26.
1883. Pachastrella convoluta Hinde, Catal., S. 26, Taf. II, Fig. 1, la.
1885. Pachastrella Carteri Hinde b. Pocta, Beitr. III, S. 8, Taf. I, Fig. 17.
1895. Pachastrella primaeva Zittel, Grundz., S. 44.
1899. Dercitus primaevus Schrammen, Tetract., S. 8, Taf. II, Fig. 1 — 3.
1901. Pachastrella primaeva Schrammen, Neue Kieselschw., S. 19.
Lappige, ohr- oder blattförmige Klumpen. Die älteren Vorkommnisse (aus Turon- und Quadraten-
kreide) sind unscheinbare, walnuß- bis höchstens kinderhandgroße knollige oder ganz formlose Aggregate
von Vierstrahlern, die man übersieht, wenn sie nicht infolge von Umwandlung in Eisenhydroxyd etc.
anders wie das Gestein gefärbt sind. In der unteren Mucronatenkreide erreicht die Art aber eine be-
deutende Größe. So habe ich im Gestein steckende Exemplare beobachtet, die über qm Fläche be-
deckten. Sie bilden Lappen, die in unregelmäßiger Weise gefaltet und zusammengebogen sind. Man findet
aber derartige Stücke nie ausgewittert, denn die Spongie zerfällt mit der Verwitterung des Gesteins in
kleine Brocken. Das Kanalsystem ist wenig entwickelt. Die Vierstrahler haben gerade oder leicht ge-
krümmte Arme, die gegen die Enden allmählich an Stärke abnehmen und gewöhnlich in eine Spitze aus-
laufen, manchmal aber auch vergabelt sind. Zuweilen sind die Strahlen auch ganz kurz und an den Enden
abgerundet. Man findet nebeneinander Vierstrahler von den verschiedensten Größen. Die Strahlen der
größten sind bis 1,2 mm, die Strahlen der kleinsten aber nur 0,05 mm lang. Die Megasclere der Exemplare
aus der Mucronatenkreide sind plumper und größer als die der geologisch älteren Formen. An gut er-
haltenen Stücken besteht die Oberfläche aus Dichotriaenen, deren Zinken in einer Ebene liegen. Die
Dichotriaene sind etwas kleiner als die größten Vierstrahler. (Der Längsdurchmesser beträgt etwa 0,8 mm.)
— 72 —
Microsclere habe ich nicht gefunden, wie denn überhaupt Microsclere, die von Pachastrelliden herrühren
müßten, aus der Kreide noch nicht bekannt geworden sind.
Die von Zittel abgebildeten (Coeloptych. Taf. V, Fig. 27 — 31) und später PachastreUiden oder
Geodiden zugeschriebenen Sphaeraster rühren wohl nur von Geodiden her.
Propachastrella primaeva ist die einzige Pachastrellide aus dem Mesozoicum, von der ganze Exem-
plare bekannt sind. Pachastrella Carteri Hinde und Pachastrella Hindei Pocta sind nach isoliert auf-
gefundenen Drei- und Vierstrahlern aufgestellt werden.
Alter und Facies: Plänerkalk der Turon-Schichten mit Scaph. Geinitzii, Kalkmergel
der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (sehr selten), Misburg (selten), Oberg
(selten), Ahlten (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 15.
Das Original zu der Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Familie Tetracladinidae v. Zittel.
(1878. Studien über fossile Spongien II, S. 100.)
Das Stützskelett besteht aus durch Zygose verbundenen Tetraclonen. Die Dermalia sind Triaene
(Dicho-, Phyllo-, Disco- etc. Triaene), selten anaxile Kieselscheiben. Als Microsclere Spiraster und Microxe.
Kreide und Jetztzeit.
Unterfamihe Phymatellinae nov. subfam.
Tetracladinidae, deren Stützskelett aus regelmäßig ausgebildeten Tetraclonen mit glatten Clonen
besteht. Als Dermalia Dichotriaene. Eine aus kleinen, unregelmäßig geformten und innig verfilzten
Kieselkörperchen bestehende Deckschicht kann vorhanden sein oder fehlen.
Gattung Phymatella v. Zittel. 1878.
(Skelettabbildung Texttafel IV, Fig. 8.)
Zylindrisch, kugelig, birn- und flaschenförmig oder knollig, mit tiefem Paragaster, sitzend oder
gestielt. In der Nähe der Basis gewöhnlich mit wulstigen oder knolligen Vorstülpungen, die durch tiefe
oder flache Rinnen und Gruben voneinander getrennt sind. Oberfläche mit zahlreichen kleinen, unregel-
mäßig zerstreuten Ostien von verschiedener Größe, von denen einfache Radialkanäle in die Wand ein-
dringen. Ähnliche horizontale Kanäle beginnen in der Nähe der Oberfläche, und münden mit großen,
zerstreut liegenden Postiken auf der Paragasterwandung. Das Stützskelett besteht aus ziemlich großen
Tetraclonen mit glatten Clonen und wenig verästelten Zygomen. Die Dermaüa sind Dichotriaene. Eine
Deckschicht aus kleinen, unregelmäßig geformten Kieselkörperchen kann außerdem noch vorhanden sein,
fehlt aber gewöhnlich. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
— 73 —
Phymatella intumescens Roem. sp.
1864. Eudea intumescens Roemer, Sp., S. 26, Taf. XI, Fig. 1.
1878. Scyphia inluinesccns Quenstedt, Petr. V, S. 392, Taf. CX.XXIII, Fig. 2:^—26.
1878. Spongites plicalus Quenstedt, Petr. V, S. 395, Taf. CXXXV, Fig. 1—2.
1878. Phymatella intumescens Zittel, Stud. II, S. 74.
1883. Phymatella intumescens Hinde, Catal., S. 58.
1884. Phymatella plicata Pocta, Beitr. II, S. 32.
1897. Phymatella plicata Leonhard, Kreide in Oberschlesien, S. 38.
Walzenförmig oder schlank-kegelförmig, mit abgestutztem Scheitel und tiefem Paragaster,
gestielt. Basis mit knolligen oder halbkugeligen Wülsten, z wischen denen tiefe Gruben und rundliche Lücken
liegen, oder auch nur mit breiten und flachgewölbten, allmählich in einander übergehenden Anschwellungen.
Um das zylindrische Vorderteil laufen an manchen Exemplaren undeutliche Spiralfurchen (als deren
Rudimente wohl die Spiralkanäle im Inneren der Wandung der geologisch jüngeren Arten anzusehen
sind). Oberfläche mit unregelmäßig zerstreuten, 0,5 — 1 mm weiten Ostien. Die Wandung ist 0,5 — 1 cm
dick. Mittelgroße Exem.plare sind ca. 10 cm lang (ohne Stiel) und am zylindrischen Vorderteil 3 — 5 cm,
in der Gegend der Basalsvülste 5 — 10 cm dick.
Phymatella plicata Quenst. sp. aus dem Scaphitenpläner von Oppeln ist synonym mit Phymatella
intumescens Roemer sp., wie ich an der Hand mehrerer gut erhaltener Stücke, die ich in Oppeln gesammelt
habe, feststellen konnte.
Phymatella intumescens steht zu Phymatella tuherosa Quenst. sp. und Phymatella bullosa Zitt. im
Verhältnis einer älteren Mutation. Phymatella tuherosa behält die gestreckte, zylindrische Gestalt der
Stammform, aber unter teilweiser Rückbildung der Basalwülste, während bei Phymatella hulbosa Zitt.,
vielleicht unter der Einwirkung veränderter Faciesverhältnisse, die Basis unter Verlust des Stiels ver-
breitert, das lange zylindrische Vorderteil aber auf eine ganz kurze Röhre zurückgebildet worden ist.
Alter und Facies: Scaphiten- und Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkommen: Heere (z. h.), Salder (z. h.), Nettlingen (s.), Halber-
stadt (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 20.
Phymatella spinosa nov. sp. (Tafel XII, Fig. 3.)
Das einzige Exemplar, welches ich kenne, ist ein ungestielter, 11 cm langer, in der Mitte 7 cm dicker,
nach den Enden sich allmählich verjüngender Schwammkörper, dessen nur mehrere mm dicke Wandung
von der Basis bis zum Scheitel und allseitig in 1,5 — 5 cm lange, 1 — 2 cm dicke, innen hohle, finger- oder
zitzenförmige Fortsätze gefaltet ist. Die Hohlräume in den Fortsätzen kommunizieren und stellen
Ausstülpungen des Paragasters dar. Die Stacheln und Zitzen entsprechen den Basalwülsten der anderen
Arten. Die Paragasteröffnung liegt im Scheitel und ist 0,7 cm weit. Oberfläche der Außenseite mit unregel-
mäßig zerstreuten, ca. 0,5 mm weiten Ostien, die am Originalstück aber nur stellenweise gut erhalten sind.
Alter und Facies: Scaphitenpläner.
Verbreitung und Vorkommen: Halberstadt (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Palaeontographica. Siippl. V. 10
Texttafel IV.
Skelettelemenle der Familie Tetracladinidae v. Zittel.
(In 30facher Vergrößerung.)
A S c 11 r a in m e ii del.
— 75 —
Erklärung zu Texttafel IV.
Familie Tetracladinidae.
Fig. 1. Calymmatina rimosa v. Zittel aus der Mucronatenkrcide von Misburg, a) Isolierte Tetraclone.
b) Isolierte Kieselkörperchen aus der Deckschicht. c) Dichotriaene aus der Deckschicht,
d) Junges Tetraclon.
Fig. 2. Jerea Quenstedti v. Zittel aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Dichotriaene
aus der Deckschicht, c) Isolierte unregelmäßige Kieselkörperchen aus der Deckschicht.
Fig. 3. Myrmeciophytum verrucosum Roemer sp. aus der Quadratenkreide von Oberg. Isolierte Tetra-
clone.
Fig. 4. Thecosiphonia postumus Schr.'Vmmen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Un-
regelmäßige Kieselkörperchen aus der Deckschicht, c) Amphioxe aus der Deckschicht.
Fig. 5. Thecosiphonia nobilis Roemer sp. aus dem Cuvieripläner von Oppeln. Ein Tetraclon.
Fig. 6. Turonia constricta v. Zittel aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Dermales
Dichotriaen. c) Kieselkörperchen aus der Deckschicht.
Fig. 7. Turonia cerebriformis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Der-
malia (Dichotriaene). c) Kieselkörperchen aus der Deckschicht.
Fig. 8. Phymatella bulbosa v. Zittel aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Ein Tetraclon. b) Ein
junges Tetraclon. c) Dichotriaen aus der Deckschicht, d) Unregelmäßiges Kieselkörperchen
aus der Deckschicht.
Fig. 9. Callopegma acaulis v. Zittel aus der Quadratenkreide von Oberg. Tetraclon und Dichotriaen.
Fig. 10. Siphonia micropora Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Tetraclone.
Fig. 11. Siphonia tubulosa Roemer sp. aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Kiesel-
körperchen aus der Deckschicht, c) Dermalia (Dichotriaene).
Fig. 12. Eustrobilus callosus Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Der-
malia (Phyllotriaene).
Phymatella bulbosa v. Zittel. (Tafel I, Fig. 9. — Tafel III, Fig. 2. — Texttafel IV, Fig. 8.)
1878. Phymatella bulbosa Zittel, Stud. II, S. 74, Taf. II, Fig. 1.
1900. Phymatella bulbosa Wollemann, Fauna von Biewende, S. 6.
1901. Pseudoplocoscyphia maeandrina Schrammen, Neue Kieselschw., S. 5, Taf. II, Fig. 1.
Knollig oder flaschenförmig, mit gewundenen oder zapfenförmig vorspringenden Basalwülsten,
zwischen denen tiefe Gruben oder rundliche Lücken liegen, sitzend. Die Wülste und Zapfen sind hohl.
Die Hohlräume kommunizieren und stellen Ausstülpungen des Paragasters dar. Paragastermündung
im Scheitel eines kurzen, röhrenförmigen Fortsatzes, der am Rande oder in der Mitte der oberen Hälfte
entspringt. Außenseite und Paragasterwandung mit unregelmäßig zerstreuten, ziemlich dichtstehenden.
— 76 —
0,3 — 1 mm weiten Ostien bezw. Postiken. Einigem.alo habe ich in der Mucronatenkreide auch Exemplare
gefunden, die ganz mit einer dichten Kieselhaut überzogen waren. Gewöhnlich ist aber die Deckschicht
auf einige zapfenförm.ige Wülste an der Basis beschränkt, wenn sie nicht gänzlich fehlt. Die Wandung
ist 0,5 — 1 cm dick. Mittelgroße Exemplare sind etwa faustgroß.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel, Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (selten), Biewende (z. h.), Ahlten,
Oberg (z. h.), Misburg (z. h.).
Anzahl der untersuchten S t ü c k e : ca. 30.
Das Original zur Al^bildung liegt in meiner Sammlung.
Phymatella tuberosa Quenstedt sp.
1878. Scyphia tuberosa Quenstedt, Petr. V, S. 388, Taf. CXXXIII, Fig. 18—20.
1878. Phymatella tuberosa Zittel, Stud. II, S. 74.
Walzenförmig oder schlank-kegelförmig, mit abgestutztem Scheitel und tiefem Paragaster, gestielt.
Typische Stücke haben im unteren Drittel eine tiefe Quereinschnürung, unterhalb welcher ein rundlicher
Wulst liegt. Doch kommen auch Exemplare vor, bei denen kaum, eine Andeutung von Wulstbildung zu
beobachten ist. An die Stelle der Quereinschnürung tritt dann eine rundliche Vertiefung. Andererseits be-
sitze ich ein Stück aus der Quadratenkreide von Misburg, das in der intensiven Ausbildung der Basalwülste
zu Phymatella intumescens Roem. sp. überleitet. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, 0,5 — 1,5 mm
weiten Ostien. Paragasterwandung mit etwas größeren Postiken. Eine Eigentümlichkeit des Kanal-
systems besteht in mehreren, 3 — 4 mm weiten Kanälen, die in Spiralwindungen die Wandung durch-
ziehen und auf der Paragasteroberfläche münden. Mittelgroße Exemplare von Phymatella tuberosa sind
ca. 12 cm lang (ohne Stiel) und in der Gegend des Basalwulstes ca. 5 cm, am Scheitel 2 — 3 cm dick.
Die Wandung ist 0,5 — 1 cm dick.
Zu Phymatella tuberosa gehören wahrscheinlich auch Scyphia attenuata, lobata und mamillata
CouRTiLLER (Éponges fossiles etc. Taf. V, Fig. 2 — 5, Taf. VI, Fig. 1), die übrigens zum Teil auf dem Kopfe
stehend abgebildet worden sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (z. s.), Ilsenburg.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Phymatella sphaeroides nov. sp. (Tafel I, Fig. 6—8.)
Kugelig oder eiförmig, mit engem und tiefem Paragaster, sitzend oder mit einem warzenförmigen
Stielchen. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, 0,5 — 1,5 mm weiten Ostien, die 1 — 2 mm voneinander
entfernt liegen. Das Paragaster bildet im vorderen Teile des Schwammkörpers eine enge Röhre, auf deren
Wandung m.elirere uiu'egelmäßig verteilte große und zahlreiche kleine Postiken m.ünden. Im Basalteil
unregelmäßige, anastomosierende Hohlräume, die Ausstülpungen des Paragasters darstellen, aber nicht
wie bei den anderen Arten an der Außenseite durch wulstartige Vorstülpungen angedeutet sind. Mittel-
__ 77 —
große Exemplare sind ca. 5 cm. lioch und ebenso dick. Das größte Stück meiner Sammlung ist 8 cm.
hoch, 4 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. h.), Misburg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Phymatella heteropora v. Zittel (non Roemer). (Tafel III, Fig. 1.)
1878. Phymatella heteropora Zittel, Stud. II, S. 74, Taf. VIII, Fig. 2.
1883. Phymatella heteropora Hinde, Catal., S. 59.
V. Zittel bildet a. a. 0. Tetraclone einer Phymatella-Art ab, die mit Scyphia heteropora Roemer
(Kr. S. 7, Taf. II, Fig. 13; Sp. S. 26) synonym sein soll. Es ist aber fraglich, ob Scyphia heteropora Roemer
überhaupt eine Phymatella ist. Zittel hat Roemers Original nicht untersucht, wie das Fehlen des Stern-
chens beweist, welches Zittel den Arten beifügt, deren Orginalstücke ihm vorlagen, und nach Roemers
kurzer Beschreibung und undeutlicher Abbildung ist keine sichere Bestimm.ung möglich. Überdies
stammt Zittels Phymatella heteropora aus der Mucronatenkreide von Ahlten, während Scyphia heteropora
RoEM. im Emscher des Sudmerbergs gefunden wurde. Der nicht unbeträchtliche Altersunterschied
würde bei der Langlebigkeit mancher Spongienarten nicht viel bedeuten, wenn nicht auch noch
die Verschiedenheit der geologischen Facies hinzukäme. — v. Zittel hat keine Diagnose seiner Phymatella
gegeben, aber vermutlich die einzige Phymatella- Art aus dem Obersenon gemeint, auf die Roemers
Diagnose von Scyphia heteropora allenfalls paßt. Das ist die hier als Phymatella heteropora Zittel
beschriebene Spezies. (Die Speziesbezeichnung ist insofern etwas unglücklich gewählt, als gerade bei Phy.
heteropora die Ostien weniger in der Größe verschieden sind, wie bei den anderen Phymatella-Arten.)
Phymatella heteropora ist walzenförmig mit abgestutztem Scheitel, oder oben und unten leicht
zugespitzt. Basalwülste fehlen. Außenseite mit dichtstehenden, 0,5 — ^1 mm weiten Ostien. Paragaster
tief, 1 — 2 cm weit, mit undeutlich ovalen Postiken, die etwas größer sind, wie die Ostien. Die Wandung
ist 0,5 — 2 cm dick und von mehreren 3 — 4 mm weiten, spiralig verlaufenden Kanälen durchzogen,
die auf der Paragasteroberfläche mit großen runden Öffnungen münden. Mittelgroße Exemplare sind
8 — 10 cm lang (ohne Stiel), 4 — 7 cm dick.
Die Spezies unterscheidet sich von wulstfreien Exemplaren der Phymatella tuberosa Qu. sp. u. a.
durch dichtere Skelettstruktur und kleinere und dichter zusammenliegende Ostien.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Ahlten, Oberg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Aulaxinia v. Zittel. 1878.
Länglich-birnförmig, apfelförm.ig, spindelförmig oder zyhndrisch, mit tiefem oder seichtem Para-
gaster, gestielt. Außenseite mit zahlreichen kräftigen Furchen, die in ziemlich regelmäßiger Weise vom
— 78 —
Scheitel bis zum Anfange des Stiels horablaufen. Inden Furchen und auf den leistenförmigen, erhabenen
Zwischenräumen zwischen den Furchen kleine runde Ostien, von welchen gerade Kanälchen in den
Schwammkörper eindringen. Paragasterwandung mit großen runden Postiken von Kanälen, die den
Schwammkörper der Länge nach durchziehen. Das Stützskelett besteht aus ziemlich großen Tetraclonen
mit glatten Clonen und wenig verästelten Zygomen. Die Dermalia sind Dichotriaene. Microsclere un-
bekannt.
Obere Kreide.
Aulaxinia sulcifera (typica) Roem. sp. (Tafel I, Fig. 1—3.)
1864. Siphnnocoelia sulcifera Roem er, Sp., S. 30, Taf. XI, Fig. 7.
1878. Aulaxinia sulcifera Zittel, Stud. II, S. 74, Taf. VIII, Fig. 4.
1883. Aulaxinia sulcifera Hinde, Catal., S. 60.
1888 — 89. Aulaxinia sulcifera Griepenkerl, Kreide von Königslutter, S. 18.
Spindel- oder walzenförmig, gestielt. Außenseite mit zahlreichen, in regelmäßigen Al)ständen vom
Scheitel bis zum Stielende verlaufenden, leicht gekrümmten Längsfurchen, zwischen denen kantige Skelett-
leisten liegen. Die Furchen sind 1 — 2 mm breit und nicht ganz so tief. Die Leisten zwischen den Furchen
sind je nach dem Alter des Individuums 1,5 — 5 mm breit. Auf den Leisten liegt je eine in der Längs-
richtung des Schwammkörpers verlaufende Reihe runder Ostien, deren Weite nach der Größe der Spongie
zwischen 0,3 — 1 mm wechselt. Kleinere und zahlreichere Ostien liegen in den Furchen. Paragaster
trichterförmig, mäßig tief eingesenkt, mit großen, runden oder ovalen Postiken. Bei ganz jungen Indi-
viduen liegen die Postiken in einer seichten Scheitelvertiefung oder auf dem abgestutzten Scheitel. Mittel-
große Exemplare sind ca. 10 cm lang und an der dicksten Stelle 3 — 4,5 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide; Grünsand der
Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg, Oberg, Glentorf, Biewende, Adenstedt.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 30.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Aulaxinia sulcifera maliformis nov. subsp.
Apfelförmig oder kugelig, gestielt. Das Originalexemplar ist ca. 5 cm hoch (ohne Stiel) und ebenso
dick. Der Stiel ist scharf abgesetzt und an der dicksten Stelle 2 cm dick. Sonst wie A ulaxinia sulcifera typica.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Aulaxinia fallax nov. sp. (Tafel I, Fig. 4.)
Walzenförmig oder schlank-spindelförmig, gestielt. Scheitel abgestutzt, mit einer runden, 1 — 1,5 cm
weiten Paragasteröffnung. Das Paragaster ist röhrenförmig und ziemlich tief eingesenkt. Auf der Wan-
dung zahlreiche, 1 — 2 mm weite rundliche Postiken. Außenseite mit kräftigen, unregelmäßig angeordneten
— 79 —
Längsfurclien und über die Oberfläche zerstreuten Ostien von verschiedener Größe. (Bei Aulaxinia sulci-
fera liegen die Längsfurchen in regelmäßigen Abständen und die Ostien auf den Skelettleisten zwischen
den Furchen sind reihenweise angeordnet. Auch scheint die Skelettstruktur von Aulaxinia sulcijera,
wenigstens bei den Jugendformen, dichter zu sein. In der Größe stimmen beide Arten überein.)
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Aulaxinia melo nov. sp.
? Jerea melo Roemer, Sp., S. 33, Taf. XII, Fig. 3.
Eiförmig, mit abgestutztem Scheitel und trichterförmigem Paragaster. Außenseite mit undeut-
lichen, abgerundeten Längsrippen, zwischen denen zahlreiche, unregelmäßig zerstreute, etwa 1 mm weite
und ungefähr ebenso weit von einander entfernte Ostien liegen. Die Rücken der Rippen sind frei von
Ostien. Das einzige Exemplar, das ich gefunden habe, ist 9 cm lang und in der Mitte 6 cm dick.
Möglicherweise ist Aulaxinia melo dieselbe Spezies, von der Roemer unter dem Namen Jerea melo
ein Exemplar aus der Quadratenkreide von Ilsenburg abgebildet hat. Das ist aber ohne Untersuchung
des RoEMER'schen Originalstückes nicht festzustellen, und dieses scheint verschollen zu sein.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Aulaxinia ventricosa nov. sp. (Tafel I, Fig. 5.)
Dick-spindelförmig oder keulenförmig, gestielt. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten Ostien
von verschiedener Weite (0,2 — 1,00 mm). Längsfurchen fehlen oder sind auf die Scheitelregion und den
Stiel beschränkt. Scheitel abgestutzt, mit einer 0,5 — 1,5 mm weiten runden Paragasteröffnung. Das
Paragaster ist spitz-kegelförmig. Auf der Wandung große ovale Postiken. Aulaxinia ventricosa ist die
größte Spezies. Mein kleinstes Exemplar ist 10 cm lang und in der Mitte 7 cm dick. Das größte ist fast
20 cm lang und im vorderen Drittel fast 10 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Craterella Schrammen. 1901.
Dickwandig, trichter- oder napfförmig, kurzgestielt oder sitzend, mit warzenartigen Würzelchen.
Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten runden Ostien, von denen gerade Kanälchen in das Innere der
— 80 —
Wandung eindringen. Paragaster mit mehreren großen und zahlreichen kleineren Postiken. Das Stütz-
skelett besteht aus ziemlich großen Tetraclonen mit glatten Clonen und wenig verzweigten Zygomen.
Die Dermalia sind Dichotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Craterella auricula nov- sp. (Tafel XI, Fig. 6, 7.)
Trichterförmig oder ohrförmig, mit zugespitzter Basis, ziemlich dickwandig, sitzend oder mit
kurzen Würzelchen. Außenseite mit zahlreichen, unregelmäßig zerstreuten, 1 — 3 mm voneinander ent-
fernten, ca. 1 mm weiten runden Ostien und mehreren unregelmäßig geformten, 3 — 5 mm weiten Wand-
lücken. Innenseite bezw. Paragaster mit kleinen Postiken und außerdem mit mehreren, bis 5 mm weiten,
rundlichen Öffnungen von groben Kanälen, die im Inneren des Schwammkörpers Anastomosen bilden.
Längsdiu'chmesser 5 — 1 cm, Querdurchmesser 4 — 10 cm.
Es wäre möglich, daß Craterella auricula imd Zittels Callopegma Schloenbachi, eine von mir nicht
aufgefundene Spezies, die Zittel nur ganz kurz charakterisiert, aber nicht abgebildet hat, ident sind.
Craterella auricula ist nämlich die einzige Art aus dem Senon von Nordwestdeutschland, auf die Zittels
Beschreibung von Callopegma Schloenbachi passen könnte und die zugleich mit der typischen Callopegma-
Spezies, nämlich mit Callopegma acaulis Zittel in der Struktur und Zusammensetzung des Stützskeletts
übereinstimmt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Craterella tuberosa Schrammen. (Tafel III, Fig. 3.)
1901. Craterella tuberosa Schrammen, Neue Kieselschw., S. 5, Taf. II, Fig. 2.
Napf- oder kesseiförmig, Basis abgerundet, sitzend oder mit mehreren kurzen Würzelchen. Außen-
seite wulstig und höckerig, mit unregelmäßig zerstreuten, ca. 1 mm weiten, runden Ostien. Paragaster
muldenförmig, mit Postiken wie die Ostien an der Außenseite. Längsdurchmesser der Spongie 4 — 8 cm,
Querdurchmesser 4 — 6 cm.
Alter und Facies; Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Das Original liegt im RoEMER-Museum in Hildesheim.
Gattung Myrmeciophytum nov. gen.
(Etym.: ro ßOQui'iy.iov die Warze, ro qvTov das Stämmchen.)
(Skelettabbildung Texttafel IV, Fig. 3.)
Walzenförmig oder zylindrisch (ästig?), mit unregelmäßig über die Oberfläche zerstreuten stern-
förmigen Postikengruppen, die auf warzigen Erhöhungen liegeuv Das Stützskelett besteht aus großen
— 81 —
Tetraclonen mit glatten Armen und wenig verzweigten Zygomen. Dermalia und Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Myrmeciophytum verrucosum Roem. sp. (Tafel IV, Fig. 1. — Texttafel IV, Fig. 3.)
1864. Siellispongia verrucosa Roem er, Sp., S. 50, Taf. XVII, Fig. 5.
Ein vollständiges Exemplar dieser Spezies kenne ich nicht. Auch Roemer bildet nur ein Fragment
ab. Gewöhnlich findet man mehrere cm lange, 2—2,5 cm dicke, zylindrische Bruchstücke, die ebensogut
von einem stabförmigen wie von einem ästigen Schwammkörper herrühren können. An den Bruch-
flächen sind keine Andeutungen größerer Kanäle vorhanden, vielmehr bildet das Skelett im Inneren
des Schwammes eine scheinbar dichte Masse. Oberfläche mit 0,5 — ^1,5 cm auseinander liegenden, ca. 2 mm
hohen und nicht viel breiteren Warzen, auf deren Scheitel je eine Gruppe kleiner Postiken liegt,
von der kurze Furchen sternförmig ausstrahlen. Zwischen den Warzen liegen unregelmäßig zerstreute
0,5 — 2 mm. voneinander entfernte, 0,5 mm weite Ostien. M. verrucosum könnte allenfalls mit Fragmenten
von Astrocladia subramosa Roem. sp. verwechselt werden. Die Unterscheidung der beiden Arten wird aber
auf Grund der sehr erheblichen Skelettverschiedenheiten gewöhnlich leicht möglich sein.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (s.), Biewende.
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Callopegma v. Zittel. 1878.
(Skelettabbildung Texttafel IV, Fig. 9.)
Halbkugelig, scheibenförmig oder umgekehrt kegelförmig, sitzend oder mit warzenförmigen Stielchen.
Unterseite dicht und ohne besondere Ostien. Oberseite flach oder mit seichter oder tiefer Scheitelvertie-
fung und mit sehr großen Postiken von Kanälen, die in der Mitte des Schwammkörpers senkrecht, sonst
aber bogenförmig und parallel zur Oberfläche der Unterseite verlaufen. Das Stützskelett besteht aus
großen Tetraclonen mit glatten Clonen und ziemlich stark verzweigten Zygomen. Die Zygome bilden durch
ihre Vereinigung dicke Polster, die an der Unterseite des Schwammkörpers eine feine Körnelung ver-
ursachen. Als Dermalia Dichotriaene. Microsclere unbekannt. Obere Kreide.
Callopegma acaulis v. Zittel. (Tafel IV, Fig. 3, 4. - Texttafel IV, Fig. 9.)
1878. Callopegma acaulis Zittel, Stud. II, S. 75, Taf. II, Fig. 6; Taf. VIII, Fig. 5.
1883. Callopegma obconica Hinde, Catal, S. 61, Taf. XI, Fig. 3.
Halbkugelig oder kreiseiförmig, mit abgestutztem Scheitel. Scheitelrand abgerundet, mit geschlän-
gelten Furchen. Scheitelmitte leicht vertieft oder mit einem tief eingesenkten Paragaster, auf dessen
Wandung eine Anzahl 3 — 5 mm weiter Postiken liegen. Das Skelettgewebe zwischen den Postiken ist
zuweilen durch eine eigenartige Streckung der Tetraclone schopfartig zu 1 — 1,5 cm langen, der Längsaxe
des Schwammes parallelen Faserzügen verlängert. Unterseite ohne Ostien, mit einer höchst charakte-
Palaeontographica. Suppl. V. 11
— 82 —
ristischen, feinen Granulierung, die durch die große Zahl der dicht aneinander gedrängten, ungewöhnlich
dicken Verhindungsknoten der Zygome entsteht. (Schon Roemer erwähnt die Knötchen bei Callopegma
depressa Roem. sp. als kleine, gedrängte, an den Seiten stachelige Kügelchen.) Wurzelartige Bildungen
fehlen entweder gänzlich, oder sie sind nur durch mehrere kleine Warzen an der Basis des Schwammkörpers
angedeutet. In der Quadratenkreide wird die Spezies selten mehr als 2 — 3 cm hoch und 5 — 6 cm dick.
In der Mucronatenkreide von Misburg kommen Exemplare vor, die über 10 cm hoch und dick sind.
HiNDES Callopegma obconica soll sich von Callopegma acaulis durch geringere Größe, Paragaster-
losigkeit, ,,and its even surface" unterscheiden. Ich halte das Original zu Hindes Abbildung von Callo-
pegma obconica für ein junges, oder aus den älteren Bänken der Quadratenkreide stammendes Callo-
pegma acaulis.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel ; Kalkmergel der Quadraten- und Mucronaten-
kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Ilsede (s. s.), Oberg (z. h.), Misburg (h.), Adenstedt
(z. s.), Ahlten (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 100.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Callopegma depressa Roem. sp.
1864. Hippalimus depressus Roemer, Sp., S. 25, Taf. X, Fig. 2.
Das einzige mir bekannte Exemplar ist F. A. Roemers Originalstück, welches ich zufällig in der
Sammlung des RoEMER-Museums auffand. Ohne diesen Zufall wäre wohl schwer festzustellen gewesen,
zu welcher Gattung Hippalimus depressus gehört, denn die Abbildung in den ,,Spongitarien des Kreide-
gebirges" ist gänzlich verunglückt. Eine nochmalige Abbildung ist trotzdem entbehrlich, weil sich das
Originalexemplar, wenn man von einigen durch den Erhaltungszustand bedingten Besonderheiten ab-
sieht, nur wenig von Callopegma acaulis unterscheidet.
Querschnitt oval. Größter Querdurchmesser 5 cm, kleinster 3 cm. Dabei ist das Stück in der
Mitte, an der dicksten Stelle, nur 1,2 cm hoch. Das kann eine Eigentümlichkeit der Art, aber auch eine
Folge von Verdrückung sein. Die Unterseite ist ganz flach und zeigt stellenweise Spuren der für die
Callopegma Arten bezeichnenden Körnelung. Ungefähr in der Mitte der Unterseite entspringt ein warzen-
förmiges Stielchen, das nur mehrere mm dick und lang ist. (An der RoEMER'schen Abbildung ist das Stiel-
chen viel zu groß gezeichnet.) Die Oberseite ist leicht gewölbt. Auf der Scheitelhöhe undeutliche Postiken,
von denen kräftige Furchen ausstrahlen. (An der Abbildung ist der Scheitel ganz willkürlich als kurze
Röhre dargestellt.)
Der wesentlichste Unterschied von Callopegma acaulis liegt in der ungewöhnlich flachen, plattigen
oder scheibenartigen Körperform. Ob außerdem noch, wie es scheint, Verschiedenheiten der zentralen
Teile der Oberseite vorhanden sind, kann ich bei der wenig guten Erhaltung der in Frage kommenden
Partieen nicht sagen.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (s.).
— 83 —
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt im RoEMER-Museum.
Callopegma Schloenbachi v. Zittel.
1878. Callopegma Schloenbachi v. Zittel, Stud. II, S. 75, Taf. IX, Fig. 1 (Tetraclone).
1883. Callopegma Schloenbachi Hinde, Cata!., S. 61.
„Schüssel- oder trichterförmig; Zentralhöhle sehr weit und tief, Schwamm mit breiter Basis fest-
gewachsen. Mucronatenkreide. Ahlten" (Zittel).
Ich habe diese Spezies, die v. Zittel nur kurz beschrieben aber nicht abgebildet hat, weder in
der schönen Sammlung, die das Göttinger Museum aus der Mucronatenkreide von Ahlten besitzt, nocli an
dem längere Zeit von mir ausgebeuteten und jetzt leider verschütteten Fundpunkte auffinden können.
Gattung Thecosiphonia v. Zittel. 1878.
(Skelettabbildung Texttafel IV, Fig. 4, 5.)
Walzen-, kreisel-, keulenförmig, zylindrisch und zylindrisch-ästig oder stockartig, mit mehr oder
weniger zahlreichen, seitlich verwachsenen oder von einer gemeinsamen Basis ausgehenden Einzel-
individuen, gestielt oder sitzend. Scheitel abgerundet, abgestutzt oder leicht vertieft, mit runden Postiken
von Vertikalkanälen. Außenseite mit über die Oberfläche zerstreuten, schräg von außen nach innen
und unten gerichteten Ostien von Radialkanälchen. Das Stützskelett besteht aus großen Tetraclonen
mit glatten Clonen und wenig verzweigten Zygomen. Ein großer Teil der Oberfläche oder nur die Basis
ist mit einer glatten oder runzeligen Deckschicht überzogen, die aus kleinen, unregelmäßig geformten,
innig verfilzten Kieselkörperchen besteht. In der Deckschicht große Amphioxe. Tetraxone Dermalia von
regulärem Typus fehlen. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Thecosiphonia Torgeri nov. sp.
Stockartig, indem vom Scheitel oder von einer Seite einer keulenförmigen, knolligen oder zylind-
rischen Basis mehr oder weniger zahlreiche keulenförmige oder auch wohl walzenförmige Individuen
entspringen; seltener einfach birn- oder keulenförmig, oder aus mehreren mit der Basis verwachsenen
Individuen zusammengesetzt. Außenseite an den deckschichtfreien Stellen mit unregelmäßig zerstreuten,
0,5 mm weiten Ostien. Scheitel der einzelnen Individuen abgestutzt oder abgerundet, zuweilen auch leicht
vertieft, mit zahlreichen, ca. 1 mm weiten Postiken von Vertikalkanälen. Die runzelige Deckschicht
kann den ganzen Stock überziehen, läßt aber gewöhnlich die Scheitelregion der Keulchen und Zylinder
frei. Die Einzelindividuen sind 3 — 15 cm lang und 1 — 6 cm dick. Die Stöcke können sehr groß werden.
Thecosiphonia Torgeri unterscheidet sich von Thecosiphonia nobilis durch Schlankere Einzelindivi-
duen und kleinere Ostien und Postiken.
Im Scaphitenpläner von Halberstadt, in dem Thecosiphonia Torgeri zu den häufigen Vorkomm-
84 —
nissen gehört, kommt eine Jerea vor, mit der keulenförmige und birnförmige Einzelindividuen von Theco-
siphonia Torgeri unter Umständen verwechselt werden können. Die Jerea-Art besitzt ein tiefes Paragaster,
auf dessen Wandung große Postiken münden, während bei der Thecosiphonia der Scheitel höchstens leicht
vertieft und mit verhältnismäßig kleineren und auch dichter zusammenliegenden Postiken besetzt ist.
Nach der Beschaffenheit der Außenseite sind die beiden Arten, namentlich wenn die Deckschicht stark
entwickelt ist, nur schwer zu unterscheiden.
Alter und Facies: Scaphitenpläner.
Verbreitung und Vorkommen: Halberstadt (h.). Nettlingen (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 20.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Thecosiphonia ramosa nov. sp.
Ästig mit zylindrischen Zweigen oder stabförmig. Oberfläche an den deckschichtfreien Stellen
mit unregelmäßig zerstreuten, ca. 0,5 mm weiten Ostien. Scheitel der Zweige abgestutzt, mit zahlreichen,
bis 2 mm weiten Postiken von Kanälen, welche die Zweige der Länge nach durchziehen. Wie bei den andern
Arten überzieht die Deckschicht einen mehr oder weniger großen Teil der Oberfläche, läßt aber die Scheitel-
region frei. Die Zweige sind 2,5 — 3 cm dick und bis 15 cm lang.
Thecosiphonia ramosa unterscheidet sich von den Stöcken der gleichaltrigen Thecosiphonia Torgeri
hauptsächlich durch die zylindrische Gestalt der Zweige.
Alter und Facies: Scaphitenpläner.
Verbreitung und Vorkommen: Halberstadt (ziemlich selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 8.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Thecosiphonia nobilis Roem. sp. (Texttafel IV, Fig. 5.)
1864. Limnorea nobilis Roemer, Sp., S. 37, Taf. XV, Fig. 1.
1864. Tremospongia grandis Roemer, Sp., S. 40, Taf. XV, Fig. 3.
1870. Limnorea nobilis Ferd. Roemer, Oberschlesien, Taf. XXXVII, Fig. 16.
1878. Limnorea nobilis Quenstedt, Petr. V, Taf. GXXXIII, Fig. 8— 11.
1878. Thecosiphonia nobilis Zittel, Stud. II, S. 84, Taf. X, Fig. 3.
1883. Thecosiphonia nobilis Hinde, Catal., S. 75.
1890. Thecosiphonia grandis Pocta, Spongien von Paderborn, S. 217, Taf. VIII, Fig. 2.
1897. Thecosiphonia nobilis Leonhard, Kreideformation in Oberschlesien, S. 38.
1903. Thecosiphonia nobilis Schrammen, Centralbl. f. Mineral, etc. 1903, S. 19 — 23.
Birnförmig, kugelig, kreisel- und keulenförmig oder dick walzenförmig; einfach, oder durch seit-
liche Verwachsung zusammengesetzt, kurzgestielt oder sitzend. Außenseite an deckschichtfreien Stellen
mit unregelmäßig zerstreuten, ca. 1 mm weiten Ostien. Scheitel abgerundet, mit mehr oder weniger zahl-
reichen, ziemlich dicht nebeneinander liegenden, bis 2 mm weiten Postiken, die gewöhnlich in einer seichten
Vertiefung liegen. An zusammengesetzten Exemplaren sind im Scheitel in der Regel so viel Gruben
mit Postikengruppen entwickelt, wie Einzelindividuen vorhanden sind. Die runzelige, zuweilen auch
knotige Deckschicht kann den ganzen Schwammkörper überziehen, ist aber gewöhnlich auf die basalen
Teile beschränkt. Die Art wird bis 20 cm und darüber lang und am vorderen Ende bis 15 cm dick.
— 85 —
Nach RoEMER und Quenstedt (der wohl nur Roemers Angabe wiederholt), soll Thecosiphonia
nobilis bei Suderode auch in der Quadratenkreide vorkommen. Senone Schichten mit Spongien sind aber
bei Suderode nicht entwickelt. Dagegen steht dort Cuvieripläner an, und aus diesem dürften die Exem-
plare stammen, die Roemer im Sinne hatte.
Alter und Facies: Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkommen: Salder (z. h.), Oppeln (h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 30.
Thecosiphonia postumus nov. sp. (Texttafel IV, Fig. 4.)
Zylindrisch oder walzenförmig, mit abgestutztem Scheitel, gestielt. Außenseite ganz mit Deckschicht
überzogen. Scheitel abgestutzt, mit mehreren runden bis 3 mm weiten Postiken von Vertikalkanälen. Theco-
siphonia postumus ist die kleinste Art. Mein größtes Exemplar ist nur 6 cm lang und kaum 3 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Polyjerea FROMENTEL emend. ZiTTEL. 1878.
Zylindrisch-ästig, oder durch basale oder seitliche Verwachsung der Einzelindividuen stockförmig,
seltener einfach. Scheitel abgerundet, mit Postiken von Vertikalkanälen. Der größte Teil oder die ganze
Oberfläche des Schwammkörpers ist mit Deckschicht überzogen, unter der kleine Ostien von wenig ent-
wickelten Radialkanälen liegen. Das Stützskelett besteht aus großen Tetraclonen mit glatten Clonen und
wenig verzweigten Zygomen; die Deckschicht aus kleinen, unregelmäßig geformten innig verflochtenen
Kieselkörperchen. Tetraxone Dermalia von regulärem Typus scheinen zu fehlen. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
„Polyjerea" , schreibt Zittel, ,, steht der Gattung Thecosiphonia überaus nahe. Bei letzterer be-
schränkt sich die Kieselhaut auf den unteren Teil des Schwammkörpers, die Einzelindividuen zeichnen
sich durch beträchtlichere Größe aus , die viel zahlreicheren Vertikalkanäle münden in eine Scheitel-
vertiefung und die Radialkanäle sind besser entwickelt."
Wenn wirklich keine weiteren Unterschiede vorhanden wären, könnte man sich versucht fühlen,
Polyjerea und Thecosiphonia zu vereinigen. Ich vermute aber, daß noch Besonderheiten der Skelett-
struktur dazukommen.
Unsere einzige Polyjerea-Avi kommt zwar massenhaft bei Glentorf vor, aber leider nur in einem
Erhaltungszustand, der feinere Skelettuntersuchungen nicht gestattet.
Polyjerea pyriformis Griepenkerl (non Roemer).
1888 — 89. Polyjerea pyriformis Griepenkerl, Kreide von Königslutter, S. 21, Taf. IV, Fig. 1 — 5.
Die Spezies bildet bis faustdicke, sitzende Stöcke, die aus 2 — 10 seitlich verwachsenen oder von
einer gemeinsamen Basis ausgehenden, 2 — 5 cm langen und mehrere cm dicken, zylindrischen oder tonnen-
— 86 —
förmigen Individuen zusammengesetzt sind. Der Scheitel der Individuen ist abgestutzt, abgerundet oder
leicht vertieft und trägt 10 — 60 rundliche, 1 — 1,5 mm weite Postiken von Vertikalkanälen. Außenseite
mit unregelmäßig zerstreuten, kleinen Ostien und stellenweise mit kräftigen, in der Richtung der Längsaxe
der Individuen verlaufenden Furchen.
Nach Griepenkerl ist Polyjerea pyrijormis bei weitem die häufigste von allen Spongienarten, die
in der Quadratenkreide von Glentorf gefunden werden. In der Kalkfacies der Quadratenkreide kommt
sie aber nicht vor.
Griepenkerl bezeichnet F. A. Roemer als den Begründer der Art und meint daß die Spongie aus der
Quadratenkreide von Ilsenburg, die Roemer in den Spongitarien des Kreidegebirges auf Taf. XII unter
Fig. 7 abbildet und auf Seite 23 beschreibt, eine unbedeutende Entwicklungsstufe der bei Glentorf massen-
weise und in den verschiedensten Formen auftretenden Polyjerea-Ari sei.
Alter und Facies: Grünsand der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Glentorf (s. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Gattimg Turonia Michelin 1846, emend. Zittel 1878.
(Skelettabbildung Texttafe'l IV, Fig. 6, 7.)
Knollig, halbkugelig, umgekehrt kegelförmig mit abgestumpfter Spitze, kurzzylindrisch, kreisei-
förmig, keulenförmig oder plattig. Basis runzelig oder konzentrisch-runzelig, mit warzenförmigen Höckern
besetzt und mit Deckschicht überzogen. (Die Deckschicht kann aber auch den ganzen Schwammkörper
überziehen.) Oberfläche mit unregelmäßig zerstreuten Ostien, von denen gerade Kanälchen in die Wandung
eindringen. Das Innere des Schwammkörpers wird von einem System weiter, anastomosierender Kanäle
durchzogen, die stellenweise die Wandung durchbrechen können. Das Stützskelett besteht aus ziemlich
großen Tetraclonen mit glatten Clonen und wenig verzweigten Zygomen; die Deckschicht aus kleinen,
unregelmäßig geformten, innig verfilzten Kieselkörperchen. Als Dermalia Dichotriaene. Microsclere
unbekannt. Obere Kreide.
Turonia variabilis Michelin. (Tafel XI, Fig. 1—3. — Tafel III, Fig. 8, 9.)
1847. Turonia variabilis Mich., Iconogr. zoophyt, S. 125, Taf. XXXV, Fig. 1—8.
1850—56. Turonia variabilis Bronn., Lethaea, 3. Aufl., Taf. XXVIII, Fig. 8.
1859. Turonia variabilis Fromentel, Introduct., Taf. IV, Fig. 1.
1861. Turonia variabilis et sulcata Court., Eponges foss., S. 25, Taf. XL, Fig. 1, 2.
1878. Turonia variabilis Zittel, Stud. II, S. 86.
1883. Turonia variabilis Hinde, Catal., S. 76.
Knollig, halbkugelig, umgekehrt kegelförmig, keulenförmig, plattig oder zylindrisch, mit ver-
breiterter oder mit zapfenförmiger Basis. Trotz der unregelmäßigen und mannigfaltigen Körperform
ist die Art an einer sehr bezeichnenden Verschiedenheit des Ober- und Unterteils (bezw. des Vorder- und
Hinterteils) unschwer zu erkennen. Die konzentrisch gerunzelte und gewöhnlich mit zahlreichen höcker-
oder warzenartigen Würzelchen besetzte Basis ist nämlich stets mit Deckschicht, die auch die Runzeln
— 87 —
und Höcker bedeckt, überzogen und hat darum eine glatte Oberfläche, während die Oberseite (bezw.
der Vorderteil), frei von Deckschicht bleibt und entsprechend der sehr grobmaschigen Skelettstruktur
an ungeätzten Exemplaren eine auffallend rauhe Oberfläche besitzt. Auf dem Scheitel erheben sich
zitzenförmige Wülste oder fingerförmige und lappige, zuweilen durch tiefe Gruben getrennte Fortsätze,
die an ihrer Basis ebenfalls mit Deckschicht überzogen sein können. Vom Scheitel dieser Fortsätze laufen
kräftige Furchen herab. Die deckschichtfreien Teile sind mit dichtstehenden, mehrere mm weiten Ostien
bedeckt, von denen gerade Kanälchen in die Wandung eindringen. Im Inneren des Schwammkörpers
weite anastomosierende Kanäle, die stellenweise die Wandung durchbrechen und Verzweigungen des
Paragasters darstellen.
Turonia variabilis erscheint als große Seltenheit zuerst in den älteren Bänken der Quadraten-
kreide mit kaum fingerlangen, oben und unten zapfenförmigen Individuen. In der Mucronatenkreide
erreicht die Spezies in bezug auf Formenreichtum, Häufigkeit und Größe den Höhepunkt 'ihrer Ent-
wicklung. Die größten Exemplare werden hier über 15 cm hoch und fast 30 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. h.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 50.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Turonia constricta v. Zittel. (Tafel III, Fig. 5—7. — Texttafel IV, Fig. 6.)
1878. Turonia constricta Zittel, Stud. II, S. 86, Taf. IX, Fig. 2.
Stumpf-kegelförmig, unregelmäßig birnförmig, knollig oder kurzzylindrisch. Im Inneren mit un-
regelmäßigen Hohlräumen, die durch anastomosierende Verzweigungen des Paragasters entstehen. Basis
runzelig, mit mehreren warzen- oder zitzenförmigen, wurzelartigen Anlaängseln. Gewöhnlich ist nur die
Basis mit Deckschicht überzogen. Diese verhüllt aber auch wohl einen großen Teil der Außenseite, und
kann selbst bis zum Scheitel hinaufreichen. Die deckschichtfreien Teile sind mit zahlreichen, unregel-
mäßig zerstreuten, 0,2 mm bis 3 mm weiten Ostien bedeckt, von denen gerade Kanälchen in die Wandung
eindringen. Dazu kommen noch vereinzelte große Wandlücken, die auf Durchbrüche des Paragasters
zurückzuführen sind, und aiißerdem mehr oder weniger zahlreiche Kanalfurchen, die namentlich am Scheitel
und an der Basis gut entwickelt sind. Turonia constricta wird 5 — -12 cm hoch und 3 — 8 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 30.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Turonia induta v. Zittel. (Tafel XV, Fig. 3. — Tafel XI, Fig. 4, 5.)
1878. Turonia induta Zittel, Stud. II, S. 86. Taf. IX, Fig. 2.
Halbkugelig, kreiseiförmig, niedrig trichterförmig oder kurzzylindrisch; mit abgerundetem oder
abgestutztem Scheitel, in dessen Mitte einige unregelmäßig geformte Öffnungen des mehrfach verzweigten
Paragasters liegen. Außenseite (Unterseite) ganz mit Deckschicht überzogen, die gewöhnlich einige
— 88 —
konzentrische Wülste bildet. Basis mit kurzen, warzenförmigen Stielchen. Turonia induta ist die kleinste
Spezies. In der Regel sind die Stücke nur nuß- bis kastaniengroß.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und MucronatenJkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Ahlten.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Das Original zu der Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Turonia cerebriformis nov. sp. (Tafel III, Fig. 10, 11. — Texttafel IV, Fig. 7.)
Feigenförmig, knollig, kurzzylindrisch oder fingerförmig, kurzgestielt oder sitzend. Im Inneren
des Schwammes weite, anastomosierende Kanäle, die Verzweigungen des Paragasters darstellen. Ober-
fläche mit zahlreichen, unregelmäßig geformten, mehrere mm großen Wandlücken (Durchbrüchen des
Paragasters). Auf den Wülsten zwischen den Lücken unregelmäßig zerstreute, 0,5 — 2 mm weite Ostien.
Die Deckschicht überzieht zuweilen den ganzen Schwammkörper, ist aber gewöhnlich auf die Basis be-
schränkt.
Die Spezies steht Turonia constricta näher als den anderen Arten. Sie unterscheidet sich von
Turonia constricta hauptsächlich durch die vielfach durchbrochene Wandung. Ausgewachsene Individuen
sind 2 — 5 cm lang, 2 — 3,5 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 9.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Calymmatina Zittel. 1878.
(Skelettabbildung Texttafel IV, Fig. 1.)
Durch basale oder seitliche Verwachsung stockförmig, oder einfach, mit tiefem Paragaster, gestielt
oder sitzend. Die Einzelindividuen sind kreiseiförmig, kurzzylindrisch oder knollig. Oberfläche mit kurzen
Längs- und Querfurchen, in denen Ostien von einfachen Radialkanälen liegen. Das Stützskelett besteht
aus ziemlich großen Tetraclonen mit glatten Clonen und wenig verzweigten Zygomen. Die Oberfläche
ist mit einer glatten Deckschicht aus kleinen, innig verfilzten, unregelmäßig geformten Kieselkörperchen
überzogen. Die Dermalia sind Dichotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Calymmatina rimosa Zittel. (Texttafel IV, Fig. 1.)
1878. Calymmatina rimosa Zittel, Stud. II, S. 85, Taf. II, Fig. 2. — Taf. IX, Fig. 8.
1883. Calymmatina rimosa Hinde, Catal. S. 76.
Zu dieser Art rechne ich mehrere gut erhaltene Kieselschwämme aus der Mucronatenkreide von
Misburg, die zu den seltensten Vorkommnissen dieses Fundpunktes gehören. Aber mit einigem Bedenken.
Denn sie passen zwar in der Zusammensetzung und Struktur des Skeletts und der Deckschicht gut zur
— 89 —
Gattung Cahjmmatina, und stimmen auch in der äußeren Form und in der Größe mit v. Zittels Abbildung,
die leider durch keine Beschreibung ergänzt wird, überein; sie besitzen aber keine einfache Zentralhöhle,
sondern werden von einem Bündel röhrenförniiger Vertikalkanäle durchzogen, deren Mündungen bei dem
einen Exemplar in einer seichten Scheitelvertiefung liegen, bei den übrigen aber unter der Deckschicht
verborgen sind. Als Jereen möchte ich die Stücke nicht ansprechen, weil die Anordnung der Vertikal-
kanäle zu unregelmäßig ist, (ganz abgesehen von der Körperform), und auch als Thecosiphonien nicht,
weil in der Deckschicht Dichotriaene liegen. Meine Exemplare sind etwa fingerlang und von zylindrisch-
knolliger Gestalt. Wo die glatte oder runzelige Deckschicht abgerieben oder nicht erhalten ist, zeigt die
Oberfläche unregelmäßig verlaufende kurze Längs- und Querfurchen, in denen kleine Ostien liegen. Die
Tetraclone und Dermalia sind gut erhalten. Ich möchte noch erwähnen, daß ich stockartige Schwamm-
körper, die bei Calymmatina häufiger wie Einzelindividuen vorkommen sollen, nicht gefunden habe.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (sehr selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Gattung Jerea Lamouroux 1821, emend. ZiTTEL 1878.
(Skelettabbildung Texttafel IV, Fig. 2.)
Birnförmig, kugelig, umgekehrt flaschenförmig oder zylindrisch, mit seichtem oder tiefem Para-
gaster, kurz- oder langgestielt. Oberfläche mit zahlreichen, unregelmäßig zerstreuten, kleinen Ostien,
von denen gerade Kanälchen in den Schwammkörper eindringen. Auf der Paragasterwandung große
runde Postiken von Kanälen, die in der Mitte des Schwammkörpers senkrecht, sonst aber bogenförmig
und fast parallel zum äußeren Umfang verlaufen. Das Stützskelett ist verhältnismäßig weitmaschig
und besteht aus großen Tetraclonen mit glatten Clonen und mehr oder weniger verzweigten Zygomen.
Die Oberfläche ist stellenweise mit einer glatten Deckschicht überzogen, die aus kleinen, unregelmäßig
geformten, innig verflochtenen Kieselkörperchen besteht. Die Dermalia sind große Dichotriaene. Micro-
sclere unbekannt.
Obere Kreide.
Jerea Quenstedti Zittel. (Tafel II, Fig. 1—4. — Texttafel IV, Fig. 2.)
1833. Siphoma ficus Goldfuss, Petr. Germ. I, S. 221, Taf. LXV, Fig. 14.
1864. Siphonia ficus Roemer, Sp., S. 27.
1878. Siphonia ficus Quenstedt, Petr. V, S. 431, Taf. GXXXV, Fig. 20—23.
1878. Jerea Quenstedti Zittel, Stud. II, S. 81, Taf. II, Fig. 2.
1883. Siphonia ficus Binde, Catal., S. 65, Taf. XIII, Fig. 3.
1883. Jerea Quenstedti Hinde, Catal., S. 71.
1884. Siphonia ficus PoêxA, Beitr. II, S. 34.
1901. Pachycalymma subglobosa Schrammen, Neue Kieselschw., S. 9, Taf. I, Fig. 1; Taf. IV, Fig. 4.
Feigen-, birn-, keulen- oder walzenförmig, mit tiefem Paragaster, langgestielt oder mit wurzelartig
verzweigter Basis; gewöhnlich einfach, seltener aus mehreren seitlich verwachsenen Individuen zusammen-
Palaeontographica. Suppl. V. 12
— 90 —
gesetzt. Scheitel abgerundet, abgestutzt oder leicht zugespitzt. In der Mitte des Scheitels eine 1 — 2 cm
weite Paragasteröffnung, von der kräftige Furchen ausstrahlen. Außenseite mit unregelmäßig über die
Oberfläche zerstreuten, ca. 1 mm weiten, 1 — 3 mm voneinander entfernt liegenden Ostien, und häufig auch
mit kurzen, kreuz und quer verlaufenden Furchen. Die runzelige Deckschicht ist gewöhnlich nur an der
Basis oder gar nicht erhalten, kann aber auch einen mehr oder weniger großen Teil der ganzen Oberfläche
überziehen. Das Paragaster reicht bis in die Nähe der Basis. Oberfläche des Paragasters mit runden
oder ovalen, mehrere mm weiten Postiken.
Jerea Quenstedtii ist am häufigsten im Scaphitenpläner. Hier sind mittelgroße Exemplare 15 — 20 cm
lang und 4 — 10 cm dick. Die Stücke aus der Quadratenkreide sind durchschnittlich etwas kleiner. In
der Mucronatenkreide werden die Individuen wieder größer aber auch seltener.
Die Spezies kann leicht mit Siphonia tubulosa Roem. sp. verwechselt werden. Nur nach der
bloßen Körperform und dem Kanalsystem kann man weniger typische ungeätzte Exemplare der beiden
Arten kaum unterscheiden. Darum ist in zweifelhaften Fällen die Untersuchung der Skelettstruktur
niemals zu umgehen. Siphonia tubulosa kommt übrigens im Scaphitenpläner noch nicht vor und über-
trifft im Senon auch ausgewachsene Individuen von Jerea Quenstedti beträchtlich an Größe.
Die Spongien, die ich früher unter dem Namen Pachycalymma subglobosa beschrieben habe, halte
ich jetzt, nachdem mir besseres Material zur Verfügung steht, für junge Individuen von Jerea Quenstedti
mit ungewöhnlich gut erhaltener Deckschicht.
Unter den Synonymen von Jerea Quenstedti habe ich auch Siphonia ficus Goldf. aufgezählt, ob-
gleich V. ZiTTEL diese Spezies als Siphonia-Avi anführt (aber ohne das Sternchen, das er beifügt, wenn ihm
Originalstücke vorlagen). Siphonia ficus Goldf. dürfte nämlich synonym mit Siphonia ficus Quenst. sein,
denn die Originalstücke zu diesen beiden Arten stammen höchstwahrscheinlich aus demselben Horizont,
und zwar aus dem Turon von Quedhnburg, und auch die Diagnosen stimmen überein. Siphonia ficus
QuENSTEDT ist aber zweifellos synonym mit Jerea Quenstedti Zittel. Zittel hat die beiden ^S*. ficus für
generisch verschieden gehalten, und für Quenstedts Siphonia ficus einen neuen Namen gewählt. Da in
der Tat eine Verschiedenheit nicht besteht, hätte eigentlich der GoLDFUss'sche Name Priorität. Trotz-
dem akzeptiere ich Zittels Bezeichnung, weil die Angabe der Herkunft (Quadersandstein der Gegend von
Quedlinburg) bei Goldfuss immerhin vmbestimmt gehalten, und die Abbildung zu schematisch ist, um
jeden Zweifel an der Identität der Arten auszuschließen.
Nach Roemer (Kr. S. 4) soll Siphonia ficus Goldf. auch am Sudmerberg vorkommen. Roemebs
Diagnose beweist aber, daß er eine andere Art gemeint hat.
Die Spongienart, die Griepenkerl (Kreide von Königslutter S. 19) unter dem Namen Siphonia
ficus Goldf. aus der Quadratenkreide von Glentorf beschrieben hat, kann schon deshalb nicht zu Siphonia
ficus Goldf. {Jerea Quenstedti) gerechnet werden, weil das Paragaster nicht tief eingesenkt, sondern nur
ebenso tief, oder nur wenig tiefer als weit ist.
Alter und Facies: Scaphitenpläner, Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Halberstadt (h.). Nettlingen (s.), Quedhnburg, Mis-
burg (s. s.), Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 30.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
— 91 —
Jerea gracilis nov. sp. (Tafel II, Fig. 5.)
Die beiden mir vorliegenden Exemplare sind etwa fingerlang und ca. 2 cm dick. Äußere Form
und Kanalsystem wie bei Jerea Quenstedti. Die Skelettstruktur ist aber dichter und die Ostien an der
Außenseite sind kleiner. (Sie sind 0,3 — 0,5 mm groß und liegen 2 — 3 mm weit auseinander.)
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in der Sammlung des Verfassers.
Gattung Siphonia Parkinson 1822, emend. Zittel 1878.
(Skelettabbildung Texttafel IV, Fig. 10, 11.)
Feigen-, birn- oder apfelförmig, mit abgerundetem, zugespitztem oder abgestutztem Scheitel und
tiefem oder seichtem Paragaster, kurz- oder langgestielt. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, ver-
schieden großen, runden Ostien, von denen gerade Kanälchen in die Wandung eindringen. Paragaster
mit großen, zuweilen in Längs- und Querreihen geordneten Postiken von Kanälen, die in der Mitte des
Schwammkörpers und bei jungen Individuen senkrecht gestellt sind, sonst aber bogenförmig und fast
parallel zum äußeren Umfang verlaufen. Das Stützskelett ist sehr dicht und besteht aus kleinen Tetra-
clonen mit glatten Clonen und mehr oder weniger verzweigten Zygomen. Die Dermalia sind kleine Dicho-
triaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Nach V. Zittel soll die feinere Struktur des Skeletts bei Siphonia und Jerea völlig übereinstimmen.
Der einzige Unterschied zwischen beiden Gattungen läge in dem Vorhandensein einer vertieften Zentral-
höhle bei Siphonia. Das ist aber ein Irrtum. Gerade an den Skelettverschiedenheiten kann man selbst
die Jugendformen, die bei den Siphonia-KriQn mit sehr tiefem Paragaster paragasterlose Körper bilden,
sicher unterscheiden, während der Tiefenunterschied des Paragasters bei den verschiedenen Arten ein
und derselben Gattung erheblich schwankt. Siphonia-Avten stimmen mit Jerea- Arien, die unter gleicher
geologischer Facies vorkommen, in der Tiefe des Paragasters mehr überein, wie innerhalb der Gattungs-
grenzen die Arten, die aus verschiedenen Facies stammen.
Das Skelett von Jerea ist weitmaschig und locker. An geätzten Exemplaren sieht man das
schon mit unbewaffnetem Auge. Bei den Siphonia- Arien ist die Oberfläche aber so dicht, daß das
Skelettgewebe geätzter Stücke zwischen den Ostien eine scheinbar homogene Masse bildet. Bei schwacher
Lupenvergrößerung heben sich an Jereen die Tetraclone und die Polster, die durch die Vereinigung der
Zygome entstehen, deutlich ab. Die Tetraclone der Siphonien verschmelzen an der Oberfläche zu einem
sehr dichten Geflecht, an dem die Vereinigungsstellen der Zygome nicht besonders hervortreten. An
ungeätzten Exemplaren von guter Erhaltung kündigt sich die Verschiedenheit der Skelettstruktur bei
den Siphonia- Arien durch eine glatte, bei den Jereen durch eine rauhe Oberfläche an.
Diese Angaben über die Skelettverschiedenheiten der beiden Gattungen gelten auch für das Ver-
hältnis der Gattung Siphonia zu den Gattungen Phymatella, Aulaxinia, Callopegma, Turonia, Theco-
siphonia etc. Trotzdem stelle ich Siphonia mit diesen Gattungen zu derselben Unterfamilie, weil die
Skelettverschiedenheiten fast nur durch die geringere Größe der Tetraclone von Siphonia bedingt und die
Dermalia bei allen Gattungen Dichotriaene sind.
Siphonia incrassata Goldfuss.
1833. Siphonia incrassata Gold fuss, Petr. Germ. T. I, S. 17, Taf. XXX, Fig. 5.
1864. Jerea incrassata Roemer, Sp., S. 32.
1878. Siphonia incrassata Zittel, Stud. II, S. 79.
1883. Siphonia incrassata Hinde, Catal., S. 65.
Die Artbeschreibung von Goldfuss lautet: „Die Siphonia weicht von allen übrigen durch ihre
Ausdehnung in der Breite ab. Sie hat einen ganz kurzen Stiel und eine niedergedrückt kugelige Gestalt.
Die obere Fläche ist verwittert und man erkennt daher die wurmstichigen Poren und Furchen nur an der
unteren Seite und am Stiele. Verhärteter Mergel von Coesfeld."
Zu dieser unbestimmten Diagnose kommt eine undefinierbare Abbildung. Darum kann man
nicht feststellen, was für eine Spongienart Goldfuss gemeint hat. Formen, auf die schließlich die Eigen-
schaften, die Goldfuss angibt, zu beziehen wären, gibt es in allen Familien der lithistiden Silicea.
Schlüter, der ja die Spongienbänke der Umgebung von Coesfeld, aus denen Siphonia incrassata
stammt, gründlich durchforscht hat, erwähnt die Spezies nicht.
Roemer wiederholt nur die GoLDFUss'sche Diagnose in abgekürzter Form.
Zittel beschränkt sich darauf in der Liste der Siphonia- Arien auch Siphonia incrassata anzu-
führen.
Auch Hinde nennt nur die Spezies, ohne sich über den Gattungs- und Artcharakter auszulassen.
Der einzige Autor, der die GoLDFUss'schen Angaben durch eine ausführliche Beschreibung und durch
einige gute Abbildungen zu ergänzen bemüht war, ist Griepenkerl. Nur ist es gänzlich unsicher, ob die
Spongie, die Griepenkerl für Siphonia incrassata Goldfuss hält, auch wirklich die GoLDFUSs'sche Art ist.
Darum habe ich auch für Griepenkerls Siphonia incrassata einen neuen Namen (S. Griepenkerli)
gewählt.
Siphonia Griepenkerli nov. sp.
1840. Siphonia ficus Roemer, Kr., S. 4 z. T.
1878. Siphonia ficus Quenstedt, Petr. V, S. 412, Taf. CXXXI\', Fig. 22 (nicht S. 431, Taf. CXXXV, Fig. 20—23).
1878. Siphonia ficus Zittel, Stud. II, S. 79, Taf. IX, Fig. 6 (Tetraclone).
1883. Siphonia ficus Hinde, Catal., S. 65 z. T.
1888 — 89. Siphonia ficus Griepenkerl, Kr. v. Königslutter, S. 19.
1888 — 89. Siphonia incrassata Griepenkerl, Kr. v. Königslutter, S. 19, Taf. II, Fig. 5.
Birn-, kreisel- oder keulenförmig, kugelig oder eiförmig, auch wohl zylindrisch, kurz gestielt; mit
abgerundetem., abgestutztem oder leicht vertieftem Scheitel, in dessen Mitte eine 1 — 2 cm weite, rundliche
Paragasteröffnung liegt. Das Paragaster ist napf- oder trichterförmig und ebenso tief wie weit. In
seltenen Fällen erscheint es auch wohl gleichsam herausgestülpt, so daß an der Stelle der Vertiefung ein
mit Postiken besetzter Höcker zu liegen kommt. Paragasterwandung mit dicht zusammenliegenden, un-
regelmäßig oder in Längs-, seltener in Querreihen stehenden, 1 — 2 mm weiten Postiken. Vom Rande des
Paragasters strahlen gewöhnlich mehr oder weniger deutlich entwickelte Furchen über den Scheitel bis
— 93 —
zur Außenseite aus. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, 0,5 — 1 mm weiten Ostien, die namentlich
am Stiel mit anastomosierenden Furchen vergesellschaftert sind. Siphonia Griepenkerli wird 3 — 12 cm
hoch und 5 — 7 cm dick.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel. Grünsand der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (z. h.), Glentorf (h.).
Siphonia tubulosa Roem. sp. (Tafel II, Fig. 6—8. — Texttafel IV, Fig. 11.)
1840. Scyphia tubulosa Roemer, Kr., S. 8, Taf. III, Fig. 10.
1888 — 89. Siphonia ovalis Griepenkerl, Kr. v. Königslutter, S. 20, Taf. III, Fig. 3a, b.
Zylindrisch, birn-, feigen- oder keulenförmig, mit tiefem, 1 — 3 cm weitem Paragaster, dickwandig,
gestielt. Scheitel abgerundet, abgestutzt oder leicht zugespitzt, oft mit kräftigen Furchen, die vom Para-
gasterrandc ausstrahlen. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, verschieden großen (0,2 — 1,5 mm
weiten) Ostien. Paragasterwandung mit gleich großen (1 — 2 mm weiten) runden oder ovalen Postiken,
die um ihren Durchmesser oder auch noch weiter von einander entfernt liegen. Bei ganz jungan Individuen
ist das Paragaster nicht eingesenkt, sondern die großen Postiken der Aporhysen münden auf dem ab-
gestutzten Scheitel. Im nächsten Stadium bildet sich auf dem Scheitel eine seichte Mulde. Bei aus-
gewachsenen Individuen, die bis 50 cm lang und über 25 cm dick werden können, reicht das Paragaster
bis in die Nähe der Basis. Siphonia tubulosa kann leicht mit Jerea Quenstedti verwechselt werden. Wenn
man von den erheblichen, aber an ungeätzten Exemplaren gar nicht erkennbaren Verschiedenheiten der
Skelettstruktur absieht (ich habe sie bei der Gattungsbeschreibung angegeben), bleiben zwischen gewissen
weniger typischen Exemplaren kaum noch Unterscheidungsmerkmale übrig. Die Abbildung bei Roemer
ist recht schematisiert und zeigt außerdem das Originalexemplar auf dem Kopfe stehend. Übrigens habe
ich RoEMERS Original untersuchen können.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide. Grünsand der
Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. h.), Oberg (z. h.), Adenstedt, Glentorf (z. h.)
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 40.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Siphonia maliformis nov. sp.
Apf eiförmig oder halbkugelig, mit zugespitztem Scheitel, sehr dickwandig, mit tiefem und engem,
röhrenförmigem Paragaster, gestielt. Der untere Teil der Spongie verjüngt sich nicht allmähhch zum
Stiel, wie bei Siphonia tubulosa Roem. sp., die in denselben Schichten wie Siphonia maliformis vorkommt,
sondern der Schwammkörper ist an der Basis am dicksten und der Stiel durch eine unvermittelte starke
Verengerung scharf abgesetzt. Oberfläche mit unregelmäßig zerstreuten, 1 — 2 mm weiten Ostien; zuweilen
auch mit kräftigen Furchen, die namenthch am Scheitel und an der Basis gut entwickelt sind. Auf der
Paragasterwandung runde oder ovale, ca. 3 mm weite Postiken, die ungefähr um ihren Durchmesser
voneinander entfernt liegen. Mittelgroße Exemplare sind ohne Stiel ca. 10 cm hoch und an der Basis
ca. 15 cm dick, während der Stiel schon 2 cm unter der Basis nur noch ca. 2 cm dick ist.
— 94 —
Die Spezies unterscheidet sich von ähnlich gestalteten S iphonia- Arten, z. B. von Siphonia Griepen-
kerli, die übrigens in der Kalkfacies nicht vorkommt, schon durch ihr tiefes Paragaster.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Siphonia coronata Griepenkerl.
1889. Siphonia coronata Griepenkerl, Kreide von Königslutter, S. 19, Taf. I, Fig. 1 — 3.
Kreiseiförmig, kurzgestielt, mit einer mulden- oder trichterförmigen Scheitelvertiefung, an deren
Grunde eine runde, scharfgerandete, 0,5 — 1 cm weite Paragasteröffnung liegt. Der 1 — 1,5 cm dicke
Rand der Scheitelaushöhlung ist durch 4 — 8 rundliche Höcker, die sich zuweilen auch noch als dicke Rippen
über die Außenseite der oberen Hälfte des Schwammes fortsetzen, wellig oder kronenartig gestaltet. Das
Paragaster ist ebenso tief wie weit. Auf seiner Wandung undeutlich reihenförmig angeordnete, ca. 1 mm
weite Postiken. Zuweilen ist das Paragaster nicht eingesenkt, sondern in eigentümlicher Weise vorgestülpt,
so daß in der Mitte der Scheitelvertiefung ein mit Postiken versehener Höcker erscheint. Vom Rande
des Paragasters nach dem Rande der Scheitelaushöhlung strahlen zahlreiche vergabelte und anastomo-
sierende Furchen. Außenseite mit kreuz und quer verlaufenden kurzen Furchen und mit kleinen Ostien.
Mittelgroße Exemplare sind 6 — 8 cm hoch und am vorderen Ende 5 — 8 cm dick.
Alter und Facies: Grünsand der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Glentorf (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3 (Griepenkerls Originale aus der Sammlung
der techn. Hochschule in Braunschweig.)
Siphonia micropora nov. sp. (Taf. II, Fig. 9, 10. — Texttafel IV, Fig. 10.)
Regelmäßig oder unregelmäßig keulenförmig, gestielt oder sitzend. Scheitel abgerundet, mit
zahlreichen 0,5 — 1 mm weiten, dicht zusammenliegenden Postiken, die bei jungen Individuen in einer
seichten Vertiefung, bei älteren auf der Wandung eines trichterförmigen oder zylindrischen, 1,5 — 2 cm
weiten und tiefen Paragasters liegen. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten feinen Ostien und stellen-
weise mit kurzen geschlängelten Furchen. Ausgewachsene Individuen sind etwa fingerlang und mehrere
cm dick. Die Spezies unterscheidet sich von Jugendformen der Siphonia tubulosa, die bei Oberg mit ihr
zusammen vorkommt, u. a. durch kleinere und weiter auseinander liegende Ostien an der Außenseite
und namentlich durch viel zahlreichere und kleinere Postiken im Paragaster. Ich zähle an einem 4 cm
langen und vorn ca. 2 cm dicken Exemplar von Siphonia micropora ca. 50 Postiken, bei einem gleichgroßen
Exemplar von Siphonia tubulosa aber nur 10, die 5 — 6mal so groß wie die Postiken von S. micropora sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
— 95 —
Subgenus Hallirhoa Lamx.
Siphonien mit lappigen oder kantigen Längsrippen.
Obere Kreide.
Hallirhoa sexplicata Roem. sp.
186'i. Jerea sexplicata Roemer, Sp., S. 33, Taf. XII, Fig. 4.
1888 — 89. Siphonia sexplicata Griepenkerl, Kreide v. Königslutter, S. 20, Taf. III, Fig. 1 — 2.
Birnförmig oder zylindrisch, mit mehreren in der Richtung der Längsaxe des Schwammkörpers
verlaufenden, vom Scheitel bis zur Basis reichenden, abgerundeten oder kantigen Rippen, sitzend. Scheitel
bei jungen Individuen abgestutzt, mit zahlreichen Ostien von Vertikalkanälen; bei älteren zu einem
röhren- oder trichterförmigen Paragaster vertieft, dessen Wandung mit dichtstehenden, ca. 1 mm weiten
Postiken besetzt ist. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, 0,5 — 1 mm weiten Ostien und bis 1 mm
breiten Furchen, die namentlich am Scheitel und auf den Faltenrücken gut entwickelt sind. Mittelgroße
Stücke sind ca. 10 cm lang und ca. 3,5 cm dick.
Alter und Facies: Grünsand der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Ilsenburg, Glentorf.
Anzahl der untersuchten Stücke: 2 (Grikpenkerls Originale aus der Sammlung
der techn. Hochschule in Braunschweig.)
Hallirhoa fusiformis nov. sp.
Spindelförmig, mit mehreren vom Scheitel zum Stiel verlaufenden kantigen Rippen, langgestielt.
Scheitel zugespitzt, mit mehreren, 2 — 4 mm weiten Postiken von Kanälen, die den Schwammkörper der
Länge nach oder parallel zur Oberfläche durchziehen. Oberfläche mit unregelmäßig zerstreuten, 0,5 — 1,5 mm
weiten Ostien und außerdem zuweilen mit mehreren, 2 — 5 mm breiten, kräftigen Furchen oder Rinnen,
die in der Richtung der Längsaxe des Schwammkörpers verlaufen und sich bei fortschreitendem Wachstum
der Spongie zu den Vertikalkanälen umbilden, deren große Postiken am Scheitel liegen. Mittelgroße Exem-
plare sind 15 — 20 cm lang und in der Mitte 7 — 10 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Trachysycon Zittel. 1878.
Feigen- oder länglich eiförmig, mit tiefem Paragaster, auf dessen Wandung große Postiken von
Radialkanälen liegen, gestielt. Außenseite mit konischen Warzen, von deren Gipfeln feine Furchen strahlen-
förmig herablaufen. Der untere Teil des Schwammkörpers ist zuweilen mit Deckschicht überzogen. Das
Stützskelett besteht aus kleinen Tetraclonen mit glatten Clonen und wenig verzweigten Zygomen. Der-
malia und Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
no
Trachysycon muricatum Roem. sp.
1864. Plocoscyphia muricala Roemer, Sp., S. 28, Taf. X, Fig. 9.
1878. Trachysycon muricatum Zittel, Stud. II, S. 76.
Eiförmig, feigenförmig oder kugelig, mit ziemlich tiefem, 1— 1,5 cm weitem, röhrenförmigem Para-
gaster, auf dessen Wandung größere Postiken hegen, sitzend oder kurz gestielt. Außenseite mit zahl-
reichen, etwa um ihren Querdurchmesser von einander entfernt hegenden, bis 5 mm hohen und an der
Basis 5—10 mm dicken Stacheln und konischen Warzen, von deren Gipfeln feine Furchen ausstrahlen.
Größere Ostien sind nicht sichtbar. Zuweilen ist die Basis von einer runzeligen Kieselhaut überzogen,
deren Struktur ich nicht feststellen konnte. Die Spezies kann etwa faustdick werden.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Unterfamilie Acrochordoninae nov. subfam.
Tetracladinidae, deren Stützskelett aus unregelmäßigen Tetraclonen mit warzigen Clonen besteht.
Als Dermaha Dichotriaene.
Gattung Acrochordonia Schrammen. 1901.
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 10.)
Ästig, mit abgerundeten, zugespitzten oder keulenförmig verdickten Zweigen, knollig mit rund-
lichen Höckern, oder ohrförmig mit lappigen oder fingerförmigen Fortsätzen. Oberfläche mit zerstreuten,
kleinen Ostien und mehreren, in seichten Vertiefungen hegenden Postikengruppen, zu denen kräftige
Kanäle hinführen können. Das Stützskelett ist sehr dicht und besteht aus großen Tetraclonen, deren Clone
und Zygome stark mit Warzen besetzt sind. Die Dermalia sind Dichotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Diese Gattung unterscheidet sich durch ihre überall stark mit Warzen besetzten Tetraclone recht
deuthch von allen anderen Tetracladinen-Gattungen, deren Dermaha Dichotriaene sind. — (Sonst haben
die Genera mit warzigen Tetraclonen in der Regel als Dermaha Phyllo-, Disco- etc. Triaene.)
Acrochordonia ramosa Schrammen. (Tafel IV, Fig. 5, 6. - Texttafel VI, Fig. 10.)
1901. Acrochordonia ramosa Schrammen, Neue Kieselschw., S. 7, Taf. I, Fig. 8; Taf. V, Fig. 1.
Ästig, mit zugespitzten, abgerundeten oder keulenförmig verdickten Zweigen, oder knollig, mit
fingerförmigen oder halbkugeligen Fortsätzen. Oberfläche mit unregelmäßig zerstreuten porenförmigen
Ostien und außerdem mit einigen, in seichten, runden, ca. 1 cm weiten Vertiefungen hegenden Postiken-
gruppen, die aus zahlreichen, bis 1 mm weiten, dicht zusammenliegenden Postiken bestehen. Die Gruppen
liegen gewöhnlich nicht an den Enden der Zweige, wie ich bei meiner ersten Beschreibung auf Grund
des geringfügigen Materials, das ich damals besaß, annehmen mußte, sondern an der Innenseite. Mittelgroße
Exemplare sind etwa kinderfaustgroß. Die Zweige sind 1,5—4 cm dick.
BEITRAEGE
ZUR
NATURGESCHICHTE DER VORZEIT
Herausgegeben
von
E. KOKEN und J. F. POMPECKJ
in Tübingen
;ii Göttiusren.
Unter JMitwirkung von
O. Jaekel, A. von Koeneri, A. Rothpietz und G. Steinmann
als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft.
Supplement V.
Zweite Lieferung.
Inhalt:
Schrammen, A., Die Kieselspongien der oberen Kreide von Nordwestdeutschland. I. Teil. Lieferung 2.
(S. 97-175 mit Taf. XHI-XXIV.)
Stuttgart.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele &. Dr. Sproesser.
1910.
Ausgegeben im Oktober 1910.
£. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart.
Vor Kurzem erschien ;
Prof. Dr. Charles Depéret:
Die Umbildung der Tierwelt.
Eine Einführung in die Entwicklungsgeschichte auf paläontologischer Grundlage.
Ins Deutsche übertragen von Rieh. N. Wegner, Breslau.
80. 330 Seiten. — Preis brosch. MIc. 2.80, geb. tAk. 3.30.
. . . Die Übertragung dieses Werkes in das Deutsche ist mit Freude zu begrüßen. Sie
macht auch weitere Kreise mit den Anschauungen bekannt, die ein als Forscher angesehener
Paläontologe Frankreichs sich über Probleme gebildet hat, mit denen wir uns in Deutschland so
intensiv beschäftigen. Die Kunst der Darstellung, die Art, wie das positive Material verwertet
und so zurückhaltend verteilt ist, daß der Genuli am Lesen fast nie unterbrochen wird, erinnert
zuweilen an die Form der Darwinscheu Werke. Das Werk ist eine hervorragende Leistung,
die wohl verdient, in Deutschland eingeführt zu werden. . . .
E. Koken, Tübingen. (Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1909 Bd. IL 2.)
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart.
Vor Kurzem eistlileu ;
Lehrbuch der Vergleichenden
Anatomie der Wirbeltiere
von
Prof. Dr. W. Schimkewitsch,
Direktor des Zoologischen Instituts in St. Petersburg.
Ins Deutsche übertragen und beai'beitet von
Dr. H. N. Maier, München und B. W. Sukatsoliolf , Dorpat.
Gr. 8°. 650 Seiten mit 635 zum großen Teil farbigen Textabbildungen
in 971 Einzeldarstellungen.
Preis brosch. Mk. 18.—, geb. Mk. 19.60.
Dieses nach dem Urteil hervorragender Zoologen nach Inhalt und Ausführung hochbedeutsame
Werk wird sich auch für jeden Paläontologen als unentbehrlich erweisen.
— 97 —
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5. ,
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Acrochordonia auricula nov. sp. (Tafel IV, Fig. 7.)
Ohrförmig, mit abgerundetem, durch lappige oder fingerförmige Fortsätze zackigem Rand, sitzend.
Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten porenförmigen Ostien, und stellenweise mit kräftigen, sich
kreuzenden Furchen. Innenseite mit mehreren Postikengruppen, die aus 0,5 — 0,8 mm weiten, bis 1 mm
auseinander liegenden Postiken bestehen und in muldenförmigen Vertiefungen der marginalen Fortsätze
liegen. Das Originalexemplar ist 10 cm hoch und 8 cm breit. Die Wandung ist 1,5 — 2 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Unterfamilie Discoderminae nov. subfam.
Tetracladinidae deren Stützskelett aus großen Tetraclonen mit warzigen, seltener mit glatten Clonen
besteht. Mit Phyllotriaenen und Discotriaenen als Dermalia.
Gattung Discodermia Bocage. 1869.
(Skelettabbildung Texltafel V, Fig. 4.)
Knollig ohne Paragaster; zylindrisch, birn- oder eiförmig mit kurzem und engem, oder auch mit
tiefem Paragaster; (die rezenten Arten sind nach Doederlein auch wurm-, Strauch-, becher- oder röhren-
förmig, halbkugelig und polsterförmig). Bei guter Erhaltung ist die Oberfläche mit einer glatten und
dichten Deckschicht überzogen. An den deckschichtfreien Stellen Ostien und Postiken von verschiedener
Größe und anastomosierende Furchen, in denen kleine Ostien liegen. Das Stützskelett besteht aus ziem-
hch großen Tetraclonen mit glatten oder warzigen Clonen und mehr oder weniger verzweigten Zygomen.
Die Dermalia sind Phyllo- oder Discotriaene. Als Microsclere, (die aber nur von den lebenden Arten be-
kannt sind), Microxe und Microstrongyle.
Obere Kreide und Jetztzeit.
Discodermia antiqua Schrammen. (Tafel VIII, Fig. 1,2. — Tafel VII, Fig. 5— 7. — Texttafel V, Fig. 4.)
1901. Discodermia antiqua Schrammen, Neue Kieselschw., S. 5, Taf. I Fig. 2, 3, 4; Taf. IV, Fig. 3.
, Knollig, mit rundlichen oder fingerförmigen Höckern, kolben- oder birnförmig, mit kurzem und
engem Paragaster, sitzend oder kurzgestielt. Der Schwammkörper ist oft gänzlich oder zu einem großen
Teil mit einer glatten und dicken Deckschicht überzogen, die aus sehr großen, lappigen Phyllotriaenen,
Palaeontographica. Suppl. V. 13
— 98 —
und kleinen, unregelmäßig verästelten und plattig ausgebreiteten Kieselkörperchen besteht. An den
deckschichtfreien Stellen ist die Oberfläche feinporös, oder, wenn die unmittelbar imter der Deck-
schicht liegende Skelettlage fehlt, grobmaschig mit kurzen, kreuz und quer verlaufenden und anastomo-
sierenden Furchen und unregelmäßig zerstreuten, 1,5 — 2 mm weiten Ostien. Das Paragaster ist 0,5 bis
1,5 cm weit und 1 — 4 cm tief. Bei kolben- oder birnförmigen Stücken liegt die Mündung in der Mitte des
Scheitels. Bei den knolligen Formen ist ihre Lage unbestimmt. Das Paragaster kann aber auch fehlen.
Die Paragasterwandung ist feinporös. Unter ihrer Oberfläche münden zahlreiche, 1,5 — 2 mm weite
Kanäle, die strahlenförmig die ganze Wandung des Schwammkörpers durchziehen und dicht unter der
Oberfläche der Außenseite beginnen. Große Stücke sind etwa faustdick.
Ungeätzte und mit Deckschicht überzogene Exemplare können ziemlich leicht mit mittelgroßen
Stücken von Pachinion scriptum Roem. sp. verwechselt werden. Aber schon mit einer schwacli ver-
größernden Lupe sieht man in der Deckschicht von Discodermia ungewöhnlich große, stark zerschlitzte,
lappige Phyllotriaene , während bei Pachinion Dichotriaene in Form zierlicher Sternchen zum Vor-
schein kommen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg, Misburg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 15.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Discodermia colossea nov. sp.
Unregelmäßig walzenförmig oder umgekehrt keulenförmig. Oberfläche an den deckschichtfreien
Stellen mit kurzen, anastomosierenden Längs- und Querfurchen und unregelmäßig zerstreuten, 1 — 2 mm
weiten Ostien. Die Deckschicht ist glatt oder runzelig und besteht aus großen, stark zerschlitzten Phyllo-
triaenen. Das kleinere der beiden Exemplare, die ich gefunden habe, ist 20 cm lang und 5 — 10 cm dick.
Das größere ist fast 30 cm lang, in der Nähe der Basis ca. 13 cm, am vorderen Ende ca. 5 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.).
Untersuchte Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Discodermia gleba nov. sp. (Tafel XV, Fig. 2.)
Knollig, mit mehreren runden oder oyalen, 0,5 — 1,5 cm weiten Paragasteröffnungen. An dem
einzigen Exemplar, das ich besitze, ist die Oberfläche ganz mit einer dicken Deckschicht überzogen, die
aus großen Phyllotriaenen besteht. Die inneren Teile des Schwammes sind in Eisenhydroxyd umgewandelt.
Das Original ist kastaniengroß.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Texttafel V.
Skelettelemente der Familie Tetracladinidae.
(Sämtliche Figuren in 30 fâcher Vergrößerung.)
A. Schrammen dPl.
Erklärung zu Texttafel V.
Familie Tetracladinidae.
Fig. 1. Colossolacis plicata Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Isolierte Tetraclone.
Fig. 2. Rhoptrum scytaliforme Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Ein Tetraclon von
oben, von unten und von der Seite gesehen, b) Tetraclone.
Fig. 3. Rhagadinia rimosa Roemer sp. aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone mit warzigen
Armen, b) Ein Tetraclon mit glatten Armen, c) Phyllotriaen aus der Deckschicht.
Fig. 4. Discodermia antiqua Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone mit glatten
Armen, b) Ein Tetraclon mit warzigen Armen, c) Lappiges Phyllotriaen aus der Deckschicht.
100 —
Gattimg Rhagadinia Zittel. 1878.
(Skelettabbildung Texttafel V, Fig. 3.)
Ohrförmig, trichter- oder schüsseiförmig, kurzgestielt oder sitzend. Oberseite mit anastomosieren-
den Furchen, die entweder ganz unregelmäßig verlaufen und sich in verschiedenen Richtungen durch-
kreuzen, oder von kleinen runden Postiken ausstrahlen, die auch in seichten Grübchen hegen können
und undeutlicli sternförmige Figuren bilden. Unterseite mit vergabelten und anastomosierenden Längs-
furchen, in denen kleine, runde Ostien liegen. Das Stützskelett besteht aus ziemlich großen Tetraclonen
mit glatten oder warzigen Armen und stark verästelten Zygomen. Die Dermalia sind lappige Phyllo-
triaene, die in ein Netzwerk kleiner, unregelmäßig geformter imd plattig ausgebreiteter Kieselkörperchen
eingebettet sind. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Die beiden von Hinde beschriebenen Arten, Rhagadinia compressa'^) und Rhagadinia clavata^),
die gleich der typischen Rhagadinia- Avi, Rhagadinia rimosa als Dermalia Phyllotriaene haben, sind durch
mit ringförmigen Wülsten an der Basis der Clone versehene Tetraclone von den Rhagadinia- Arien recht
bestimmt unterschieden. Rhagadinia compressa Hinde zähle ich zu meiner Gattung Cycloclema, Rhaga-
dinia clavata zur Gattung Procaliapsis Schrammen.
Rhagadinia rimosa Roem. sp. (Tafel Vlll, Fig. 6, 7. — Tafel X, Fig. 5, 6. — Tafel VII, Fig. 4. —
Texttafel V, Fig. 3.)
1864. Cupulospongia rimosa Roemer, Spong., S. 51, Taf. XVII, Fig. 8.
1878. Rhagadinia rimosa Zittel, Stud. II, S. 88, Taf. X, Fig. 4.
1884. Rhagadinia rimosa Hinde, Catal., S. 82.
1884. Rhagadinia rimosa Pocta, Beitr. II, S. 41, Taf. II, Fig. 14.
Ohrförmig, seltener Schüssel- oder becherförmig, mit abgerundetem, rissigem Rand, gestielt. Innen-
seite, wenn die Deckschicht fehlt, mit zahlreichen, aus mehreren ca. 0,5 mm weiten Postiken bestehenden,
unregelmäßig zerstreuten, etwa um ihren mehrere mm bis 0,5 cm betragenden Durchmesser, oder etwas
weiter voneinander entfernt liegenden Postikengruppen, von denen undeutlich sternförmig angeordnete
kurze Furchen ausstrahlen, die mit den Furchen benachbarter Postikengruppen Anastomosen bilden.
An rohen Stücken, auch wenn sie gut erhalten sind, kann man die Postikengruppen nicht erkennen und
auch an Korrosionspräparaten sind sie nicht immer deutlich ausgeprägt, weil die Postiken ganz fehlen
können. Dann bilden die Furchen allein ein scheinbar regelloses Gewirr. Außenseite mit strahlig vom Stiel
nach dem Rand verlaufenden, vielfach vergabelten und verschmolzenen, durch 1 — 3 mm breite Skelett-
brücken getrennten Furchen, in denen in Abständen von 2 — 5 mm kleine, bis 0,5 mm weite Ostien liegen.
Während an der Oberseite oft die Postiken nicht entwickelt sind, können an der Unterseite die Furchen
fehlen. Die Deckschicht, welche aus sehr großen lappigen Phyllotriaenen und kleinen, unregelmäßig ver-
ästelten und plattig ausgebreiteten Kieselkörperchen besteht, ist in der Regel nicht erhalten, kann aber
auch den ganzen Schwammkörper als glattes, dünnes Häutchen überziehen, wobei sie an der Innenseite
des Schwammes, an den Stellen, wo unter der Deckschicht die mit Furchensystemen kombinierten Postiken-
M Catalogue S. 82, Taf. IXX, Fig. 3, 3a.
1. c. S. 84, Taf. IXX, Fig. 4a— c.
— 101 —
gruppen liegen, warzenförmige Erhebungen bildet. Mittelgroße Stücke sind etwa kinderhandgroß. Die
Wandung ist 0,7 — 1,5 cm dick. Die Exemplare aus der Mucronatenkreide sind im allgemeinen massiger
wie die aus der Quadratenkreide. Sie haben auch gröbere Furchenkanäle auf beiden Seiten.
Ich besitze ein kleines Exemplar aus der Mucronatenkreide von Misburg, an dessen Unterseite
unregelmäßig zerstreut 10 napfförmige, ca. 0,5 cm weite, mehrere mm tiefe, z. T. mit Deckschicht über-
zogene Grübchen liegen. Vielleicht sind die Grübchen, ähnlich den gallenförmigen Knollen an der Obi-r-
fläche recenter Discodermiaarten auf die Einwirkung von Schmarotzern zurückzuführen.
Nach PoCTA soll Rhagadinia rimosa in Böhmen schon im Cenoman (Korytzaner Schichten von Koliii)
vorkommen. Poctas Angaben stützen sich aber nur auf ein einziges Exemplar, dessen Skelett (nach der
Abbildung beurteilt) zu schlecht erhalten ist, um eine einwandsfreie Bestimmung zu erlauben.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und V o r k o m. m. e n : Ahlten, Ilsenburg, Oberg (h.), Misburg (i. d. M. h.)
Adenstedt.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 100.
Die Originale zw den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Rhagadinia Doederleini nov. sp. (Tafel VII, Fig. 1—3.)
Trichterförmig oder ohrförmig, dickwandig, mit abgerundetem Rand, gestielt oder sitzend. Innen-
seite mit unregelmäßig zerstreuten, zuweilen mit einer porösen Skelettschicht überzogenen, 1 — 1,5 cm von-
einander entfernt liegenden, 3 — 5 mm weiten und tiefen, nach unten spitz zulaufenden Grübchen, in denen
ca. 1 mm weite Postiken liegen. Vom Rande der Grübchen strahlen kräftige Furchen aus, die miteinander
Anastomosen bilden. Außenseite mit grobporöser Oberfläche, unter der unregelmäßig zerstreute, ca. 1 mm
weite Ostien liegen, von denen in schräger Richtung grobe Kanäle tief in die Wandung eindringen. Das
größte meiner beiden Exemplare, ein regelmäßig trichterförmiges Stück, ist 3 cm hoch (ohne Stiel) und
7,5 cm breit. Die Wandung ist ca. 1,5 cm dick.
Von Rhagadinia rimosa unterscheidet sich die Spezies durch ihre im Verhältnis zur Größe dickere
Wandung, die grobporöse Unterseite und die trichterförmigen Postikengrübchen der Oberseite.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkomm, en: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersu c h ten Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung Placoscytus nov. nom. (Syn. Sollasella Schrammen. 1901.)
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 6.)
Keulenförmig, umgekehrt flaschenförmig oder zylindrisch, einfach oder zusammengesetzt, gestielt.
Scheitel leicht vertieft, mit zahlreichen, runden Postiken von Kanälen, die den Schwammkörper der Länge
nach durchziehen. Außenseite mit anastomosierenden Furchen, in denen kleine runde Ostien von ein-
fachen Radialkanälen liegen, und unregelmäßig zerstreuten Ostien. Das Stützskelett besteht aus sehr
102 —
kleinen Tetraclonen mit glatten oder warzigen Clonen und ziemlich stark verzweigten Zygomen. Die
Dermalia sind gezähnelte Discotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
In meiner ersten Beschreibung hatte ich diese Gattung Sollasella genannt, ohne zu wissen, daß
der Name bereits an einen lebenden Schwamm {Sollasella v. Lendenfeld) vergeben war.
Placoscytus jereaeformis Schrammen. (Tafel XV, Fig. 4. —Tafel VIII, Fig. 8. —Texttafel VI, Fig. 6.)
1901. Sollasella jereaeformis Schrammen, Neue Kieselschw., S. 6, Taf. II, Fig. 4; Taf. IV, Fig. 6.
Keulenförmig, zylindrisch oder flaschenförmig, mit abgestutztem oder leicht vertieftem Scheitel,
auf dem zahlreiche, 0,5 — 1 mm weite Postiken liegen. Außenseite mit geschlängelten, 0,5 — 1 mm breiten
Furchen, die im allgemeinen in der Längsrichtung des Schwammes verlaufen. In den Furchen und un-
regelmäßig über die Oberfläche zerstreut liegen winzige Ostien. Die Dermalia sind Kieselplättchen mit
scharfem oder sägenartig gezähneltem Rande. An der eigentümlichen, bei keiner anderen fossilen^)
Spongienart vorkommenden Form dieser Kieselplättchen, die allerdings nur selten erhalten und auch
recht schwer aufzufinden sind, ist die Spezies sicher zu erkennen.
Placoscytus jereaeformis gehört zu den kleineren Spongienarten, denn selbst große Exemplare
werden kaum fingerlang und -dick.
Vielleicht gehört hierher auch ein Schwamm von eigentümlicher Gestalt (Taf. XV Fig. 4), den ich
in der Quadratenkreide von Misburg gefunden habe. Es ist ein mit einem 2,5 cm langen, 1 cm dicken
Stiel versehener kugeliger Knollen, von dessen Scheitel 4 zylindrische, 1 cm dicke, 1,5 — 1,8 cm lange, am
Scheitel schwach verbreiterte Stämmchen entspringen. Die Scheitel der beiden am besten erhaltenen
Stämmchen sind abgestutzt, und mit runden, 0,8 — 1 mm weiten Postiken bedeckt. Leider ist die Ober-
fläche der Außenseite nicht gut erhalten. Auch fehlen die Dermalia. Die Tetraclone stimmen aber mit
den Tetraclonen von Placoscytus jereaeformis überein.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.), Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original zu der Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Eustrobilus nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel IV, Fig. 12.)
Kreiseiförmig oder zylindrisch, dickwandig, mit abgestutztem Scheitel und engem und tiefem Para-
gaster, kurz gestielt. Außenseite mit unregelmäßig über die Oberfläche zerstreuten, ziemlich großen Ostien
von vergabelten Radialkanälen, die tief in die Wandung eindringen, und von einem zweiten System von
Kanälen, die von kleinen Postiken der Paragasterwandung ausgehen, gekreuzt werden. Am Scheitel
sind beide Kanalsysteme als grobe, vom Scheitel nach der Paragasterwandung bezw. umgekehrt verlau-
Dagegen hat eine lebende Spezies, Corallistes calUpelta Sollas, ganz ähnliche Dermalia.
— 103 —
fende Furchen sichtbar. Das Stützskelett besteht aus ziemlich großen warzigen Tetraclonen. Als Dermalia
lappige Phyllotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Eustrobilus callosus nov. sp. (Tafel XXIII, Fig. 6. — Tafel XV, Fig. 1. — Tafel VIII, Fig. 3, 4. —
Texttafel IV, Fig. 12.)
Kreisel- oder walzenförmig, mit abgestutztem, seltener leicht zugespitztem Scheitel, kurz gestielt.
Das Paragaster ist tief und ziemlich eng. An seiner Oberfläche liegen in undeutlichen Reihen zahlreiche,
ca. 1 mm weite und um ihren Durchmesser voneinander entfernte Postiken. Außenseite mit unregel-
mäßig zerstreuten, ca. 1 mm weiten, mehrere mm voneinander entfernt liegenden Ostien, von denen
gerade Kanäle tief in das Innere der Wandung eindringen. Sie kreuzen sich dort mit gleichweiten Kanälen,
die von den Postiken auf der Paragasterwandung ausgehen. Auf dem Scheitel erscheinen beide Systeme
als kräftige, von der Mitte nach dem Rande ausstrahlende, anastomosierende Furchen. Die Deckschicht,
die gewöhnlich nicht erhalten ist, besteht aus Phyllotriaenen. Die Spezies wird 5 — 12 cm hoch und 4 — 5 cm
dick. Das Paragaster ist 1 — 1,5 cm weit.
Ungeätzte Exemplare von Eustrobilus callosus haben in Körperform und Kanalsystem eine so große
Ähnlichkeit mit kleineren Exemplaren der Rhizomorine Scytalia terehrata Phill. sp., daß in Zweifelsfällen
nur die Untersuchung der Skelettbeschaffenheit vor Verwechslungen schützen kann.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.), Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Colossolacis nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel V, Fig. 1.)
Undeutlich sternförmig gefaltet; die Falten gehen fast bis zur Mitte des Schwammkörpers, und
bestehen aus unregelmäßig gebogenen und wiederholt gefalteten und übereinander geschobenen Lappen.
Basis mit wurzelartigen Anhängseln. An der Oberfläche unregelmäßig verteilte Ostien und Postiken
von verschiedener Größe. Das Stützskelett besteht aus großen Tetraclonen mit glatten Clonen und ziemlich
stark verzweigten Zygomen. Die Dermalia sind lappige Phyllotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Colossolacis plicata nov. sp. — (Tafel IX, Fig. 1, 2. — Tafel VIII, Fig. 5. — Texttafel V, Fig. 1.)
Der an der Basis mit mehreren, 2 — 4 cm langen und ca. 1,5 cm dicken Wurzeln versehene, unge-
wöhnlich große Schwammkörper (er kann eine Fläche von 0,4 qm bedecken), besteht aus zahlreichen,
ca. 1,5 cm dicken Lappen, die an dem einzigen vollständigen Exemplar, das ich aufgefunden habe, in einer
gewissen gesetzmäßigen Weise angeordnet sind. Dadurch, daß sich die Wandung nämlich in ähnlicher
Weise wie bei den Guettardien undeutlich sternförmig faltet, entstehén zunächst vier große Primärfalten.
— 104 —
Jede von diesen faltet sich, indem sich lappige Ausstülpungen bilden, wieder mehrfach weiter, wobei die
Sekundärfalten in verschiedener Weise mit ihren inneren Oberflächen oder mit benachbarten Lappen
verwachsen können. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, 1 — 2 mm weiten, etwa um ihren Durch-
messer von einander entfernt liegenden Ostien. Die Postiken an der Innenseite liegen weiter auseinander
und differieren mehr in der Größe, indem ihre Weite zwischen 1 — 5 mm schwankt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.), Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung Rhoptrum nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel V, Fig. 2.)
Keulen-, birn-, walzenförmig oder zylindrisch, mit abgerundetem Scheitel und tiefem Paragaster,
kurzgestielt oder sitzend. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten kleinen Ostien. Paragasteroberfläche
mit großen ovalen Postiken, von denen kurze gerade Kanäle sehr schräg von unten nach oben in die
Wandung eindringen. Das Stützskelett besteht aus ziemlich unregelmäßig geformten großen Tetraclonen
mit warzigen Clonen und Zygomen. Die Dermalia sind zackige oder lappige Phyllotriaene. Microsclere
unbekannt. Obere Kreide.
Rhoptrum scytaliforme nov. sp. (Tafel V, Fig. 5 — 7. — Texttafel V, Fig. 2.)
Walzen- keulen- oder birnförmig, mit abgerundetem Scheitel und tiefem Paragaster, kurz gestielt.
Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, nadelsticliartigen Ostien, die ca. 0,3 mm weit und 1 — 2 mm von-
einander entfernt sind. Auf der Paragasterwandung liegen in größeren Zwischenräumen 1 — 2 mm weite,
ovale Postiken, von denen schräge Kanäle von unten nach oben in die Wandung eindringen. Die Dermalia,
von denen ich sichere Spuren erst nach langem Suchen auffand, sind Phyllotriaene mit lappigen oder
zackigen Zinken. Mittelgroße Exem.plare von Rh. scytaliforme werden ca. 4 cm lang (mit Stiel) und ca. 2 cm
dick (am vorderen Ende). Weite des Paragasters 0,5 — 1 cm.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Unterfamilie Phynfiaraphininae nov. subfam.
Tetracladinidae mit Tetraclonen, deren Arme eine ring- oder kragenförmige Anschwellung besitzen.
Mit Phyllotriaenen oder Discotriaenen als Dermalia.
Gattung Phymaraphinia Schrammen. 1901.
Trichter-, ohr-, blatt- oder schüsseiförmig, gestielt. Beide Seiten mit kleinen Ostien bezw. Postiken,
die an der Unterseite häufig reihenförmig in feinen, vom Stiel nach dem Rand ausstrahlenden Furchen
— 105 —
liegen. Das Stützskelett besteht aus großen Tetraclonen, deren Clone in der Nähe der Vereinigungsstelle
eine ringförmige Anschwellung besitzen. Die Dermalia sind lappige Phyllotriaene. Microsclere un-
bekannt. Obere Kreide.
Phymaraphinia infundibuliformis Schrammen. (Tafel V, Fig. 1, 2.)
1901. Phymaraphinia infundibuliformis Schrammen, Neue Kieselschw., S. 9, Taf. I, Fig. 6, Fig. 7.
Trichter-, Schüssel- oder ohrförmig, mit abgerundetem Rande, gestielt. Außenseite mit dicht
zusammenliegenden rundlichen Ostien, die unregelmäßig angeordnet sind, oder in feinen Furchen liegen,
welche in der Regel vom Stiel nach dem Rande verlaufen und namentlich an den basalen Teilen gut ent-
wickelt sind, (wo sie dem Schwämme eine recht charakteristische Längsstreifung geben). Von der Deck-
schicht sind gewöhnlich nur einige Fetzen an der Außen- oder Innenseite erhalten. Sie besteht aus zackigen
Phyllotriaenen. In der Quadratenkreide sind ausgewachsene Exemplare mit 0,5 cm dicker Wandung
ca. 8 cm hoch und am vorderen Ende 6 — 8 cm breit. In der Mucronatenkreide kommen Exemplare vor,
deren Querdurchmesser 30 cm bei einer Wanddicke von 3 cm beträgt. Bei solchen großen Stücken sind
die Ostien an der Außen- und Innenseite ungefähr 1 mm weit, während sie bei den Exemplaren aus den
älteren Schichten nur 0,2 — 0,3 mm weit sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 12.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Gattung Cycloclema nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 5.)
Trichter-, pilz- oder ohrförmig, gestielt. Innenseite mit großen, unregelmäßig zerstreuten Postiken
von Kanälen, die auf der Oberfläche als Furchen beginnen und in sehr schräger Richtung, fast parallel
zur Oberfläche, von unten nach oben in den Schwammkörper eindringen. Außenseite mit großen, un-
deutlich alternierenden, weit auseinander liegenden runden oder ovalen Ostien. Auf den Skelettbrücken
zwischen den größeren liegen hier und da kleinere Ostien. Das Stützskelett ist ziemlich weitmaschig,
und besteht aus großen Tetraclonen, deren Clone an der Basis eine ringförmige Anschwellung besitzen.
Die Dermalia sind Phyllotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Cycloclema compressa Hinde sp. (Tafel V, Fig. 3, 4. — Texttafel VI, Fig. 5.)
1883. Rhagadinia compressa Hinde, Catal., S. 82, Taf. IXX, Fig. 3, 3a.
Trichterförmig, pilz- oder ohrförmig, mit abgestutztem Rande, ziemlich dickwandig, gestielt.
Außenseite mit undeutlich alternierenden, 1 — 1,5 mm weiten, runden oder spaltförmigen Ostien, die
3 — 5 mm voneinander entfernt liegen. Zwischen diesen großen liegen «nregelmäßig zerstreut zahlreiche
kleine Kanalmündungen. Innenseite ähnlich wie Außenseite. Die Postiken sind aber etwas kleiner
Palaeontographica. Suppl. V. 14
Texttafel VI.
Skelettelemente der Familie Tetracladinidae v. Zittel.
(Sämtliche Figuren in 30faclier Vergrößerung.)
A. Schrammen del.
— 107 —
Erklärung zu Texttafel VI.
Familie Tetracladinidae.
Fig. 1. Procaliapsis clavata Hinde sp. aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Dermalia
(Phyllotriaene).
Fig. 2. Procaliapsis cretacea Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Der-
malia (Phyllotriaene).
Fig. 3. Pholidocladia dichotoma Hinde aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Der-
malia (Discotriaene). c) Unregelmäßige Kieselkörperchen aus der Deckschicht.
Fig. 4. Lopadophorus lacunosus Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Tetraclone.
Fig. 5. Cycloclema compressa Hinde sp. aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Ein
Phyllotriaen aus der Deckschicht.
Fig. 6. Placoscytus jereaeformis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Dermalia.
Fig. 7. Chenendopora fungiformis Lamouroux aus der Mucronatenkreide von Misburg. Tetraclone.
Fig. 8. Dactylotus micropelta Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Junge
Tetraclone.
Fig. 9. Astrocladia subramosa Roemer sp. aus der Quadratenkreide von Oberg. Tetraclone.
Fig. 10. Acrochordonia ramosa Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Tetraclone. b) Der-
malia (Dichotriaene).
Fig. 11. /*/m^Ao5e/Za ^^wamo^a V. ZiTTEL aus der Quadratenkreide von Misburg, a) Tetraclone. b) Kiesel-
scheibchen von der Oberfläche.
und liegen auch dichter beisammen, und zwar gewöhnlich am Anfang kurzer Furchen (den Enden der
Aporhysen).
Die von Hinde erwähnte Reduzierung eines Glons auf eine knotige Anschwellung habe ich ebenfalls
beobachtet. Diese Erscheinung kommt übrigens bei allen Gattungen mit ringtragenden Tetraclonen
vor. Die Dermalia habe ich nicht auffinden können. Nach Hinde sind es Phyllotriaene.
Mittelgroße Exemplare sind ca. 10 cm hoch und breit, mit 0,8 — -1,2 cm dicker Wandung. Die in
den älteren Bänken der Quadratenkreide vorkommenden Stücke sind am dünnwandigsten und erinnern
durch die Körperform in Verbindung mit den ovalen, undeutlich alternierenden Ostien der Außenseite
so lebhaft an die von Quenstedt unterschiedene regenschirmförmige Varietät von Ventriculites radiatus
Mant. sp., daß sogar Verwechslungen denkbar wären.
Zu Rhagadinia kann die Spezies nicht gezogen werden, wie es Hinde getan hat, weil die Arme der
Tetraclone in der Nähe des Zentrums ringförmige Wülste besitzen, was bei den ÄÄagarfmia-Tetraclonen
niemals vorkommt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (z. s.).
AnzahlderuntersuchtenStücke:8.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
— 108 —
Gattung Pholidocladia Hinde. 1883.
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 3.)
Zylindrisch-ästig. An den Enden der Zweige kleine Postiken von Kanälen, welche die Äste der Länge
nach durchziehen. Außenseite ohne sichtbare Ostien, zuweilen ganz mit Deckschicht überzogen. Das
Stützskelett besteht aus kleinen, warzigen Tetraclonen, deren Clone an der Basis eine ringförmige Anschwel-
lung besitzen. Die Dermalia sind zackige Discotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Pholidocladia dichotoma Hinde. (Tafel IV, Fig. 2. — Texttafel VI, Fig. 3.)
1883. Pholidocladia dichotoma Hinde, Catal., S. 81, Taf. XX, Fig. 5, 5a, 5b.
Zylindrisch-ästig, mit 5 — 8 mm dicken, und an den Enden abgerundeten oder zugespitzten, seltener
fächerartig verbreiterten Zweigen. Die Oberfläche ist entweder mit Deckschicht überzogen und glatt,
oder, wenn die Deckschicht fehlt, sehr feinporös. Größere Ostien fehlen. Die Zweige können der Länge
nach von einigen nur Bruchteile eines mm weiten Kanälen durchzogen werden, deren Mündungen an den
Zweigenden liegen. Mein größtes Exemplar ist 7 cm lang.
Alter und Facies: Scaphitenpläner ; Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (s. s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Procaliapsis Schrammen. 1901.
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 1, 2.)
Keulenförmig, zylindrisch, walzenförmig oder dickwandig-trichterförmig, gestielt oder sitzend.
Scheitel abgerundet, abgestutzt oder vertieft, mit zahlreichen großen Postiken von Kanälen, die den
Schwammkörper der Länge nach durchziehen. Die Außenseite ist stellenweise mit einer glatten Kieselhaut
überzogen. An den deckschichtfreien Stellen zerstreute kleine Ostien, von denen gerade Kanäle schräg
von unten nach oben in die Wandung eindringen. Das Stützskelett ist dicht und besteht aus kleinen
Tetraclonen, deren Clone kugelig aufgebläht sind, oder an der Basis eine ringförmige Anschwellung besitzen.
Die Dermalia sind zackige Phyllotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Procaliapsis clavata Hinde sp. (Tafel VIII, Fig. 9—12. — Texttafel VI, Fig. 1.)
1883. Rhagadinia clavata Hinde, Catal., S. 84, Taf. XIX, Fig. 4, 4a, 4b, 4c.
1901. Procaliapsis cylindrica Schrammen, Neue Kieselschvv., S. 8, Taf. I, Fig. 5; Taf. IV, Fig. 1.
Keulenförmig, mit abgestutztem (bei jungen Individuen abgerundetem) Scheitel, gestielt. Aus-
gewachsene Stücke sind etwa fingerlang und am vorderen Ende 1,5 — 2 cm dick. Die Skelettstruktur ist
ungewöhnlich dicht. Ostien fehlen entweder gänzlich, oder sie sind auf die Oberfläche der vorderen Hälfte
des Schwammes beschränkt. Sie sind sehr klein und liegen weit auseinander. Recht charakteristisch
— 109 —
ist eine feine Längsstreifung, die durch zahlreiche, von der Basis zum Scheitel ziehende, leicht gekrümmte
Kanälchen verursacht wird. Deckschicht ist in der Regel gar nicht oder nur stellenweise als papierdünnes
glattes Häutchen erhalten. Im Scheitel liegen zahlreiche bis 1 mm weite Postiken von Vertikalkanälen.
HiNDE stellt diese Spezies zu Rhagadinia, worin ich ihm mit Rücksicht auf die in der Nähe des
Zentrums mit kragenartigen Wülsten versehenen Tetraclone, die dergestalt bei den Rhagadinia- Arten
niemals vorkommen, nicht folgen kann.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.), Misburg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 12.
Die Belegstücke zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Procaliapsis cretacea Schrammen. (Texttafel VI, Fig. 2.)
1901. Procaliapsis cretacea Schrammen, Neue Kieselschw., S. 8.
Trichter- oder napfförmig, dickwandig, gestielt. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, 2 — 3 mm
voneinander entfernt liegenden, 0,5 — 1 mm weiten Ostien. Paragaster mit ebensogroßen Postiken, die aber
in den mittleren Teilen des Paragasters nur um ihren Durchmesser von einander entfernt sind. Ein im
RoEMER-Museum zu Hildesheim liegendes, zusammengedrückt-trichterförmiges Exemplar aus der Quad-
ratenkreide vonMisburg ist 13cm hoch, an den Breitseiten des Vorderteils 10cm., an den Schmalseiten 4 cm
dick und hat eine 1 ,5 — 2 cm dicke Wandung. Das hier abgebildete Stück ist 3 cm hoch und vorn ebenso dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.), Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Lopadophorus nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 4.)
Knollig, kreisel- oder kronenförmig, halbkugelig, trichter- oder napfförmig, sitzend. Scheitel
abgestutzt, leicht vertieft oder mit einer tiefen Einsenkung; mit großen, ziemlich dicht aneinander liegen-
den Postiken. Scheitelrand und Außenseite mit mehreren, oder auch mit zahlreichen, napfförmigen
oder grubigen Eindrücken und mit kleinen, unregelmäßig zerstreuten Ostien. Das Stützskelett besteht
aus kleinen Tetraclonen, deren Clone an der Basis eine ringförmige Anschwellung besitzen. Die Dermalia
sind zackige Phyllotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Lopadophorus Janus Roem. sp. (Tafel X, Fig. 3.)
1864. Oculispongia Janus Roemer, Sp., S. 48, Taf. XVI, Fig. 12.
Knollig oder kreiseiförmig, mit scheibenartig verbreiterter oder abgestumpfter Basis. Scheitel
flach oder leicht vertieft, mit zahlreichen, unregelmäßig zerstreuten, 0,5 — 1 mm weiten Postiken, die etwa
- 110 —
um ihren Durchmesser oder noch etwas weiter voneinander entfernt liegen. Außenseite mit mehreren,
bei großen Individuen mit zahlreichen (15 — 25), scharfrandigen, rundlichen, seltener länglichen, 0,5 — 1 cm
weiten und ungefähr ebenso tiefen Gruben. Auf den Wülsten zwischen den Gruben schlängeln sich feine,
vergabelte und anastomosierende Furchen, wie sie ähnlich auch von dem im Scheitel gelegenen Postiken-
felde ausstrahlen. Am häufigsten sind kastaniengroße Individuen. Das abgebildete Prachtexemplar
der Göttinger Universitätssammlung ist das größte mir bekannte Stück.
Lopadophorus Janus ist leicht mit Astroholia impressa Roem. sp. zu verwechseln. Diese Spezies
unterscheidet sich aber, wenn auch die Ähnlichkeit in der äußeren Form ganz überraschend groß ist, von
der anderen Art durch Porenfelder, die in den grubigen Eindrücken liegen, und sie hat auch keine größeren
Posliken im Scheitel. (Übrigens ist Astrobolia eine Rhizomorine.)
Alter und Fazies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Das Original zur Abbildung liegt in der palaeontologischen Sammlung der Göttinger Universität.
Lopadophorus Griepenkerli nov. nom. (Tafel X, Fig. 1, 2.)
1888 — 89. Coelocorypha Janus Griepenkerl, Kreide von Königslutter, S. 17.
Kronenförmig oder unregelmäßig kreiseiförmig, sitzend mit breiter, abgestumpfter Basis. Scheitel
in der Mitte leicht vertieft, mit einem Felde dicht nebeneinander liegender, ca. 1 mm weiter Postiken.
Um das Postikenfeld in der Scheitelmitte herum und auf dem Scheitelrand, auch wohl noch an der oberen
Hälfte der Außenseite, liegen zahlreiche, 1 — 2 cm weite und tiefe, scharfrandige, runde Gruben. Außenseite
mit unregelmäßig zerstreuten, 1 — 2 mm voneinander entfernt liegenden, 0,2 — 0,4 mm weiten Ostien.
Ein mittelgroßes Exemplar ist ca. 5 cm hoch, und am Scheitelteil 5,5 — 6 cm dick.
Griepenkerl identifizierte die Spezies mit Lopadophorus {Oculispongia) Janus Roem. sp. vom
Sudmerberg, (welche Art er irrtümlich für eine Rhizomorine aus der Gattung Coelocorypha hielt). Lopa-
dophorus Janus und Lopadophorus Griepenkerli unterscheiden sich aber recht deutlich durch die Körper-
form und die Größe der im Scheitel und an der Außenseite gelegenen Postiken bezw. Ostien.
Alter und Facies: Grünsand der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Glentorf (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Lopadophorus lacunosus nov. sp. (Tafel X, Fig. 4. — Texttafel VI, Fig. 4.)
Napfförmig, mit abgestutztem Rande und 1 — 1,5 cm dicker Wandung, sitzend. Außen- und Innen-
seite mit unregelmäßig zerstreuten Ostien bezw. Postiken von verschiedener Größe. Auf dem Rande zahl-
reiche geschlängelte Furchen und außerdem mehrere 5 — 8 mm weite, scharfrandige, rundliche Offnungen
von zylindrischen Hohlräumen, die fast bis zur Basis des Schwammes reichen und den napfförmigen
Grübchen der anderen Arten entsprechen. Auf den Wandungen der zyhndrischen Höhlungen münden
Postiken, die in Anordnung und Größe ungefähr mit den Ostien im Paragaster übereinstimmen. Das
einzige Exemplar meiner Sammlung ist ca. 4,5 cm hoch und am vorderen Ende ungefähr ebenso dick.
— Ill —
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
I Unterfamilie Astrocladinae nov. subfam.
Tetracladinidae mit sehr kleinen, glattarmigen Tetraclonen. Wenn tetraxone Dermalia von regu-
lärem Typus vorhanden sind, sind es Phyllotriaene.
Gattung Astrocladia Zittel. 1878.
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 9.)
Zylindrisch-ästig, sitzend. Oberfläche mit sehr feinen, ziemlich dicht zusammenliegenden Ostien,
und außerdem mit zerstreuten sternförmigen Postikengruppen. Das Stützskelett besteht aus sehr kleinen
Tetraclonen mit glatten Clonen und stark verzweigten dornigen Zygomen. Bei guter Erhaltung ist der
Schwammkörper von einer dichten Deckschicht überzogen, die aus sehr kleinen, innig verfilzten, rhizoclon-
ähnlichen Kieselkörperchen besteht. Tetraxone Dermalia von regulärem Typus scheinen zu fehlen. Micro-
sclere unbekannt.
Obere Kreide.
Astrocladia subramosa Roem. sp. (Tafel VI, Fig. 4, 5. — Texttafel VI, Fig. 9,)
1864. Aslrospongia subramosa Roemer, Sp., S. 54, Taf. XIX, Fig. 3.
1878. Asterocladia subramosa Zittel, Stud. II, S. 84.
1888 — 89. Astrocladia subramosa Griepenkerl, Kreide von Königslutter, S. 21.
Zylindrisch-ästig, mit leicht zugespitzten und abgerundeten Zweigenden, sitzend. Man findet
gewöhnlich nur kleine Bruchstücke etwa von der Größe des von Roemer abgebildeten Fragments.
Oberfläche an den deckschichtfreien Stellen, zu denen in der Regel der größere Teil gehört, mit unregel-
mäßig zerstreuten, nadelstichartigen Ostien und außerdem mit sternförmig angeordneten Postikenhaufen
bezw. Furchengruppen, die einen Durchmesser von .3 — 5 mm haben und 0,5 — 1,5 cm voneinander entfernt
liegen. Die Zweige sind 1 — 2 cm dick und bis 25 cm lang.
Alter und Facies: Kalkmergel und Grünsand der Quadratenkreide. Kalkmergel der
Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg, Misburg, Oberg, Glentorf.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
— 112 —
Astrocladia laevis Roem. sp.
1864. Astrospongia laevis Roemer, Sp., S. 54, Taf. XIX, Fig. 2.
1878. Astrocladia laevis Zittel, Stud. II, S. 84.
?1884. Asterocladia laevis Pocta, Beiträge II, S. 38, Taf. II, Fig. 10, Textfigur 23.
Es ist mir nicht gelungen diese Art aufzufinden. Nach Roemer, der A. laevis aus dem Cuvieri-
pläner des Windmühlenherges bei Salzgitter anführt, bildet der Schwamm stielrunde, mehrere cm lange
Stämme, die mit erweiterter Basis auf andere Körper festgewachsen sind. Die ganze Oberfläche wird
von zahlreichen Furchensternen bedeckt, und soll dichter und glatter (?) als bei Astrocladia subramosa sein.
Pocta hält A. laevis und A. subramosa für Synonyme.
Unter die Astrocladia-AviQxv zählt v. Zittel auch Stellispongia verrucosa Roem. (Spongit. S. 50,
Taf. XVII, Fig. 5). Diese Spezies gehört aber zur Gattung Myrmeciophytum Schrammen, deren Gerüst sich
von Astrocladia durch viel größere Telraclone, und Dichotriaene als Dermalia unterscheidet.
Ferner führt Zittel als Astrocladia-Ari eine Tremospongia clavata Roem. an, die Roemer Tafel XIII
Fig. 3 der Spongitarien des Kreidegebirges abbilden soll. Es kann sich da nur um einen Irrtum handeln,
denn Roemer hat eine Tremospongia clavata weder beschrieben noch abgebildet.
Gattimg Microdendron Schrammen. 1901.
Buschig oder einfach. Die Einzelindividuen sind keulen- oder walzenförmig. Scheitel abgestutzt
oder gerundet, mit mehreren sternförmigen Postikengruppen. Die Basis ist mit einer gegen den rauhen
Scheitel deutlich abgesetzten, glatten oder gerunzelten Deckschicht überzogen, unter der porenartige
Ostien liegen. Das Stützskelett besteht aus sehr kleinen Tetraclonen mit glatten Clonen und stark ver-
zweigten dornigen Zygomen. In der Deckschicht rhizoclonähnliche Kieselkörperchen. Als Dérmalia
stark zerschlitzte, zackige Phyllotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Microdendron ramulosum Schrammen.
1901. Microdendron ramulosum Schrammen, Neue Kieselschw. , S. 10, Taf. II, Fig. 3; Taf. IV, Fig. 7.
Keulenförmig oder walzig, einfach oder durch basilare oder seitliche Knospung ästig. Scheitel der
Einzelindividuen oder Zweigenden abgerundet, durch anastomosierende Furchen runzelig, mit mehreren
sternförmigen Postiken- oder Furchengruppen. Die Außenseite ist mit einer glatten oder runzeligen Deck-
schicht überzogen, unter der unregelmäßig zerstreute porenartige Ostien liegen. Die Deckschicht besteht
aus plattigen, unregelmäßig verästelten, mit ,Warzen und Dornen besetzten Kieselkörperchen und aus
Phyllotriaenen mit ziemlich langem Schaft und stark zerschlitzten Zinken. Microdendron ramulosum
ist eine der kleinsten Spongienarten. (Das größte mir bekannte Individuum ist nur 2 cm hoch und am
vorderen Ende etwas mehr als 1 cm dick.)
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt im RoEMER-Museum in Hildesheim.
— 113 —
Unterfamilie Chenendoporinae nov. subfam.
Tetracladinidae mit kleinen warzigen Tetraclonen; ohne tetraxone Dermalia von regulärem Typus.
Gattung Chenendopora Lamouroux 1821, emend. ZiTTEL 1878.
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 7.)
Ohr-, trichter-, becher- oder nap f förmig, gestielt. Oberfläche glatt. Innenseite mit undeutlichen,
unregelmäßig zerstreuten, oft zu kleinen Gruppen vereinigten, kleinen Postiken, von denen einfache,
gerade oder gebogene Kanäle in die Wandung eindringen, die unmittelbar unter der Oberfläche der Außen-
seite endigen. Außenseite mit sehr kleinen Ostien und kurzen Längsfurchen, die aber gewöhnlich auf die
in der Nähe des Randes gelegenen Teile beschränkt sind. Das Stützskelett ist namentlich an der Ober-
fläche sehr dicht und besteht aus ungewöhnlich kleinen Tetraclonen mit warzigen oder glatten Glonen
und ziemlich stark verästelten, warzigen Zygomen. Tetraxone Dermalia von regulärem Typus fehlen.
Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
V. ZiTTEL hielt Chenendopora für eine Rhizomorine. Die Skelettelemente haben allerdings mit
Rhizoclonen eine gewisse Ähnlichkeit, denn sie sind sehr klein und gewöhnlich unregelmäßig verzweigt.
Nicht selten kommen aber auch normal ausgebildete Tetraclone vor (vgl. Textt. VI, Fig. 7), an denen
ich mehrfach das vierstrahlige Axenkreuz beobachtet habe.
In den nordwestdeutschen und englischen Kreideablagerungen ist Chenendopora selten, während
in der Touraine Chenendopora-Avien zu den häufigen Vorkommnissen gehören sollen.
Chenendopora fungiformis Lamx. (Tafel XII, Fig. 2. — Tafel IV, Fig. 8, 9. — Texttafel VI, Fig. 7.)
1821. Chenendopora fungiformis Lam,x., Expos, méthod. des genres de l'ordre des polypiers, S. 77, Taf. LXXV, Fig. 9, 10.
1847. Chenendopora fungiformis Michelin, Icon. Zoophyt, S. 130, Taf. XXXIV, Fig. 3.
1861. Dimorpha proliféra Court., Éponges foss., S. 8, Taf. IX, Fig. 1.
1861. Bicupula lata Court., Éponges foss., S. 23, Taf. XXXVII, Fig. 1.
1878. Chenendopora fungiformis Zittel, Stud. II, S. 55, Taf. III, Fig. 13, 14.
1883. Chenendopora fungiformis Hinde, Catal., S. 33.
Trichterförmig, becher-, teller-, pilz-, ohr- oder blattförmig, gestielt. Auch stockartige Körper
kommen vor, die dadurch entstehen, daß vom Rande eines größeren Exemplars ein oder mehrere kleinere
Individuen entspringen, und zwar so, daß die Innenseite des Mutterschwammes zur Außenseite der Tochter-
schwämme wird. Die Wandung ist ca. 1 cm dick, der Rand abgerundet. Außenseite konzentrisch runzelig,
mit Deckschicht überzogen, die aus -plattig ausgebreiteten Tetraclonen besteht. An ungeätzten Stücken
ist die Oberfläche der Außenseite glatt und frei von Ostien. Nur bei angeätzten Exemplaren oder an
abgeriebenen Stellen bemerkt man hauptsächlich im vorderen Drittel der Spongie unregelmäßig zerstreute,
nadelstichartige Ostien und gedrängt liegende, kurze Längsfurchen, die moos- oder dendritenähnliche
Figuren bilden. Innenseite an den mit Deckschicht überzogenen Stellen glatt und dicht, mit unregelmäßig
zerstreuten, mehrere mm auseinander liegenden, bis 1 mm weiten rundlichen Postiken oder Postiken-
gruppen. An ungeätzten Exemplaren sind die Postiken auch an deckschichtfreien Stellen nur schatten-
haft angedeutet. Mittelgroße Stücke sind 5 — 10 cm hoch und am vorderen Rande ebenso breit.
Palaeontographica. Suppl. V. 15
— 114 —
DieSpezies kann ziemlich leicht mit Chonella aurijormis Roem. sp. \ind Leiochonia cryptoporosa Schrm.
verwechselt werden. Diese beiden Arten sind aber Rhizomorinen. Sonst unterscheidet sich die Leiochonia-
Art noch durch den scharfkantigen Rand, die Chonella durch kleine, dicht nebeneinander liegende und
gleichmäßig über die Oberfläche beider Seiten verteilte Ostien bezw. Postiken.
Chenendopora fungiformis ist im nordwestdeutschen Senon auf die unteren Schichten der Mucro-
natenkreide beschränkt, und gehört auch dort zu den selteneren Vorkommnissen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 15.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Unterfamilie Plinthosellinae nov. subfam.
Tetracladinidae mit warzigeti Tetraclonen, bei denen ein Glon stark verkürzt und zu einer halbkuge-
ligen oder zapfenförmigen Anschwellung umgebildet ist. Die Dermalia sind Phyllotriaene oder anaxile
plattige Kieselscheiben.
Gattung Plinthosella Zittel. 1878.
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 11.)
Kugelig, halbkugelig oder knollig, sitzend oder frei. Scheitel mit leichter Vertiefung, in der mehrere
große Postiken liegen. Das Stützskelett ist weitmaschig und besteht aus sehr großen, warzigen Tetraclonen,
bei denen ein Glon auf eine halbkugelige, mit Warzen besetzte Anschwellung reduziert ist. Zuweilen
ist die ganze Oberfläche mit einer Deckschicht überzogen, die aus dachziegelartig übereinander liegenden
anaxilen Kieselplättchen von unregelmäßiger Gestalt zusammengesetzt ist. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Plinthosella squamosa v. Zittel. (Tafel VI, Fig. 7—9. — Texttafel VI, Fig. 11.)
1878. Plintlwsella aquainosa Zittel, Stud. II, S. 89, Taf. II, Fig. 10 u. Taf. X, Fig. 5.
1880. Plinthosella squamosa Hinde, Foss. Sponge-Spicules, S. 56, Taf. IV, Fig. 35 — 46.
1883. Plinthosdla squamosa Hinde, Catal., S. 85, Taf. XX, Fig. 2.
?1884. Plinthosella squamosa Pocta, Beitr. II, S. 42.
Gewöhnlich halbkugelig, aber auch kugelig oder knollig. Basis ohne Anheftungsstelle oder mit
einem oder mehreren, ganz kurzen, warzenartigen Würzelchen. Scheitel flach, von kräftigen Furchen durch-
zogen, die vom Rande nach der Mitte verlaufen und dort in einer leichten Vertiefung münden, in der dicht
nebeneinander mehrere 1,5—2 mm weite Postiken liegen. Ahnliche Kanalmündungen sind außerdem
in 0,5 — 1 cm weiten Abständen über die ganze Oberfläche der Spongie zerstreut. Die schuppige Deckschicht
ist in der Regel gar nicht oder nur an den basalen Teilen erhalten.
Nach den gewöhnlich vorkommenden, kaum mehr als haselnußgroßen Exemplaren beurteilt, würde
Plinthosella squamosa zu den kleinsten Spongienarten gezählt werden müssen. Es giebt aber auch
Stücke von der Größe einer Kinderfaust, die ungeätzt übrigens recht gut mit Callopegma acaulis v. Zittel
und Phymatella sphaeroides Schrammen verwechselt werden können. Bei meinen größten Spezimen
beträgt der Höhendurchmesser 3 cm, der Breitendurchmesser sogar 11 cm.
PocTA hat in SpongienknoUen der Weißenbergerschichten Bruchstücke von Tetraclonen beobachtet,
die von Plinthosella squamosa herrühren sollen. Aus den aequivalenten Schichten der nordwestdeutschen
Kreide ist mir die Art nicht bekannt geworden.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Ahlten, Linden, Oberg, Misburg, Adenstedt.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 50.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Gattung Dactylotus nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel VI, Fig. 8.)
Ästig, mit abgeplatteten Zweigen. Beide Seiten mit sehr feinen Ostien bezw. Postiken, die an der
Oberfläche der einen Seite (Oberseite, Innenseite) in Furchen liegen, welche zu sternförmigen Haufen
angeordnet sind. Das Stützskelett ist sehr dicht und besteht aus kleinen warzigen Tetraclonen, bei denen
ein Glon auf eine halbkugelige, mit großen Warzen besetzte Anschwellung reduziert ist. Die Dermalia
sind kleine, unregelmäßig geformte lappige Phyllotriaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Dactylotus micropelta nov. sp. (Tafel VI, Fig. 1 — 3. — Texttafel VI, Fig. 8.)
Astig, mit abgeplatteten Zweigen. Außenseite mit unregelmäßig zerstreuten, winzigen Ostien.
Innenseite mit mehreren, undeutlich sternförmigen Postikengruppen oder mit sternförmig von einem aus
mehreren Postiken bestehenden Mittelpunkt ausstrahlenden Furchen, in denen winzige Postiken liegen.
Die Deckschicht ist gewöhnlich bis auf vereinzelte Phyllotriaene, die übrigens infolge ihrer Kleinheit nicht
leicht aufzufinden sind, zerstört. Die Zweige sind 2 — 5 cm lang, etwa 5 mm dick und 10 mm breit.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg, Misburg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 9.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Gattung Pycnodesma nov. gen.
Kugelig oder knollig, sitzend oder kurzgestielt. Oberfläche mit unregelmäßig zerstreuten sehr
kleinen Ostien. Ein Paragaster fehlt. Das Stützskelett ist dicht und besteht aus kleinen warzigen Tetra-
clonen, bei denen ein Glon auf eine zapfenförmige Verdickung reduziert ist. Dermalia und Microsclere un-
bekannt.
Obere Kreide.
— 116 —
Pycnodesma globosa nov. sp. (Tafel VI, Fig. 6.)
Kugelig oder knollig, ohne Paragaster, sitzend. Oberfläche mit unregelmäßig zerstreuten Kanal-
mündungen, die nur wenig größer wie die Maschen des sehr dichten Skeletts sind, und mit einigen kurzen
unregelmäßig verlaufenden Furchen. Längs- und Querdurchmesser ca. 1,5 cm.
Die Spezies ist leicht mit Plinthosella squamosa zu verwechseln, mit der sie in der äußeren Form
und in der Kleinheit vollkommen übereinstimmt. Ungeätzte Exemplare sind wohl überhaupt nicht zu
unterscheiden. Bei Plinthosella sind die Tetraclone aber viel größer, ihre Verbindung ist lockerer und
das ganze Gerüst dadurch weitmaschiger.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Unterordnung Sterrasterophora.
Familie Geodidae Vosmaer.
(1887. Klassen und Ordnungen etc., S. 315.)
Sterrasterophora mit tetraxonen Megascleren.
Sterraster sind aus der oberen Kreide schon längere Zeit bekannt gewesen. So bildete Zittel in
seiner Abhandlung ,,Über Coeloptychium" eine größere Anzahl ab, die von den Sterrastern recenter Arten
kaum zu unterscheiden sind. Die Geodide Cydonium eosaster Sollas (Chall. Tetract. S. 225, Taf. XXI,
Fig. 23) besitzt z. B. Sphaeraster wie Zittel 1. c. Taf. V, Fig. 27 — 30 gibt, und die 1. c. Taf. IV, Fig. 52 — 59
abgebildeten Sterraster einer fossilen Art treten in ganz ähnlicher Form auch bei dem recenten Cydonium
hirsutum (Chall. Tetract. S. 218, Taf. XI, Fig. 35 — 36) auf. Es scheint aber nur sehr selten vorzukommen,
daß fossile Sterraster, Sphaeraster etc. noch zusammen mit den zugehörigen Megascleren gefunden werden.
Mir selber ist ein Fund, bei dem jeder Zweifel an der Zusammengehörigkeit der Megasclere und Microsclere
ausgeschlossen gewesen wäre, jedenfalls nicht geglückt. Die Familienbestimmung der hier beschriebenen
Geodiden konnte darum nur auf Grund der Formeigentümlichkeiten der Megasclere erfolgen.
Subfamilia Geodinae Sollas.
(1887. Tetractinellida. Report on the Scientific results of the voyage of H. M. S. „Challenger". Zoology, Bd. XXV, S. 218.)
Geodidae mit kugeligen oder ovalen Sterrastern, mit Ana- und Protriaenen neben
anders geformten Megascleren; mit stellaren Microscleren in der Pulpa.
Bei den lebenden Gattungen der Unterfamilie Geodinae {Geodia Lam., Cydonium Flemming, Synops
VosMAER und /sop5 Sollas) sind die Gattungskennzeichen hauptsächlich auf Eigentümlichkeiten des Kanal-
— 117 —
systems basiert. Das Kanalsystcm der fossilen Formen wird aber infolge der äußerst losen Verbindung
der Skelettelemente beim Versteinerungsprozeß wohl stets zerstört.
Darum konnte ich auch nicht den Versuch machen, die hier beschriebenen Geodinen einer
lebenden Gattung unterzuordnen. Der Name Geodiopsis, den ich als Gattungsnamen gewählt habe,
und der die nahe Verwandtschaft der durch die Megasclere als Geodinen gekennzeichneten Kreide-
schwämme mit Geodia u. v. Formen andeuten soll, ist lediglich als Sammelname ohne systematischen
Wert anzusehen.
HiNDE^) und PocTA^) haben eine Anzahl Geodia-Arten aus der oberen Kreide von England und
Böhmen beschrieben, deren generische Stellung unsicher ist. Bei Geodia? clavata Hinde und Geodia?
coronata Hinde hat das der Autor ja durch das Fragezeichen angedeutet. Die Megasclere dieser beiden
Arten könnten immerhin von Geodiden herrühren. Dagegen stellen die mit ringförmigen Einschnürungen
versehenen Protriaene von Geodia Wrighti Hinde einen in der Jetztzeit anscheinend nicht mehr vorhandenen
Nadeltypus dar, und wir wissen vorläufig nicht einmal, aus welcher Unterordnung der Tetraxonia die
in den obersenonen Spongienkalken nicht selten isoliert vorkommenden Spicula stammen könnten.
Das Skelett von Geodia communis Pocta besteht nur aus Amphioxen und kann darum keinesfalls einer
Geodie zugeschrieben werden. Geodia gracilis Pocta (,, Nadeln mit verlängertem, geradem und etwas
dickem Schaft, der an seinem unteren Ende wenig zugespitzt ist und am Scheitel drei starke, meist dicho-
tomisch sich wieder teilende Äste trägt,") könnte eher eine Stellettide sein. Geodia exilis, die aus kleinen
Protriaenen vom Charakter der Tetilliden-Triaene besteht, hat Pocta selber mit einem Fragezeichen
versehen. Die Megasclere von Geodia gigantea Pocta aus den untersten Priesener Schichten sind wahr-
scheinlich zusammengeschwemmte Skelettelemente von Arten verschiedener Tetraxonia-F a m i 1 i e n.
Genus Geodiopsis nov, gen.
(Skelettabbildung Texltafel I, Fig. 8, 9.)
Die Megasclere sind große pkunpe Protriaene, dünne, aber sehr langschäftige quirl- und speer-
förmige Anatriaene und große Amphioxe. Körperform und Kanalsystem unbekannt.
Obere Kreide.
Geodiopsis cretacea Schrammen. (Texttafel I, Fig. 9.)
1899. Geodia cretacea Schrammen, Telract., S. 8, Taf. III, Fig. 1.
1901. Geodia cretacea Schrammen, Neue Kieselschvv., S. 19.
Soweit es erhalten ist , besteht das Skelett aus sehr großen keulenförmigen Protriaenen, großen,
manchmal leicht gekrümmten Amphioxen und sehr dünnen aber langen, quirl- oder speerförmigen Ana-
triaenen. Die quirlförmigen Anatriaene kommen häufiger vor wie die speerförmigen. Zahlreiche eiförmige
Kieselkugeln mit glatter Oberfläche sind vielleicht als die Microsclere der Spezies anzusehen, wenn sie
nicht angeschwemmt worden sind. Man findet sie nämlich fast in jeder Ätzprobe des Oberger Spongien-
mergels. Die großen Protriaene und die Amphioxe sind 5 — 10 mm lang. Ein 7 mm langes Protriaen
1) Catal. S. 25.
*) Beitr. III, S. 6—8.
— 118 —
^ ist in der Mitte 0,3 mm, an der Stelle wo die Gabelung beginnt 0,5 mm dick. Der Abstand der Zinken-
spitzen voneinander beträgt ca. 0,7 mm. Der Winkel, den die Zinken des Protriaens mit dem Schaft
bilden, ist infolge der stetig nach dem vorderen Ende des Protriaens zunehmenden Verdickung des Schaftes
fast ein gestreckter. Die Anatriaene sind bis 10 mm und darüber lang, aber nur 0,03 mm dick. Der Ab-
stand der Zinkenspitzen voneinander beträgt bei den quirlförmigen Anatriaenen 0,1 mm. Der Durch-
messer der Kieselkugeln schwankt zwischen 0,1 und 0,2 mm. Alle diese Nadelformen liegen in strahligen
Faserzügen oder ungeordneten Haufen in kinderfaustgroßen Kalkmergelbrocken. Ich betone aber, daß
die Steinknollen nur die beschriebenen Megasclere und Microsclere führen, und nicht mit den bei Oberg
nicht selten vorkommenden Knollen zu verwechseln sind, die aus zusammengeschwemmten heterogenen
Spongiennadeln bestehen.
Geodiopsis cretacea ist die erste Geodide aus der Norddeutschen Kreide, von der die wichtigsten,
wenn nicht alle Megasclere bekannt sind. Von Geodia gigas Pocta wäre sie durch die erheblichere Größe
ihrer Protriaene, den Besitz quirl- und speerförmiger Anatriaene und, wenn die beobachteten Kieselkugeln
wirklich aus der Rindenschicht der Art stammen, durch die glatte Oberfläche der Sterraster zu unter-
scheiden.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg, sehr selten.
AnzahlderuntersuchtenStücke:2.
Belegstücke in meiner Sammlung.
Geodiopsis microthrinax n. sp. {Texttafel I, Fig. 8.)
Das Skelett besteht aus schlanken Protriaenen und geraden oder leicht gekrümmten Amphioxen. Die
Protriaene sind 4 — 8 mm lang, in der Mitte 0,2 mm, am Halse 0,4 mm dick. Der Abstand der Zinken-
spitzen von einander beträgt 0,7 mm, die Länge der Zinken 0,4 mm. Der Winkel, den sie mit dem Schaft
bilden, ist = 65 Die Amphioxe sind 5 — 10 mm lang. Microsclere habe ich nicht beobachtet. Von
Geodiopsis cretacea unterscheidet sich die Art durch anders gestaltete und kleinere Protriaene (hierdurch
auch von Geodia gigas Pocta) und die fehlenden Anatriaene. (Daß etwa Anatriaene durch den Ver-
steinerungsprozeß zerstört worden sein könnten, halte ich bei der ausgezeichneten Erhaltung des einen der
beiden Exemplare, die mir vorliegen, für unwahrscheinlich.)
Während Geodiopsis cretacea in der Zusammensetzung des Stützskeletts eine ähnliche Nadel-
Kombination wie gewisse lebende Geodia-Arlen aufweist, ergibt die Skelettvergleichung von Geodiopsis
microthrinax Beziehungen zur lebenden Gattung Isops.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg und Oberg, sehr selten.
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original befindet sich in meiner Sammlung.
— 119 —
Tetraxonia-Familien incert. subord.
Familie Ophiraphididae Schrammen.
(1<J03. Zur Systematik der Kieseisp., Mitt. a. d. Roem.-Mus., No. 19, S. 17.)
Das Stützskelett besteht aus verfilzten, langen, glatten und unregelmäßig gekrümmten monaxonen
Rhabden (Ophirhabden), zwischen denen auch große Amphioxe, Amphityle und Amphislrongyle vor-
kommen können. Die Dermalia sind Triaene mit ungegabelten Zinken, oder tetraxone Dermalia fehlen.
Microsclere unbekannt.
Obere Kreide. (?) Jetztzeit.
Während die Skelettelemente aller lithistiden Tetraxonia durch Zygose zu einem starren Gerüst
vereinigt sind, welches auch unter der Einwirkung des Versteinerungsprozesses ein mehr oder weniger
getreues Abbild der Körperform bleibt, und während andererseits die Skelettelemente der Tetraxonia
mit Megascleren des regulären Typus überhaupt nicht zusammenhängen und nach der Zerstörung der
Weichteile in ungeordneten Haufen im Gestein liegen, bilden die Skelette der Ophiraphididae keine starren
Gerüste, fallen aber trotzdem nach dem Absterben des Tierkörpers auch nicht ganz auseinander.
Diese Eigentümlichkeit beruht auf einer mehr oder weniger intensiven Ver filzung der Ophirhabde.
Die erste Spur der in der Kreidezeit auf der Höhe der Entwicklung stehenden Familie kam merk-
würdigerweise aus den Tiefen des Ozeans. Und zwar hat Carter^) aus einer Sammlung von Tiefsee-
spongien Megasclere beschrieben, die mit den Ophirhabden der fossilen Gattungen übereinstimmen. Es
scheint sich aber um ein ganz vereinzeltes Vorkomm.nis gehandelt zu haben. Wenigstens ist später meines
Wissens über rezente Formen nichts weiter berichtet worden.
Die Microsclere der Ophiraphididae sind noch nicht bekannt. Darum wäre eine nochmalige Unter-
suchung des rezenten Materials wünschenswert. Einstweilen hänge ich die Ophiraphididae an die Tetra-
xonia als Familie incert. subord. an.
Die Abgrenzung der Gattungen wird man bei den Ophiraphididae nach anderen Gesichtspunkten
vornehmen, wie bei den Familien mit lithistidem. Skeletthabitus. Ihre Gerüste sind allen Einwirkungen
von außen gegenüber gewissermaßen plastischer, da die Skelettelemente ja nur mehr oder weniger lose
ineinander hängen. Darum habe ich als Indikation zur generischen Trennung in erster Linie Ver-
schiedenheiten in der Skelettzusammensetzung berücksichtigt.
Gattung Ophiraphidites Carter 1876, emend. Schrammen 1899.
(Skelettabbildung Texttafel VII, Fig. 5, 6.)
Schwammkörper trichter-, Schüssel-, blatt- oder ohrförmig, keulenförmig oder zylindrisch, knollig
oder ästig, langgestielt oder sitzend. Das Stützskelett besteht aus verfilzten Ophirhabden. In den Maschen
gerade oder leicht gekrümmte Amphioxe. Als Dermalia Triaene mit ungegabelten Zinken. Microsclere
unbekannt.
Obere Kreide und (?) Jetztzeit.
*) Ann. Mag. nat. hist. 1876, Bd. XVIII, S. 458.
— 120 —
Ophiraphidites sp.
Die ältesten Spuren einer 0 phiraphidites- Avi fand ich im Scaphitenpläner von Oppeln. Sie bestehen
aus 1— 5 mm breiten, bläulich gefärbten Adern, die ein handgroßes Plänerstück durchsetzen, und sich bei
der Untersuchung mit der Lupe als in Eisenhydroxyd umgewandelte Ophirhabde, Amphioxe und Triaene
erwäesen. Das Originalstück liegt in meiner Sammlung.
Ophiraphidites anastomans Hinde.
1883. Ophiraphidites anastomans Hinde, Catal., S. 23, Taf. I, Fig. 4.
1885. Ophiraphidites anastomans Pocta, Beitr. IH, S. 6.
0. anastomans nennt Hinde kleine formlose Spongien-Fragmente aus dem Upper Chalk von Süd-
england die nur aus locker verbundenen kleinen Ophirhabden bestehen.
Ähnliche Aggregate kommen auch in den Schichten der oberen Kreide von Nordwestdeutsch-
land nicht selten vor, ohne daß es möglich ist, danach eine einigermaßen sichere generische Bestimmung
ZU trcffon.
Pocta beschreibt unter dem HiNDE'schen Namen Bruchstücke von langen, wellig gekrümmten,
auf der Oberfläche etwas knorrigen Spiculen aus den Weißenbergerschichten von Rencov. Sie könnten
auch von der aus gleiclialtrigen Schichten stammenden, hier als Ophiraphidites sp. bezeichneten Art her-
rühren, die im Scaphitenpläner von Oppeln vorkommt.
Ophiraphidites cretaceus Zittel.
1878. Ophiraphidites cretaceus Zittel, Stud. III, S. 98, Taf. XI, Fig. 2.
Das von Zittel beschriebene und in natürlicher Größe abgebildete Exemplar aus der Quadraten-
kreide von Linden ist ein Stielfragment, wie mir ähnliche in größerer Zahl vorliegen. Zu welcher Gattung
oder Art der Stiel gehört, ist unsicher. Das l. c. Fig. 2a abgebildete Dichotriaen muß angeschwemmt
sein, denn Dichotriaene kommen im Skelett der Ophiraphididae nicht vor.
Ophiraphidites annulatus nov. sp. (Tafel XIV, Fig. 9. - Texttafel VH, Fig. 6.)
Zyhndrisch oder walzenförmig, mit ringförmigen Quereinschnürungen, die aber nicht immer deut-
lich ausgrepägt sind, gestielt. Oberfläche mit zerstreut liegenden, nadelstichartigen Ostien von Radial-
kanälchen. Scheitel abgestutzt oder abgerundet, mit zahlreichen rundlichen Postikcnvon Vertikalkanalen.
Die größten Exemplare die ich kenne, sind wenig über 10 cm lang, und an der dicksten Stelle
ca. 4 cm dick. , . p-, . v.- u x ^
Das Stützskelett ist sehr dicht, und besteht aus 3-6 mm langen, innig verfilzten Ophirhabden,
zwischen denen stellenweise gerade Amphioxe von 3-4 mm Länge, und Triaene mit ungegabelten leicht
vorwärts gekrümmten Zinken vorkommen. Der Schaft der Triaene ist 0,5-0,8 mm lang. Die Zinken
sind ebenso lang oder etwas kürzer. • j v, v.
Exemplare, bei denen die ringförmigen Einschnürungen weniger deutlich entwickelt sind, haben
in der äußeren Form ÄhnUchkeit mit mittelgroßen Stücken von 0. cylindricus. Die beiden Arten sind
aber nicht zu verwechseln, denn O. cylindricus hat eine einfache Zentralhöhle.
— 121 —
Alter und Facies: Cuvieripläner. Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Heere (s. s.), Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Ophiraphidites cylindricus Schrammen. (Tafel XIV, Fig. 8; Tafel XVII, Fig. 7.)
1899. Ophiraphidites cylindricus Schrammen, Tetract., S. 5, Taf. I, Fig. 2, 3; Taf. III, Fig. 2.
Das erste Exemplar, welches ich auffand und beschrieb, war zufällig zylindrisch. Häufiger ist
aber der Körper keulen-, kreisel- oder keilförmig, an der Basis zu einem ziemlich langen Stiel verschmälert,
und am vorderen Ende abgerundet oder abgestutzt. Die Wandung ist dick, das Paragaster eng und tief
eingesenkt. Ein mittelgroßes Exemplar mißt vom Scheitel bis zum Stielende 20 cm, am vorderen Ende
5 cm, in der Mitte 3 cm. Der Querdurchmesser des Paragasters ist etwas geringer als die Dicke der Wan-
dung. Im Paragaster und an der Außenseite liegen zahlreiche rundliche, etwa stecknadelkopfgroße Ostien
bezw. Postiken. Den Stiel durchziehen bündelartig zusammenliegende Vertikalkanäle, die im Paragaster
münden. Die monaxonen Megasclere sind locker verfilzte Ophirhabde; die tetraxonen sind Triaene mit
in einer Ebene ausgebreiteten oder nach vorwärts gerichteten, ungegabelten Zinken. Die Zinken werden
bis 0,5 mm lang.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und unteren Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (s.).
Anzahl deruntersuchtenStücke:8.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Ophiraphidites infundibuliformis Schrammen. (Tafel XIV, Fig. 7. — Texttafel VII, Fig. 5.)
1899. Ophiraphidites infundibuliformis Schrammen, Tetract., S. 5, Taf. I, Fig. 1; Taf. II, Fig. 6.
Der ziemlich dünnwandige, gewöhnlich etwa kinderhandgroße Schwammkörper ist trichter-,
becher-, Schüssel- oder ohrförmig. Manche Exemplare erreichen eine beträchtliche Größe. So hat ein
mir vorliegendes, zusammengedrückt trichterförmiges Stück aus der Mucronatenkreide von Misburg,
bei 1,0 cm. Wanddicke einen Längsdurchmesser von 25 cm und einen Querdurchmesser von 15 cm (an der
breitesten Stelle gemessen), obgleich es nur ein Fragment ist, an dem der Stiel und größere Teile des Vorder-
randes fehlen. Außen- und Innenseite mit dicht nebeneinander liegenden, porenartigen Ostien bezw.
Postiken. Das Stützskelett ist sehr dicht und besteht hauptsächlich aus innig verfilzten, bis 5 mm und
darüber langen, in der Mitte 0,1 — 0,2 mm dicken Ophirhabden. Am Stiel liegen sie zu dichten Faser-
zügen aneinandergepackt. Sonst wird ihre Lage nur durch die Anordnung der Kanäle bestimmt, um die
herum sie in den m.annigf altigsten Verschlingungen und Verknüpfungen gelagert sind. Nicht selten kommen
zwischen den Ophirhabden bis 3 mm lange, dünne, gerade oder leicht gekrümmte Amphioxe vor. Die
Dermalia sind ziemlich plumpe Triaene mit ungegabelten, leicht nach vorwärts gerichteten Zinken. Der
Schaft ist ungefähr so lang wie die Zinken (0,5 mm).
Ungeätzte Exemplare von 0. infundibuliformis können mit Pachycothon simplicissimum Pocta sp.
verwechselt werden. Man beachte, ob Zygome vorhanden sind ( Pachycothon), oder nicht ( Ophiraphidites).
Palaeontographica. Suppl. V. 16
Texttafel VII.
Skelettelemente der Familien Ophiraphididae Schrammen und Helobrachidae Schrammen.
(Sämtliche Figuren in IGfacher Vergrößerung.)
A. Schrammen del.
— 123 —
Erklärung zu Texttafel VII.
Familie Helobrachiidae.
Fig. 1. Helobrachium consecatum Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Triactine.
b) Zentralteil eines Triactins, (von der Seite gesehen, mit dem kurzen Axenkanal des auf eine
kugelige Anschwellung reduzierten vierten Strahls.)
Familie Ophiraphididae.
Fig. 2. Cephaloraphidites cavernosus Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Ophirhabd.
b) Triaene. c) Amphiox.
Fig. 3. Cephaloraphidites milleporatus Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Ophirhabde.
b) Style, c) Triaene. d) Amphiox.
Fig. 4. Alloioraphium spongiosum Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Ophirhabde.
b) Tylostyle. c) Amphityl. d) Amphistrongyl. e) Amphiox.
Fig. 5. Ophiraphidites infundibulijormis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Ophi-
rhabde. b) Triaene. c) Amphiox.
Fig. 6. Ophiraphidites annulatus Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Triaene.
Fig. 7. Megaloraphium auriforme Schrammen, a) Ophirhabd. b) Triaene. c) Amphiox.
Fig. 8. Polytretia seriatopora Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Triaene.
Zwischen den Exemplaren aus der Quadraten- und der unteren Mucronatenkreide besteht insofern
ein konstanter Unterschied, als die ersteren durchgängig kleiner sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und unteren Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.), Misburg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Ophiraphidites ramosus nov. sp. (Tafel XXIV, Fig. 5.)
Das Original besteht aus einem gabeligen, etwa 2,5 cm dicken Zweig von rundlichem Querschnitt.
Stiel und Zweigenden sind nicht erhalten. An den Bruchflächen sichtbare, rundliche, skelettfreie Stellen
sind wohl als Querschnitte von in der Längsrichtung der Äste verlaufenden Kanälen zu deuten. An der
Oberfläche der Außenseite scheinen wie bei allen Ophiraphidites- Arien zahlreiche Ostien zu liegen , die
nur wenig größer als die Maschen des Skeletts sind. Das Skelett ist zum größten Teil in Eisenhydroxyd
umgewandelt. Beim Anätzen kamen aber einige gut erhaltene Skelettelemente zum Vorschein, die sich
von den Megascleren der anderen Ophiraphidites- Arten nicht wesentlich unterscheiden.
Ophiraphidites ramosus gleicht in der äußeren Form Fragmenten von Doryderma-Arien. Da aber
— 124 —
bei einigermaßen günstiger Erhaltung die großen Ophirhabde schon mit unbewaffnetem Auge zu erkennen
sind, können Verwechslungen leicht vermieden werden.
Alter und Facies: Kalkmergel der unteren Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Ophiraphidites tuberosus Schrammen. (Tafel XVII, Fig. 8.)
1899. Ophiraphidites tuberosus Schrammen, Tetract., S. 5, Taf. II, Fig. 5.
Der bis faustgroße Schwamm bildet unregelmäßig geformte, lappige Knollen und Klumpen, die
entweder mit einer napfförmigen Verbreiterung der Basis an Fremdkörper festgeheftet sind, oder mehrere
kurze Würzelchen besitzen. Oberfläche mit unregelmäßig zerstreuten, ca. 1 mm weiten Ostien. Das Stütz-
skelett ist sehr dicht und besteht hauptsächlich aus 5 — 7 mm langen, 0,1 — 0,2 mm dicken Ophirhabden.
In den Maschen dünne, gerade, 3 — 5 mm lange Amphioxe. Die Dermalia sind Triaene mit rückwärts
gekrümmten, ungegabelten, ca. 0,5 mm langen Zinken.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Belegstücke in meiner Sammlung.
Gattung Cephaloraphidites Schrammen. 1899.
(Skelettabbildung Texttafel VII, Fig. 2, 3.)
Dickwandige Trichter mit flachem Paragaster. An der Außenseite und im Paragaster zahlreiche
porenartige Ostien bezw. Postiken, von denen gerade Kanäle, die z. T. mit größeren im Schwamminnern
befindlichen Hohlräumen kommunizieren, in den Schwammkörper eindringen. Die Megasclere sind haupt-
sächlich verfilzte Ophirhabde und keulenförmige Style. In den Skelettmaschen zahlreiche gerade oder
leicht gekrümmte Amphioxe und Triaene. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Die Gattung unterscheidet sich von Ophiraphidites hauptsächlich durch ihre keulenförmigen Style,
von Alloioraphium durch tetraxone Dermalia.
Cephaloraphidites milleporatus Schrammen. (Texttafel VII, Fig. 2.)
1899. Cephaloraphidites milleporatus Schrammen, Tetract., S. 6, Taf. II, Fig. 4.
Das einzige mir bekannte Stück besteht aus der einen Hälfte eines der Länge nach in der Mediane
geteilten, trichterförmigen, nur 4 cm langen Schwammes. Längs- und Querdurchmesser (dieser an der
breitesten Stelle gemessen) sind gleich. Das Paragaster ist flach. Seine tiefste Stelle liegt noch im oberen
Drittel des Schwammkörpers. An der Außenseite und im Paragaster zahlreiche rundliche, etwa stecknadel-
kopfgroße Ostien bezw. Postiken, von denen gerade Kanäle, die z. T. mit unregelmäßig im Innern der
— 125 —
Spongie verteilten Hohlräumen in Verbindung stehen, in den Schwammkörper eindringen. Das Stütz-
skelett besteht hauptsächlich aus bis 5 mm und darüber langen, in der Mitte etwa 0,1 mm dicken Ophi-
rhabden, die locker verfilzt sind und netzartig die Kanäle umlagern. In den Maschen zahlreiche gerade
oder leicht gekrümmte, bis 3 mm lange, in der Mitte 0,05 mm dicke Arhphioxe und Triaene, mit ca. 0,5 mm
langen, ungegabelten, rückwärts gebogenen Zinken.
Soweit ist das Skelett ungefähr wie bei den Ophiraphidites- Arten zusammengesetzt. Außerdem
besitzt die Spezies aber noch zahlreiche, meist schwach gekrümmte, kolben- oder keulenförmige Style,
die bis 2,5 mm lang werden. Ihr Querdurchmesser beträgt an der dicksten Stelle des dicken Endes etwa
0,2 mm, in der Mitte 0,1 mm und am zugespitzten Ende noch weniger. Der Axenkanal mündet nur am
zugespitzten Ende nach außen. Im Köpfchen endigt er blind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkomme Ji: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt im Hildesheimer Museum.
Cephaloraphidites cavernosus Schrammen. (Texttafel VII, Fig. 2.)
1899. Cephaloraphidites cawrnosiis Schrammkn, Tetract., S. 6, Taf. III, Fig. 4.
Diese Art hatte ich 1899 nach einem Fragment aus der Quadratenkreide von Oberg aufgestellt.
Besseres Material ist seitdem nicht gefunden worden. Darum bin ich auch jetzt noch nicht in der Lage,
die Gestalt anzugeben, die der Schwammkörper gehabt hat.
In der Zusammensetzung des Skeletts stimmt C. cavernosus beinahe mit C. milleporatus überein.
Nur werden die Ophirhabde bis 8 mm und darüber, die sehr häufigen Amphioxe bis 5 mm lang
und auch die keulenförmigen Style, die übrigens seltener wie bei der anderen Art vorkommen, sind
vielleicht etwas größer und plumper. Die Zinken der Triaene sind leicht nach vorn gekrümmt und fast
noch einmal so lang wie bei C. milleporatus. Die Megasclere liegen in einem etwa 1 cm dicken, 4 cm breiten,
fingerlangen Gesteinsstück.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt im Hildesheimer Museum.
I
Gattung Alloioraphium nov. nom. (Syn. Heteroraphidites Schrammen.)
(Skelettabbildung Texttafel 7, Fig. 4.)
Kugelig oder knollig. Die Megasclere sind undeutlich radial angeordnete, verfilzte Ophirhabde.
Dazwischen kommen große Tylostyle, Amphityle, Amphistrongyle und Amphioxe vor. Tetraxone Nadel-
formen fehlen. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
— 126
Den ersten Namen Heteroraphidites habe ich geändert, weil ein ähnUch lautender schon an eine
andere Familie vergeben ist {Heteroraphidae Ridley u. Dendy).
In meiner früheren Mitteilung betrachtete ich die Gattung als Bindeglied zwischen den monaxonen
und tetraxonen Kieselschwämmen und stellte sie zu den Monaxonia. Das möchte ich zurücknehmen.
Das Skelett besteht zwar nur aus monaxonen Nadeln, stimmt aber nach Form, Größe und Art der
Verbindung der Skelettelemente mit den Skeletten der tetraxonen 0 phiraphididae so gut überein, daß es
einer Verschleierung der natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse gleichkäme, wenn man Alloioraphium
nicht mit den 0 phiraphididae vereinigte.
Alloioraphium spongiosum Schrammen. (Texttafel VII, Fig. 4.)
1901. Heteroraphidites spongiosus Schrammen, Neue Kieselschw., Taf. III, Fig. 5; Taf. IV, Fig. 9.
Das kaum kinderfaustgroße Originalexemplar ist ein unregelmäßig halbkugeliges Fragment von
einem Schwaro.me, der kugelig oder knollig, etwa wie eine Kartoffel geformt gewesen zu sein scheint. Die
gewölbte Seite des Fragments entspricht der Außenseite des Schwammkörpers. Die Bruchfläche kann
man als Schnittebene eines Medianschnitts ansehen. Da aber stielartige Bildungen fehlen und auch kein
Paragaster sichtbar ist, bleibt es unklar, ob der Schwamm in vertikaler oder in horizontaler Richtung
halbiert wird. An der Bruchfläche liegen zahlreiche Längs- und Querschnitte von durchschnittlich 2 mm
weiten, aber auch engeren und weiteren Kanälen, die ähnlich wie bei Hippospongia equina unter Bildung
von Anastomosen den Schwammkörper durchziehen. Über die Außenseite sind in unregelmäßiger Anord-
nung zahlreiche Kanalöffnungen verteilt, deren Größe der Weite der Kanäle im Innern entspricht. Das
Skelett besteht hauptsächlich aus 5 — 7 mm langen, in der Mitte 0,1 — 0,2 mm dicken Ophirhabden, die
nicht selten nur an einem Ende spitz auslaufen, während sie am anderen abgerundet oder kugelig ver-
dickt sind. (Gewöhnlich spitzen sich die Ophirhabde aber an beiden Enden peitschenschnurartig zu.)
Zwischen den Ophirhabden kommen stellenweise 0,5 — 1,0 mm lajige glatte Amphityle, Amphistrongyle
und Tylostyle vor. In den Skelettmaschen 2 — 4 mm lange, gerade oder leicht gekrümmte Amphioxe.
Tetraxone Megasclere fehlen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Gattung Polytretia nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel VII, Fig. 8.)
Ohrförmige O phiraphididae mit großen Ostien an der Außenseite und mit Postikengruppen an der
Innenseite. Das Skelett besteht aus verfilzten Ophirhabden. In den Maschen Amphioxe und Triaene.
Kreide.
Polytretia seriatopora nov. sp. (Tafel XIV, Fig. 4—6. — Texttafel VII, Fig. 8.)
Ohrförmig, sitzend. Von den beiden Exemplaren meiner Sammlung ist das größere 6 cm hoch,
5 cm breit und 1 cm dick; das kleinere, ein junges Individuum, 3 cm hoch und breit, 0,6 cm dick. Außen-
— 127 —
Seite mit deutlich sichtbaren, ca. 2 mm weiten rundlichen Ostien, die ziemlich gleichmäßig über die Ober-
fläche verteilt sind (ca. 10 auf 1 qcm). Die an der Innenseite liegenden Postiken sind ebensogroß wie
die Ostien. Je 5 — 10 liegen dicht nebeneinander und bilden Gruppen, zwischen denen postikenfreie Skelett-
brücken liegen. Durch die großen Ostien an der Außenseite, namentlich aber durch die eigentümliche
Gruppierung der Postiken unterscheidet sich Polytretia seriatopora recht deutlich von allen anderen
Ophiraphididae.
Das Skelett besteht aus bis 5 mm langen Ophirhabden, zwischen denen bis 4 mm lange gerade
Amphioxe und imgegabelte Triaene vorkommen. Der Schaft der Triaene wird 0,3 — 0,5 mm lang. Länge
der Zinken 0,2 — 0,3 mm.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original befindet sich in meiner Sammlung.
Gattimg Megaloraphium nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel VII, Fig. 7.)
Ohrförmige Ophiraphididae ohne größere Ostien, deren Skelett aus sehr großen verfilzten Ophi-
rhabden besteht. In den Skelettmaschen Amphioxe und Triaene.
Obere Kreide.
Megaloraphium auriforme nov. sp. (Tafel XIV, Fig. 1 — 3. — Texttafel VII, Fig. 7.)
Ohrförmig. Mittelgroße Exemplare sind etwa fingerlang, 3 — 4 cm breit und 0,5 — 1,0 cm dick. Mein
größtes Stück ist kind er faustgroß und hat eine 2 cm dicke Wandung. Größere Ostien oder Postiken sind
nicht vorhanden. Eine in die Augen fallende Eigentümlichkeit des Skeletts ist die ungewöhnliche Länge
und Dicke der Ophirhabde, die bis 10 mm lang werden und viel dicker sind als die Ophirhabde aller
anderen Ophiraphididen. Zwischen den mehr oder weniger stark verfilzten Ophirhabden liegen 3 — 4 mm
lange, gerade Amphioxe und ungegabelte Triaene mit rückwärts gebogenen Zinken. Schaft und Zinken
sind ungefähr gleichlang (0,8 mm).
Um Verwechslungen mit Ophiraphidites infundibuliformis zu vermeiden, beachte man, daß jene
Art kleinere und dünnere Ophirhabde und auf beiden Seiten zahlreiche stecknadelkopfgroße Ostien hat.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (selten).
AnzahlderuntersuchtenStücke:6.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Helobrachiidae nov. fam.
Die Megasclere sind verfilzte tetraxone Triactine mit 3 langen vogelkrallenartig gekrümmten
Strahlen. Der vierte Strahl ist auf eine halbkugelige Anschwellung reduziert. Microsclere unbekannt.
Kreide.
— 128 —
Die Helobrachiidae gehören unzweifelhaft zu den tetraxonen Silicea. Da aber die Microsclere un-
bekannt sind, und die Forineigentümlichkeiten der Megasclere keinerlei Hinweise auf nähere Beziehungen
zu einer Gattung von bekannter Stellung enthalten, hänge ich die Helobrachiidae als fam. incert. sed.
den Tetraxonia an.
Gattung Helobrachium uov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel VII, Fig. 1.)
Krustenartige oder lappige Helobrachiidae mit wenig entwickeltem Kanalsystem.
Obere Kreide.
Helobrachium consecatum n. sp. (Texttafel VII, Fig. 1.)
Wenn man Kalk})rocken von Oberg in größeren Mengen oberflächlich mit verdünnter Salzsäure
anätzt, findet man zuweilen Fragmente, sehr selten auch ganze Exemplare einer Spongie, die in der Körper-
form eine gewisse Ähnlichkeit mit kleineren Individuen von Propachastrella primaeva v. Zittel sp. besitzt.
Sie besteht nämlich aus unregelmäßig lappigen oder ohrförmigen Krusten und Blättern, die 0,5 — 1 cm dick
sind. Unter dem Mikroskop, aber auch schon unter einer schwach vergrößernden Lupe erweist sich das
Skelett aus Megascleren zusammengesetzt, die man weder von fossilen noch von lebenden Spongienarten
gekannt hat. Es sind große Triactine mit glatten, 0,5 — 1,0 mm langen Strahlen, die wie die Krallen eines
Vogels gekrümmt sind. Wo die di'ei Strahlen sich vereinigen, liegt eine halbkugelige Anschwellung, die
durch einen ganz kurzen Axenkanal als Rudiment eines vierten Strahls gekennzeichnet ist. Zygome sind
nicht entwickelt. Der Zusammenhang der Skelettelemente beruht vielmehr auf Verfilzung, die infolge
der starken Krümmung der Strahlen so innig ist, daß das ganze Gerüst auch an Stücken, die durch Atzen
gänzlich von dem Gestein befreit worden sind, seine Form beibehält. In den Skelettmaschen kommen an
einzelnen Stellen zahlreiche 1,0 — 3,0 mm lange, gerade oder leicht gekrümmte, schlanke Amphioxe vor.
Oberflächennadeln und Microsclere habe ich nicht beobachtet. Das Kanalsystem ist wenig entwickelt.
An der Oberfläche der Spongie bemerkt man porenartige Osticn, bezw. Postiken, die an beiden Seiten gleich-
mäßig verteilt sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg, selten.
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Helomorinidae nov. fam.
(Etym. ö r'jXog die Klammer.)
Das Stützskelett besteht aus monocrepiden, durch Zygose verbundenen Heloclonen. Als Dermalia
Triaene (Dichotriaene). Microsclere unbekannt.
Kreide.
— 129 —
Das Heloclon kann man definieren als verhältnismäßig großes, fadenförmiges, mit kurzen Höckern
und zangenförmigen Ausschnitten versehenes Kieselkörperchen, das an den Enden meist klammerartig
gebogen ist, und in seiner ganzen Länge von einem in der Regel gut sichtbaren Axenkanal durchzogen wird.
Die Verbindung der Heloclone erfolgt durch Zygose, indem sich die klammerartigen oder hakenförmigen
Teile um die Höcker benachbarter Desme legen.
Das Heloclon unterscheidet sich vom Ophirhabd u. a. durch Zygome; vom Megaclon durch faden-
förmige Gestalt, Mangel an längeren Ästen und einen Axenkanal, der nicht nur wie beim Megaclon einen
kurzen Teil des Epirhabds, sondern das ganze Heloclon der Länge nach durchzieht.
Die Familie H elomorinidae umfaßt die Gattungen Carterella v. Zitt., Isoraphinia v. Zitt. und
Pachycothon Schrammen, die man bisher zur Familie Megamorinidae gerechnet hat.
Nach der Axenanlage und Kombination der Skelettelemente (monocrepide Desme und tetraxone
Dermalia) gehören die H elomorinidae zu den Tetraxonia. Die Microsclere sind aber nicht bekannt, und
darum behandle ich die Familie hier als incert. subordinis.
Gattimg Isoraphinia Zittel. 1878.
Zylindrisch, walzen- oder keulenförmig, mit abgestutztem Scheitel und tiefem Paragaster, gestielt.
Ohne besondere Ostien und Postiken. Die Wasserzirkulation erfolgt durch die weiten und unregelmäßig
geformten Skelettmaschen. Das Stützskelett besteht aus durch Zygose verbundenen Heloclonen. Dermalia
unbekannt (wahrscheinlich sind es Dichotriaene).
Obere Kreide.
Isoraphinia texta Roem. sp.
1864. Siphonocoelia texta Roemer, Sp., S. 29, Taf. X, Fig. 11.
1864. Jerea spiculigera Roemer, Sp., S. 34, Taf. XII, Fig. 6.
1878. Eulespongia texta Quenstedt, Petr. V, S. 417, Taf. CXXXV, Fig. 3—7.
1878. Carterella spiculigera Zittel, Stud. II, S. 69, Taf. VII, Fig. 2.
1878. Isoraphinia texta Zittel, Stud. II, S. 69, Taf. V, Fig. 8— Taf. VII, Fig. 3.
1883. Isoraphinia texta Hinde, Catal., S. 55.
1886. Isoraphinia texta Zahalka, Wien. Acad. d. Wiss. Bd. XCII, S. 047, Taf. I, Fig. 1, 2.
Walzenförmig und zylindrisch (Typus), oder keulenförmig (çar. clavata), mit abgestutztem Scheitel
und tiefem Paragaster, langgestielt. Mittelgroße Exemplare sind 15 — 20 cm lang (ohne Stiel) und 5 — 8 cm
dick. Die größten mir bekannten Stücke messen mit Stiel fast m in der Länge und fast 10 cm in der
Dicke. Paragasteröffnung 2,5 — 4 cm weit; Wandungen 1,5 — 2 cm dick. Die Oberfläche ungeätzter
Exemplare bildet ein scheinbar dichtes filzartiges Gewebe. Durch Behandlung mit Salzsäure vom Gestein
befreite Stellen zeigen, daß die Wasserzufuhr und Zirkulation unabhängig von besonderen Ostien und
Kanälen unmittelbar durch die Maschen des Skeletts erfolgt.
Isoraphinia texta ist eine der häufigsten Spongienarten des Cuvieripläners und leicht kenntlich
an den schon mit unbewaffnetem Auge sichtbaren, fadenförmigen Skelettelementen. Zu verwechseln
wäre sie allenfalls mit zylindrischen Ophiraphidites-Avien.
Palaeontographica. Suppl. V. 17
— 130 —
RoEMERS Jerea spicidigera aus dem Tiiron von Salzgitter ist wahrscheinlich ein Stielfragment von
Isoraphinia texta.
Alter und Facies: Scaphitenpläner und Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (z. s.), Heere (h.), Salder (h.),
Anzahl d e r u n t e r s u c h t e n S t ü c k e : ca. 20.
Gattung Pachycothon Schrammen. 1901.
(Skelettabbildung Texttafel VIII, Fig. 3.)
Ohr-, Schüssel- oder trichterförmig, ziemlich dickwandig, gestielt oder sitzend. Beide Seiten ohne
besondere Ostien bezw. Postiken, aber mit weiten, unregelmäßig geformten Skelettmaschen, durch welche
die Wasserzirkulation erfolgt. Das Stützskelett besteht aus durch Zygose verbundenen Heloclonen. Die
Dermalia sind Orthodichotriaene. Auch kommen Amphioxe vor.
Obere Kreide.
Pachycothon giganteum Roem. sp. (Tafel XVII, Fig. 6. — Texttafel VIII, Fig. 3.)
1864. Cupulospongia giganlea Roemer, Sp., S. 51, Taf. XVIII, Fig. 1.
1878. Carlcri'lla spiculigera Zittel, Stud. II, S. 69, Taf. VII, Fig. 2.
188;i. Carlerclla spiculigera Hinde, Calal., S. 55.
18'JO. Isoraphinia siniplicissiina PocTA, Spongien von Paderborn, S. 229, Taf. VI, Fig. 1.
1901. Paclnjcoihon giganteum Schrammen, Neue Kieselschw., S. 12, Taf. III, Fig. 2, Taf. V, Fig. 3.
Ohr-, Schüssel-, blatt-, trichter- oder halbtrichterförmig, ziemlich dickwandig, mit abgerundetem
oder abgestutztem Rand, gestielt oder sitzend. Ober- und Unterseite ohne besondere Ostien bezw. Postiken.
Die Wasserzu- und -abfuhr erfolgt durch die unregebnäßig geformten Skelettmaschen, die aber nur an
geätzten Stücken sichtbar werden, während die Oberfläche ungeätzter Exemplare aus einem dichten
Filz winziger Fädchen zu bestehen scheint. Die Wandung ist 1 — 1,5 cm dick; bei ungewöhnlich großen
Excm.plaren auch noch dicker. In der Regel sind die IndiAaduen nicht über 15 cm hoch und breit. Ein ohr-
förmiges Exemplar vom Sudmerberg, wo die Art sehr selten vorkommt, ist nur 3 cm hoch, 6 cm breit, 1 cm dick.
Die vertikale Verbreitung der Spezies reicht vom Scaphitenpläner bis in die Mucronatenkreide.
Kleinere Exemplare können mit Ophiraphidites infundibuliformis verwechselt werden, weil bei
beiden Arten die fadenförmigen Skelettelemente, (sie sind bei Ophiraphidites glatt, bei Pachycothon mit
kleinen Zygomen verschen) mit unbewaffnetem Auge wohl erkennbar, aber nicht unterscheidbar sind.
Carterella spiculigera Zittel aus der Mucronatenkreide von Ahlten ist wohl ein Stiel von Pachycothon
giganteum, denn eine Carterella kommt in der Mucronatenkreide nicht vor.
Alter und Facies: Scaphitenpläner, Cuvieripläner (cf. Pocta), untersenone Sandmergel,
Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Halberstadt, Nettlingen (z. h.), Paderborn, Sudmer-
berg (s.), Misburg (z. s.), Oberg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
— 131 —
Monaxone Silicea.
Familie Homoraphidae Ridley u. Dendy.
(1887. Report on the SciiMitific Results of the voyage of H. M. S. „Challenger", Bd. XX, S. 1. — 1890. Lendenfeld, Das
System der Spongien, S. 410.)
Das Skelett besteht ans amphioxen und amphistrongylen, selten stylen Nadeln, die durch Spongin
verkittet werden, oder in Sponginfasern eingebettet sind. In der Grundsubstanz zerstreute Nadeln
sind nicht selten vorhanden. Diese sind in der Regel den Nadeln in den Fasern ähnlich, ausnahmsweise Toxe.
Subfamilia Renierinae Ridley u. Dendy.
(1887. Chall. Rep. Bd. XX, S. 1. — 1890. Lendenfeld, System d. Sp., S. 411.)
Homoraphidae mit brüchigem oder hartem, stets unelastischem Skelett, welches nur sehr wenig
Hornsubstanz enthält.
Gattung Halichondria Fleming. 1828.
Massige Renierinae mit einem Skelett, welches aus unregelmäßigen Bündeln schlanker Nadeln
besteht.
Halichondria Vosmaeri nov. sp. (Tafel XIII, Fig. 2. — Texttafel VIII, Fig. 10.)
ImScaphitenplänervon Nettlingen habe ich einige undeutlich traubige oder nierenförmige Schwamm-
körper gefunden, bei denen die inneren Skelettteile total ,, verrostet'' sind, während äußere Form und
Oberflächenskelett sich ausgezeichnet erhalten haben. Sic sind 5 — 10 cm lang und mehrere Zentimeter
dick. Dem unbewaffneten Auge erscheint die Oberfläche fast strukturlos. Aber schon mit einer schwach
vergrößernden Lupe sieht man, daß die äußerste Skelettlage von zahllosen, tangential zur Oberfläche
liegenden, etwa 1,0 mm langen Amphioxen gebildet wird. In der Anordnung der Amphioxe besteht
eine gewisse Gesetzmäßigkeit. Sie gruppieren sich nämlich zu zahlreichen Nadelbündeln, deren mit den
Längsaxen der in den Bündeln parallel aneinander liegenden Amphioxe zusammenfallende Längsaxen
sich in der Verlängerung imter mehr oder weniger spitzen Winkeln schneiden. Dadurcli ist die Oberfläche
des Schwammes, wo Nadelbündel übereinander liegen, mit zahllosen winzigen Parallelogrammen über-
zogen. Mündungen von Kanälen sind nicht sichtbar.
Unter den fossilen Spongien steht der Schwamm ganz isoliert. Man kennt aber aus den Meeren
der Jetztzeit nah verwandte Formen , die Halichondrien. Die Angaben über das Dermal-Skelett der
lebenden passen auch auf die Oberflächenschicht der einzigen fossilen Art und auch hinsichtlich der äußeren
Form besteht eine sehr weitgehende Übereinstimmung. Z. B. besitzt Halichondria pelliculata Ridley
und Dendy (Chall. Monact. S. 5, Taf. I, Fig. 1) die gleiche nierenförmige Gestalt und auch ungefähr die-
selbe Größe wie unsere Halichondria Vosmaeri.
Alter und Facies: Scaphitenpläner.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (sehr selten).
AnzahIderuntersuchtenStüke:5.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
— 132 —
Fiiniilie Desmacidonidae Ridley u. Dendy.
(1887. Chall. Rep. Bd. XX, S. 62. — 1890. Lendenfeld, System d. Sp., S. 403.)
Meist mit chelcn Microscleren und häufig abstehenden Nadeln an den Skelettfasern. Fehlen
die Chele, so sind abstehende Nadeln vorhanden.
Esperites Carteri Zittel.
1876. Esperites Carlen Zittel, Coelopt., Taf. IV, Fig. 27—29.
1878. Esperites Carteri Zittel, Stud. III, S. 3.
Unter diesem Namen bildet Zittel aus der Quadratenkreide von Vordorf in Braunschweig S'gme
(1. c. Fig. 27 u. 28) und ein Isochel (1. c. Fig. 29) ab. Sigme treten in verschiedenen Familien auf, Chele
aber nur bei den Desmacidoniden.
Gattung Rhizopsis nov. gen.
(Skelettabbildung Texttafel VIII, Fig. 11.)
Wurzelartig zerschlitzte, zackige Lappen, die aus zu dichten Faserzügen vereinigten Amphioxen
und Amphistrongylen bestehen.
Obere Kreide.
Rhizopsis horrida nov. sp. (Tafel XIII, Fig. 4. — Texttafel VIII, Fig. 11.)
Im Scaphitenpläner von Nettlingen und in der Quadratenkreide von Oberg kommen zuweilen
bizarr gestaltete Schwammkörper vor, die man vielleicht mit einigem Recht als Desmacidoniden an-
sprechen kann.
Sie sind etwa kinderfaustgroß und bestehen aus wurzelartig zerschlitzten, zackigen Lappen. Ostien
felilen. Das Skelett besieht aus geraden oder leicht gekrümmten, glatten Amphioxen und Amphistron<rylen
von verschiedener Größe. Die kleinsten sind kaum 0,1 mm, die größten etwa 4 mm lang. Neben manchen
im Verhältnis zur Länge sehr schlanken Nadeln kommen auch kurze und dicke vor. Die Skelettelemente
sind der Länge nach eng aneinander gedrängt und bilden dadurch starke Faserzüge.
In der äußeren Form erinnert Rhizopsis horrida an Desmacidon grandis Ridley und Dendy (Chall.
Rep. Bd. 20, S. III, Taf. XXII, Fig. 1). Das Skelett dieser Art ist ,,very well developed; composed of
stout, branching, Axinella-like spiculo-fibre, made up of stout oxeote spicules", also ähnlich wie bei Rhiz-
opsis gebaut. Desmacidon grandis hat aber viel kleinere (nicht über 0,5 mm lange) und plumpere Mega-
sclere, die an der Oberfläche büschelförmig angeordnet sind.
Alter und Facies: Scaphitenpläner und Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (sehr selten), Oberg (sehr selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
— 133 —
Familie Scolioraphidae Schrammen.
(iy03. Zur Systematik dor Kioselspoiigien. Mitt. a. d. Roem.-Mus., No. 19, S. 21.)
Silicea, deren verfilzte, aber niemals durch Zygose verbundenen Megasclere geschlängelte oder un-
regelmäßig gekrümmte, an den Enden stumpfe, und in der ganzen Länge durch kragenförmige Anschwel-
lungen knorrige monaxone Rhabde sind. Einfache Stabnadeln von verschiedener Form und Größe können
außerdem vorkommen. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Die einzigen Vertreter dieser Familie sind die hier beschriebenen zwei Arten aus der oberen Kreide
Nordwestdeutschlands. Sonst sind weder aus den mächtigen und gründlich durchforschten Kreide-
bildungen von England und Böhmen, noch aus den durch die Tiefseeforschung immer mehr entschleierten
Tiefen der neuzeitlichen Ozeane Formen mit ähnlichen Gerüsten bekannt geworden.
Trotzdem ist es vielleicht nicht ausgeschlossen, daß auch jetzt noch Scolioraphidae leben. Bower-
bank ^) bildet nämlich ein aus dem Atlantischen Ozean stammendes ,,nodulated-cylindrico-vermiculatcd"
Spiculum ab, das sich, wie es scheint, nur durch schlankere Gestalt von den Megascleren der beiden
fossilen Arten unterscheidet.
Gattung Scolioraphis Zittel. J878.
(Skelettabbildung Texttafel VIII, Fig. 9.)
Krustenartige oder aus anastomosierenden Blättern bestehende Scolioraphidae.
Obere Kreide.
Scolioraphis tesselata Roem. sp. (Texttafel VIII, Fig. 9.)
1864. Enaulofungia tesselata Roemer, Sp., S. 41, Taf. XIV, Fig. 11.
1878. Scolioraphis cerebriformis Zittel, Stud. III, S. 5, Taf. XII, Fig. 1.
Der Schwammkörper bildet kinderfaustgroße, halbkugehge Krusten. Durch tiefe anastomosierende
Furchen ist die gewölbte Oberseite in zahlreiche Kämme und Höcker zerlegt. Die Unterseite ist etwas
ausgehöhlt. Ostien sind nicht sichtbar. Das Skelett ist sehr dicht und besteht fast ausschließlich aus
geschlängelten, an den Enden sturo.pfen und ihrer ganzen Länge nach durch kragenförmige Anschwellungen
knorrigen, monaxonen Rhabden, die ähnlich wie die Ophirhabde verfilzt und nie durch Zygose verbunden
sind. In geringer Menge kommen noch Style vor. Die Rhabde sind etwa 0,5 mm lang, die Style etwas kürzer.
V. Zittel hat wohl übersehen, daß die Art schon von F. A. Roemer, der sie zu der für Kalk-
schwämme kreierten, aber nach v. Zittel auf eine irrige Beobachtung basierten Gattung Enaulofungia
Fromentel stellte, benannt war.
Alter und Facies: Sandmergel der Granulatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (selten).
AnzahlderuntersuchtenStücke:4.
Das Original liegt im Hildesheimer Museum.
1) Monogr. Spong. I, Taf. I, Fig. 14.
— 134 —
Scolioraphis anastomans Zittel.
1878. Scolioraphis anaslomans Zittel, Stud. Ill, S. 5, Taf. XII, Fig. 1 (nicht Fig. 2).
Die Originaldiagnose lautet: ,,Schw. knollig, löcherig, aus dünnen, verschlungenen und anastomo-
sierenden Blättern bestehend. Skelett mit ziemlich langen, wurmförmig gekrümmten, knorrigen Nadeln,
denen sich in größerer Menge einfache Stabnadeln von verschiedener Größe und Form beimischen."
Ich selber habe kein Exemplar dieser Art auffinden können.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide und unteren Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Linden und Ahlten (sehr selten).
Monaxone Silicea incert. fam.
Gattung Opetionella v. Zittel. 1878.
Schwammkörper unregelmäßig knollig, rindenartig oder trichterförmig. Die Megasclere sind
große, dicht nebeneinander liegende Amphioxe. Kanalsystem und Microsclere unbekannt. Obere Kreide.
Auffälligerweise werden fossile Kieselspongien, bei denen als Megasclere nur große Amphioxe nach-
zuweisen sind, fast immer aus Ablagerungen beschrieben, in denen die Skelette durch Umwandelung
in Eisenhydroxyd etc. große Veränderungen erlitten haben, die eine genaue Untersuchung sehr erschweren
oder unmöglich machen. In den Kalkmergeln von Oberg und Misburg, wo die Skelette gewöhnlich so
gut erhalten sind, daß es bei Anwendung geeigneter Präparationsmethoden möglich ist, auch die kleineren
Megasclere zu erkennen, habe ich keine Formen angetroffen, die, wie z. B. die Opetionella- Arien nur aus
großen Amphioxen bestehen. Es liegt aber nahe, eine ähnliche Skelettzusammensetzung, wie die gut
erhaltenen Skelette besitzen, auch bei den in Eisenhydroxyd oder andere mineralische Massen umgewan-
delten zu vermuten. Die Opetionellaarten, deren Skelette durchgängig stark verrostet gefunden werden,
könnten also recht gut außer den großen Amphioxen noch kleine tetraxone Megasclere besessen haben,
die jetzt infolge ungünstiger Erhaltung nicht mehr nachzuweisen sind.
V. Zittel stellte Opetionella in die Nachbarschaft von Tethya lynciirium.
Opetionella radians v. Zittel.
1878. Opetionella radians Zittel, Stud. III, S. 4, Taf. XI, Fig. 1.
1880. Opetionella radians Zittel, Handb., S. 144.
Diese Art bezeichnet v. Zittel als Typus der Gattung. Sein Original ist ein etwas mehr als walnuß-
großes, etwa 12 mm dickes, rindenartiges Fragment, das aus dicht aneinander gedrängten, senkrecht zur
Oberfläche des Schwammes gestellten, 5 — 10 mm langen Amphioxen besteht. Kanalsystem unbekannt.
Alter und Facies: Cuvieri-Pläner.
Verbreitung und Vorkommen: Windmühlenberg bei Salzgitter.
Opetionella poculum n. sp. (Tafel XIII, Fig. 3.)
Der zusammengedrückt trichterförmige Körper des einzigen mir vorliegenden Exemplars hat
einen Längsdurchmesser von 4 cm, einen größten Querdurchmesser von 5,5 cm und einen kleinsten von
— 135 —
2,5 cm. Die Wandung ist 1,0 cm dick, das Paragasler lief eingesenkt. Außenseite runzelig. Ostien
und Kanäle sind nicht erhalten. Das Skelett ist vollständig in rostfarbiges Eisenhydroxyd umgewandelt
und besteht aus dicht aneinander gedrängten, mehrere mm langen Stabnadeln. Ob es Amphioxe oder
Style sind, kann ich nicht sicher unterscheiden.
Unter dem Namen Opetionella Klemmi erwähnt v. Zittel aus den Impressa-Kalken von Geislingen
in Württemberg einen ähnlich wie 0. poculum geformten Schwamm, der ebenfalls nur aus Stabnadeln
besteht. Schon aus der erheblichen Altersverschiedenheit der Fundschichten ist wohl zu folgern, daß Ope-
tionella Klemmi und Opetionella pocw^wm verschiedene Arten, oder Arten verschiedener Gattungen darstellen.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner.
Verbreitung und Vorkommen: NettUngen.
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Rhizomorinidae v. Zittel.
(1878, Studien über fossile Spongien II, S. 33.)
Das Stützskelett besteht aus kleinen, gestreckten oder in mehrere Arme geteilten, mit zahlreichen
wurzelartigen Ausläufern und Zäckchen besetzten monocrepiden Desmen (Rhizoclonen). Dernialia fehlen
oder sind als kleine monaxone Rhabde, monocrepide Kieselscheibchen oder tangential ausgebreitete
monocrepide Desme vorhanden. Die Microsclere sind Sigmaspire und Microrhabde oder fehlen.
Jura; Kreide; Jetztzeit.
Die lebenden Rhizomoriniden hat Sollas (Chall. Rep. Bd. 25, S. CXIX, CLIV, CLVI, CLVII,
CLVIII) in die Familien Scleritodermidae, Neopeltidae, Cladopeltidae und Azoricidae eingeteilt. Die
Scleritodermidae [Rhizomorinidae mit kleinen dermalen Amphistrongylen und Sigmaspiren im Innern),
Neopeltidae {Rhizomorinidae, deren Dermalia monocrepide Scheibchen sind) und Cladopeltidae {Rhizo-
morinidae ohne Microsclere, deren Dermalnadeln stark verzweigte, tangential ausgebreitete Desme sind)
enthalten nur ie eine récente Gattung. Alle anderen lebenden Genera, darunter auch Gastrophanella Sdt.,
Poritella Sdt., Azorica Carter und Amphibleptula Sdt., die unzweifelhaft in nahen Beziehungen zu
Gattungen aus der oberen Kreide stehen, rechnet Sollas zu den Azoricidae {Rhizomorinidae ohne be-
sondere Dermalnadeln und ohne Microsclere). Bei der Klassifikation der Kreide-Rhizomorinen konnte
die speziellere Einteilung von Sollas nicht zu Grunde gelegt werden, weil sie zur Voraussetzung die Kenntnis
der winzigen Dermalia und Microsclere hat, die durch den Versteinerungsprozeß zerstört werden.
Zu den Rhizomorinidae haben v. Zittel und Hinde auch die genera Chenendopora Lamx. emend.
V. Zittel und Pachinion v. Zittel gerechnet. Die typische Art der einen Gattung, Chenendopora fungi-
formis Lamx. ist aber eine Tetracladine (vgl. Texttafel VI, Fig. 7) und Pachinion gehört zu den Corallistidae.
Gattung Verruculina v. Zittel. 1878. — Syn. Amphithelion v. Zittel et auct.
(Skelettabbildung Texttafel VIII, Fig. 5, 6.)
Trichter-, Schüssel-, napf-, ohr- oder blattförmige, seltener plattig-ästige Rhizomorinidae mit
warzenförmig erhöhten Postiken auf der Innenseite (Oberseite), und porenartigen Ostien an der Außen-
— 136 —
Seite (Unterseite), oder mit warzenförmig erhöhten Postiken bezw. Ostien auf beiden Seiten. Oberfläche
mit Ausnahme der Kanalmündungen mit einer dichten Deckschicht überzogen, die aus einem innigen
Geflechte kleiner, stark verästelter Rhizoclone besteht. Von freien Kieselgebilden kommen gerade oder
gebogene Amphioxe vor.
Obere Kreide.
Nach HiNDES Vorgang rechne ich zu dieser Gattung die genera Verruculina v. Zitt. und Amphi-
thelion v. Zitt., die sich nur dadurch unterscheiden, daß bei der einen Gattung nur die Postiken, bei der
anderen auch die Ostien warzenförmig erhöht sind.
Von den hier beschriebenen 11 Arten erreichen V. tenuis, V. convoluta und V. seriatopora die größte
vertikale Verbreitung, denn sie gehen durch das ganze spongienführende Turon bis in das Senon mit
Belemnitella mucronata hinauf. Auf den Scaphiten-Plänor beschränkt sind F. miliaris und V. damae
cornis. V. crassa kommt im Scaphiten- und Cuvieri-Pläner vor, V. micrommata und Verruculina
angulata nur in der Sudmerbergfacies. V. macrommata, V. astraea und V. cupula sind obersenone Formen.
Verruculina tenuis Roem. sp.
1841. Mnnon tenue Roemer, Kr., S. II, Taf. I, Fig. 7.
1845—46. Manon miliare Reuss, Böhm. Kr., S. 78, Taf. XIX, Fig. 13.
1864. Chenendopora tenuis Roemer, Sp. S. 43, Taf. XV, Fig. 4.
1870. Chenendopora tenuis Ferdinand Roemer, Oberschlesion, S. 301, Taf. XXXI, Fig. 6, 7, 8 (non Fig. 1).
1877. Chenendopora tenuis Quenstedt, Pelr. V, S. 324, Taf. CXXXI, Fig. 8; Taf. CXXXII, Fig. 46—48.
1878. Amphithelion tenue Zittel, Stud. II, S. CO.
1883. Verruculina pustulosa Hinde, Catal. S. 39, Taf. III, Fig. 2, 2a.
1884. Amphithelion tenue Pocta, Beitr. II, S. 23.
1897. Amphithelion tenue Leonhard, Oberseh. Kr., S. 37.
1900. cf. Amphitlielion miliare Wollemann, Kreide von Biewende, S. 5.
1901. Amphithelion tenue Schrammen, Neue Kieselschw,, S. 21.
Der dünnwandige, ungestielte Schwammkörper ist ohr-, blatt-, napf-, tuten-, oder tellerförmig.
Jüngere, taler- bis handtellergroße Exemplare sind gewöhnlich flach, ältere neigen zur Faltenbildung,
wobei die lappigen Falten in unregelmäßiger Weise miteinander verwachsen können. Die Wandung ist
bei kleinen Exemplaren etwa 3 mm, bei mittelgroßen bis 5 mm dick. Ein ungewöhnlich großes Exemplar
aus dem Scaphiten Pläner von Oppeln (das dickste, welches ich kenne) mißt sogar 7 mm im Querschnitt.
Auf der Innenseite liegen in unregelmäßiger Anordnung kleine, bis 0,5 mm weite, warzenförmige Postiken.
(Auf 1 qcm 15 — 20.) Außenseite mit dichtstehenden, sehr feinen, bei günstiger Erhaltung etwas erhöliten
Ostien. (Auf 1 qmm etwa 4.) Habitus und Dimensionen des Schwammes bleiben voul Turon bis zur
Mucronatenkreide konstant. Nur vom Sudmerberg liegen mir 2 Fragmente vor, die wohl in der
Größe und Anordnung der Ostien und Postiken mit typischen Exemplaren übereinstimmen, aber ver-
hältnismäßig dicker sind.
RoEMERS erste Abbildung der Spezies (Kr. Taf. I, Fig. 7) ist mißlungen, die spätere Abbildung
(Sp. Taf. XV, Fig. 4) brauchbar.
Obgleich Roemer, der Begründer der Art, beide Namen identifiziert hat, glaubt Hinde, daß Manon
tenue Roem. aus dem Scaphiten-Pläner von Oppeln und Chenendopora tenuis Roem. aus dem Scaphiten-
— 137 —
Pläner von Heiningen, Salzgitter etc. verschiedene Arten seien und gibt darum den Formen au« dem
Senon von England, die mit denen des nordwestdeutschen Turon übereinstimmen, einen anderen Namen
(V. pustulosa). Die Oppelner Vorkommnisse, die Roemers erster Beschreibung zu Grunde lagen, sind
aber, wie mir eine Anzahl gut erhaltener Stücke, die ich selber in Oppeln gesammelt habe, bestätigen, von
den nordwestdeutschen, die Roemer später abgebildet und beschrieben hat, nicht spezifisch verschieden.
Ferdinand Roemer, der F. A. Roemers Original von Manon tenue nachgeprüft hat, identifiziert wie sein
Bruder M. tenue mit Chenendopora tenuis, die er als einen lappigen, ohr- oder trichterförmigen Schwamm,
,, welcher auf der Außenseite mit punktförmigen, dicht gedrängten, feinen Öffnungen mit wenig vorstehen-
dem Mündungsrand, auf der Innenseite mit größeren und entfernter stehenden Öffnungen mit ringförmig
vorstehendem Rand besetzt ist", beschreibt. Im übrigen bildet aber Ferdinand Roemer unter dem
Namen Chenendopora tenuis zwei verschiedene Arten ab. Fig. 6, 7 und 8 passen zur Diagnose und stimmen
auch mit den norddeutschen und englischen Exemplaren von Verruculina tenuis Roem. sp. überein. Figur 1
stellt dagegen eine andere Art, wahrscheinlich Verruculina convoluta Quenstedt sp. dar.
HiNDE, PocTA und Leonhard halten oMch Manon tenue Reuss (Böhm. Kr. S. 78, Taf. XX, Fig. 2)
für synonym mit Verruculina tenuis Roem. sp. aber m. E. nicht mit Recht. Eher könnte das von Reuss
1. c. Taf. XIX, Fig. 13 abgebildete Fragment von Verruculina tenuis herrühren.
Quenstedt unterscheidet drei Varietäten: var. simplex, complex und petiolata. Bei der enormen
Vielgestaltigkeit der Spezies wären unschwer noch einige hinzuzufügen.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner, Cuvieri-Pläner, Sandmergel der Westfalicus- Kreide^
Kalkmergel der Quadraten- und Mucronaten-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oppeln (s.), Netthngen (h.), Heere (z. s.), Sudmerberg
(s.), Misburg (s.), Oberg (s.), Biewende (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: Über hundert.
Verruculina damaecornis Roem. sp.
1864. Verrucospongia damaecornis Roemer, Sp. S. 45, Taf. XVI, Fig. 5.
1878. Amphithelion damaecorne Zittel, Stud. II, S. 60.
Der dünnwandige Schwammkörper ist blatt- oder ohrförmig, mit langen, schmalen, fingerartigen
Fortsätzen, zuweilen auch geweihartig verästelt. Selten wird der ohrförmige Teil mehr als talergroß;
die Fortsätze erreichen bis 5 cm Länge bei einer Breite von 5 — 10 mm. Dicke des Schwammkörpers bezw.
der Äste 5 mm. Außenseite mit feinen, zerstreut liegenden, bei günstiger Erhaltung warzenförmig erhöhten
Ostien. Die an der Innenseite liegenden Postiken sind ebenfalls warzenförmig erhöht und etwas größer.
In den Dimensionen der Ostien und Postiken stimmt die Art ungefähr mit Verruculina tenuis
überein. Bei Verruculina damaecornis liegen die Ostien aber nicht unregelmäßig über die Oberfläche
zerstreut, sondern sie stehen in Gruppen oder kurzen, 3^ — 6 Ostien enthaltenden Reihen.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner, Cuvieri-Pläner (?).
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (s. s.), Windmühlenberg bei Salzgitter
(n. Roemer).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
1) Geologie von Oberschlesien Taf. XXXII.
Palaeontographica. Suppl. V. 18
— 138
Verruculina convoluta Quenst. sp.
1870. Chenendopora tenuis Ferd. Roemer, Oberschl., Taf. XXXI, Fig. 1 (nicht Fig. 6, 7, 8).
1877. Spongia cotwoluta Quenstedt, Petr. V, S. 368, Taf. CXXXII, Fig. 49, 50, 51.
1878. Amphilhelion c.onvolulum Zittel, Stud. II, S. 60.
1883. Verruculina convoluta Hinde, Catal. S. 38, Taf. IV, F'ig. 1, Fig. la — d.
Der Schwammkörper ist ohr- oder blattförmig. Ältere, Handteller- bis handgroße Exemplare
werden etwa 6 mm dick. Bei einem ungewöhnlich großen Stück aus der Quadraten-Kreide von Misburg
beträgt die Dicke der Wandung sogar 1 cm. Außen- und Innenseite mit kleinen, dichtstehenden, bei
guter Erhaltung umwallten Ostien bezw. Postiken. (Auf 0,5 qcm etwa 60). An der Innenseite stehen
die Kanalmündungen wohl etwas weniger dicht, sind aber nicht größer wie an der Außenseite. Jeden-
falls erscheinen dem unbewaffneten Auge die Oberflächen beider Seiten des Schwammkörpers gleich.
Mit anderen Verruculinen ist V. convoluta kaum zu verwechseln. Eher ist schon eine Ver-
wechselung abgeriebener Exemplare mit Chonella- Avien möglich. Diese haben aber niemals umwallte
Kanalmündungen.
Alter und Facies: Scaphiten- und Cuvieri-Pläner, Kalkmergel der Quadraten- und
Mucronaten- Kreide.
Verbreit II n g und Vorkommen: Nettlingen (z. s.), Oppeln (s. s.), Dörnten, Mis-
burg (z. s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 12.
Verruculina crassa Roemer sp.
1864. Chenendopora crassa Roemer, Sp. S. 43, Taf. XVI, Fig. 1.
1877. Manon circumporosum Quenstedt, Petr. V, S. 372, Taf. CXXXII, Fig. 55.
1878. Amphithelion circumporosum Zittel, Stud. II, S. 60.
1878. Ampltithelion crassum Zittel, Stud. II, S. 60.
Der ziemlich dickwandige (1 — 1,5 cm), walnuß- bis mannsfaustgroße Schwammkörper ist bei aus-
gewachsenen Individuen gewöhnlich unregelmäßig trichterförmig, seltener ohrförmig. Jugendformen
sind keulenförmig und ähneln manchen S tichophy ma- Arten. Außen- und Innenseite mit gleich großen,
umwallten Ostien bezw. Postiken, die etwa um ihren 0,5 — 0,8 mm betragenden Durchmesser von einander
entfernt stehen. (Auf 0,5 qcm zähle ich an beiden Seiten 12 — 14 Ostien bezw. Postiken.)
Von Verruculina convoluta Qu. sp., bei de^r ebenfalls Außen- und Innenseite übereinstimmen, unter-
scheidet sich Verruculina crassa durch eine dickere Wandung und erheblich größere Kanalmündungen.
Verruculina macrommata Roem. sp. hat auf der Innenseite größere und auch weniger dicht zusammen-
stehende Kanalmündungen wie auf der Außenseite.
Die RoEMER'sche Abbildung ist recht schematisch, die Abbildung bei Quenstedt gut.
Alter und Facies: Scaphiten- und Cuvieri-Pläner.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (h.), Heere (z. s.), Gustedt.
Anzahl der untersuchten Stücke: 45.
— 139 —
Verruculina miliaris Reuss sp.
1845 — 46. Manon miliare Reuss, Böhm. Kr., S. 78, Taf. XIX, Fig. 11.
1878. Amphithelion miliare Zittel, Stud. II, S. 60.
188;î. Verruculina miliaris Hinde, Catal. S. 39, Taf. III, Fig. 3, 3a.
1884. Amphithelion miliare Pocta, Beitr. II, S. 24.
Der ziemlich dünnwandige, nämlich nur 0,5 cm dicke, ohr- oder unregelmäßig trichterförmige
Schwammkörper wird etwa handtellergroß. Außenseite mit kleinen, ca. 0,3 mm weiten, zerstreut liegenden,
warzenförmig erhöhten Ostien. Innenseite mit etwas größeren (ca. 1 mm weiten) und noch vereinzelter
hegenden, ebenfalls warzenförmigen Postiken. (Auf 1 qcm an der Unterseite 40 — 60, an der Oberseite
4 — 6 Kanalmündungen.)
Von Verruculina tenuis Roem. sp. unterscheidet sich die Art durch viel größere und weiter aus-
einanderliegende Postiken und auch durch weniger dicht zusammenstehende Ostien, von Verruculina
seriatopora Roem. sp. durch eine dünnere Wandung und größere, warzenförmig erhöhte und weiter aus-
einander liegende Ostien.
Ich habe von dieser nach Reuss im Cenoman von Böhmen häufigen Art nur zwei, allerdings aus-
gezeichnet erhaltene Exemplare im Scaphiten-Pläner von Nettlingen gefunden. In England soll sie
nach Hinde auch im Senon vorkommen.
Mit Hinde betrachte ich das von Reuss 1. c. Taf. XIX, Fig. Hau. b abgebildete Exemplar
als Typus der Art. Die bei Reuss unter Fig. 13 abgebildete Spongie stellt Hinde wohl mit Recht zu
einer anderen Spezies, nämlich zu Verruculina pustulosa Hinde = V. tenuis Roem. sp. (Man beachte,
daß Reuss die innere (obere) Seite als die äußere (untere) bezeichnet.)
Pocta meint irrtümlich, daß Quenstedt a. a. O. Taf. CXXXlll, Fig. 52 vom Sudmerberge ein
Bruchstück von V. miliaris Reuss sp. abbilde. Manon miliare Quenstedt ist synonym mit Verruculina
micrommata Roemer sp., einer von Verruculina miliaris Reuss sp. ganz verschiedenen Art.
Auch die Spongie, welche Zahalka (Beitr. zur Palaeontologie Österreich-Ungarns V, Taf. X,
Fig. 1 — 8) aus dem Senon von Raudnitz unter dem Namen V . miliaris Reuss beschreibt und abbildet,
stimmt nicht mit dem REUss'schen Typus überein. Sie hat viel größere und auch anders angeordnete
Ostien und Postiken.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Verruculina micrommata Roem. sp.
1841. Manon micrommata Roemer, Kr., S. 3, Taf. I, Fig. 4.
1864. Chenendopora micrommata Roemer, Sp. S. 42.
1877. Manon miliare Quenstedt, Petr. V, S. 370, Taf. GXXXII, Fig. 52.
1878. Verruculina micrommata Zittel, Stud. II, S. 59.
Der, nach den mir vorliegenden, bis handtellergroßen Fragmenten zu schließen, ohr- oder trichter-
förmige Schwammkörper ist verhältnismäßig dickwandig (1 — 2 cm). Außenseite wulstig und runzelig,
mit winzigen, dicht aneinander gedrängten Ostien. Innenseite mit ziemlich dichtstehenden, warzenförmig
— 140 —
erhöhten Postiken, die etwa 1,0 mm weit sind. (Auf 1 qcm 50 — 60.) Ganze Exemplare kenne ich nicht.
Auch RoEMER und Quenstedt bilden nur Fragmente ab. Der von Quenstedt I.e. Taf. CXXXII, Fig. 52r
abgebildete Querschnitt läßt die Wülste an der Unterseite, die den Schwamm vor den anderen V erruciilina-
Arten auszeichnen, gut erkennen. Quenstedt hat, im Gegensatz zu F. A. Roemer, den Schwamm gut
abgebildet. Die Abbildung Roemers wird aber durch eine prägnante Diagnose ergänzt.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Verruculina macrommata Roem. sp. (Texttafel Vlll, Fig. 6.)
1864. Verrucospongia macroinmala Roemer, Sp. S. 45, Taf. XVI, Fig. 4.
1878. Amphithelion macrommata Zittel, Stud. II, S. 60, Taf. III, Fig. 15.
1883. Verruculina Reussii Hinde, Catal. S. 40, Taf. V, Fig. 1, la.
1883. Verruculina macrommata Hinde, Catal. S. 40.
1883. Verruculina papillata Hinde, Catal. S. 41, Taf. V, Fig. 2, 2a.
1901. Amphithelion macrommata Schrammen, Neue Kieselschw., S. 21.
Der dickwandige Schwammkörper ist ohr- oder unregelmäßig trichterförmig. Außenseite mit
großen, ca. 1 mm weiten, mehr oder weniger dichtstehenden, bei günstiger Erhaltung warzenförmig erhöhten
Ostien. Die Postiken an der Innenseite sind ca. 2 mm weit, warzenförmig erhöht oder auch papillenartig
verlängert und liegen weiter auseinander wie die Ostien. (Auf 1 qcm stehen an der Außenseite 24 — 30,
an der Innenseite 5 — 7 Kanalmündungen. Bei den Exemplaren aus der Quadraten-Kreide liegen die
Ostien zerstreuter wie bei denen aus der Mucronaten-Kreide.) Die Wandung mittelgroßer Stücke ist
etwa 1,5 cm dick. V . macrommata kann sehr groß werden. Ich habe ein regelmäßig trichterförmiges Stück
gefunden, dessen Querdurchmesser beinahe einen halben Meter beträgt.
Mit anderen Verruculinen aus der oberen Kreide Nordwestdeutschlands ist die Art gar nicht zu
verwechseln.
Verruculina Reussi M'Coy (bei Hinde) und Verruculina papillata Hinde halte ich für Synonyme
von Verruculina macrommata. Nach Hinde sollen sich diese beiden Arten aus der oberen Kreide von
England von V. macrommata durch papillenartige Postiken unterscheiden. Solche besitzt aber nicht
selten auch Verruculina macrommata.
Der M'CoY'sche Name würde Priorität haben, wenn M'Coy seine Art deutlich charakterisiert hätte,
was aber nicht der Fall ist. Hinde meint zwar, es sei nicht schwierig aus M'Coys Beschreibung (eine
Abbildung hat M'Coy nicht gegeben), die Art wiederzuerkennen und doch irrt er sich selber, indem er
die von ihm unter dem Namen Verruculina Reussi M'Coy abgebildete Art mit V. circumporosa Quenst. sp.
(= V. crassa Roem. sp.) identifiziert, die sich von Hindes V. Reussi recht bestimmt durch auf beiden Seiten
gleichgroße und gleichmäßig verteilte Ostien bezw. Postiken unterscheidet.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronaten-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. h.), Oberg (z. h.), Adenstedt, Ahlten.
Anzahl der untersuchten Stücke: 24.
— 141 —
Verruculina seriatopora Roem. sp. (Tafel 21, Fig. 1. — Texttafel VIII, Fig. 5.)
1841. Manon seriatoporum Roemer, Kr., S. 3, Taf. I, Fig. 6.
1841. Manon distans Roemer, Kr., S. 3.
1864. Chenendopora seriatopora Roemer, Sp. S. 43.
1864. Chenendopora aurita Roemer, Sp. S. 43.
1877. Spongia marginata Quenstedt, Petr. V, S. 371, Taf. CXXXII, Fig. 53.
1878. Verruculina seriatopora Zittel, Beit.r. II, S. 59, Taf. IV, Fig. 1.
1878. Verruculina distans Zittel, Eeilr. II, S. 59.
1878. Verruculina aurita Zittel, Beitr. II, S. 59.
1880. Verniculina auriformis Zittel, Handb. S. 153, Fig. 68.
1883. Verruculina seriatopora Hinde, Catal. S. 36, Taf. Ill, Fig. 4.
1883. Verruculina plicata Hinde, Catal. S. 36, Taf. IV, Fig. 2.
1888 — 89. Verruculina aurita Griepenkerl, Königslutter, S. 16.
1895. Verruculina auriformis Zittel, Grundz., S. 51, Fig. 68.
1900. Verruculina aurita Wollemann, Kreide von Biewende, S. 4.
1901. Verruculina aurita Schrammen, Neue Kieselschw., S. 21.
Der ziemlich dickwandige, zuweilen Ys qm bedeckende, gewöhnlich aber nur faust- bis handgroße
Schwammkörpcr ist ohrförmig, plattig, pilz-, trichter- oder napfförmig. Die Wandung ist bei kleinen
und mittelgroßen Exemplaren etwa 1 cm, bei großen 1,5 — 2,0 cm dick. Außenseite mit winzigen, dicht-
stehenden, porenartigen oder etwas vorstehenden Ostien (4 auf 1 qmm). Innenseite mit ziemlich großen,
1 mm weiten, warzenförmig erhöhten Postiken. (Auf Iqcm 10 — 15.)
Verruculina seriatopora unterscheidet sich von Verruculina miliaris durch eine dickere Wandung
und durch die an der Unterseite dicht aneinander gedrängten und gewöhnlich porenartigen, (bei V. miliaris
zerstreut liegenden und immer warzenförmig erhöhten) Ostien.
Die Individuen aus den älteren Bänken der Quadraten-Kreide zeichnen sich vor denen aus den
jüngeren Bänken und aus der Mucronaten-Kreide durch dünnere Wandungen und kleinere Postiken aus.
In der Mucronaten-Kreide kommen zuweilen Exemplare vor, die wohl in der Anordnung und Größe der
Kanalmündungen mit dem Typus übereinstimmen aber ungewöhnlich dickwandig sind. Sie gehören
nicht zu einer von V. seriatopora verschiedenen Art, sondern sind sehr alte Individuen; dafür spricht
namentlich ihre immer sehr erhebliche Größe.
Wenn Verruculina seriatopora mit Verruculina Phillipsi Reuss sp. in der Tat synonym ist, wie
PocTA annimmt, so tritt sie in Böhmen schon imCenoman auf. In Norddeutschland findet man sie erst im
Turon und auch hier nur sehr selten. Ich habe V. Phillipsi Reuss sp. unter den Synonymen der Verru-
culina seriatopora nicht angeführt, weil die Böhmische Art nach Pocta keine wesentlichen Unterschiede
von V. micrommata Roemer sp. besitzen soll. Verruculina micrommata und V. seriatopora sind aber zwei
ganz erheblich verschiedene Arten und nicht wie Pocta mit Quenstedt annimmt, Extreme derselben
Entwicklungsreihe.
Roemer teilte die alte Gattung Chenendopora, welche vornehmlich Verruculina- Arten ent-
hielt, in zwei Gruppen: becher- oder trichterförmige und in ohrförmige Chenendoporidae. Die Folge davon
waren zahlreiche Arten, die, wie z. B. Ch. aurita Roemer nur eine Bereicherung der Synonymie darstellen.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner, untersenone Sandmergel, Grünsand der Quadraten-
Kreide, Kalkmergel der Quadraten- und unteren Mucronaten-Kreide.
— 142 —
Verbreitung und Vorkommen: Neitlingon (s. s.), Sudmerberg (z. h.), Misburg (z. Ii.),
Oberg (z. h.), Adenstedt, Boimsdorf, Biewende.
Anzahl der untersuchten Stücke: ül)or 100.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Verruculina cupula nov. nom.
1864. Ckenendopo/a marguiala Hoiomer, S]1., S. 42.
1888 — 89. Verruculina luargiiuita Giuepenkiuil, Königslutter, S. 16.
1900. Verruculina marginata Wollkmann, Kreide von Biewende, S. 4.
1901. Verruculina marginata Sciikammen, Neue Kieselscluv., S. 21.
Der sehr dickwandige, selten mehr als faustgroße Schwammkörper ist napfförmig, oder bei jüngeren
Individuen auch wohl keulenförmig, mit flachem oder wenig vertieftem Paragaster. Außenseite mit
mehr oder weniger dicht zusammenstehenden, porenartigen oder leicht warzenförmig erhöhten Ostien.
Die Postiken an der Innenseite hegen zerstreut und sind stark warzenförmig erhöht. Durchmesser der
Ostien 0,5 mm und mehr, der Postiken bis 2 mm. (Auf 1 qcm 6 — 10 Postiken.)
V. cupula unterscheidet sich von V. seriatopora durch eine dickere Wandung, gedrungenere
Gestalt und durch größere Kanalmündungen an beiden Seiten.
Diese Spezies ist walu'scheinlich die Spongia oder Chenendopora marginata, die verschiedene Autoren
Phillips zuschreiben, stimmt aber mit der Verruculina-Art, die Phillips als marginata beschrieben
und abgebildet hat, nicht überein.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und unteren Mucronaten-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (s.).
A n z a Ii 1 der untersuchten Stücke: 8.
Verruculina astraea Hinde.
188:i. Verruculina astraea Hinde, Calal., S. :^.7, Taf. III, Fig. 5, 5a.
Der dünnwandige, bis handgroße Schvvammkörper ist plattig, teller-, trichter- oder ohrförmig.
Innenseite mit ziemlich weit auseinander liegenden, unregelmäßig verteilten, warzenförmigen Postiken,
zwischen denen zahlreiche anastomosierende Horizontalkanälchen, welche z. T. von den Postiken stern-
förmig ausstrahlen, die Oberfläche durchfurchen. Außenseite mit winzigen, bei günstiger Erhaltung warzen-
förmig erhöhten Ostien, die etwa um ihren X)urchmesser , oder etwas mehr oder weniger weit von
einander entfernt sind. Dicke der Wandung: ca. 5 mm. Durchmesser der Postiken ca. 1,0 mm, der
Ostien ca. 0,3 mm.
V. astraea unterscheidet sich von den anderen Arten recht deutlich durch die sternförmigen Ana-
stomosen, die von den Postiken ausgehen.
Aller und Facies: Kalkmergel der unteren Mucronaten-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
— 143 —
Verruculina angulata nov. sp.
Regelmäßig oder unregelmäßig kreisel- oder tischförmig, mit abgestutztem Rand, der bei älteren
Exemplaren kurze, ohrförmige oder lappige Fortsätze bilden kann, und ebener Oberseite; kurz gestielt
oder sitzend. Außenseite mit dicht zusammenstehenden porenartigen Ostien. Die ca. 1 mm weiten
Postiken sind gewöhnlich warzenförmig erhöht und in Abständen von 2 — 3 mm über die ganze Scheitel-
fläche zerstreut. Ausgewachsene Individuen werden über 10 cm hoch und dick. Junge Exemplare
erinnern an Jereica- und S tichophy ma- Arten. Sie unterscheiden sich aber von den letzteren durch eine
feinporöse Außenseite, von ersteren durch die kleineren und stets warzenförmig erhöhten Postiken.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Slichophyma Pomel emend, v. Zittel. 1878.
Walzen-, keulen- oder kreiseiförmige Rhizomorinidae. Im abgestutzten Scheitel große, vorstehende
Postiken von Vertikalaporhysen. Außenseite mit ziemlich großen, zerstreut liegenden oder gleichmäßig
verbreiteten, warzenartig hervorragenden oder einfachen Kanalmündungen. Die Außenseite ist zuweilen
mit einer, aus einem innigen Geflecht kleiner, stark verästelter Rhizoclone zusammengesetzten Deck-
schicht überzogen, die aber die größeren Kanalmündungen freiläßt.
Obere Kreide.
Stichophyma verrucosa Roem. sp.
?1845— 46. Manon sparsum Reuss, Böhm. Kr., S. 78, Taf. XVIII, Fig. 12—20.
71845. Manon turbinaium Reuss (nicht Roemer), Böhm. Kr., S. 78, Taf. XIX, Fig. 1—6.
1864. Polyjerea verrucosa Roemer, Sp., S. .35, Taf. XIII, Fig. 5.
1878. Manon turbinaium Quenstedt (nicht Roemer), Petr. V, S. 372, Taf. CXXXII, Fig. 12.
1878. Polyjerea verrucosa Quenstedt, Pelr. V, S. 425, Taf. CXXXV, Fig. 12.
1878. Stichophyma verrucosa Zittel, Stud. II, S. 61.
?1884. Stichophyma iurbinata Pocta, Beitr. II, S. 25.
?1884. Slichophyma sparsa PofiTA, Beitr. II, S. 26.
Walzen- oder keulenförmig, mit abgerundetem oder abgestutztem Scheitel und scheibenartig ver-
breiterter Basis. Außenseite mit großen, vereinzelt liegenden oder zu kleinen Gruppen vereinigten warzen-
förmig erhöhten Kanalmündungen. Auch im Scheitel mehr oder weniger zahlreiche, umwallte oder ein-
fache Postiken, die ebensogroß oder nur wenig größer wie die warzenförmigen Ostien an der Außenseite
sind. Durchmesser der Ostien und Postiken 1,5 — 2 mm. (Auf. 1 qcm stehen 8 — 12.) Stichophyma i>errn-
cosa kann 20 cm lang und am vorderen Ende bei keulenförmigen Exemplaren bis 5 cm dick werden.
So große Stücke gehören aber zu den Ausnahmen und kommen nur im Cuvieri-Pläner vor. Die Jugend-
formen ähneln jungen Individuen von Stichophyma multiformis, unterscheiden sich aber von juvenilen
Exemplaren dieser jüngeren Art durch etwas größere und vereinzelter stehende Ostien.
— 144 —
Ob Stichophyma turbinata Reuss sp. und Stichophyma verrucosa Roem. sp. in der Tal Synonyme sind,
kann ich in Ermangelung Böhmischen Vergleichsniaterials nicht entscheiden. Zweifellos stehen aber Sticho-
phyma turbinata Reuss und ihre von Reuss und Pocta Stichophyma sparsa genannte Jugendform Roemers
Stichophyma verrucosa näher wie der Stichophyma turbinata dieses Autors.
Alter und Facies: Scaphiten- und Cuvieri-Pläner.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (z. s.), Groß- und Klein-Heere (s.),
Langelsheim (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 15.
Stichophyma robusta nov. sp. (Taf. XXII, Fig. 1).
Kanalsystem wie bei Stichophyma verrucosa, aber von dieser Art leicht zu unterscheiden an der
eckig-kreiselförmigen oder tischförmigen Gestalt. Über der lappigen Fußscheibe ist der Stiel nur 2 cm
dick. Von da ab verbreitert sich der Körper so schnell, daß der Querdurchmesser, der am vorderen Ende
10 cm beträgt, schon wenig über der Mitte größer ist wie der ganze, 7 cm betragende Längsdurchmesser.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Stichophyma turbinata Roem. sp.
1840 — 41. Manon turbinalum Roem kr, Kr., Ö. 3, Taf. I, Fig. 5.
1864. Verrucospongia turbinata Roemer, Sp., S. 44.
1878. Stichophyma turbinata Zittel, Stud. II, S. 61, Taf. IV, Fig. 5.
1883. Stichophyma turbinata Hinde, Catal., S. 41.
?1888 — 1889. Stichophyma turbinata Griepenkerl, Königslutter, S. 16.
Kreiseiförmig, mit flachem, abgerundetem oder abgestutztem Scheitel. Außenseite mit zerstreut
liegenden, warzenförmig erhöhten oder auch nur porenartigen, 0,5 — 1,0 mm weiten Ostien. (30 — ^60 auf
1 qcm.) Auf dem Scheitel zahlreiche umwallte oder flache Postiken (auf 1 qcm 6 — 12), deren Durchmesser
1 — 2 mm beträgt. (Bei jungen Individuen sind sie aber gar nicht oder nur wenig größer wie die Ostien.)
Ausgewachsene Exemplare werden nur etwa 6 cm lang und zuweilen am vorderen Ende fast ebenso dick.
Die Art bleibt demnach weit hinter den Dimensionen der nächstverwandten Spezies Stichophyma multi-
formis zurück, von der sie sich übrigens auch durch kreiseiförmige Gestalt, viel kleinere Postiken
und zerstreuter liegende und gewöhnlich warzenförmig erhöhte Ostien unterscheidet. Das einzige. Exem-
plar, welches ich in der Quadraten- Kreide gefunden habe, zeichnet sich vor den typischen Stücken vom
Sudmerberg durch etwas kleinere Kanalmündungen aus , stimmt aber sonst mit dem Typus überein.
Griepenkerl führt die Art aus dem Obersenon von Königslutter an; ob mit Recht, kann ich
nicht sagen.
Nach PocTA soll sie auch im Cenoman von Böhmen vorkommen. Es handelt sich da aber m. E.
um eine Form, die Stichophyma verrucosa Roemer sp. nahesteht.
— 145 —
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel, obersenone Kalkmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (h.), Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 9.
Stichophyma multiformis Bronn s]).
18:i7. Siphonia midhformis Bronn., Leth., Taf. XXVII, Fig. 20.
1864. Jerea multiformis Roemer, Sp., S. 33.
1901. Jereica multiformis Schrammen, Neue Kieselschw., S. 21.
1902. Jereica multiformis Schrammen, Neuo Hexact., S. 3.
1883. Stichophyma tumida Hinde, Catnl., S. 41, Taf. V, Fig. 3, 4.
Walzen- oder keulenförmig, mit abgestutztem oder abgerundetem Scheitel und ringförmigen Quer-
wülsten und Einschnürungen, lang gestielt. Im Scheitel mehr oder weniger zahlreiche, um ihren Durch-
messer von einander entfernte umwallte oder seichte Postiken. Außenseite mit runden Ostien, die bei
jungen Individuen und an der Basis älterer vereinzelt oder in kleinen Gruppen stehen, sonst aber als poren-
artige Löcherchen ziemlich dicht und gleichmäßig über die Oberfläche verteilt sind. Durchmesser der
Postiken 2 — 5 mm, der Ostien ca. 1,0 mm. (Auf 1 qcm 50 — 60 Ostien.)
Den Namen multiformis führt die Art nicht mit Unrecht. Denn je nachdem die Bildung ring-
förmiger Querwülste, durch die der Schwammkörper in übereinander liegende Abschnitte zerlegt wird,
in der Nähe der Basis oder mehr in der oberen Hälfte erfolgt, wird die Gestalt des Schwammes mehr ab-
gestutzt kegelförmig oder mehr keulen- und umgekehrt flaschenförmig. Am häufigsten sind walzenförmige
Exemplare, bei denen sich die ringförmigen Anschwellungen in annähernd gleichen Abständen wiederholen.
Mittelgroße Individuen sind etwa 15 cm lang und 5 — 10 cm dick. Das größte mir bekannte Stück erreicht
die stattliche Länge von 55 cm, während das kleinste nur 3,5 cm lang ist.
Stichophyma multiformis unterscheidet sich von Stichophyma turbinata durch langgestreckt-
walzenförmige (bei St. turbinata niedrig-kreiseiförmige) Gestalt, durch größere Postiken und dichter ge-
stellte Ostien.
Die Spezies kann leicht mit Jereica polystoma Roem. sp. verwechselt werden. Nach der äußeren
Form sind die beiden Arten kaum zu unterscheiden. Die Jereica-Ari hat aber an der Außenseite nur
ganz winzige und sehr dicht zusammenstehende Ostien.
Jugendstadien von Stichophyma multiformis erinnern durch ihre Gestalt und die Anordnung und
Größe der Ostien und Postiken an ausgewachsene Individuen von Stichophyma verrucosa Roem. sp.
Man darf vermuten, daß die senone Art eine Umbildung der turonen darstellt. In Nordwestdeutsch-
land sind ja die Schichten, in denen die Übergangsformen zu suchen wären, nicht in Spongienfacies
entwickelt. Vielleicht ist aber Hindes Stichophyma tumida aus dem Upper Chalk von Flamborough (eine
genauere Angabe des Horizontes fehlt bei Hinde), die sich, nach der Abbildung zu urteilen, von typischen
Exemplaren der St. multiformis durch etwas weiter gestellte und warzenförmig erhöhte Ostien unter-
scheidet, ein Glied der Entwicklungsreihe Stichophyma verrucosa — Stichophyma multiformis.
v. ZiTTEL hat Siphonia multiformis Bronn (= Stichophyma multiformis Bronn sp.) irrtümlich an
Jerea-Arien, die ja zu den Tetracladinen gehören, angeschlossen.
Falaeontographica. Suppl. V. 19
— 146 —
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronaten- Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. h.), Oberg (z. h.), Adenstedt (z. b.),
Biewende (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 40.
Gattung Jereica v. Zittel. 1878.
Walzenförmige, kugelige, kreisel-, birn-, keulen- oder umgekehrt kegelförmige Rhizomorinidae.
Im abgestutzten, zugespitzten oder vertieften Scheitel große Postiken von vertikalen Aporhysen. Außen-
seite gleichmäßig mit dichtstehenden, porenförmigen Ostien von haarfeinen radialen Epirhysen besetzt.
Obere Kreide.
Jereica punctata (Münster) Goldf. sp.
1826—33. Siphonio punctata (Münster) Goldfuss, Petr. Germ-, Taf. LXV, Fig. 13.
1841. Siphonia punctata Roemer, Kr., S. 4.
1864. Jerea punctata Roemer, Sp., S. 32.
1877. Spumispongia punctata foveata Quenstedt, Petr. V, S. 405, Taf. CXXXIV, Fig. 12.
1878. Jereica punctata Zittel, Stud. II, S. 63.
1883. Jereica punctata Hinde, Catal., S. 42.
Kugelig oder birnförmig, mit abgerundetem, abgestutztem oder ganz leicht vertieftem Scheitel,
kurz gestielt. Im Scheitel zahlreiche, dicht zusammenstehende, rundliche Postiken, deren Durchmesser
etwa 2 mm beträgt. Oberfläche mit porenartigen Ostien. Ausgewaclisene Exemplare sind etwa faustgroß.
Jereica punctata kann leicht mit Coelocorypha subglobosa v. Zittel verwechselt werden, namentlich,
wenn die Scheitelregion nicht gut erhalten ist. (Die Außenseiten beider Arten sind gleich; Coelocorypha
subglobosa hat aber eine einfache Centraihöhle.) Quenstedt z. B. bildet unter dem Namen Spumispongia
punctata Exemplare von Coelocorypha subglobosa (1. c. Taf. CXXXIV, Fig. 9, 10 u. 14) und von Jereica
punctata (1. c. Fig. 12) ab.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (häufig).
AnzahlderuntersuchtenStücke:15.
Jereica excavata nov. sp.
Kugelig oder birnförmig, mit mehr oder weniger stark vertieftem Scheitel, sitzend oder kurz gestielt.
In der Scheitelgrube zahlreiche, etwa um ihren Durchmesser von einander entfernte, 2 mm weite runde
Postiken. Außenseite mit dicht zusammenstellenden porenartigen Ostien. Diese Art, die sich von der
älteren aber in ähnlicher Facies vorkommenden Jereica punctata hauptsächlich durch eine wohl ausgeprägte
Scheitelvertiefung unterscheidet, erreicht auch größere Dimensionen. Das größte mir vorliegende Exem-
plar ist 11 cm hoch und fast ebenso dick.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Adenstedt-Bülten (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 7.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
147 —
Jereica turbo no v. sp.
Regelmäßig kreiseiförmig, mit abgestutztem Rand und flachem Scheitel, sitzend. Von der 2 cm
dicken Basis ab nimmt der Körper schnell und gleichmäßig an Dicke zu und erreicht am Scheitel seinen
größten, etwa 10 cm betragenden Querdurchmesser, der den Längsdurchmesser fast um das doppelte
übertrifft. Oberfläche der Außenseite wie bei den anderen Arten. Die etwa 2 mm im Durchmesser halten-
den Postiken sind auf eine kleine Stelle in der Mitte des Scheitels beschränkt.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Gr. Ilsede (s. selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Jereica polystoma Roem. sp.
1864. Jerea polystoma Roemer, Sp., S. 34, Taf. XII, Fig. 5.
1877. Spongites cellulosus Quenstedt, Petr. V, S. 386, Taf. CXXXIII, Fig. 16.
1878. Jereica polystoma Zittel, SUid. II, S. 63, Taf. IV, Fig. 11.
1883. Jereica polystoma Hinde, Catal., S. 42.
1888 — 89. Jereica punctata Griepenkerl, König.slutt.er, S. 17.
1901. Jereica polystoma Schrammen, Neue Kieselschw., S. 21.
Cylindrisch, walzen- oder keulenförmig; glatt oder mit schwachen, ringförmigen Wülsten; lang-
gestielt. Oberfläche gleichmäßig mit dicht zusammenstehenden, porenartigen, sehr selten auch pustelartig
erhöhten Osticn besetzt. Im abgerundeten oder abgestutzten und zuweilen leicht vertieften Scheitel
zahlreiche große, rundliche Postiken von 2 — 5 mm Durchmesser. Mittelgroße Exemplare werden schon
über 20 cm lang und Stücke von 40 — 50 cm Länge gehören nicht zu den seltenen Vorkommnissen.
Bei typischen Exemplaren beträgt der Querdurchmesser etwa V4 — Ve des Längsdurchmessers, selten mehr.
Jereica polystoma kann leicht mit Stichophyma multiformis Bronn sp., die mit ihr in der Gestalt,
den Dimensionen und Postiken fast übereinstimmt, verwechselt werden. Ein sicheres Unterscheidungs-
merkmal giebt aber die Größe der Ostien ab, welche bei der Jereica-Art sehr klein und porenartig, bei
Stichophyma multiformis ziemlich groß und häufig auch warzenförmig erhöht sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronaten- Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (häufig), Oberg (häufig), Ahlten, Biewende,
Boimsdorf.
Anzahl der untersuchten Stücke: 100.
Jereica tuberculosa Roem. sp.
1864. Jereica tuberculosa Roemer, Sp., S. 35, Taf. XIII, Fig. 3.
1878. Jereica tuberculata v. Zittel, Stud. II, S. 63.
1902. Jereica polystoma var. tuberculosa Wollem.vnn, Lüneburger Kreide, S. 8,
Allgemeine Körperform, Dimensionen und Kanalsystem wie bei Jereica polystoma Roem. sp., aber
vor dieser Art durch zahlreiche, etwa nußgroße, halbkugelige oder fingerförmige Auswüchse ausgezeichnet.
Ob man die eigentümlichen Knoten als Arteigentümlichkeit ansehen darf, könnte fraglich sein.
Ganz ähnliche Knollen, die aber durch schmarotzende Cirrhipedien (Acasta) hervorgerufen werden, hat
nämlich Doederlein (Stud, an jap. Lithistiden S. 71) an recenten Discodermien beobachtet.
— 148 —
Alter und Facies: Kalkmergel der unteren und mittleren Mucronaten-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Ahlten (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 15.
Jereica oligostoma nov. sp.
Kegelförmig, umgekehrt birnenförmig oder tannenzapfenförmig; glatt oder mit ringförmigen Quer-
wülsten, die zuweilen lappige Fortsätze bilden, und gewöhnlich in der Nähe der Basis oder doch wenigstens
an der unteren Hälfte der Spongie liegen. Oberfläche mit dicht zusammenstehenden porenartigen Ostien.
Auf dem zugespitzten Scheitel einige rundliche Postiken von 1,5 — 3 mm Durchmesser. Der Stiel geht
nicht wie bei /. polystoma allmählich in einen nach vorn immer dicker werdenden Schwammkörper über,
sondern er ist scharf abgesetzt, indem der Schwamnikörper dicht über dem Stielansatz unvermittelt so
stark an Dicke zunimmt, daß der größte Querdurchmesser schon im unteren Drittel erreicht wird. Das
kleinste der mir vorliegenden p]xemplare ist, ohne Stiel gemessen, 5 cm lang, an der dicksten Stelle 4,5 cm,
und am Scheitel 1,0 cm dick. Das größte ist 10 cm lang und an der dicksten Stelle 9 cm, am Scheitel aber
nur 2 cm dick.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronaten-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (s.), Adenstedt (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Stachyspongia v. Zittel. 1878.
Cylindrische oder walzenförmige Rhizomorinidae mit tiefem, röhrenförmigem Paragaster. An
der Außenseite ziemlich große, kegelförmige, zitzenartige oder warzige Höcker. Kanalsystem wie bei
Scytalia.
Obere Kreide.
Stachyspongia ramosa Quenstedt sp.
1877. Spongia ramosa Quenstedt, Petr. V, S. :î99, Taf. CXXXIV, Fig. 7 (?), Fig. 8.
Cylindrisch, walzen- oder keulenförmig, gerade oder gekrümmt, mit abgestutztem oder abgerundetem
Scheitel, gestielt. Paragaster sehr tief und eng. Sonst wie Stachyspongia spica, von der sich die Art
hauptsächlich durch gradieren Bau unterscheidet. Das größte mir vorliegende Exemplar ist ohne Stiel
30 cm lang, aber nur 3 cm dick. Exemplare von Stachyspongia spica, die nur halb so lang sind, sind
gewöhnlich fast noch einmal so dick. Ich besitze aber auch Stücke von Stachyspongia ramosa, bei denen
die Durchmesser sich fast wie bei Stachyspongia spica verhalten, die aber mittelgroßen ^pica-Exemplai'en
an Größe erheblich nachstehen.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 50.
— 149 —
Stachyspongia spica Roem. sp.
1864. Siphonocoelia spica Roem., Sp., S. 30, Taf. XI, Fig. 5.
1878. Stachyspongia spica Zittel, Stud. II, S. 65, Taf. V, Fig. 5.
1883. Stachyspongia spica Hinde, Calal., S. 45, Taf. VI, Fig. 2.
Cylindrisch, gerade oder leicht gekrümmt, mit tiefem und gewöhnlich engem Paragaster, gestielt.
Außenseite mit ziemlich langen, zitzon- oder kegelförmigen Zacken, die der Spongie einen eigentümlich
stacheligen Habitus geben aber gewöhnlich im Gestein stecken bleiben. Von den Zitzen laufen bis 1 mm
breite Furchen herab, die zwischen den Zitzen anastomosieren und dadurch eine ziemlich stark ausgeprägte
Runzelung der Oberfläche verursachen. Mein größtes Exemplar ist 21 cm lang (ohne Stiel), 5 cm dick,
und hat bis 1 cm lange, und an der Basis 0,5 — 1 cm dicke Zitzen.
RoEMERs Abbildung ist nicht ganz korrekt. So stark nach vorn gerichtet sind die Spitzen der Zilzcii
niemals. Auch sind die Zitzen nicht so regelmäßig angeordnet.
Alter und Facies: Cuvieri-Pläner.
Verbreitung und Vorkommen: Heere (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Stachyspongia tuberculosa Roem. sp.
1864. Siphonocoelia tuberculosa Roemer, Sp., S. 29, Taf. XI, Fig. 4.
1878. Stachyspongia tuberculosa Zittel, Stud. II, S. 65.
1889. Stachyspongia tuberculosa Griepenkerl, Kreide von Königslutter, S. 18.
10 — 15 cm lange, bis 4 cm dicke Cylinder oder Walzen mit abgestutztem oder abgerundetem
Scheitel und tiefem und ziemlich engem Paragaster, gestielt oder sitzend. Oberfläche mit zahlreichen
rundlichen Höckern und Warzen, von denen feine Radialfurchen herablaufen, die zwischen den Höckern
Verzweigungen bilden. Stachyspongia tuberculosa unterscheidet sich von den beiden älteren Arten da-
durch, daß bei ihr die zitzenartigen Stacheln auf Höcker und Knötchen reduziert sind, und durch feinere
Runzelung der Oberfläche.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel. Mergel und Kalke der Quadraten- und
Mucrona ten - Kreide .
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (s.), Glentorf (h.), Misburg (s. s.)
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Gattimg Scytalia v. Zittel. 1878.
Walzen-, kreisel-, keulen- oder cylinderförmige Rhizomorinidae mit einfacher, tiefer Centraihöhle.
Außenseite mit feinen Ostien. Paragaster mit etwas größeren Postiken. Zuweilen ist die Außenseite
mit einer glatten und dünnen Kieselhaut überzogen.
Obere Kreide.
— 150
Scytalia terebrata Phill. sp. (Taf. XXI. Fig. 3).
»
1835. Spongia terebrata Phill., Geol. Yorksh., S. 90, Taf. I, Fig. 10.
?1845 — 'i6. Cnemidium pertusuin Reuss, Böhm. Kr., S. 71, Taf. XVI, Fig. 8, 14.
1864. Jerea turbinala Roemer, Sp., S. 32, Taf. XII, Fig. 1.
1878. Scytalia terebrata Zittel, Stud. II, S. 65.
1878. Scytalia turhinata Zittel, Stud. II, S. 65.
?1878. Scytalia pertusa Zittel, Stud. II, S. 65.
1883. Scytalia terebrata IIi\de, Catal., S. 45.
?1884. Scytalia pertusa Pocta, Beitr. II, S. 28, Taf. II, Fig. 2 und Textfiguren.
?1886. Scytalia pertusa Zahalka, Wiener Akad. d. Wissensch., Bd. XCII, S. 649.
1889. Scytalia turbinata Griepenkerl, Königslutter, S. 18, Taf. II, Fig. 4.
Dick keulen-, kreisel- oder dick walzenförmig, glatt oder mit konzentrischen Wülsten, gestielt mit
scheibenartiger Verbreiterung oder wurzelförmiger Zerschlitzung des Stielendes. Scheitel abgestutzt oder
abgeschrägt. In seiner Mitte die runde Öffnung der tiefen Zentralhöhle. Die Außenseite ist zuweilen
mit einer glatten Kieselhaut überzogen, die aber gewöhnlich fehlt. Dann ist die Oberfläche mit dicht
aneinanderliegenden, nadelstichartigen Ostien bedeckt. Wo die Oberfläche noch weiter abgerieben ist,
kommen zahlreiche, ca. 1 mm weite Kanalmündungen zum Vorschein, von denen grobe Kanäle schräg
von unten nach oben in die Wandung eindringen. Verlauf und Verzweigungen dieser Kanäle
kann man gut am Scheitel der Spongie, wo sie sich als Furchen darstellen, beobachten. Sie münden
mit ziemlich großen, dicht aneinander liegenden Postiken auf der Paragasterwandung. Mein kleinstes
Exemplar, es ist das geologisch älteste und stammt aus dem Scaphilen-Pläner von Nettlingen, ist 7 cm
hoch und ca. 3,5 cm dick. Paragaster 0,7 cm weit. Mein größtes, ein Prachtstück aus der Mucronaten-
Kreide von Misburg, ist 25 cm lang und 10 cm dick, mit 2 cm weitem Paragaster.
PocTA will im Skelett der Scytalia pertusa ,,hier und da deutlicher vierstrahlige Elemente" gefunden
haben, „so daß diese Art sozusagen einen Übergang von den Rhizomorinen zu den Tetracladinen bildet".
Die Ähnlichkeit der von Pocta beobachteten Rhizoclone mit Tetraclonen kann aber nur eine zufällige
vmd rein äußerliche sein, und der Schluß auf nähere Beziehungen zwischen Scytalia pertusa und den Tetra-
cladinen ist durchaus unbegründet.
Ob Scytalia terebrata Phill. sp. und Scytalia pertusa Reuss sp. Synonyme sind, möchte ich in Er-
mangelung böhmischen Vergleichsmaterials nicht entscheiden. Es ist aber nicht unwahrscheinlich. Im
umgelagerten Cuvieri-Pläner von Oppeln kommen nämlich neben Formen, die sich gar nicht von typischen
terebrata-?)i\xcken unterscheiden, auch Exemplare vor, die wie die von Pocta und Zahalka beschriebenen
und abgebildeten Stücke von Scytalia pertusa am Basalteil ringförmige Wülste mit knotigen und lappigen
Anhängseln und Auswüchsen besitzen. In diesen Bildungen, die vielleicht nur Wachstumseigentümlich-
keiten darstellen, scheint aber der einzige Unterschied zwischen Scijtalia terebrata und Scytalia pertusa
zu bestehen.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner, Cuvieri-Pläner, ? Cenoman (Korytzaner Schichten),
Kalkmergel der Mucronaten- und Quadraten- Kreide. ? Priesener Schichten.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingcn (s. s.), Salder, Heere (z. s.), Oppeln
(h.), Misburg, Oberg, Adenstedt, Glentorf.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 50.
— 151 —
Scytalia terebrata Phill. sp., var. elongata Pocta.
?1884. Scytalia pertu^a Reuss sp., var. elongata Pocta, Beitr. II, S. 29, Fig. 16.
Zylindrisch, mit zahlreichen, dicht übereinanderliegenden, konzentrischen Runzeln und Wülsten,
gestielt oder sitzend. Scheitel abgestutzt. In seiner Mitte die runde Öffnung des tiefen und engen Para-
gasters. Oberfläche und Kanalsystem wie bei Scytalia terebrata, von der sich die Art namentlich durch
verhältnismäßige Schlankheit und langgestreckte Zylinderform unterscheidet. Das Verhältnis des Längs-
durchmessers zum Querdurchmesser ist bei Scytalia terebrata ungefähr wie 2:1, bei var. elongata aber
wie 3 oder 4:1.
Auch bei der Varietät habe ich an Exemplaren aus dem umgelagerten Cuvieri-Turon von Oppeln
die knotigen und lappigen Wülste beobachtet, die Pocta und Zahalka als Eigentümlichkeiten der Scytalia
pertusa Reuss sp. anführen.
Alter und Facies: Cuvieri-Turon ; Quadraten-Senon.
Verbreitung und Vorkommen: Oppeln, Misburg, Adenstedt.
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Belegstücke in meiner Sammlung.
Scytalia radiciformis Phill. sp. (Tafel XXI, Fig. 2.)
1829. Spongia radiciformis Phill. , Geol. Yorksh. II, S. 90, Taf. I, Fig. 9.
1864. Eudea annulala Roemer, Sp., S. 26, Taf. XI, Fig. 2.
1878. Scytalia radicijormis Zittel, Stud. II, S. 65, Taf. V, Fig. 4.
1883. Scytalia radicijormis Hinde, Catal., S. 44, Taf. VI, Fig. 4.
1900. Scytalia annulata Wollemann, Kreide von Biewende, S. 5.
Schlank-zylindrisch oder walzenförmig; gewöhnlich mit mehreren schwachen, ringförmigen Ver-
dickungen, die mit Einschnürungen abwechseln; gestielt oder an der Basis in mehrere Wurzeln geteilt,
einfach oder zusammengesetzt. Scheitel abgerundet, abgeschrägt oder zugespitzt. In seiner Mitte die
runde Öffnung der einfachen, tiefen Zentralhöhle. Außenseite fein porös, mit zerstreut liegenden, nadel-
stichartigen Ostien. Die Postiken sind etwas größer und auch dichter aneinander gerückt. Mittelgroße
Exemplare sind 8 — 14 cm lang, 3 — 4 cm dick. Das Paragaster ist 0,5 — 1 cm weit.
Von den anderen Scytalia-Kvien ist die zierliche Scytalia radiciformis leicht zu unterscheiden.
Dagegen sind Verwechslungen mit Phalangium-Arten möglich. In Fällen, wo die Untersuchung des Ske-
letts wegen schlechter Erhaltung für die Differentialdiagnose keinen Erfolg verspricht, kann man
Scytalia auch wohl an der Neigung zur Bildung ringförmiger Verdickungen erkennen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronaten- Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (h.), Oberg (z. h.), Adenstedt (h.). Biewende.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 40.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Coelocorypha Zittel. 1878.
Einfache oder zusammengesetzte , birnen- oder zylinderförmige Rhizomorinidae mit engem,
mäßig tiefem oder seichtem Paragaster. Außenseite mit dichtstehenden, porenartigen Ostien von
— 152 —
feinen, radial verlaufenden Epirhysen. Paragasterwandung mit etwas größeren Postiken von kurzen
Aporhysen.
Obere Kreide.
V. ZiTTEL führt auch Polycoelia familiaris Roem. und Eudea crassa Roem. als Coelocorypha-Arten
an. Polycoelia familiaris ist aber eine Pachinion-Xri (Farn. Corallistidae), und Eudea crassa ist synonym
mit Pachytrachelus conicus Roem. sp. (Farn. Sphaerocladinidae).
Von den Coelocorypha-Arten, die Griepenkerl erwähnt, ist Coelocorypha Janus Roem. sp. (bei
Griepenkerl) eine Tetracladine, die hier (Seite 110) als Lopadophorus Griepenkerli beschrieben worden ist.
Coelocorypha (Diseudea) tuberculosa Roem. sp. nennt Griepenkerl eine nur in einem Exemplar
aufgefundene Spongie aus der Quadraten- Kreide von Glentorf, deren Gattungszugehörigkeit aber m. E.
zweifelhaft ist.
Coelocorypha subglobosa Zittel.
1877. Spumispongia punctata Quenstedt, Petr. V, S. 405, Taf. CXXXIV, Fig. 9, 13, 14, 15.
1878. Coelocorypha suhglohosa Zittel, Stud. II, S. 64, Taf. II, Fig. 4; Taf. VI, Fig. 9.
Kugelig, birnen-, apfel- oder eicheiförmig, mit abgerundetem oder leicht zugespitztem Scheitel,
kurz gestielt. Im Scheitel die runde Mündung einer einfachen, engen und kurzen Zentralhöhle, von deren
Rande über den Scheitel feine Furchen ausstrahlen. Oberfläche gleichmäßig mit dicht zusammenliegenden,
porenförmigen Ostien bedeckt. An einem mittelgroßen, kugeligen Exemplar beträgt der Längsdurch-
messer (ohne Stiel) 5 cm, der Querdurchmesser ca. 7 cm, die Länge des Stiels 1,5 cm, der Querdurchmesser
des Paragasters 0,5 cm, die Tiefe des Paragasters 2,5 cm.
Coelocorypha subglobosa ist von den anderen Coelocorypha-Arten leicht zu unterscheiden. Ver-
wechslungen mit Jereica punctata Goldf. sp. könnten aber vorkommen, denn die beiden Arten stimmen
in der Körperform und in der Oberflächenstruktur überein (vgl. die Abbildungen beider Arten bei Quen-
stedt). Die Coelocorypha hat eine einfache Centraihöhle, während im Scheitel von Jereica punctata mehr
oder weniger zahlreiche große Postiken von Vertikalkanälen liegen.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (häufig).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 20.
Coelocorypha socialis Roem. sp.
1841. Siphonia socialis Roemer, Kr., Taf. II, Fig. 5.
1878. Cocloconjpha socialis Zittel, Stud. II, S. 64, Taf. IV, Fig. 10.
Zylindrisch oder walzenförmig, einfach oder zusammengesetzt, mit abgerundetem Scheitel, in dessen
Mitte die runde Öffnung des engen und kurzen Paragasters liegt, sitzend. Oberfläche mit sehr feinen,
dichtstehenden Ostien. Ein zylindrisches Fragment (nur die Basis fehlt), ist 2,5 — 3 cm dick. Der
Querdurchmesser des Paragasters beträgt nur 0,3 — 0,4 cm. Von zwei zusammengewachsenen Exemplaren
ist das größere 5 cm, das kleinere ca. 4 cm lang. Sie sind ca. 2 cm dick und die Offnungen im Scheitel
wenig über 2 mm weit.
— 153 —
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Coelocorypha acuta Roem. sp.
1841. Scyphia acuta Roemer, Kr., Taf. II, Fig. 4.
1864. Siphonocoelia acuta Roemer, Sp., S. 29.
1878. Coelocorypha acuta Zittel, Stud. II, S. 64.
Die kleinste Coelocoryphen-Art. Längsdurchmesser ca. 3 cm, Querdurchmesser 1 cm. Sie bildet
kleine Zylinder mit verbreiterter Basis und abgerundetem Scheitel , von dessen Mitte kurze Furchen
ausstrahlen. Oberfläche mit feinen Ostien.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Coelocorypha nidulifera Roem. sp.
1864. Siphonocoelia nidulifera Roemer, Sp., S. 29, Taf. XI, Fig. 3.
1878. Coelocorypha nidulifera Zittel, Stud. II, S. 64.
1888. Coelocorypha nidulifera Griepenkerl, Kreide von Königslutter, S. 17.
Nach Roemer und Griepenkerl kugelig, birnförmig oder walzenförmig, mit engem Paragaster,
von dessen Öffnung deutliche, anastomosierende Furchen ausstrahlen. An den Seiten mit großen, mehr
oder weniger zahlreichen, scharfgerandeten, napfförmigen Gruben. Zittel vermutete, aber ohne das Skelett
zu kennen, daß Siphonocoelia nidulifera Roem. eine Coelocorypha sei. Ich selber habe die Art niemals
beobachtet, möchte aber aus Roemers und Griepenkerls Beschreibungen schließen, daß entweder eine
Astrobolie oder eine Lopadophorus-Art vorlag.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel; Grünsande der Quadraten-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg, Glentorf.
Gattung Âstrobolia v. Zittel 1878, emend.
Halbkugelige oder knollige Rhizomorinidae mit sehr feinen Ostien und über die Oberfläche zer-
streuten, ziemlich großen, sternförmigen Postikengruppen.
Kreide.
Die knolligen und kreiseiförmigen Rhizomorinen mit grubigen oder flächenartigen Porenfeldern
(Typus: Stellispongia impressa Roemer), die v. Zittel zu Astrobolia gezogen hat, rechne ich zur Gattung
Cytoracea Pomel.
Palaeontographica. Suppl. V. 20
— 154 —
Astrobolia conglomerata Roem. sp.
1864. Slellispongia conglomerata Roemer, Sp., S. 49, Taf. XVII, Fig. 4.
1878. Astrobolia conglomerata Zittel, Stud. II, S. 51.
Nach Roemer bildet die Art rundliche, halbkugelförmige oder oben etwas niedergedrückte Knöllchen.
An der Oberfläche liegen mehrere Kanalmündungen, von denen lange, bisweilen recht tiefe und dichotome
Furchen ausstrahlen.
Alter und Facies: Unterer Pläner (?).
Verbreitung und Vorkommen: Osterholz bei Salzgitter.
Astrobolia hemisphaerica Roem. sp.
1864. Slellispongia hemisphaerica Roemer, Sp., S. 49, Taf. XVII, Fig. 3.
1878. Astrobolia hemisphaerica Zittel, Stud. II, S. 51.
Die Originaldiagnose lautet : ,,Das vorliegende Exemplar ist mehr als halbkugelförmig, unten konkav
und konzentrisch gefurcht; die besser erhaltene Oberfläche ist ziemlich eben und zeigt zahlreiche Mün-
dungen, welche etwa 3 Linien weit voneinander entfernt stehen und von kurzen, tiefen Furchen sternförmig
umgeben werden; ist die äußere Schicht des Schwammes zerstört, so liegen die Mündungen in flachen
Vertiefungen und werden durch ein rauhes, unebenes Gewebe voneinander getrennt."
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg.
Astrobolia tenella Roem. sp.
1864. Asterospongia tenella Roemer, Sp., S. 54, Taf. XIX, Fig. 6.
1878. Astrobolia tenella Zittel, Stud. II, S. 51.
Nach Roemer ,, mehrere zollgroße, unregelmäßig gestaltete, abgerundete, niedergedrückte Knollen,
auf deren oberen Fläche zahlreiche kleine Höcker mit etwa fünf ganz kurzen, ausstrahlenden Furchen
sitzen, die zum Teil von einer größeren Pore ausgehen und deren höckerförmige Zwischenräume in die
Augen fallen ; die untere, unebene Fläche zeigt einen scharf abgeschnittenen Rand und stark konzentrische
Furchen; sie ist glatt, ein Epithel aber nicht erhalten."
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg.
Astrobolia globosa Roem. sp.
1864. Asterospongia globosa Roemer, Sp., S. 54, Taf. XIX, Fig. 5.
1878. Astrobolia globosa Zittel, Stud. II, S. 51.
Nach Roemer ,, kugelig, zolldick, mit erweiterter Basis aufgewachsen, überall von meist fünf-
strahligen Sternen bedeckt und mit feinporösem Gewebe."
Die Gattungszugehörigkeit ist zweifelhaft, denn das Skelett ist nicht bekannt.
— 155 —
Alter und Facies: Untersenone Sandmei'gel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg.
Gattung Cytoracea Pomel 1872, emend.
Knollige, kreisel- und keulenförmige Rhizomorinidae mit flachen oder in grubigen Vertiefungen
liegenden Ostienfeldern, zwischen denen kräftige, anastomosierende Furchen liegen. Mit oder ohne
Deckschicht. Paragaster vorhanden oder fehlend.
Kreide.
Cytoracea impressa Roem. sp.
1864. Stellispongia impressa Roemer, Sp., S. 49, Taf. XVII, Fig. 2.
1877. Spongiles impressus Quenstedt, Petr. V, S. 374, Taf. CXXXIII, Fig. 1, 2.
1878. Astrobolia impressa Zittel, Stud. II, S. 51.
Kastaniengroße, ungestielte Knöllchen und Klümpchen mit 0,5 — 1 cm weiten, und ebenso tiefen,
runden Höhlungen und größeren, wie mit dem Finger eingedrückten Gruben, in denen Felder von sehr
feinen Ostien liegen. Die kantigen oder abgerundeten Wülste zwischen den Gruben werden von kräftigen
Kanälen durchfurcht. Man vermeide Verwechslungen mit der sehr ähnlich gestalteten Tetracladine
Lopadophorus impressus Schrm. und beachte, wenn das Skelett nicht erhalten ist, daß im Scheitel der
Lopadophorus-Avt mehr oder weniger zahlreiche, bis 1 mm weite Postiken liegen.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Cytoracea grandis Roem. sp.
1864. Stellispongia grandis Roemer, Sp., S. 40, Taf. XVII, Fig. 1.
1878? Astrobolia grandis Zittel, Stud. II, S. 51.
Bis faustdicke, ungestielte Kreisel oder umgekehrte Kegel. Scheitel flach, mit 1 — 3, bis 2 cm
weiten Paragasteröffnungen, von denen kräftige Furchen nach dem Rande ausstrahlen. Außenseite
runzelig, mit feinen Ostien.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Cytoracea costata nov. sp.
Kreiseiförmig, ca. 5 cm hoch und am Scheitel ebenso dick, mit flachem Scheitel, kurzgestielt. An
der Außenseite verlaufen vom Scheitel zum Stiel fünf 1 — 2 cm breite Rippen, zwischen denen grubige
Porenfelder liegen. Die glatte Oberfläche der Rippen geht allmählich in die Scheitelpartie über, während
— 156 —
die grubigen Porenfelder gegen Scheitel und Rippen kantig abgesetzt sind. In der Scheitelmitte die ca.
1 cm weite, runde Mündung der einfachen Zentralhöhle, von welcher zahlreiche kräftige Furchen bis zum
Rand und über die Oberfläche der Rippen ausstrahlen.
Cytoracea co^iafa unterscheidet sich von allen anderen Arten durch die Hallirhoa ähnliche Körperform.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Cytoracea rimosa nov. sp. (Tafel XXII, Fig. 3.)
Das ausgezeichnet erhaltene einzige Exemplar, das ich gefunden habe, hat die Form eines 12 cm
langen, 5 — 7 cm dicken, eiförmigen Knollens und ist mit der Basis auf ein Fe/racu/ma-Fragment fest-
gewachsen. Im abgerundeten vorderen Ende mündet eine 0,7 cm weite und ziemlich tiefe Zentralhöhle.
Außenseite mit sieben, 2 — 4cm langen, ca. 2 cm breiten, 1 — 1,5 cm tiefen Gruben, in denen Ostien-
felder liegen. Zwischen den Gruben liegen Wülste, die von 1 — 1,5 mm breiten Kanälen durchfurcht werden.
Cytoracea rimosa, die wohl mit der älteren und in einer anderen geologischen Facies vorkommenden
Cytoracea impressa näher verwandt ist als mit den anderen Arten, unterscheidet sich von C. impressa durch
verhältnismäßig sehr große Dimensionen, eiförmige Gestalt, Entwicklung eines Paragasters und durch
größere Ostien und gröbere Furchenkanäle.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronaten- Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (sehr selten).
Anzahl der unters uc Ii ten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Cytoracea turbinata nov. sp. (Tafel XXIII, Fig. 4, 5.)
Kreiseiförmig oder keulenförmig, mit abgerundetem oder abgestutztem und leicht gewölbtem Scheitel,
kurz gestielt oder sitzend. Im Scheitel, aber gewöhnlich nicht in der Mitte sondern mehr oder weniger
exzentrisch, liegt die runde Mündung einer engen und mäßig tiefen Zentralhöhle, von der kräftige und
mehr oder weniger verzweigte Furchen ausstrahlen. Seitenflächen mit mehreren umfangreichen Ostien-
feldern, zwischen denen starke Kanalfurchen wie am Scheitel liegen, die miteinander Anastomosen bilden.
Bei günstiger Erhaltung ist die ganze Oberfläche des Schwammkörpers mit einer dünnen Kieselhaut über-
zogen, unter der die Ostienfelder und Furchenkanäle verschwinden. An einem kreiseiförmigen Exemplar
umzieht ein 1,5 — 2 cm breites Ostienfeld bandartig fast das ganze obere Drittel des Schwammes (mit Aus-
nahme des Scheitels). Von dem Ostienfeld zweigen sich nach der Paragasteröffnung und nach der Basis
zahlreiche und breite Kanäle ab. Die Bestimmung dieses Stückes, des ersten, das ich auffand, hat mir,
bis ich andere gefunden hatte, an denen die eigentümliche Zerlegung der Oberfläche in Ostienfelder und
Furchensysteme deutlicher ausgeprägt war, einiges Kopfzerbrechen wegen der großen Ähnlichkeit mit
kleineren Exemplaren von Scytalia terebrata verursacht. Die Art ist aber, wenn man erst einmal über ihren
Charakter im klaren ist, auch in schlechten Exemplaren gut zu erkennen. Zuweilen sind die Ostienfelder
— 157 —
ganz leicht vertieft, aber niemals annähernd so stark wie bei Cytoracea rimosa oder Cytoracea impressa.
Mein größtes Exemplar ist 10 cm lang und 7 cm dick. Das Paragaster ist 0,7 cm weit. Ein Ostienfeld
ist 2 — 3 cm breit und ca. 8 cm lang. An einem kleineren Exemplar nimmt das Ostienfeld etwa 8 qcm
Fläche ein. Bei diesem Stück sind die übrigen Teile der Oberfläche und des Scheitels nur mit zahlreichen,
1 — 1,5 mm breiten Kanalfurchen überzogen.
Alter und Facies: Cuvieri-Pläner, Kalkmergel der Mucronaten-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Heere (s. selten), Misburg (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattimg Pachysalax nov. gen.
(Etym.: 6 adka'c der durchlöcherte Boden des Siebes.)
Einfache oder zusammengesetzte, feigen- oder birnförmige Rhizomorinidae mit über die Oberfläche
zerstreuten sehr feinen Ostien, und Postikengruppen auf dem Scheitel und den Terminalflächen warzen-
artiger Fortsätze.
Obere Kreide.
Einzige Art:
Pachysalax processifer nov. sp. (Tafel XXII, Fig. 2.)
Das einzige mir bekannte Exemplar ist ein birnförmiger, 10 cm langer, an der dicksten Stelle 5 cm
dicker Knollen. Auf dem abgerundeten Scheitel und an den Enden kurzer zitzenartiger Fortsätze liegen
Komplexe von Postikengruppen, zu denen feine, geschlängelte Furchen hinführen. Jede Gruppe enthält
10 — 25 Postiken, deren Durchmesser 0,5 — 1 mm beträgt. Sonst ist die Oberfläche des Schwammes schein-
bar dicht. An angeätzten Stellen bemerkt man aber mit der Lupe sehr zahlreiche nadelstichartige Ostien
von radialen Epirhysen.
Ich kenne aus der Kreide keine andere Rhizomorine von ähnlicher Gestalt. Ein Analogon bietet
vielleicht das récente Genus Siphonidium, bei dem die Postiken auf den Gipfeln schlanker röhrenförmiger
Fortsätze des Schwammkörpers liegen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronaten-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg, sehr selten.
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Bolidiuni Zittel. 1878.
Ästige oder knollige Rhizomorinidae, ohne sichtbare Kanalmündungen. In der Nähe der Basis
häufig mit einer aus verfilzten Rhizocionen bestehenden Deckschicht überzogen.
Obere Kreide.
— 158
Bolidium palmatum Roem. sp.
1864. Amorphospongia palmala Roemer, Sp., S. 55, Taf. XIX, Fig. 8.
1878. Bolidium palmatum Zitt., Stud. II, S. 51, Taf. IV, Fig. 8.
1883. Bolidium palmatum Hinde, Catal., S. 31.
1884. ?Bolidium palmatum Pocta, Beitr. II, S. 10.
Diese einzige Art, die in der oberen Kreide von Nordwestdeutschland, und zwar nur in der Sudmer-
bergfacies vorkommt, bildet zylindrische, wenig verästelte, an den Enden abgerundete, bis 10 cm lange,
2 — 3 cm dicke Stämmchen, deren Oberfläche, soweit sie nicht von der glatten Kieselhaut überzogen wird,
nur mit ganz feinen Ostien versehen ist.
Verwechslungen mit anderen Arten sind kaum möglich.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Gattung Plinthodermatium nov. gen.
(Etym.: nXtvOoç der Ziegel.)
Dünnwandige, ohr- oder blattförmige Rhizomorinidae ohne größere Ostien und Postiken. Außen-
seite chagrinartig genarbt. Innenseite mit einer glatten Deckschicht, unter der feine, von der Basis nach
dem Rande verlaufende Furchen mit Postiken liegen.
Obere Kreide.
Plinthodermatium exile n. sp. (Tafel XXIII, Fig. 1.)
Ein vollständiges Exemplar habe ich nicht gefunden, nur zwei gut erhaltene Fragmente. Die
Wandung ist im Verhältnis zur Größe des ganzen Schwammkörpers sehr dünn (0,4 — 0,6 cm). Das größere
Stück, ein ohr- oder halbtrichterförmiges Fragment, an dem der obere Rand und der Rand der einen
Seite fehlen, ist 12 cm hoch und über 15 cm breit. Die Unterseite besitzt eine eigentümliche Oberflächen-
struktur, die man mit Chagrinleder vergleichen könnte. Wie bei diesem ist sie mit zahllosen, dicht an-
einander liegenden, durch seichte Furchen getrennten, warzenartigen Plättchen überzogen. Die Plätt-
chen sind etwa 1 qmm groß. (Ich zähle sieben auf 0,5 qcm.) Mit Hilfe der Lupe sieht man auf den Plätt-
chen und auch in den dazwischenliegenden Furchen sehr winzige, dicht aneinander gedrängte Ostien.
Die Innenseite ist mit einer dichten und glatten.Deckschicht überzogen, unter der in feinen, von der Basis
nach dem Rand verlaufenden Furchen stellenweise kleine Postiken liegen, von denen kurze gerade Kanäle
in die Wandung eindringen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
— 159 —
Gattimg Coelosphaeroma nov. gen.
(Etym.: xo?Aoç hohl, xo ofpaiQO/i.a der kugelförmige Körper.)
Kugelige Rhizomorinidae, mit tiefem, in der Nähe der Basis stark erweitertem und mit Ausstül-
pungen versehenem Paragaster, sitzend. Oberfläche mit vom Scheitel herablaufenden Aporhysal-Furchen
und porenartigen Ostien. Etwas größere Postiken auf der Paragasteroberfläche.
Obere Kreide.
Coelosphaeroma appendiculata nov. sp. (Tafel XXIII, Fig. 2, 3.)
Das Original, übrigens das einzige Stück der Art, das ich gefunden habe, ist ein ca. 6 cm hoher,
10 cm dicker, oben und unten abgeplatteter kugeliger Knollen. Im Scheitel liegt eine 2 cm weite, rund-
liche Paragasteröffnung. Das Paragaster ist im oberen Teil zylindrisch und erweitert sich in der unteren
Hälfte unter Bildung höhlenartiger Ausstülpungen. An der Basis des Schwammes entspringen zahlreiche
kurze Würzelchen. Die Außenseite ist mit von der Scheitelöffnung herablaufenden, geschlängelten und
verzweigten Kanalfurchen und mit winzigen Ostien bedeckt. Die Ostien gehören zu dünnen Kanälen,
die senkrecht zur Oberfläche in den Schwammkörper eindringen (Epirhysen). Die vom Scheitel herab-
laufenden Furchen werden bei weiterem Wachstum des Schwammes zu Kanälen (Aporhysen), die der
Peripherie parallel laufen, und mit ziemlich großen Postiken auf der Paragasterwandung münden.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Leiochonia Schrammen. 1901.
Dickwandige, schüssel-, teller-, trichter- oder ohrförmige Rhizomorinidae mit scharf abgesetztem
Rand. Oberfläche mit einer glatten Kieselhaul, unter welcher die rundlichen Mündungen der Kanäle liegen.
Obere Kreide.
Leiochonia pinguis nov. sp.
Von Herrn Dr. Wollemann in Braunschweig erhielt ich drei größtenteils in Eisenhydroxyd um-
gewandelte Rhizomorinen aus dem Cuvieri-Pläner von Salder, die ich für Leiochonien halte. Es sind sehr
dickwandige, gestielte Trichter, die ganz mit einer dünnen, glatten Deckschicht überzogen sind, und
sich wie die anderen Arten durch den gegen Ober- und Unterseite scharf abgesetzten Rand, und auch durch
konzentrische Wachstumsrunzeln auszeichnen. Während aber bei den übrigen Spezies Oberseite und
Unterseite ungefähr gleich groß sind, ist bei Leiochonia pinguis die Oberseite auf ein flaches Paragaster
reduziert. Das am besten erhaltene, größte Exemplar ist 13 cm hoch und vorn 8 cm dick. Die Wandung
ist 3 cm dick (am Rand gemessen), und das Paragaster nur wenig über 1 cm tief.
Alter und Facies: Cuvieri-Pläner.
— 160 —
Verbreitung und Vorkommen: Salder.
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Leiochonia cryptoporosa Schrammen. (Tafel XXI, Fig. 4, 5.)
?1861. Platispongia discus Courtiller, Ep. fos.s., S. 23, Taf. XXXVIII, Fig. 1.
1901. Leiochonia cryptoporosa Schrammen, Neue Kieselschw., S. 16, Taf. V, Fig. 6.
Teller-, flachtrichter- oder ohrförmig, nicht sehr dickwandig, gestielt oder sitzend. Rand gerade,
gegen beide Seiten fast rechtwinklig abgestutzt (ein gutes Erkennungszeichen), mit scharfen Kanten, die
bei fortschreitendem Wachstum auf der Ober- und Unterseite Spuren als konzentrische Wülste hinter-
lassen. Ober- und Unterseite sind gewöhnlich mit einer scheinbar glatten, in der Tat aber sehr feinporösen
Deckschicht überzogen, unter der zahlreiche, rundliche oder spaltförmige, zuweilen bis 1 mm weite Ostien
bezw. Postiken liegen. Der Rand wird von kräftigen Kanälen durchfurcht. Leiochonia cryptoporosa
wird bis 10 cm hoch, bis 20 cm breit und 1 cm dick.
Verwechslungen könnten vorkommen mit Chonella auriformis Roem. sp., Seliscothon planumPmLh. sp.
und Chenendopora fungiformis Lamx. (mit dieser Art aber nur, wenn das Skelett nicht nachweisbar ist).
Chonella hat abgerundete Ränder und auf der Innenseite kleine runde Postiken, Seliscothon eine strahlige
Unterseite, Chenendopora abgerundete Ränder und große Postiken auf der Innenseite.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide. Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg, Oberg, Adenstedt, Biewende, Sudmerberg.
Anzahl der untersuchtenStücke: 10.
Belegstücke in meiner Sammlung.
Leiochonia robusta nov. sp.
Trichterförmig, sehr dickwandig, gestielt. Rand gerade und sehr breit, von kräftigen, geschlängelten
Kanälen durchfurcht, gegen die Oberseite stumpfwinklig, gegen die Unterseite spitzwinklig abgesetzt.
Wie bei Leiochonia cryptoporosa hinterlassen die Kanten des Randes entsprechend den Wachstumsperioden
der Spongie konzentrische Wülste auf der Ober- und Unterseite. Deckschicht sowie Anordnung und Größe
der Ostien und Postiken wie bei L. cryptoporosa, von der sich L. rohiista hauptsächlich durch andere Maß-
verhältnisse unterscheidet. Gleichgroße Exem'plare von L. cryptoporosa sind nämlich nur ca. 1 cm dick,
während die Wandung von Leiochonia robusta ca. 4 cm dick wird. Die Art wird bis 12 cm hoch und über
20 cm breit.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (selten).
Anzahl der untersuchtenStücke: 3.
Das Original liegt, in meiner Sammlung.
— 161 —
Gattung Chonella Zittel. 1878.
Ohr-, blatt- oder unregelmäßig trichterförmige Rhizomorinidae mit abgerundetem Rand und kleinen,
runden, porenartigen Kanalmündungen auf beiden Seiten. Von freien Kieselgebilden kommen an der
Oberfläche und in der Wandung Amphioxe vor.
Obere Kreide.
Nach Zittel sollen im Chonella-^tkÜQiX ,,ganz vereinzelt" kleine Triaene mit rückwärts gebogenen
Zinken auftreten. Es kann sich da nur um eingeschwemm.te Spicula von tetraxonen Kieselspongien
handeln.
Chonella tenuis Roem. sp. (Tafel XXI, Fig. 6.)
186'i. Cupnlospongia tenuis Roem er, Sp., S. 51, Taf. XVII, Fig. 7.
1878. Chonella tenuis Zittel, Stud. II, S. 52.
1883. Chonella tenuis Hinde, Catal., S. 31.
Trichterförmig, ohr- oder blattförmig, mit abgerundetem Rand, dünnwandig, gestielt oder sitzend.
Unterseite (Außenseite) und Oberseite (Innenseite) glatt, mit zahllosen, winzigen, aber mit unbewaffnetem
Auge eben noch sichtbaren runden Ostien bezw. Postiken (ca. 5 auf 1 qmm), die an der Oberseite vielleicht
etwas größer sind und auch weiter voneinander entfernt liegen wie an der Unterseite. Die Wandung
ist 4 — 6 mm dick. Ein unregelmäßig trichterförmiges Exemplar aus der Mucronatenkreide von Misburg
ist 12 cm hoch, 8 cm weit. Ein ohrförmiges aus dem Scaphiten-Pläner von Nettlingen ist 4,5 cm hoch,
3 cm breit.
Chonella tenuis unterscheidet sich von Chonella auriformis durch dünnere Wandungen, feinere
Postiken auf der Innen-, und deutlicher sichtbare Ostien auf der Außenseite. Die Unterscheidungs-
merkmale von Chonella tenuis und Coscinostoma jragilis findet man bei der Beschreibung der letzt-
genannten Art.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner, Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Linden, Biewende, Misburg, Oberg, Nettlingen,
Adenstedt.
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Chonella auriformis Roem. sp. (Tafel XIX, Fig. 3, 4.)
1841. Achilleum auri/orme Roem er, Kr., S. 2, Taf. I, Fig. 3.
1864. Cupulnspongia auriformis Roemer, Sp., S. 51.
1878. Chonella auriformis Zittel, SLud. II, S. 52.
1883. Chonella auriformis Hinde, Catal., S. 31.
RoEMERS älteste Diagnose, die in den ,,Spongitarien des Norddeutschen Kreidegebirges" nur wieder-
holt wird, lautet: ,, Halbtrichter- oder ohrförmig, mit gerundetem, etwas rissigem Rande und aus sehr
feinen, schlanken Fasern gebildet. Erreicht oft die doppelte Größe der Abbildung. Untere (später:
Quadraten-) Kreide bei Peine, unterer Kreidemergel (später: Quadratenkreide) bei Ilsenburg.
Die beigegebene Abbildung kann alles mögliche vorstellen, v. Zittel führt trotzdem Achilleum
aurijorme Roem. ohne weiteren Zusatz, (auch ohne das Sternchen, mit dem er bezeichnet, daß ihm Original-
Palaeontographica. Suppl. V. 21
— 162 —
slQcke vorlagen), als Chonella-Art an, und Hinde ist ihm gefolgt. Zieht man aber einmal Achilleum
auriforme zu Chonella, so ist die hier beschriebene Art wohl die einzige, die nach Habitus und geologischem
Auftreten den RoEMER'schen Artnamen mit einigem Recht führen kann. —
Chonella aurijormis ist ohrförmig, blattförmig oder lappig, mit abgerundetem Rand, sitzend. Außen-
seite fein porös. Innenseite glatt, mit kleinen, runden, ziemlich dicht beisammenliegenden Postiken (auf
1 qmm 1 — 2). Die Wandung ist ca. 1 cm dick. Das kleinste mir bekannte Exemplar ist 6 cm hoch, 5 cm
breit. Das größte aber, ein vielfach gebogenes und zusammengefaltetes Prachtstück aus der Mucronaten-
kreide von Misburg bedeckt eine Fläche von ungefähr 240 qcm.
Alter und Facies: Scaphiten-Pläner, untersenone Sandmergel, Kalkmergel der Mucro-
natenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen, Sudmerberg, Misburg.
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Gattung Coscinostoma nov. gen.
Dünnwandige, trichter-, Schüssel-, blatt- oder ohrförmige Rhizomorinidae mit porenartigen Ostien
auf der Außenseite, und zu sternförmigen Gruppen geordneten Postiken auf der Innenseite.
Obere Kreide.
Coscinostoma fragilis nov. sp. (Tafel XXI, Fig. 7.)
Unregelmäßig trichter- oder ohrförmig, dünnwandig, mit abgerundetem Rand, gestielt oder sitzend.
Unterseite (Außenseite) mit dicht aneinander gedrängten, winzigen runden Ostien. Oberseite (Innen-
seite) mit über die Oberfläche zerstreuten sternförmigen Postikengruppen. Der Schwammkörper ist
höchstens 0,6 cm dick, kann aber eine erhebliche Größe erreichen. Mein größtes Exemplar, ein unregel-
mäßiger Trichter, ist 12 cm hoch (ohne Stiel), und vorn fast 20 cm weit. Von den sternförmigen
Postikengruppen an der Oberseite gehen etwa 5 auf 1 qcm. Zu einer Gruppe gehören 3 — 4 Postiken,
die gewöhnlich dicht zusammenstehen.
Coscinostoma fragilis ist leicht mit Chonella tenuis zu verwechseln, zumal sich die Unterseiten
beider Arten überhaupt nicht unterscheiden lassen. Chonella tenuis besitzt aber an der Innenseite keine
sternförmigen Postikengruppen, sondern gleichmäßig über die Oberfläche verteilte Postiken. Dann kämen
noch Verwechslungen mit V erruculina-Arten in Frage, die man vermeidet, wenn man feststellt, ob auf
der Oberseite unregelmäßig zerstreute, warzenförmig erhöhte Postiken ( V erruculina) oder gruppenweise
beisammenliegende, nicht erhöhte Postiken (Coscinostoma) liegen.
Von der anderen Art unterscheidet sich Coscinostoma fragilis durch dünnere Wandungen und
feinere und näher zusammenliegende Ostien.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (selten), Oberg (selten), Adenstedt (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
— 163
Coscinostoma auricula nov. sp. (Tafel XXI, Fig. 8.)
Ohrförniig oder trichterförmig, mit abgerundetem Rand, gestielt oder sitzend. Unterseite (Außen-
seite) m.it zerstreut liegenden, nadelstichartigen Ostien. Oberseite (Innenseite) mit zahlreichen, zuweilen
etwas erhöhten Postikengruppen, von denen sehr feine Kanälchen ausstrahlen. Der Schwammkörper
ist 0,8 — 1,2 cm dick, also dicker wie bei Coscinostoma fragilis. Das größte Exemplar meiner Sammlung,
ein regelmäßiger Trichter, ist 7 cm hoch (ohne Stiel) und 17 cm weit. Auf 1 qcm gehen etwa drei Postiken-
gruppen. Zu einer Gruppe gehören 5 — 7 oder noch mehr Postiken. Coscinostoma auricula könnte mit
Chonella auriformis verwechselt werden. Man achte auf die Beschaffenheit der Oberseite. Hier sind
bei Chonella die Postiken nicht zu Gruppen vereinigt, sondern gleichmäßig über die Oberfläche verbreitet.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Seliscothon Zittel. 1878.
Teller-, schüssel-, trichter- oder becherförmige Rhizomorinidae, deren Wand aus dünnen, radialen,
senkrechten Lamellen, welche durch von Skelettbalken überbrückte spaltförmige Zwischenräume von
gleicher Breite geschieden sind, zusammengesetzt iàt. Innenseite mit runden, oder auch wohl mit spalt-
förmigen Postiken. An der Außenseite dienen die Zwischenräume zwischen den radialen Skelettlamellen
als Ostien. Oberfläche mit einer aus stark verästelten Rhizoclonen bestehenden Deckschicht, in der
zuweilen zahlreiche Amphioxe liegen.
Obere Kreide. Jetztzeit (?).
Seliscothon planum Phill. sp.
1835. Spongia plana Phill., Geol. of Yorkshire, S. 177, Taf. I, Fig. 1.
1835. Spongia capitata Phill. ib., S. 177, Taf. I, Fig. 2.
1864. Chenendopora explanata Roemer, Sp., S. 44, Taf. XVI, Fig. 3.
1878. Seliscothon planum et capitatum Zittel, Stud. II, S. 54.
1878. Seliscothon explanatum Zittel, Stud. II, S. 54, Taf. IV, Fig. 2.
1883. Seliscothon planum Hinde, Catal., S. 31, Taf. II, Fig. 2—4.
1883. Seliscothon explanatum Hinde, Catal., S. 32, Taf. II, Fig. 5.
^ .
Trichter-, teller-, Scheiben- oder pilzförmig, mit abgestutztem, seltener mit abgerundetem Rand,
gestielt. Junge Exemplare sind keulenförmig oder zylindrisch. Die Stücke aus den älteren Schichten
der oberen Kreide sind nur klein. So ist von etwa zwanzig Exem.plaren aus dem Scaphitenpläner von
Nettlingen das größte, ein ziemlich flacher Trichter ohne Stiel nur 3,5 cm hoch, 10 cm breit und 0,8 cm
dick. Ungefähr dieselben Maße besitzt ein Stück aus dem Cuvieripläner von Heere. Dagegen kommen
in der Quadraten- und in der Mucronatenkreide von Misburg nicht selten Individuen vor, die einen Scheiben-
durchmesser von über 20 cm erreichen. Oberseite zuweilen mit konzentrischgn Wachstumsrunzeln, außer-
dem mit sehr zahlreichen, selten warzenförmig erhöhten, in der Regel aber nur eingesenkten Postiken,
— 164 —
deren Durchmesser 0,5 — 0,8 mm beträgt. Bei den geologisch älteren Vorkommnissen gehen etwa 8 — 12,
bei den jüngeren bis 20 Posliken auf 5 qmm. Die Postiken sind bei älteren Individuen über die ganze
Oberfläche der Innenseite zerstreut, bei jungen Exemplaren aber auf die Mitte des Scheitels beschränkt.
Unterseite ohne Ostien, aber mit vom Stiel nach dem Rand verlaufenden, wenig erhabenen, sehr feinen
Streifen, die den radialen Lamellen entsprechen, aus denen die Wandung besteht. Zuweilen ist die Unter-
seite aber ebenfalls mit Deckschicht überzogen, und die Lamellenstruktur, an der allein man in zweifel-
haften Fällen die S eliscothon- Arien von manchen , in der Beschaffenheit der Oberseite sehr ähnlichen
V err uculina- Arien unterscheiden kann, verwischt.
Von Seliscothon Mantelli unterscheidet sich Seliscothon planum hauptsächlich durch größere
Postiken an der Oberseite. In der äußeren Form und in der Beschaffenheit der Unterseite stimmen
die beiden Spezies ziemlich überein.
Man könnte versucht sein die zylindrischen und keulenartigen Formen, bei denen der Längs-
durchmesser den Querdurchmesser zuweilen um ein Mehrfaches übertrifft, für spezifisch verschieden zu
halten, wie es Phillips auch getan hat (Beisp.: Sp. capitata Phill.). Mir liegen aber aus allen Stufen der
oberen Kreide, in denen S eliscothon- Arten vorkommen, auch aus Ablagerungen verschiedener Facies,
Serien vor, die beweisen, daß die keulenförmigen etc. Individuen Jugendstadien darstellen.
Nach H IN DE soll sich Seliscothon explanatum Roem. sp. von Seliscothon planum Phill. sp. durch
kleinere und weniger dicht zusammenstehende Postiken und durch feinere Radialstreifung der Unterseite
unterscheiden. Ich glaube aber nicht, daß zwei verschiedene Arten vorliegen, denn die Abbildungen
RoEMERS und HiNDES stimmen unter sich und mit der Abbildung bei Phillips ganz gut überein. Auch
die ausführliche Beschreibung, die Hinde von Seliscothon planum Phill. gibt, passt gut auf die RoEMER'sche
Art. H IN DE bildet übrigens die Oberseite eines Exemplars mit abgeriebener Oberfläche ab, während
RoEMER eine etwas schematisierte Abbildung der Oberseite eines Stückes gibt, an dem die Postiken un-
gewöhnlich gut erhalten gewesen sein müssen.
RoEMER identifiziert allerdings auch selber nicht seine Chenendopora explanata mit Spongia plana
Phill. Er hält vielmehr Spongia capitata Phill. und Spongia plana Phill. (aber auch Spongia (Scytalia)
terebrata Phill.), für Synonyme von Cupulospongia marginata Roem., einer Art, deren Diagnose aber
lange nicht so gut, wie die von Chenendopora explanata auf die Phillips sehe Art paßt.
Alter und Facies: Scaphitenpläner, Cuvieripläner, Kalkmergel der Quadraten- und Mucro-
natenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen (z. h.). Salder (s.), Heere (s.), Misburg,
Oberg, Adenstedt, Biewende (h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: Über hundert.
cf. Seliscothon planum Phill. sp.
In der Quadratenkreide von Misburg kommen als seltene Vorkommnisse Seliscothone vor, die in
der Oberflächenstruktur der Unterseite, in der Körperform und in den Dimensionen gut mit typischen
Exemplaren von Seliscothon planum übereinstimmen, aber größere und auch dichter gestellte Postiken
haben. Während an typischen Exemplaren von Seliscothon planum, die in demselben Lager gefunden
werden, auf 5 qmm Fläche bis zu 20 Ostien stehen, zähle ich, obgleich sie näher zusammenliegen, bei
— 165 —
of. Seliscothon planum nur 6 — 8. Die wenigen Exemplare, die mir in die Hand fielen, sind leider nicht
gerade gut erhalten.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide. ,
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (selten). '
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Seliscothon Mantelli Goldf. sp.
1826—33. Scyphia Mantelli Goldfuss, Petr. Germ., T. I, S. 219, Taf. LXV, Fig. 5.
1864. Cupulospongia Mantelli Roemer, Sp., S. 50, Taf. XVII, Fig. 6.
?1872. Cupulospongia Mantelli Schlüter, Spongitarienbänke des Münsterlaiides, S. 'AI.
1878. Scyphia Mantelli Quenstedt, Petr. V, S. 375, Taf. CXXXIII, Fig. 4.
1878. Seliscothon Mantelli Zittel, Stud. II, S. 54, Taf. IV, Fig. 3.
1883. Seliscothon Mantelli Hinde, Gatal., S. 33.
?1900. Seliscothon Roeineri Wollemann, Kreide von Biewende, S. 4.
Nächst Seliscothon planum Phill. sp. ist Seliscothon Mantelli Goldf. sp. die häufigste Art. Während
Seliscothon planum gern teller- und scheibenförmige Schwammkörper bildet, deren Rand gewöhnlich
(aber immer mit Ausnahmen) gegen beide Seiten gut abgesetzt ist, bevorzugt Seliscothon Mantelli mehr
oder weniger regelmäßige Trichterformen mit abgerundetem oder nur gegen die Unterseite scharf ab-
gesetztem Rand. Auch ohr- und blattförmige Körper gehören nicht zu den Seltenheiten. Das sicherste
Kennzeichen ist aber die feinporöse Oberflächenstruktur der Innenseite. Die Postiken sind hier so klein,
daß etwa 30 — 40 auf 5,0 qmm gehen und nur eben noch mit unbewaffnetem Auge erkennbar sind. Häufig
ist aber die Oberfläche der Innenseite zerstört. Dann gleicht die Oberseite der Unterseite, welche bei gün-
stiger Erhaltung die charakteristische Radialstreifung der Seliscothon- Arten in vorzüglicher Deutlichkeit
zeigt. In den Dimensionen stimmen Seliscothon Mantelli und Seliscothon planum so ziemlich überein.
Auch besitzen die Jugendformen von Seliscothon Mantelli dieselbe Neigung wie junge pZanum-Individuen
zur Bildung zylindrischer und keulenförmiger Gestalten.
Alter und Facies: Sandmergel der Westphalicus- Kreide; Kalkmergel der Quadraten-
und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: ? Ilsede (z. h.), Sudmerberg (z. h.), Misburg (h.),
Adenstedt, Oberg (s.), Biewende, Boimsdorf etc.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 60.
Seliscothon pingue nov. sp.
Trichterförmig, dickwandig. Ein mittelgroßes Exemplar ist 8 cm hoch (ohne Stiel), 14 cm weit,
2 cm dick. Unterseite wie bei allen Arten fein gestreift. Oberseite (Innenseite) mit netzartig zusammen-
hängenden, 1 mm weiten Postiken.
Alter und Facies: Sandmergel der Westphalicus-Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Ilsede bei Peine (ziemlich häufig).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
— 166 —
Seliscothon marginatum Roemer sp.
1841. Scyphia niargmata Roemer, Kr., S. 6, Taf. II, Fif^. 7.
1877. Scyphia marginata Quenstedt, Petr. V, S. 376, Taf. CXXXIII, Fig. 5.
1889. Seliscothon marginatum Griepenkerl, Kreide von Königslutter, S. 16.
?1900. Seliscothon marginatum Wollemann, Kreide von Biewende, S. 4.
Pilz- oder trichterförmig, dickwandig, kurzgestielt. Oberseite mit nadelstichartigen Postiken
(die viel kleiner wie bei der vorigen Art sind). Unterseite mit sehr feiner Radialstreifung. Eine Eigen-
tümlichkeit, welche auch schon an jungen Individuen, die ja bei den anderen Arten ausgewachsenen
Exemplaren ziemlich unähnlich sind, stets hervortritt, ist der deutlich und scharf gegen Ober- und
Unterseite abgesetzte Rand. (Bei den mit Sei. marginatum am Sudmerberg zusammen vorkommenden
Mantelli-FoTmQn ist der Rand abgerundet.)
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel. Grünsand der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (n. s.). Nach Griepenkerl auch bei
Glentorf. Nach Wollemann bei Biewende.
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Seliscothon testa-florum Quenstedt sp.
1878. Scyphin testa-florum Quenstedt, Petr. V, S. 375, Taf. CXXXIII, Fig. 7.
Unter diesem Namen bildet Quenstedt die Außenseite eines blumentopfförmigen Fragments
einer Seliscothon-Avi vom Sudmerberg in V5 nat. Größe ab. Weder aus der Abbildung, noch aus der kurzen
und nicht ganz klaren Beschreibung kann man ersehen, ob das von Quenstedt abgebildete Exemplar
wirklich als Typus einer besonderen Art anzusehen ist.
Seliscothon planum Phill. sp., aberratio pustulosa nov. aberr.
Aus der Mucronatenkreide von Misburg besitze ich eine etwa handgroße, tellerförmige Rhizo-
morine, die sich durch die ausgesprochene Radialstreifung der Unterseite als Seliscothon- Art ausweist
und die in der allgemeinen Form und in den Proportionen mit Seliscothon planum Phill. sp. überein-
stimmt. Sie weist aber einige bemerkenswerte Abweichungen vom Typus auf. An der Oberseite liegen
nämlich sechs 1 — 1,5 cm breite, 0,.3 cm hohe Buckel. Außerdem ist der größte Teil der Postiken deutlich
warzenförmig erhöht, so zwar, daß die Höhe der Pusteln ungefähr gleich dem Querdurchmesser
ist. Dieser ist nicht unbeträchtlich größer wie bei den Postiken typischer Exemplare von Seliscothon
planum, denn er beträgt 1 mm und mehr. Die Oberseite der Spongie erhält durch die Buckel
und die vergleiclisweise großen , warzigen Ostien eine gewisse Ähnlichkeit mit der Oberseite mancher
V err uculina- Arten.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (sehr selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
— 167 —
Seliscothon giganteum v. Zittel.
1878. Seliscolhon giganteum Zittel, Stud. II, S. 54.
1883. Seliscothon giganteum Hinde, Catal., S. 33.
1889. Seliscothon giganteum Griepenkerl, Kreide von Königslutter, S. 15.
1900. cf. Seliscothon giganteum Wollemann, Kreide von Biewende, S. 3.
Als S eliscothon- Avi führen Zittel, Hinde, Griepenkerl und Wollemann auch Cupulospongia
gigantea Roem. (Spongit. S. 51,Taf. XVIII, Fig. 1) an, die aber wohl mit Pachycothon simplicissimumPocT Asp.
identisch ist. Roemer gibt irrtümlich (wie auch von Thecosiphonianobilis Roem. sp.) als Lager seiner Cupulo-
spongia gigantea die Quadraten kreide bei Suderode an. Bei Suderode liegt nur Cuvieri-Turon
und im Turon gibt es keine S eliscothon- Avi, auf die Roemers Beschreibung und Abbildung der Art passen
könnten. Dagegen stimmen Artbeschreibung und Horizont gut zu Pachycothon simplicissimum Pocta sp.
Familie Megarhizidae Schrammen.
(1903. Zur Systematik der Kieselspongien. Mitt. Roem. -Mus. No. 19, S. 21.)
Lithistide Monaxonia, deren Stützskelett aus großen, wurzelartig zerschlitzten und mit langen
Zacken und Zasern besetzten Kieselkörperchen (Megarhizoclonen) besteht. Dermalia, wenn vorhanden,
den Desmomen des Stützskeletts ähnlich, aber kleiner und plattig ausgebreitet. Microsclere unbekannt.
Jura (?). Obere Kreide.
Die Skelettelemente der Megarhizidae haben im Habitus große Ähnlich.keit mit Rhizoclonen, von
denen sie sich aber u. a. durch viel erheblichere Größe unterscheiden. So sind die Hauptäste der Desmome
von Megarhiza dubia bis 0,1 mm dick, während die entsprechenden Teile eines Verruculina-Rhizoc\ons
nicht mehr als 0,03 mm dick sind. Dagegen erreichen die Megarhizoclone nicht ganz die Größe der Mega-
morinen Desmome. Auch haben die Megaclone in der Regel gut ausgebildete Zygome, während die
Megarhizoclone mehr lose ineinander hängen.
Wahrscheinlich gehen die Megarhizidae bis zum oberen Jura hinunter und zwar mit der Gattung
Lecanellav. Zm Eh. v. Zittel rechnete LecaweWa zuerst^) zu den Anomocladinen, später^) zu den Eutaxi-
cladinen. Die in Stud. II, Taf. VI, Fig. 1 abgebildeten Skelettelemente von Lecanella pateraeformis Zitt.
stimmen aber mit den Desmomen der Megarhiziden fast vollständig überein. Sie sind nur etwas kleiner
und weniger mit Zacken besetzt.
Gattung Megarhiza Schrammen, lyoi.
(Skelettabbildung Texttafel VIII, Fig. 7.)
Zylindrische oder abgestutzt kegelförmige Megarhizidae, die aus schichtenweise übereinanderliegenden
dünnen Blättern bestehen. Außenseite mit Deckschicht. Unter dieser porenartige Ostien von horizontal
verlaufenden Kanälen. Am Scheitel rundliche Postiken von Vertikalkanälen. Die Deckschicht besteht
M Stud. II, S. 71.
") Grundzüge der Palaeonl., S. 47.
— 168 —
aus ähnlich wie die Desmome gestalteten, aber viel kleineren und plattig ausgebreiteten Kieselkörperchen.
Daneben können Amphioxe und Amphistrongyie vorkommen. Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Megarhiza dubia Schrammen. Tafel XX, Fig. 3. — Texttafel VIII, Fig. 7.)
1901. Megarhiza dubia Schrammen, Neue Kieselschw., S. 16, Taf. V, Fig. 5.
An den wenigen Exemplaren, die ich aufgefunden habe, waren nur die Skelettelemente stets
gut erhalten, äußere Form und Kanalsystem aber nicht immer deutlich zu erkennen. Wie es scheint,
besteht der etwa kinderfaustgroße Schwammkörper aus schichtenweise übereinanderliegenden, etwa
4 mm dicken Blättern , die an der Oberfläche konzentrische Wülste bilden. Bei einem Korrosions-
präparat aus der Quadratenkreide von Oberg ist die Außenseite z. T. mit einer dichten Deckschicht über-
zogen. Das Kanalsystem besteht aus engen Epirhysen, die von der Außenseite in verschiedener Richtung
zwischen den Lamellen in den Schwammkörper eindringen, und weiteren Aporhysen, die den Schwamm
in der Längsrichtung durchziehen und am Scheitel mit Postiken von verschiedener Größe münden. Das
Stützskelett ist ziemlich locker und aus verfilzten oder lose ineinander hängenden Megarhizoclonen zu-
sammengesetzt. Die Hauptäste dieser Körperchen sind bis 0,1 mm dick und stellenweise mit langen
Zacken versehen. Die Deckschicht setzt sich aus einem innigen Geflecht von Kieselkörperchen zusammen,
die ähnlich wie die Desmome des Stützskeletts geformt, aber viel kleiner und meist plattig ausgebreitet
sind. In den Maschen des Skeletts liegen zahlreiche, bis 1,5 mm lange Amphioxe und 2 — 3 mm lange
Amphistrongyie. Die letzteren sind hauptsächlich auf die Deckschicht und die der Deckschicht nahe
gelegenen Parlieen beschränkt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (sehr selten) und Oberg (sehr selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original zu der Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Chalaropegma nov. gen.
. (Etym.: ;i;o/.aoôç lose, to .iijYf.ut das Gerüst )
(Skelettabbildung Texttafel VIII, Fig. 8.)
Knollige Megarhizidae, die aus gehirnarlig gewundenen, anastomosierenden Wülsten zusammen-
gesetzt sind. Kanalsystem, Dermalia und Microsclere unbekannt.
Obere Kreide.
Von Megarhiza Schrm. unterscheidet sich Chalaropegma, auch abgesehen von der großen Verschieden-
heit in der Gestalt, durch dornigere und zerschlitztere Megarliizoclone.
Chalaropegma cerebriformis nov. sp. (Tafel XIX, Fig. 2. — Texttafel VIII, Fig. 8.)
Der etwa faustgroße Körper des einzigen Exemplars, das ich aufgefunden habe, stellt einen an
der einen Seite abgeflachten, an der gegenüberliegenden Seite in drei stumpfe, kegelförmige Höcker ge-
— 169 —
teilten Knollen dar. Die ganze Oberfläche ist mit 2 — 5 mm dicken, gekröseartig gewundenen Runzeln
überzogen, zwischen denen mehrere mm tiefe, unregelmäßig rundliche oder längliche Löcher und Furchen
liegen. Welches die Oberseite und welches die Unterseite ist, kann ich nicht entscheiden. Das Kanal-
system ist leider nicht erkennbar. (Die ovalen oder rundlichen Lücken zwischen den anastomosierenden
Wülsten an der Oberfläche möchte ich als Intercanalia ansehen.) Die Desmome sind locker verbundene
Megarhizoclone mit bis 0,1 mm dicken, dornigen Ästen, deren Enden im Vergleich zu den Megarhizoclonen
der anderen Gattung ziemlich stark zerschlitzt sind. Anders geformte Megasclere habe ich nicht be-
obachtet.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (sehr selten).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Sphaerocladitiidae nov. fam.
Lithistide Silicea, deren Desmome (Sphaeroclone) aus einer kugeligen Verdickung bestehen, von
der 1 — 8 glatte oder mit Dornen besetzte, an den Enden zu ausgezackten Scheibchen verbreiterte Arme
ausgehen. Megasclere: Amphistrongyle. Als Dermalia können gezackte Kieselplättchen vorkommen.
Microsclere unbekannt.
Silur bis Jetztzeit.
Auf die Sphaerocladinidae würde v. Zittels erste Diagnose der Anomocladina (Stud. II, S. 36)
fast ohne Einschränkung passen. (,,Skeletlelemente aus vier oder mehr glatten, in einem ver-
dickten Zentrum zusammenstoßenden Armen bestehend, welche an ihrem
Ende vergabelt sind. Außerdem Stabnadeln in großer Menge vorhanden.")
Zuletzt (Grundzüge der Palaeontologie S. 48) hat aber v. Zittel die Anomocladina ganz anders
definiert. (,, Skelettelemente aus einem kurzen glatten Stiel mit kugelig ver-
dickten Enden bestehend, von denen je drei, vier oder mehr einfache oder ästige Arme aus-
gehen etc.)
Danach wäre das von Rauff ,,Didymmoclon" genannte Kieselkörperchen das Desmom der Anomo-
cladinidae.
Ich muß gestehen, daß ich an die Existenz des Didymmoclons vorläufig nicht recht glauben kann,
sondern daß ich das Didymmoclon für zwei durch einen Glon verbundene Sphaeroclone halte. (Vgl.
Texttafel VIII, Fig. Ib.)
Ich kann aber nicht den direkten Nachweis erbringen, daß v. Zittels zweite Familiendiagnose
lediglich auf einer irrigen Beobachtung Rauffs beruht, weil mir einschlägiges jurassisches Material
nicht zur Verfügung steht. Darum muß ich darauf verzichten für die Kreideschwämme, die ich für
Anomocladinen im Sinne der ersten v. ZiTTEL'schen Diagnose halte, die ältere Familienbezeichnung auf-
zunehmen und habe einen neuen Namen gewählt.
Palaeontographica. Suppl. V. 22
— 170
7.11 den S phaerocladinidae rechne ich außer den hierunter beschriebenen Gattungen auch die palaeo-
zoischen Astylospongiden und die rezente Vetulina. Für wahrscheinlich halte ich daß die Gattung
Cylindrophyma das jurassische Glied der ganzen Reihe darstellt.
Bei den Gattungen aus der Kreide ist die kugelige Verdickung der Sphaeroclone in der Regel sehr
kräftig entwickelt und mit Zasern und schwalbenschwanzartigen Dornen besetzt.
Die Zahl der Arme wechselt. Am häufigsten sind 4 — 6, die in der Regel nur auf einer Seite der
kugeligen Verdickung liegen. Neben den typischen Sphaeroclonen kommen in geringer Zahl auch Des-
mome mit mehr oder weniger zahlreichen Armen, aber ohne zentrale Verdickung vor. Wenn diese aus
sechs, ungefähr wie die Axen eines regulären Oktaeders unter einem rechten Winkel zusammenstoßenden
Armen zusammengesetzt sind, entstehen Gebilde, die eine gewisse Ähnlichkeit mit einem verzerrten
Hexactin haben.
Die Verbindung der Desmome erfolgt, indem sich die napfartig vertieften, verbreiterten Enden der
Clone an die kugelförmige Verdickung der Nachbarsphaeroclone festheften. Dabei legen sich die Aus-
schnitte der endständigen Scheibchen wie Klammern um die von den Verdickungen ausstrahlenden Kiesel-
dornen.
Von ausschlaggebender Bedeutung für die systematische Stellung ist die Axenanlage. Umsomehr
bedauere ich, daß es mir trotz vieler Mühe nicht gelungen ist, sie endgültig zu ermitteln. Spuren davon
habe ich aber an Skelettelementen \on Pachytrachelus exspectatusheohdiChiQi. (Vgl. Textt. VIII, Fig. 1 f u.g.)
Das Fig. 1 f abgebildete Sphaeroclon wendet einmal (links von dem Buchstaben f) dem Beschauer die
zentripetale, das andere Mal (rechts von f) die zentrifugale Seite zu. In beiden Fällen sind zwei Enden
des Axenkanals sichtbar. Leider besteht im Zentrum, wo man die Vereinigung der beiden Enden suchen
muß, eine durch Ablagerung von schwärzlichen, mineralischen Massen entstandene Trübung, in der die
zentralen Partieen versteckt liegen. Nur noch an einem zweiten Sphaeroclon habe ich Teile des Axen-
kanals beobachtet (Fig. 1 g). (Wie man sich den Zusammenhang denken könnte, ist durch punktierte
Linien angedeutet.)
Im geschlemmten Ätzrückstand von Pachytrachelus exspectatus fanden sich nicht ganz selten
sehr zarte, ungestielte Kieselplättchen mit zackigem Rand. Wahrscheinlich sind es die Dermalia
der Spezies.
Die Desmome der S phaerocladinidae zeichnen sich vor den Skelettelementen aller anderen lithistiden
Silicea durch geringe Größe aus. Z. B. beträgt die Länge der Arme bei den Macrobrochusarten nur 0,05 mm,
die Dicke ca. 0,02 mm.
Gattung Pachytrachelus nov. gen. — Syn. Eudea, Cnemidium, Stelh'spongia F. A. Roemer;
Spongites Quenstedt, Polypora Schrammen.
(Skelettabbildung Texttafel VIII, Fig. 1.)
Schwammkörper halbkugelig, zylinder-, walzen- oder keulenförmig; sitzend oder lang gestielt; dick-
wandig, mit tiefem und engem oder mit seichtem Paragaster. Außenseite mit porenartigen, seltener
warzenförmigen Ostien, von denen gerade oder leicht gekrümmte Kanäle in horizontaler oder schräger
Richtung in den Schwammkörper eindringen. Sie werden von einem zweiten System von Kanälen gekreuzt,
— 171 —
(lie in ciilgogeiigesetzier Richliiiig verlaufni und im Puragaslcr münden. Das Stützskeletl bestellt aus
Sphaeroclonen. Die Dermalia sind walirscheinlich gezackte Kieselscheibchen.
Obere Kreide.
Pachytrachelus conicus Roem. sp. (Tafel XXIV, Fig. 1.)
1841. Ciieinidiuin conicuin Hoemer, Kr., S. 4, Taf. I, Fig. 10.
1864. Eudea lubcrosa Roemer, Sp., S. 25, Tal'. X, Fig. 3.
1864. Stcllispongia? cotiica Roemer, Sp., S. 49.
1878. Spongiles conicus Quenstedt, Petr. V, S. 374, Taf. CXXXIII, Fig. 3.
Nicht über kastaniengroß. Halbkugelig, kurz-zylindrisch oder abgestutzt-kegelförmig; sitzend.
Halbkugelige Exemplare sind am häufigsten. Paragaster eng, mäßig tief- eingesenkt. Sein Querdurch-
messer beträgt etwa V7 vom Querdurchmesser des Schwammkörpers. Von der Paragasteröffnung strahlen
an manchen Exemplaren feine Furchen aus. Außenseite mit dichtstehenden porenartigen Ostien. (10 — 12
auf 0,5 qcm.)
F. A. Roemer hat die Art zweimal unter verschiedenen Namen beschrieben. Das mir vorliegende
Original zu der älteren Beschreibung ist ein abgestutzt-kegelförmiges Fragment, das von Roemer ver-
hältnismäßig gut abgebildet worden ist. Die Abbildung zu Eudea crassa ist aber verunglückt. So groß
und so weit voneinander entfernt sind die Ostien nicht und auch die vom Scheitel ausstrahlenden Furchen
sind viel zu stark gezeichnet.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (ziemlich häufig) ; Bahneinschnitt
Pelersberg (häufig).
Anzahl der untersuchten Stücke: 10.
Das Original zu der Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Pachytrachelus reticulatus Schrammen.
1901. Polypora reticulata Schrammen, Neue Kieselschw., S. 16, Taf. II, Fig. 6; Taf. V, Fig. 7.
Das einzige Exemplar dieser Art stellt eine im Verhältnis zur Länge ziemlich dünne, am vorderen
Ende halsartig eingeschnürte, langgestielte Walze dar. Längsdurchmesser 13 cm, Querdurchmesser in
der Mitte 1,5 cm. Außenseite mit unregelmäßig angeordneten, runden oder ovalen Ostien, die z. T. in
seichten Längsfurchen liegen. Der Durchmesser der Ostien beträgt fast 1 mm. Auf 0,5 qcm Fläche
liegen höchstens neun. Der Querdurchmesser des Paragasters beträgt etwa vom mittleren Querdurch-
messer des Schwam.mkörpers. Die Verzweigungen des Kanalsystems waren infolge der weit vorgeschrit-
tenen Umwandlung des Schwammes in bröckliges rotes Eisenhydroxyd nicht festzustellen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (sehr selten).
Anzahl der untersuchtcn Stücke: 1.
Das Original liegt im RoEMER-Museum in Hildesheim
Texttafel VIII.
Skelettelemente der Familien Sphaerocladinidae Schrammen, Helomorinidae Schrammen, Rhizomorinidae v. Zittel, Mega
rhizidae Schrammen, Scolioraphidae Schrammen, Homoraphidae Ridley u. Dendy , Desmacidonidae Ridley u. Dendy
A. Schrammen del.
— 173 —
Erklärung zu Texttafel VIII.
Familie Sphaerociadinidae.
Fig. 1. Pachylrachelus exspectatus Schrammen aus der Mucronatenkreide von Misburg.
a) Sphaeroclone mit 1 — 5 Clonen in 50facher Vergrößerung.
b) Zwei Sphaeroclone im Zusammenhang (50mal vergr.).
c) und d) Undeutlich sechsarmige Kieselkörperchen (50mal vergr.).
e) Dermalia (60mal vergr.). f) EinSphaeroclon mit den Enden des Axenkanals von oben und von
unten gesehen. (50mal vergr.) g) Zentralmasse eines anderen Sphaeroclons mit Teilen des
Axenkanals in lOOfacher Vergrößerung. (Die punktierten Linien sind ergänzt.)
Fig. 2. Macrohrochus emscheris Schrammen aus dem Untersenon von Adenstedt-Bülten bei Peine.
Sphaeroclone in 50facher Vergrößerung.
Familie Helomorinidae.
Fig. 3. Pachycothon giganteum Roemer sp. aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Heloclone. b) Ein
Dichotriaen von der Oberfläche, c) Amphiox. Sämtliche Objekte in 16facher Vergrößerung.
Familie Rhizomorinidae.
Fig. 4. Seliscothon Mantelli Goldfuss sp. aus der Mucronatenkreide von Misburg. Rhizoclone.
Fig. 5. Verruculina seriatopora Roemer sp. aus der Mucronatenkreide von Misburg. Rhizoclone.
Fig. 6. Verruculina macrommata Roemer sp. aus der Mucronatenkreide von Ahlten. Rhizoclone.
Sämtliche Rhizoclone in 20facher Vergrößerung.
Familie Megarhizidae.
Fig. 7. Megarhiza dubia Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Megarhizoclone in 16facher
Vergrößerung.
Fig. 8. Chalaropegma cerebriformis Schrammen aus der Mucronatenkreide von Misburg. Megarhizo-
clone in IGfacher Vergrößerung. (Zum Vergleich der Größenunterschiede ein Megaclon (8a) und
ein Rhizoclon .(8 b) in 16facher Vergrößerung.
Familie Scolioraphidae.
Fig. 9. Scolioraphis tesselata Roemer sp. aus dem Untersenon von Goslar. Megasclere in lOfacher
Vergrößerung.
Familie Homoraphidae.
Fig. 10. Halichondria Lendenfeldi Schrammen aus dem Scaphitenpläner von Nettlingen. Amphioxe von
der Oberfläche in lOfacher Vergrößerung.
Familie Desmacidonidae.
Fig. 11. Rhizopsis horrida Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Megasclere in lOfacher
Vergrößerung.
Fig. 3a und Fig. 10 sind bei auffallendem, alle anderen Figuren bei durchfallendem Licht gezeichnet.
- 174 —
Pachytrachelus exspectatus nov. sp. (Tafel XXIV, Fig. 2. — Texttafel VIII, Fig. 1.)
Walzenförmig oder zylindrisch, mit abgerundetem, abgestutztem oder zugespitztem Scheitel;
Basis lang gestielt oder in mehr oder weniger zahlreiche kurze Wurzeln zerschlitzt. Mittelgroße Exemplare
sind etwa 12 cm lang und 3 — 4 cm dick. Das größte das ich kenne, ist über 20 cm lang und an der
dicksten Stelle 7 cm dick. Außenseite mit dichtstehenden, gewöhnlich porenartigen, stellenweise auch
warzenförmig erhöhten Ostien (etwa 10 — 20 auf 0,5 qcm). Von den Ostien dringen gerade oder leicht
gekrümmte Kanäle manchmal in horizontaler Richtung, gewöhnlich aber schräg von oben nach unten
in den Schwammkörper ein. Sie werden von anderen Kanälen gekreuzt, deren Mündungen auf der Ober-
fläche des Paragasters liegen. Das Paragaster ist tief eingesenkt und ziemlich eng. Sein Querdurchmesser
beträgt etwa Y- vom Querdurchmesser des Schwammkörpers.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (seilen).
Anzahl der un ter suc Ii ten Stücke: 6.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Macrobrochus nov. gen.
(Etyin.: <j i^oo/og die Masche.)
(Skelettabbildung Texttafel VIII, Fig. 2.)
Schwamm.körper halbkugelig, mit seichtem Paragaster, sitzend. Oberfläche mit mehreren vom
Scheitel herablaufenden breiten Furchen und zahlreichen großen Ostien. Das Stützskelett besteht aus
sehr kleinen Sphaeroclonen. Dermalia unbekannt.
Obere Kreide.
Macrobrochus emscheris nov. sp. (Tafel XXIV, Fig. 4. — Texttafel VIII, Fig. 2.)
Das Original ist ein etwa kinderfaustgroßer, zusammengedrückt-halbkugeliger Knollen, der am
Scheitel leicht zugespitzt ist. Vom Scheitel herab laufen mehrere 1 — 2 mm breite, und ebenso tiefe Furchen,
die z. T. fast bis zur Basis reichen. NamentUch zwischen den Furchen, aber auch an anderen gut erhaltenen
Stellen der Oberfläche Hegen zahlreiche, auffallend weite, nämlich etwa linsengroße, rundliche Ostien.
Leider erlaubt die Erhaltung des im Inneren verkalkten Originals nicht die feinen Verzweigungen des
Kanalsystems festzustellen. Basis leicht ausgehöhlt; stielartige Bildungen fehlen.
Alter und Facies: Sandmergel der Westphalicus- Kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Ilsede (sehr selten).
AnzalilderuntersuchtenStücke:!.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Macrobrochus rimosus n. sp. (Tafel XXIV, Fig. 3.)
Das einzige Exemplar, welches ich in vieljähriger Sammeltätigkeit gefunden habe, hat ungefähr
die Gestalt eines 4,5 cm hohen, ebenso breiten, und 2 cm dicken, linsenförmigen Knollens. Leider ist
— 175 —
die eine Hälfte in rostbraunes Eisenhydroxyd umgewandelt. Auch fehlen die basalen Teile. Scheitel
und Oberfläche der anderen Hälfte sind aber gut erhalten. Das Paragaster bildet eine etwa des ganzen
Längsdurchmessers betragende grubenartige Einsenkung im Scheitel, in der zahlreiche runde, etwa 1 mm
weite Postiken liegen. Vom Scheitel herab laufen 1 mm breite Furchen (Aporhysen), die stellenweise
anastomosieren und die Oberfläche der gut erhaltenen Hälfte mit einem groben Geflecht überziehen.
Zwischen den Furchen liegen rundliche Ostien, die etwa um ihren ca. 1 mm betragenden Durchmesser
oder auch noch weiter von einander entfernt sind, und die Mündungen der Epirhysen darstellen. Das
Skelett ist leider sehr schlecht erhalten. Ich konnte mich aber mit Sicherheit überzeugen, daß ein wesent-
licher Unterschied zwischen den Sphaeroclonen der beiden Macrobrochus-Arten nicht besteht.
Mit anderen Spongienarten aus der oberen Kreide ist die Spezies nicht zu verwechseln. Von der
nächstverwandten, aber älteren, und auch in einer anderen geologischen Facies vorkommenden Art
Macrobrochus emscheris unterscheidet sie sich durch eine Scheitelvertiefung, durch zahlreichere und
schmälere Aporhysalfurchen und durch viel kleinere Ostien.
Auf die auffallende Ähnlichkeit in Habitus und Kanalsystem mit palaeozoischen Schwämmen
(Astylospongia), mit denen Macrobrochus rimosus ja auch im Bau des Skeletts fast übereinstimmt, sei
noch hingewiesen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg, sehr selten.
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
PALAEONTOQRAPHICA
BEITRAEGE
ZUR
NATURGESCHICHTE DER VORZEIT
Herausgegeben
von
E. KOKEN und J. F. POMPECKJ
in Tübingen
in Göttingen.
Unter Mitwirkung von
O. Jaekel, A. von Koenen, A. Rothpietz und G. Steinmann
als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft.
Supplement V.
Dritte Lieferung.
Inhalt:
Schrammen, A., Die Kieselspongien der oberen Kreide von Nordwestdeutschland. Lieferung 3. (SJ77 — 280 mit
Taf. XXV— XXXV.)
Stuttgart.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser.
1912.
Ausgegeben im Juli 1912.
7iM«r Litferung liegt bei ein Prospekt der €. Sàkîveizerbarf 'sehen Derlagsbuehhandiung, Tlägeie â Sr. Spro9SS6r,
in Sfutfgarf betr. Freeh: f,Deutsehlanäs Sieinkohlenf elder" und Kennig: ,jdm Tenäaguru",
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart.
Soeben erschien :
Çmnlziige der palaeobîolOBîe der Wirbeltiere
Von
Prof. Dr. O. Abel, Wien.
Gr. 8». 724 Seiten mit 470 Textfiguren.
Preis geb. M. 18. — .
Das Werk behandelt: I. Die Geschichte und Entwicklung der Palaeontologie. II. Die Über-
reste der fossilen Wirbeltiere. III. Die Wirbeltiere im Kampfe mit der Außenwelt. IV. Die Palaeo-
biologie und Phylogenie — und legt die strenge Gesetzmäßigkeit dar, nach der sich seit den
ältesten Zeiten organischen Lebens die Anpassung auf der Erde vollzieht.
Ein gewaltiges Wissens- und neues Arbeitsgebiet ist in diesem Buche erörtert und
eröffnet; das Werk wird von keinem Palaeontologen unberücksichtigt gelassen werden können.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart,
Die Anatomie und Pliysioiogle der Fusulinen.
Von
lESIa-rLS TT". Sta.fif-
(Zoologica, herausgegeben von Prof. Dr. C. Chun, Leipzig, Heft 58.)
4°. VIII. 93 Seiten. Mit 2 Tafeln und 62 Textfiguren.
Preis Mk. 24.—.
Diese Abhandlung bildet eine wichtige und unentbehrliche Ergänzung der in der „Palae-
ontographica" Bd. 55, 56 und 59 erschienenen beiden ersten Teile der Monographie der
Fusulinen von Prof. Dr. E. Schellwien f. Wenn auch durchaus auf Schellwiens lang-
jährige Untersuchungen sich stützend, so bringt die Arbeit doch viele neue Gesichtspunkte, die
bei einem Studium der Schell wien'schen Monographie, von der noch weitere Teile in der „Palae-
ontographica" ersclieinen werden, unbedingt bertlcksichtigt werden müssen.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart.
Professor Dr. G. Schwalbe, Strassburg:.
1. Studien zur Vorgeschichte des Menschen. I. Zur Frage der Ab-
stammung des Menschen. II. Das Schädelfragment von Brüx und ver-
wandte Schädelformen. HI. Das Schädelfragment von Cannstatt.
Gr. 8«. 228 Seiten mit 4 Tafeln und 62 Textfiguren. — Mk. 18.—.
2. Über Darwins Werk: Die Abstammung des Menschen.
Gr. 8°. 32 Seiten. — IHk. 2.—.
Die Kieselspongien
der oberen Kreide von Nordwestdeutschland
IL Teil
Triaxonia (tiexactinellida)
A. Schrammen
Herausgegeben mit Unterstützung
der Kgl. preussischen Akademie
: der Wissenschaften in Berlin :
Mit 21 Tafeln, 7 Texttafeln und 5 Textfiguren
von
E.
STUTTGART 1912
Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung
Nägele & Dr. Sproesser
I
Vorwort.
Die vorliegende Monographie soll in den ,,Palaeontographica" erschienene spongiologische Arbeiten
fortsetzen, die mit H. Rauffs ,,Palaeospongiologie" begannen, durch R. Kolbs „Kieselspongien des
schwäbischen weißen Jura" erweitert wurden, und hoffentlich mit einer Bearbeitung der Tertiärschwämmc
zu einem gewissen Abschlüsse kommen werden.
Die obere Kreide von Nordwestdeutschland steuert unzweifelhaft die besterhaltenen und wohl
auch die reichsten Spongienfunde bei. Das schöne Material hat nunmehr den Kontakt mit der Jetztzeit
hergestellt und zu phylogenetischen Reflexionen geführt, welche die Entwicklung des Spongienstammes
in wichtigen Punkten klarer stellen.
Als Karl A. v. Zittel mich mit der Abfassung einer Monographie der nordwestdeutschen Kreide-
spongien für die ,,Palaeontographica" betraute, verlangte er, daß die Bearbeitung eine erschöpfende
sein solle. Große Fülle des Stoffes und Rücksichtnahme auf den Buchumfang zogen indessen den guten
Absichten manche Schranken. Ich hoffe jedoch, wenigstens in zwei Punkten, nämlich in der gründlichen
Durchforschung unserer Kreideablagerungen und in der Festlegung der so überaus mannigfaltigen
Skelettstrukturen, die Bedingung des großen Paläontologen einigermaßen erfüllt zu haben.
Nicht ohne Absicht wurden alle Formen mit unbekannter oder zweifelhafter Skelettbeschaffenheit
außer Betracht gelassen. Die bedeutungslosen Namen würden nur die Literatur beschwert haben.
Auf die wechselvollen Erhaltungszustände bin ich bei der Artbeschreibung nur eingegangen, wo
es nicht zu vermeiden war. Einige allgemeine Angaben enthält die Einleitung zum ersten Teil. Wer
sich noch näher mit diesem Stoffe beschäftigen will, sei auf H. Rauffs ,,Palaeospongiologie" verwiesen.
Um Wiederholungen zu vermeiden, wurden die Angaben über das Skelett der Arten aus den
lithistiden Gruppen nur in die Gattungsdiagnose gelegt. Das kann ich wohl um so eher ver-
antworten, als die Mikrosklere, die ja bei den rezenten Spezies zur Artentrennung mit herangezogen werden
können, bei den fossilen gewöhnlich nicht einmal isoliert, und nur in den allerseltensten Fällen in Gesell-
schaft der Desme erhalten sind. Zwischen den Desmen sind aber bemerkenswerte Verschiedenheiten
bei fossilen Lithistidenarten derselben Gattung kaum vorhanden oder nachweisbar.
Die Texttafeln I — VIII bringen die am häufigsten vorkommenden Skelettelemente der betreffenden
Genera und Spezies zur Darstellung. Auf diese Typen wird man unschwer auch die sonst noch vorhandenen
und individuell recht variablen Desmenformen beziehen können.
Die Angaben über Horizonte und Fundpunkte machen Anspruch auf unbedingte Zuverlässigkeit,
denn ich habe, mit verschwindenden Ausnahmen, alle Belegstücke persönlich gesammelt. Hierbei war mir.
— II —
wie ich sehr dankbar anerkenne, namentlich die von Herrn Fabrikdirektor Lange in Misburg erteilte Er-
laubnis zeitweise in den Steinbrüchen der Zementfabrik Teutonia" sammeln zu dürfen, von großem
Nutzen. Auch Herrn Geheimen Bergrat Professor Dr. A. v. Koenen, der mir wertvolle Stücke aus der
Sammlung des paläontologischen Museums der Universität Göttingen anvertraute, und den Herrn Rent-
ner H. Brandes in Hoheneggelsen, Zahnarzt E. Torger in Halberstadt und Lehrer W. Reitemeyer in
Goslar bin ich für Zuwendung von Material verpflichtet.
In tiefer Dankbarkeit möchte ich noch des so früh verstorbenen und unersetzlichen früheren
Direktors des Roemer-Museums in Hildesheim, Professor Dr. A. Andreaes gedenken, dessen vorurteilsfreie
Ermunterungen dem Autodidakten und Nichtzünftler das Vertrauen gaben, sich an ein Gebiet der Palä-
ontologie zu wagen, das einer gewissen Sprödigkeit nicht ermangelt.
Die ehrerbietigst entgegengenommene Munifizenz der Königlich preußischen Akademie der Wissen-
schaften in Berlin hat es dem Verlage erleichtert, alle meine Wünsche hinsichtlich der Zahl und Aus-
führung der Tafeln und Textfiguren zu erfüllen.
H i 1 d e s h e i m, den 2. Februar 1912.
Dr. A. Schrammen,
Einleitung
Die Hexaclinelliden bilden nicht ganz die Hälfte aller aus der oberen Kreide von Nordwestdeutsch-
land bekannten Silicea. Dies Verhältnis müßte sich freilich, nach den bei Oberg gemachten Beobachtungen
erheblich zu ihren Gunsten verschieben, wenn es gelingen könnte, alle, oder wenigstens die meisten Hexac-
tinelliden-Arten nachzuweisen, welche überhaupt den Grund der Kreide-Ozeane bevölkert haben. Das ist
aber ganz ausgeschlossen, weil es für sämtliche Schichten Erhaltungszustände voraussetzen würde, die tat-
sächlich nur lokal an einer bloß wenige Meter mächtigen Bank einer einzigen Zone (der Quadraten-
kreide von Oberg) zu beobachten sind. Es gelingt also nur äußerst selten, das ganze Bild einer jener
zahlreichen, über- und nebeneinander liegenden kretazischen Hexactinelliden-Faunen aus allen Gompo-
nenten wiederherzustellen. Gewöhnlich ist man auf die Vermittelung der wenigen Arten angewiesen,
die wegen der Massigkeit der Schwammkörper oder aus andern Gründen auch noch nachweisbar und
bestimmbar bleiben, wenn von dem Kieselgerüst nur noch geringfügige oder gar keine Spuren mehr
vorhanden sind.
Aus dem nordwestdeutschen Cenoman kann ich nur zwei, der Skelettstruktur nach bekannte
Hexactinelliden- Arten anführen, die alle beide auf den Varianspläner beschränkt sind. Die eine Spezies,
Ophrystoma micrommata Roem., vertritt eine Familie, die in turonen und senonen Schichten zu fehlen
scheint und ist nur vom Kahnstein bei Langelsheim bekannt.^) Die Verbreitung von Plectascus labrosus
T. Smith sp., der anderen Art, die ich am Kahnstein und bei Misburg beobachtet habe, reicht dagegen
bis in das Gebiet der englischen Kreide.
In unserem Labiatuspläner sind m. W. überhaupt noch keine Spongien gefunden worden.
Auch der Brogniartipläner führt nur Cystispongia bursa Roem. sp. und zwar nur in den Galeriten-
schichten. Analoge faunistische Verhältnisse bietet übrigens in der Jetztzeit das Rote Meer, wo die Pola-
expedition an 15 verschiedenen Stationen nur zwei Hexactinelliden-Spezies in Tiefen von 341 — 820 m
gefischt hat. Es ist ein merkwürdiges Spiel des Zufalls, daß die eine lebende Art, Aulocystis Grayi Bwbk.
zu einer Gattung gehört, die man aus guten Gründen unter die nächsten Verwandten von Cystispongia
zählen darf.
Mit der Ablagerung der Scaphitenpläner begann die Einwanderung jener Fauna, welche auch die
oberturonen und senonen Horizonte Nordwestdeutschlands erfüllt, und mit ihren Spitzen bis in die
Jetztzeit reicht.
^) Griepenkerl führt (Königslutter S. 23) Ophrystoma micrommata Roem. sp. irrtümlich auch aus der
Quadraten-Kreide von Glentorf an.
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 23
— 178 —
Der Scaphitenpläner enthält folgende Hexactinelliden :
Leptophragma glutinata Quenstedt sp. Plocoscyphia Roemeri Leonhard.
Ventriculites radiatus Mantell. Plectascus clathratus Roemer sp.
Leiostracosia alcyonoides Mantell sp. Oncotoechus cavernosus Schrammen.
,, angustata Roemer sp. Camerospongia jungijormis Ferd. Roemer.
Callodictyon fragile Roemer sp. Tremabolites Leonhardi Schrammen.
Becksia nidiformis Leonhard sp. Cameroptychium patella Leonhard.
Auf den Scaphitenpläner beschränkt sind Leptophragma glutinata, Callodictyon fragile, Becksia
nidiformis, Plocoscyphia Roemeri, Plectascus clathratus, Oncotoechus cavernosus, Camerospongia fungiformis,
Tremabolites Leonhardi und Cameroptychium patella.
Leptophragma glutinata, Callodictyon fragile, Becksia nidiformis, Tremabolites Leonhardi und
Cameroptychium patella sind dem oberschlesischen Kreidebecken eigentümlich, während Plocoscyphia
Roemeri und Oncotoechus cavernosus die nordwestdeutsche Kreideprovinz der Turonzeit mit der ober-
schlesischen verbinden.
An die Hexactinelliden-Fauna dos Scapliitcnpläners schließt sich die Fauna des Cuvieripläners
mehr oder weniger eng an. Ventriculites radiatus Mantell, Leiostracosia alcyonoides Mantell sp. und
Leiostracosia angustata Roemer sp. kommen in beiden Schichtenkomplexen vor. An die Stelle von
Cameroptychium patella Leonhard tritt im Cuvieripläner Cameroptychium planum Schrammen; für Becksia
nidiformis Leonhard sp. erscheint Becksia crispata Quenstedt sp., für Plocoscyphia Roemeri Leonhard
Plocoscyphia Maaki Schrammen und für Oncotoechus cavernosus Schrammen Oncotoechus subrutus Quen-
stedt sp. Die jüngeren Arten stehen zu den Spezies des Scaphitenpläners meist im Verhältnis späterer
Mutationen. Dazu kommen dann noch Coscinopora micropora Goldfuss, Marshallia Frechi Schrammen,
Botryosellalabyrinthica Schramme:^, Cinclidella solitaria Schrammen und Hexactinella angu.vto^a Schrammen.
In der letztgenannten Form begegnet uns zum erstenmal eine Gattung, die auch noch in der Jetzt-
zeit mit einer der fossilen nahverwandten Spezies {Hexactinella ventilabrum Carter) fortlebt.
Insgesamt enthält der Cuvieripläner folgende Arten:
Hexactinella angustata Schrammen. Coscinopora macropora Goldfuss.
Botryosella labyrinthica Schrammen. Becksia crispata Quenstedt sp.
Ventriculites radiatus Mantell. Plocoscyphia Maaki Schrammen.
Leiostracosia alcyonoides Mantell sp. Oncotoechus subrutus Quenstedt sp.
„ angustata Roemer sp. Cameroptychium planum Schrammen.
Marshallia Frechi Schrammen. Cinclidella solitaria Schrammen.
Leider unterliegt es keinem Zweifel, daß die Hexactinelliden-Faunen der Scaphiten- und Cuvieri-
pläner nur zum kleineren Teil bekannt sind. Auch in Zukunft werden wir die Lücken unserer Kenntnisse
nicht in erheblicherem Maße ausfüllen können. Das ist bedingt durch die aus mechanischen und chemischen
Agentien hervorgegangenen und zur Zerstörung aller zarteren Spongiengerüste führenden Umwandlungen,
welche die turonen Sedimente betroffen haben.
In noch höherem Grade gilt das ,,ignorabimus" von den spongienführenden, sandigen und tonigen
Schichten des Untersenons, die am Sudmerberg, bei Adenstedt-Bülten, und in der Umgebung von Braun-
— 179 —
schweig (Broitzem) entwickelt sind. Am Sudmerberg und bei Adenstedt-Bülten finden sich nur
Guettardien und eine Craticiilaria, und zwar Craticularia Roemeri Schrammen, Gueltardia bis-alata
Schrammen (Sudmerberg) und Guettardia trilobata Roemer sp. (Adenstedt-Bülten). Dabei ist allerdings
in Betracht zu ziehen, daß Litoralbildungen überhaupt nicht reich an Hexactinelliden sind.
Die tonigen Sedimente liefern in der Regel nur Abdrücke und Steinkerne, nach denen eine zuver-
lässige Artbestimmung nur in seltenen Fällen möglich ist. Ich kann darum aus der tonigen Granulaten-
kreide von Braunschweig ebenfalls nur drei Arten anführen, nämlich Leptophragma micropora Schrammen,
? Becksia Soekelandi Schlüter imd Myrmecioptychium Bodei Schrammen. Leptophragma micropora ist
eine weit verbreitete Spezies, die bis in die Mucronatenkrcide geht, und Becksia Soekelandi wurde bekannt-
lich zuerst aus der Quadratenkreide beschrieben. Dagegen scheint Myrmecioptychium Bodei, das einer
von SiNZow aus dem Gouvernement Saratow unter dem Namen Coeloptychium suhagaricoides beschriebenen
Art sehr nahesteht, auf die Granulatenkreide beschränkt zu sein.
Die Quadratenkreide enthält dank der einzigartigen Erhaltung der Oberger Schwämme die best-
gekannte imd größte mesozoische Hexactinelliden-Fauna.
Verzeichnis der Hexactinelliden-Arten aus der Quadraten-Kreide.
RegadreUa Petri Jacohi Schrammen.
Farrea Clarcei Schrammen.
Leptophragma Murchisom Goldfuss sp.
pusilla Schrammen.
,, micropora Schrammen.
Halli Schrammen.
Eurete Rauffi, Schrammen.
Periphragella plicata Schrammen.
Pleurostoma radiata Roemer.
Guettardia Stümpeli Schrammen.
Johannae Schrammen.
simplex Schrammen.
Andreaea hexagonalis Schrammen.
Callibrochis senonensis Schrammen.
Wollemannia araneosa Schrammen.
Hahrosium conçolutum Schrammen.
Oxyrhizium eximinum Schrammen.
Pleurothyris tortuosa Schrammen.
striata Schrammen.
Lefroyella favoidea Schrammen.
Chonelasma Hindei Schrammen.
punctata Schrammen.
Aphrocallistes alveolites Roemer sp.
,, cylindrodactylus Schrammen
Hexactinella angustata Schrammen.
,, laevis Schrammen.
Tretodictyum Loeschmanni Schrammen.
,, Pfaffi Schrammen.
Pleurochorium F. E. Schulzei Schrammen.
Ptychodesia papillata Schrammen.
Polystigmatium striato-punctatum Schrammen.
Stichmaptyx alatus Schrammen.
Syringium textum Schrammen.
Pleurotrema Ijimai Schrammen.
Hapalopegma fragilis Schrammen.
folium Schrammen.
Scleroplegma macrochorium Schrammen.
Auloplax spongiosus Schrammen.
Stereochlamis praecissa Schrammen.
,, caliculum Schrammen.
,, pilosum Schrammen.
Craticularia relicta Schrammen.
,, virgatula Schrammen.
Balantionella elegans Schrammen.
Polythyris cuneata Schrammen.
maeandrina Schrammen.
— 180 —
Ventriculites radiatus Manteli,.
,, stellatus Schrammen.
„ cylindratus Schrammen.
„ fistulosus Schrammen.
Lepidospongia rugosa Schlüter.
„ frag His Schrammen.
,, inermis Schrammen.
Rhizopoterion solidum Schrammen.
Napaea striata Schrammen.
,, micropora Schrammen.
Pleiiropyge plana Schrammen.
Polyhlastidium racacmosum T. Smith sp.
Actinocyclus mir us Schrammen.
,, alternans Schrammen.
Microhlastidium decurrens Schrammen.
S poradoscinia Decheni Goldfuss sp.
venosa Roemer sp.
„ micrommata Roemer sp.
„ stir p s Schrammen.
,, Quenstedti Schrammen.
Leiostracosia punctata Schrammen.
,, rohusta Schrammen.
,, Brandesi Schrammen.
Callodictyon infundibulum v. Zittel.
Pleurope lacunosa Roemer sp.
Marshallia tortuosa Roemer sp.
Coscinopora injundibulijormis Goldfuss.
Becksia Soekelandi Schlüter (Westfalen, ? Bie
wende).
Becksia Augustae Schrammen.
Feuerwehri Schrammen.
,, arbor ea Schrammen.
Plocoscyphia centuncula Schrammen
Centrosia incrnstans Schrammen.
Callicylix farreides Schrammen.
Cyclostigma acinosa Schrammen.
„ maeandrina Schrammen.
Sarophora armata Schrammen.
Calyptrella Bertae Schrammen.
Camerospongia pervia Schrammen.
Cystispongia monostoma Schrammen.
Tremabolites megastoma Roemer sp.
Toulminia Wotiemanni Schrammen.
Phalacrus flosculus Schrammen.
,, hemisphaericus Schrammen.
,, decurrens Schrammen.
Coeloptychium agaricoides Goldfuss.
„ lobatum Goldfuss.
,, deciminum Roemer.
sulciferum Roemer.
,, incisum Roemer.
rude V. Seebach.
Bolitesia mirabilis Schrammen.
Die Liste enthält zum erstenmal auch zahlreiche Arten aus Gattungen, die noch in den Meeren
der Jetztzeit florieren. Um zu zeigen, wo etwa heute die Fortsetzung der Spongienfauna unserer
Oberkreide zu suchen sein könnte, habe ich sämtliche bekannten lebenden Arten der in Frage kommenden
Genera Regadrella, Farrea, Enrete, Periphragella, Lefroyella, Chonelasma, Aphrocallistes, Hexactinella,
Sclcroplegma und Auloplax unter Angabe ihres Vorkommens in Form einer Tabelle zusammengestellt.
Tabelle der geographischen Verbreitung aller bekannten lebenden
Hexactinellidenarten aus Gattungen, die auch in der Quadratenkreide
von Oberg vorkommen.
Nach den drei Ozeanen geordnet.
— 182 —
Oaf 111 Tier
Stiller Ozean
Name
Fundort
Regadrella 0. Schmidt
Regadrella okinoseana Ijima
Japan
(1 fossile Art aus der Quadratenkreide.)
Regadrella phoenix 0. Schmidt
fialanaffos
\_< lA* lA. Y' \JtJ
f^ppndrpJJn îC nrup'ïinrïini Ttimä
Chonela^ma F F, Sphitt 7v
t n rtvi Ol n cryi /t InrYiollrf H H ^r'UTTT TT?
^ icUrCc Ltiö fr tll illiilcLtU' SP* J-j . OCrl U LZjE*
ivt;i IlldtitrL' lil&cl
(2 Arten aus der Quadratenkreide.)
1 cur tolUo Ilia itUiiiaCUiit r< S-j. OCriUL/jr*
) j
f nnnoinQYYin Tt/^o/i ovl oi m Tr H ^r'UTTT TV
^ 1 LU 1 tatio 1 1 tu lyuctici Loiii'L r . i-i. ovjriuijitijî.
T Q 1^ Q ri
«1 dUcLii
f^hnTip]nçrï)n pnliiT F F .^phitî 7.f
\^ 1 LU 1 te l/UO 1 f LIA/ L'LtttJiX' X . J— J . i_J<-jn U IjZj H,
\,hny}pln^Yy}n ipupriiiy) F F .SrHTTi 7,F
K Alifornion
Pprinhfaffplln W IVTabsihatt
1 vi llllll AgVlld VV . iYXA.l\ofl Al_<Li
Periphragella Elisae Marshall
Japan
(3 Arten aus der Quadratenkreide.)
Lefroyella Wyv. Thomson
(1 Art aus der Quadratenkreide.)
Farrea Bowerbank
Farrea occa (Bwbk.) Carter
Japan, Kalifornien
(2 Arten aus der Quadratenkreide.)
,, Sollasi F. E. Schulze
Japan
,, Vosmaeri F. E. Schulze
clavigera F. E. Schulze
Banda-Insel
aculeata F. E. Schulze
Cap Flattery
convolmlus F. E. Schulze
Kalifornien
Eurete Semper
Eurete Semperi F. E. Schulze
Molukken
(1 Art aus der Quadratenkreide.)
Schmidti F. E. Schulze
Philippinen
I 1
,, jarreopsis Carter
Molukken
,, Carteri F. E. Schulze
,, Marshalli F. E. Schulze
,, Bowerbanki F. E. Schulze
Japan
,, erectum F. E. Schulze
Galapagos
AphrocalHstes Gray
AphrocalHstes Bocagei Wright
Japan
(3 Arten aus der Quadratenkreide.)
vastus F. E. Schulze
Japan, Aleuten bis
Kalifornien
ramosus F. E. Schulze
Japan, Philippinen
,, whiteavesianus Lambe
Vancouver-Insel
Hexactinella Carter
Hexactinella ventilabrum Carter
Japan
(3 Arten aus der Quadratenkreide.)
,, lata F. E. Schulze
Molukken
„ tubulosa F. E. Schulze
Japan
Scleroplegma F. E. Schulze
(1 Art aus der Quadratenkreide.)
— 183 —
Atlantischer Ozean
Indischer Ozean
Name
Fundort
Name
Fundort
Regadrella phoenix 0. Schmidt
Westindien
Chonelasma Schulzei Topsent.
Azoren
Periphragella lusitanica Topsent
Azoren
Lefroyella decora Wyv. Thomson
Westindien
Farrea occa Carter
Westindien,
Azoren, Portugal
Farrea occa Carter
Bai von Bengalen
Aphrocallistes Bocagei Wright
,, ramosus F. E. Schulze
N.-Atlantik, Portu-
gal, Westindien
Azoren
A phrocallistes
beatrix Gray
Malacca,
Andamanen
Hexactinella Grimaldi Topsent
Scleroplegma conica 0. Schmidt
Azoren
Westindien
— 184 —
Die Übersicht ergibt, daß diejenige Hexactinelliden-Fauna der Jetztzeit, welche in der Zusammen-
setzung der Gattungen der Fauna der Quadratenkreide von Nord Westdeutschland am nächsten steht,
im Stillen Ozean in der Nähe der japanischen Küste lebt. Ich kann noch hinzufügen, daß fünf Arten der
Quadratenkreide, nämlich Chonelasma Hindei, Periphragella Johannae, Hexaciinella laevis, Tretodictyum
(Hexactinella) Loeschmanni und Tretodictyum Pfaffi in der allgemeinen Körperform, in der Organisation
des Kanalsystems und im Bau des Diktyonalgerüstes den von Japan bekannten lebenden Arten ihrer
Gattung näherstehen, wie diese lebenden Arten allen anderen rezenten Spezies der drei Ozeane.
Die folgende Tabelle enthält Angaben der Meerestiefen, in der die rezenten Hexactinelliden aus
einer Anzahl Gattungen leben, die auch in der Quadratenkreide von Oberg vertreten sind.
Bathymetrische Verbreitung der lebenden Hexactinelliden aus Gattungen, die auch in der
Quadratenkreide von Oberg vorkommen.
Gattung
Art
Tiefe
in m
Autorität
(Expedition)
Regadrella
0. Schmidt
1.
2.
Regadrella phoenix 0. Schmidt
! > !! 5 ) ; J
400
540
]
> 0. Schmidt
3.
JS )) )> 5>
500
4.
λ Ï) >) 5>
öOD
F. E. Schulze (,,Valdivia")
5.
: Ï > ) Î Î Ï Î
3200
Ijima (,, Albatross")
6.
Regadrella Komeyainai Ijima
787
Ijima (,,Jnvestigator")
7.
Regadrella okinoseana Ijima
400
Ijima
8.
800
3 3
Chonelasma
F. E. Schulze
9.
10
Chonelasma calyx F. E. Schulze
>> r> >j
180
360
F. E. Schulze
11.
;) >) ^ ))
88
F. E. Schulze (,, Albatross")
12.
)> j) >>
435
5) 3 3
13.
)' >) )J
1053
)> 3!
14.
)J ÎÎ 35
1251
3 ; 3 3
Periphragella
W. M ARS H ALL
15.
16.
Periphragella Elisae Marshall
180
360
Carter, Doederlein
5 3 3 3
Lefroyella
Wyv. Thomsoin
17.
Lefroyella decora Wyv. Thomson
800
F. E. Schulze (,, Challenger")
Farrea
BoWERBANK
18.
19.
Farrea occa Carter
540
1400
Carter
Doederlein
20.
Farrea Sollasi F. E. Schulze
360
3 5 •
21.
Farrea Vosmaeri F. E. Schulze
360
5 3
22.
Farrea convolvulus F. E. Schulze
656
F. E. Schulze (,, Albatross")
23.
Farrea aculeata F. E. Schulze
1161
5 J 53
— 185 —
Gattung
Art
Tiefe
in m
Ä 1 1 f f\v\ f ä 1
il. LI tUl 1 td t
(Expedition)
Eurete
24.
Eurete Semper i F. E. Schulze
300
F. E. Schulze („Cliallenger")
Semper
25.
Eurete Schmidti F. E. Schulze
360
F. E. Schulze
26.
Eurete iarreopsis F. E. Schulze
360
Carter
27.
Eurete Carteri F. E. Schulze
220
F. E. Schulze (,, Challenger")
28.
300
î 3 3 3
29.
Eurete Marshalli F. E. Schulze
260
3 3 3 3
30.
Eurete Bowerbanki F. E. Schulze
360
3 3 3 3
31.
Eurete erectum F. E. Schulze
717
F. E. Schulze (,, Albatross")
AphrocalUstes
32.
180
Doederlein, Wright
Gray
33.
)) )) ')
360
34.
) ) . > > )
514
î > 3 J
35.
907
' î ) )
36.
AphrocalUstes ramosus F. E. Schulze
360
Doederlein
37.
AphrocalUstes beatrix Gray
1694
F. E. Schulze („Valdivia")
38.
680
39.
>> >) )>
141
40.
)? 5) >J
1024
î J J î
41.
Î ) > Î 5 3
209
î) S)
42.
)> )> >î
212
?) >5
43.
AphrocalUstes vastus F. E. Schulze
97
F. E. Schulze
44.
>! 5» )J
180
45.
ÎÎ )J Î?
360
3 3
46.
Î ) ) ^ ) ?
1602
33
Hexactinella
47.
Hexactinella ventilabrum F. E. Schulze
180
Carter
Carter
48.
I) <) ))
360
Doederlein
49.
Hexactinella tubulosa F. E. Schulze
180
33
50.
3 ? 5 Î Î >
360
33
Scleroplegma
51.
Scleroplegma conica 0. Schmidt
540
0. Schmidt
F. E. Schulze
Auloplax
52.
Auloplax auricularis F. E. Schulze
2500
F. E. Schulze
F. E. Schulze
Als Durchschnitt ergibt sich eine Tiefe von ca. 600 m. Ähnliche Tiefenverhältnisse werden auch
für die Teile des Kreidemeeres anzusetzen sein, welche die Quadratenkreide von Oberg und oberkretazische
Schichten gleicher Facies sedimentiert haben.
Unter den stratigraphisch wertvolleren Arten der Quadratenkreide sind namentlich Z?eo/c,çia- Ar ten
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. ^4
— 186 —
XU nennen. Im übrigen ist die große Mehrzahl der Spezies wohl nur scheinbar auf die Quadraten-
kreide beschränkt, da nur in den Kalkmergcln dieser Zone stellenweise die günstigen Erhaltungs-
bedingungen gegeben sind, welche die fragileren Hexactinelliden- Arten verlangen.
Viele zuerst in der Quadratenkreide auftretende Arten gehen bis in die mittlere, und sogar
bis in die obere Mucronatenkreide hinauf, wie denn die Mucronatenkreide überhaupt im großen ganzen
die Hexactinelliden-Fauna der Qiiadratenkreide zu wiederholen scheint.
Verzeichnis der in der Mucronaten-Kreide vorkommenden Hexactinelliden,
Aphrocallistes alveolites Roemer sp. Pleiirope lacunosa Roemer sp.
Die meisten Arten sind auch schon aus der Quadratenkreide angeführt worden. Auf die Mucro
natenkreide beschränkt sind Aphrocallistes lobatus, Leptophragma memhranacea, Pleurostoma dichotoma,
Rhizopoterion tiihijorme, Sporadoscinia Teutoniae, Cyclostigtna lobata, Toulminia Bmettiae und compressa,
Coeloptychiiim Seebachi und Coeloptyc.hium princeps.
Die Kalkmergel der unteren Mucronatenkreide (Ahlten, Misburg) sind am arten- und individueu-
reichsten. Mit Ausnahme von Coeloptychium princeps entlialten sie alle Spezies, die in der vorstehenden
Liste angeführt werden.
Aus der fazioU ziemlich gleicliartigen aber jüngeren Heteroceraskreide von Lüneburg kennt
Wollemann Leptophragma memhranacea Quenstedt sp., Coscinopora infundibuliformis Goldfuss, Aphro-
callistes alveolites Roemer sp., Ventriculites striatus T. Smith (?), Ventriculites radiatus Mantell, Sporado-
scinia venosa und micrommata Roemer sp., Sporadoscinia Decheni Goldfuss var. quadrata Quenstedt
(= Sporadoscinia Quenstedti Schrammen), Coeloptychium deciminum, Seebachi, agaricoides und rude.
Als Hexactinelliden führende Litoralfacies der Heteroceraskreide sind schließlich die Sandmergel
von Haldem und Lemförde zu erwähnen. Sie schließen von Kieselspongien fast nur Coeloptychien ein
und zwar Coeloptychium agaricoides, Coeloptychium Seebachi und auch das seltene und schöne Coelo-
ptychium princeps.
,, cylindrodactylus Schrammen.
,, lobatus Schrammen.
Leptophragma Murchisoni Goldfuss sp.
membranacea Quenstedt sp
,, micropora Schrammen.
Coscinopora injundibuliformis Goldfuss.
Plocoscyphia centuncula Schrammen.
Cyclostigma acinosa Schrammen.
,, lobata Schrammen.
Tremabolites megasloma Roemer sp.
Toulminia Benettiae Mantell sp.
,, compressa Schrammen.
Coeloptychium agaricoides Goldfuss.
Pleurostoma dichotoma Schrammen.
Guettardia striata Schrammen.
Ventriculites radiatus Mantell.
Lepidospongia rugosa Schlüter.
Rhizopoterion tubijorme Schrammen.
Napaea striata Schrammen.
Polyblastidinm racaemosum T. Smith sp.
Sporadoscinia micrommata Roemer sp.
lobatum Goldfuss.
deciminum Roemer.
incisum Roemer.
rude V. Seebach.
Seebachi v. Zittel.
princeps Roemer.
Teutoniae Schrammen.
— 187 —
Die VuA ZiTTEL eingeführte Zweiteilung der Ilcxactinelliden in Dictyonina („die Sech«stralder ver-
scluuelzcn zu einem zusammenhängenden Gitterwerk, indem sicli jeder Arm eines Hexaktins an den
entsprechenden Arm eines benachbarten Sechsstrahlers h^gt, und Ijeidc von einer gemeinsamen Kiesel-
hülle umschlossen werden") und Lyssacina (,,Die Skelettelemente bleiben entweder alle isoliert, oder
sind nur zum Teil in unregelmäßiger Weise miteinander verlötet"), habe ich nicht beibehalten. Diese
Einteilung beruht nur, ganz abgesehen davon, daß keineswegs bei allen Diktyoninen die Verbindung der
Hexaktine oder Lychniske in der von ZrrTEL geforderten Weise erfolgt, auf Eigentümlichkeiten der
erhaltungsfäiiigen Bestandteile des Kieselgerüstes, während die für den Ausbau eines natürlichen Systems
überaus wichtigen Fleischnadeln, welche bei den fossilen Hexactinelliden allerdings nicht erhalten bleiben,
keine Berücksichtigung finden.
In der Hauptgliederung folge ich lieber F. E. Schulze, der als systematische Einheiten höchsten
Grades die Unterordnungen Amphidiscophora und Hexasterophora unterschieden hat. Die Amphidisco-
phora sind nach F. E. Schulze nicht allein durch den ausschließlichen Besitz der eigenartigen Amphidiske
deutlich charakterisiert und von den Hexasterophora leicht und scharf zu trennen, sondern sie zeigen auch
im übrigen so gleichartige Organisationsverhältnisse, daß die Zusammengehörigkeit aller ihrer Glieder
stets klar liervortritt. Die Hexasterophora andererseits sind iro.mer (bei sonst weitgehenden Differenzen)
durch das Vorkommen des Hexasters, der für diese Abteilung typischen Nadel gekennzeichnet.
Sämtliche Hexactinelliden, die jetzt aus der Kreide von Nordwestdeutschland bekannt sind, halte
ich für Hexasterophora. Die lebenden Arten aller Gattungen, welche unserer Oberkreide und der Jetztzeit
gemeinsam, sind, haben ausnahmslos Hexaster. Die fossilen Spezies dieser Genera dürfen und müssen
darum ebenfalls zu den Hexasterophora gerechnet werden. Alle übrigen Kreide-Hexactinelliden schließen
sich aber in der Tektonik des Gerüstes enger den Formen mit Hexastern wie mit Amphidisken an.
Die fossilen und lebenden Hexasterophora mit Ausnahme der rezenten Euplectellidae, Caulophacidae,
Leucopsacidae und Rossellidae teile ich in die zwei Triben Hexactinosa und Lychniscosa, welche dem übrigen
Teile der Hexasterophora, den Euplectellidae, Caulophacidae usw. gegenüber immer durch ein aus ver-
schmolzenen Hexaktinen oder Lychnisken bestehendes Kieselgerüst, das Diktyonalgerüst, charakteri-
siert sind.
Die Hexactinosa, welche ich als Hexasterophora mit Diktyonalhexaktinen definiere, bilden etwa die
Hälfte der fossilen, aber die übergroße Melirzahl aller rezenten Hexasterophora mit Diktyonalgerüsten.
Der größere Teil der lebenden Hexactinosa besitzt außer Hexastern auch noch Uncinate. Darum
ist er von F. E. Schulze als Gruppe der Uncinataria mit den Familien Euretidae F. E. Schulze (nicht
Zittel), Coscinoporidae F. E Schulze {= Chonelasmatidae Schrammen), Aphrocallistidae F. E. Schulze
und Tretocalycidae F. E. Schulze zusammengefaßt worden. In diese Gruppe, der ich die Bedeutung einer
Subtribus der Hexactinosa beilege, beziehe ich auch die zahlreicnen fossilen Euretidae (im Sinne F. E.
Schulzes), Chonelasmatidae, Tretocalycidae usw. ein, die ich in der oberen Kreide aufgefunden habe.
Die leicht vergänglichen Uncinate waren allerdings bei keiner Art mehr nachweisbar. Sie sind durch den
Versteinerungsprozeß zerstört worden. Formeigentümlichkeiten der Schwammkörper, Struktur der
Diktyonalgerüste und Organisation des Kanalsystems boten aber in ihrer Gesamtheit zahlreiche und
sichere Anhaltspunkte für die Beurteilung der generischen Stellung und Familienzugehörigkeit.
Den Uncinataria hat F. E. Schulze als Inermia alle mit deutlichem Diktyonalgerüst versehenen
— 188 —
Hexasterophora gegenüberges teilt, welche keine Uncinate und aucli weder Scopulae noch Clavulae auf-
weisen. Als eine besondere Familie der Inermia ( Daclylocalycidae) hat Ijima sodann die Gattungen
Dactylocalyx, Margaritella, Myliusia, Aiilocalyx und Euryplegma zusammengefaßt. F. E. Schulze fügte
noch die Gattung Auloplax hinzu, während er für die einzige durch Lyclinisken ausgezeichnete lebende
Gattung Aulocystys innerhalb der Inermia die besondere Familie Aulocystidae aufstellte. Ich betrachte
die Inermia, aber mit Ausnahme der Aulocystidae F.E.Schulze, die ich als einzige lebende Familie meinem
Tribus Lychniscosa unterordne, als zweite Subtribus der Hexactinosa. Auch die Gruppe der Inermia
umfaßt Hexactinelliden aus der oberen Kreide. Ich rechne allerdings aus naheliegenden Gründen nur die
wenigen fossilen Arten dazu, die zu /n^rmta-Gattungen gehören, welche auch noch in der Jetztzeit leben.
Es ist aber durchaus wahrsclieinlich, daß noch viel mehr fossile Arten den Inermia nahestehen.
Indessen wird der direkte Nachweis schwer zu erbringen sein. Selbstverständlich wäre es verfehlt, schon
allein aus dem Fehlen der Uncinate, Clavulae und Scopulae nähere Beziehungen herzuleiten, weil ja die
Fleischnadeln der fossilen Arten auch da nicht mehr nachzuweisen sind, wo sie vorhanden gewesen sein
müssen.
Alle Hexactinosa aus der oberen Kreide, die nicht zu Gattungen gehören, deren Verhältnis zu den
Uncinataria oder Inermia von lebenden Arten her bekannt ist, behandle ich als Hexactinosa unsicherer
Stellung.
Die Tribus Lychniscosa — Hexasterophora mit Lychnisken — enthält die zweite Hälfte aller Kreide-
Hexactinelliden. In der Jetztzeit sind die Lychniscosa nur noch durch die einzige Gattung Aulocystis
F. E. Schulze vertreten. Darum hat es mich nicht überrascht, daß die Zoologen die Aufstellung der
Gruppe der Lychniscosa, die ich bereits im Jalire 1902 vorgeschlagen hatte, zunächst abgelehnt haben.
Die Einwendungen Ijimas^) und F. E. Schulzes^) kann ich aber nicht als überzeugend anerkennen. Ich
bin auch selber der Ansicht Ijimas, daß das Lychnisk eine Bildung ist, die Hexaktine zur Grundlage hat,
welche durch Hinzutreten eigentümlich angeordneter Synapticula zu den Zentralknoten zu Lychnisken
geworden sind. Ferner teile ich die Meinung F. E. Schulzes, daß die acht schrägen Strebepfeiler, welche
sich um den Kreuzungsknoten der Lychniske entwickeln, als eine zur Verstärkung der Festigkeit dienende
Einrichtung aufzufassen sind. Daß die Laternenknoten aber höchstens die systematische Bedeutung
haben können, eine Familie zu charakterisieren, wie F. E. Schulze annimmt, möchte ich nicht
zugeben. F. E. Schulze stützt sich namentlich darauf, daß bei den lebenden Hexactinelliden mit
Lychnisken außer den regelmäßigen Lychnisken zuweilen auch einfache undurchbohrte Verbindungs-
knoten vorkommen, z. B. bei Aulocystis Grayi Bwbk. in der Nähe der Anheftungsstellen des ganzen
Schwammes an seiner Unterlage.^) So wertvoll das akzidentielle Auftreten von Hexaktinen für phylo-
1) Neue Hexactinelliden aus der oberen Kreirle. Mitteilungen aus dem Roem ER-Museum. No. 15. S. 7.
^) Studies on the Ilexactineliida. Contribution III, S. 24 und S. 115.
3) Wissenschaf tl. Ergeh, der Deutscli. Tiefsee-Expedition auf dem Dampfer ,,Valdivia". Bd. 4. Hexactinellida,
S. 170 u. 171.
Hier breitet sich an der Berührungsstelle mit dem Fremdkörper eine dünne, mit kleinen rundlichen Löcherchen
versehene Kieselplatte aus. Über dieser lagert dann ein dichtes Balkengerüst mit undurchbohrten Knoten, welches
allmählicli in das normale Gerüst mit durchbohrten Ivnoten übergeht. — Auch bei fossilen Lychniscosa, die Aulocysüs
nahestehen, z. B. bei Trcmabolites v. Zitt. kommen stellenweise einfache Hexactine vor, aber ebensowenig wie bei den
rezenten Formen als Elemente des eigentlichen Diktyonalgerüstes, sondern nur in den Dermal- und Gastrairegionen.
- 189 —
genetische Betrachluiigeii sein mag, für die Einschätzung des systeniatisclien Wertes der Lychniskeu-
bildung scheint es mir von untergeordneter Bedeutung zu sein.
Wichtig ist dagegen, daß bei den Lychniscosa gewöhnlich auch noch Differenzierungen der
Dictyonalia vorkommen, die den Hexactinosa fast immer fehlen. Hierhin gehören namentlich die aus
plattigen Verbreiterungen der Tangentialstrahlen der dermalen und gastralen Lychniske hervor-
gehenden porösen Membranen an beiden Oberflächen der Wandung, und die aus anastomosierenden
Zerschlitzungen der äußeren Radialstrahlen der Oberflächen-Lychniske zusammengesetzten Deckgespinste.
Den Ausschlag gibt aber m. E. die ungemein große Fülle und erstaunliche Form.enmannigfaltigkeit der
Hexactinelliden mit Lychnisken. Sie wiederholen alle oder fast alle Modifikationen des Kanalsystems,
welche bei den Hexactinosa vorkommen und auch die verschiedenen Formentypen der Schwammkörper
kehren neben zahlreichen eigenartigen Gestalten wieder. Darum betrachte ich die Hexactinosa und die
Lychniscosa als Parallelrcihen, deren Evolution noch während der Kreidezeit gleichen Schritt gehalten
hat. Beide standen damals wohl auf der Höhe der Entwicklung. In der Jetztzeit '^ind die Hexactinelliden
mit Lychnisken fast ganz erlosclien und die Hexactinosa gegen früher augenscheinlich stark in der
Abnahme begriffen.
Die Lychniscosa und Hexactinosa könnte man, zu einer höheren systematischen Einheit zusammen-
gefaßt, einer anderen gegenüberstellen, welche die Eiiplectellidae, Caulophacidae, Leucopsacidae und
Rossellidae umfassen würde. Die drei letzten der eben genannten Familien wird man übrigens in der
folgenden Übersicht der Hexasterophora-¥ix.m\\\Qrv aus der oberen Kreide von Nordwestdeutschland ver-
geblich suchen, und auch die Euplectellidae kann ich nur mit einer einzigen Regadrella- Avi anführen.
Familien der Hexactinelliden aus der oberen Kreide von Nordwestdeutscliland.
I, Unterordnung Hexasterophora F. E. Schulze.
Mit Hexastern aber ohne Amphidiskc.
Die Nadeln sind entweder sämtlich frei oder teilweise zu einem zusammenhängenden Stützgerüst
mehr oder minder regelmäßig verbunden.
Während einige mit einem basalen Nadelschopfe im Boden wurzeln, sind andere direkt oder
mittelst eines Stieles auf der Untei-lage befestigt.
a) Lyssacine Hexasterophora.
1. Famihe Euplectellidae Ijima.
Die Originaldiagnose lautet:
,, Lyssacine Hexasterophora of tubular cup-like or massive body; sometimes stalked; either rooted
by a tuft of basal spicules or firmly attashed by compact base; generally possessing numerous separate
— 190 —
oscilla. Dermal skeleton composed of hexactinic dermalia the proximal ray of which is as a rule much
longer than any otlier in ilie same spicule; no hypodermal peniaclins. Hexaster various."
b) Dictyonine Hexasterophora.
1. Tribus Hexactlnosa Schrammen.
Hexasterophora mil Diktyonalhexaktinen,
1. Subtrlbus Unclnataria F. E. Schulze.
Hexactinosa mit Uncinaten.
2. Famihe Euretidae F. E. Schulze.
„Uncinataria, deren der Unterlage fest aufsitzender Körper aus einem haumartig verästelten
oder reichlich anasiomosierenden Röhrensyslem besteht, welches in eiiiigen Fällen die Wandung eines
größeren Kelches bildet. Das zusammenhängende Stützgerüst setzt sich aus Diktyonalhexaktinen
zusammen, welche meistens in regelmäßiger Weise durch Umhüllen der parallel und dicht aneinander
gelegten Strahlen mit Kiesellamellen zur Bildung eines vorwiegend rechtwinklige Maschen umschließenden
Balkenwerkes sich vereinigen. Neben den pentaktinen Dermalia und Gastralia treten außer den Uncinaten
reichlich Scopulac oder Clavulae auf. Als intermediäre Parenchymalia kommen neben einfachen Oxy-
hexaktinen auch Oxyhexaster und Discohexaster oder beide vor."
3. Familie Chonelasmatidae Schrammen.
( = Coscino])oridae F. E. Schulze [non Zittel]).
Kelcli- oder plattenförmige Uncinataria, deren verhältnismäßig dünne Wand von geraden, konischen,
blind endigenden Epi- und Aporhysen quer durchsetzt wird. Mit Scopulen.
4. Familie AphrocalHstidae F. E. Schulze.
Kelch- oder röhrenförmige Uncinataria mit ziemUch dümier Wandung, deren Diktyonalgerüst
vorwiegend dreieckige Maschen zeigt und, von regulär sechsseitigen Lücken gleichmäßig durchsetzt,
ein bienenwabenähnliches Ausselien hat. Mit, Scopulen.
5. Famihe Tretocalycidae F. E. Schulze.
Uncinataria mit unregelmäßigen Kanälen, die den Körper schräg oder in verschiedener Richtung
durchdringen, oder mit regelmäßig alternierenden, röhrenförmigen, die Wandungen quer durchsetzenden
und blind endigenden Epi- und Aporhysen. Mit Ausnahme der Gattung Uncinatera Topsent haben alle
Gattungen Scopulae.
— 191 -
2. Subtribns Inermia F. E. Schulze.
Hexaclinosa oline Uncinate, Scopulae und Clavulae.
6. Familie Dadylocalycidae Ijima.
„Der massige oder kelchförmige, seltener platte Körper besteht aus einem System anastomosierender
Röhren, zwischen welchen ein interstitielles Lückensystem (Cavaedialsystem) bleibt. Das in letzteres
eintretende Wasser durchsetzt die Wand der Röhren und gelangt durch diese direkt oder diircli einen
genieinsamen Gastrairaum nach außen."
7. Familie Auloplacidae Schrammen.
Kleine, trichter-, röhren- oder spitzglasïôrmige, oder aus fächerförmig oder bündelartig neben-
einander liegenden Röhrchen bestehende Inermia mit ziemlich dicker Wandung. Oberflächen mit kleinen
Ostien und Postiken von radiären, blind endigenden Epirhysen bezw. Aporhysen oder Kanolsystem
wenig entwickelt. Die großen Hexaktine haben glatte Strahlen, die zu einem, mehr oder weniger regel-
mäßig gebauten Gerüste verschmelzen, in dem longitudinale oder bogenförmig von innen nach außen
strahlende Balkenzüge besonders kräftig entwickelt sind. Die Enden dieser Balkenzüge erheben sich
wie die Granen eines Pelzes über die Oberfläche der Außenseite oder beide Oberflächen und bilden dadurcli
einen Schleier von langen Kieselstäben.
c) Hexactinosa incert. sedis.
8. Familie Craticularidae Rauff.
Mehr oder weniger dickwandige, becherförmige, zylindrische, plattige oder ästige (?) Hexactinosa
mit ziemlich großen, zu Längs- und Querreihen gruppierten Ostien und Postiken von radiären röhren-
f(")rmigcn, blind endigenden Epirhysen und Aporhysen. Die Hexaktine haben glatte oder kleindornigc
Strahlen und verschmelzen zu einem engmaschigen Gerüste. Beide Oberflächen mit aus den verdickten
tangentialen Strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine hervorgehenden geflechtartigen Deck-
schichten.
9. Familie Leptophragmidae Schrammen.
Trichter-, röhren- oder schalenförmige, dolchscheidenartig zusammengedrückte oder sternförmig
gefaltete Hexactinosa mit dünner Wandung. Beide Seiten mit kleinen, zu Längs- und Querreihen
geordneten odor in Quincunx stehenden Ostien und Postiken von röhrenförmigen Epirhysen und Apo-
rhysen, die unter den Oberflächen der Innen- und Außenseite in den Skelettbrücken zwischen den Ostien
und Postiken blind endigen. Die kleinen Hexaktine haben glatte oder bedornte Strahlen und ver-
schmelzen gewöhnlich in beliebiger Orientierung zu unregelmäßig gebauten und engmaschigen Gerüsten.
Beide Oberflächen mit mehr oder weniger stark entwickelten Verdichtungen, die aus Verdickungen der
tangentialen Strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine hervorgehen.
— 192 —
10. Familie Callibrochidae Schrammen.
Trichter- oder spitzglasförmige Hexactinosa mit dünner oder dicker Wandung. Ohne besondere
Epirhysen, Aporhysen und Postiken; gewöhnlich auch ohne Ostien. Das Diktyonalgerüst ist sehr regel-
mäßig gebaut und besteht aus großen Hexaktinen, die zu longitudinalen, radialen und zirkulären Balken-
zügen verschmelzen und weite kubische Maschen umschließen. In den Maschen liegen häufig Oxyhexaktinc
von verschiedener Größe, deren Strahlen frei endigen, oder untereinander und mit den Dictyonalia ver-
bunden sind. Äußere Oberfläche mit aus Verbreiterungen oder Verdickungen der Tangontialstrahlen
der dermalen oder gastralen Hexaktine hervorgehenden engmaschigen Deckschichten. Innenseite ge-
wöhnlich ohne Deckschichten.
11. Familie Pleurothyrisidae Schrammen.
Kleine röhren-, spitzglas- oder blattförmige Hexactinosa, deren sehr dünne Wandung dolch
scheidenartig zusammengedrückt oder spiralig gefaltet ist. Schmalseiten bezw. Faltenrücken mit größe-
ren rundlichen Wandlücken, zuweilen auch mit übereinanderliegenden dütenförmigen Fortsätzen
Besondere Ostien, Epirliysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt. Die Hexaktine haben
glatte oder dornige Strahlen \ind verschmelzen im. Innern der Wandung zu einem mehr oder weniger
regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen, während sie an
den Oberflächen unregelmäßig gebaute Geflechte bilden.
12. Familie Ptychodesidae Schrammen.
Plattige Hexactinosa mit dünner Wandung, welche durch Longitudinalfaltung an der Außenseite
röhrenförrhige, alleinstehende oder zu Gruppen vereinigte Vorstülpungen oder kantige Leisten bildet,
die am Scheitel von größeren runden Öffnungen durchbrochen werden. Beide Seiten mit kleinen, zu mehr
oder weniger regelmäßigen Längs- und Querreihen geordneten Ostien und Postiken von röhrenförmigen
Epirhysen und Aporhysen, welche die Wandung alternierend durchsetzen, und unter den Oberflächen
der Innen- bezw. Außenseite blind endigen. Die Hexaktine haben mit Dornen besetzte Strahlen und
verschmelzen im Innern der Wandung und an beiden Oberflächen zu einem unregelmäßig gebauten
Gerüste. Die nach außen gerichteten Strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine endigen als lange,
mit kleinen Dornen besetzte Stacheln.
13. Familie Polystigmatidae Schrammen.
Ohr-, blatt- oder unregelmäßig trichterförmige Hexactinosa mit dünner Wandung und stark ent-
wickelter plattiger Basis. Beide Oberflächen mit zu Längs- und Querreihen geordneten oder unregel-
mäßig verteilten und dicht nebeneinander liegenden Ostien und Postiken. Die Epirliysen und Aporhysen
endigen blind unter den Oberflächen der Innen- und Außenseite. Die parenchymalen Hexaktine haben
kleindornige Strahlen, die \m Innern der Wandung zu einem mehr oder weniger regelmäßig gebauten
Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Die Kreuzungsknoten
der dermalen und gastralen Hexaktine sind kugelig verdickt und mit kurzen Höckern besetzt.
— 193 -
14. Familie Stichmaptycidae Schrammen.
Dünnwandige Hexactinosa, deren Schwammkörper durch starke Fallung der Wandung aus in
unregelmäßiger Weise anastomosierenden Blättern und weiten Röhren bestehen. Außenseite mit nadel-
stichartigen, gleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten Ostien von kurzen geraden Epirhysen. Innen-
seite mit kleinen ovalen Postiken. Die Aporhysen durchdringen die Wandung in schräger Richtung,
wobei sie die Epirhysen durchkreuzen. Die Hexakline haben glatte Strahlen und verschmelzen zu einem
unregelmäßig gebauten engmaschigen Gerüste. Außenseite mJt, Innejisoite ohne Oberflächenverdichtung.
15. Familie Syringidae Schrammen.
Röhrenförmige und dünnwandige Hexactinosa, an deren Außenseite in quadratischen Feldern
kleine Ostien von Epirhysen liegen, welche die Wandung vollständig durchdringen. Die Aporhysen
beginnen unter der Oberfläche der Außenseite und münden an der inneren Oberfläche mit runden Postiken,
dif mit den inneren Mündungen der Epirhysen alternieren. Die Hexaktine verschmelzen zu einem mehr
oder weniger regelmäßig gebauten Gerüste, dessen äußere Oberfläche mit Deckschicht überzogen ist.
Innenseite ohne Deckschicht.
16. Familie Hapalopegmidae Schrammen.
Kleine, zusammengedrückt röhrenförmige oder aus anastomosierenden Röhren bestehende
Hexactinosa ohne besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken. Die Hexaktine verschmelzen
zu einem sehr weitmaschigen Gerüste mit vorwiegend longitudinalen, radialen und zirkulären Balken-
zügen. Ohne Deckschichten.
17. Familie Botryosellidae Schrammen.
Knollige oder plattige Hexactinosa, deren Schwammkörper aus dicken, gekröseartig gewundenen
oder zu röhrigen Anastomosen gefalteten Lappen besteht. Außenseite mit kleinen, unregelmäßig an-
geordneten Ostien von verschiedener Weite. Als Postiken fungieren die weiten Skelettmaschen an der
inneren Oberfläche. Regelmäßige Kanäle fehlen. Die Diktyonalhexaktine sind sehr groß und verschmelzen
zu einem unregelmäßigen oder aus undeutlich longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen
bestehenden Gerüste. Beide Oberflächen mit weitmaschigen, geflechtartigen Verdichtungen.
18. Familie Balantionellidae Schrammen.
Krustenförmige Hexactinosa mit dünner Wandung, die aus zu traubigen Stückchen vereinigten,
stark zusammengedrückten Beutelchen bestehen. Schmalseiten der Beutelchen mit großen, rundlichen
Wandlücken. Breitseiten mit von der Basis nach den Rändern strahlenden Ostienreihen. Ostien winzig.
Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt. Die Hexaktine verschmelzen im
Innern der Wandung und an der Oberfläche der Innenseite zu einem regelmäßigen, aus longitudinalen,
radialen und zirkulären Balkenzügen aufgebauten Gerüste, in dessen Maschen zahlreiche beliebig orien-
tierte und verschieden große Oxyhexaktine liegen, die sich mit einem oder mehreren Strahlen an die
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 25
I
— 194 —
Dictyonalia heften. Äußere Oberfläche mit einer engmaschigen Deckschicht, die aus beliebig orien-
tierten Diktyonalhexak linen mit verdickten Strahlen hervorgeht.
19. Famili^^ Polythyrisidae Schrammen.
Kleine, dünngestielte, kugelige oder eiförmige Hexactinosa mit dicker Wandung und sternförmig
gebuchtetem Paragaster. Außenseite mit einigen großen runden, mit den Paragasterausbuchtungen
kommunizierenden Wandlücken und zahlreichen kleinen, unregelmäßig verteilten Ostien. Auf der
Paragasteroberfläche winzige Postiken. Die Hexaktine haben dornige Strahlen und verschmelzen in
beliebiger Orientierung zu einem engmaschigen Gerüste, dessen oberflächlich gelegenen Teile zwar dichter
wie die parenchymalen sind, aber keine eigentlichen D(>ckschic]iten entwickeln.
2. Tribus Lycliniscosa Schrammen.
Hexasterophora mit Lychnisken.
20. Familie Ventriculitidae v. Zittel emend.
Trompeten-, hutpilz-, trichter- oder schirmförmige, zylindrische oder zusammengedrückt röhren-
förmige Lychniscosa mit langem Stiel und kräftiger Wurzel. Außenseile entsprechend einer mehr oder
weniger deutlich ausgesprochenen Radialfaltung der dünnen oder dicken Wandung mit alternierend in
Längsreihen oder -furchen liegenden längsovalen Ostien von einfachen Epirhyscn, die unter der Ober-
fläche der Innenseite in den Brücken zwischen den Posliken blind endigen. Die Aporhysen beginnen
unter der Oberfläche der Außenseite in den Brücken zwisclien den Ostien und münden an der Innenseite
mit runden oder querovalen Postiken, die gewöhnlicli in Quincunx stehen. Die Lychniske haben bedornte
StT>ahlen, die zu einem mehr oder weniger unregelmäßig gebauten Gerüste verschmelzen. Beide Ober-
flächen sind mit plattigen oder geflechtartigen Deckschichten, die aus siebarlig durchlöcherten Ver-
breiterungen der tangentialen Strahlen der dermalen und gastralen Lychniske hervorgehen, überzogen.
Ais Derivate der nach außen gerichteten radialen Lychniskenstrahlen erheben sich gewöhnlich außerdem
nocli plattige oder raseiiartige Deckgespinste, auch wohl schuppenartig übereinander liegende Kiesel-
bänder über die innere Oberfläche des Diktyonalgerüstes.
21. Familie Polyblastididae Schrammen.
Stockartige Lychniscosa, deren Schwammkörper aus zahlreichen kreiseiförmigen Knospen mit
radial gefalteter Wandung und gut entwickeltem Paragaster besteht, die von einem dünn-röhrenförmigen
Axenteile ausstrahlen. Ostien klein, oval. Ohne Aporhysen und Postiken. Die Lychniske haben klein-
dornige Strahlen, die zu einem mehr od(^r weniger regelmäßig gebauten Gerüste verschmelzen. Äußere
Oberfläche mit Deckschicht. Iiuienseite ohne Deckschicht, aber mit einem aus den verlängerten äußeren
Radialstrahlen der gastralen Lychniske bestehenden Rasen von Kieselstacheln.
— 195 —
22. Fmiiilie Actinocyclidae Schkammen.
Pilz- oder schirmförmige Lychniscosa. Oberseite mit zahlreichen, in der Mitte beginnenden, ein-
faclien oder vergabeltcn, flaclieji oder gewölbten Radialfalten. Unterseite mit vom Stiele nach dem.
Rande verlaufenden, in einfachen oder dichotomen Reihen stehenden, großen rundlichen Ostien von
kurzen Epirhysen, die im Innern der Radialfalten münden. Postiken in den Furchen zwischen den Radial-
falten oder auf den Faltenrücken und -Seiten. Diktyonalgerüst ziemlich unregelmäßig. Ober- und Unter-
seite mit membranösen oder geflechtartigcn Deckschichten.
23. Familie Microblastididae Schrammen.
Trichterförmige Lychniscosa mit ziemlich dicker, radial gefalteter Wandung. Auf den Faltenrücken
liegen an der Außenseite in Längsreihen zitzen- oder warzenförmige Vorstülpungen, die, wie auch die
Seiten der Falten, von ziemlich großen rundlichen Löchern durchbrochen werden. Äußere Oberfläche mit
winzigen Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen. Das Diktyonalgerüst ist ziemlich
regelmäßig gebaut. Außenseite mit Deckschicht; Innenseitc ohne Deckschicht, aber stellenweise mit einem
äußerst zarten Deckgespinst, das von den äußeren Radialstrahlen der gastralen Lychniske ausgeht.
24. Familie Sporadoscinidae Schrammen.
Mehr oder weniger dünnwandige, kelch-, röhren-, trichter-, napf- oder schirmförmige Lychniscosa.
Außenseite mit gleichmäßig über die Oberfläche verteilten, querovalen, spaltförmigen, rundlichen, unregel-
mäßig polygonalen oder quadratischen Ostien von röhrenförmigen Epirhysen, die blind unter der Ober-
fläche der Innenseite endigen. Oberfläche der Innenseite mit in Quincunx stehenden oder in Längsfurchen
liegenden runden Postiken von ziemlich weiten Aporhysen, die unter der Oberfläche der Außenseite
beginnen. Die Lychniske haben bedornte Strahlen und verschmelzen zu einem mehr oder weniger unregel-
mäßig gebauten Gerüste. Äußere Oberfläche immer mit Deckschicht. Innere Oberfläche mit oder ohne
Deckschicht; zuweilen mit plattigen Kieselgespinsten.
25. Familie Callodictyonidae v. Zittel emend.
Trichterförmige Lychniscosa mit düniier Wandung, die auch spiralig gefaltet oder dolchscheiden-
artig zusammengedrückt sein kann und dann von großen runden Wandlücken auf den Faltenrücken oder
Schmalseiten durchbrochen wird. Oberflächen mit kleinen, in Quincunx stehenden oder unregelmäßig
verteilten Ostien und Postiken. Die Wasserzirkulation erfolgt ohne Vermittelung besonderer Epirhysen
und Aporhysen durch die weiten Skelettm.aschen. Das Diktyonalgerüst ist sehr regelmäßig gebaut und
besteht aus Lychnisken, deren Strahlen zu longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen verbunden
sind. Gewöhnlich mit Deckschichten.
26. Familie Coscinoporidae v. Zittel emend.
Trichter- oder becherförmige Lychniscosa mit dünner Wandung und kräftiger Wurzel. Außen-
und Innenseite mit kleinen in Quincunx stehenden Ostien bezw. Postiken. Die geraden röhrenförmigen
- 196 —
Epirhysen und vVporliyseii endigen blind unier den Oberflächen dei' innen- bezvv. Außenseile. Diktyonal-
gerüst unregelmäßig; an beiden Oberflächen mit plattigen und durchlöcherten Deckschichten, die von
dermalen und gaslralen Stauraktinen ausgelien.
27. Familie Becksidae Schrammen.
Schalen-, napf- und kelchförmige, oder paragasterlose knollige, krustenartige, birnförmige oder
dickzylindrische Lychniscosa, deren dünne Wandung stark gefaltet ist und anastomosicrende Röhren
und Lappen bildet, zwischen denen unregelmäßige Cavaedien liegen. An der Außenseite der Röhren
und Lappen winzige Ostien, die aber auch fehlen können. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Posiiken
sind nicht entwickelt. Wasserabfuhr durch die weiten Röhrenmündungen. Die Lychniske verschmelzen
zu einem regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen. Äußere
Oberflächen mit Deckschichten, die von den Tangenlialstrahlen der dermalen Lychniskenlage ausgehen
oder ohne Deckschichten.
28. Familie Calyptrellidae Schrammen.
Aus lappigen Blättern und anastomosierenden, distal offenen Röhren bestehende Lychniscosa,
deren Wandung nur aus einer einschichtigen Lychniskenlage besteht. Die Tangentialstrahlen ver-
schmelzen zu einem sehr regelmäßig gebauten Gitterwerk; die Radialstrahlen endigen an beiden Ober-
fläclien als konisclie Zapfen.
29. FamiÜc Plectascidae Schrammen.
Knollen- oder stockartige Lychniscosa, deren Wandung durch Faltung lappige Blätter und dicke
anastomosicrende Röhren bildet, die distal geöffnet sind. Beide Oberflächen mit in Längs- und Querreihen
liegenden, ziemlich großen Ostien bezw. Posiiken.
30. Familie Oncotoechidae Schrammen.
Zylindrische oder birnförmige Lychniscosa mit engem, und tiefem Paragasier, deren dünne Wandung
an der Außenseite radiale Vorstül[)ungen bildet, die an den Scheiteln abgestutzt und durch tiefe Furchen
getrennt sind. Äußere Oberfläche mit unregelmäßig verteilten kleinen Ostien. Das Diktyonalgerüst ist
ziemlich unregelmäßig. Mit oder ohne Deckschicht.
31. Familie Camerospongidae Schrammen.
Eiförnug(>, knollige, Scheiben-, schirm- oder pilzförmige Lychniscosa, deren dünne Wandung zu
mehr oder weniger weilen anastomosierenden Röhren gefaltet ist, zwischen denen unregelmäßige Cavaedien
liegen. Scheitel, Scheilelrand oder ganze Oberfläche (mit Ausnahme der Paragastermündungen) sind
mit einer glatten Kieselhaut überzogen. Außenseile der Röhren mit winzigen Ostien. Besondere Epi-
rhysen, Aporhysen und Posiiken fehlen. Das Diktyonalgerüst ist ziemlich regelmäßig. Die oberste
Lychniskenlage der Außenseile ist durch Verdickung und Abplattung der Lychniskenbalken und Ausbildung
— 197 —
durchlöcherter Kieselplatten mehr oder weniger stark verdiclitet. Innenseite ohne Oberflächenverdichtung,
aber häufig mit einem Überzuge von kleinen beliebig orientierten Hexaktinen. In der glatten Kieselhaut
zahlreiche Axenkreuze von Stauraktinen (Pentaklinen).
32. Familie Coeloptychidae v. Zittel.
Scheiben-, schirm- oder pilzförmige Lychniscosa, deren dünne Wandung zahlreiche, mehr oder
weniger regelmäßig vergabelte, innen hohle Radialfalten bildet. Oberseite flach oder trichterförmig ver-
tieft, mit fein- oder grobmaschigen Diaphragmen überzogen, die in der Regel mit glatten Radialbändern
alternieren. Rand bandartig und scharfkantig gegen Ober- und Unterseite abgesetzt, oder eingekerbt,
oder aber in Radiallappen zerlegt. Faltenrücken mit mehr oder weniger großen, rundlichen, spaltförm.igen
oder auf den Gipfeln warzenförmiger Fortsätze liegenden Wandlücken. Die Ostien sind als winzige
Löcherchen alternierend über die ganze äußere Oberfläche der Falten verteilt. Besondere Epirhysen,
Aporhysen und Postiken fehlen. Diktyonalgerüst sehr regelmäßig. Äußere Oberfläche z. T. mit Deck-
schiclit überzogen, die aus dermalen Hexaktinen (Pentaktinen, Stauraktinen) hervorgeht.
33. Familie Cinclidellidae Schrammen.
Schlank-trichterförmige (spitzglasförmige) Lychniscosa mit dünner Wandung. Außenseite mit
kleinen, dicht nebeneinander liegenden, rundlichen Ostien von kurzen Epirhysen. Ohne besondere Apo-
rhysen und Postiken. Im Diktyonalgerüst große Lychniske, die im Innern der Wandung und an der Obei'-
fläche der Innenseite ein weitm.aschiges Gerüst mit vorwiegend rechteckigen Maschen aufbauen, und
kleinere, die zu unregelmäßigen Geflechten verschmelzen, welche z. T. die großen Maschen überbrücken
und ausfüllen. Außenseite mit einer geflechtartigen Deckschicht.
34. Familie Bolitesidae Schrammen.
Plattige Lychniscosa mit dicker Wandung. Außenseite mit ovalen, in Quincunx stehenden Mün-
dungen von weiten röhrenförmigen Kanälen, welche die Wandung in schräger Richtung durchdringen
An der wabenartigen Innenseite stehen die unregelmäßig rundlichen, sehr weiten Mündungen dieser
Kanäle alternierend in Längs- und Querreihen mit ähnlich geformten Mündungen von Kanälen, die unter
der Oberfläche der Innenseite blind endigen. Die Verbindung beider Kanalsysteme erfolgt durch kleine
rundliche Offnungen in den Septen. Die sehr weiten Maschen des aus Lychnisken mit ungewöhnlich langen
und dünnen Strahlen bestehenden Diktyonalgerüstes sind von unregelmäßigen axenkanalfreien Kiesel-
gespinsten überbrückt, die von den Strahlen der Lychniske ausgehen. Die Tangentialstrahlen der
dermalen und gastralen Lychniske sind plattig verbreitert. Ihre äußeren Radialstrahlen erheben sich
über die Oberfläche als lange dornige Kieselstäbe und endigen mit kurzen Kieselbüscheln.
35. Familie Ophrystomatidae Schrammen.
Plattige Lychniscosa, die auf der Oberseite mit einer glatten, von zahlreichen rundlichen Öffnungen
mit umwallten Rändern durchbrochenen Kieselhaut überzogen sind. In der Deckschicht kleine Axenkreuze
(? von Stauraktinen).
— 198 —
Tabellarische Übersicht der Kreide^Hexactinelliden bis zu den Gattungen.
{Die gesperrt gedruckten Gattungen kommen in der oberen Kreide und in der Jetztzeit vor.)
Hexasterophora F. E. Schulze
I. Euplectellidae Ijima.
1. Regadrella. 0. Schmidt.
A. Hexactinosa Schrammen.
a) Uaclnataria F. E. Schulze.
II. Euretidae F. E. Schulze.
2. Farrea Bowerbank
3. Eurete Semper.
\. Periphragella W. Marshall.
5 Lejroyella W y v. Thomson.
III. Chonelasmatidae Schrammen.
6. C h 0 n e l a s m a F. E. Schulze.
IV. Aphrocallistidae F. E. Schulze.
7. Aphrocallistes Gray .
V. Tretocalycidae F E. Schulze.
8. II e X a c t i n e 1 1 a Carter.
9. T r e t 0 d i c t y u m F. E. Schulze.
b) Inermia F. E. Schulze.
VI. Dactylocalycidae Ijima.
10. Scleroplegma F. E. Schulze.
VII. Auloplacidae Schrammen.
11. Au lop lax F. E. Schulze.
12. Stereochlamis Schrammen.
c) Hexactiaosa incert. sed.
VIII. Craticularidae Raufe.
13. Craticularia v. Zittel.
IX. Leptophragmidae Schrammen
14. Leptophragma v. Zittel.
15. Pleurostoma Roemer.
16. Guettardia Michelin.
17. Andreaea Schrammen.
X. Callibrochidae Schrammen.
18. Callihrochis Schrammen.
19. Wollemannia Schrammen.
20. Habrosia Schrammen.
21. Oxyrhizium Schrammen.
XI. Pleurothyrisidae Schrammen
22. Pleurothyris Schrammen.
23. Pleurochorium Schrammen.
XII. Ptychodesidae Schrammen.
24. Ptychodesia Schrammen.
XIII. Polystigniatidae Schrammen
25. Poly Stigmatill m Schrammen.
XIV. Stichmaptycidae Schrammen
26. Stichmaptyx Schrammen.
XV. Syringidae Schrammen.
27. Syringium Schrammen.
XVI. Hapalopegmidae Schrammen
28. Hapalopegma Schrammen.
29. Pleur otrema Schrammen.
XVII. Botryosellidae Schr.\mmen.
30. Botryosella Schrammen.
199
XVIII. Balantionellidae Schrammen.
31. Balantionella Schrammen.
XIX. Polythyrisidae Schrammen.
32. Polijthyris Schrammen.
B. Lychniscosa Schrammen.
XX. Ventriculitidae v. Zittel.
33. Ventriculites Mantell.
34. Lepidospongia Roemer.
35. Rhizopoterion v. Zittel.
36. Napaea Schrammen.
37. Pleuropyge Schrammen.
XXI. Polyblastididae Schrammen.
38. Polyblastidium v. Zittel.
XXII. Actinocyclidae Schrammen.
39. Actinocyclus Schrammen.
XXIII. Microblastididae Schrammen
40. Microblastidium Schrammen.
XXIV. Sporadoscinidae Schrammen.
41. Sporadoscinia v. Zittel.
42. Leiostracosia Schrammen.
XXV. Callodictyonidae v. Zittel.
43. Callodictyon v. Zittel.
44. Pleurope v. Zittel.
45. Marshallia v. Zittel.
XXVI. Coscinoporidae Schrammen.
46. Coscinopora Goldfuss.
XXVII. Becksidae Schrammen.
47. Becksia Schlüter.
48. Plocoscyphia Reuss.
49. Centrosia Schrammen.
50. Callicylix Schrammen.
51. Cyclostigma Schrammen.
52. Sarophora Schrammen.
XXVIII. Calyptrellidae Schrammen.
53. Calyptrella Schrammen.
XXIX. Plectascidae Schrammen.
54. Plectascus Schrammen.
XXX. Oncotoechidae Schrammen.
55. Oncotoechus Schrammen.
XXXI. Camerospongidae Schrammen.
56. Camer OS pongia cI'Orbigny.
57. Cystispongia Roemer.
58. Tremabolites v. Zittel.
59. Toulminia v. Zittel.
60. Cameroptychium Leonhard.
61. Phalacriis Schrammen.
XXXII. Coeloptychidae v. Zittel.
62. Coeloptychium Goldfuss.
63. Myrmecioptychium Schrammen.
XXXIII. Cinclidellidae Schrammen.
64. Cinclidella Schrammen.
XXXIV. Bolitesidae Schrammen.
65. Bolitesia Schrammen.
XXXV. Ophrystomatidae Schrammen.
66. Ophrystoma v. Zittel.
— 200 —
Tabelle der Hexactinellidenarten aus der oberen Kreide von Nordwestdeutschland.
Nach Familien und Stufen geordnet.
c
o
CO
3
>
o
«2
T3
3
c
o
c
00
Bemerkungen
Ordn. Triaxonia F. E. Schulze.
Unterordnung Hexasterophora F. E.Schulze.
Familie Euplectellidae Ijima.
Unterfaniilie Corbitellinae Ijima.
Regadrella Petri Jacobi Schrammen
Tribus Hexactiuosa Schrammen.
Subtrlbus üncinatarla F. E. Schulze.
Familie Euretidae F. E. Schulze.
Farrea Clarkei Schrammen
Farrea Halli Schrammen
Eurete Bouffi Schrammen
Periphragella plicata Schrammen
Periphragella Johannae Schrammen
Periphragella simplex Schrammen
Lefroyella fai'oidea Schrammen . .
Familie Chonelasmatidae Schrammen.
Chonelasma Hindei Schrammen ^.
Chonelasma punctata Schrammen
Familie Aphrocallistidae F. E. Schulze.
Aphrocallistes alveolites Roemer sp
Aphrocallistes cylindrodactyhis Schrammen
Aphrocallistes lobatiis Schrammen
+
+
+
+
+
+
+
H-
+
+
+
+
+
+
— 201 —
3
p.
05
m.
o
3
H
3
u
1=1
o
e
O)
3
3
O
3
O)
à
3
c
cS
Cl
O
«2
C
os
3
a
Familie Tretocalycidae F. E. Schulze.
Hexactimlla ansustata Schrammen il.
Hexactinella laevis Schrammen i.
Tretodictyum Loeschmanni Schrammen
Tretodictyiim Pfaffi Schrammen
+
Subtribus Inermia F. E. Schulze.
Familie Dactylocalycidae Ijima.
Scleroplegma macrocJwrium Schrammen
Familie Auloplacidae Schrammen.
Aiiloplax spongiosiis Schrammen
Stereochlamis praecissa Schrammen
Stereochlamis calyculum Schrammen . .
Stereochlamis pilosa Schrammen .
Hexactinosa incert. sedis.
Familie Craticularidae F{auff.
Craticiilaria Roemeri Schrammen
Craticularia relicta Schrammen
Cralicularia virgatula Schrammen
Familie Leptophragmidae Schrammen.
Leptophragma Murchisoni Goldfuss sp
Leptophragma glutinatum Quenstedt sp. . . .
Leptophragma membranaceum Quenstedt sp.
Leptophragma piisülnm Schrammen
Leptophragma micropora Schrammen
Pleurostoma radiata Roemer
Pleurostoma dichotoma Roemer
Giiettardia trilobata Roemer sp
Gnettardia Stümpeli Schrammen . .
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V
C
à
<v
CS
C
O
o
3
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
Bemerkungen
+
+
+
+
26
— 202 —
3
a,
as
o
3
«2
c
s-,
O
c
o
c
<D
02
C
3
G"
Bemerkungen
Gucttardia striata Schrammen . . .
Gueltardia his-alata Schrammen..
Andreaea hexasonalis Schrammen
Familie Callibrochidae Schrammen.
Callihrochis senonensis Schrammen
W ollemannia araneosa Schrammen
Hahrosium convolutum Schrammen
Oxyrhizium eximiam Schrammen .
Familie Pleurothyrisidae Schrammen.
Pleurothyris tortuosa Schrammen
Pleurothyris folium Schrammen
Pleurochoriiim F. E. Schulzei Schrammen .
Familie Ptychodesidae Schrammen.
Ptychodesia papillata Schrammen
Familie Polystigmatidae Schrammen.
Polystigmatium striato- punctatum. Schrammen
Familie Stichmaptycidae Schrammen.
Stichmapiyx alaius Schrammen
Familie Syringidae Schrammen.
Syringium textum Schrammen
Familie Hapalopegmidae Schrammen.
Pleiirotrema Ijimai Schrammen
Hapalopegma fragilis Schrammen
Hapalopegma maeandrina Schrammen
Familie Botryosellidae Schrammen.
Botrycsella lahyrinthica Schrammen . . . ,
+
+ : +
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
— 203 —
03
o
CO
3
G
O
T3
CO
3
ctf
a
o
S-i
Ü
3
Bemerkunseii
Familie BalantionelHdae Schrammen.
Balantionella elegans Schrammen
Familie Polythyrisidae Schrammen.
Pohjthyris cuneata Schrammen
Tribus Lychniscosa Schrammen.
Familie Ventriculitidae v. Zittel.
Ventriculites radiatus Mantell
Ventriculites stellatus Schrammen
Ventriculites cylindratus Schrammen
Ventriculites fistulosus Schrammen
Lepidospongia rugosa Schlüter
Lepidospongia fragilis Schrammen
Lepidospongia inermis Schrammen
Rhizopoterion solidum Schrammen
Rhizopoterion tubiforme Schrammen
Napaea striata Schrammen
Napaea micropora Schrammen
Pleuropyge plana Schrammen
Familie Polyblastididae Schrammen.
Polyblastidium racaemosum T. Smith sp. ....
Familie Actinocyclidae Schrammen.
Actinocyclus niirus Schrammen
Actinocyclus alternans Roemer sp
Familie Microblastididae Schrammen.
Microhlastidium decurrens Schrammen
Familie Sporadoscinidae.
Sporadoscinia Decheni Goldfuss sp
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
Sporadoscinia venosa Roemer sp. ..
S poradoscinia micrommata Roemer sp
Sporadoscinia stirps Schrammen
Sporadoscinia Quenstedti Schrammen
Sporadoscinia Teutoniae Schrammen
Leiostracosia alcyonoides Mantell sp
Leiostracosia angustata Roemer sp
Leiostracosia punctata Schrammen
Leiostracosia robusta Schrammen
Leiostracosia Brandesi Schrammen
Familie Callodictyonidae v. Zittel.
Callodictyon fragile Roemer sp
Callodictyon infundihulum v. Zittel
Pleurope laciinosa Roemer sp
Marshallia tortuosa Roemer sp
Marshallia Frechi Schrammen . . i
Familie Coscinoporidae Schrammen.
Coscinopora macropora Goldfuss .......
Coscinopora infundibuliformis Goldfuss . .
Familie Becksidae Schrammen.
Becksia nidiformis Leonhard sp
Becksia crispata.QvEi^STEm sp
Becksia Soekelandi Schlüter
Becksia Augiistae Schrammen
Becksia Feuerwehr i Schrammen
Becksia arborea Schrammen
Plocoscyphia Boemeri Leonhard
Plocoscyphia Maaki Schrammen
Plocoscyphia centuncula Schrammen
Centrosia incrustans Schrammen
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+ ■
+
In der Qiiadiateii-
Kic.de des Jlünslc!-
liindes. Vielleicht aucli
bei liieweiide.
- 205 -
c
p
3
J3
03
o
«2
o
c
CO
c
o
c
CO
c
a>
+j
CC
C
o
o
Bemerkungen
Calliajlix farrcides Schrammen
Cyclosti'^ma acinosa Schrammen
Cyclostigma maeandrina Schrammen
Cyclostigma lobata Schrammen
Sarophora annata Schrammen
Familie CalyptrelHdae Schrammen.
Calyplrella. Bertae Schrammen
Familie Plectascidae Schrammen.
Plectasciis clathratus Roemer sp
Plectascus lahrosus T. Smith sp
Familie Oncotoechidae Schrammen.
Oncotoechiis cavernosus Schrammen
Oncotoechus siibriitus Quenstedt sp
Familie Camerospongidae Schrammen.
Camerospongia jungiformis Ferd. Roemer .
Camerospongia pervia Schrammen
Cystispongia bursa Quenstedt
Cystispongia monostoma Schrammen
Tremabolites Leonhardi Schrammen
Tremabolites megastoma Roemer sp
Toulminia Benettiae Mantell sp
Toulminia Wollemanni Schrammen .......
Toulminia compressa Schrammen
Cameroptychium patella Leonhard
Cameroptychium planum Schrammen ....
Phalacrus flosculus Schrammen
Phalacrus hemisphaericus Schrammen
Phalacrus decurrens Schrammen ,
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
I Im Klaiiiuu'iiMierycl
[ 1111(1 Vaiiuu,- Planer.
Nur in der (.ialeriteii-
Faciesdes Brongiiiarti-
Plauer.s
- 206 -
o
«2
3
3
c
ce
su
es
c
o
c
Ol
!Z3
T3
ce
t/3
Beinerkiinsen
Familie Coeloptychidae v. Zittel.
Myrmecioptychium Bodci Schrammen . . .
Coeloptychiiim agaricoides Goldfuss
Coeloptychium lobatiim Goldfuss
Coeloptychium deciminum Roemer
Coeloptychium sulciferum Roemer
Coeloptychium rude v. Seebach
Coeloptychium Seebachi v. Zittel .........
Coeloptychium princeps Roemer
Coeloptychium incisum Roemer
Familie Cinclidellidae Schrammen.
Cinclidella solitaria Schrammen
Familie Bolitesidae Schrammen.
Bolitesia mirabilis Schrammen
Familie Ophrystomatidae Schrammen.
Ophrystoma micrommata Roemer sp
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
Nach 11 o e III e r im
Vaiians-Phäner am
Kaliiistein bei Langels-
lieira.
Ordnung' Triaxonia F. E. SCHULZE.
(Hexactinellida.)
Unterordnung- Hexasterophora F. R. SCHULZE.
Mit Hexastern a])er ohne Amphidiske.
a) Lyssakine Hexasterophora.
laniilie Euplectellidae Ijima.
(1903, Contrib. III, S. 19 und f.)
„Lyssacine Hexasterophora of tubular cup-hkc or massive body; sometimes stalked; either rooted
by a tuft of basal spicules or firmly attached by compact base; generally possessing numerous separate
oscula. Dermal skeleton composed of hexactinic dermalia the proximal ray of which is as a rule much
longer than any other in the same spicule; no hypodermal pentactins. Hexaster various."
UnterfamiUe Corbitellinae Ijima.
,, Euplectellidae firmly attached to the substratum ])y compact base."
Gattung Regadrella 0. Schmidt. 1880.
Die Gattungsdiagnose lautet nach F. E. Schulze in der im Jahre 1901 von Ijima gegebenen
Fassung (Journ. Coli. Science Tokyo. Vol. XV. p. 220):
,, Röhren- oder sackförmige Euplectelliden, welche mittelst einer harten knorrigen Basis einer
festen Unterlage aufsitzen. Die terminale Siebplatte kann durch radiär gerichtete Strahlen derber Rand-
nadeln ersetzt sein. Die Seitenwand ist von mehr oder weniger regelmäßig in schrägen Spiralreihen
angeordneten kreisrunden Wandlücken durchsetzt, entsprechend der schrägen Richtung der Haupt-
nadelzüge, welche vorwiegend aus diaktinen Principalia bestehen, am unteren Ende aber zu einem starren
Gerüst verwachsen. Als Accessoria treten im Parenchym dünnere Hexaktine und Diakline auf. Von
Hexastern kommen vor: 1. Floricome, 2. Graphiocome und 3. Onychaster oder Oxyhexaster, resp. Oxystau-
r as ter."
Obere Kreide und Jetztzeit.
Wissenscliaftl. Ergebii. der Deiitsclion Tief.sep-Expedit. Ö. lll'i.
— 208 —
Regadrella Petri Jacobi nov. sp. (Tafel XXVIL Fig. 9—11; Tafel XXXI, Fig. 2; Text-
tafel XI, Fig. 4.)
Der kaum lialbfingerlange und vorn 1,5 — 3 cm dicke Schwammkörper dieser ersten und einzigen
fossilen Regadrella-Ari ist trichter- oder röhrenförmig und hat eine dünne (2 — 3 mm dicke) Wandung.
Diese ist von ziemlich großen, rundlichen oder unregelmäßig polygonalen Lücken durchbrochen, die
beliebig oder in undeutlichen Spiralreihen angeordnet sind und durch 1 — 4 mm breite Skelettbrücken
getrennt werden. Durch ein oder zwei großlöcherige Quersepton wird die Zentralhöhle in übereinander
liegende Abteilungen zerlegt. Die Lage der Septen bezeichnen an der Außenseite lange und dicke strahlige
Fortsätze, die in der Struktur mit den, im Verhältnis zu der geringen Körpergröße der Spongie ungewöhnlich
kräftig entwickelten Verzweigungen der Wurzel übereinstimmen. Der Schwam.mkörper besteht also
sewissermaßen aus mehreren übereinander sitzenden Individuen. Der obere Rand des unteren vuid
älteren gibt die Basis für das obere und jüngere Individuum ab.
Das Skelett ist sehr dicht und besteht aus bis 1,5 cm langen, mit unbewaffnetem Auge noch deutlich
erkennbaren, geraden glatten Oxydiaktinen, denen als Comitalia nicht viel kürzere aber bei weitem
dünnere, isolierte oder zu Bündeln vereinigte Stabnadeln mit stumpfen Enden zugesellt sind. Alle
Nadeln sind verfilzt und außerdem noch durch Synapticula vereinigt.
Da die freien Nadeln (Onychaster, Oxystauraster usw.) nicht erhalten sind, bleibt es unbestimmt,
welcher der drei sicheren lebenden Arten Regadrella Petri Jacobi näher stellt. In der äußeren Körperform
stimmt die Spezies am besten mit einem, von 0. Schmidt (Spong. d. Meerbus. v. Mexiko Bd. II, Taf. VIll,
Fig. 6, 7) abgebildeten Exemplar von Regadrella phoenix überein.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und V o r k o m m e n : Oberg (s.).
Anzahl der u n t e r s u c Ii t e n St ü c k <> • 6.
Die Originale liegeit in m(>iner Sammlung.
b) Diktyonine Hexasterophora.
1. Tribus Hexactinosa nov. trib.
Hexastero])hora mit Diktyonalliexaktinen.
1. Subtribus Uncinatarla F. E. Schulzk.
Hexa(-tinosa mit Uncinaten.
Familie Euretidae F. E. Schulze (nicht Zittel).
(1904. Wissenschaft]. Ergebn. dor Doulschen Tiefsec-Expedit. Hexactiiiellida. S. 177.)
„Uncinataria, deren der Unterlage fest aufsitzender Körper aus einem baumartig verästelten
oder reichlich anastomosierendcn Röhrensystem besteht, welches in einigen Fällen die Wandung eines
größeren Kelches bildet. Das zusammenhängende Stützgeriist setzt sich aus Diktyonalhexaktinen zu-
— 209 —
sammen, welche meistens in regelmäßiger Weise durch Umhüllen der parallel und dicht aneinander
gelegten Strahlen mit Kiesellamellen zur Bildung eines vorwiegend rechtwinklige Maschen umschließenden
Balkenwerkes sich vereinigen. Neben den pentaktinen Dermalia und Gastraha treten außer den Uncinaten
reichlich Scopulae oder Clavulae auf. Als intermediäre Parenchymalia kommen neben einfachen
Oxyhexaktinen auch Oxyhexaster und Discohexaster oder beide vor."
Obere Kreide und Jetztzeit.
Die Familien- und Gattungsbestimmung der hier beschriebenen Euretiden-Arten, die sämlhch
neu sind und zu genera gehören, aus denen noch keine fossilen, wohl aber zahlreiche lebende Spezies
bekannt sind, konnte ich nur aus der äußeren Körperform der Schwammkörper, Eigentümlichkeiten des
Kanalsystems und der Tektonik der Diktyonalgerüste herleiten. Die Uncinate werden ebenso wie die
Clavulae und Scopulae beim Versteinerungsprozeß zerstört. Die Bestimmung darf aber als gut gesichert
gelten. Damit werden mit Ausnahme von Ramella und Claviscopulia alle Gattungen der Familie Euretidae
F. E. Schulze auch aus der oberen Kreide nachgewiesen.
Leider besitzen die fossilen Euretidae überaus zarte und fragile Schwammkörper. Unsere Kennt-
nisse von der horizontalen und vertikalen Verbreitung der Arten müssen darum allezeit durchaus lücken-
haft bleiben.
Die Hexaktine der fossilen Arten haben glatte oder bedornte Strahlen und verschmelzen im Inneren
der Wandung zu einem regelmäßig gebauten Gerüste mit ziemlich engen, quadratischen oder rechteckigen
Maschen. An beiden Oberflächen, namentlich aber an der äußeren, bilden die zahlreicheren und weniger
regelmäßig orientierten dermalen und gastralen Hexaktine ein mehr oder weniger dichtes, von rundlichen
oder polygonalen Lücken durchbrochenes, geflechtartiges Netzwerk. Die äußeren Radialstrahlen der
Oberflächenhexaktine endigen frei als mehr oder weniger lange konische Zapfen.
Das Kanalsystem ist wenig entwickelt. Nur an der äußeren Oberfläche liegen gewöhnlich zahl-
reiche winzige Ostien, während besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Gattung Farrea Bowerbank. 1862.
,,Der Körper besteht aus einem dichotomisch verzweigten und zur Anastomosenbildung neigenden
Systeme dünnwandiger Röhren von kreisförmigem Querschnitt. Das Diktyonalgerüst bildet in den
äußersten, also jüngsten Körperpartien, den Röhrenenden, nur ein einschichtiges Netz mit quadratischen
Maschen, von dessen unverdickten Knoten beiderseits höckerige konische Zapfen rechtwinklig abgehen.
Neben den pentaktinen Hypodermalia und Hypogastralia finden sich radial gestellte Clavulae. Im
Parenchym kommen Oxyhexaster oder Discohexasler vor." (1904. F. E. Schulze. Wissenschaftl. Ergebn.
d. Deutsch. Tiefsee-Expedition. HexactineUida S. 142.)
Obere Kreide und Jetztzeit.
Das Diktyonalgerüst der fossilen Arten besteht aus Hexaktinen mit glatten oder bedornten Strahlen,
die im Inneren der Wandung zu einem regelmäßigen Balkenwerk mit quadratischen oder rechteckigen
Maschen verschmelzen. An beiden Oberflächen nimmt das Gerüst den Charakter eines mehr oder weniger
dichten und unregelmäßig gebauten, netzartigen Geflechtes an.
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 27
— 210 -
Penlakiine Hypodcrmalia und Hypogastralia, Clavulac und parenchymale Hexastor, die bei den
lebenden Arten vorkommen, sind bei den fossilen Spezies nicht mehr erhalten.
Farrea Clarkei nov. sp. (Tafel XXVlll, Fig. 5, 6, 7; Tafel XXXXIV, Fig. 6.)
Der bis kinderfaustgroße, stockartige, nach unten verjüngte und mäßig bewurzelte Schwamm-
körper hat eine sehr dünne Wandung (0,5 — 1 mm), und besteht aus zirka 1 cm dicken, gleichweitcn
Röhren von kreisförmigem Querschnitt, die unregelmäßig verzweigte Anastomosen bilden. Die distal
erweiterten und offenen Enden der Röhren liegen am Scheitel der Spongie.
Außenseite mit winzigen, dicht nebeneinander liegenden und gleichmäßig über die Oberfläche
verbreiteten Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Wie bei der anderen fossilen Art bildet das Diktyonalgerüst im Inneren der Wandung ein regel-
mäßiges und dichtes Balkenwerk mit quadratischen oder rechteckigen Maschen. An der Außenseite ver-
schwindet aber die Gitterstruktur, indem hier die oberste Hexaktinenlage den Charakter eines unregel-
mäßigen Geflechtes mit rundlichen oder polygonalen Lücken annimmt. An der Oberfläche der Innen-
seite sind die quadratischen Maschen noch eben erkennbar, aber z. T. durch unregelmäßig orientierte
Hexaktine überbrückt und verwischt. Die äußeren Radialstrahlen der dermalen und gastralen Hexaktine
bilden an beiden Oberflächen einen förmlichen Rasen von Kieselstacheln.
Farrea Clarkei hat in der äußeren Körperform und in den Maßverhältnissen weitgehende Ähnlich-
keit mit einem von F. E. Schulze (Chall. Report Taf. LXXI, Fig. 2) abgebildeten Exemplar der lebenden
Farrea occa Bowerbank, einer ziemlich kosmopolitischen Art.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Farrea Halli nov. sp. (Tafel XXVIII, Fig. 4; Tafel XXXX, Fig. 19; Tafel XXXXIV, Fig. 5;
Texttafel XIX, Fig. 10.)
Besteht, wie die andere fossile Art, aus gleichweiten, anastomosierenden, an den Enden offenen
Röhren von kreisförmigem Querschnitt. Der Schwammkörper ist aber viel kleiner (ca. 2 cm hoch), die
Röhren sind dünner (sie sind ca. 0,5 cm dick) und, wenn icli nicht durch Erhaltungsfehler getäusclit
werde, stellenweise von großen runden Wandlücken durchbrochen.
Außenseite mit winzigen, dicht nebeneinander liegenden und gleichmäßig über die Oberfläche
verbreiteten Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind "nicht entwickelt.
Die diktyonalen Hexaktine haben glatte oder bedornte Strahlen und verschmelzen zu einem vor-
wiegend regelmäßig gebauten Gerüste mit quadratischen oder rechteckigen Maschen. An beiden Ober-
flächen, an der Außenseite aber mehr wie an der Innenseite, entsteht eine gewisse Verdichtung dadurch,
daß zahlreiche, unregelmäßig orientierte Hexaktine, welche z. T. so groß wie die zu regelmäßigen Balken-
zügen angeordneten parenchymalen Hexaktine, zum Teil aber auch kleiner sind, in die quadratischen
Maschen hineinwachsen. Namentlich an den Umschlagsfalten und an den älteren Teilen der Röhren
bilden sich infolgedessen förmliche Deckgeflechtc heraus, unter denen die regelmäßigen Maschen ver-
— 211 —
schwinden. Die äußeren Radialstrahlen der dermalen und gastralen Hexaktine endigen als kurze konische
Zapfen.
Freie Nadeln habe ich nicht beobachtet.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl deruntersuchte a Stücke: 3.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung: Eurete Semper 1868, emend. F. E. SCHULZE. 1904.
(1904. Wissenschaftl. Ergeb. der Deutsch. Tiefsee-Expedition. Hexactinellida. S. 4.3.)
„Ein dichotomisch verzweigtes und zur Anastomosenbildung geneigtes System dünnwandiger
Röhren kreisförmigen Querschnitts oder gerade gestreckte Röhren der Art m't kurzen seitlicnen Ästen
gleicher Bildung. Das früh auftretende Diktyonalgerüst wird bald nach der Anlage mehrschichtig. Neben
den fast stets vorhandenen pentaktinen (oder hexaktinen) Hypodermalia und Hypogastralia finden sich
radial gestellte Scopulae. Im Parenchym Oxyhexaster und Discohexaster."
Obere Kreide und lebend.
Eurete Rauffi nov. sp. (Tafel XXVIIl, Fig. 8, 9; Tafel XXXXIV, Fig. 3, 4; Texttafel XII, Fig. 7.)
Kleine, ziemlich langgestielte und gut bewurzelte stockartige Schwammkörper, die aus dünnen
und dünnwandigen, mäßig zusammengedrückten Röhren von annähernd gleicher Weite bestehen. Die
Röhren bilden verzweigte Anastomosen. Ihre Wandungen sind in unregelmäßigen Abständen von großen
rundlichen Wandlücken durchbrochen, die gewöhnlich an oder auf den Scheiteln zylindrischer, in der
Nähe des Stiels nach unten gerichteter Fortsätze liegen.
Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Das Diktyonalgerüst besteht aus Hexaktinen mit bedornten Strahlen und bildet ein regelmäßiges
Balkenwerk mit quadratischen oder rechteckigen Maschen. An der äußeren, und in geringerem Grade
auch an der inneren Oberfläche tritt eine mäßige Verdichtung der obersten Skelettlagen ein, indem sich
zuweilen die Tangentialstrahlen nicht der Länge nach aneinander legen sondern an die Kreuzungsknoten
benachbarter Hexaktine heften. Die Verdichtung ist aber nicht so erheblich, daß nicht auch noch an den
Oberflächen die regelmäßig quadratischen Skelottniaschen zu erkennen wären. Die äußeren Radial-
strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine endigen als .konische Zapfen.
Freie Nadeln sind nicht erhalten. (Bei den lebenden Arten kommen Uncinate, Oxyhexaster,
Discohexaster und Scopulae vor.)
Maße: Höhe des Schwammkörpers ca. 5 cm; Dicke der Röhren 3 — 4 mm. Breite 5 — 10 mm;
Dicke der Wandung ca. 0,5 mm; Weite der rundlichen Wandlücken 2 — 3 mm.
Von den zahlreichen lebenden Eurete- Arten kommt wohl Eurete Carteri F. E. Schulze den Dimen-
sionen und der Körperform der fossilen Spezies am nächsten.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Texttafel IX.
Skelettbestandteile der Familien Leptophragmidae Schrammen, Balanlionellidae Schrammen, Slichrnaptycidae Schrammen,
Auloplacidae Schrammen, Botryosellidae Schrammen, Hapalopegmidae Schrammen und Callibrochidae Schrammen.
(In 45 facher Vergrößerung.)
f
I
— 213 —
Erklärung zu Texttafel IX.
Familie Leptophragmidae.
Fig. 1. Leptophragmo micropora Schra-Mmeiv aus der Quadratenkreidc von Oberg. Diktyonale
Hexaktine.
Fig. 2. Leptophrasma pusilla Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonale Hexaktine.
Fig. 3. Giiettardia Stümpeli Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 4. Ple.iirostoma radiata Roemer aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 5. GueUardia striata Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 6. Leptophragma Murchisoni Goldfuss sp. aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonal-
hexaktine.
Familie Balantionellidae.
Fig. 7. Balantionella elegans Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Familie Stichmaptycidae.
Fig. 8. Stichmaptyx alatus Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Familie Auloplacidae.
Fig. 9. Stereochlamis pilosa Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 10. Auloplax spongiosus Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Familie Botryosellidae.
Fig. 11. Botryosella lahyrinthica Schrammen aus dem Cuvieri- Pläner von Gr.-Heere. Diktyonalhexaktine.
Familie Polythyrisidae.
Fig. 12. Pohjthyris cimenta Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Familie Hapalopegmidae.
Fig. 13. Hapalopegma maenndrina Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonal-
hexaktine.
Fig. 14. Pleurotrema Ijimai Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 15. Hapalopegma fragilis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Familie Callibrochidae.
Fig. 16. Oxyrhiziiim eximium Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
- 214 —
Anzahl der n ii t e r s u c Ii t e n Stücke: 6.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung Periphragella Marshall. 1875.
„Gestielte, kelchförmige Euretidae ohne longitudinale Rippen auf der Innenseite.''
(1890. R. V. Lf.ndenfeld, Das System der Spongien, S. 379.)
Obere Kreide und Jetztzeit.
Das Skelett der fossilen Arten besteht aus Hexaktinen mit glatten oder dornigen Strahlen, die
im Innern der Wandung und an der Oberfläche der Innenseite zu einem regelmäßig gebauten Gerüste
mit quadratischen oder rechteckigen Maschen verschmelzen, an der Oberfläche der Außenseite aber ein
unregelmäßiges, von rundlichen oder polygonalen Lücken (den Ostien) durchbrochenes Netzwerk bilden.
Die äußeren Radialstrahlen der dermalen und gastralen Hexaktinc endigen als spitzkonische Zapfen.
Die bei der lebenden Spezies vorkommenden Hexaster und Scopulae sind bei den Kreide-Peripiira-
gellen nicht erhalten.
Periphragella plicata Schrammen. (Tafel XXV, Fig. 3 und Fig. 4: Tafel XXXXIV, Fig. 1, 2;
Texttafel XII, Fig. 2, 3.)
1902. Procurete plicata Schrammen, Hexact. S. 22, Taf. I, Fig. 6.
Der etwa fingerlange und 2 — 6 cm dicke, aber sehr dünnwandige (0,5 — 1 mm) Schwammkörper
besteht aus ein oder mehreren, von einer gemeinsamen Basis ausgehenden, bis fingerdicken, aber in der
Weite schwankenden Röhren, deren Wandungen zu zahlreichen, 5 — 7 mm dicken, unregelmäßig angeord-
neten, fingerförmigen Vorstülpungen und Fortsätzen von kreisförmigem Querschnitt und gleicher Weite,
oder zu röhrenförmigen Anastomosen gefaltet sind. Die Enden der Röhren und fingerförmigen Fortsätze,
auch wohl die Unterseiten der Fortsätze sind von ca. 3 mm weiten kreisrunden Lücken durchbrochen.
Ganz junge Individuen sind dünnwandige Trichterchen, deren Wandung noch nicht gefaltet ist, aber
an verschiedenen Stellen von großen rundlichen Wandlücken gefenstert wird. Im nächsten Altersstadium
sprossen an Stelle der Wandlücken kurze nasenförmige Fortsätze, an deren Unterseite, wie bei der Nase
die Nasenlöcher, je eine rundliche Wandlücke liegt. Aus den Fortsätzen entwickeln sich schließlich die
Anastomosen. ^
Außenseite mit winzigen, dicht nebeneinander liegenden und gleichmäßig über die Oberfläche
verbreiteten Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Das Diktyonalgerüst besteht aus Hexaktinen mit glatten oder mit kleinen Dornen besetzten
Armen und ist im Innern der Wandung und an der Oberfläche der Innenseite ein regelmäßig gebautes
Gitterwerk mit quadratischen oder rechtwinkligen Maschen. An der Oberfläche der Außenseite tritt |
eine mehr oder weniger starke Verdichtung ein, indem sich die Strahlen der Hexaktine nicht mehr nur der 1
Länge nach aneinander legen (wie in den parenchymalen und gastralen Teilen), sondern auch in unregel-
mäßiger Orientierung an die Kreuzungsknoten benachbarter Hexaktine heften. Die äußeren Radialstrahlen
der dermalen und gastralen Hexaktine endigen als kurze konische Zapfen.
215 —
Alter und Facies: Kalkincrgel der Quadraleiikrcide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzabl der untersucbten Stücke: 11.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Periphragella Johannae nov. sp. (Tafel XXV, Fig. 5 und Fig. 6; Texttafel XII, Fig. 5, 6.)
Der nur 2 — 3 cm hohe und dicke und sehr dünnwandige Schwammkörper besteht aus mehreren,
ca. 0,5 cm weiten, zusammenhängenden Röhren, deren Wandung zu ca. 3 mm dicken und überall gleich-
weiten hohlen Vorstülpungen gefaltet ist. Die Vorstülpungen verschmelzen entweder zu unregelmäßig
verzweigten Anastomosen oder endigen als kurze Fortsätze, die in der Nähe des Scheitels seitlich von
einer großen runden Wandlücke durchbrochen werden.
Außenseite mit winzigen, dicht nebeneinander liegenden und gleichmäßig über die Oberfläche
verbreiteten Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Das Diktyonalgerüst wird von Hexaktinen mit glatten oder mäßig bedornten Strahlen aufgebaut.
Im Innern und an der Innenseite der Wandung umschließen die Balken vorwiegend kubische Maschen.
An der Außenseite wird die Struktur unregelmäßiger, indem sich eine geflechtarlige Oberflächenver-
dichtung mit rundlichen Lücken (den Ostien) herausbildet. Die äußeren Radialstrahlen der dermalen
und gastralen Hexaktine endigen als ziemlich lange konische Zapfen.
Periphragella Johannae unterscheidet sich von den beiden anderen fossilen Arten u. a. durch den
viel kleineren und zarteren Schwammkörper und durch dünnere Vorstülpungen und Anastomosen. (Von
den Jugendformen der anderen Arten durch stärkere Verästelung.)
Ich halte diese unscheinbarste der drei Periphragella- Krien aus der oberen Kreide für ein fossiles
Glied der Entwicklungsreihe, die mit P. Elisae W. Marshall, der einzigen lebenden Periphragella- Art,
abschließt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
AnzahlderuntersuchtenStücke:5.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Periphragella simplex nov. sp. (Tafel XXV, Fig. 1 und Fig. 2; Texttafel XII, Fig. 4.)
Die dünne Wandung des kelchförmigen, mehr als fingerlangen, vorn bis 5 cm dicken Schwamm-
körpers ist zu schräg nach außen und unten gerichteten, 0,7 — 1 cm dicken, fingerförmigen Vorstülpungen
gefaltet, deren gerundete Scheitel gewöhnlich geschlossen sind, aber auch von weiten runden Öffnungen
durchbrochen werden können.
Außenseite mit winzigen, dicht nebeneinander liegenden und gleichmäßig über die Oberfläche ver-
teilten Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Die diktyonalen Hexaktine sind glattarmig und bilden im Inneren der Wandung und an der Ober-
fläche der Innenseite ein sehr regelmäßig gebautes Gerüst mit vorwiegend rechteckigen Maschen. An der
Oberfläche der Außenseite nimmt das Gerüst den Charakter eines ziemlich dichten Geflechtes mit unregel-
äßig rundlichen Öffnungen (den Ostien) an. Dies Deckgeflecht entsteht dadurch, daß die tangentialen
— 216 —
Strahlen der dermalen Hexaktine unter verschiedenen Winkeln mit den Kreuzungsknoten oder Strahlen
benachbarter Hexaktine verschmelzen. Die äußeren Radialstrahlen der obersten Skelettlagen endigen
an beiden Oberflächen als ziemlich lange konische Zapfen.
Periphragella simplex ist von den anderen Arten an den traubigen, nach außen und unten zeigenden
Ausstülpungen der Wandung leicht zu unterscheiden.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung Lefroyella Wy ville Thomson. 1877.
„Kelchförmigc Euretidae mit Längsrippen auf der Innenseite."
(1890. R. V. Lendenfeld; das System der Spongien, S. 379.)
Lefroyella favoidea nov. sp. (Tafel XXVlll, Fig. 10, 11 ; Tafel XXXXII, Fig. 1 ; Texttafel X 11, Fig. 8, 9.)
Der kaum mehr als haselnußgroße Schwammkörper dieser ersten und einzigen fossilen Lefroyella-Ari
ist kelchförmig und hat eine dünne Wandung, die diu-ch eine eigentümliche Radialfaltung ausgezeichnet
ist. Am deutlichsten prägt sich die Faltung an der Innenseite aus, wo die inneren Faltenrücken longi-
tudinale Rippen bilden, welche die Zentralhöhle sternförmig einbuchten. Die äußeren Faltenrücken
sind von ziemlich weiten runden Öffnungen durchbrochen, die an der Außenseite des Schwammkörpers
von ringförmigen Wällen umgeben werden. Diese Ringwälle sind alle gleich groß, in Längsreihen oder
undeutlich spiralig angeordnet und liegen ziemlich dicht nebeneinander. Dadurch gleicht die äußere
Oberfläche der Spongie einer Wabe.
Zwischen den Wällen liegen unregelmäßig zerstreut winzige Ostien von verschiedener Weite.
Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Wie bei allen fossilen HexaktineUiden ist vom Skelett nur das Diktyonalgerüst erhalten. Es
besteht aus Hexaktinen mit dornigen oder glatten Strahlen, und bildet im Innern der Wandung ein regel-
mäßig gebautes lockeres Balkenwerk mit vorwiegend quadratischen Maschen. An den Oberflächen tritt
eine geringe Verdichtung ein. Die Hexaktine sind hier unregelmäßiger orientiert und die Enden der
Strahlen häufig an die Kreuzungsknoten benachbarter Hexaktine geheftet.
Maße: Länge des Schwammkörpers ca. 1,5 cm; Dicke 1,5 cm; Dicke der Wandung ca. 1 mm;
Weite der Ringwälle ca. 2 mm.
Die einzige lebende Art, Lefroyella decora Wyville Thomson ist schlank trichter- oder spitz-
glasförmig und beträchtlich größer.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Das Original ist Unicum und liegt in meiner Sammlung.
— 217 —
Familie Chonelasmatidae nov. nom. = Coscinoporidae F. E. Schulze.
„ Kelch- oder plattenförmige Scopularia, deren verhältnismäßig dünne Wand von geraden, konischen,
blind endigenden Epi- und Aporhysen quer durchsetzt wird."
(1904. Wissenschaft!. Ergeh, der Deutsch. Tiefsee-Exped.; Hexactinelhda, S. 178.)
Obere Kreide und lebend.
Die Chonelasmatidae stehen hinsichtlich der Skelettstruktur und auch im Bau des Kanalsystems
den Euretidae F. E.Schulze {Periphragella, Farrea etc.) näher wie allen anderen Hexaktinellidengruppen.
Dagegen haben sie mit den Coscinoporidae (im Sinne v. Zittels), zu denen F. E. Schulze die Gattung
Chonelasma gerechnet hat, nur unbedeutende Berührungspunkte. Übrigens gehört die Gattung Coscino-
pora zu den Hexaktinelliden, deren Diktyonalgerüst aus Lychnisken besteht. Darum schlage ich vor,
die Familie, zu der Chonelasma F. E. Schulze und Bathyxiphus F. E. Schulze gehören, als Chonelasmatidae
zu bezeichnen.
Gattung Chonelasma F. E. Schulze. 1886.
„Der ganze Körper besteht entweder aus einer senkrecht aufgewachsenen, tafelförmigen oder ganz
schwache Biegungen zeigenden, mit unregelmäßig abgerundetem, glattem Rande versehenen Platte bis
zur Handgröße und darüber, oder aus einem trichterförmigen Kelche mit seithch vorspringenden, hand-
schuhfingerförmigen Ausstülpungen."
Obere Kreide und Jetztzeit.
Chonelasma Hindei nov. sp. (Tafel XXVIII, Fig. 1, 2; Tafel XLII, Fig. 3; Texttafel XII, Fig. 1.)
Der bis 10 cm hohe und ca. 5 cm dicke Schwammkörper ist trichterförmig mit weiter Zentralhöhle
und hat eine nur ca. 1,5 mm dicke Wandung, die in zahlreiche radiale, handschuhfingerförmige Vor-
stülpungen gefaltet ist. An der Außenseite erscheinen die Vorstülpungen als kurzzylindrische, 0,5—1 cm
auseinander liegende, ca. 1 cm lange und dicke, nach den Enden mäßig verdickte Fortsätze. Die Scheitel
sind geschlossen bis auf eine ca. 3 mm weite runde Öffnung, die in der Scheitelmitte zwischen zwei bis drei
stumpfkonischen Höckern oder spitzkonischen Zipfeln hegt. Eine ähnliche Öffnung wie am Scheitel
fenstert die Wandungen der Vorstülpungen.
Außenseite mit winzigen, unregelmäßig über die Oberfläche zerstreuten Ostien. Innenseite mit
ebensolchen Postiken oder ohne Postiken. Epirhysen und Aporhysen sind kaum entwickelt; die Durch-
spülung erfolgt vielmehr unmittelbar durch die weiten Skelettmaschen.
Das Diktyonalgerüst besteht aus Hexaktinen mit kleindornigen Stralilen und bildet im Innern der
Wandung ein gewöhnlich aus longitudinalen, radialen und zirkulären Zügen gebautes Balkenwerk mit
quadratischen oder rechteckigen Maschen. An den Oberflächen der Außen- und Innenseite sind die
Hexaktine unregelmäßig orientiert und zu relativ dichten geflechtartigen Deckschichten mit rundlichen
oder polygonalen Öffnungen (den Ostien und Postiken) verschmolzen. An den älteren Teilen der Wandung
kann die unregelmäßige Struktur auch auf die parenchymalen Skelettpartien übergreifen und die kubischen
Maschen ganz verwischen. In den Maschen habe ich häufig mit einem Strahle an die dicken Gerüstbalken
festgeheftete Oxyhexaktine beobachtet.
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 28
Im ParenchyiTL der rezenten Arien kommen zahlreiche und verschiedenartige freie Nadehi wie
Discohexakte, Oxyhexaster und Discohexaster vor; im Dermalskelett außerdem Scopulae. Bei der fossilen
Spezies sind alle „Fleischnadeln" durch den Versteinerungsprozeß zerstört worden.
Chonelasma Hindei steht der lebenden Chonelasma calyx F. E. Schulze (Chall. Rep. Taf. LXXXIX,
Fig. 1, 2) sehr nahe. Die Übereinstimmung der rezenten und fossilen Art in der äußeren Körperform
geht so weit, daß ein Kenner der lebenden Hexactinelliden, dem die mesozoische Art ohne Angabe der
Herkunft vorgelegt würde, zunächst wohl an Chonelasma calyx dächte. Es kann nicht dem geringsten
Zweifel unterliegen, daß die Spezies aus der Kreide mit Chonelasma calyx näher verwandt ist wie Chonelasma
calyx mit den durch Chonelasma lamellosa repräsentierten plattigen Chonelasmen der Jetztzeit.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Chonelasma punctata nov. sp. (Tafel XXVIII, Fig. 3.)
Zusammengedrückt-trichterförmig, mit ziemlich dicker Wandung und enger, durch in der Mittel-
linie erfolgende longitudinale Verwachsungen der inneren Oberflächen in zwei Röhren geteilter Zentral-
höhle, sitzend. Die handschuhfingerförmigen Ausstülpungen der Wandung liegen als kurze, im Scheitel
von einer großen runden Öffnung durclibohrte Fortsätze in undeutlichen Spiral- oder Längsreihen an
den Schmalseiten des Schwammkörpers oder werden hier durch große runde Wandlücken vertreten.
Äußere Oberfläclie mit nadelstichartigen, dicht nebeneinander liegenden und gleichmäßig ver-
breiteten Ostien. Innenseite mit unregelmäßig zerstreuten Postiken von verschiedener Größe.
Das Diktyonalgerüst ist im Innern der Wandung unregelmäßiger wie bei der andern Art und an
den Oberflächen dichter, besitzt aber sonst keine bemerkenswerten Besonderheiten.
Freie Nadeln sind nicht erhalten.
Maße: Länge des Originals 7 cm. Breite 4 cm, Dicke ca. 2,5 cm ; Dicke der Wandung 3 — 5 mm ; Weite
der runden Offnungen in den Scheiteln der Vorstülpungen ca. 4 mm; Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm 20 — 25.
Chonelasma punctata unterscheidet sich von der zweiten fossilen Spezies durch dickere Wandungen
und deutlicher entwickelte Ostien und Postiken. Die Ausstülpungen der Wandung sind kleiner und
plumper und nicht radial gestellt sondern hauptsächlich an den Schmalseiten des mäßig zusammen-
gedrückten Schwammkörpers entwickelt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Das Original ist Unikum und liegt in meiner Sammlung.
Familie Aphrocallistidae F. E. Schulze.
(1904. Wissenschaft!. Ergeh, der Deutsch. Tiefsee-Expedit.; Hexactinelhda, S. 178.)
,, Kelch- oder röhrenförmige Scopularia mit ziemlich dünner Wandung, deren Diktyonalgerüst
vorwiegend dreieckige Maschen zeigt und, von regulären sechsseitigen Lücken gleichmäßig durchsetzt,
ein bienenwabenähnliches Aussehen hat."
— 219 —
Obere Kreide und Jetztzeit.
K. V. ZiTTEL, der als erster die nahen Beziehungen der kretazischen Scyphia alveolites Roemer
zu lebenden A phrocallistes- Arien erkannte, zog die Gattung Aphrocallistes Gray zu seiner Familie
Mellitionidae, von der F. E. Schulze auf Grund der am lebenden Material gewonnenen Forschungsergebnisse
die Aphrocallistidae abgetrennt hat.
Grattung Aphrocallistes Gray. 1888.
F. E. Schulze liat zuletzt (Wissenschaftl. Ergebn. der Deutsch. Tiefsee-Exped., Hexactinellida
S. 148) folgende Gattungsdiagnose gegeben:
„Kelch- oder röhrenförmige Scopularia, deren ziemlich gleichmäßig dünne Wand ein bienenwaben-
ähnliches Skelettgerüst besitzt und bei kelchförmigen Stücken in bald einfache Längsfalten gelegt, bald
mit radiären, liandschuhfingerförmigen Aussackungen besetzt ist. Die obere Kelchöffnung kann offen
oder mit einer quergestellten, planen oder schwach gewölbten terminalen Siebplatte verschlossen sein.
Ähnliche, aber mehr unregelmäßige netzförmige Septa können außerdem hier und da das Kelch- oder
Röhrenlumen quer durchsetzen. Die die Körperwandung rechtwinklig durchsetzenden, regulär-sechs-
seitig prismatischen „Radialtuben" dieses Gerüstes werden durch plane Scheidewände geschieden, welche
aus einem meist einschichtigen diktyonalen Balkenwerk mit vorwiegend dreieckigen Maschen bestehen
und mit konischen Zapfen sowohl an den dermalen und gastralen Rändern als auch an der Innenfläche
besetzt sind.
Die als ziemlich ebenes Gitternetz sich über die ganze Außenfläche hinziehende Dermalmembran
enthält hexaktine, seltener pentaktine Dermalia, welche im ersteren Falle einen mehr oder minder weit
hervorragenden äußeren Pinulstrahl haben, während die ähnliche, aber viel weitmaschigere Gastral-
membran gewöhnlich nur durch tangentiale Diaktine gestützt wird.
Als intermediäre Parenchymalia kommen Hexaktine und Hexaster bald mit spitzen, bald mit
Krallen tragenden oder geknöpften resp. Querscheiben tragenden Enden vor.''
Obere Kreide und Jetztzeit.
Aphrocallistes alveolites Roem. sp. (Tafel XXV, Fig. 8, 9, 10; Tafel XXXI, Fig. 3; Texttafel XL
Fig. 5.)
1841. Scyphia alveolites Roemer, Kr. Taf. III, Fig. 6.
1877. Aphrocallistes alveolites Zittel, Stud. 1, S. 49.
1883. „ „ HiNDE, Catal. S. 106.
1900. „ ,, Wollemann, Biwende S. 8.
1902. „ „ Wollemann, Lüneb. S. 8.
Bis fingerlange und -dicke, oder noch stärkere, nach oben gewöhnlich allmählich, seltener schnell
an Umfang zunehmende, einfache, oder durch seitliche Sprossung ästige, dünnwandige Röhren von kreis-
förmigem Querschnitt.
Äußere und innere Oberfläche der Röhrenwandungen mit etwa nadelstichweiten, dicht neben-
einander liegenden, gleichmäßig verbreiteten, unter der Lupe polygonalen Öffnungen, die zu regulär-
— 220 —
sechsseitig prismatischen Radialtuben gehören, welche die Wandung rechtwinklig durchsetzen. Der
Scheitel der Röhren ist abgestutzt und durch ein planes Diaphragma geschlossen, das dünner wie die
Röhrenwandungen und siebartig durchlöchert ist. Die Löcherchen sind wie die Mündungen der Radial-
tuben angeordnet, aber etwas größer und haben keinen regulär-sechsseitigen sondern kreisförmigen oder
unregelmäßig rundlichen Umriß.
Das Skelett besteht aus Diktyonalhexaktinen, die zu einem sehr soliden Gerüste verschmelzen.
Die große Festigkeit ist auf starke Anreicherung von Kieselsubstanz um die Strahlen der Hexaktine zurück-
zuführen, die auch bedingt, daß die ursprünglich eckigen Maschen zwischen den Gerüstbalken auf kleine
rundliche Lücken von verschiedener Größe reduziert werden können. Eine wesentliche Abweichung
vom Bau des Diktyonalgerüstes der lebenden Arten ist das nicht. — Nach F. E. Schulze heften sich
bei den rezenten Aphrocallistidae die Strahlen der Hexaktine mit Vorliebe an die Kreuzungsknoten
benachbarter Hexaktine; dadurch überwiegen im Diktyonalgerüst dreieckige Maschen. Auch an den
fossilen Gerüsten ist diese Eigentümlichkeit, namentlich wenn man die Beobachtung der in der Regel
stark erweiterten Axenkanäle zu Hilfe nimmt, deutlich zu erkennen. — Das Diktyonalgerüst ist an den
Oberflächen und in den Scheidewänden der Radialtuben nach demselben Schema gebaut. Auch die
Diaphragmen am Ende der Röhren besitzen im wesentlichen dieselbe Struktur wie die Röhrenwandungen.
Die bei den lebenden Arten von hexaktinen oder pentaktinen Dermalia gestützte Dermalmembran
und die, tangentiale Diaktine enthaltende, Gastraimembran sind bei den fossilen Spezies ebensowenig
erhalten wie die intermediären Parenchymalia (Discohexaster, Oxyhexaster und Onychaster).
Maße: Länge der Röhren 3,5 — 10 cm; Dicke am unteren Ende ca. 1 cm, am Scheitel 4 — 5 cm;
Dicke der Wandung 1 — 1,5 mm; Dicke der Scheiteldiaphragmen ca. 0,5 mm; Anzahl der Radialtuben
auf 0,5 qcm 50 — 70, der Löcherchen in den Scheiteldiaphragmen ca. 36.
Aphrocallistes alveolites gehört in eine Entwicklungsreihe, die auch den Formenkreis des rezenten
Aphrocallistes beatrix Gray (im Sinne der zuletzt^) von F. E. Schulze gegebenen erweiterten Fassung
des Artbegriffes) enthält. In der äußeren Körperform steht A. alveolites aus der oberen Kreide den
früher als Aphrocallistes ramosus F. E. Schulze (Küste von Japan, Philippinen) bezeichneten, verästelten
Stöckchen näher, wie den radiäre Divertikel tragenden Kelchen von A. beatrix und A. bocagei. Die fossile
Spezies stellt aber insofern einen eigenen Formentypus dar, als die Röhren oder die Verästelungen der Röhren
kreisel- oder keulenförmig, an den Enden abgestutzt und durch plattige Diaphragmen geschlossen sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
f
Aphrocallistes cylindrodactylus nov. sp. (Textfigur 1; Texttafel XI, Fig. 6.)
Bis faustdicke, im Scheitel trichterförmig vertiefte, gestielte Knollen, deren sehr dünne Wandung
zu zahlreichen radiären, handschuhfingerförmigen Vorstülpungen gefaltet ist. Außen erscheinen die
^) Deutsche Tiefseeexpedition Bd. IV, S. 145 — -148. Die früher als Aphr. beatrix, bocagei und ramosus beschriebenen
lebenden Arten sind nach F. E. Schulze nur verschiedene Formen ein und derselben, durch große Variabilität der Körperform
ausgezeichneten Spezies {A. beatrix Gray).
— 221 —
Vorstülpungen als kinderfingerlange und -dicke, walzenförmige, an den Enden abgerundete Fortsätze,
die dicht nebeneinander liegen und in der Nähe des Stiels am längsten sind, während sie am Vorderteil
auf traubige Wülste reduziert sein können.
Außenseite mit zu Längsreihen geordneten oder gleichmäßig zerstreuten nadelstichweiten Öffnungen
von zylindrischen Radialkanälen, welche die Wandung vollständig durchdringen.
Die Oberfläche der trichterförmigen
Scheitelvertiefung nimmt ein grobmaschiges
Diaphragma ein, das entweder gleichmäßig ver-
breitet ist oder aus alternierenden, fein- und
grobporösen Radialbändern besteht.
Die Diktyonalia sind Hexaktine mit
glatten Strahlen und verschmelzen im Innern
der Wandung und an der Oberfläche der Innen-
seite zu einem unregelmäßig gebauten und nur
aus ein bis zwei Schichten beliebig orientierter
Hexaktine bestehenden Gerüste mit vorwiegend
dreieckigen Maschen. Hierüber legt sich an der
äußeren Oberfläche eine dicke Deckschicht, die
aus Verdickungen der oberflächlich gelegenen
Hexaktinen-Strahlen hervorgeht. Ähnlich wie
die Deckschicht ist auch das Scheiteldiaphragma
zusammengesetzt.
Maße: Dicke der Wandung ca. 0,3 mm ;
Anzahl der Radialkanäle auf 0,5 qcm ca. 100;
Weite der Maschen im Scheiteldiaphragma 0,5
bis 1 mm (auf 0,5 qcm ca. 20).
Radiäre Divertikel in Form handschuh-
fingerförmiger Aussackungen der Wandung
eines oben diu*ch eine Siebplatte geschlossenen
Kelches kommen auch bei Aphr. heatrix Gray, der häufigsten und formenreichsten rezenten Art,
vor. Die beiden Arten unterscheiden sich aber recht deutlich durch verschiedenartige Struktur
der Wandung. Bei Aphr. heatrix wird sie wie eine Honigwabe von prismatischen, durch plane
Scheidewände geschiedenen Radialtuben rechtwinklig durchsetzt. Auch ist sie im Innern und an beiden
Oberflächen nach demselben Schema gebaut. Bei Aphrocallistes cylindrodactylus verschmelzen dagegen
die Strahlen der Hexaktine im Innern der Wandung und an der Oberfläche der Innenseite zu einem sehr
lockeren Gerüste, das nur an der äußeren Oberfläche von der dichten Deckschicht überzogen wird.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.), Misburg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Textfigur 1.
Aphrocallistes q/lindrodoctylus Schrammen aus der Quadraten-
Kreide von Oberg.
— 222 -
Aphrocallistes lobatus nov. sp. (Textfigur 2; Tafel XXVI, Fig. 1.)
Der bis kinderhandgroße Schwammkörper besteht aus gerundeten, 1 cm dicken, ohr- oder blatt-
förmigen Lappen und Wülsten, die innen hohl sind und Ausstülpungen der nur 1 mm dicken Wandung
darstellen.
Struktur der Wandung und Kanalsystem wie bei Aphrocallistes cylindrodactylus.
Aphrocallistes lobatus schließt sich durch ge-
wisse Eigentümlichkeiten der äußeren Körper-
form, worunter ich namentlich die beuteiförmigen
Ausstülpimgen der Wandung verstehe und auch
durch die Tektonik des Diktyonalgerüstes enger
an Aphrocallistes cylindrodactylus wie an Aphro-
callistes alveolites an. Ob die Art auch, wie Aphr.
cylindrodactylus eine terminale Siebplatte ent-
wickelt, konnte ich nicht feststellen, weil das
Material nicht genügte. Es ist aber nicht un-
wahrscheinlich.
Ich möchte den Hinweis nicht unterlassen,
daß Aphrocallistes lobatus Übereinstimmungen mit
einem, von F. E. Schulze abgebildeten japanischen
Exemplare von Aphrocallistes vastus zeigt. Es' wäre
immerhin denkbar, daß Aphrocallistes lobatus und
Textfigur 2. der mit dieser Art nah verwandte A phr. cylindro-
Aphrocalli.^tcs lobatus Schrammen avis der Mucronaten-Kreide dactylus ZU einer Formenreihe gehören, die in der
von Ahlten. Jetztzeit durch Aphr. castus, der allerdings durch
offene Kelchform und den Mangel einer
terminalen Siebplatte charakterisiert sein soll, vertreten wird.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Ahlten (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Tretocalycidae F. E. Schulze.
(1904. Wissenschaftl. Ergebn. der Deutsch. Tiefsee-Expedit. S. 179.)
Uncinataria mit unregelmäßigen Kanälen, die den Körper schräg oder in verschiedener Richtung
durchdringen, oder mit regelmäßig alternierenden, röhrenförmigen, die Wandung quer durchsetzenden
und blind endigenden Epirhysen und Aporhysen. Mit Ausnahme der Gattung Uncinatera Topsent haben
alle Gattungen Scopulae.
Obere Kreide und Jetztzeit.
— 223 —
Von den fossilen Arten stehen Tretodictyiim Loeschmanni Schrammen und Tretodictyiim Pfaffi
Schrammen den lebenden Hexactinella lata F. E. Schulze und Hexactinella tubulosa F. E. Schulze nahe,
während Hexactinella angustata Schrammen und Hexactinella laevis Schrammen in die Verwandtschaft
der Hexactinella ventilabrum Carter gehören. Die erste Gruppe wird charakterisiert durch anastomosierende
Röhren mit unregelmäßigen Kanälen, die andere enthält trichter- oder ohrförmige Schwammkörper
mit mehr oder weniger regelmäßig entwickeltem Kanalsystem. Auf Grund der ziemlich erheblichen
Unterschiede trenne ich von der Gattung Hexactinella Carter, als deren Typus ich Hexactinella venti-
labrum Carter ansehe, die aus anastomosierenden Röhren bestehenden Formen ab und schlage dafür
den von F. E. Schulze eingeführten, aber aus Prioritätsgründen wieder aufgegebenen Gattungsnamen
Tretodictyum vor.
Gattung Hexactinella Carter emend.
Der dünn- oder dickwandige Schwammkörper ist zylindrisch, trichter- oder ohrförmig. Außenseite
mit gleichmäßig verbreiteten Ostien von Epirhysen, welche die Wandung in gerader Richtujig durchdringen
und unter der Oberfläche der Innenseite in den Skelettbrücken zwischen den Postiken bhnd endigen.
Die Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite in den Skelettbrücken zwischen den Ostien,
münden aber nicht unmittelbar in die Postiken, sondern schon vorher unter der inneren Oberfläche. Zu
jeder Postike gehören mehrere Aporhysen. Die Hexaktine haben dornige Strahlen und verschmelzen
im Innern der Wandung zu einem mehr oder weniger regelmäßig gebauten, an den Oberflächen mäßig
verdichteten Gerüste. Ihre nach außen gerichteten Stralilen endigen als lange konische Zapfen.
Obere Kreide und Jetztzeit.
Hexactinella angustata Schrammen. (Tafel XXVI, Fig. 6, Fig. 7 und Fig. 10; Texttafel XI, Fig. 8.)
1902. Polyopesia angustata Schrammen, Hexact. S. 26, Taf. II, Fig. 1.
1902. „ • radiciformis Schrammen, Hexact. S. 26, Taf. III, Fig. 1.
Mehr oder weniger dickwandige Trichter mit kräftigem Stiel und gut entwickelter Wurzel.
Außenseite mit größeren oder kleineren, unregelmäßig angeordneten, rundlichen Ostien von Epi-
rhysen, welche die Wandung in gerader Richtung durchdringen und unter der Oberfläche der Innenseite
in den Skelettbrücken zwischen den Postiken blind endigen. Die Aporhysen beginnen unter der Ober-
fläche der Außenseite in den Skelettbrücken zwischen den Ostien, münden aber nicht erst an der Ober-
fläche der Innenseite, sondern schon etwas vorher. Zu mehreren Aporhysen gehört je eine der großen
rundlichen Postiken, die gleichmäßig über die Oberfläche der Innenseite a erbreitet sind. Auf den Skelett-
brücken zwischen den Ostien sitzen an der äußeren Oberfläche kleine unregelmäßig zerstreute Knötchen
und Wärzchen, die am Scheitel von nadelstichweiten, unmittelbar in die Aporhysen führenden Öffnungen
durchbrochen werden.
Die Diktyonalia sind mit winzigen Dornen besetzt und bilden ein ziemlich regelmäßig gebautes
Gerüst mit vorwiegend quadratischen Maschen. An der äußeren und inneren Oberfläche nimmt das
Diktyonalgerüst mehr den Charakter eines Geflechtes an, indem eine Verdickung der tangentialen Strahlen
eintritt, welche die eckigen Skelettmaschen in rundliche Lücken verwandelt. Die nach außen oder nach
— 224 —
den Lumina der Kanäle gerichteten Hexaktinenstrahlen endigen als lange konische Zapfen, die nicht selten
kleine Oxyhexaktine tragen.
Maße: Höhe bis 10 cm ; größte Weite ca. 15 cm ; Dicke der Wandung ca. 6 mm ; Weite der Ostien
und Postiken 1,5 — 3 mm. Anzahl auf 1 qcm 5 — 8.
Die Spezies unterscheidet sich von Hexactinella laevis, der nächstverwandten fossilen Art u. a.
durch den größeren und dickwandigeren Schwammkörper und durch Knötchen und Warzen auf den
Brücken zwischen den Ostien.
Alter und Facies: Cuvieripläner, Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Heere (s. s.), Oberg (z. s.), Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Hexactinella laevis hov. sp. (Tafel XXVI, Fig. 5; Tafel XLIl, Fig. 5.)
Der etwa fingerlange und am vorderen Ende ca. 2 cm dicke, kurzgestielte Schwammkörper ist
spitzglas- oder röhrenförmig und hat eine 3 — 4 mm dicke Wandung.
Außenseite mit rundlichen oder ovalen, 1 — 1,5 mm weiten, unregelmäßig angeordneten, aber
gleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten Ostien von geraden röhrenförmigen Epirhysen, welche die
Wandung rechtwinkelig durchdringen und unter der Oberfläche der Innenseite, in den Skelettbrücken
zwischen den Postiken blind endigen. Auf den Brücken zwischen den Ostien liegen außerdem an der
Oberfläche der Außenseite zahlreiche nadelstichartige Öffnungen von feinen Kanälchen, die direkt in die
Aporhysen münden. Diese beginnen unter der Oberfläche der Außenseite in den Skelettbrücken zwischen
den Ostien und münden an der inneren Oberfläche mit großen, fast 2 mm weiten Postiken. Zu jeder
Postike gehören mehrere Aporhysen, die aber nicht unmittelbar hineinmünden, sondern schon in der
Nähe der inneren Oberfläche endigen. Die mesialen Teile des Diktyonalgerüstes erleiden durch den in
der Nähe der inneren Oberfläche eintretenden Fortfall der Aporhysenwandungen eine nicht unerhebliche
Einbuße an Stabilität, die bei geätzten Exemplaren leicht zur Ablösung der gastralen Partien führt.
Das Diktyonalgerüst besteht aus Hexaktinen mit kleindornigen Strahlen. Im Innern der Wandung
sind die Maschen vorwiegend quadratisch. An der Außenseite und mehr noch an der Innenseite tritt eine
leichte Verdichtung der äußersten Skelettlage dadurch ein, daß die Zahl der Hexaktine zunimmt und
die Tangentialstrahlen durch Zufuhr von Kieselsubstanz verdickt werden. Infolgedessen werden hier die
Skelettmaschen rundlich. Die äußeren Radialstrahlen der dermalen und gastralen Hexaktine endigen frei
als ungewöhnlich lange Kieselstacheln. (Länge der Stacheln = der Länge eines normalen Gerüstbalkens,
von einem Kreuzungsknoten zum andern gemessen.)
Hexactinella laevis gehört in eine Entwicklungsreihe, die in der Jetztzeit anscheinend nur noch durch
Hexactinella ventilabrum Carter (von Japan) vertreten wird.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
— 225 —
Hexactinella laevis, var. auricularis nov. var. (Tafel XXVI, Fig. 8 u. 9.)
Unterscheidet sich vom Typus nur durch ohr- oder fächerförmige Gestalt.
Maße: Höhe 6 cm, größte Breite 8 cm; Dicke der Wandung ca. 4 mm.
Quadratenkreide von Oberg.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung Tretodyctium F. E. Schulze emend.
Der Schwammkörper besteht aus ziemlich dicken, aber dünnwandigen Röhren, die unregelmäßige
Anastomosen bilden und distal mit schalltrichterförmigen Erweiterungen endigen. Die Kanalmündungen
sind ganz unregelmäßig über die Oberflächen verbreitet und gehören zu Epirhysen und Aporhysen, die die
Wandung nicht quer, sondern schräg oder in longitudinaler Richtung durchsetzen. Die Hexaktine haben
dornige Strahlen und verschmelzen zu einem im Inneren der Wandung ziemlich regelmäßig gebauten, an
den Oberflächen aber mäßig verdichteten Gerüste. Die nacli außen gerichteten Strahlen endigen frei
als lange spitzkonische Zapfen.
Obere Kreide und Jetztzeit.
Tretodictyum Loeschmanni nov. sp. (Tafel XXV, Fig. 7; Texttafel XII, Fig. 11.)
Bis fingerdicke, distal trompetenförmig erweiterte Röhren mit dünner Wandung, die unregel-
mäßige Anastomosen bilden.
Beide Oberflächen mit kleinen, unregelmäßig verbreiteten Ostien und Postiken, die zu Epirhysen
bezw. Aporhysen gehören, welche in schräger Richtung in die Wandung eindringen und an der anderen
Oberfläche, oder blind endigen.
Das Diktyonalgerüst besteht aus kleindornigen Hexaktinen, die im Inneren der Wandung in regel-
mäßiger Weise verschmelzen, indem die benachbarten Strahlen von gemeinsamen Kiesellamellen umhüllt
werden. An den beiden Oberflächen wird die Skelettstruktur durch Häufung der Hexaktine dichter,
und dadurch daß die Strahlen mit Vorliebe an die Kreuzungsknoten benachbarter Hexaktine geheftet
sind, auch unregelmäßiger. Die nach außen gerichteten Strahlen der Hexaktine endigen frei als lange
spitzkonische Zapfen.
Die beiden fossilen Arten sind u.a. leicht an der verschiedenen Dicke und Weite der Röhren zu
unterscheiden.
Tretodictyum Loeschmanni ist das einzige bekannte Glied einer Entwicklungsreihe, zu deren Aus-
läufern das lebende Tretodictyum (Hexactinella) latum F. E. Schulze von Japan (Chall. Rep. Taf. XCIV,
Fig. 1,2, S. 329) gehört.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 29
— 226 —
Tretodictyum Pfaffi nov.sp. (Tafel XXVIII, Fig. 12; Tafel XLII, Fig. 4; Texltafel XII, Fig. 10.)
Wenig über cm dicke, dünnwandige Röhren, die unregelmäßige Anastomosen bilden und distal
mit schalltrichterförmigen Erweiterungen endigen.
Beide Oberflächen mit kleinen, unregelmäßig verbreiteten Mündungen von Epirhysen und Apo-
rhysen, welche die Wandung in schräger Richtung entweder vollständig durchdringen oder blind aus-
laufen.
Das Skelett besteht aus Diktyonalhexaktinen mit glatten oder dornigen Strahlen. Im Inneren
der Wandung und an der inneren Oberfläche verschmelzen die Hexaktine zu einem regelmäßig gebauten
Gerüste mit quadratischen oder rechteckigen Maschen. Die Oberfläche der Außenseite ist mit einem
unregelmäßigen Geflechte überzogen, das aus Hexaktinen beliebiger Orientierung besteht. Ihre Strahlen
sind gleich- oder verschiedenlang und in unregelmäßiger Weise an die Gerüstbalken oder Kreuzungsknoten
benachbarter Hexaktine geheftet.
Durch die äußere Körperform und die Organisation des Röhren- und Kanalsystems und auch in
den Dimensionen nähert sich Tretodictyum Pfajfi dem lebenden Tretodictyum (Hexactinella) tuhulosum
F. E. Schulze (Ghali. Rep., S. 228, Taf. XCIII, Fig. 1) von Japan.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten S t ü c Je e : 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
2. Subtribus Inermia F. E. Schulze.
Hexactinosa ohne Uncinate, Scopulac und Clavulao.
Familie Dactylocalycidae Ijima.
(1903. Contribution III, S. 25.)
,,Dcr massige oder kelchförmige, seltener platte Körper besteht aus einem System anastomosierender
Röhren, zwischen welchen ein interstitielles Lückensystem (Cavaedialsystem) vorhanden ist. Das in
letzteres eintretende Wasser durchsetzt die Wand der Röhren und gelangt durch diese direkt oder durch
einen gemeinsamen Gastrairaum nach außen. Diktyonalgerüst ohne Lychnisken."
(Familiendiagnose nach F. E. Schulze, Wissenschaftl. Ergeh, der Deutsch. Tiefsee-Exped. Teil I,
S. 178.)
Obere Kreide und Jetztzeit.
Zur Familie der Dactylocalycidae hat Ijima die rezenten Genera Dactylocalyx, Margaritella, Myliusia,
Aulocalyx und Euryplegma zusammengefaßt. Nach F. E. Schulze gehört wahrscheinhch noch die Gattung
Scleroplegma 0. Schmidt dazu, die auch in der oberen Kreide durch eine Art {Scleroplegma macrochorium
Schbammen) vertreten ist.
~ 227 —
Gattung' Scleroplegma 0. Schmidt.
„Dickwandige Kelche oder Zylinder, deren sprödes Wandungsgeflecht aus runden oder prismatischen
Röhren gebildet wird, welche vorzugsweise schief von außen nach innen gehen und entweder isoliert oder
nachdem sich einige miteinander verbunden haben, in den Gastrairaum münden; zwischen ihnen unregel-
mäßige Interkanäle." (0. Schmidt, Die Spongien des Meerb. von Mexiko, p. 56.)
Obere Kreide und lebend.
Scleroplegma macrochorium nov. sp. (Tafel XXVI, Fig. 11 und 12.)
Von dieser neuen Art habe ich nur wenige Stücke, nämhcli ein kaum 4 cm langes und 1,5 cm dickes
zylindrisclies (? junges) Individuum und zwei, mehrere qcm große, ca. 7 mm dicke, plattigc Fragmente
gefunden. Die letzteren werden wie eine Honigwabe von dicht nebeneinander liegenden, 2 — 3 mm weiten,
runden oder undeutlich prismatischen Röhren durchsetzt. Ein Teil davon mündet an beiden Oberflächen.
Zahlreiche andere endigen blind unter der Oberfläche der Innenseite.
Die Wandung des zylindrischen Exemplars besteht aus 2 — 3 mm weiten anastomosierenden Röhr-
chen, zwischen denen engere Gavaedien liegen. Die Mündungen der Röhren und Cavaedien liegen an der
Oberfläche der Außenseite und auf der Paragasterwandung.
Das Skelett besteht aus Diktyonalhexaktinen mit bedornten Strahlen und kugelig verdickten
Kreuzungsknoten und bildet, je nachdem die Strahlen der Länge nach verschmelzen oder an die Kreuzungs-
knoten benachbarter Hexaktine geheftet sind , ein dichtes Gerüst mit dreieckigen oder viereckigen
Maschen. Die dermalen und gastralen Skelettpartien unterscheiden sich von den parenchymalen
wenig. Nur sind die äußeren Radialstranlen auf zapfenförmige Anschwellungen reduziert. Die Weite
der Skelettmaschen übertrifft in der Regel nicht den Durchmesser der kugeligen Verdickungen, welche
die Kreuzungsknoten der Hexaktine umgeben und eine auch bei der lebenden Art vorhandene, recht
charakteristische Eigentümlichkeit darstellen.
Die nächstverwandte rezente Art ist Scleroplegma conica 0. Schmidt
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Familie Auloplacidae nov. fam.
Kleine, trichter-, röhren- oder spitzglasförmige, oder aus fächerförmig oder bündelartig nebeneinan-
der liegenden Röhrchen bestehende Hexactinosa mit ziemlich dicker Wandung. Oberflächen mit kleinen
Ostien und Postiken von radiären, blind endigenden Epirhysen bezw. Aporhysen, oder Kanalsystem
wenig entwickelt. Die großen Hexaktine haben glatte Strahlen, die zu einem mehr oder weniger regel-
mäßig gebauten Gerüste verschmelzen, in dem longitudinale oder bogenförmig von innen nach außen
strahlende Balkenzüge besonders kräftig entwickelt sind. Die Enden dieser Balkenzüge erheben sich
Texttafel X.
Skclettbestandteile der Familien Cralicularidae Rauff, Callibrochidae Schrammen, Plearothyrisidae Schrammen, Auloplacidae
Schrammen, Folysligmalidae Schrammen, Syringidae Schrammen.
(lu 45 fâcher Vergrößerung.)
A. Schrammen del.
— 229 -
Erklärung z-u Texttafel X.
Familie Craticularidae.
Fig. 1. Craticularia relicta Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Familie Callibrochidae.
Fig. 2. Callibrochis senonensis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Gerüst,
Fig. 3. Callibrochis senonensis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Äußere Oberfläche.
Fig. 4. Wollemannia araneosa Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Gerüst.
Fig. 5. Wollemannia araneosa Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Oberfläche der Innen-
seite von unten gesehen.
Fig. 6. Wollemannia araneosa Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Oberfläche der Außen-
seite von unten gesehen.
Familie Pleurothyrisidae.
Fig. 7. Pleurothyris folium Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 8. Pleiirochorium Schulzei Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg, a) Diktyonalhexak-
tine. b) Deckgespinst.
Famihe Auloplacidae.
Fig. 9. Stereochlamis calyculum Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 10. Stereochlamis praecissa Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Famihe Polystigmatidae.
Fig. 11. Polystigmatium striato-punctatum Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonal-
hexaktine.
Famihe Syringidae.
Fig. 12. iSyringiiim textum Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
wie die Grannen eines Pelzes über die Oberfläche der Außenseite oder beide Oberflächen und bilden dadurch
einen förmlichen Schleier von langen Kieselstäben.
Obere Kreide und Jetztzeit.
F. E. Schulze hat Auloplax, die typische Gattung dieser Familie, zur Familie Dactylocalycidae
Ijima gezogen. Indessen scheint mir, daß die erheblichen Organisationsverschiedenheiten zwischen den
um Auloplax gruppierten Formen und den Dactylocalycidae im Sinne Ijimas die Aufstellung einer neuen
Familie Auloplacidae wünschenswert machten.
Gattung Auloplax F. E. Schulze.
,, Flache oder schwach gebogene Platten, welche mit einem verschmälerten Randende der Unterlage
aufsitzen und zur Hauptsache aus fächerförmig nebeneinander liegenden spitzwinklig sich teilenden und
— 230 —
der Länge nach verkitteten Röhren von Gänsefederkielstärke bestehen. Zwischen diesen Röhren, welche
teils am Rande, teils an den beiden Flächen der Platte mit glatten rundlichen oder ovalen Öffnungen nach
außen münden und auch durch ähnliche Öffnungen untereinander vielfach in offener Verbindung stehen,
bleiben beiderseits rinnenförmige Lücken und Hohlräume, welche auch hie und da durch ovale Löcher der
die Röhren seitlich verkittenden Masse kommunizieren. An beiden Seitenflächen der Platte sieht man die
etwas schornsteinartig emporgebogenen Ränder der Kanalöffnungen schwach hervorragen. Während
sich über diesen Wandlücken eine dünne feinporöse Dermalmembran flach ausspannt, sind die Öffnungen
selbst von einem gröberen Gastraihaut gittcr mit quadratischen Maschen überdeckt. Das vorwiegend
rechteckige Maschen aufweisende Diktyonalgerüst zeigt keine abgesetzten Knotenverdickungen. In
den Grenzhäuten kommen außer oxypentak linen auch oxydiakline Nadeln, im Choanosom parenchymale
Discohexaktine vor." (1904. Wissenschaftl. Ergebn. d. Deutsch. Tiefsee-Expedition auf dem Dampfer
„Valdivia", Hexactinellida, S. 148/149.)
Obere Kreide und lebend.
Die einzige lebende Art, Auloplax auricularis F. E. Schulze wurde von der Deutschen Tiefsee-
Expedition auf dem Dampfer ,, Valdivia" aus der großen Tiefe von 2500 m heraufgeholt. Die Zusammen-
setzung des Schwammkörpers aus fächerförmig angeordneten Röhrchen tritt nur an den, nach mit dem
Weiclikörper konservierten Exemplaren angefertigten Abbildungen^) deutlich hervor. Die beiden Ab-
bildungen des ausmazerierten Skelettes^) lassen die Röhrcheuindividuen nicht besser erkennen wie die
fossilen Arten.
Auloplax spongiosus nov. sp. (Tafel XXIX, Fig. 7, 8, 9, 10; Texllafel IX, Fig. 10.)
Bis daumenlange, 2 — 3 cm dicke plattige Knollen. Oberfläche mit 1 — -2 mm weiten, runden, durcli
schmale Brücken getrennten Öffnungen, — den Mündungen der zu strahligen Bündeln vereinigten Röhr-
chen. Durch unregelmäßig verteilte rundliche Wandlücken, welche die Scheidewände fonstern, stehen
die Röhrchen in vielfacher Kommunikation.
Das Skelett besteht aus großen, glattstrahligen Diktyonalhexaktinen. Ein Teil der Hexaktine
erbaut ein ziemlich regelmäßiges Gerüst mit weiten, quadratischen oder rechteckigen Maschen, in dem
die in der Richtung der Längsachse der Röhrchen verlaufenden Strahlen zu besonders kräftigen und auf-
fallenden Balkenzügen verschmelzen. Ihre Enden überragen wie die Grannen eines Pelzes als lange Kiesel-
stäbe die Oberfläche der Außenseite. Zahlreiche Hexaktine sind aber auch in beliebiger Orientierung
mit den Enden der Strahlen an die benachbarten Balken oder Kreuzungsknoten geheftet und bilden da-
durch ein ganz unregelmäßiges und ziemlich dichtes Balkenwerk, welches die regelmäßig gebauten Partien
stützen und verfestigen hilft.
Ähnlich wie bei Auloplax spongiosus scheint auch das Diktyonalgerüst der lebenden Art gebaut
zu sein. Die oxypentaktinen und die oxydiaktinen Nadeln, die in Parenchym vorkommen, sind bei der
fossilen Spezies natürlich nicht mehr nachzuweisen.
Alter und Facies: Kalkniergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
a. a. O. Taf. 10, Fig. 1, 2, 3.
') ibid. Taf. 10, Fig. 4, 5.
— 231 -
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung- Stereochlamis nov. gen.
Der Schwammkörper bildet kleine, verhältnismäßig dickwandige Trichterchen oder Röhrchen.
Beide Seiten mit unregelmäßig zerstreut oder in Längsreihen liegenden Ostien bezw. Postiken. Mit radiären,
blind endigejiden Epirhysen und Aporhysen oder wenig entwickeltem Kanalsystem. Die Dictyonalia sind
glattarmige Hexaktine, die zu einem engmaschigen und mehr oder weniger regelmäßig gebauten Gerüste
verschmelzen, in dem namentlich bogenförmig von innen nach außen strahlende Balkenzüge deutlich
hervortreten. Innere oder äußere Oberfläche mit einem aus den verlängerten äußeren Radialstrahlen
der dermalen und gastralen Hexaktine hervorgehenden Rasen von Kieselstäben.
Obere Kreide.
Stereochlamis praecissa nov. sp. (Tafel XXIX, Fig. 5 und 6; Texttafel X, Fig. 10.)
Bis kinderfingerlange und dicke, verhältnismäßig dickwandige (3 mm) Röhrchen.
Außenseite mit rundlichen, ungleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten, oder in undeutlichen
Längsreihen liegenden, 0,-5 — 1 mm weiten Ostien. Innenseite mit winzigen, in Längsreihen liegenden
Postiken. Die radiären Epirhysen und Aporhysen endigen blind unter den Oberflächen der Innen- bezw.
Außenseite.
Die Dictyonalia sind Hexaktine mit glatten oder mit winzigen Dornen besetzten Strahlen und in
der Mehrzahl beliebig orientiert. Ihre Strahlen verschmelzen mit den Strahlen oder Kreuzungsknoten
benachbarter Hexaktine unter verschiedenen Winkeln zu einem engmaschigen Gerüste, wenn sie nicht als
mehr oder weniger lange Stacheln frei endigen. Bei einem Teile der parenchymalen Dictyonalia verschmel-
zen die in der Längsachse des Schwarames verlaufenden Strahlen zu kräftigen, longitudinalen oder bogen-
förmig von innen nach außen strahlenden Balkenzügen, deren Enden an der Oberfläche der Innenseite
einen dichten Rasen von langen, stabförmigen Kieselstäben bilden.
-5'^ praecissa unterscheidet sich von der anderen Art u. a. durch zylindrische Gestalt und ein gut
entwickeltes Kanalsystem.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
A n z a il 1 der untersuchten Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Stereochlamis caliculum nov. sp. (Tafel XXIX, Fig. 4; Texttafel X, Fig. 9.)
Kleine, nur 2 — 3 cm lange und bis 1 ,5 cm dicke, verhältnismäßig dickwandige (ca. 4 mm) Trichter-
chen mit kurzem dünnem Stiel.
Außen- und Innenseite mit kleinen und unregelmäßig verbreiteten Ostien bezw. Postiken. Regel-
mäßige Epirhysen und Aporhysen sind nicht entwickelt.
Das Diktyonalgerüst ist ziemlich engmaschig und besteht aus Hexaktinen mit glatten, und im
— 232 —
Verhältnis zur Länge dünnen Strahlen, die zu longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen ver-
schmelzen. Die longitudinalen sind besonders kräftig entwickelt und verlaufen bogenförmig von innen
nach außen. Ihre Enden bilden an der Oberfläche der Außenseite einen Rasen von langen, zylindrischen
stumpfendigen Kieselstäben. An der Außen- und Innenseite treten mäßige Verdichtungen der Ober-
flächen ein.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Oiiginale liegen in meiner Sammlung.
Stereochlamis pilosa nov. sp. (Tafel XXVII, Fig. 14, Texttafel IX, Figur 9.)
Die beiden Originale sind kleine, nur wenige Zentimeter lange, vorn ca. 1,5 cm dicke, spitzglas-
förmige Trichterchen, deren relativ dicke Wandung von alternierenden oder unregelmäßig angeordneten,
spaltförmigen Lücken durchbrochen wird.
An dem aus großen Hexaktinen mit glatten Strahlen bestehenden Diktyonalgerüste fallen kräftige
Balkenzüge auf, die in longitudinaler Richtung beginnen, dann strahlenförmig von innen nach außen
ziehen, um schließlich als weit über die Oberfläche der Außenseite hervorragende Kieselstäbe zu endigen.
Radiäre und querringförmige Balkenzüge treten dagegen nur undeutlich hervor, weil ihre Komponenten,
die radialen und tangentialen Strahlen der Hexaktine sehr häufig frei endigen. In den Skelettmaschen
und an den Oberflächen liegen zahlreiche Oxyhexaktine, die entweder in beliebiger Orientierung mit einem
Strahl an die dicken Balken festgeheftet sind, oder die Verlängerung der frei endigenden Strahlen der
Diktyonalhexaktine bilden.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
c) Hexactinosa incert. sedis.
Familie Craticularidae Rauff.
(1893. Palaeospongiologie, S. 191.)
Mehr oder weniger dickwandige, becherförmige, zylindrische, plattige oder (?) ästige Hexactinosa
mit ziemlich großen, zu Längs- und Querreihen gruppierten Ostien und Postiken von radiären röhren-
förmigen, blind endigenden Epirhysen und Aporhysen. Die Hexaktine haben glatte oder kleindornige
Strahlen und verschmelzen zu einem engmaschigen Gerüste. Beide Oberflächen mit aus den verdickten
tangentialen Strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine hervorgehenden geflechtartigen Deck-
schichten.
Jura, Kreide, Miocän.
— 233 —
Gattung Craticularia v. Zittel.
Schwammkörper röhren-, trichter- oder schalenförmig (nach v. Zittel auch plattig oder ästig)
mit mehr oder weniger dicker Wandung und massiger Basis. Außenseite mit ziemlich großen runden, zu
regelmäßigen Längs- und Querreihen geordneten Ostien von röhrenförmigen Epirhysen, die unter der
Oberfläche der Innenseite in den Skelettbrücken zwischen den Postiken blind endigen. Die röhren-
förmigen Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite und münden an der inneren Oberfläche
mit runden oder ovalen, in Längs- und Querreihen liegenden Postiken. Die diktyonalen Hexaktine haben
glatte oder kleindornige Strahlen und verschmelzen zu einem unregelmäßig gebauten Gerüste mit engen
Maschen. Beide Oberflächen mit aus den verdickten oder verbreiterten Tangentialstrahlen der dermalen
und gastralen Hexaktine hervorgehenden plattigen oder geflechtartigen Deckschichten.
Jura, Kreide, Miocän.
Craticularia Roemeri nov. nom.
186'i. Cribrospongia Beaumonti Roemer, Sp. S. 11, Taf. V, Fig. 1.
1889. Craticularia Beaumonti Griepenkerl, Königsl. S. 22.
Flachtrichter- oder napf förmig, mit dicker Wandung und massiger Basis.
Außenseite mit großen runden, zu regelmäßigen Längs- und Querreihen geordneten Ostien von
röhrenförmigen Epirhysen, die unter der Oberfläche der Innenseite blind endigen. Die röhrenförmigen
Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite in den Brücken zwischen den Ostien und münden
an der inneren Oberfläche mit ziemlich großen längsovalen, in Längs- und Querreihen liegenden Postiken.
Skelett wie bei den anderen Arten aus der Kreide.
Maße. Höhe des Schwammkörpers 4 — 8 cm; Weite 10 — 15 cm; Dicke der Wandung ca. 1 cm;
Weite der Ostien und Postiken ca. 1 mm; Anzahl der Ostien und Postiken auf 1 qcm ca. 16.
F. A. RoEMERS, nach einem Fragmente vom Sudmerberge hergestellte Abbildung (Sp. Taf. V,
Fig. la — d) ist recht gut gelungen. Nach Pocta (Beitr. I, S. 11) stimmt aber die von Roemer unter dem
Namen Craticularia Beaumonti Reuss abgebildete Art mit der echten Craticularia Beaumonti aus dem
Cenoman von Bilin in Böhmen nicht überein. Darum habe ich den Artnamen geändert.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel, Grünsand der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg, Glentorf.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Craticularia relicta nov. sp. (Tafel XXXI, Fig. 4, 5; Tafel XLIII, Fig. 4; Texttafel X, Fig. 1.)
Von dieser sehr seltenen Art besitze ich nur ein plattiges, mehrere qcm großes Fragment der
Wandung, das aber ausgezeichnet erhalten ist.
Außenseite mit großen rundlichen oder undeutlich quadratischen, in regelmäßigen Längs- und
Querreihen liegenden Ostien von röhrenförmigen Epirhysen, die blind unter der Oberfläche der Innenseite
in den Skelettbrücken zwischen den Postiken endigen. Die Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der
Außenseite in den Brücken zwischen den Ostien und münden an der inneren Oberfläche mit zu regel-
mäßigen Längs- und Querreihen geordneten, ziemlich großen rundlichen Postiken.
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 30
— 234 —
M a ß e: Dicke der Wandung ca. 8 mm; Weite der Ostien ca. 1,5 mm, der Postiken 1 mm; Anzahl
der Ostien und Postiken auf 1 qcm ca. 16.
Die Diktyonalhexaktine haben glatte Strahlen und verschmelzen zu einem mehr oder weniger
unregelmäßig gebauten Gerüste mit ziemlich engen Maschen. Beide Oberflächen mit porösen Deck-
schichten, die an der Außenseite den Charakter durchlöcherter Membranen annehmen, an der Innenseite
plattige Geflechte bilden, und aus Verdickungen und Verbreiterungen der tangentialen Strahlen der
dermalen und gastralen Hexaktine hervorgehen.
Die Spezies steht Craticularia Roemeri sehr nahe. Die Unterschiede sind durch die Verschieden-
artigkeit der faciellen Provenienz bedingt. Craticularia relicta, die Tiefseeform hat einen dünnwandigeren
Schwammkörper mit weniger massig entwickelter Wm-zel wie die litorale Craticularia Roemeri.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Craticularia virgatula nov. sp. (Tafel XXX, Fig. 1; Tafel XLIII, Fig. 3; Texttafel XI, Fig. 9.)
Flachtrichterförmig oder schalenförmig; dünnwandig, aber mit kräftig entwickelter Basis.
Außenseite mit kleinen runden, zu regelmäßigen Längs- und Querreihen geordneten Ostien von
röhrenförmigen Epirhysen, die unter der Oberfläche der Innenseite in den Brücken zwischen den Postiken
blind endigen. Die röhrenförmigen Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite in den
Skelettbrücken zwischen den Ostien, und münden an der inneren Oberfläche mit kleinen längsovalen, in
regelmäßigen Längs- und Querreihen oder seichten Längsfurchen liegenden Postiken.
Maße: Höhe des Schwammkörpers 3 cm und mehr; Weite bis 10 cm; Dicke der Wandung ca. 3,5 mm;
Weite der Ostien und Postiken ca. 0,3 — 0,5 mm ; Anzahl der Ostien und Postiken auf 1 qcm ca. 60.
Die diktyonalen Hexaktine haben glatte oder mit kleinen Dornen besetzte Strahlen und ver-
schmelzen zu einem mehr oder weniger unregelmäßig gebauten Gerüste mit engen Maschen. Beide Ober-
flächen mit Deckschichten, die aus den verdickten oder plattig verbreiterten tangentialen Strahlen der
dermalen bezw. gastralen Hexaktine zusammengesetzt sind. Kreuzungsknoten der Hexaktine mehr oder
weniger deutlich kugelig verdickt. Die nach außen gerichteten Strahlen endigen als kurze konische Zapfen.
Von Craticularia relicta und Craticularia Roemeri unterscheidet sich die Spezies u. a. durch eine er-
heblich dünnere Wandung und viel kleinere Ostien und Postiken.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Leptophragmidae nov. fam.
Trichter-, röhren- oder schalenförmige, dolchscheidenartig zusammengedrückte oder sternförmig
gefaltete Hexactinosa mit dünner Wandung. Beide Seiten mit kleinen, zu Längs- und Querreihen geord-
— 235 —
neten oder in Quincunx stehenden Ostien und Postiken von röhrenförmigen Epirhysen und Aporhysen,
die unter den Oberflächen der Innen- und Außenseite in den Skelettbrücken zwischen den Ostien und
Postiken blind endigen.
Die kleinen Hexaktine haben glatte oder bedornte Strahlen und verschmelzen gewöhnlich in
beliebiger Orientierung zu unregelmäßig gebauten und engmaschigen Gerüsten. Beide Oberflächen mit
mehr oder weniger stark entwickelten Verdichtungen, die aus Verdickungen der tangentialen Strahlen
der dermalen und gastralen Hexaktine hervorgehen.
Obere Kreide.
Gattung Leptophragma v. Zittel.
Schwammkörper trichter-, schalen-, röhren- oder ohrförmig, sehr dünnwandig, gestielt oder sitzend.
Außenseite mit winzigen, zu Längs- und Querreihen geordneten Ostien von röhrenförmigen Epirhysen,
die unter der Oberfläche der Innenseite in den Brücken zwischen den Postiken blind endigen. Die ein-
fachen Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite in den Brücken zwischen den Ostien
und münden an der Oberfläche der Innenseite mit sehr kleinen, in Längs- und Querreihen stehenden
Postiken. Das Diktyonalgerüst besteht aus mehr oder weniger unregelmäßig orientierten Hexaktinen
mit glatten oder mit winzigen Dornen besetzten Strahlen. Gegenüber den parenchymalen Teilen sind beide
Oberflächen durch unregelmäßigere Anordnung und Vermehrung der gastralen und dermalen Hexaktine
mäßig verdichtet. Die äußeren Radialstrahlen der oberflächlich gelegenen Hexaktine endigen als spitz-
konische Zapfen.
Obere Kreide.
Leptophragma Murchisoni Goldf. sp. (Tafel XXXII, Fig. 1; Texttafel IX, Fig. 6.)
1826. Scyphia Murchisoni Goldfuss, Petr. Germ. S. 219, Taf. LX\', Fig. 8.
1872. Coscinopora Murchisoni Schlüter, Sp. d. Münsterl. S. 22.
1877. Leptophragma Murchisoni Zittel, Stud. I, S. 48.
1883. „ „ Binde, Catal. S. 102.
1889. „ „ Griepenkerl, Königslutter, S. 22.
1900. ,, „ Wollemann, Biewende, S. 7.
Weit- und flachtrichter- oder schalenförmig, blattförmig oder lappig; dünnwandig, sitzend.
Beide Seiten mit winzigen, in regelmäßigen Längs- und Querreihen liegenden Ostien und Postiken
von geraden Epirhysen und Aporhysen, die blind unter den Oberflächen der Innen- bezw. Außenseite
in den Brücken zwischen den Postiken und Ostien endigen.
Maße: Höhe bis 10 cm; Weite 10 — 20 cm; Dicke der Wandung ca. 2 mm; Anzahl der Ostien und
Postiken auf 0,5 qcm ca. 50.
Das Diktyonalgerüst ist sehr engmaschig und besteht aus unregelmäßig orientierten Hexaktinen
mit glatten oder mit winzigen Dornen besetzten Strahlen, die sich der Länge nach aneinander legen oder
an die Kreuzungsknoten benachbarter Hexaktine heften. Die nach außen gerichteten Strahlen der
dermalen und gastralen Hexaktine endigen als kurze konische Zapfen. Im Innern der Wandung ist die
Skelettstruktur etwas lockerer wie an den beiden Oberflächen. Auch kommt es hier öfter zur Ausbildung
— 236 —
regelmäßig quadratischer Maschen, während an den beiden Oberflächen dreieckige oder unregelmäßige
Maschen überwiegen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (z. s.), Ahlten (z. Ii.), Bio-
wende, Münsterland, Glentorf (h.).
cf. Leptophragma Murchisoni Goldf. sp. (Tafel XXXII, Fig. 1,2.)
In der Quadratenkreide \on Oberg habe ich zuweilen blatt- oder trichterförmige Leptophragmen
gefunden, die sich von typischen Stücken des Leptophragma Murchisoni nur durch einen noch zierlicheren
Habitus und kleinere und dichter gestellte Ostien und Postiken unterscheiden. Icli bin im Zweifel, ob
ich die Vorkommnisse einer kleineren Varietät von Leptophragma Murchisoni zurechnen oder für juvenile
Stadien dieser Spezies halten soll.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Leptophragma glutinatum Quenstedt sp.
1877. Scyphia glutinala Quenstedt, Petr. V, Taf. CXXXVII, Fig. 9—12.
1897. Leptophragma glutinata Leonhard, Kreide in Oberschi., S. .34.
Diese nur aus dem Scaphitenpläner von Oppeln bekannte Art steht nach Leonhard Leptophragma
Murchisoni sehr nahe. Vollständige Exemplare sind noch nicht gefunden worden. Die Bruchstücke sollen
auf einen Schwammkörper von der Form des Ventriculites radiatus hindeuten. Das Diktyonalgerüst ist
nach Leonhard an beiden Oberflächen verschieden (innere Oberfläche mit regelmäßig quadratischen
Maschen). In den nordwestdeutschen Äquivalenten der Oppelner Kreide habe ich die Art vergeblich
gesucht.
Leptophragma membranaceum Quenstedt sp.
1877. Cylindrospongia inembranacea Quenstedt, Petr. V, Taf. CXXXVII, Fig. 13.
1902. Leptophragma membranacea Wollemann, Lüneb., S. 7.
Unter dem Namen Cylindrospongia membranacea hat Quenstedt eine Hexactinellide abgebildet,
die zur Gattung Leptophragma gehören könnte. Ob es sich um eine nur bei Lüneburg vorkommende
besondere Art oder etwa um ein schlank-trichterförmiges Exemplar von Leptophragma Murchisoni handelt,
ist ohne Kenntnis des QuENSTEDTSchen Originals schwer zu entscheiden.
Wollemann hält Cylindrospongia membranacea Roemer (Sp. S. 22. Taf. 8, Fig. 9) und Cylindro-
spongia membranacea Quenstedt für synonym. Die Abbildungen bei Roemer und Quenstedt sprechen
aber nicht für diese Annahme.
Leptophragma pusillum Schrammen. (Tafel XXXII, Fig. 6, 7 ; Taf. XLIII, Fig. 1 ; Texttafel IX, Fig. 2.)
1902. Leptophragma pusilla Schrammen, Hexact, S. 22, Taf. III, Fig. 6.
Bis fingerlange dünnwandige Röhren.
Außenseite mit zu Längs- und Querreihen geordneten, winzigen runden Ostien. Innenseite mit in
seichten Längsfurchen liegenden, sehr kleinen längsovalen Postiken. Die einfachen Epirhysen und Apo-
- 237 -
rhysen endigen blind unter den Oberflächen der Innen- bezw. Außenseite in den Skelettbrücken zwischen
den Postiken bzw. Ostien.
Maße: Länge des Schwammkörpers 3 — 6 cm. ; Dicke 1,5 — 2,5 cm ; Dicke der Wandung 1,5 — 2 mm ;
Anzahl der Ostien und Postiken auf 0,5 qcm ca. 50.
Das Diktyonalgerüst ist etwas weitmaschiger wie bei den andern Arten und besteht im Inneren
der Wandung und an beiden Oberflächen aus wenig regelmäßig orientierten Hexaktinen mit glatten
oder mit winzigen Dornen besetzten Strahlen. Zahlreiche Strahlen der oberflächlichen Hexaktine ver-
schmelzen nicht mit den Strahlen oder Kreuzungsknoten benachbarter Hexaktine sondern endigen frei
als lange spitzkonische Zapfen.
Leptophragma pusillum unterscheidet sich von Leptophragma Murchisoni und Leptophragma micro-
pora u. a. durch röhrenförmige Körperform und in seichten Längsfurchen liegende Postiken.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. h.).
Anzahl der untersachten Stücke: ca. 20.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Leptophragma micropora nov. sp. (Tafel XXXII, Fig. 4, 5; Tafel XLIII, Fig. 2; Texttafel IX, Fig.l.)
Flach-trichterförmig, mit eingebuchteter und in ohrförmige Lappen geteilter Wandung; sehr
dünnwandig, gestielt. Die lappigen Ohren sind am ausgeprägtesten bei den Vorkommnissen aus dem
Untersenon der Umgebung von Braunschweig, bei den späteren Mutationen aber nur durch Einbuchtungen
der Wandung angedeutet.
Außenseite mit sehr winzigen, in undeutlichen Längsreihen liegenden Ostien von röhrenförmigen
Epirhysen, die blind unter der Oberfläche der Innenseite in den Skelettbrücken zwischen den Postiken
endigen. Die Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite in den Skelettbrücken zwischen
den Ostien und münden an der inneren Oberfläche mit winzigen Postiken, die wie die Ostien
gruppiert sind.
Maße: Höhe des Schwammkörpers 5 — 10 cm. ; Querdurchmesser 10 — 15 cm. (Aus dem Mucronaten-
senon von Misbiu-g besitze ich ein flachtrichterförmiges Exemplar, welches die in Anbetracht der dünnen
Wandung erstaunliche Weite von ca. 300 mm aufweist.) Dicke der Wandung ca. 0,8 mm; Anzahl der
Ostien und Postiken auf 0,5 qcm 120 — 150.
Das Stützskelett besteht aus Hexaktinen mit glatten oder mit winzigen Dornen besetzten Strahlen,
die im Innern der Wandung zu einem ziemlich regelmäßig gebauten Gerüste mit vorwiegend longitudinalen,
radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. An beiden Oberflächen ändert sich die Skelett-
struktur, indem hier die dermalen und gastralen Hexaktine unregelmäßiger orientiert sind und ihre Strahlen
mit Vorliebe an die Kreuzungsknoten benachbarter Hexaktine heften. Während demnach in den
parenchymalen Teilen des Diktyonalgerüstes rechteckige oder quadratische Skelettmaschen vorherrschen,
sind die Maschen der dermalen und gastralen Partien vorwiegend dreieckig oder unregelmäßig polygonal.
Die nach außen und nach den Lumina der Ostien und Postiken gerichteten Strahlen der dermalen und
gastralen Hexaktine endigen als mäßig lange spitzkonische Zapfen.
Die Spezies unterscheidet sich von Leptophragma Murchisoni u. a. durch viel kleinere, dichter und
— 238 —
weniger regelmäßig gruppierte Ostien und Postiken und durch die Neigung der nicht unerheblich dünneren
Wandung zu lappiger Zerschlitzung.
Alter und Facies: Tone der Granulatenkreide, Kalkmergel der Quadraten- und Mucronaten-
kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Broitzem bei Braunschweig (z. h.), Misburg (s.),
Oberg (s.), Ahlten (s.).
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung Pleurostoma Roem.
Dolchscheidenförmig, einfach oder zu unregelmäßigen Stöcken verwachsen. Schmalseiten mit
übereinander liegenden, großen ovalen Wandlücken. Breitseiten mit aus der Mitte nach den Rändern
oder von einem nach dem anderen Rande strahlenden Ostienreihen. Die nadelstichgroßen Ostien gehören
zu röhrenförmigen Epirhysen, die unter der Oberfläche der Innenseite blind endigen. Die Aporhysen be-
ginnen unter der Oberfläche der Außenseite und münden an der inneren Oberfläche mit kleinen runden
Postiken, die in strahligen Furchen liegen. Die diktyonalen Hexaktine haben glatte oder mit winzigen
Dornen besetzte Strahlen, und verschmelzen im Innern der Wandung zu einem unregelmäßig gebauten
Gerüste. Beide Oberflächen mit geflechtartigen Deckschichten, die aus Verdickungen und plattigen
Ausbreitungen der tangentialen Strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine hervorgehen. Die äußeren
Radialstrahlen der gastralen Hexaktine können mit keulenförmigen oder stecknadelkopfartigen Ver-
dickungen endigen.
Obere Kreide.
Pleurostoma radiata Roem. (Tafel XXXIII, Fig. 1—3.)
1841. Pleurostoma radiatum Roem er, Kr., S. 5, Taf. I, Fig. 11.
1877. „ „ ZiTTEL, Stud. I, S. 48.
1883. Pleurostoma radiata Hinde, Catal., S. 103.
1889. „ „ Griepenkerl, Königsl., S. 22.
Zusammengedrückt-zylindrisch mit verschmälerter Basis (dolchscheidenförmig), langgestielt.
Schmalseiten mit großen, übereinander liegenden, ovalen oder runden Wandlücken. Breitseiten mit aus
der Mitte nach den Rändern strahlenden Ostienreihen.
Die Ostien sind klein und rundlich (nadelstichartig), und gehören zu einfachen Epirhysen, die unter
der Oberfläche der Innenseite in zwischen den Postikenreihen liegenden, kantigen Leisten blind endigen.
Die einfachen oder dichotomen Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite und münden
an der inneren Oberfläche mit runden Postiken, die in tiefen, durch die erwähnten Leisten getrennten
Radialfurchen liegen.
Maße: Länge des Schwammkörpers 5 — 15 cm, Dicke 0,6 — 0,8 cm, Breite am vorderen Ende
bis 5 cm ; Dicke der Wandung ca. 0,2 cm ; Längsdurchmesser der ovalen Wandlücken an den Schmalseiten
0,5 cm, Querdurchmesser 0,2 — 0,3 cm; Anzahl der Ostien und Postiken auf 0,5 qcm ca. 24.
Die Dictyonalia sind Hexaktine mit glatten oder mit winzigen Dornen besetzten Strahlen, die im
Innern der Wandung zu einem unregelmäßig gebauten Gerüste verschmelzen. Die äußere Oberfläche ist
— 239 —
mit einer geflechtartigen Deckschicht überzogen , die aus den verdickten tangentialen Strahlen der
dermalen Hexaktine besteht. Die äußeren Radialstrahlen dieser Hexaktine sind auf ganz kurze, kaum
über die Oberfläche hervorragende Zäpfchen reduziert. Die Oberflächen der Radialfurchen, in denen die
Postiken liegen, stimmen in der Skelettstruktur mit den parenchymalen Skelettteilen überein. An den
Seiten und namenthch auf den Rücken der zwischen den Postikalfurchen liegenden Leisten entwickeln
aber auch die gastralen Hexaktine eine Deckschicht, die den Charakter eines plattigen Geflechtes hat
und durch Ausbreitungen der tangentialen Strahlen entsteht. Bemerkenswert ist eine eigentümliche
Umbildung der äußeren Radialstrahlen der auf den Rücken der Leisten liegenden Hexaktine. Diese
endigen nämlich nicht wie sonst als mehr oder weniger lange konische Zapfen, sondern mit einer kräftigen
keulenförmigen Verdickung.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (s.) .
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Pleurostoma dichotoma Schrammen. (Tafel XXX, Fig. 10.)
1902. Typhlopleura dichotoma Schrammen, Hexact., S. 24, Taf. I, Fig. 3.
Der Schwammkörper bildet mehr oder weniger ausgebreitete Stöcke, die aus zahlreichen verzweigten
und in unregelmäßiger Weise verwachsenen, dolchscheidenartig zusammengedrückten Röhren bestehen.
Schmalseiten der Scheiden mit übereinander liegenden Wandlücken, die aber auch von dichtem
Skelettgewebe erfüllt sein können. Breitseiten mit strahlenförmig von einem nach dem anderen Rande
verlaufenden Ostienreihen. Die nadelstichartigen Ostien sind die Mündungen röhrenförmiger Epirhysen.
Innenseite wahrscheinlich wie bei Pleurostoma radiata. Ich habe sie nicht freilegen können.
Skelett wie bei der anderen Art.
Maße: Länge der Scheiden bis 15 cm, Breite 3 — 4 cm, Dicke 0,7 — 1,0 cm; Dicke der Wandung
ca. 2 mm. Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm ca. 45.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Gattung Guettardia Michelin.
Der meist auf einer kräftigen, knolligen und lappigen oder wurzelartig verzweigten Basis ruhende
Schwammkörper ist durch mehr oder weniger zahlreiche longitudinale Einbuchtungen oder Knickungen
der dünnen Wandung sternförmig gefaltet. Die leistenförmigen äußeren Faltenrücken sind gewöhnlich
von großen rundlichen Wandlücken durchbrochen. Die kleinen zu Längs- und Querreihen geordneten
oder in Quincunx stehenden Ostien und Postiken gehören zu röhrenförmigen Epirhysen bezw. Aporhysen,
die unter den Oberflächen der Innen- bezw. Außenseite blind endigen. Das Diktyonalgerüst besteht aus
Hexaktinen mit kleindornigen Strahlen, die im Inneren der Wandung entweder zu undeutlich longitudinalen.
— 240 —
radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen oder beliebig orientiert sind. Beide Oberflächen mit
Deckschichten, die aus Verdickungen der tangentialen Strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine
hervorgehen.
Obere Kreide.
In der Tiefseefacies der nordwestdeutschen Oberkreide gehören Guettardien zu den seltenen Vor-
kommnissen, während sie in Küsten- und Flachseeablagerungen, z. B. bei Adenstedt-Bülten und am
Sudmerberg, in mehreren Arten und zahlreichen Individuen auftreten.
Die Guettardien sind vornehmlich Bewohner geringer Tiefen gewesen. Daraus erklärt sich z. T.
die eigenartige Form des Schwammkörpers, welche eine größere Widerstandsfähigkeit garantierte wie
dünnwandige Becherformen, aus denen die manchmal so kompliziert gefalteten Guettardia-Arlen
zweifellos entstanden sind.
Die großen rundlichen Wandlücken auf den Faltenrücken der Guettardien und Marshallien, den
Schmalseiten der Pleurostomen, Pleuropen etc. resultieren aus der starken Radialfaltung (Guettardia,
Marshallia) oder scheidenförmigen Zusammenpressung {Pleurostoma, Pleurope etc.) der Wandung und
haben wohl die Funktion, die Verengerung der Zentralhöhle zu kompensieren, indem sie sie bei der
Wasserabgabe entlasten.
Guettardia trilobata Roemer sp.
1864. Pleurostoma trilobata Roemer, Sp., S. 14, Taf. V, Fig. 8.
1877. Guettardia trilobata v. Zittel, Stud. I, S. 48.
Die ziemlich dünne Wandung des auf breiter lappiger Basis ruhenden, am vorderen Ende konischen
Schwammkörpers ist durch starke, bis in das Zentrum reichende longitudinale Knickungen sternförmig
gefaltet und bildet gewöhnlich drei (oder auch mehr) radiale Fortsätze. Diese sind nicht, wie bei den
anderen Arten, nach oben flügelartig verbreitert, sondern bilden kantige Rippen, die am Scheitel von
mehr oder weniger weit hinunter reichenden langen schmalen Spalten (die den rundhchen Wandlücken
der anderen Arten homolog sind) halbiert werden.
Beide Oberflächen mit zu Längs- und Querreihen geordneten, winzigen Ostien und Postiken von
radiären, blind endigenden Epirhysen und Aporhysen.
Unter den zahlreichen Stücken, die ich bei Adenstedt-Bülten gesammelt habe, war leider keines,
dessen Skeletterhaltung zu eingehenderen Untersuchungen der Struktur ermuntern konnte.
Maße: Länge 5 — 10 cm ; Dicke der Rippen 0,5 — 1 cm ; Dicke der Wandung 2 — 3 mm ; Anzahl der
Ostien und Postiken auf 0,5 qcm ca. 64.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Adenstedt-Bülten.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Guettardia Stümpeli Schrammen (Tafel XXX, Fig. 9; Texttafel IX, Fig. 3.)
1902. Guettardia Stümpeli Schrammen, Hexact, S. 22, Taf. IV, Fig. 3.
Der Schwammkörper ist durch mehr oder weniger tiefe, aber nicht bis in das Zentrum reichende
longitudinale Einbuchtungen der ziemhch dicken Wandung sternförmig gefaltet, kann aber auch trichter-
— 241 -
odor zusammengedrückt-röhrenförmig sein. Die Faltenrücken bezw. Sciimalseiten werden von großen,
liäufig von wulstigen Wällen umgebenen, rundlichen oder längsovalon Öffnungen durchbrochen, die
übrigens bei den weittrichlerförmigen Exemplaren auch fehlen können.
Oberfläche der Außenseite mit zu Längs- und Querreihen geordneten (aber in der Nähe der rund •
heben Wandlücken auf den Faltenkanten in Quincunx stehenden oder unregelmäßig gruppierten), ca.
0,5 mm weiten Ostien von röhrenförmigen Epirhysen, die unter der Oberfläche der Innenseite bhnd
endigen. Die Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite und münden an der inneren
Oberfläche mit in Längs- und Querreihen stehenden Postiken.
Maße: Höhe des Schwammkörpers bis 10 cm; Dicke der Faltenrücken bis 1 cm; Breite der Falten
bis 5 cm; Dicke der Wandung 2 — 3 mm; Anzahl der Ostien und Postiken auf 0,5 qcm ca. 25. Längs-
durchmesser der rundlichen Wanddurchbrüche 3 — 5 mm und mehr.
Das Diktyonalgerüst ist engmaschig und besteht aus Hexaktinen mit bedornten Strahlen, die sicli
stellenweise der Länge nach aneinaiider legen und dann zu einem regelmäßigen Balkenwerke mit kubischen
Maschen verschmelzen, aber gewöhnlich in beliebiger Orientierung miteinander oder mit den Kreuzungs-
knoten benachbarter Hexaktine verbunden sind. Die gastralen und dermalen Skelettpartien sind gegenüber
den parenchymalen nur wenig verfestigt. In den Skelettmaschen kommen nicht selten kleine Oxyhexaktine
vor, die mit einem Strahl an die dicken Gerüstbalken festgeheftet sind.
Von Guetlardia striata unterscheidet sich Giieitardia Stiimpeli u. a. recht bestimmt dadurch, daß
die Wandung nur mehr oder weniger stark eingebuchtet aber nicht scharfwinklig geknickt ist. Die Falten
stoßen nicht im Zentrum zusammen und es bleibt ein mehr oder weniger weites Paragaster, während
bei Guettardia striata das Paragaster auf ganz schmale Spalten zwischen den dicht aneinander liegenden
Faltenkomponenten reduziert ist. Guettardia Stiimpeli hat ferner dickere Wandungen und auch größere
und weiter auseinander liegende Ostien und Postiken.
Möglicherweise kommt die Spezies auch schon in den untersenonen Sandmergeln von Adenstedt-
Bülten vor. Ich besitze von dort einige Guettardien, deren Körperform und Wanddicke zu G. Stümpeli
paßt. Skelett und Kanalsystem sind aber gar nicht oder nur sehr schlecht erhalten. Darum ist die sichere
Bestimmung nicht gut möglich.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Guettardia striata nov. sp. (Tafel XXX, Fig. 6, 7, 8; Texttafel IX, Fig. 5.)
Der kurzgestielte, durch scharf winklige, longitudinale Knickungen der sehr dünnen Wandung
sternförmig gefaltete Schwammkörper zerfällt in drei bis vier (selten mehr) im Zentrum zusammenstoßende,
plattige Radiallappen oder Flügel, deren gerundete Kanten bezw. Schmalseiten von übereinander liegenden,
ziemlich großen rundlichen Öffnungen durchbrochen werden.
Breitseiten plan, mit winzigen (nadelstichartigen), dicht nebeneinander liegenden Ostien, die zu
regelmäßigen , nach den Kanten strahlenden Querreihen und in der Richtung der Längsachse des
Schwammkörpers verlaufenden Längsreihen geordnet sind und zu röhrenförmigen Epirhysen gehören,
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 31
~ 242 —
welche unter der Oberfläche der Innenseite blind endigen. (An der Basis und in der Nähe der Flügelkanten
liegen die Ostien unregelmäßiger.) Die röhrenförmigen Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der
Außenseite in den Skelettbrücken zwischen den Ostien und münden an der inneren Oberfläche mit zu
Längs- und Querreihen geordneten Postiken.
Maße: Höhe des Schwammkörpers 5 — 8 cm; Breite der Flügel bis 5 cm; Dicke der Flügel 3 — 5 mm,
der Wandung 1 — 1,5 mm; Anzahl der Ostien und Postiken auf 0,5 qcm über 200. Weite der rundlichen
Wanddurchbrüche auf den Faltenrücken ca. 2 mm.
Die Hexaktine haben dornige Strahlen und verschmelzen im Inneren der Wandung zu einem
lockeren Gerüste mit unregelmäßigen oder longitndinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen. In
den Maschen des Gerüstes kommen nicht selten Oxyhexaktine von verschiedener Orientierung und Größe
vor, die mit einem oder mehreren Strahlen an die dicken Gerüstbalken festgeheftet sind. Beide Ober-
flächen sind mit im Vergleich zu den parenchymalen Skelettpartien sehr engmaschigen Deckschichten
überzogen, die aus beliebig orientierten Hexaktinen mit verbreiterten oder verdickten Tangentialstrahlen
bestehen. Die nach außen gerichteten Strahlen der dermalen Hexaktine endigen als ziemlich lange spitz-
konische Zapfen.
Die Vorkommnisse aus der Mucronatenkreide unterscheiden sich von den geologisch älteren durch
etwas dickere Wandungen und größere Ostien und Postiken.
Alter und Facies: Tone der Granulatonkreide, Kalkmergel der Quadraten- und Mucronaten-
kreide.
Verbreitung und Vorkommen: Gleidingen (s. s.), Misburg ^s. s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Guettardia bis-alata nov. sp.
18f)4. Pleurostoma stellata Roemer, Sp., S. 14, Taf. V, Fig. 7.
Die dünne Wandung des kleinen und zierlichen Schwammkörpers ist in höchst charakteristischer
Weise zu zwei dolchscheidenartig zusammengedrückten, nur an der oberhalb der Basis liegenden Vereini-
gungsstelle kommunizierenden Röhren gefaltet, die von der knolligen oder lappigen Basis als zwei blatt-
förmige, mesial flachgewölbte, distal konkave Flügel entspringen.
Schmalseiten der Flügel mit übereinander liegenden, ziemlich großen runden Wandlücken. Breit-
seiten mit in Quincunx stehenden winzigen Ostien.
Kanalsystem und Skelett wie bei den anderen Arten.
Maße: Länge der Flügel 3 — 4 cm. Breite bis 2,5 cm, Dicke ca. 0,5 cm; Dicke der Wandung
ca. 2 mm; W^eite der runden Wandlücken auf den Schmalseiten ca. 2 mm; Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm
ca. 64.
Roemer identifiziert die Art mit Guettardia stellata Michelin. Hinde hat aber nachgewiesen
(Katal. S. 104), daß Michelin unter dem Namen Guettardia stellata verschiedene Arten abgebildet hat
und aus guten Gründen den Vorschlag gemacht, nur die bei Michelin Taf. 30, Fig. 3, 4, 6, 8 und 9
abgebildeten Formen zu Guettardia stellata zu rechnen. Mit diesen Formen stimmt aber Guettardia bis-alata
nicht überein.
<
— 243 —
Die typische Guettardia stellata scheint überhaupt in der nordwestdeutschen Kreide nicht vor-
zukommen.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Guettardia bis-alata mut. post.
Vom Typus namentlich verschieden durch den viel größeren und dickwandigeren Schwammkörper.
Maße: Höhe 8 — 10 cm; Breite der Flügel bis 7 cm und mehr, Dicke ca. 1 cm; Dicke der Wandung
ca. 4 mm; Weite der rundlichen Wandlücken ca. 2 mm.
Skelett und Kanalsystem sind an den von mir gesammelten Exemplaren nicht erhalten.
Alter und Facies: Untersenone Sandmergel.
Verbreitung und Vorkommen: Adenstedt-Bülten (h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung Andreaea Schrammen.
Schwammkörper trichter-, spitzglas- oder schalenförmig, mit ziemlich dünnei Wandung. Außen-
seite mit kleinen, dicht nebeneinander liegenden Ostien von röhrenförmigen Epirhysen, die unter der
Oberfläche der Innenseite in den Skelettbrücken zwischen den Postiken blind endigen. Innenseite mit
kleinen in Quiacunx stehenden Postiken von einfachen Aporhysen, welche gewöhnlich die Wandung voll-
ständig durchdringen. Die Dictyonalia sind glattarmige Hexaktine, die beliebig orientiert sind oder zu
undeutlich longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Beide Seiten mit ver-
festigten Oberflächenschichten, die aus den verbreiterten oder verdickten Tangentialstrahlen der dermalen
und gastralen Hexaktine hervorgehen.
Obere Kreide.
Andreaea hexagonalis Schrammen. (Tafel XXVI, Fig. 2, 3, 4; Texttafel XI, Fig. 7.)
1902. Andreaea hexagonalis Schrammen, Hexaci, S. 25, Taf. I, Fig. 4.
Schwammkörper trichter-, spitzglas- oder schalenförmig, mit ziemlich dünner Wandung, gestielt.
Außenseite mit kleinen rundlichen, gleichmäßig über die Oberfläche verteilten, etwa um ihren Durch-
messer oder noch weniger weit voneinander entfernt liegenden Ostien von röhrenförmigen Epirhysen,
die unter der Oberfläche der Innenseite in den Skelettbrücken zwischen den Postiken blind endigen.
Innenseite mit kleinen kreisrunden, in Quincunx stehenden, durch Skelettbrücken von der doppelten
Breite ihrer Durchmesser getrennten Postiken von röhrenförmigen Aporhysen, die gewöhnlich die ganze
Wandung vollständig durchdringen.
Das Diktyonalgerüst besteht aus glattarmigen Hexaktinen, die an den unter der äußeren Ober-
fläche (zwischen den Epirhysen) gelegenen Skelettpartien unregelmäßig angeordnet sind, aber in der
Texttafel XI.
Skelettbestandleile der Familien Cinclidellidae Schrammen, Ptychodesidae Schrammen, jBo/ùesttiae Schrammen, Eupleclellidae
IjiMA, Aphrocallistidae F. E. Schulze, Leplophraginidae Schrammen, Trelocalycidae F. E. Schulze, Craticularidae Rauff,
Eurctidae F. E. Schulze.
(In 45 faclier Vergrößerung.)
K. Schramme ii del.
— 245 —
Erklärung zu Texttafel XI.
Familie Cinclidellidae.
Fig. 1. Cinclidella solitaria Schrammen aus dem Cuvieri- Pläner von Gr. Heere. Lychniske.
Familie Ptychodesidae.
Fig. 2. Piychodesia papillata Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonale Hexaktine.
Familie Bolitesidae.
Fig. 3. Bolitesia mirabilis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Lychniske.
Familie Euplectellidae.
Fig. 4. Regadrella Petri Jacobi aus der Quadratenkreide von Oberg. Principalia und Comitalia.
Familie Aphrocallistidae.
Fig. 5. Aphrocallistes alveolites Roemer sp. aus der Quadratenkreide von Oberg. Tangentialschliff.
Fig. 6. Aphrocallistes cylindrodactylus Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Oberfläche
der Außenseite von unten gesehen.
Familie Leptophragmidae.
Fig. 7. Andreaea hexagonalis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Gerüst.
Familie Tretocalycidae.
Fig. 8. Hexactinella angustatn Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalgerüst.
Famihe Craticularidae.
Fig. 9. Craticularia virgatula Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalgerüst.
Famihe Euretidae.
Fig. 10. Farrea Halli Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Gerüst.
Familie ?
Fig. 11. Choristonema nuda Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Hexaktine.
Nähe der Oberfläche der Innenseite (zwischen den Aporhysen) zu undeutlich longitudinalen, radialen
und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Die äußere Oberfläche unterscheidet sich von den paren-
chymalen Skelettteilen durch Verdickung der tangentialen Strahlen der dermalen Hexaktine und Reduktion
der nach außen gerichteten Strahlen auf kurze konische Zapfen. Auch die Oberfläche der Innenseite ist
mit einer plattigen Deckschicht überzogen, die aus den verdickten oder verbreiterten tangentialen
Strahlen der gastralen Hexaktine hervorgeht.
— 246 —
Maße: Höhe und Weite des Schwammkörpers bis 10cm und mehr; Dicke der Wandung ca. 3,5 mm ;
Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm ca. 20, der Postiken 7 — 8.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.), Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Familie Callibrochidae nov. fam.
Trichter- oder spitzglasförmige Hexactinosa mit dünner oder dicker Wandung. Ohne besondere
Epirhysen, Aporhysen und Postiken; gewöhnlich auch ohne besondere Ostien. Das Diktyonalgerüst
ist sehr regelmäßig gebaut uad besteht aus großen Hexaktinen, die zu longitudinalen, radialen und zirku-
lären Balkenzügen verschmelzen und weite kubische Maschen umschließen. In den Maschen liegen häufig
Oxyhexaktine von verschiedener Größe, deren Strahlen frei endigen oder untereinander und mit den
Dictyonalia verbunden sind. Äußere Oberfläche mit aus Verbreiterungen oder Verdickungen der
Tangen lialstrahlen der dermalen Hexaktine hervorgehenden engmaschigen Deckschichten. Innenseite
gewöhnlich ohne Deckschichten.
Obere Kreide.
Gattimg Callibrochis nov. nom.^)
Schwammkörper trichter- oder becherförmig, mit dicker Wandung und kurzem Stiel. Als Ostien
fungieren winzige Lücken in der an der äußeren Oberfläche entwickelten Deckschicht, als Postiken die zu
regelmäßigen Längs- und Querreihen geordneten, weiten Skelettmaschen an der inneren Oberfläche. Be-
sondere Epirhysen und Aporhysen sind nicht entwickelt. Als Dictyonalia große Hexaktine mit glatten
Armen, die zu einem weitmaschigen und sehr regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen
und zirkulären Balkenzügen versclimelzen. Außenseite mit einer engmaschigen Deckschicht, die aus den
plattig verbreiterten tangentialen Strahlen der dermalen Hexaktine hervorgeht. Innenseite ohne Deck-
schicht, aber mit einem aus kleinen, beliebig orientierten Hexaktinen bestehenden Geflecht, welches die
quadratischen Maschen der innersten Skelettlage umspinnt und verengert. In den weiten Maschen des
Diktyonalgerüstes liegen zahlreiche Oxyhexaktine von verschiedener Größe, deren Strahlen z. T. frei
endigen, z. T. an die Strahlen oder Kreuzungsknoten benachbarter Oxyhexaktine oder an die dicken
Balken des Diktyonalgerüstes geheftet sind.
Obere Kreide.
Callibrochis senonensis Schrammen. (Tafel XXVll, Fig. 1; Tafel XXXXI, Fig. 6; Texttafel X,
Fig. 2, 3.)
1902. Eubrochis senonica Schrammen, Hexact., S. 20, Taf. I, Fig. 1; Textfigur 3, 4.
Becher- oder trichterförmig, mit dicker Wandung und kurzem Stiel.
*) Der früher (Neue Hexact., S. 19) von mir gebrauchte Gattungsname Eubrochis ist bereits vergeben.
— 247 —
Als Ostien fungieren winzige Lücken in der an der äußeren Oberfläclie entwickelten Deckschicht.
Die weitere Durchspülung erfolgte ohne Vermittelung besonderer Epirhysen, Aporliysen und Postiken
durch die an der inneren Oberfläche zu regelmäßigen Längs- und Querreihen geordneten weiten Skelett-
maschen.
Die großen Diktyonalhexaktine haben glatte Strahlen und verschmelzen zu einem sehr regelmäßig
gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen, welche weite, regelmäßig
kubische Maschen umschließen. Namentlich die von den zirkulären und radialen Balkenzügen umschlos-
senen Maschen sind mit beliebig orientierten Oxyhexaktinen von verschiedener Größe erfüllt, deren
Strahlen (in der Mehrzahl) frei endigen oder an die Strahlen oder Kreuzungsknoten benachbarter Hexaktine
und an die dicken Balken der Diktyonalhexaktine geheftet sind. Die äußere Oberfläche ist mit einer
von winzigen, unregelmäßig rundlichen Öffnungen von verschiedener Größe (den Ostien) durchbrochenen
Deckschicht überzogen, die aus den plattig verbreiterten tangentialen Strahlen der dermalen Hexaktine
hervorgeht. Die äußeren Radialstrahlen erheben sich über die Oberfläche als konische Zapfen. Die
Oberfläche der Innenseite ist frei von Deckschicht. Die großen quadratischen (als Postiken fungierenden)
Maschen der innersten Gerüstlage sind aber durch ein unregelmäßiges Geflecht verengert, das aus kleinen
beliebig orientierten Hexaktinen besteht.
Maße: Länge des Schwammkörpers bis 10 cm und mehr; Dicke am vorderen Ende bis 10 cm;
Dicke der Wandung 0,5 cm ; Weite der Skelettmaschen 0,5 mm ; Anzahl der Maschen an der Oberfläche
der Innenseite auf 0,5 qcni ca. 36.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke:- 3.
Das Original zu der Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Wollemannia nov. gen.
Dünnwandige Trichter mit ziemlich langem, röhrenförmigem Stiel. Besondere Ostien, Epirhysen,
Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt. Die großen Diktyonalhexaktine haben dornige Strahlen
und verschmelzen zu einem weitmaschigen und sehr regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen,
radialen und zirkulären Balkenzügen. Beide Oberflächen mit gespinstartigen Deckschichten, die aus den
plattig verbreiterten und unter beliebigen Winkeln, aber in derselben Ebene verbundenen Tangential-
strahlen winziger Hexaktine (Pentaktine, Stauraktine) zusammengesetzt sind.
Obere Kreide.
Wollemannia araneosa nov.sp. (Tafel XXVII, Fig. 2; Tafel XXXXI, Fig. 5; Texttafel X, Fig. 4,5,6.)
Der ziemlich große trichterförmige Schwammkörper ist sehr dünnwandig und hat einen röhren-
förmigen Stiel.
Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Als Dictyonalia große Hexaktine, die im Innern der Wandung zu einem sehr regelmäßig gebauten
Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen und weiten rechteckigen Maschen ver-
— . 248 —
schmelzen. Beide Oberflächen sind mit plaitigen und gespinstartigen Deckschichten überzogen, die au?
im Vergleich zu den Diktyonalhexaktinen sehr kleinen Hexaktinen bestehen, deren verbreiterte
tangentialen Strahlen in einer Ebene, aber unter beliebigen Winkeln miteinander verkittet sind, während
die inneren Radialstrahlen z.T. die Verbindung mit dem Diktyonalgerüst vermitteln, z. T. wie die äußeren
Radialstrahlen auf winzige Zäpfchen reduziert sind.
M a ß e: Länge des Schwammkörpers bis 10 cm; größte Weite bis 8 cm; Dicke der Wandung ca.
1,5 mm.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Habrosium nov. sp.
Schwammkörper unregelmäßig trichterförmig, sitzend, mit sehr dünner, unregelmäßig eingebuch-
teter und zu ohrförmigen Fortsätzen gefalteter Wandung. Ohne besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen
und Postiken. Das Diktyonalgerüst ist sehr regelmäßig gebaut und besteht aus Hexaktinen mit bedornten
Strahlen, die zu longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Die äußere Oberfläche
ist mit einer aus den verdickten tangentialen Strahlen der dermalen Hexaktine hervorgehenden Deck-
schicht überzogen. Innenseite ohne Deckschicht.
Obere Kreide.
Habrosium convolutum nov. sp. (Texttafel XII, Fig. 12, 13.)
Der nur wenige Zentim.eter große Schwammkörper ist unregelmäßig trichterförmig und
hat eine sehr dünne (0,5 mm) Wandung, die stark eingebuchtet und zu ohrförmigen Fortsätzen
gefaltet ist.
Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Die diktyonalon Hexaktine haben mit kleinen Dornen besetzte, im Verhältnis zur Länge ziemlich
dünne Strahlen und verschmelzen zu einem nur aus wenigen Schichten bestehenden, aber sehr regelmäßig
gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen. In den Maschen kommen
nicht selten beliebig orientierte Oxyhexaktine vor, die z. T. mit den Dictyonalia und untereinander ver-
schmolzen sind. Die äußere Oberfläche ist mit einer äußerst zierlichen Deckschicht ül^erzogen, die den
Charakter eines plattigen Geflechtes mit quadratischen, dreieckigen oder unregelmäßig polygonalen
Maschen hat und aus den verdickten Tangentialstrahlen der dermalen Hexaktine hervorgeht. Die
äußeren Radialstrahlen der dermalen Hexaktine erheben sich über die Oberfläche der Deckschicht als
ziemlich lange spitzkonische Zapfen. Innenseite ohne Oberflächenverdichtung.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Das Original ist Unikum und liegt in meiner Sammlung.
— 249 —
(Tattling Oxyrhizium nov. gen.
Schwainmkörper spitzglasförmig mit dünner Wandung, langgestielt.
Außenseite mit kleinen Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht ent-
wickelt. Das Diktyonalgerüst besteht aus Hexaktinen mit bedornten Strahlen, die im Innern der
Wandung und an der inneren Oberfläche beliebig orientiert sind oder zu longitudinalen, radialen und zirku-
lären Balkenzügen verschmelzen. Die Außenseite ist mit einer geflechtartigen Deckschicht überzogen.
Obere Kreide.
Oxyrhizium eximium nov. sp. (Tafel XXIX, Fig. 11, 12; Tafel XXXXI, Fig. 4; Texttafel IX, Fig. 16.)
Spitzglasförmig mit dünner Wandung, langgestielt.
Außenseite mit kleinen, dicht nebeneinander liegenden Ostien, die zu Längs- und Querreihen
geordnet oder unregelmäßig über die Oberfläche zerstreut sind. Besondere Epirhysen, Aporhysen und
Postiken fehlen.
Die Dictyonalia sind große Hexaktine mit bedornten Strahlen, die im Innern der Wandung und
an der Oberfläche der Innenseite zu longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen verschmolzen
oder beliebig orientiert und verbunden sind. An der äußeren Oberfläche nimmt das Diktyonalgerüst
den Charakter eines nach der Wurzel hin immer engmaschiger und dichter werdenden, unregelmäßig
gebauten Geflechtes an.
Maße: Länge des Schwammkörpers über 5 cm ; Dicke am vorderen Ende über 2 cm ; Dicke der
Wandung ca. 1,5 mm. Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm 25 — 30.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie PleurothyHsidae nov. fam.
Kleine, röhren-, spitzglas- oder blattförmige Hexactinosa, deren sehr dünne Wandung dolch-
scheidenartig zusammengedrückt oder spiralig gefaltet ist. Schmalseiten bezw. Faltenrücken mit größeren
rundlichen Wandlücken; zuweilen auch mit übereinanderliegenden dütenförmigen Fortsätzen. Besondere
Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt. Die Hexaktine haben glatte oder
dornige Strahlen und verschmelzen im Inneren der Wandung zu einem mehr oder weniger regelmäßig
gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen, wälirend sie an den Ober-
flächen unregelmäßige Geflechte bilden.
Obere Kreide.
Gattung Pleurothyris nov. gen.
Schwammkörper blattförmig m.it dolchscheidenartig zusammengedrückter, oder spitzglasförmig
mit spiralig gefalteter Wandung, klein und sehr, dünnwandig, kurzgestielt. Schmalseiten bezw. Falten-
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 32
— 250 -
rücken mit großen rundlichen Wandlücken, die auch auf den Sclieileln kurzer röhrenförmigei' Fortsätze
liegen können. Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt. Die
diktyonalen Hexaktine verschmelzen im Innern der Wandung zu vorwiegend longitudinalen, radialen
und zirkulären Balkenzügen, an den Oberflächen zu unregelm.äßigen Geflechten.
Obere Kreide.
Pleurothyris tortuosa nov. sp. (Tafel XXXIII, Fig. 10.)
Die sehr dünne Wandung des nur wenige Zentimeter langen, spitzglasförm.igou und kurzgestielten
Schwammkörpers zerfällt durch Diagonalfaltung (wie Marshallia tortuosa Roem. sp.) in mehrere dünne
Lappen oder Flügel, deren spiralig verlaufende Rücken von ziemlich großen, übereinander liegenden,
rundlichen oder spaltförmigen Wandlücken durchbrochen werden.
Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Die diktyonalen Hexaktine haben glatte oder m.it Dornen besetzte Strahlen und verschm.elzoji zu
einem ziemlich engmaschigen Gerüste, in dem longitudinale, radiale und zirkuläre Balkenzüge über-
wiegen. An den beiden Oberflächen wird die Orientierung der Hexaktine unregelmäßiger und die
tangentialen Strahlen verschmelzen zu geflechtartigen Deckschichten. Die Radialstrahlen endigen als kurze
konische Zapfen.
Maße: Länge des Schwam,mkörpers bis 5 cm.; Dicke der Wandung ca. 0,5 mm.; Dicke der Spiral-
falten ca. 2 mm; Weite der rundlichen Wandlücken 1 — 3 m.m.
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und V o r k o m. m. e n : Oberg (s.).
Anzahl der u n t e r s u c Ii t e n Stücke: 3.
Das Original liegt in meiner Sam.mluiig.
Pleurothyris folium nov. sp. (Tafel XXXIII, Fig. 11; Texllafel X, Fig. 7.)
Die sehr dünne Wandung des kaum kleinfingerlangen, blattförmigen und kurzgestielten Schwamm-
körpers ist (wie bei Pleur osto ma, Pleurope u. a.) dolchscheidenartig zusammengedrückt. Schmalseiten
mit ziemlich großen rundlichen Wandlücken, die auch auf den Scheiteln kurzer röhrenförmiger Fortsätze
liegen können.
Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Das Diktyonalgerüst besteht aus glattarmigen, seltener bedornten Hexaktinen, die im Innern der
Wandung zu longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen, während sie an den beiden
Oberflächen unregelmäßige Gefleclite bilden.
Maße: Länge des Schwammkörpers 4 — 5 cm.. Breite (am vorderen Ende) 1 — 1,5 cm, Dicke
ca. 2 mm; Weite der Wandlücken an den Schmalseiten ca. 2 mm.
Alter und Facies: Kalkmergcl der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkom. men: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Das Original liegt in meiner Sammlung. ,
— 251 —
Gattung Pleurochorium nov. gen.
Der dünnwandigf; Schwammkörper besteht aus einer seitlicli stark zusammengedrückten Röhre,
von der in regelmäßigen Abständen schräg nach oben und außen gerichtete dütenförmige Flügel aus-
strahlen. Dicht unter den Flügelansätzen werden die Schmalseiten des röhrenförmigen Teils von großen
runden Wandlücken durchbrochen.
Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Das Diktyonalgerüst besteht aus Hexaktineii mit dornigen Strahlen, die an dem röhrenförmigen
Teile ein engmaschiges und unregelmäßig gebautes Gerüst bilden, in den Flügeln aber zu longitudinalen,
radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Die innere Oberfläche der flügelartigen Fortsätze
ist mit einem weitmaschigen Deckgespinste überzogen, das aus verschmolzenen Hexaktinen mit im Ver-
hältnis zur Länge sehr dünnen Strahlen zusammengesetzt wird.
Obere Kreide.
Pleurochorium F. E. Schulzei nov. sp. (Tafel XXVII, Fig. 3, 4, 5; Tafel XXXXl, Fig. 1, 2;
Texttafel X, Fig. 8.)
Diese merkwürdige Art verkörpert einen der differenziertesten und zugleich zierlichsten Typen
der so überaus formenreichen und schönen Hexactinelliden.
Der Schwammkörper besteht aus einer dünnen und dünnwandigen, seitlicli ziem.lich stark zusammen-
gedrückten kurzgestielten Röhre, von der in kurzen regelm.äßigen Abständen breite, aber papierdünne,
düten- oder weittrichterförmige Flügel ausstrahlen, die übrigens nur mit äußerster Vorsicht unbeschädigt
in situ zu erhalten sind. Von der Seite gesehen gleichen die übereinander liegenden Flügel ineinander
steckenden Düten, deren spitze Enden nach der Basis des Schwammes zeigen. Dicht unter jedem Flügel-
ansatz wird der röhrenförmige Teil des Schwamm.körpers an den beiden Schmalseiten von großen rund-
lichen oder U-förmigen Wandlücken durchbrochen, die den Wandlücken auf den Schmalseiten der
Pleuropen, Pleurostomen etc. horo.olog sind.
Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Das Skelett ist sehr dicht und engmaschig und besteht an der Röhre aus unregelmäßig orientierten
Diktyonalhexaktinen mit dornigen Strahlen. In den Flügeln verschmelzen die Hexaktine zu vorwiegend
longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen. Über die innere Oberfläche der Flügel legt sich
ein lockeres Deckgespinst, das aus beliebig orientierten Hexaktinen mit im Verhältnis zur Länge auffällig
dünnen dornigen Strahlen zusammengesetzt ist.
Maße: Länge des Schwammkörpers bis 5 cm; Dicke der Röhre 2—4 mm. Breite 6 — 8 mm; Dicke
der Röhrenwandung ca. 0,3 mm, der Flügel 0,2 — 0,3 mm; Weite der Flügel ca. 2,5 cm; Abstand der
Flügel voneinander ca. 4 mm.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 7.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
— 252 -
Familie Ptychodesidae nov. fam.
Plattige Hexactinosa mit dünner Wandung, welche durch Longitudinalfaltung an der Außenseite
röhrenförmige, alleinstehende oder zu Gruppen vereinigte Vorstülpungen oder kantige Leisten bildet,
die am Scheitel von größeren runden Öffnungen durchbrochen werden. Beide Seiten mit kleinen, zu
mehr oder weniger regelmäßigen Längs- und Querreihen geordneten Ostien und Postiken von röhren-
förmigen Epirhysen und Aporhysen, welche die Wandung alternierend durchsetzen und unter den Ober-
flächen der Innen- bezw. Außenseite blind endigen. Die Hexaktine haben mit Dornen besetzte Strahlen
und verschmelzen im Innern der Wandung und an beiden Oberflächen zu einem unregelmäßig gebauten
Gerüste. Die nach außen gerichteten Stralilen der dermalen und gastralen Hexaktine endigen als lange,
mit kleinen Dornen besetzte Stacheln.
Obere Kreide und lebend.
Gattung Ptychodesia nov. gen.
Der Schwammkörper ist plattig und bildet durch Longitudinalfaltung der dünnen Wandung an
der Außenseite röhrenförmige , alleinstehende oder zu Gruppen vereinigte Vorstülpungen oder kantige
Leisten, die am Scheitel von größeren rundlichen Öffnungen durchbrochen werden. Beide Seiten mit
kleinen, zu mehr oder weniger regelmäßigen Längs- und Querreihen geordneten, röhrenförmigen Epirhysen
und Aporhysen, welche die Wandung alternierend durchsetzen, und unter den Oberflächen der Innen-
bzw. Außenseite blind endigen. Die Hexaktine haben mit Dornen besetzte Strahlen und verschmelzen
im Innern der Wandung und an beiden Oberflächen zu einem unregelmäßig gebauten Gerüste. Die
nach außen gerichteten Strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine endigen als lange, mit kleinen
Dornen besetzte Stacheln.
Obere Kreide und Jetztzeit.
Ptychodesia papillata nov. sp. (Tafel XXX, Fig. 4; Tafel XXXXIII, Fig. 5; Texttafel 11, Fig. 2.)
Von diesem neuen Typus habe ich zwar kein vollständiges Exemplar, aber mehrere ziemlich große
und ausgezeichnet erhaltene Bruchstücke aufgefunden, die auf einen plattigen Schwammkörper schließen
lassen. Die dünne Wandung ist in eigentümlicher und höchst charakteristischer Weise gefaltet, indem sie
zahlreiche Ausstülpungen bildet, die an der einen Seite, die ich für die Außenseite halte, als röhrenförmige,
am Scheitel von einer rundlichen Öffnung durchbrochene, alleinstehende oder zu Gruppen vereinigte
Papillen erscheinen. Unverkennbar ist eine reihenweise Anordnung der Papillen in longitudinaler Rich-
tung. An der Innenseite liegen in einfachen oder vergabelten, durch breite Longitudinalbänder getrennten
Reihen große ovale oder spaltförmige Öffnungen, 'Welche die Mündungen der Papillen-Cavitäten darstellen.
Beide Oberflächen, ausgenommen die Scheitel der Papillen, mit zu melir oder weniger regelmäßigen
Längs- und Querreihen geordneten, nadelstichartigen Ostien und Postiken von röhrenförmigen Epirhysen
und Aporhysen, die alternierend die Wandung durchsetzen und unter den Oberflächen der Innen- bzw.
Außenseite blind endigen.
Die diktyonalen Hexaktine haben mit Dornen besetzte Straihlen und verschmelzen im Innern
der Wandung und an beiden Oberflächen zu einem unregelmäßig gebauten Gerüste mit engen Maschen.
— 253 —
ZiUilreiche Strahlen dor denualeii und gastraloji Hexaktinc endigcu frei als lange schlanke, mit
kleinen Dornen besetzte Stacheln.
Maße: Länge und Breite des größten Fragments 5,5 cm x 3,5 cm; Dicke der Wandung ca. 1 mm ;
Höhe der Papillen 2 — 5 mm; Dicke der Papillen ca. 3 mm; Weite der runden Öffnung im Scheitel der
Papillen bis 1 mm; Länge der Wandlücken an der Innenseite 3 — ^8 mm. Breite ca. 1,5 mm. Anzahl der
Ostien und Postiken auf 0,5 qcm ca. 64.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
cf. Ptychodesia papillata Schrammen.
Ein nur wenig über 2 qcm großes, aber gut erhaltenes Hexaktinellidenfragment aus der Quadraten-
kreide von Oberg stimmt zwar in der Skelettstruktiu" und auch in der Anordnung und Größe der Ostien
und Postiken etc. mit Ptychodesia papillata überein, hat aber an Stelle der Papillenreihen kantige Leisten,
die innen hohl sind und am Scheitel von ca. 1 mm weiten rundlichen, in Reihen stehenden Öffnungen
durchbrochen werden. Ähnliche Öffnungen liegen in durch breite Bänder getrennten Reihen an der
Innenseite. Bei der Geringfügigkeit der Unterlagen muß ich es daliingestellt sein lassen, ob etwa eine
von Ptychodesia papillata verschiedene neue Art vorliegt. Jedenfalls ist das Fragment aus einem anderen
Grunde sehr interessant. Es besitzt nämlich eine so weitgehende Übereinstimmung mit einem mir durch
die Güte des Herrn Professor Isao Ijima in Tokyo als Hexactinella sp. zugegangenem Spongienbruchstück
aus der japanischen Tiefsee, daß eine sehr nahe Verwandtschaft der fossilen und der lebenden Form keinem
Zweifel unterliegen kann. Meines Wissens hat Herr Professor Ijima über sein Material noch nichts ver-
öffentlicht. Ich glaube aber nicht, daß er die Spongie bei der Gattung Hexactinella belassen wird.
Die systematische Stellung meiner Gattung Ptychodesia wird natürlich nach der Untersuchung
der lebenden Formen viel genauer festgelegt sein wie jetzt, wo die Einordnung in das System nur auf
Grund der äußeren Form, des Kanalsystems und Diktyonalgerüstes, aber ohne Berücksichtigung der
Fleischnadeln erfolgen kann.
Familie Polystigmatidae nov. fam.
Ohr-, blatt- oder unregelmäßig trichterförmige Hexactinosa mit dünner Wandung und stark ent-
wickelter plattiger Basis. Beide Oberflächen mit kleinen, zu Längs- und Querreihen geordneten oder
unregelmäßig verteilten und dicht nebeneinander liegenden Ostien und Postiken. Die Epirhysen und
Aporhysen endigen blind unter den Oberflächen der Innen- und Außenseite. Die parenchymalen Hexaktine
haben kleindornige Strahlen, die im Innern der Wandung zu einem mehr oder weniger regelmäßig
gebauten Gerüste mit longitudinalen , radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Die
Kreuzungsknoten der dermalen und gastralen Hexaktine sind kugelig verdickt und mit kurzen Höckerchen
besetzt.
Obere Kreide.
— 254 —
Die Polystigmatidae unterscheiden sicli von deji Leptophragmidae u. a. durcli die Jmgelig verdickten
und mit Höckerchen versehenen Kreuzungsknoten der dermalen und gastralen Hexaktine.
Gattung Polystigmatium nov. gen.
Schwammkörper ohrförmig oder unregelmäßig trichterförmig, mit dünner Wandung und kräftig
entwickelter Basis. Beide Seiten mit nadelstichartigen , in Längs- und Querreihen stehenden oder
unregelmäßig über die Oberfläche verteilten Ostien und Postiken. Die Epirhysen und Aporhysen endigen
blind unter den Oberflächen der Innen- bzw. Außenseite. Das Diktyonalgerüst besteht aus Hexaktinen,
die im Innern der Wandung zu vorwiegend longitudinalen , radialen imd zirkulären Balkenzügen ver-
schmelzen. Äußere und innere Oberfläche mit geflechtartigen Deckschichten, die aus Hexaktinen mit
kugeligen und mit winzigen Höckern besetzten Kreuzungsknoten und verdickten Tangentialstrahlen
hervorgehen.
Obere Kreide.
Polystigmatium striato-punctatum nov. sp. (Tafel XXXII, Fig. 8, 9; Tafel XXXXII, Fig. 2;
Texttafel X, Fig. 11.)
Der dünnwandige Schwammkörper ist ohrförmig oder unregelmäßig trichterförmig und ruht auf
einer kräftig entwickelten plattig-lappigen Basis.
Außenseite mit in Längs- xuid Querreihen stehenden oder unregelmäßig über die Oberfläche ver-
teilten, dicht nebeneinander liegenden nadelstichartigen Ostien. Innenseite mit ähnlicli wie die Ostien
angeordneten, aber winzigeren und zahlreicheren Postiken. Die Epirhysen und Aporhysen endigen blind
unter den Oberflächen der Innen- bzw. Außenseite in den Skelettbrücken zwischen den Postiken und
Ostien.
Das Diktyonalgerüst besteht im Innern der Wandung aus Hexaktinen mit kleindornigen Strahlen,
die zu vorwiegend longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen verschm.elzen. In den Maschen
liegen nicht selten kleine Oxyhexaktine, die mit einem Strahle an die Dictyonalia festgeheftet sind. Die
dermalen und gastralen Hexaktine zeichnen sich durch eine eigentümliche Differenzierujig der Kreuzungs-
knoten aus. Diese sind nämlich kugelig verdickt und die Verdickungen tragen winzige Höckerchen. Die
tangentialen Strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine sind erheblich dicker wie die Strahlen der
parenchymalen und verschmelzen zu geflechtartigen Deckschichten mit dreieckigen, viereckigen oder
unregelmäßig rundlichen Maschen. Die nach außen gerichteten Strahlen endigen als kurze konische
Zapfen.
Maße: Höhe bis 5 cm und mehr; Weite bis 10 cm; Dicke der Wandung ca. 1 mm; Anzahl der
Ostien auf 0,5 qcm ca. 64, der Postiken über 100.
Zwischen Polystigmatium striato-punctatum und Leptophragma Murchisoni Goldf. sp. bestehen
Parallelismen, die sich auf die Gestalt des Schwammkörpers, Wanddicke, Form und Anordnung der Ostien
und Postiken, und auch auf den Verlauf der Epirhysen und Aporhysen erstrecken. Ein augenfälliges
Unterscheidungsmerkmal bilden aber die kugelig verdickten Kreuzungsknoten der dermalen und gastralen
Hexaktine von P. striato-punctatum.
- 255 —
Alter u Ji d Facies: Ivalkinergel der Qvuidraleidcreide.
Verbreitung und Vorkomnx en: Oberg (s.).
Anzahl der untersucliten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Stich maptycidae nov. fam.
Dünnwandige Hexactinosa, deren Schwammkörper durch starke Faltung der Wandung aus in
unregelmäßiger Weise anastomosierenden Blättern und weiten Röhren besteht. Außenseite mit nadel-
stichartigen, gleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten Ostien von kurzen geraden Epirhysen. Innen-
seite mit kleinen ovalen Postiken. Die Aporhysen durchdringen die Wandung in schräger Richtung,
wobei sie die Epirhysen durchkreuzen. Die Hexaktine haben glatte Strahlen und verschmelzen zu einem
unregelmäßig gebauten engmaschigen Gerüste. Außenseite mit, Innenseite ohne Oberflächenverdichtung.
Obere Kreide.
Gattung Stichmaptyx nov. gen.
Der dünnwandige Schwammkörper ist stark gefaltet und besteht aus unregelmäßig verv/achsenen
Lappen und m.ehr oder weniger weiten anastomosierenden Röhren. Beide Seiten mit kleinen, gleichmäßig
über die Oberflächen verbreiteten Ostien und Postiken. Die unter der Oberfläche der Außenseite beginnen-
den Aporhysen durchdringen die Wandung in schräger Richtung, wobei sie die kurzen geraden Epirhysen
durchkreuzen. Die Diktyonalhexaktine haben glatte Strahlen und verschmelzen zu einem. ziem.lich
engmaschigen, unregelmäßig gebauten Gerüste. Außenseite mit einer aus den tangentialen Strahlen
hervorgehenden Deckschicht. Innere Oberfläche ohne Deckschicht.
Obere Kreide.
Stichmaptyx alatus nov.sp. (Tafel XXX, Fig. 2, 3; Tafel XXXXIII, Fig. 6; Texttafel IX, Fig. 8.)
Die dünne Wandung des bis kinderhandgroßen, auf kräftig entwickelter Basis ruhenden Schwamm-
körpers ist stark gefaltet und bildet unregelmäßig verwachsene, flügelartige Lappen und anastomosierende,
bleistift- bis fingerdicke Röhren.
Außenseite mit kleinen runden (nadelstichartigen), gleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten,
in Quincunx geordneten Ostien von ganz kiu'zen geraden Epirhysen. Innenseite mit kleinen ovalen,
dicht nebeneinander in Quincunx stehenden Postiken. Die in den Skelettbrücken zwischen den Ostien
beginnenden weiten Aporhysen durchsetzen die Wandung in schräger Richtung, wobei sie die gerade
verlaufenden Epirhysen durchkreuzen.
Das mehr oder weniger unregelmäßig gebaute Diktyonalgerüst ist ziemlich engmaschig und besteht
aus Hexaktinen mit glatten Stralilen. Zahlreiche äußere Strahlen der an den Wandungen der Kanäle
und den beiden Oberflächen gelegenen Hexaktine endigen frei als lange Stacheln. Die Oberfläche der Außen-
seite ist mit einer ziemlich dicken Deckschicht überzogen, die aus den verdickten und plattig verbreiterten
— 256 —
tangentialen Strahlen der dernialen Hexaktine zusanuiiengesetzt ist. Innere Oberfläche ohne Deck-
schicht.
•Dicke der Wandung ca. 2 mm; Anzahl der Ostien und Postiken auf 0,5 qcm 20 — 25.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Syringidae nov. fam.
Rölirenförmige und dünnwandige Hexactinosa, an deren Außenseite in quadratischen Feldern
kleine Ostien von Epirhysen liegen, welche die Wandung vollständig durchdringen. Die Aporhysen
beginnen unter der Oberfläche der Außenseite und münden an der inneren Oberfläche mit runden Postiken,
die mit den inneren Mündungen der Epirhysen alternieren. Die Hexaktine verschmelzen zu einem mehr
oder weniger regelmäßig gebauten Gerüste, dessen äußere Oberfläche mit Deckschicht überzogen ist.
Obere Kreide.
Gattung Syringium nov. gen.
Schwammkörper röhrenförmig mit dünner Wandung. Außenseite mit quadratischen Feldern,
in denen kleine Ostien von Epirhysen liegen, welche die Wandung völlig durchdringen. Die Aporhysen
beginnen unter der Oberfläche der Außenseite und münden an der inneren Oberfläche mit kleinen Postiken,
die mit den inneren Mündungen der Epirhysen alternieren. Das Diktyonalgerüst besteht aus Hexaktinen
mit dornigen Strahlen und bildet vorwiegend kubische Maschen. Oberfläche der Außenseite mit, Ober-
fläche der Innenseite ohne Deckschicht.
Obere Kreide.
Syringium textum nov. sp. (Tafel XXIX, Fig. J3, 14; Texttafel X, Fig. 12.)
Der Schwammkörper des einzigen Exemplars, das ich überhaupt aufgefunden habe, besteht in einer
kleinfingerdicken, mehrere Zentimeter langen, dünnwandigen Röhre, an deren Außenseite sich schmale
longitudinale und zirkuläre Bänder in regelmäßigen Abständen durchkreuzen. Dadurch entstehen
quadratische Felder, in deren Mitte kleine runde Ostien von geraden Epirhysen liegen, welche die Wandung
vollständig durchdringen. Innere Oberfläche mit kleinen, mit den inneren Mündungen der Epirhysen
alternierenden, runden Postiken von kurzen Aporhysen, die unter der Oberfläche der Außenseite in den
Brücken zwischen den Ostien blind endigen.
Die diktyonalen Hexaktine haben dornige Strahlen und verschmelzen im Innern der Wandung
und an der Oberfläche der Innenseite zu einem mehr oder weniger regelmäßig gebauten Gerüste mit vor-
wiegend quadratischen Maschen. Die longitudinalen und zirkulären Bänder an der Außenseite bestehen
aus der sehr dicken Deckschicht, die aus den verdickten und plattig verbreiterten Strahlen der dermalen
— 257 —
Hexaktine hervorgeht. Die Ostien werden von zarten Gespinsten überbrückt, die aus kleinen, in unregel-
mäßiger Weise verkitteten Hexaktinen mit plattig verbreiterten StraJilen bestehen.
Dicke der Wandung 1 — 2 mm; Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm ca. 8, der Kanalmündungen an
der inneren Oberfläche (Postiken + innere Mündungen der Epirhysen) ca. 16.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Das Original ist Unikum und liegt in meiner Sammlung.
Familie Hapalopegmidae nov. fam.
Kleine, zusammengedrückt röhrenförmige oder aus anastomosierenden Röhren bestehende Hexacti-
nosa ohne besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken. Die Hexaktine verschmelzen zu sehr
weitmaschigen Gerüsten mit vorwiegend longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen. Ohne Deck-
schichten.
Obere Kreide.
Gattung Pleurotrema nov. gen.
Der kleine und sehr dünnwandige Schwammkörper ist zusammengedrückt röhrenförmig mit
geschlossenem Scheitel und nach unten konvergierenden, in der Mitte taillenförmig eingebuchteten Seiten.
Die Schmalseiten werden am Scheitelrande und unterhalb der Einbuchtungen von symm.etrisch angeord-
neten, großen runden Wandlücken durchbrochen. Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken
sind nicht entwickelt. Die diktyonalen Hexaktine verschmelzen zu vorwiegend longitudinalen und zirku-
lären Strängen, die sich in ziemlich weiten regelmäßigen Abständen rechtwinklig durchkreuzen und
dadiu:'ch große quadratische Fenster bilden. Ohne Deckschichten.
Obere Kreide.
Pleurotrema Ijimai nov. sp. (Tafel XXXXI, Fig. 3; Texttafel IX, Fig. 14.)
Das Original zerbrach infolge seiner großen Dünnwandigkeit und lockeren Skelettstruktur beim
Herausfischen aus der Säurelösung in Stücke. Der kaum 2 cm. hohe und nur einige Millimeter dicke
Schwammkörper bildet eine abgeplattete, oben geschlossene Röhre, die vorn am breitesten ist, unterhalb
des gewölbten Scheitels an beiden Seiten taillenförmige Einbuchtungen besitzt und nach unten spitz
zuläuft. Die beiden Schmalseiten sind von je zwei großen, rundlichen, symmetrisch angeordneten Wand-
lücken durchbrochen. Das obere Paar liegt am Scheitelrande, das untere unterhalb der Einbuchtungen.
Besondere Ostien, Epirhysea, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Das Diktyonalgerüst besteht aus Hexaktinen mit dornigen Strahlen, die zu vorwiegend longitudinalen
und zirkulären Strängen verbunden sind. Die Stränge durchkreuzen sich rechtwinklig in ziemlicli weiten
regelmäßigen Abständen, wodurch große quadratische, namentlich an den Breitseiten der Spongie sichtbare
Fenster entstehen. Die longitudinalen Stränge werden aus besonders kräftigen Balkenzügen gebildet,
indem die in der Richtung der Längsachse des Schwammkörpers liegenden Strahlen von dickeren Kiesel-
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 33
— 258 —
lamellen umhüllt werden. Die zirkulären Stränge bestehen aus einem unregelmäßig gebauten vmd ver-
hältnismäßig engmaschigen Balkenwerk beliebig orientierter Diktyonalhexaktine von verschiedener
Größe. Wie die zirkulären Stränge ist auch das Gerüst des Scheitels zusammengesetzt. Deckschichten fehlen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Gattung Hapalopegma nov. gen.
Der kleine und äußerst zarte Schwammkörper hat eine dünne Wandung, die zu anastomosierenden
Röhren oder lappigen Blättern gefaltet ist. Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Die Diktyonalhexaktine verschmelzen zu einem sehr weitmaschigen Gerüste mit vorwiegend longitudinalen,
radialen und zirkulären Balkenzügen. Deckschichten fehlen.
Obere Kreide.
Hapalopegma fragilis nov. sp. (Tafel XXVI I, Fig 12; Texttafel IX, Fig. 15.)
Von all den zerbrechlichen Hexactinelliden-Skeletten aus der Quadratenkreide von Oberg ist das
Skelett dieser Art wohl das fragilste. Die Wandung besteht aus wenige Zentimeter langen, zirka 1,5 cm
breiten und 2 — 3 mm dicken Blättern. Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht
entwickelt. Als Dictyonalia Hexaktine mit glatten Strahlen, die zu einem ungewöhnlich weitmaschigen
Gerüste verschmelzen, in dem longitudinale, radiale und zirkuläre Balkenzüge überwiegen. Die nach außen
gerichteten Strahlen der dermalen und gastralen Hexaktine endigen als lange, dünne Kieselstäbe. Im
übrigen stimmen die parenchymalen Skelettpartien mit den gastralen und dermalen überein.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 1.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Hapalopegma maeandrina nov. sp. (Tafel XXVII, Fig. 13; Texttafel IX, Fig. 13.)
Der äußerst zarte, nur 2 — 3 cm hohe und ca. 1,5 cm dicke Schwammkörper besteht aus dünn-
wandigen, 3 — 5 mm weiten Röhren, die unregelmäßige Anastomosen bilden. Besondere Epirhysen,
Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt. Das Stützskelett besteht aus großen Diktyonalhexaktinen
mit glatten Armen, die zu einem sehr weitmaschigen und lockeren Gerüste mit longitudinalen, radialen
und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. An den Oberflächen liegen stellenweise kleine Hexaktine,
die in beliebiger Orientierung mit einem oder mehreren Strahlen an die äußeren Radialstrahlen der
dermalen und gastralen Hexaktine oder aneinander geheftet sind, während die anderen Strahlen frei endigen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
— 259 —
Familie Botryosellidae nov. fam.
Knollige oder plattigc Hexactinosa, deren Schwammkörper aus dicken, gekröseartig gewundenen
oder zu röhrigen Anastomosen gefalteten Lappen besteht. Außenseite mit kleinen, unregelm.äßig angeord-
neten Ostien von verschiedener Weite. Als Postiken fungieren die weiten Skelettm.aschen an der
inneren Oberfläche. Regelmäßige Epirhysen
und Aporhysen fehlen. Die Diktyonalhexak-
tine sind sehr groß und versclmielzen zu
einem unregelmäßigen oder aus undeutlich
longitudinalen, radialen und zirkulären Balken-
zügen bestehenden Gerüste. Beide Oberflächen
mit weitmaschigen, geflechtartigen Verdich-
tungen .
Obere Kreide.
Gattung Botryosella
nov.
gen.
Der knollige oder plattige Schwamm-
körper besteht aus dicken, gekröseartig ge-
wundenen oder zu röhrigen Anastomosen ge-
falteten Lappen. Außenseite mit unregelm.äßig
verbreiteten Ostien von verschiedener Weite.
Die Postiken werden durch die weiten Ske-
lettmaschen an der inneren Oberfläche ver-
treten. Regelmäßige Epirhysen und Apo-
rhysen fehlen. Die großen diktyonalen H exak-
tine verschmelzen zu einem unregelmäßig ge-
bauten Gerüste oder zu longitudinalen, radialen
und zirkulären Balkenzügen. Beide Oberflächen
mit weitmaschigen, geflechtartigen Deck-
schichten.
Obere Kreide.
Botryosella labyrinthica nov. sp. (Text-
figur 3; Texttafel IX, Fig. 11.)
Textfigur 3.
Bolnjosella labyrinthica .Schrxmmen aus
Gr.-Heere.
dem Cuvieri-Pläner vou
Der handgroße, knollige oder plattige
Schwammkörper hat eine ziemlich dicke Wan-
dung, die etwa wie die Wandung der Ploco-
scyphien gekröseartig gewundene Lappen und röhrige Anastomosen bildet.
Außenseite mit kleinen, unregelmäßig über die Oberfläche verbreiteten Ostien von verschiedener
— 260 —
Weite. Als Postiken dienen die weiten Skelettmaschen an der inneren Oberfläche. Regelmäßig ausgebil-
dete Epirhysen und Aporhysen fehlen.
Das Diktyonalgerüst ist ziemlich weitmaschig und besteht aus großen, mit Dornen besetzten
Hexaktinen, die im. Innern der Wandung beliebig orientiert sind oder zu undeutlich longitudinalen,
radialen und zirkulären Balkenzügen verschro.elzen. Nicht selten sind winzige Oxyhexaktine m.it einem
Strahle an die dicken Gerüstbalken geheftet. An beiden Oberflächen mehr oder weniger dichte, unregel-
mäßige Geflechte mit rundlichen Maschen von verschiedener Weite.
Länge des Originals 13 cm. Breite 8 — 10 cm., Dicke 4 cm; Dicke der Wandung ca. 0,5 cm.
Alter und Facies: Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkom. m. en: Gr. -Heere.
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Familie Balatitionellidae nov. fam.
Krustenförm.igc Hexactinosa mit dünner W'andung, die aus zu traubigen Stöckchen vereinigten,
stark zusamm.engedrückten, blattförmigen Beutelchen bestehen. Auf den Schmalseiten der Beutelchen
große rundliche Wandlücken. Breitseiten mit von der Basis nach den Rändern strahlenden Ostienreihen.
Ostien winzig. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt. Die Hexaktine
verschmelzen im Innern der Wandung und an der Oberfläche der Innenseite zu einem regelmäßigen, aus
longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen aufgebauten Gerüste, in dessen Maschen beliebig
orientierte und verschieden große Oxyhexaktine liegen, die sich mit einem oder mehreren Strahlen an
die Dictyonalia heften. Äußere Oberfläche m.it einer engm.aschigen Deckschicht, die aus beliebig orientierten
Diktyonalhexaktinen mil verdickten Strahlen hervorgeht.
Obere Kreide.
Gattung Balantionella Schrammen.
Traubige Krusten, die aus an der Basis verwachsenen, stark zusammengedrückten, blattförmigen
Beutelchen bestehen. Die Schmalseiten der Beutelchen werden von großen runden Wandlücken durch-
brochen. Breitseiten mit von der Basis nach den Rändern strahlenden Ostienreihen. Ostien winzig.
Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken, sind nicht entwickelt. Die diktyonalen Hexaktine haben
dornige Strahlen und verschmelzen im. Iimern der Wandung und an der inneren Oberfläche zu einem,
regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen, dessen weite
Maschen stellenweise von beliebig orientierten Oxyliexaktinen erfüllt sind. An der äußeren Oberfläche
ist das Gerüst durch unregelmäßigere Orientierung der Hexaktine und Verdickung der Strahlen zu einer
ziemlich engmaschigen Deckschicht verdichtet.
Obere Kreide.
— 261 —
Balantionella elegans Schrammen. (Tafel XXX, Fig5; Tafel XXXXII, Fig. 6; TexttafellX, Fig. 7.)
1902. Balantionella elegans Schrammen, Hexact. S. 24, Taf. IV, Fig. la — c.
Bis kinderhandgroße Iraubige Krusten und Platten, die aus mehr oder weniger zahlreichen,
nebeneinander liegenden und an der Basis verwachsenen blattförmigen Beutelchen bestehen. Die dünn-
wandigen Beutelchen sind stark zusammengedrückt und werden an den Schm.alseiten von je einer großen
runden Wandlücke durchbrochen.
Breitseiten mit strahlenförmig von der Basis nach dem Rande der Beutelchen verlaufenden Ostien-
reihen. Die Ostien sind sehr winzig. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Als Dictyonalia Hexaktine mit dornigen Strahlen, die im Innern der Wandung und an der Ober-
fläche der Innenseite zu einem regelm.äßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären
Balkenzügen verschmelzen. In den weiten quadratischen oder rechteckigen Maschen liegen unregelmäßig
orientierte Oxyhexaktine von verschiedener Größe, die mit einem, oder mehreren Strahlen an die Dictyonalia
geheftet sind. Die Oberfläche der Außenseite ist mit einer engmaschigen Deckschicht überzogen, die aus
beliebig orientierten Diktyonalhexaktinen mit verdickten Strahlen hervorgeht.
Maße: Anzahl der Beutelchen eines Stockes bis 14 und mehr; Dicke eines Beutelchens ca. 4 m.m.
Breite und Höhe ca. 15 m.m.; Dicke der Wandung 1 — 1,5 mm.; Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm. 100 — 150.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkomm, en: Misburg (s. s.), Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Belegstücke in meiner Sammlung.
Familie PolythyHsidae nov. fam.
Kleine und dünngestielte, kugelige oder eiförmige Hexactinosa mit dicker Wandung und stern-
förm.ig gebuchtetem. Paragaster. Außenseite mit einigen großen, runden, mit den Paragasterausbuchtungen
kom.m.unizierenden Wandlücken und zahlreichen kleinen, unregelm.äßig verteilten Ostien. Auf der Para-
gasteroberfläche winzige Postiken. Die Hexaktine haben dornige Strahlen und verschro.elzen in beliebiger
Orientierung zu einem engmaschigen Gerüste, dessen oberflächlich gelegenen Teile zwar dichter wie die
parenchymalen sind, aber keine eigentlichen Deckschichten entwickeln.
Obere Kreide.
Gattung Polytliyris nov. gen.
Schwammkörper klein, kugelig oder eiförm.ig mit abgestutztem Scheitel, und dickwandig mit stern-
förmig gebuchtetem Paragaster. Außenseite mit großen runden Wandlücken, die mit den Paragaster-
ausbuchtungen kommunizieren, und kleinen unregelmäßig verteilten Ostien. Paragasterwandung mit
winzigen Postiken. Die diktyonalen Hexaktine haben dornige Strahlen und verschmelzen in beliebiger
Orientierung zu einem engmaschigen Gerüste, dessen oberflächlich gelegenen Teile dichter wie die
parenchymalen sind, ohne aber eigentliche Deckschichten zu entwickeln.
Obere Kreide.
Texttafel XII.
Skelettbestandteile der Familien Chonelasmalidae Schrammen, Eureüdae F. E. Schulze, Tretocalycidae
Callibrochidae Schrammen.
(In 45facher Vergrößerung.)
A. Schrammen del.
— 263 —
Erklärung zu Texttafel XIL
Familie Chonelasmatidae.
Fig. 1. Chonelasma Hindei Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Familie Euretidae.
Fig. 2 und 3. Periphragella plicata Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonal-
hexaktine.
Fig. 4. Periphragella simplex Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 5 und 6. Periphragella Johannae Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonal-
hexaktine.
Fig. 7. Eiirete Rnuffi aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 8 und 9. Le/roz/eWa /a^'otdm Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Familie Tretocalycidae.
Fig. 10. Tretodiclxjum Pfaffi Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Fig. 11. Tretodiclyum Loeschmanni Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonal-
hexaktine.
Familie Callibrochidae.
Fig. 12. Habrosium convolutum Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Oberfläche der Außen-
seite.
Fig. 13. Habrosium convolutum Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Diktyonalhexaktine.
Polythyris cuneata nov. sp. (Tafel XXVII, Fig. 6, 7 und 8; Texttafel IX, Fig. 12.)
Der kaum haselnußgroße Schwammkörper ist kugelig oder eiförmig mit abgestutztem Scheitel
und scharf abgesetztem dünnem Stiel, und hat eine im Verhältnis zu der geringen Körpergröße stellenweise
auffallend dicke Wandung. Das weite und tiefe Paragaster ist sternförmig ausgebuchtet. Außenseite
mit großen runden Wandlücken, die unmittelbar mit den Ausbuchtungen des Paragasters kommunizieren;
außerdem mit zahlreichen kleinen, unregelmäßig über die Oberfläche verteilten Ostien. Die winzigen
Postiken liegen an der Oberfläche der Innenseite.
Das Diktyonalgerüst ist engmaschig und besteht aus beliebig orientierten Hexaktinen mit dornigen
Strahlen. Zahlreiche Strahlen, namentlich der oberflächlich gelegenen Dictyonalia, endigen frei als lange,
mit Dornen besetzte Stacheln. An den Oberflächen ist die Skelettstruktur dichter wie im Innern ; eigent-
liche Deckschichten sind aber nicht entwickelt.
Maße: Länge des Schwammkörpers (ohne Stiel) ca. 2 cm, Dicke ca. 1,5 cm; Dicke des Stiels
1,5 — 2 mm; Dicke der Wandimg zwischen den Paragasterausstülpungen 2 — 4 mm; Weite der rundlichen
Wandlücken an der Außenseite ca. 2 mm; Weite der Ostien 0,2 — 1 mm; Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm
10—15.
— 264 —
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.)
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
2. Tribus Lychnlscosa nov. trib.
Hexasterophora mit Lychnisken.
Familie VentHculitidae v. Zitt. emend.
Trompeten-, hutpilz-, trichter- oder schirmförmige, zylindrische oder zusammengedrückt röhren-
förmige Lychniscosa mit langem Stiel und kräftiger Wurzel. Außenseite, entsprechend einer mehr oder
weniger deutlich ausgesprochenen Radialfaltung der dünnen oder dicken Wandung, mit alternierend in
Längsreihen oder Längsfurclien liegenden, längsovalen Ostien von einfachen Epirhysen, die unter der
Oberfläche der Innenseite in den Brücken zwischen den Postiken blind endigen. Die Aporhysen beginnen
unter der Oberfläche der Außenseite in den Brücken zwischen den Ostien und münden an der Innenseite
mit runden oder querovalen Postiken, die gewöhnlich in Quincunx stehen. Die Lychniske haben bedornte
Strahlen, die zu einem mehr oder weniger unregelmäßig gebauten Gerüste verschmelzen. Beide Ober-
flächen sijid mit plattigen oder geflechtartigen Deckschichten überzogen, die aus siebartig durchlöcherten
Verbreiterungen der tangentialen Strahlen der dermalen und gastralen Lychniske hervorgehen. Als
Derivate der nach außen gerichteten radialen Lychniskenstrahlen erheben sich gewöhnlich außerdem
noch plattige oder rasenartige Deckgespinste, auch wohl schuppenartig übereinander liegende Kiesel-
bänder über die innere Oberfläche des Diktyonalgerüstes.
Obere Kreide.
Von den V entriculitidae im Sinne v. Zittels habe ich die Polyblastididae (mit der einzigen Gattung
Polyhlastidiiim v. Zitt.) und Sporadoscinidae (mit S poradoscinia und verwandten Gattungen) als be-
sondere Familien abgetrennt. Polyblastidium bildet traubige Stöcke, und den Sporadoscinidae fehlt die
Radialfaltung der Wandung, die an der äußeren Oberfläche von Ventriculites, Rhizopoterion, Lepido-
spongia etc. in Gestalt von mit Längsfurchen abwechselnden, longitudinalen Wällen oder alternierend
in Längsreihen liegenden, längsovalen Ostien mehr oder weniger deutlich hervortritt.
Gattung- Ventriculites Mantell.
Schwamnikörper schirm-, Scheiben- oder trichterförmig, hutpilzförmig oder zylindrisch, dünn- oder
dickwandig, gestielt. Außenseite mit längsovalen oder spaltförmigen, gewöhnlich alternierend in Längs-
reihen (in Quincunx) stehenden Ostien von einfachen Epirhysen, die blind unter der Oberfläche der Innen-
seite münden. Innenseite mit runden oder ovalen Postiken von einfachen Aporhysen, die blind unter der
— 265 —
Oberfläclie der Außenseite münden. Die Dictyonalia sind Lychniske mit bedornten Stralilen, die zu einem
mehr oder weniger unregelmäßig gebauten Gerüste verschro.elzen. Die Außenseite ist mit einer porösen
Deckschicht überzogen, die hauptsächlich von den tangentialen Strahlen der dermalen Lychniske ausgeht.
Oberfläche der Innenseite mit oder ohne Deckschicht; bei manchen Arten mit plattigen oder rasenartigen
Gespinsten, die aus in einer Ebene anastomosierenden oder besenartigen Verästelungen der nach außen
gerichteten Stralilen der gastralen Lychniske hervorgehen.
Obere Kreide.
Ventriculites radiatus Mantell sp. (Tafel XXXVI, Fig. 1, 2,3; Fig. 7; Texttafel XIll, Fig. 3—6.)
1822. Veniriculites radiatus Mantell, Geol. of Suss. S. 168, Taf. XIV, Fig. 1 u. 2.
1826. Scyphia Oeynhausii Goldfuss, Petr. Germ. S. 219, Taf. LXV, Fig. 7.
.1826. Ventriculites radiatus Goldfuss, Petr. Germ. S. 246.
1829. Spongia cribrosa Phillips, Yorksh. Taf. I, Fig. 7.
1841. Scyphia Oeynhausii Roemer, Kr. S. 7.
1864. Retispongia radiata Roemer, Sp. Taf. VI, Fig. 2.
1870. „ „ F. Roemer, Oberschl. Taf. XXX, Fig. 2; Taf. XXXII.
1872. Retispongia Oeynhausenii Schlüter, Sp. d. Münsterl. S. 29.
1877. Ventriculites radiatus Quenstedt, Petr. V, Taf. GXXXVI, Fig. 24—34.
1877. Ventriculites Oeynhauseni v. Zittel, Stud. I, S. 50.
1883. Ventriculites radiatus Hinde, Catal. S. 108.
?1883. Ventriculites infundibuliformis Hinde, Catal. S. 112, Taf. XXXVI, Fig. 1, la.
?1883. Ventriculites cribrosus Hinde, Catal. S. 113, Taf. XXVI, Fig. 2, 2a.
1897. Ventriculites radiatus Leonhard, Kreide in Oberschl. S. 32, Taf. III, Fig. 4.
1900. Ventriculites striatus Wollemann, Biewende S. 8.
1901. Ventriculites radiatus Wollem.'Vnn, Aufschi, im Turon etc. S. 53.
1902. „ „ „ Lüneb. S. 9.
Scheibenförm.ig, mit kurzem, oder langem Stiele, hutpilzförmig, schirmförmig, trompeten- oder
trichterförmig etc.
Außenseite mit längsovalen, 3 — 5 mm langen, 1,5 — 2,5 mm breiten, alternierend in Längsreihen
(in Quincunx) stehenden Ostien von trichterförmigen Epirhysen, die unter der Oberfläche der Innenseite,
in den Skelettbrücken zwischen den Postiken, blind endigen. Innenseite mit runden oder längsovalen,
2 — 4 mm weiten Postiken, die ebenfalls m.ehr oder weniger deutlich in Quincunx stehen und zu einfachen
Aporhysen gehören, die blind unter der Oberfläche der Außenseite auslaufen.
Maße: Höhe 5 — 30 cm; Querdurchmesser des Oberteils 5 — 30 cm; Dicke des Stiels 1 — 6 cm;
Dicke der Wandung 0,5 — 1,5 cm; Anzahl der Ostien auf 1 qcm 5 — 10, der Postiken 5 — 10.
Die diktyonalen Lychniske haben dornige Strahlen und verschmelzen im Innern der Wandung
zu einem mehr oder weniger unregelmäßig gebauten Gerüste mit quadratischen, dreieckigen oder unregel-
mäßig polygonalen Maschen, während sie in den Wandungen der Epirhysen und Aporhysen durch Aus-
bildung poröser, zwischen den Lychniskenstrahlen ausgespannter Diaphragmen, plattige Verdichtungen
bilden. Die Oberfläche der Außenseite ist mit einer feinporösen Deckschicht überzogen, die aus plattigen
Verbreiterungen der Tangentialstrahlen der derm.alen Lychniske hervorgeht. Bei sehr guter Erhaltung
erhebt sich über die Oberfläche der Deckschicht der Außenseite ein äußerst zartes plattiges Kieselgespinst,
das auch dié Ostien überzieht und aus wurzelartigen Verzweigungen der äußeren Radialstrahlen zusammen-
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 34
— 266 —
gesetzt ist, die miteinander in einer Ebene anastomosieren. Auch die Oberfläche der Innenseite ist mit
Deckschicht überzogen, die ihren Ursprung von den tangentialen Strahlen der gastralen Lychniske nimmt.
Während aber die Deckschicht an der äußeren Oberfläche den Charakter einer siebartig durchlöcherten
Kieselhaut besitzt, gleicht die Deckschicht der Innenseite mehr einem plattigen Geflechte mit verschieden
großen Maschen. Bei günstigen Erhaltungsverhältnissen findet man auch die ganze Oberfläche der Innen-
seite mit einem plattigen Gespinste überkleidet, das aus in einer Ebene anastomosierenden, gezackten
Kieselfäden besteht und durch Synapticula mit der darunter liegenden Deckschicht der Innenseite, bzw.
den nach außen gerichteten Strahlen der gastralen Lychniske in Verbindung steht. Mitunter, aber nur
selten, habe ich in dem Gespinste kleine Achsenkreuze beobachtet.
Ventriculites radiatus gehört zu den bekanntesten und langlebigsten Hexactinellidenarten der Kreide.
Die vertikale Verbreitung umfaßt Scaphiten-Turon, Cuvieri-Turon, Quadraten-Senon und Mucronaten-
Senon. Das entspricht sehr langen Zeiträumen, in deren Verlaufe, auch bei gleichbleibenden Lebens-
bedingungen, Größe und Gestalt des Schwammkörpers, Dicke der Wandung, Anordnung und Form der
Ostien und Postiken und Skelettstruktur Veränderungen erfahren müssen, die in ihrer Totalität zu einer
von Ventriculites radiatus Mantell sp. verschiedenen neuen Art führen. Den Gang der Umbildung will
ich andeuten. — • Die geologisch ältesten Individuen (aus dem Scaphitenpläner) sind die kleinsten und
dünnwandigsten. Sie werden von den senonen Formen um. das Doppelte bis Mehrfache an Größe und
Dickwandigkeit übertroffen. Die äußere Körperform bleibt in allen Horizonten ziemlich konstant, soweit
sich bei der Vielgestaltigkeit der Art von Konstanz reden läßt. Man findet also im Senon ebenso wie
im Turon die trichter-, Scheiben- und schirmförmigen Schwam.m.körper, für welche Quenstedt drei beson-
dere Varietäten gemacht hat, die nach Leonhard, dem ich allerdings nicht beipflichten kann, vielleicht
als besondere Arten abzutrennen wären. Die Ostien, die bei den älteren Gliedern der Entwicklungs-
reihe oval sind, zeigen bei den jüngeren unverkennbar die Tendenz, lange schm.ale Spalten zu bilden. Die
Postiken der turonen Stücke sind kreisrund ; in der Quadratenkreide werden sie mehr oder weniger deut-
lich längsoval. (Man beobachtet aber auch in der Quadratenkreide nicht selten runde Postiken.) Diktyo-
nalgerüst, Deckschichten und Deckgespinste weisen anscheinend bemerkenswerte Umänderungen nicht auf.
Alter und Facies: Scaphitenpläner , Cuvieripläner , Kalkmergel der Quadraten- und
Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oppeln (z. h.). Nettlingen (s.), Heere (z. h.),
Dörnten, Misburg (z. s.), Oberg (z. h.), Lüneburg, Biewende.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 30.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Ventriculites radiatus Mantell, var. minor n. var.
Allgemeine Form, Kanalsystem und Diktyonalgerüst (einschließlich des Deckgespinstes) wie bei
Ventriculites radiatus Mant., aber hiervon verschieden durch geringere Größe, dünnere Wandungen und
kleinere Kanalmündungen. Die Wandung wird selten über 0,5 cm. dick. Anzahl der Ostien und Postiken
auf 1 qcm 12 — 20 (bei Ventr. radiatus 5 — 10).
Wie beim Typus variieren die Ostien nicht unbeträchtlich im Umriß. Am seltensten kommen runde
vor, in der Regel längsovale ; sie können aber auch lange schm.ale Spalten bilden. Die Postiken sind rundlich.
— 267 —
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.), Misburg (z. s.).
AnzahlderuntersuchtenStücke:3. v
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Ventriculites stellatus Schrammen. (Tafel XXXVll, Fig. 4, 5.)
1902. Ventriculites stellatus Schrammen, Hexact. S. 11, Taf. II, Fig. 5.
Becher- oder trichterförmig, dickwandig, gestielt. Außenseite an der Basis mit breiten Längsfalten,
zwischen denen tiefe Furchen liegen, die in unregelmäßigen Abständen von schmalen Skelettleisten über-
brückt werden. Weiter hinauf werden die Längsfalten durch Querfurchen in undeutlich polygonale
Tuben zerlegt, deren durch die Deckschicht der Außenseite gebildeten Deckel unregelmäßig sternförmig
skulpturiert sind. Die Furchen, welche zwischen den Längsfalten und den Tuben liegen, gehören zum wasser-
zuführenden Kanalsystem. Die Epirhysen endigen blind unter der Oberfläche der Innenseite. Innenseite
mit ovalen, alternierend in Längsreihen stehenden Postiken von radialen Aporhysen, die in den Falten
bzw. Tuben der Außenseite blind endigen.
Maße: Länge des Schwammkörpers bis 15 cm; Dicke der Wandung 0,8 — 1 cm; Breite der Längs-
falten an der Außenseite 2 — 3 mm. Länge der Postiken 3 mm. Breite 1 mm.
Die Dictyonalia sind Lychniske, deren mit Dornen besetzte Strahlen zu einem mehr oder weniger
unregelmäßig gebauten Gerüste verschmelzen. Die Oberfläche der Außenseite ist mit einer dicken Deck-
schicht überzogen, die aus durchlöcherten Kieselmembranen besteht, welche zwischen und über den
Tangentialstrahlen oder, bei unregelmäßiger Orientierung der Lychniske, über den nach außen gerichteten
Strahlen der dermalen Lychniske ausgespannt sind. Die Oberfläche der Innenseite ist frei von Deck-
schicht, nimmt aber durch Verbreiterungen der an der Oberfläche liegenden Lychniskenstrahlen den
Charakter eines ziemlich dichten, plattigen Geflechtes an.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Ventriculites cylindratus nov. sp. (Tafel XXXVI, Fig 4, 5, 6; Texttafel XIV, Fig. 10.)
■ Bis fingerlange und -dicke Zylinder mit ca. 4 mm dicker Wandung.
Außenseite mit ca. 1 mm weiten, durch 1^ — 2 mm breite Skelettbrücken getrennten rundlichen
Ostien, die in Quincunx stehen, oder unregelm^äßig über die Oberfläche verteilt sind (auf 0,5 qcm 4 — 7).
Innenseite mit in Quincunx dicht nebeneinander liegenden runden Postiken (auf 0,5 qcm 6 — 10). Von
den Ostien und Postiken dringen röhrenförmige Epirhysen bzw. Aporhysen in die Wandung ein, die unter
der Oberfläche der Innen- bzw. Außenseite blind endigen.
Die Dictyonalia sind Lychniske mit dornigen Strahlen, die zu einem mehr oder weniger regelmäßig
gebauten Gerüste mit dreieckigen, quadratischen oder polygonalen Maschen verschmelzen. Oberfläche
der Außenseite mit einer dicken, vielfach durchlöcherten Deckschicht, in der die tangentialen Strahlen
der dermalen Lychniske aufgehen. Die Oberfläche der Innenseite ist frei von Deckschicht, aber mit
— 268 —
einem zarten Gespinste überzogen, das aus den wurzelartig oder besen förmig zerschlitzten Enden der nach
außen gerichteten Strahlen der gastralen Lychniske zusammengesetzt ist und ein wertvolles Hilfsmittel
bei der Bestimmung abgibt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 6.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Ventriculites fistulosus nov. sp. (Tafel XXXVI, Fig. 8, 9.)
Schirm- oder hutpilzförmig, mit 0,5 cm dicker Wandung.
Außenseite mit 4 — 8 mm langen, 1 — 2 mm breiten, spaltförmigen oder unregelmäßig längsovalen
Ostien (auf 1 qcm 5 — 7), zwischen denen 1,5 — 2 mm breite, wulstartige oder gerundete Brücken liegen,
die von zahlreichen nadelstichartigen Öffnungen durchbohrt werden. Innenseite mit gleichmäßig über
die Oberfläche verteilten, ca. 1,5 mm weiten kreisrunden Postiken (auf 1 qcm 9 — 12), zwischen denen
1,5 — 2 m.m breite flache Brücken liegen. Die Epirhysen sind spaltförmig und endigen blind unter der
Oberfläche der Innenseite in den Brücken zwischen den Postiken. Die röhrenförmigen Aporhysen münden
blind unter der Oberfläche der Außenseite in den Brücken zwischen den Ostien.
Diktyonalgerüst und Deckschichten wie bei Ventriculites radiatus. Deckgespinste fehlen.
Die Art unterscheidet sich von den radiatus-FoTw.en aus der Quadratenkreide u. a. durch unregel-
mäßigen Umriß und unregelmäßigere Anordnung der Ostien, durch die von kleinen Öffnungen durchbohrten
Brücken zwischen den Ostien, ferner durch zwar gleichm.äßig, aber nicht alternierend über die Innenseite
verbreitete und diu-ch flache bandartige Brücken getrennte kreisrunde Postiken. (Auch durch den Mangel
an Deckgespinsten.)
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkom. m. en: Misburg (s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Lepidospongia Roemer.
Der mehr oder weniger dünnwandige Schwam.mkörper ist regelmäßig oder unregelmäßig trichter-
oder schalenförmig und besitzt kräftige Wtu-zeln. Außenseite ro.it reihenweise in Längsfurchen liegenden,
rundlichen oder längsovalen Ostien von einfachen Epirhysen, die blind unter der Oberfläche der Innenseite
münden. Die Aporhysen neliro.en ihren Ursprung in den Brücken zwischen den Ostienreihen und münden
an oder unter der Oberfläche der Innenseite mit runden oder querovalen Postiken, die in Quincunx oder
Längsreihen geordnet oder gleichmäßig verbreitet sind. Die diktyonalen Lychniske verschm..elzen zu
einem mehr oder weniger regelmäßig gebauten Gerüste, das an beiden Oberflächen oder nur an der äußeren
Oberfläche von, mit kleinen Öffnungen versehenen, Deckschichten überzogen wird, die aus plattigen
und porösen Verbreiterungen der tangentialen Lychniskenstrahlen hervorgehen. Über die Innenseite
kann sich außerdem noch als Derivat der äußeren Radialstrahlen der gastralen Lychniske ein Überzug
— 269 —
legen, der aus schuppenartig übereinandergreifenden und konzentrisch angeordneten Kieselbändern oder
siebartig durchlöcherten, zu undeutlichen Längs- und Querreihen geordneten Kieselplättchen besteht.
Obere Kreide.
Lepidospongia rugosa Schlüt. (Tafel XXXV, Fig. 7, 8; Texttafel XIII, Fig. 2.)
1870. Lepidospongia rugosa Schlüter; Sitzungsber. der niedcrrli. Ges. in Bonn, S. 140.
1872. „ „ „ Spong. d. Münsterl. S. 27.
1877. „ „ ZiTTEL, Stud. I, S. 53.
1902. Lepidospongia Brandesi Schrammen, Hexact. S. 11, Taf. III, Fig. 1 u. 2.
Trichterförmig, gestielt mit kräftiger Wurzel.
Außenseite mit 0,5—1 mm breiten, einfachen oder vergabelten Längsfurchen, zwischen denen
ca. 2 mm breite, flache Brücken liegen. In den Längsfurchen liegen in regelmäßigen Abständen kleine,
runde oder längsovale Ostien von Epirhysen, die blind unter der Oberfläche der Innenseite münden.
Innenseite mit in Längsreihen liegenden (aber durch den schuppigen Oberflächenbelag verdeckten)
Postiken von einfachen Aporhysen, die in den Brücken zwischen den Ostienreihen beginnen,
Höhe 7 — 10 cm; größte Weite 8 cm und mehr; Dicke der Wandung 3 — 6 mm.
Diktyonalgerüst und Deckschicht an der äußeren Oberfläche wie bei den anderen Arten. Die
besondere Eigentümdichkeit der Spezies bilden die über der Oberfläche der Innenseite liegenden und dem
Deckgespinst von Lepidospongia fragilis homologen konzentrischen Bänder, die sich dachziegelartig
oder, um bei dem Vergleiche zu bleiben, von dem der Gattungsname hergeleitet worden ist, schuppenartig
übereinander legen. Diese mehrere Millimeter breiten Bänder sind strukturlose Kieselplatten, die durch
unregelm.äßige Geflechte achsenkanalfreier Kieselfäden mit den gastralen Lychnisken zusammenhängen
und Differenzierungen der äußeren Radialstrahlen darstellen.
Die Form.en aus den älteren Bänken der Quadratenkreide, welche ich früher unter dem Namen
Lepidospongia Brandesi zusammengefaßt hatte, unterscheiden sich vom Typus nur durch dünnere
Wandungen, feinere Längsrippen an der Außenseite und schmalere Kieselschuppen an der Innenseite.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (z. h.), Adenstedt, Münsterland.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Die Belegstücke liegen in meiner Samm.lung.
Lepidospongia fragilis Schrammen sp. (Tafel XXXXV, Fig. 6; Texttafel XIII, Fig. 1.)
1902. Plcctodermatium jragile Schrammen, Hexact. S. 12, Taf. IV, Fig. 4a, b. ,
Trichter-, becher- oder schalenförmig, m ehr oder weniger dünnwandig, gestielt mit kräftiger Wurzel.
Außenseite mit in 0,5 — 1 mm. breiten, durch 1,5 — 2 mm. breite flache Bänder getrennten Längsfurchen
Hegenden, kleinen runden oder ovalen Ostien, die zu einfachen Epirhysen gehören, welche blind unter der
inneren Oberfläche münden. Die (durch das Deckgespinst verdeckten) Postiken stehen in Quincunx
und sind die Mündungen von weiten Aporhysen, die ihren Ursprung unter der Oberfläche der Außenseite,
in den Brücken zwischen den Ostienreihen, nehmen.
— 270 —
Maße: Höhe des Schwammkörpers 10 — 15 cm; Weite bis 10 cm; Dicke der Wandung 2 mm
(eine dünnwandige Varietät) bis ca. 5 mm (Typus).
Als Dictyonaüa Lychniske mit kleindornigen Strahlen, welche zu einem mehr oder weniger regel-
mäßig gebauten Gerüste verschmelzen. Die Oberfläche der Außenseite ist mit einer porösen Deckschicht
überzogen, die dadurch entsteht, daß sich die tangentialen Strahlen der äußersten Lychniske zu löcherigen
Kieselhäuten verbreitern. Von den Enden der nach den Lumina der Ostien gerichteten Strahlen der
dermalen Lychniske gehen dornige Kieselzweige aus, die miteinander Anastomosen eingehen und dadurch
Gespinste bilden, welche die Ostien überbrücken. (Diese Gespinste sind aber nur bei ungewöhnlich
günstiger Skeletterhaltung zu erkennen und in der Regel zerstört.)
Über die Innenseite erhebt sich als Derivat der nach außen gerichteten Strahlen der gastralen
Lychniske ein außerordentlich zierliches und charakteristisches Deckgespinst. Dem unbewaffneten Auge
erscheint es als dichter Überzug, dessen Oberfläche an grobnarbiges Leder erinnert. Diese Struktur
entsteht durch mehrere Quadratmillimeter große, mit lappigen Rändern versehene Plättchen, die
in mehr oder weniger deutlichen Längs- und Querreihen liegen. Unter dem Mikroskop erweisen
sich die Plättchen aus plattigen Kieselfäden von gleicher Breite zusammengesetzt, die in einer Ebene
anastomosieren.
Am Deckgespinst ist Lepidospongia fragilis leicht von Lepidospongia rugosa zu unterscheiden,
während die äußeren Oberflächen beider Arten nicht wesentlich verschieden sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. h.), Misburg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Lepidospongia inermis nov. sp. (Tafel XXXIV, Fig. 7, 8; Texttafel XllI, Fig. 7.)
Von dieser Art kenne ich nur plattige Fragmente, die auf einen scheibenförmigen Schwammkörper
schließen lassen. Außenseite mit in Längsfurchen liegenden, rundlichen oder längsovalen Ostien von
zylindrischen Epirhysen, die unter der Oberfläche der Innenseite blind endigen.
Innenseite mit in Quincunx stehenden oder gleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten, quer-
ovalen Postiken von spaltförmigen Aporhysen, die unter der Oberfläche der Außenseite, in den Brücken
zwischen den Ostienreihen, beginnen.
Maße: Dicke der Wandung 3,5 mm; Weite der Ostien und Postiken ca. 1 mm; Breite der Bänder
zwischen den Ostienreihen 1,5 mm; Anzahl der Ostien und Postiken auf 0,5 qcm ca. 6.
Die Dictyonalia sind Lychniske mit kleindornigen Strahlen, die zu einem mehr oder
weniger regelmäßig gebauten Gerüste mit quadratischen, dreieckigen oder polygonalen Maschen
verschmelzen. Beide Oberflächen und die Wandungen der Epirhysen und Aporhysen sind von
porösen Kieselmembranen überzogen, die aus plattigen Verbreiterungen der äußersten Lychnisken-
strahlen hervorgehen.
Im Gegensalze zu den beiden anderen Arten bildet Lepidospongia inermis an der Oberfläche der
Innenseite keinerlei schuppen- oder siebartige Beläge und Gespinste.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
— 271 —
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzalil der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Rhizopoterion v. Zittel.
Der dickwandige Schwammkörper ist trompeten-, hutpilz- oder schirmförmig und hat einen langen
Stiel mit sehr kräftiger, mehr oder weniger stark verzweigter Wurzel. Außenseite mit großen, ovalen
oder spaltförmigen, in Längsfurchen liegenden Ostien von einfachen Epirhysen, die blind unter der Ober-
fläche der Innenseite endigen. Innenseite mit in Quincunx stehenden, ovalen oder runden Postiken
von Aporhysen, die unter der Oberfläche der Außenseite beginnen. Das mehr oder weniger unregelmäßig
gebaute Diktyonalgerüst besteht aus Lychnisken mit bedornten Strahlen. Die Oberfläche der Außenseite
ist m.it einer von den äußeren Strahlen der derm.alen Lychniske ausgehenden porösen Deckschicht über-
zogen, über die sich an dem. röhrenförmigen Unterteil des Schwam.mkörpers ein mit dem Wurzelgewebe
übereinstim.m.endes Geflecht aus achsenkanalfreien Kieselfäden legt. Die innere Oberfläche ist im Stiele
frei von Deckschicht, aber m.it einem zarten Gespinste bekleidet, das aus unregelmäßig orientierten kleinen
Lychnisken und Hexaktinen besteht. An den marginalen Teilen der Innenseite besitzt die Deckschicht
eine ausgesprochene Kräuselung, die aus einem dichten Rasen von wurzelartig verästelten Zacken
hervorgeht.
Obere Kreide.
Rhizopoterion cervicorne Goldf. sp.
1826. Scyphia cervicornis Goldfuss, Petr. Germ. Taf. IV, Fig. 11; Taf. XXV, Fig. 11.
1877. Rhizopoterion cervicorne Zittel, Stud. I, S. 51.
1883. Rhizopoterion cervicorne Hinde, Catal. S. 116.
Vollständige Schwaro.ro.körper von Rhizopoterion cervicorne sind m. W. nicht bekannt.
Von den Rhizopoterion- Arien, die Freiherr v. Ungern-Sternberg^) aufgestellt hat, ist Rhizo-
poterion reguläre v. Ungern-Sternberg ein Wurzelfragm.ent der Tetracladine Phymaraphinia. Rhizo-
poterion Zitteli V. Ungern-Sternberg, Rhizopoterion Zitteli var. angulosa v. Ungern-Sternberg und die
unter dem Namen Rhizopoterion cervicorne Goldf. sp. abgebildeten Spongienreste sind Stücke von
Wurzeln, die z. T. kaum, eine einigerm.aßen zuverlässige generische Bestimmung erlauben, geschweige
denn zur Aufstellung neuer Arten Veranlassung geben sollten.
Rhizopoterion SOlidum nov. sp. (Tafel XXXIV, Fig.6; Texttafel XllI, Fig. 8; Texttafel XIV, Fig. 8.)
Der dickwandige Schwam.mkörper ist trom.peten- oder schirm.förmig und hat eine kräftige Wurzel.
Gewöhnlich wird nur die Wurzel gefunden, weniger häufig das röhrenförmige Unterteil und nur sehr selten
ganze Schwam.mkörper oder das tubenartig oder scheibenförmig erweiterte Vorderteil.
Außenseite mit großen, längsovalen oder undeutlich quadratischen Ostien, welche in Längsreihen
Die Hexactinelliden der senonen Diluvialgeschiebe in Ost- und Westpreußen. Schriften der Phys.-ökon. Ges.
Bd. XLIII, S. 140—147, Taf. IV, Fig. 1—11.
oder seichten Längsfurchen hegen, die durch flache oder mäßig gerundete Brücken getrennt werden.
(Die Brücken sind die Rücken von longitudinalen Radialfalten, die durch mäandrische Faltung der Wan-
dung entstehen.) Die einfachen Epirhysen endigen blind unter der Oberfläche der Innenseite in den
Brücken zwischen den Postiken. Die Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite in den
Brücken zwischen den Ostien und m.ünden an der inneren Oberfläche mJt in Quincunx stehenden großen
runden Postiken.
Maße: Höhe bis 15 cm. und m.ehr; Dicke des röhrenförm.igen Unterteils 3 — 6 cm; Dicke der
Wandung 1 — 1,5 cm.; Länge der Ostien 2 — 2,5 m.m., Breite 1 — ^1,5 mm; Durchmesser der Postiken
ca. 2 m.m.. 4 — 6 Ostien und Postiken auf 1 qcm..
Als Dictyonalia Lychniske mit bedornten Strahlen, die im. Innern der Wandung zu einem mehr
oder weniger unregelmäßig gebauten Gerüste mit quadratischen, dreieckigen oder unregelmäßig polygonalen
Maschen verschmelzen. Die Oberfläche der Außenseite ist m.it einer dicken, aber vielfach durchlöcherten
Deckschicht überzogen, die aus plattigen Verbreiterungen der oberflächlich gelegenen Lychniskenstrahlen
hervorgeht. Über die Deckschicht legt sich an den basalen Partien des Schwammkörpers ein dichtes
Geflecht, das in seiner Zusam.m.ensetzung aus achsenkanalfreien Kieselfäden m.it dem Wurzelgewebe
übereinstim.m.t. Im. Stiel ist die innere Oberfläche des Diktyonalgerüstes mit einem zarten Gespinste
überzogen, das aus unregelm.äßig orientierten winzigen Lychnis.ken und Hexaktinen besteht, die unter-
einander und m.it den äußeren Strahlen der gastralen Lychniske verbunden sind. Außerdem wird das
Lumen des röhrenförm.igen Stiels von einem. unregelm.äßigen Gerüste m.it sehr weiten Maschen ausgefüllt,
das aus langen Strängen achsenkanalfreier Kieselfäden aufgebaut wird. Stellenweise erfahren die Stränge
eine gewisse Verfestigung durch zwischen ihnen ausgespannte plattigc Geflechte. An der inneren Ober-
fläche der m.arginalen Teile stimmt die Deckschicht in der StruJitur mit der Deckschicht über der Außen-
seite überein.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkomm, en: Misburg (s.), Oberg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 8.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Rhizopoterion tubiforme nov. sp. (Tafel XXXIV, Fig. 1—5.)
Trompetenförm.ig m.it dicker Wandung; langgestielt mit kräftiger Wurzel.
Außenseite m.it großen spaltförm.igen Ostien, die in tiefen Längsfurchen liegen. Zwischen den
Furchen flache oder gerundete Wälle, welche durch die äußeren Rücken von einfachen oder dichotomen
longitudinalen Radialfalten gebildet werden. _Innenseite m.it großen längsovalen oder runden, in Quincunx
stehenden Postiken von einfachen Aporhysen, die ihren Ursprung unter der Oberfläche der Außenseite,
in den Skelettbrücken zwischen den Ostien, nehm.en. Die Brücken zwischen den Postiken sind an der
Oberfläche stark gekräuselt dm-ch zahlreiche wurzelartig verästelte Zacken und Zasern, die von der Deck-
schicht der Außenseite ausgehen und die Lumina der Postiken erheblich verengern oder ganz überspinnen
können. Die einfachen oder verzweigten Epirhysen endigen blind unter der Oberfläche der Innenseite
in den Skelettbrücken zwischen den Postiken.
Diktyonalgerüst wie bei Rhizopoterion solidiim.
— 273 —
Maße: Hölie dos Schwammkörpers bis 30 cm. und mehr; Durchmesser des erweiterten Vorder-
teiles bis 15 cm; Dicke des röhrenförmigen Unterteils 3 — 4 cm; Dicke der Wandung ca. 1 cm; Länge der
Ostien ca. 5 mm, Breite 1 — 1,5 mm; Breite der Brücken zwischen den Ostienreihen ca. 2 mm; Länge der
Postiken ca. 3 mm, Breite 1 mm.
Rhizopoterion tubiforme unterscheidet sich von der älteren Art (Rh. solidum) u. a. durch spaltförmige,
in tiefen Furchen liegende Ostien und durch die an der Oberfläche stark gekräuselten Brücken zwischen
den Postiken.
Alter und Facies: Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Napaea nov. nom. ^)
Schwammkörper trichterförmig mit dünner Wandung, gestielt. Außenseite mit kleinen runden,
in Quincunx stehenden Ostien von röhrenförmigen Epirhysen, die blind unter der Oberfläche der Innen-
seite endigen. Die einfachen Aporhysen beginnen unter der Oberfläche der Außenseite in den Brücken
zwischen den Ostien, und münden mit alternierend in Längsreihen stehenden kleinen runden Postiken
unter dem Deckgespinste der Innenseite. Die diktyonalen Lychniske bauen ein dichtes Gerüst auf, dessen
Balken vorwiegend kubische Maschen umschließen. Beide Oberflächen mit porösen Deckschichten, die
von den tangentialen Strahlen der dermalen und gastralen Lychniske ausgehen. Über die Deckschicht
der Innenseite erhebt sich als Derivat der äußeren Radialstralilen der gastralen Lychniske ein eng-
maschiges Gespinst von in einer Ebene anastomosierenden Kieselfasern, das gleichmäßig ausgebreitet
oder in mehr oder weniger deutliche Longitudinalbänder zerlegt ist.
Obere Kreide.
Napaea striata Schrammen (Tafel ^XXWl, Fig. 11, 12, 13; Texttafel XIV, Fig. 9, 11.)
1902. Eudiclyon striatum Schrammen, Hexact. S. 15, Taf. II, Fig. 5; Textfigur 2.
1902. Eudictyon diagonale Schrammen, Hexact. S. 16, Taf. I, Fig. 5.
Trichterförmig mit dünner Wandung, gestielt. Außenseite mit gleichmäßig verbreiteten oder in
Längsfurchen liegenden und in Quincunx geordneten, ca. 0,5 mm weiten, etwa um ihren Durchmesser
voneinander entfernten Ostien (ca. 14 auf 0,5 qcm) von geraden röhrenförmigen Epirhysen, die blind
unter der Oberfläche der Innenseite endigen. Die einfachen Aporhysen beginnen unter der Oberfläche
der Außenseite in den Brücken zwischen den Ostien und münden an der Innenseite unter dem Deck-
gespinste mit kleinen, in alternierenden Längsreihen stehenden Postiken.
Maße: Höhe des Schwammkörpers 4 — 6 cm. ; größte Weite 6 — 8 cm ; Dicke der Wandung 3 — 4 mm.
Die diktyonalen Lychniske haben mit kleinen Dornen besetzte Strahlen und verschmelzen zu einem
mehr oder weniger regelmäßig gebauten Gerüste. Über die Oberfläche der Außenseite verbreitet sich eine
durchlöcherte Deckschicht, die von den an der Oberfläche liegenden Strahlen der dermalen Lychniske
^) Der früher (Neue Hexactin. S. 15) von mir geljrauchte Gattungsname Eudictyon ist schon vergeben.
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 35
— 274 —
ausgeht. Mit der Deckschicht hängen wurzelartig verzweigte zackige Kieselfasern zusarnmen, die mit-
einander in einer Ebene anastomosieren, und die ganze Außenseite des Schwammkörpers mit einem
schleierartigen Gespinste überziehen. Die Innenseite ist ebenfalls mit Deckschicht überzogen, die den
Charakter eines lockeren, plattigen Geflechtes hat, das über und zwischen den tangentialen Stralilen der
gastralen Lychniske ausgespannt ist. Hierüber erhebt sich als Derivat der äußeren Radialstrahlen ein
sehr engmaschiges, in 2- — 3 mm breite Longitudinalbänder zerlegtes Deckgespinst, das aus plattigen
und gezackten Kieselfasern besteht, die in derselben Ebene anastomosieren. An älteren Individuen können
die porösen Bänder durch Ausfüllung der Maschen zu soliden Kieselplatten (wie bei Lepidospongia ragosa)
werden.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkom. men: Misburg (s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Napaea micropora nov. sp. (Tafel XXXVI, Fig. 10.)
Unterscheidet sich von der anderen Art durch einen kleineren Schwammkörper, winzigere Ostien,
ein engmaschigeres Diktyonalgerüst und weniger deutlich entwickelte Longitudinalbänder an der Ober-
fläche der Innenseite.
Maße: Höhe 4 — 5 cm.; größte Weite 4 — 5 cm; Dicke der Wandung ca. 3 mm.; Anzahl der Ostien-
auf 0,5 qcm. ca. 30 (bei N. striata 12 — 14).
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadratonkreide.
Verbreitung und Vorkom. m. en: Oberg (s.).
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Pleuropyge nov. gen.
Schwam.m.körper zusam.m.engedrückt-röhrenförm.ig, langgestielt. Äußere Oberflächen der Breit-
seiten mit in undeutlichen Längsreihen liegenden, ziemlicli großen, ovalen oder spaltförmigen Ostien.
Schm.alseiten mit übereinander liegenden, großen rundlichen Wandlücken. Die diktyonalen Lychniske
verschmelzen zu einem, m.ehr oder weniger unregelmäßig gebauten Gerüste, dessen Außenseite m.it einer
dichten Deckschicht überzogen ist.
Innere Oberfläche unbekannt.
Obere Kreide.
Pleuropyge plana nov. sp. (Tafel XXXVll, Fig. 3; Texttafel XIII, Fig. 9.)
Zusam.mengedrückt-röhrenförm.ig (wie Pleurostoma radiata, Pleurope u. a.) mit gerundetem Vorder-
rande und geraden, nach unten konvergierenden Seiten, langgestielt.
Äußere Oberfläche der breiten Seiten mit zu undeutlichen Längsreihen geordneten, ziemlich großen,
ovalen oder spaltförm.igen Ostien, zwischen denen flache oder gerundete, bandartige Brücken liegen.
— 275 —
Schmalseiten mit großen, runden oder ovalen Wandlücken, die übereinander liegen und dicke wulstige
Ränder haben.
Maße: Länge des Schwammkörpers ca. 10 cm; Breite am. vorderen Ende ca. 4 cm.; Dicke ca. 1 cm;
Dicke der Wandung ca. 3 mm; Länge der Ostien 2 — 5 mm., Breite 1 — -2 mm; Durchmesser der rundlichen
Öffnungen an den Schmalseiten 0,5 — 1 cm.
Die Dictyonalia sind Lychniske mit kleindornigen Strahlen , die zu einem mehr oder weniger
unregelmäßig gebauten, ziemlich dichten Gerüste verschmelzen. Die Oberfläche der Außenseite ist mit
einer geflechtartigen Deckschicht überzogen, die an den basalen Partien des Schwammkörpers aus
achsenkanalfreien Kieselfasern besteht.
Die Oberfläche der Innenseite habe ich nicht freilegen können.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.), Biewende (h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Polyblastididae nov. fam.
Stockartige Lychniscosa, deren Schwamm.körper aus zahlreichen kreiselförm.igen Knospen mit
radial gefalteter Wandung und gut entwickeltem. Paragaster besteht, die von einem dünnröhrenförmigen
Achsenteile ausstrahlen. Ostien klein, oval. Ohne Aporhysen und Postiken. Die Lychniske haben klein-
dornige Strahlen, die zu einem, mehr oder weniger regelm.äßig gebauten Gerüste verschmelzen. Äußere
Oberfläche m.it Deckschicht. Innenseite ohne Deckschicht, aber mit einem, aus den verlängerten äußeren
Radialstrahlen der gastralen Lychniske bestehenden Rasen von Kieselstacheln.
Obere Kreide.
Gattung Polyblastidium v. Zittel.
Traubige Stöckchen, die aus einem, langgestielten röhrenförmigen Achsenteile bestehen, von dem
zahlreiche kreiselförm.ige Knospen mit dünner, radial gefalteter Wandung und weitem Paragaster ent-
springen. Außenseite der Knospen und des Achsenteils m.it ovalen Ostien. Aporhysen und Postiken
fehlen. Die diktyonalen Lychniske verschmelzen zu einem. m.ehr oder weniger regelmäßig gebauten
Gerüste, dessen äußere Oberfläche von einer porösen, aus durchlöcherten Verbreiterungen der tangentialen
Strahlen der dermalen Lychniske hervorgehenden Deckschicht überzogen wird. Innere Oberfläche ohne
Deckschicht, aber mit einem Rasen von langen Kieselstacheln, der aus den verlängerten äußeren Radial-
strahlen der gastralen Lychniske besteht.
Obere Kreide.
Polyblastidium racemosum T. Smith sp. (Tafel XXXVIII, Fig. 8—10; Texttafel XIII, Fig. 10.)
1848. Brachioliles racemosus T. Smith, Ann. u. Mag. Nat. Hist. Bd. I, S. 364, Taf. XIII, Fig. 6.
1864. Cephaliles ellipticus Roemer, Sp. S. 7, Taf. IV, Fig. 6.
— 276 —
1877. Polyblastidium luxurians v. Zittel, Stud. I, S. 52: Neues Jahrbuch 1878, Taf. III, Fig. 7.
1883. Polyblastidium racemosum Hinde, Catal. S. 119, Taf. XXVII, Fig. 2.
1883. Polyblastidium luxurians Hinde, Catal. S. 119.
1902. Polyblastidium racemosum Schrammen, Hexact. S. 10, Taf. II, Fig. 3.
Wie bei der Hyazinthe die einzelnen Blütenglöckchen an dem langen Stengel sitzen, entspringen bei
Polyblastidium racaemosum von einem langgestielten, dünn-röhrenförmigen Achsenteile zahlreiche, eng
zusammen- oder weit auseinanderliegende, kreiseiförmige, am Scheitel geöffnete und mit einem weiten
Paragaster versehene Knospen, deren dünne Wandung eine ausgesprochene Radialfaltung aufweist.
Außenseite der Knospen und auch der röhrenförmigen Achse (bis auf den dichten Stiel) mit längs-
ovalen oder spaltförmigenOstien, zwischen denen gerundete Brücken liegen. AporhysenundPostiken fehlen.
Die Form der Knospen schwankt. Die beiden Extreme, auf der einen Seite kreiscl förmige und fast
geschlossene, auf der anderen weitgeöffnete querovale Knospen werden durch v. Zittels Abbildung
von Polyblastidium luxurians (a. a. 0. Taf. 3, Fig. 7) und Roemers Abbildung von Cephalites ellipticus
(Sp. Taf. 4, Fig. 6) zur Darstellung gebracht. (Wer sich eine gute Vorstellung von den Bilderrätseln,
die RoEMER z. T. gibt, machen will, vergleiche Roemers Artabbildung 1. c. Taf. 4, Fig. 6 mit den Licht-
bildern Taf. XXXVIII, Fig. 8—10 dieser Abhandlung.)
Maße: Länge des Schwammkörpers 5 — ^10 cm; Längsdurchmesser der Knospen l — 1,5 cm;
Dicke der Knospen am Scheitel 0,5- — 1 cm; Dicke der Knospenwandung 2 — 4 mm; Dicke des röhren-
förmigen Zentralteils 3 — 6 mm; Länge der Ostien 0,5 — 2 mm; Dicke der Brücken zwischen den Ostien
ca. 1,5 mm.
Das Kieselgerüst ist mehr oder weniger regelmäßig gebaut und besteht aus Lychnisken mit klein-
dornigen Strahlen. Seine äußere Oberfläche ist mit einer porösen Deckschicht überzogen, die dadurch
entsteht , daß sich zwischen den tangentialen Strahlen der dermalen Lychniske durchlöcherte Kiesel-
membranen als plattige Verbreiterungen dieser Strahlen ausspannen. Über die Deckschicht der Außenseite
erheben sich bei günstiger Skeletterhaltung die äußeren Radialstrahlen der derm.alen Lychniske als lange
schlanke Kieselstacheln. Die innere Oberfläche ist frei von Deckschicht, aber mit einem stacheligen
Überzuge versehen, der aus den stark verlängerten, zugespitzten oder wurzelartig verzweigten, äußeren
Radialstrahlen der gastralen Lychniske zusammengesetzt ist. Struktur des Achsenteils wie bei den
Knospen. Der eigentliche Stiel besteht aber nur aus achsenkanalfreien, durch Synapticula verbundenen
Kieselfäden.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Die Originale zu den Abbildungen liegen, in meiner Sammlung.
Familie Actinocyclidae nov. fam.
Pilz- oder schirmförmige Lychniscosa. Oberseite mit zahlreichen, in der Mitte beginnenden, ein-
fachen oder vergabelten, flachen oder gewölbten Radialfalten. Unterseite mit vom Stiele nach dem
Rande verlaufenden, in einfachen oder dichotomen Reihen stehenden, großen rundlichen Ostien von
— 277 -
kurzen Epirliysen, die im Innern der Radialfalten münden. Postiken in den Furchen zwischen den
Radialfalten oder auf den Faltenrücken und -selten. Diktyonalgerüst ziemlich unregelmäßig. Ober-
und Unterseite mit membranösen oder geflechtartigen Deckschichten.
Obere Kreide.
Gattung Actinocyclus nov. gen.
Schwammkörper pilz- oder schirmförmig, kurzgestielt. Oberseite mit zahlreichen, in der Mitte
beginnenden, einfachen oder vergabelten, flachen oder gewölbten Radialfalten. Unterseite mit Ostien-
reihen, deren Verlauf mit der Anordnung der Radialfalten übereinstimmt. Die einfachen Epirhysen
m.ünden unmittelbar in die Radialfalten. Postiken in den Furchen zwischen den Falten oder auf den
Faltonrücken und -selten. Die diktyonalen Lychniske verschm.elzen zu einem ziemlich unregelmäßig
gebauten, engmaschigen Gerüste. Scheitelfläche und Oberfläche der Außenseite mit membranösen oder
geflechtartigen Deckschichten, die durch plattige Ausbreitungen der tangentialen Stralilen der dermalen
und gastralen Lychniske entstehen.
Obere Kreide.
Actinocyclus mirus nov. sp. (Tafel XXXVII, Fig. 1, 2; Texttafel XIV, Fig. 13.)
Schirm- oder hutpilzförm.ig, m.it dünner Wandung, kurzgestielt.
Oberseite mit zahlreichen, ca. 1,5 mm. breiten, durch schm.ale Furchen getrennten, einfachen oder
unregelmäßig vergabelten Radialbändern, die von der Mitte nach dem Rande strahlen. Unterseite mit
ca. 1 mm weiten, durch 1,5 — 2 m.m. breite und flache Brücken getrennten, runden Ostien, die in vom.
Stiel nach dem Rande verlaufenden, geraden Reihen liegen und zu kurzen röhrenförmigen Epirhysen
gehören, die blind unter den Radialbändern der Oberseite endigen. An der Oberseite liegen in den Furchen
zwischen den Radialbändern die winzigen Postiken.
Höhe des Schwamm.körpers 2 — 4 cm.; Durchmesser des scheibenförm.igen Vorderteiles 5 — 7 cm.
Das Diktyonalgerüst ist m.ehr oder weniger unregelm.äß.ig gebaut und besteht aus Lychnisken
mit bedornten Strahlen. Äußere und innere Oberfläche mit porösen Deckschichten, die durch plattige
und siebartig durchlöcherte Verbreiterungen der Tangentialstrahlen der dermalen und gastralen Lychniske
entstehen.
Bei der anderen Art erheben sich auf der Oberseite, an Stelle der flachen Radialbänder, kräftige
Radialfalten, und die Ostien sind doppelt so groß.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Actinocyclus alternans Roem. sp. (Tafel XXIX, Fig. 1, 2, 3; Texttafel XIV, Fig. 14.)
1841. Coeloptychium alternans Roem er, Kr. Taf. IV, Fig. 6.
1877. Marshallia alternans Zittel, Stud. I, S. 58.
Pilz- oder schirmförmig, mit deutlich abgesetztem röhrenförmigem Stiele.
— 278 —
Oberseile (wie die Unterseite von Coeloptychium) mit zahlreichen, einfachen, dichotomen oder
unregelmäßig vergabelten Radialfalten, die in der Mitte des Schirms beginnen und am Rande endigen.
Unterseite mit strahlenförmig vom Stielansatze nach dem Rande verlaufenden, durch 3 — 4 mm breite
poröse Bänder getrennten, einfachen, dichotomen oder unregelmäßig vergabelten Ostienreihen. Die
rundlichen Ostien sind ca. 2 mm weit und liegen um ihren Durchmesser voneinander entfernt. Die ein-
fachen Epirhysen münden unmittelbar in das Innere der Radialfalten. Auf dem Rücken und an den
Seiten der Radialfalten unregelmäßig verteilte kleine Öffnungen, die wohl als Postiken anzusprechen sind.
Maße: Radius des Schirms 2 — 5 cm; Dicke des Schirms ca. 0,5 cm; Anzahl der Radialfalten
(am Rande gezählt) bis 50 und mehr. Dicke einer einfachen (nicht gegabelten) Falte ca. 2 mm, Höhe
ca. 3 mm; Länge des Stiels 2 — 5 cm.
Das Stützskelett besteht aus Lychnisken mit kleindornigen oder fast glatten Strahlen, die zu einem
ziemlich unregelmäßig gebauten und engmaschigen Gerüste verschmelzen. Oberfläche der Radialfalten
und Unterseite der Wandung sind von membranösen Deckschichten überzogen.
V. ZiTTEL, der anfangs die Vermutung äußerte, daß Coeloptychium alternans Roemer eine Becksie
sein könnte, hat wohl kein Exemplar der Spezies in Händen gehabt, denn er nennt F. A. Roemers gar
nicht üble Zeichnung der äußeren Körperform geradezu ein Phantasiegebilde. Später zog Zittel die
Art zu Marshallia. (Die typische Art dieser Gattung ist Marshallia tortuosa Roemer sp.) Ich betrachte
Actinocyclus alternans als Typus einer neuen Gattung, für die ich eine besondere Familie errichte.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.), Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Familie Microblastididae nov. fam.
Trichterförmige Lychniscosa mit ziemlich dicker, radial gefalteter Wandung. Auf den Falten-
rücken liegen an der Außenseite in Längsreihen zitzen- oder warzenförmige Vorstülpungen, die, wie auch
die Seiten der Falten, von ziem.lich großen rundlichen Löchern durchbrochen werden. Äußere Oberfläche
mit winzigen Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen. Das Diktyonalgerüst ist
ziemUch regelmäßig gebaut. Außenseite mit Deckschicht; Innenseite ohne Deckschicht, aber stellen-
weise mit einem äußerst zarten Deckgespinst, das von den äußeren Radialstrahlen der gastralen Lychniskc
ausgeht.
Obere Kreide.
Gattung Microblastidium Schrammen.
Ziemlich dickwandige Trichter, deren Wandung aus longitudinalen Radialfalten besteht. An der
Außenseite erheben sich auf den Faltenrücken zitzen- oder warzenförmige Vorstülpungen, die am Scheitel
und an den Seiten von kleinen rundlichen Löchern durchbrochen werden. Äußere Oberfläche mit winzigen
Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt. Die diktyonalen Lychniske
— 279 -
verschmelzen zu einem mehr oder weniger regelmäßig gebauten Gerüste mit vorwiegend kubischen Maschen.
Außenseite mit, Innenseite ohne Deckschicht, aber stellenweise mit einem äußerst zarten Deckgespinst
Obere Kreide.
Microblastidium decurrens Schrammen. (Tafel XXX, Fig. 11 ; Tafel XXXVII, Fig. 9; Tcxttafel XV,
Fig. 15.)
1902. Microblastidium decurrens Schrammen, Hexact. S. 15, Taf. IV, Fig. 5.
Ein vollständiges Exemplar dieser merkwürdigen Art habe ich nicht auffinden können. Zahl-
reiche, mehr oder weniger gut erhaltene, mehrere Zentimeter große Fragmente weisen auf einen trichter-
förmigen Schwammkörper von erheblicher Größe hin. Die 0,5 — 1 cm dicke Wandung bildet kräftige,
0,3 — 0,5 cm. breite Radialfalten, die am Stiele beginnen und mit der Vergrößerung des Querdurchmessers
der Spongie, durch Gabelung und Einschiebung neuer Falten, an Zahl zunehmen. An der Außenseite
erheben sich auf den Faltenrücken, als Ausstülpungen der Falten, in Längsreihen angeordnete, mehrere
Millim.eter hohe, hohle, zitzen- oder warzenförmige Fortsätze, die gewöhnlich am Scheitel von ziemlich
großen (ca. 1,0 m.m weiten) rundlichen Öffnungen durchbrochen werden. Im vorderen Teile des Schwamm-
körpers liegen ähnliche Öffnungen auch an den Seiten der Radialfalten und in den tiefen Furchen zwischen
den Falten. An der Innenseite der Wandung werden die Faltenrücken der Außenseite natürlich zu Falten-
tälern, die Faltentäler zu Faltenrücken. Die Faltentäler stellen hier tiefe, longitudinale Furchen dar,
die stellenweise durch Verwachsungen der beiden angrenzenden Faltenrücken überbrückt sind.
Die Ostien sind winzige, dicht nebeneinander liegende Löcherchen in der äußeren Oberfläche.
Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Als Dictyonalia Lychniske mit kleindornigen Strahlen, die zu einem Gerüste verschm.elzen, dessen
Balken vorwiegend kubische Maschen umschließen. Die äußere Oberfläche ist m.it einer von den äußeren
Radialstrahlen der dermalen Lychniske ausgehenden Deckschicht überzogen, die an den Faltenseiten als
zartes Gespinst oder löcherige Membran entwickelt ist, an den Rücken der Falten aber den Charakter
eines dichten Geflechtes annimmt. In den Falten ist die innere Oberfläche gewöhnlich frei von Deck-
schicht. Stellenweise stößt m.an aber auf Reste eines äußerst zarten Gespinstes, das aus anastomosierenden
Verzweigungen der äußeren Radialstrahlen der gastralen Lychniske zusam.mengesetzt ist.
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkomm, en: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Sporadoscinidae nov. fam.
Mehr oder weniger dünnwandige, kelch-, röhren-, trichter-, napf- oder schirmförmige Lychniscosa.
Außenseite mit gleichmäßig über die Oberfläche verteilten, querovalen, spaltförmigen, rundlichen, unregel-
mäßig polygonalen oder quadratischen Ostien von röhrenförmigen Epirhysen, die blind unter der Ober-
fläche der Innenseite endigen. Oberfläche der Innenseite mit in Quincunx stehenden oder in Längs-
- 280 -
furchen liegenden, runden Posliken von ziemlich weiten Aporhysen, die unter der Oberfläche der Außen-
seite beginnen. Die Lychniske haben bedornte Strahlen und verschmelzen zu einem mehr oder weniger
unregelmäßig gebauten Gerüste. Äußere Oberfläche immer mit Deckschicht; innere Oberfläche mit oder
ohne Deckschicht; zuweilen mit sehr zarten plattigen Kieselgespinsten.
Obere Kreide.
Gattung Sporadoscinia v. Zittel.
Schwammkörper kelch-, napf-, trichter- oder röhrenförmig, dünn- oder dickwandig, gestielt. Außen-
seite mit querovalen, spaltförmigen, quadratischen oder unregelmäßig polygonalen Ostien von geraden,
einfachen oder geteilten Epirhysen, die blind unter der Oberfläche der Innenseite endigen. Innenseite
mit in Quincunx stehenden, rundlichen oder längsovalen Postiken. Die weiten röhrenförmigen oder ver-
gabelten Aporhysen endigen blind unter der Oberfläche der Außenseite. Die diktyonalen Lychniske
haben dornige Strahlen und verschmelzen zu einem mehr oder weniger unregelmäßig gebauten Gerüste.
Beide Oberflächen und z. T. auch die Wandungen der größeren Kanäle sind mit porösen Deckschichten
überzogen, die aus zwischen und über den tangentialen Strahlen der äußersten Lychniske ausgespannten,
durchlöcherten Kieselmembranen hervorgehen.
Obere Kreide.
Sporadoscinia Decheni Goldf. sp. (Tafol XXXVll, Fig. 6, 7.)
1826. Scyphia Decheni Goldfuss, Petr. Germ. S. 219, Taf. LXV, Fig. G,
1872. Cribrospongia Decheni Schlüter, Sp. d. Münsterl. S. 22.
1877. Sporadoscinia Decheni Zittel, Stud. I, S. 52.
1883. „ „ HiNDE, Catal. S. 116.
Napf-, schalen- oder kclchförmig, dickwandig, gestielt.
Außenseite mit großen, unregelmäßig polygonalen Ostien, zwischen denen 1 — 2 mm breite kantige
Brücken hegen. An der Oberfläche ungeätzter Exemplare, bei denen die Ostien noch mit Gestein erfüllt
sind, bilden die leistenartig vorspringenden, dünnen Kanten ein unregelmäßiges und sehr weitmaschiges
Netzwerk. Innenseite mit längsovalcn, ziemlich großen Postiken, die in Quincunx stehen und durch
flache, ca. 2 mm breite Bänder getrennt sind. Von den Ostien und Postiken dringen gerade, röhren-
förmige oder mehrfach geteilte Epirhysen bzw. Aporhysen in die Wandung ein, die unter der Oberfläche
der entgegengesetzten Seite blind endigen.
Maße: Länge bis 15 cm und darüber; Dicke am vorderen Ende bis 15 cm und darüber; Dicke der
Wandung 0,8 — 1,0 cm; Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm 3 — 5, der Postiken 3 — 4.
Das Diktyonalgerüst ist mehr oder weniger unregelmäßig gebaut und besteht aus Lychniskcn
mit kleindornigen Strahlen. Beide Oberflächen und die Wandungen der weiteren Kanäle sind von porösen
Deckschichten überzogen, die sich als durchlöcherte Membranen über und zwischen den tangentialen
Strahlen der gastralen und dermalen Lychniske ausspannen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Münsterland.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
JUL 2 5 1931
PALAEONTOQRAPHlCÄ
BEITRAEGE
ZUR
NATURGESCHICHTE DER VORZEIT
Herausgegeben
von
E. KOKEN und J. F. POMPECKJ
in Tübingen in Göttingen. •
Unter Mitwirkung von
O. Jaekel, A. von Koenen, A. Rothpietz und G. Steinmann
als Vertretern der Deutschen Geologischen Gesellschaft.
Supplement V.
Vierte Lieferung.
Inhalt:
Schrammen, A.^ Die Kieselspongien der oberen Kreide von Nordwestdeutscbland. Lieferung 4. (S. 281 — 385 mit
Taf. XXXVI— XL V.)
Stuttgart.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser.
1912.^
Ausgegeben im September 1912.
E". iSchwèizérbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart.
I IjIUUk^^iMi. ^ -
Sôèl:)ien erschien :
5 midZBje jer palaeobiologie der Wirbeltiere
Von
Prof. Dr. O. Abel, Wien.
Gr. 8". 724 Seiten mit 470 Textfiguren.
Preis geb. M. IH. — .
Das Werk behandelt: I. Die Geschichte und Entwicklung der Palaeontologie. II. Die Über-
reste der fossilen Wirbeltiere. III. Die Wirbeltiere im Kampfe mit der Außenwelt. IV. Die Palaeo-
biologie und Phylogenie — und legt die strenge Gesetzmäßigkeit dar, nach der sich seit den
ältesten Zeiten organischen Lebens die Anpassung auf der Erde vollzieht.
Ein gewaltiges Wissens- und neues Arbeitsgebiet ist in diesem Buche erörtert und
eröffnet; das Werk wird von keinem Palaeontologen unberücksichtigt gelassen werden können.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart.
Die Anatomie und Piiysiologie der Fusulinen.
Von
Harris TT". Stafif-
(Zoologica, herausgegeben von Prof. Dr. C. Chun, Leipzig, Heft 58.)
4". VIII. 93 Seilen. Mit 2 I'afeln und 62 Textfiguren.
Preis Mk. 24.—.
Diese Abhandlung bildet eine wichtige und unentbehrliche Ergänzung der in der „Palae-
ontographica" Bd. 55, 56 und 59 erschienenen beiden ersten Teile der Monographie der
Fusulinen von Prof. Dr. E. Schellwien f. Wenn auch durchaus auf Schellwiens lang-
jährige Untersuchungen sich stützend, so bringt die Arbeit doch viele neue Gesichtspunkte, die
bei einem Studium der Schellwien'schen Monographie, von der noch weitere Teile in der „Palae-
ontographica" erscheinen werden, unbedingt berücksiclitigt werden müssen.
E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Nägele & Dr. Sproesser in Stuttgart.
Professor Dr. G. Schwalbe, Strassburg:.
1. Studien zur Vorgeschichte des Menschen. I. Zur Frage der Ab-
stammung des Menschen. II. Das Schädelfragment von Brüx und ver-
wandte Schädelformen. III. Das Schädelfragment von Cannstatt.
Gr. 8°. 228 Seiten mit 4 Tafeln und 62 Textfiguren. — Mk. IH.— .
2. Über Darwins Werk: Die Abstammung des Menschen.
Gr. 8°. 32 Seiten. — nu. — .
— 281 —
Sporadoscinia venosa Roem. sp. (Tafel XXXVIII, Fig. 4; Texttafel XIV, Fig. 18.)
1841. Scyphia venosa Roem er, Kr. Taf. III, Fig. 4.
1902. Sporadoscinia venosa Wollemann, Lüneb. S. 10.
Kelchförmig mit dünner Wandung, gestielt.
Außenseite mit winzigen querovalen Ostien, die etwa um ihre Durchmesser voneinander entfernt
liegen und zu undeutlichen Längs- und Querreihen angeordnet oder unregelmäßig über die Oberfläche
verteilt sind. Innenseite mit längsovalen oder rundlichen, ca. 1 mm weiten, in Quincunx stehenden
Postiken. Die Ostien und Postiken sind die Mündungen röhrenförmiger Epirhysen bzw. Aporhysen,
die blind unter den Oberflächen der Innen- und Außenseite endigen. Da viel mehr Ostien wie Postiken
vorhanden sind, kommen auf jede Aporhyse mehrere Epirhysen, deren dünne Röhrchen kranzförmig
die weiten Lumina der Aporhysen umgeben.
Maße: Länge bis 10 cm und mehr; Dicke 4 — 5 cm; Dicke der Wandung 0,2 — 0,3 cm; Anzahl
der Ostien auf 0,5 qcm. 20 — 25, der Postiken 5 — 7.
Die diktyonalen Lychniske haben bedornte Strahlen, die zu einem mehr oder weniger unregelmäßig
gebauten Gerüste verschmelzen. Beide Oberflächen und z. T. auch die Wandungen der Epirhysen und
Aporhysen sind mit porösen Deckschichten überzogen, die aus durchlöcherten und zwischen und über
den Tangentialstrahlen der dermalen und gastralen Lychniske ausgespannten Kieselmembranen hervor-
gehen. Bei sehr guter Skeletterhaltung sind die Postiken von plattigen Gespinsten überbrückt, die aus
den wurzelartig zerschlitzten und dnrch Anastom.osen verbundenen Enden der nach den Lumina der
Postiken gerichteten Lychniskenstrahlen zusammengesetzt sind.
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. h.), Oberg (z. h.), Biewende, Lüneburg.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Sporadoscinia micrommata Roem. sp. (Tafel XXXVIII, Fig. 6.)
1841. Scypliia micrommala Roemer, Kr. S. 7, Taf. II, Fig. 11.
1872. Cribrosporigia micrommala Schlüter, Sj). d. Münsterl. S. 28.
1877. Sporadoscinia micrommala Zittel, Stud. I, S. 52.
1883. „ „ HiNDE, Catal. S. 116.
1902. „ „ Wollemann, Lüneb. S. 10.
Kelchförmig, gestielt.
Außenseite mit ziemlich großen, querovalen oder spaltförmigen Ostien, zwischen denen kantige
Skelettbrücken liegen, die schmäler wie die Ostien sind. Innenseite mit runden oder längsovalen Postiken,
die in Quincunx stehen, und etwa um ihre Durchmesser voneinander entfernt liegen. Zu den Ostien
gehören röhrenförmige Epirhysen (1 — 3), die unter der Oberfläche der Innenseite blind endigen. Die
einfachen oder mehrfach geteilten Aporhysen endigen blind unter der Oberfläche der Außenseite.
Diktyonalgerüst und Deckschichten wie bei den anderen Arten.
M aß e: Länge 12 — 15 cm; Dicke am vorderen Ende bis 6 cm; Dicke der Wandung 3 — 5 mm;
Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm 8 — 12, der Postiken ca. 7.
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 36
— 282 —
Von Sporadoscinia Decheni unterscheidet sich die Art durch einen kleineren Schwammkörper,
dünnere Wandungen, viel kleinere Ostien und Postiken, regelmäßigere Anordnung der Osiien und schmalere
Brücken zwischen ihnen. Bei Sp. Quenstedti sind die Osiien quadratisch. Sp. venosa hat viel kleinere
Ostien und (wie auch Sp. Teuioniae) glatte, bandartige Brücken zwischen den Ostien.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. h.), Oberg (z. s.), Adenstedt, Biewende,
Lüneburg, Münsterland.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Das Original zu der Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Sporadoscinia Stirps nov. sp. (Tafel XXXVIII, Fig. 7; Texttafel XIII, Fig. 13.)
Cylindrisch oder röhrenförmig, gestielt.
Außenseite mit unregelmäßig polygonalen oder sp alt förmigen Ostien. Innenseite mit in Quincunx
stehenden Postiken.
Skelettbau und Kanalsystem wie bei Sp. micrommata.
Maße: Länge 12 — 15 cm; Dicke durchschnittlich 3 cm.; Dicke der Wandung 2 — 2,5 mm; Anzald
der Ostien auf 0,5 qcm 8 — 12, der Postiken ca. 3.
Sporadoscinia stirps unterscheidet sich von der nächstverwandten Sporadoscinia micrommata u. a.
durch eng-cylindrische Körperform, unregelmäßigere Ostien und größere Postiken. Sie hat dieselbe
Gestalt wie Sp. Tcutoniae, ist aber hiervon leiclit an den kantigen (bei Sp. Teutoniae glatten und band-
artigen) Brücken zwischen den Ostien, an den unregelmäßigeren Osiien und an den größeren Postiken
zu unterscheiden.
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkom. ro. en: Misburg (s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Sporadoscinia Quenstedti nov. sp. (Tafel XXXVII, Fig. 8;)
1877. Scyphia Decheni Quenstedt, Petr. \, Taf. CXXXVII, Fig. 2.
1902. Sporadoscinia Decheni Goldfuss var. quadrala Quenst., Wollemann, Lüneb. S. 10.
Kelch-, schalen- oder trichterförmig, mit ziemlich dicker Wandung, gestielt.
Außenseite mit großen, in m.ehr oder weniger regelmäßigen Längs- und Querreihen liegenden,
quadratischen Ostien. Innenseite mit in Quincunx stehenden, längsovalen Postiken. Die röhrenförmigen
Epirhysen und Aporhysen endigen blind unter der Oberfläche der Innen- bzw. Außenseite.
Maße: Länge ca. 10 cm.; Dicke am. vorderen Ende ca. 6 cm.; Dicke der Wandung ca. 0,5 cm;
Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm 4 — 6, der Postiken 3 — 4.
Diktyonalgerüst und Deckschicht über der äußeren Oberfläche wie bei den anderen Arten. Die
Deckschicht der Innenseite, die übrigens nur ausnahm.sweise erhalten ist, hat aber einen besonderen
Charakter. Das Gerippe bilden große unregelmäßig orientierte Lychniske. Zwischen den Tangential-
strahlen dieser Lychniske ist ein außerordentlich zierliches Kieselgespinst ausgespannt, das aus anastomo-
— 283 —
sierenden, filigranartig gezackten, plattigen Kieselbändern besteht. (Man könnte das Gespinst aber auch
als stark poröse Kieselmembran bezeichnen.) Die äußeren Radialstrahlen der Lychniske, die sich deuthch
über die Deckschicht erheben, sind an den Enden baumförm.ig verzweigt und überziehen in ihrer Gesamt-
heit die Oberfläche der Innenseite mit einem dichten Rasen von Kieselstacheln.
Sporadoscinia Quenstedti ist die einzige S poradoscinia- Art mit quadratischen Ostien und daran
leicht zu erkennen.
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkom. ro. en: Misburg (s.), Oberg (z. s.), Ahlten (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Sporadoscinia Teutoniae nov. sp. (Tafel XXXVIII, Fig. 1, 2, 3.)
Diese zu Sporadoscinia venosa wahrscheinlich im Verhältnis einer jüngeren Mutation stehende
Spezies ist langgestreckt-cylindrisch oder röhrenförmig. Kanalro.ündungen ähnlich wie bei Sp. venosa.
Sp. Teutoniae hat aber viel weitere Ostien und gleicht hierin Sporadoscinia micrommata, von der sie sich
wiederum durch die bandartigen und glatten (bei Sp. micrommata leistenartigen und kantigen) Brücken
zwischen den Ostien leicht und sicher unterscheiden läßt.
Kanalsystem und Skelett wie bei Sp. venosa.
Maße: Länge 15 cm; Dicke am. vorderen Ende 4,5 cm.; Dicke der Wandung 2 — 3 mm; Anzahl
der Ostien auf 0,5 qcm. ca. 12, der Postiken ca. 8.
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkomm, en: Misburg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Leiostracosia Schrammen.
Schwam.m.körper trichter-, röhren-, kelch- oder schirm. förm.ig, dünn- oder dickwandig, gestielt.
Außenseite m.it rundlichen oder unregelmäßig gefonnten Ostien, die zu Längs- und Querreihen oder in
• Quincunx geordnet oder unregelm.äßig, aber in gleichen Abständen über die Oberfläche verteilt sind.
Innenseite m.it in Längsfurchen liegenden, runden Postiken. Die Epirhysen und Aporhysen sind cylind-
risch und endigen blind unter den Oberflächen der Innen- bzw. Außenseite. Die diktyonalen Lychniske
haben dornige Strahlen und verschmelzen zu einem m.ehr oder weniger unregelmäßig gebauten Gerüste.
Äußere Oberfläche mit einer über und zwischen den tangentialen Strahlen der dermalen Lychniske aus-
gespannten porösen Deckschicht. Innenseite ohne Deckschicht, aber mit einem, von den äußeren Strahlen
der gastralen Lychniske ausgehenden plattigen Kieselgespinst, das aus in einer Ebene anastomosierenden
gröberen und feineren Kieselfäden besteht.
Obere Kreide.
Die Leiostracosia-Arten sind von den S poradoscinia- Arten u. a. an den immer in Längsfurchen
liegenden und gewöhnlich zu Längs- und Querreihen geordneten Postiken zu unterscheiden. Ferner
— 284 —
entwickelt Leiostracosia an der Oberfläche der Innenseite im Gegensatze zu S poradoscinia wohl Deck-
gespinste, aber keine eigentliche Deckschicht.
Leiostracosia alcyonoides Mant. sp.
1822. Ventriculites alcyonoides Mantell, Geol. of Suss. S. 176.
1841. Scyphia cribrosa Roemer, Kr. S. 9, Taf. VI, Fig. 2.
1870. Cylindrospongia angustata F. Roemer, Oberschlesieii, S. 309, Taf. XXX, Fig. 7, 8.
1877. Ventriculites angustatus Quenstedt, Petr. V, Taf. CXXXVI, Fig. 2, 3, 4, 7, 8, 9, 10, 11, 12. 14.
1883. Ventriculites alcyonoides Hinde, Catal. S. 114.
1897. Ventriculites angustatus s. str. Leonhard, Kreide in Obcrschl. S. 31.
Schlank-trichterförmig oder röhrenförmig, mit zugespitzter Basis, gestielt.
Außenseite mit in Quincunx stehenden, gleichgroßen runden Ostien von röhrenförmigen Epirhysen.
Die Oberfläche der Innenseite habe ich nicht untersuchen können.
Diktyonalgerüst und Deckschicht wie bei den anderen Arten.
Maße: Länge 3^ — 10 cm; Dicke am vorderen. Ende 2 — 4 cm; Dicke der Wandung 3 — 4 mm;
Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm 5 — 6.
Alter und Facies: Scaphitenpläncr, Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkom. m. en: Oppeln (z. h.), Dörnten, Gr. -Heere.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Leiostracosia angustata Roem. sp.
1841. Scyphia angustata Roemer, Kr. S. 8, Taf. III, Fig. 5.
1845—46. „ „ ReusSj Böhm. Kr. S. 74, Taf. XVII, Fig. 11.
1877. Ventriculites angustatus distorlus Quenstedt, Petr. V, Taf. CXXXVI, Fig. 1,5 — 19.
1883. Ventriculites angustatus Hinde, Catal. S. 114, Taf. XXVI, Fig. 3.
1897. „ „ distortus Leonh., Kreide in Oberschi. S. 31.
1901. Ventriculites angustatus Wollemann, Aufschi, im Turon etc. S. 53.
Röhrenförmig mit zugespitztem Unterteil.
Außenseite m.it unregelmäßig rundlichen und unregelmäßig angeordneten, 1 — 2 mm weiten Ostien,
zwischen denen gerundete Brücken liegen, die etwa so breit wie die Oslien werden, aber an ungeätzten
Exemplaren, bei denen die Ostien noch mit Gestein erfüllt sind, enger erscheinen. Von den Ostien dringen *
röhrenförmige Epirhysen in die Wandung ein, die unter der Oberfläche der Innenseite blind endigen.
Innenseite mit in Längsfurchen liegenden, in Quincunx oder regelm.äßigen Längs- und Querreihen geord-
neten Postiken, welche die Mündungen kurzer blinder Aporhysen darstellen.
Maße: Länge 5 — 12 cm; Dicke am. vorderen Ende ca. 2,5 cm; Dicke der Wandung 3 — 4 mm,;
Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm ca. 5, der Postiken ca. 7.
Diktyonalgerüst und Deckschicht über der Außenseite wie bei L. punctata. Die Struktur der
inneren Oberfläche habe ich nicht ermitteln können, weil an der Innenseite aller Exem.plare, die ich unter-
suchen konnte, die zarteren Skelettbestandteile zerstört waren.
Alter und Facies: Scaphitenpläncr, Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkommen: Oppeln (z. h.), Heere, Dörnten.
— 285 —
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 15.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Leiostracosia punctata Schrammen. (Tafel XXXV, Fig. 1, 2; Texttafel XIV, Fig. 12.)
1902. Leiostracosia punctata Schrammen, Hexact. S. 12, Taf. III, Fig. 3.
Trichter- oder schirm.förm.ig, dünnwandig. Gewöhnlich findet m.an nur die röhrenförmige untere
Hälfte des Schwammkörpers. Das dünne scheibenförm.ige Oberteil ist infolge der lockeren Struktur
der iimeren Oberfläche sehr innig mit dem Einbettungsro.aterial verbunden, wittert nicht aus oder zerfällt
bei der Verwitterung.
Außenseite glatt, mit nadelstichartigen, zu undeutlichen Längs- und Querreihen gruppierten
Ostien (8 — 10 auf 0,5 qcm.) von röhrenförmigen Epirhysen, die blind unter der Oberfläche der Innenseite
endigen. Innenseite mit in Längsfurchen liegenden, zu Längs- und Querreihen geordneten, rundlichen
oder undeutlich quadratischen Postiken (12 — 14 auf 0,5 qcm.) von ziemlich weiten, geraden Aporhysen,
die unter der Oberfläche der Außenseite beginnen. Höhe des Schwammkörpers 10 — 12 cm.; durch-
schnittliche Dicke des röhrenfönnigen Unterteils 3 cm; Durchmesser des schirmförm.igen Oberteils bis
15 cm; Dicke der Wandung 1,5 — 2 m.m..
Das aus Lychnisken mit dornigen Strahlen aufgebaute Diktyonalgerüst ist an der Außenseite
und den Wandungen der Epirhysen mit einer dicken Deckschicht überzogen, die aus plattigen und durch-
löcherten Kieselmembranen hervorgeht, welche über und zwischen den tangentialen Strahlen der derm.alen
Lychniske ausgebreitet sind. Innere Oberfläche frei von Deckschicht, aber stellenweise mit einem, plattigen
Gespinste. Dieses besteht aus achsenkanalfreien, in einer Ebene anastom^osierenden stärkeren Kiesel-
fäden, die gewissermaßen die Rippen darstellen, und einem, äußerst zarten Netzwerke mit rundlichen
Maschen, das von den stärkeren Kieselfäden ausgeht oder zwischen ihnen ausgespannt ist.
L. punctata ist von den gleichaltrigen Arten leicht an den nadelstichartigen Ostien zu unterscheiden.
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und V o r k o m m. e n : Misburg (s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Die Belegstücke liegen in m.einer Sam.m.lung.
Leiostracosia robusta Schrammen. (Tafel XXXV, Fig. 4, 5, 6; Texttafel XIII, Fig. 12.)
1902. Pachylepisma robusta Schrammen, Hexact. S. 14, Taf. I, Fig. 2.
Becher- oder trichterförmig, dickwandig, gestielt.
Außenseite mit großen, unregelmäßig rundlichen Ostien von geraden, unter der Oberfläche der
Innenseite blind endigenden Epirhysen. Zwischen den Ostien l — 2 mm. breite, bandartige, ro.it zahlreichen
spitzen Fortsätzen versehene Skelettbrücken. Innenseite m.it runden, ca. 2 mm. weiten, alternierend oder
zu Längs- und Querreihen angeordneten Postiken, die in Längsfurchen liegen und die Mündungen röhren-
förmiger Aporhysen darstellen, welche blind unter der Oberfläche der Außenseite endigen.
Maße: Länge des Schwam.m.körpers bis 15 cm.; Dicke am vorderen Ende bis 10 cm; Dicke der
Wandung 6 — 8 mm.; Anzahl der Postiken auf 0,5 qcm. 4, der Ostien 4—5.
Texttafel XIII.
Skelettbestandteile der Familien Ventricnlitidae Zittel, Polyblastididae Schrammen und Sporadoscinidae Schrammen.
(In 45 facliei Vergrößerung.)
— 287 —
Erklärung zu Texttafel XIIL
Familie Ventriculitidae.
Fig. 1. Lepidospongia fragilis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Deckgespinst der
Innenseite.
Fig. 2. Lepidospongia rugosa Schlüter aus der Quadratenkreide von Oberg. Kieselschuppe von unten
gesehen.
Fig. 3. Ventriculites radiatus Mantell aus der Quadratenkreide von Oberg. Axenkanalfreies Wurzel-
gewebe.
Fig. 4. Ventriculites radiatus Mantell aus der Quadratenkreide von Oberg. Lychniske.
Fig. 5. Ventriculites radiatus Mantell aus dem Cuvieri- Pläner von Gr. Heere. Deckgespinst der
Oberseite.
Fig. 6. Ventriculites radiatus Mantell aus der Quadratenkreidc von Oberg. Deckgespinst der Oberseite.
Fig. 7. Lepidospongia inermis Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Deckschicht der Außen-
seite.
Fig. 8. Rhizopoterion solidum Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Lychniske.
Fig. 9. Pleuropyge plana ^Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Deckschicht der Außen-
seite von unten gesehen.
Familie Polyblastididae.
Fig. 10. Polyblastidium racaemosum T. Smith aus der Quadratenkreide von Oberg. Lychniske.
FamiUe Sporadoscinidae.
Fig. 11. Leiostracosia Brandesi Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Deckgespinst der
Innenseite.
Fig. 12. Leiostracosia robusla Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Deckgespinst der
Innenseite.
Fig. 13. Sporadoscinia stirps Schrammen aus der Quadratenkreide von Oberg. Oberfläche der Außenseite
von unten gesehen.
Das Diktyonalgerüst ist m.ehr oder weniger unregelmäßig gebaut und besteht aus Lychnisken
mit bedornten Strahlen. Die äußere Oberfläche wird von einer dicken Deckschicht überzogen, die dadurch
entsteht, daß sich über und zwischen den tangentialen Strahlen der dermalen Lychniske durchlöcherte
Kieselm.em.branen bilden. Die innere Oberfläche ist frei von Deckschicht, aber mit einem allerdings
nur bei ungewöhnlich guter Erhaltung und sorgfältiger Präparation nachweisbaren Gespinste überzogen,
das von den äußeren Strahlen der gastralen Lychniske ausgeht. Das Gespinst besteht aus in derselben
Ebene anastomosierenden stärkeren und wie die StraJilen der Lychniske mit Dornen besetzten Kiesel-
fäden, zwischen denen filigranartig gezackte, schwächere ausgespannt sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreid-e.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (s.)-
— 288
A II z a 11 1 der untersuchten Stücke: 5.
Die Originale zu den Abbildungen liegen in meiner Sammlung.
Leiostracosia Brandesi nov. sp. (Tafel XXXV, Fig. 3; Texltalel XI 11, Fig. 11.)
Röhrenförmig, mit verjüngter Basis, dünnwandig, gestielt.
Außenseite mit kleinen, spaltförm.igen, rundlichen oder unregelm.äßig geformten Ostien, die durch
etwa 1 m.m breite, feingezackte, bandartige Brücken getrennt werden. Innenseite m.it runden, ca. 1 mm
weiten, alternierenden oder zu Längs- und Querreihen geordneten Postiken, die in Längsfurchen liegen.
Von den Ostien und Postiken dringen röhrenförmige Epirhyseji bzw. Aporhysen in die Wandung ein,
die unter der Oberfläche der Innen- bzw. Außenseite blind endigen.
Maße: Länge des Schwammkörpers bis 10 cm; Dicke am vorderen Ende bis 4,5 cm; Dicke der
Wandung ca. 3 m.m.; Anzahl der Ostien auf 0,5 qcm. ca. 12, der Postiken ca. 9.
Die diktyonalen Lychniske haben dornige Strahlen und verschmelzen zu einem mehr oder weniger
unregelmäßig gebauten Gerüste, dessen äußere Oberfläche wie bei den anderen Arten von einer auf plattige
Ausbreitungen der Tangentialslrahlen zurückzufülirenden porösen Deckschicht überzogen wird. Innen-
seite ohne Deckschicht, aber m.it einern. zarten Deckgespinste, das aus in einer Ebene anastom.osierenden,
stärkeren und schwächeren Kieselfäden besteht.
Die Art unterscheidet sich von L. robusta durch einen röhrenförmigen Schwammkörper, dünnere
Wandungen, kleinere und m.ehr spaltförmige Ostien und kleinere Postiken.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkomm, en: Misburg (s.), Oberg (s.).
Anzalil der untersuchten Stücke: 5.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Familie Callodictyonidae v. Zittel.
Trieb terförm.ige Lychniscosa mit dünner Wandung, die auch spiralig gefaltet {Marshallia v. Zitt;)
oder dolchscheidenartig zusamm.engedrückt {Pleurope v. Zitt.) sein kann und dann von großen rundlichen
Wandlücken auf den Faltenrücken oder Schmalseiten durchbrochen wird. Oberflächen mit winzigen,
in Quincunx stehenden oder unregelmäßig verteilten Ostien und Postiken. Die Wasserzu- und -abfuhr
erfolgt ohne Vermittlung besonderer Epi- mid Aporhysen durch die weiten Skelettm.aschen. Das
Diktyonalgerüst ist sehr regelmäßig gebaut und besteht aus Lychnisken, deren Strahlen zu longitudinale!!,
radialen und zirkulären Balkenzügen verbunden sind. Gewöhnlich m.it Deckschichten.
Obere Kreide.
Gattung Callodidyon v. Zittel.
Dünnwandige Trichter mit winzigen, in Quincunx stehenden Ostien und Postiken. Ohne besondere
Epirhysen und Aporhysen. Die Wasserzu- und -abfuhr erfolgt durch die weiten kubischen Skelettmaschen,
- 289 -
die unter den Ostien und Postiken liegen und an den den Kanaleingängen gegenüberliegenden Seiten
der Wandung durch solide Deckschichtpartien geschlossen sind. Die diktyonalen Lychniske verschmelzen
zu einem sehr regelmäßig gebauten, weitmaschigen Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären
Balkenzügen. Beide Oberflächen mit porösen Deckschichten, die hauptsächlich von den Tangentialstrahlen
der dermalen und gastralen Lychniske ausgehen.
Obere Kreide.
Callodictyon fragile Roem. sp.
1841. Scyphia fragilis Roemer, Kr. Taf. III, Fig. 11.
1870. Cribrospongia fragilis F. Roemer, Oberschlesien, S. 304, Taf. XXXI, Fig. 2.
1877. Spongites fragilis Quenstedt, Petr. V, S. 468, Taf. GXXXVII, Fig. 14—16.
1897. Leptophragma fragile Leonhard, Kreide in Oberschi. S. 33.
Dünnwandige Trichter. Längsdurchmesser und Querdurchmesser am Vorderrande 5 — 10 cm;
Wanddicke ca. 2 mm. Beide Seiten mit winzigen, undeutlich alternierenden oder ganz unregelmäßig
angeordneten Ostien und Postiken. Besondere Epi- und Aporhysen sind nicht entwickelt. Als Dictyonalia
Lychniske, die zu einem regelmäßig gebauten Gerüste mit vorwiegend longitudinalen, radialen und zirku-
lären Balkenzügen verschmelzen. Außen- und Innenseite mit feinporösen Deckschichten.
Leonhard hat Scyphia fragilis Roemer in die Gattung Leptophragma v. Zittel einbezogen. Die
Art hat aber Lychniske im Diktyonalgerüst, während Leptophragma zu einer Familie mit Diktyonal-
hexaktinen gehört.
Alter und Facies: Scaphitenpläner.
Verbreitung und Vorkommen: Oppeln (z. h.).
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 5.
Callodictyon infundibulum v. Zitt. (Tafel XXXI, Fig. 1 ; Tafel XXXXV, Fig. 2 ; Texttafel XIV, Fig. 15.)
1877. Callodictyon infundibulum Zittel, Stud. I, S. 57.
Trichter- oder spitzglasförmig, mit sehr dünner Wandung (1 mm!). Längsdurchmesser des
Schwammkörpers ca. 6 cm; Querdurchmesser am vorderen Ende ca. 4 cm.
Außenseite mit winzigen, quadratischen, alternierend in Längs- und Querreihen (in Quincunx)
stehenden Ostien (ca. 100 auf 0,5 qcm). Innenseite mit ähnlich angeordneten, aber rundlichen Postiken
(ebenfalls ca. 100 auf 0,5 qcm). Besondere Epirhysen und Aporhysen sind nicht entwickelt. Ihre Stelle
vertreten die weiten kubischen Skelettmaschen, die unter den Ostien und Postiken liegen. Sie werden
an der den Kanalmündungen gegenüberliegenden Seite der Wandung durch Deckschicht abgeschlossen.
(Analog ist der Bau des Kanalsystems bei Coscinopora. Bei dieser Gattung besitzen die Epirhysen und
Aporhysen aber gut ausgebildete Wandungen, die aus zu unregelmäßigen Geflechten verbimdenen kleinen
Lychnisken zusammengesetzt sind.)
Das Diktyonalgerüst besteht aus Lychnisken mit bedornten Strahlen, die zu einem sehr regelmäßig
gebauten Balkenwerke mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Beide
Oberflächen sind mit Deckschichten überzogen, die namentlich von den Tangentialstrahlen der dermalen
und gastralen Lychniske ausgehen. Die Deckschicht der Außenseite ist eine dünne Kieselmembran, an
der große quadratische Öffnungen (die Ostien) mit soliden Deckschichtpartien abwechseln (wie bei einem
Palaeontographica. Suppl.-Bd. V. 37
— 290 —
Schachbrette die hellen und dunklen Felder). Die Deckschicht der Innenseite stimmt in den Grund-
zügen des Baus mit der Deckschicht der Außenseite überein. Die Öffnungen (Postiken) sind aber etwas
kleiner wie an der Außenseite und stehen unregelmäßiger.
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadratenkreide und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (z. s.), Oberg (z. s.), Ahlten.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Pleurope v. Zittel.
Dolchscheidenförmig. Schmalseiten mit übereinander liegenden, großen, rundlichen Wandlücken.
Außenseite der Breitseiten mit dicht nebeneinander liegenden, winzigen, ovalen Ostien. Innenseite mit
ähnlich angeordneten, rundlichen Postiken. Besondere Epi- und Aporhysen sind nicht entwickelt. Die
Wasserzirkulation erfolgt vielm.ehr durch die weiten kubischen Skelettmaschen. Die diktyonalen Lych-
niske verschmelzen zu einem regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären
Balkenzügen. Die äußere Oberfläche ist mit einem mehr oder weniger dichten Geflechte achsenkanal-
freier und durch Synapticula verbundener Kieselfasern überzogen. Innere Oberfläche mit einer plattigen
Deckschicht, die von zahlreichen großen und kleinen Löchern (den Postiken) durchbrochen wird.
Obere Kreide.
Pleurope lacunosa Roem. sp. (Tafel XXXIII, Fig. 4; Texttafel XIV, Fig. 16.)
1841. Pleurostoma lacunosum Roemer, Kr. Taf. I, Fig. 12.
1877. Pleurope lacunosa Zittel, Stud. I, S. 58.
Dolchscheidenförmig, langgestielt.
Schmalseiten mit übereinander liegenden, großen rundUchen Wandlücken. Äußere Oberfläche der
beiden Breitseiten mit winzigen, ovalen, diclit nebeneinander hegenden Ostien, die undeutlich alternieren
oder ganz unregelmäßig angeordnet sind (ca. 50 auf 0,5 qcm.). Innere Oberfläche mit ähnlich grup-
pierten, aber rundlichen Postiken. Die Wasserzirkulation erfolgt ohne Vermittelung besonderer Epi-
und Aporhysen unmittelbar durch die weiten kubischen Maschen des Gerüstes.
Maße: Länge des Schwamm.körpers 10 cm und m.ehr. Breite am vorderen Ende ca. 3 cm, Dicke
1 cm. Dicke der Wandung 2 mm. Länge der großen Wandlücken an den Schmalseiten 5 — 15 mm.
Breite 3 — 6 mm.
Die diktyonalen Lychniske, deren Strahlen mit langen Dornen besetzt sind, verschmelzen im Inneren
der Wandung zu einem sehr regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären
Balkenzügen. Hierüber legt sich an der Außenseite ein dichtes Geflecht von Kieselsträngen, die aus
achsenkanalfreien und durch Synapticula verbundenen Kieselfasern bestehen. An den beiden Breitseiten
des Schwammkörpers ist das Geflecht durch die zahlreichen Ostien, die in der Regel über den quadratischen
Maschen des eigentliclien Diktyonalgerüstes liegen, lockerer. An den Schmalseiten, und hier namentHch
am Rande der Wandlücken nimmt es steinartige Konsistenz an. Auch die innere Oberfläche ist von Deck-
schicht gebildet, die sich als dünnes, von rundlichen, undeutlich alternierenden Löchern (den Postiken)
durchbrochenes Kieselgeflecht über die innerste Lychniskenlage legt. Die äußere Oberfläche dieser Deck-
— 291 —
Schicht erhält durcli zahllose winzige Kieselstacheln eine feine Körnelung. Achsenkanäle habe ich auch
in der Deckschicht der Innenseite nicht beobachtet.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Das Original zur Abbildung liegt in ni.einer Sammlung.
Gattung Marshallia v. Zittel.
Langgestielte Trichter, deren dünne Wandung longitudinale Spiralfalten bildet. Auf den Falten-
rücken große rundliche Wandlücken. Außenseite mit in Quincunx stehenden oder unregelmäßig verteilten
Ostien. Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen. Die diktyonalen Lychniske verschmelzen zu einem
regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen. Außenseite mit
einer geflechtartigen Deckschicht, deren Struktur m.it dem Wurzelgewebe übereinstimmt.
Obere Kreide.
Marshallia Frechi nov. sp.
Von dieser neuen Art kenne ich nur ein Exemplar, an dem leider der vordere und wohl größte Teil
deï" Wandung fehlt. An dem langgestielten Fragment sind aber die Anfänge der longitudinalen Spiral-
falten und die großen Wandlücken auf dem Faltenrücken deutlich erkennbar.
Oberfläche der Außenseite mit rundlichen Ostien (40 — 50 auf 0,5 qcm), die aber nicht wie bei
Marshallia tortuosa in Quincunx stehen, sondern unregelmäßig über die Oberfläche verteilt sind. Die
Oberfläche der Innenseite habe ich nicht freilegen können. Besondere Epi- und Aporhysen sind nicht
entwickelt.
M. Frechi scheint etwas größere Dimensionen zu erreichen wie die folgende Art.
Das Diktyonalgerüst besteht aus Lychnisken, deren mit langen Dornen besetzte Strahlen im
Innern der Wandung zu einem sehr regelmäßig gebauten weitmaschigen Gerüste mit longitudinalen,
radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Nach der äußeren Oberfläche hin wird das Gerüst
imregelmäßiger, weil die Orientierung der Lychniske wechselt und schließlich geht es an der Außenseite
in das unregelmäßige Deckgeflecht über, das in der Struktur m.it dem Gewebe der Wurzel übereinstimmt.
Alter und Facies: Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkommen: Gr. -Heere (s. s.).
Das Original ist Unikum und liegt in meiner Sammlung.
Marshallia tortuosa Roem. sp. (Texttafel XV, Fig. 12.)
1864. Pleurostoma tortuosa Roemer, Sp. S. 15, Taf. VI, Fig. 1.
1877. Marshallia tortuosa Zittel, Stud. I, S. 58.
Dünnwandige, langgestielte Trichter. Die Wandung bildet mehrere rechts gewundene, longitudinale
Spiralfalten, deren Rücken von großen, übereinander liegenden, rundlichen Wandlücken durchbrochen
werden. Basis mit ziemlich langen (in der Regel abgebrochenen!), röhrenförmigen Fortsätzen (wie bei
- 292 —
Becksia Soekelandi), die auf den Rücken der Falten entspringen und zur Unterstützung der keilförmigen
Wurzel dienen.
Außenseite mit in der Richtung der Spiralfalten in Längs- und Querreihen geordneten bezw. in
Quincunx stehenden winzigen Ostien (ca. 70 auf 0,5 qcm). Eigentliche Postiken, Epi- und
Aporhysen fehlen. Die Wasserzirkulation und Wasserabfuhr erfolgt vielmehr unmittelbar durch die
Skelettmaschen.
Maße: Längsdurchmesser ca. 15 cm.; Querdurchmesser am vorderen Ende 7 cm; Durchmesser
der rundlichen Öffnungen auf den Faltenrücken 2 — 3 mm; Dicke der Wandung ca. 3 mm.
Die Dictyonalia sind Lychniske mit glatten oder bedornten Strahlen, die im Innern der Wandung
zu einem ziemlich engmaschigen, aber regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und
zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Die Außenseite ist von einem, in der Struktur mit dem Wurzel-
gewebe übereinstimmenden Geflechte achsenkanalfreier Kieselfäden überzogen, das von den Ostien durch-
brochen wird. Innere Oberfläche olme Deckschicht.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Familie Coscinoporidae v. Zittel emend.
Trichter- oder becherförmige Lychniscosa mit dünner Wandung und kräftiger Wurzel. Außen-
und Innenseite mit kleinen, in Quincunx stehenden Ostien bzw. Postiken. Die geraden röhrenförmigen
Epirhysen und Aporhysen endigen blind unter den Oberflächen der Innen- bzw. Außenseite. Diktyonal-
gerüst unregelmäßig; an beiden Oberflächen mit plattigen und durchlöcherten Deckschichten, die von
dermalen und gastralen Stauraktinen ausgehen.
Obere Kreide.
Ich beschränke die Familie mit entsprechender Änderung der Diagnose auf die einzige Gattung
Coscinopora. Die von v. Zittel zu den Coscinoporiden gerechneten Gattungen Leptophragma, Pleuro-
stoma und Guettardia haben als Dictyonalia keine Lychniske wie Coscinopora, sondern Hexaktine und
gehören darum in eine andere Tribus.
Gattung Coscinopora Goldfuss.
Dünnwandige Trichter mit kräftiger Wurzel und kleinen, in Quincunx stehenden Ostien und
Postiken. Die Epirhysen und Aporhysen durchdringen die Wandung als gerade Kanälchen und endigen
blind unter der Oberfläche der den Kanaleingängen entgegengesetzten Seite. Das aus kleinen Lychnisken
bestehende Diktyonalgerüst nimmt an den Sclieidewänden zwischen den Epi- und Aporhysen und unter
den Deckschichten den Charakter eines losen Geflechtes an. Beide Oberflächen sind mit plattigen und
— 293 —
durchlöcherten Deckschichten überzogen, die hauptsächlich von kleinen dermalen bzw. gastralen
Stauraktinen ausgehen.
Obere Kreide.
Coscinopora macropora Goldf.
1826. Coscinopora macropora Goldfuss, Petr. Germ. S. 31, Taf. IX, Fig. 17.
1877. „ „ V. ZiTTEL, Stud. I, S. 49.
1890. -., „ PocTA, Paderb. S. 219.
Flach trichter- oder schüsseiförmig, dünnwandig. Der Querdurchmesser übertrifft gewöhnlich
den Längsdurchmesser. (Bei Coscinopora infundibuliformis ist der Längsdurchmesser fast doppelt so groß
wie der Querdurchmesser.) Skelett und Kanalsystem im allgemeinen wie bei Coscinopora infundibuli-
formis. Bei Coscinopora macropora stehen aber auf 0,5 qcm nur ca. 25 (bei der anderen Art 50) Ostien
und Postiken.
Nach PocTA, der das aus dem Cuvieripläner von Störmede bei Geseke i. W. stammende Original
von Goldfuss nocheinmal untersucht und mit anderen Exemplaren aus dem westfälischen Cuvieripläner
verglichen hat, kommen auf 4 mm 5 Ostien. Dasselbe Verhältnis finde ich auch an meinen Stücken aus
dem Cuvieripläner von Groß-Heere.
Alter und Facies: Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkommen: Gr. -Heere (s.), Störmede.
A n z ah 1 der untersuchten Stücke: 2.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Coscinopora infundibuliformis Goldf. (Texttafel XV, Fig. 13. 14.)
1826. Coscinopora infundibuliformis Goldfuss, Petr. Germ. S. 30, Taf. IX, Fig. 16; Taf. XXX, Fig. 10.
1872. „ „ Schlüter, Sp. d. Münsterl. S. 22.
1877. „ „ QuENSTEDT, Petr. V, Taf. CXXXVII, Fig. 7.
1877. „ ,. V. ZiTTEL, Stud. I, S. 49.
1883. „ „ HiNDE, Catal. S. 105.
1889. „ „ Griepenkerl, Königs!. S. 22.
1900. „ „ Wollemann, Biewende S. 7.
1902 „ „ Wollkmann, Lüneb. S. 8.
Spitzglas- oder schlank-trichterförmig, mit stark verzweigter Wurzel, dünnwandig.
Außenseite m.it dicht nebeneinander liegenden, kleinen runden Ostien, die zu schrägen, sich recht-
winklig schneidenden Spiralreihen angeordnet sind und in Quincunx stehen. Die Skelettbrücken zwischen
den Ostien bilden rhombische, rundliche oder stumpfkantige Wälle. Dadurch erscheinen an mit Gestein
erfüllten Exemplaren die Ostien größer wie an geätzten. Innenseite mit in Quincunx (bzw. alternierend
in Längsreihen) stehenden ovalen Postiken. Von den Ostien und Postiken dringen gerade Epirhysen,
bezw. Aporhysen in die Wandung ein. Die Epirhysen endigen blind unter der Oberfläche der Innenseite,
die etwas weiteren Aporhysen unter der Oberfläche der Außenseite.
Maße: Länge des Schwammkörpers bis 15 cm und mehr; Dicke der Wandung 1,5 — 2,5 mm;
Ostien und Postiken auf 0,5 qcm ca. 50.
Das Skelett besteht aus kleinen Lychnisken mit glatten oder bedornten Strahlen, die im Innern
- 294 —
der Wandung unter der Wechselwirkung der relativ weiten und dicht nebeneinander liegenden Epi-
und Aporhysen zu einem ganz unregelmäßigen Gerüste verschmelzen, das an den Scheidewänden zwischen
den Epirhysen und Aporhysen den Charakter eines plattigen Geflechtes annehmen kann. Die Oberfläche
der Außenseite wird von einer, Achsenkreuze von Stauraktinen führenden, Kieselmembran überzogen,
die von den Ostien und außerdem von zahlreichen winzigen Öffnungen durchbrochen wird. Diese Deck-
schicht wird gestützt und mit dem Lychniskengerüst verbunden durch achsenkanalfreie Kieselstränge,
die von der äußersten Lychniskenlage ausgehen und sich in der Kieselhaut verlieren. Auch die Oberfläche
der Innenseite wird von einer plattigen Deckschicht überzogen, die dadurch entsteht, daß die in derselben
Ebene liegenden Strahlen kleiner gastraler H exaktine unter Ausbildung plattiger und durchlöcherter
Kieselhäutchen miteinander verschmelzen. Die über die Oberfläche der Innenseite ragenden äußeren
Radialstrahlen dieser Hexaktine endigen als wurzelartig verzweigte Kieselbüschel.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.), Misburg (z. s.), Glentorf, Biewende,
Lüneburg, Münsterland.
Anzahl der untersuchten Stücke: ca. 10.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Coscinopora infundibuliformis Goldf., vur. micropora nov. var.
Allgemeine Form., Kanalsystem und Skelett wie bei Coscinopora infundibuliformis typica, aber
hiervon verschieden durch geringere Größe des Schwammkörpers und noch kleinere Ostien und
Postiken.
Maße: Länge des Schwammkörpers ca. 7 cm; ca. 100 Ostien bzw. Postiken auf 0,5 qcm.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Original in meiner Sammlung.
Familie Becksidae nov, fam.
Schalen"-, napf- und kelchförmige oder paragasterlose, knollige, krustenartige, birnförmige und dick-
cylindrisclie Lychniscosa, deren dünne Wandung stark gefaltet ist und anastomosierende Röhren und
Lappen bildet, zwischen denen unregelmäßige Cavaedien liegen. An der Außenseite der Röhren und
Lappen winzige Ostien, die aber auch fehlen 'können. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken
sind nicht entwickelt. Die Lychniske verschmelzen zu einem regelmäßig gebauten Gerüste mit longi-
tudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen. Äußere Oberfläche mit Deckschichten, die von den
Tangentialstrahlen der äußersten (derm.alen) Lychniskenlage ausgehen, oder ohne Deckschichten.
Obere Kreide.
— 295 —
Schlüssel zur vorläufigen Bestimmung der Gattungen.
Ohne Deckschichten
Die äußeren Strahlen der behebig orientierten
Oberflächen-Lychniske endigen als konische
Zapfen Centrosia.
Die äußeren Radialstrahlen der dermalen und
gastralen Lychniske endigen als besenförmige
Kieselbüschel Sarophora.
Mit epidermalen und
epigastralen H exak-
tinen
Cyclostigma.
Ohne epidermale und
epigastrale Hexaktine
Ohne Paragaster Plocoscyphia.
' Das Röhrensystem ist
deutlich entwickelt.
Röhrenmündungen am
Scheitel oder in regel-
mäßigen Abständen an
der Außenseite . . . Becksia.
Mit Paragaster
Die Röhren und die
Cavaedien zwischen
den Röhren bilden
labyrinthartige Anas-
tomosen. Röhrenmün-
dungen unregelmäßig
über die Außenseite
verteilt Callicylix.
Gattung Becksia Schlüter.
Schwammkörper schalen-, napf- oder kelch förmig, seltener unregelm.äßig verästelt; sitzend oder
mit radiären stacheligen Hilfswurzeln. Die dünne Wandung ist stark gefaltet und bildet mehr oder
weniger dicke, anastomosierende Röhren, zwischen denen Cavaedien von verschiedener Weite liegen.
Äußere Oberfläche der Röhren mit winzigen Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken
fehlen. Wasserabfuhr durch die an der Außenseite oder am Scheitelrande des Schwammkörpers liegenden
Mündungen der Röhren. Das Stützskelett besteht aus Lychnisken, deren reich mit langen Kieseldornen
und -Fasern besetzte Strahlen zu einem sehr regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen
— 296 —
und zirkulären Balkenzügen verschmelzen. Außenseite mit Deckschicht, die von den Tangentialstrahlen
der dermalen Lychniske ausgeht. Innenseite ohne Deckschicht.
Obere Kreide.
Becksia nidiformis Leonh. sp.
1897. Plocoscyphia nidiformis Leonhard, Kreide in Oberschi. S. 35, Texlfigur 5a, b.
1897. Plocoscyphia crassilobata Leonhard, Kreide in Oberschi. S. 35, Taf. III, Fig. 6.
Kolchförmig oder knollig mit tiefer Zentralhöhle, sitzend. Die ca. 1 mm dicke Wandung ist stark
gefaltet und bildet ca. 0,5 — 1,0 cm dicke, anastomosierende Röhren, zwischen denen engere oder weitere
Cavaedien liegen. Mit der Außenseite kommunizieren die Cavaedien durch unregelmäßig rundliche, ovale
oder spaltförmige Öffnungen an der äußeren Oberfläche der Spongie und durch runde, gleichgroße und
gleichweit voneinander entfernt liegende (0,5—1,0 cm weite) Öffnungen an der Oberfläche der
Zentralhöhle.
Außenseite der Röhren mit winzigen Osticn.
Maße: Höhe des Schwammkörpers 3,5 — 9 cm ; Dicke am Scheitel 4,5 — 9 cm ; Dicke der (gefalteten)
Wandung 2 — 4 cm.
Die Dictyonalia sind Lychniske, die im Innern der Wandung zu einem anscheinend ebenso regel-
mäßigen Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen wie bei den senonen Arten
verschmelzen. Uber die Deckschicht kann ich nichts aussagen, weil die schlechte Skeletterhaltung der
in blaugraue Eisenverbindungen umgewandelten Oppelner Exemplare keine genauere Untersuchung
gestattet.
Leonhard hat die Ai^t zu Plocoscyphia gestellt. Ich halte sie namentlich auf Grund der Körper-
form, die übrigens bei den Exemplaren von Oppeln in jedem Falle nur durch eine höchst mühsame Arbeit
mit der Präpariernadel zu ermitteln ist, und der Organisation des Kanalsystems für die älteste echte
Becksie, die man kennt.
Alter und Facies: Scaphitenpläner.
Verbreitung und Vorkommen: Oppeln (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Die Belegstücke liegen in meiner Samm.lung.
Becksia crispata Quenst. sp.
1877. Gyrispongia crispata Quenstedt, Petr. V, S. 482, Taf. CXXXVIII, Fig. 7.
Stiunpf-kegelförmig; im oberen Drittel am dicksten, nach der Basis verjüngt. Die dünne (1 mm)
Wandung ist stark gefaltet und bildet an der Außenseite rundliche, ca. 0,8 cm dicke Wülste, die in ziemlich
regelmäßiger Weise mit grubigen Vertiefungen abwechseln. Scheitel mäandrisch gefaltet. In der Nähe
des Scheitelrandes entspringen mehrere 0,5 — 1 cm lange, ca. 0,8 cm dicke, röhrige Fortsätze.
Maße: Längsdurchmesser der Spongie ca. 5 cm. Dicke am Scheitel 3 — 4 cm.
Das Skelett habe ich nicht untersuchen können. Ich stelle die Art aber wegen der, wie mir scheint,
sehr charakteristischen äußeren Form zu Becksia.
Alter und Facies: Cuvieripläner.
— 297 —
Verbreitung und Vorkommen: Dörnten.
Anzahl der untersuchten Stücke:!.
Becksia Soekelandi Schlüter.
1868,
1872,
1877
1877
1883,
1889,
1900,
Becksia Soekelandi Schlüter; Sitzungsber. der niederrh. Ges. in Bonn, S. 93.
Sp. d. Münsterl. S. 20, Taf. I, Fig. 5, 6, 7.
QuENSTEDT, Petr. V, S. 489, Taf. GXXXVIII, Fig. 14.
ZiTTEL, stud. I, S. 58.
HiNDE, Catal. S. 144.
„ Griepenkerl, Königslutter S. 23.
,, Wollemann, Biewende S. 8.
Schalen- oder napfförmig. An der Basis mit langen, dünnen, soliden oder röhrenförmigen Fort-
sätzen, die etwa wie die langen Stacheln mancher Cidaris-Axien angeordnet sind. (Schlüter vergleicht
auch die Spongie treffend mit einem bald niedrigeren, bald höheren Spitz- oder Römerglase, welches
statt von einem Fuße, von einer größeren oder geringeren Zahl stachelförmiger Auswüchse getragen
wird.) Die dünne Wandung ist stark gefaltet und bildet an der vertieften Innenseite (Oberseite) des
Schwammkörpers bis kleinfingerdicke, anastomosierende Röhren, zwischen denen mehr oder weniger
weite Cavaedien liegen. Die Röhren münden mit bis 0,5 cm weiten, etwa 1 cm voneinander entfernten,
runden Öffnungen an der Oberfläche der Außenseite, oder bei niedrigen Exemplaren, bei denen nur ein
einziges ringförmiges Röhrensystem vorhanden ist, wie bei dem von Schlüter a. a. O. Taf. 1, Fig. 7
abgebildeten Fragment, am Rande der Spongie. An der Außenseite legt sich die Wandung wie ein Mantel
um das Röhrensystem.
Oberfläche der Außenseite und äußere Oberfläche der Röhren mit winzigen Ostien. Besondere Epi-
rhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Skelett wie bei den anderen Arten.
Maße: Länge des Schwammkörpers 50 — ^80 cm, Dicke 60 — 90 cm; Dicke der (ungefalteten)
Wandung 1 — 2 mm. Länge der Wurzelstacheln 2 — 4 cm, Dicke 2 — 4 mm.
In der Kalkmergelfacies der Quadratenkreide von Hannover scheint B. Soekelandi nicht vor-
zukommen; wenigstens habe ich sie bei Misburg und Oberg niemals beobachtet. Sie wird hier durch die
nahe verwandte Becksia Feuerwehri vertreten. Dagegen enthalten nach Wollemann die sandigen Kalk-
mergel von Biewende bei Börssum, die nach Schlüter überhaupt eine überraschende Übereinstimmung
mit den Becksia Soekelandi führenden Schichten der westfälischen Quadratenkreide zeigen, die schöne
Spongie. Vielleicht ist sie auch in der tonigen Granulatenkreide der Umgebung von Braunschweig nicht
allzu selten. Die Vorkommnisse sind aber recht schlecht erhalten und darum nicht ganz sicher bestimmbar.
— Wenn ich mich seiner Äußerung recht erinnere, hat Herr H. Brandes in Hoheneggelsen die Art auch
bei Adenstedt-Bülten gefunden.
Alter und Facies: Untersenone Tone (?), sandige Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Broitzen bei Braunschweig (?), Glentorf, Biewende,
Münsterland.
Anzahl der untersuchten Stücke: 5.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Palaeontograpbica. Suppl.-Bd. V. 38
- - 298
Becksia Augustae Schrammen. (Tafel XXXX, Fig. 1; Texttafel XIV, Fig. 5.)
1902. Becksia Augusiae Schrammen, Hexact. S. 18, Taf. II, Fig. 2.
Schwammkörper kelchförmig, sitzend, höher wie dick. Der Querdurchmesser ist wenig über der
Basis fast so groß wie am oberen Ende. Die dünne Wandung ist stark gefaltet und bildet fingerdicke,
anastomosierende, in longitudinaler Richtung verlaufende Röhren, zwischen denen 1 — 3 cm lange, stellen-
weise durch dünne Kieselstränge überbrückte, ca. ^/j cm weite Cavaedien liegen. An den basalen Teilen ist
die Faltung am stärksten. Von der Mitte ab wird sie schwächer und der Rand der Spongie ist ungefaltet.
Die Mündungen der Röhren liegen an den marginalen Teilen des Schwammkörpers und sind schwer
aufzufinden.
Außenseite der Röhren mit winzigen, dicht nebeneinander liegenden Ostien. Besondere Epirhysen,
Aporhysen und Postiken fehlen.
Maße: Längsdurchmesser ca. 12 cm; Querdurchmesser ca. 9 cm; Dicke der Wandung ca. 1 mm;
Weite der Röhren ca. 1,5 cm.
Das Stützskelett ist sehr regelmäßig gebaut und besteht aus Lychnisken, von deren Strahlen zahl-
reiche wurzelartige Fortsätze ausgehen. Im. Innern der Wandung verschmelzen die Lychniske zu einem
weitmaschigen Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen und kubischen Maschen.
An der Oberfläche der Innenseite sind die Maschen quadratisch oder durch in den Ecken ausgespannte,
löcherige Membranen, die von den tangentialen Strahlen der gastralen Lychniske ausgehen, rundlich.
Die Deckschicht über der äußeren Oberfläche ist viel dichter. Hier deuten nur stellenweise rundliche
Öffnungen (die Ostien) die darunter liegenden Skelettmaschen an. Die Deckschicht resultiert aus Ver-
breiterungen der Tangentialstrahlen der dermalen Lychniske. Die äußeren Radialstrahlen der dermalen
und gastralen Lychniske endigen als Kieselbüschel, die besonders gut an der Oberfläche der Innenseite
ausgebildet sind.
Becksia Augustae ist von Becksia Soekelandi ganz verschieden. Die Röhren von Becksia Augustae
verlaufen im allgemeinen in der Richtung der Längsachse des Schwam.mkörpers und die mehr oder weniger
weiten Spalten, die an der Außenseite der Spongie zwischen den Röhren liegen, sind Cavaedien, aus denen
das Wasser in die an der äußeren Oberfläche der Röhren liegenden Ostien eintritt. Dagegen bilden die
Röhren von Becksia Soekelandi ringförmige Anastomosen und die großen rundlichen Offnungen an der
Außenseite stellen die wasserabführenden Mündungen des Röhrensystems dar. Dazu kommen noch
die nicht unerheblichen Größenverschiedenheiten.
Alter und Facies: Kalkm.ergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.), Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Belegstücke liegen in meiner Samrrilung.
Becksia Feuerwehri nov. sp. (Tafel XXXX, Fig. 4.)
Niedrig-schalenförm.ig oder flachtrichterförmig. (Das untere Ende ist an meinen beiden Beleg-
stücken nicht erhalten. Darum kann ich nicht sagen, ob als Hilfswurzeln strahlige Verstrebungen, wie
an der Basis von B. Soekelandi Schlüter, vorkommen.) Die kaum 1 mm dicke Wandung ist stark gefaltet
— 299 -
und bildet zwei zusammenhängende Röhrensysteme, ein äußeres und ein inneres. Das innere System
besteht aus ca. 0,5 cm dicken, mehr oder weniger regelmäßig anastomosierenden Röhren von rundlichem
Querschnitt. Es kommuniziert mit der Außenseite durch zahlreiche Vorstülpungen der Röhren, die an
der äußeren Oberfläche des Schwammkörpers rundliche, 5 — 8 mm voneinander entfernte, ca. 4 mm weite
Öffnungen bilden. Das äußere System entsteht dadurch, daß die Wandung mantelartig das innere um-
hüllt, wobei die Zwischenräume zwischen den an der Außenseite liegenden, vorgestülpten Röhren-
mündungen des inneren Systems überbrückt werden. Die Brücken sind flach (bei B. Soekelandi gewölbt).
Die Cavaedien des äußeren Systems anastomosieren ebenfalls; die Hohlräume sind aber im Querschnitt
oval und münden an der Innenseite zwischen den Röhren des inneren Systems mit rundlichen Öffnungen
oder am Rande der Spongie mit schmalen Spalten.
Oberfläche der Außenseite der Röhren mit winzigen Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen
und Postiken fehlen.
Die Durchspülung konnte von außen nach innen oder von innen nach außen erfolgen. Im ersten
Falle gelangte das Wasser durch die mantelartige äußere Wandung in die Cavaedien zwischen den
Anastomosen des inneren Röhrensystems und von da an die Oberfläche der Innenseite des Schwamm-
körpers. Im anderen trat es durch die Röhrenwandungen in die Röhren und wurde in diesen durch die
runden Mündungen der Röhren nach außen abgeführt.
Maße: Längsdurchmesser 2 — 4 cm ; größte Weite 3 — 6 cm ; Dicke der (gefalteten) Wandung
ca. 1 cm.
Die Dictyonalia sind Lychniske, deren Strahlen reich mit langen Stacheln und wurzelartigen Zasern
besetzt sind und verschmelzen zu einem sehr regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen
und zirkulären Balkenzügen und kubischen Maschen. An der äußeren Oberfläche verdichtet sich das
Diktyonalgerüst zu einer, von zahlreichen rundlichen Öffnungen (den Ostien) durchbrochenen plattigen
Deckschicht, die dadurch entsteht, daß sich zwischen und über den, an der Oberfläche nicht so regel-
mäßig wie in den parenchymalen Skelettpartien orientierten, dermalen Lychnisken, poröse Kieselmem-
branen ausspannen. Innere Oberfläche ohne Deckschicht.
Becksia Feuerwehri unterscheidet sich von der nächstverwandten Art (Becksia Soekelandi) u. a.
durch einen kleineren Schwammkörper und die ebene und flache (bei der anderen Spezies radial gefaltete
und wellige) Außenseite.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 4.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Becksia arborea nov. sp. (Tafel XXXX, Fig. 2.)
Der Schwammkörper bildet kleine, unregelmäßig verästelte Stöckchen, die aus drehrunden oder
abgeplatteten Röhrchen bestehen, welche distal geöffnet sind. Zwischen den Röhrchen unregelmäßige
Cavaedien von verschiedener Weite.
Äußere Oberfläche m.it winzigen Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
In der Tektonik des Diktyonalgerüstes stimmt die Art mit den anderen Spezies überein.
- 300 -
Maße: Länge des Schwammkörpers 4 cm; Dicke (in der Mitte) ca. 3 cm; Dicke der Wandung
ca. 1 mm; Dicke der Röhren ca. 0,5 cm.
Bei Becksia arborea ist der Mechanismus der Durchspülung, welcher bei manchen Arten, z. B. bei
Becksia Feuerwehri nicht ohne weiteres verständlich ist, am klarsten. Das Wasser passiert von außen
bzw. von den Cavaedien her die Wandung und verläßt den Schwammkörper durch die Röhrenmündungen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Das Original ist Unikum und liegt in meiner Sammlung.
Gattung Plocoscyphia Reuss emend.
Der knollige, dickcylindrische oder birnförmige, paragasterlose Schwammkörper besteht aus dünn-
wandigen Röhren und Lappen, die unregelmäßige Anastomosen bilden, zwischen denen mehr oder weniger
weite Cavaedien liegen. Ohne Paragaster. Außenseite der Röhren und Blätter mit winzigen, dicht
nebeneinander liegenden Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen. Wasserabfuhr
durch die am Scheitel liegenden weiten Röhrenmündungen.
Das Stützskelett besteht aus Lychnisken mit bedornten oder glatten Strahlen, die zu einem mehr
oder weniger regelmäßig gebauten Gerüste mit vorwiegend longitudinalen, radialen imd zirkulären Balken-
zügen verschmelzen. Äußere Oberfläche mit einer hauptsächlich von den Tangentialstrahlen der dermalen
Lychniske ausgehenden geflechtartigen Deckschicht.
Obere Kreide.
Plocoscyphia Roemeri Leonh.
1870. Plocoscyphia labyrinthica F. Roemer, Oberschi. S. 309, Taf. XXXIII, Fig. 7, 8.
1877. Gyrispongia labyrinthica Quenstedt, Petr. V, S. 485, Taf. GXXXVIII, Fig. 12, 13.
Undeutlich birnförmig, sitzend oder kurzgestielt. Der ganze Schwammkörper besteht aus 0,8 bis
1,0 cm dicken, dünnwandigen und unregelmäßige Anastomosen bildenden Röhren, zwischen denen rund-
liche Cavaedien liegen. An der Außenseite bilden die Röhren kurzcylindrische blinde Vorstülpungen
mit rundlichen oder abgestutzten Enden. Röhrenmündungen am Scheitel der Spongie.
Äußere Oberfläche mit einer dichten geflechtartigen Deckschicht. Das Skelett ist leider an den
Nettlinger Vorkommnissen in braunes Eisenhydroxyd, bei denen von Oppeln in Kalkspat umgewandelt.
Quenstedt bildet ein ungewöhnlich gut erhaltenes Exemplar ab. Gewöhnlich findet man nur die
untere Hälfte des Schwammkörpers.
Alter und Facies: Scaphitenpläner.
Verbreitung und Vorkommen: Oppeln (s.). Nettlingen (z. s.), Halberstadt (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Plocoscyphia Maaki nov. sp.
Dick-walzenförmig, sitzend. Der handlange und armdicke Schwammkörper besteht aus dünn-
wandigen, 1 — 1,5 cm dicken, anastomosierenden Röhren, zwischen denen mehr oder weniger weite,
— 301 —
unregelmäßig rundliche Cavaedien liegen, und aus dünnen, vielfach zusammengefalteten und in unregel-
mäßiger Weise miteinander verwachsenen Lappen.
Oberfläche der Außenseite mit einer soliden, geflechtartigen Deckschicht, die von winzigen, dicht
nebeneinander liegenden Oslien durchbrochen wird. Die Lycliniske und die regelmäßig quadratischen
Maschen des Diktyonalgerüstes sind am Original nur stellenweise zu erkennen, weil die Wandung z. T.
verrostet, teilweise verkieselt ist.
Das Original erhielt ich von dem verstorbenen Apotheker Herrn J. Maak in Halberstadt, dem
mancher Besucher der nicht zum wenigsten durch Maaks Sammeleifer entstandenen Halberstädter
Sammlung ein dankbares Andenken bewahren wird.
Alter und Facies: Cuvieripläner.
Verbreitung und Vorkommen: Halberstadt.
Das Original ist Unikum und liegt in meiner Sammlung.
Plocoscyphia centuncula nov. sp. (Tafel XXXX, Fig. 5; Texttafel XIV, Fig. 2.)
?1889. Plocoscyphia aiinulala Gp.iepenkerl, Königs!. S. 23.
Der Schwammkörper bildet kinderfaust- bis mannsfaustgroße Knollen, die an den jüngeren (mar-
ginalen) Partien aus lappigen, vielfach gebogenen und gekrümmten, kaum 1 mm dicken Blättern bestehen,
welche an den älteren (basalen) Teilen zu dünnwandigen aber 0,5 — 1 cm dicken anastomosierenden
Röhren verschmelzen. Zwischen den Röhren unregelmäßige Cavaedien von verschiedener Weite.
Äußere Oberfläche der Blätter und Röhren mit winzigen, dicht aneinander liegenden Ostien.
Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Das Stützskelett besteht aus Lychnisken, deren Strahlen mit wurzelartigen Fasern oder auch nur
mit kurzen Zacken besetzt sind, und bildet im Innern der Wandung und an der Oberfläche der Innenseite
ein ziemlich regelmäßig gebautes Gerüst mit vorwiegend longitudinalen, radialen und zirkulären Balken-
zügen. An der äußeren Oberfläche tritt eine Verdichtung der äußersten Skelettlage ein, indem die
Tangentialstrahlen der dermalen Lychniske plattig verbreitert werden. Die im Innern quadratischen
Maschen werden dadurch zu rundlichen Öffnungen (den Ostien), deren Lum.ina nicht selten durch
Uberbrückung mit plattigen Kieselbalken noch weiter verengert werden. Die äußeren Radialstrahlen der
dermalen und gastralen Lychniske endigen an beiden Oberflächen als kurze m.ehrspitzige Büschel.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (z. s.), Ahlten, Glentorf.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Gattung Centrosia Schrammen.
Der sehr dünnwandige und stark gefaltete Schwammkörper ist knollig oder krustenartig und an
der Oberfläche und im Innern von unregelmäßigen anastomosierenden Hohlräumen durchsetzt, zwischen
denen schmälere, röhrige Brücken liegen, die von kleinen rundlichen Öffnungen durchbrochen werden.
Die Lychniske bilden im Innern der Wandung ein ziemlich regelmäßig gebautes Gerüst, dessen
Balken kubische Maschen umschließen. An den Oberflächen sind sie dichter gelagert und unregelmäßiger
- 302 —
orientiert. Die nach außen gerichteten Strahlen endigen frei als kräftige konische Zapfen. Ohne Deck-
schichten.
Obere Kreide.
Centrosia incrustans Schrammen. (Tafel XXXIX, Fig. 1; Texttafel XIV, Fig. 1.)
1902. Centrosia incrustans Schrammen, Hexact. S. 16, Taf. IV, Fig. 6.
Knollig oder krustenartig, bis kinderfaustgroß, auf anderen Spongien festgewachsen. Der
sehr dünnwandige, stark gefaltete Schwammkörper ist an der Oberfläche und im Innern etwa wie ein
Badeschwamm von linsen- bis erbsengroßen Hohlräumen durchsetzt, die miteinander anastomosieren.
Zwischen diesen Hohlräumen liegen 1 — 3 mm dicke, gewöhnlich röhrenförmige Brücken, die an zahl-
reichen Stellen und allen Seiten von rundlichen, ca. 1 mm weiten Öffnungen durchbrochen werden.
Die Dictyonalia sind Lychniske mit bedornten Strahlen, die im Innern der Wandung ein ziemlich
regelmäßig gebautes Gerüst mit quadratischen oder rechteckigen Maschen zusammensetzen. An den
Oberflächen sind die Lychniske dichter gelagert und unregelmäßiger orientiert. Die nach außen gerichteten
Strahlen, manchmal 2 — ^3, endigen frei als lange spitzkonische, mit kleinen Dornen besetzte Stacheln.
Deckschichten sind nicht entwickelt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 3.
Das Original zur Abbildung liegt in meiner Sammlung.
Gattung Callicylix nov. gen.
Kugelig oder birnförmig, mit tiefem Paragaster. Die sehr dünne Wandung bildet anastomosierende
Röhren, zwischen denen gleichweite Cavaedien liegen. Röhrenmündungen an der Außenseite und auf
der Paragasterwandung. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen. Die diktyonalen
Lychniske bilden im Innern der Wandung ein mehr oder weniger regelmäßig gebautes Gerüst, das an
den Oberflächen stellenweise den Charakter eines weitmaschigen Geflechtes annimmt.
Obere Kreide.
Callicylix farreides nov. sp. (Tafel XXXX, Fig. 7, 8; Texttafel XIV, Fig. 3.)
Schwammkörper kugelig oder birnförmig, mit tiefem und engem Paragaster, bis kinderfaustgroß,
sitzend. Die sehr dünne Wandung ist stark gefaltet und bildet ein labyrinthartiges Gewirr unregelmäßig
anastomosierender, ca. 0,5 cm weiter Röhren, 'zwischen denen gleichweite Cavaedien liegen. Die Röhren
sind an der Oberfläche der Außenseite geöffnet, und da die Eingänge zu den Cavaedien ungefähr ebenso
weit wie die Röhrenmündungen sind, kann man in der Regel nur schwer unterscheiden, welche Offnungen
zu dem Cavaedialsystem und welche zum Röhrensystem gehören. An der Paragasterwandung münden
die Röhren ebenfalls mit ca. 0,5 cm weiten, rundlichen oder ovalen Öffnungen.
Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen.
Das Skelett besteht aus Lychnisken mit kleindornigen Strahlen. Diese verschmelzen im Innern
- 303 —
der Wandung zu einem mehr oder weniger regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und
zirkulären Balkenzügen. An den beiden Oberflächen ändert sich der Bau insofern, als die obersten
Skelettlagen, teilweise durch Vermehrung der Lychniske und unregelmäßigere Orientierung der Strahlen,
den Charakter eines losen Geflechtes annehmen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (z. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 8.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Gattung Cyclostigma nov. gen.
Schwammkörper trichterförmig m.it tiefem Paragaster, aber auch dickcylindrisch und ohne Para-
gaster, oder knollig mit lappigen Fortsätzen. Die dünne Wandung ist stark gefaltet und bildet dünne,
an der Oberfläche der Außenseite stellenweise verbreiterte und dann von kreisrunden Löchern durch-
brochene, anastomosierende Röhren, zwischen denen weite, unregelmäßig rundliche oder längliche
Cavaedien liegen. Röhrenmündungen auf der Paragasterwandung oder im Scheitel. Äußere Oberfläche
mit winzigen Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen. Die Lychniske ver-
schmelzen zu einem mehr oder weniger regelmäßigen Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären
Balkenzügen. Äußere Oberfläche mit geflechtartigen Deckschichten; innere mit einem Überzuge von
kleinen H exaktinen.
Obere Kreide.
Cyclostigma acinosa Schrammen.
1902. Plocoscyphia acinosa Schrammen, Hexact. S. 17, Taf. IV, Fig. 2.
Trichter- oder kelchförmig, m.it tiefem und mehr oder weniger weitem Paragaster, langgestielt.
An der Paragasteroberfläche liegen in gleichen Abständen etwa um ihre Durchmesser voneinander ent-
fernte, ca. 0,5 cm. weite, runde Öffnungen. Die Brücken dazwischen sind leicht gerundet. Oberfläche der
Außenseite mit zahlreichen, mehrere mm breiten und 1 cm und darüber langen Spalten, die durch
schmale Brücken getrennt sind. In bestimro.ten Abständen sind diese Brücken verbreitert und dann
von kreisrunden, mehrere Millimeter weiten Öffnungen ro.it verdickten Rändern durchbrochen. Die
verdickten Ränder erheben sich als ringförmige Wälle etwas über die Oberfläche der Außenseite.
Die großen Öffnungen auf der Paragasteroberfläche stellen, ebenso wie die Spalten und die um-
wallten Öffnungen an der Oberfläche der Außenseite, die Mündungen zweier Röhrensysteme dar, die
aus einer kompHzierten Faltung der dünnen Wandung hervorgehen. Das innere System besteht aus
gleichweiten, 0,5 — 1 cm dicken Röhren, die an der Innenseite des Schwammkörpers in regelmäßiger Weise
anastomosieren und mit der äußeren Umgebung des Schwammes durch die großen Spalten an der
äußeren Oberfläche kommunizieren. Das äußere System legt sich mantelförmig um das innere. Es
kommuniziert m.it dem Paragaster vermittelst der großen Öffnungen auf der Paragasterwandung, mit
der äußeren Uro.gebung der Spongie durch die ro.it ringförmigen Wällen versehenen Öffnungen und durch
zahlreiche winzige Ostien an der äußeren Oberfläche. Die Röhren des inneren Systems halte ich für
Cavaedien, in denen das Wasser an die Röhrenwandungen des anderen Systems herangeführt wurde.
— 304 —
Von hier aus (aber auch durch die kleinen Ostien an der Oberfläche der Außenseite) passierte es die
Wandungen, um in den engeren Röhren und durch die großen Öffnungen auf der Paragasteroberfläche
abgeleitet zu werden. Die Funktion der umwallten kreisrunden Öffnungen ist mir unklar geblieben.
Maße: Länge des Schwammkörpers 10 — 20 cm; Dicke am vorderen Ende bis 10 cm; Dicke der
Wandung 0,5 — 1,5 mm; Dicke der (gefalteten) Trichterwandung 1 — 2 cm.
Das Stützskelett besteht hauptsächlich aus Lychnisken mit bedornten oder glatten Strahlen und
bildet im Inneren der Wandung ein mehr oder weniger regelmäßig gebautes Gerüst mit longitudinalen,
radialen und zirkulären Balkenzügen. An der Oberfläche der Außenseite wird die Orientierung der
Lychniske unregelmäßig. Die Strahlen differieren außerdem in der Länge und vereinigen sich unter
beliebigen Winkeln. Die äußeren Strahlen der dermalen Lychniske endigen als lange, mit kleinen Dornen
besetzte Kieselstacheln, an die nicht selten in beliebiger Orientierung kleine Hexaktine mit dornigen
Strahlen festgeheftet sind. Auch an der Oberfläche der Innenseite wird die oberste Lychniskenlage von
einem dichten Haufwerk von Hexaktinen verschiedener Orientierung und Größe überzogen, die mit den
gastralen Lychnisken und untereinander in inniger Verbindung stehen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadraten- und Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.), Oberg (z. s.).
Anzahl d e r u n t e r s u c h t e n Stücke: 6.
Die Belegstücke liegen in meiner Sammlung.
Cyclostigma maeandrina nov. sp. (Tafel XXXX, Fig. 6; Texttafel XIV, Fig. 4.)
Dick-cylindrisch (ca. 10 cm lang, 4 cm dick), ohne Paragaster, sitzend. Die ca. 1 mm dicke Wan-
dung ist stark gefaltet und bildet ein labyrinthartiges Gewirr anastomosierender, ca. 0,8 cm dicker Röhren,
zwischen denen ebenso weite Cavaedien liegen. Die Mündungen der Röhren und die Eingänge zu den
Cavaedien liegen an der Oberfläche des Schwammkörpers.
Außenseite der Röhrenwandungen mit winzigen Ostien. Besondere Epirhysen, Aporhysen und
Postiken fehlen.
Die Dictyonalia sind Lychniske mit kleindornigen Strahlen, die im Inneren der Wandung zu einem
ziemlich regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen ver-
schmelzen. Nach den Oberflächen hin wird das Gerüst durch verschiedenartige Orientierung der
Lychniske unregelmäßiger. Beide Oberflächen besitzen einen Überzug von kleinen Hexaktinen mit
bedornten Strahlen, die untereinander und mit den äußeren Strahlen der dermalen und gastralen Lychniske
innig verbunden sind.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. ).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Das Original liegt in meiner Sammlung.
Cyclostigma lobata nov. sp. (Textfig. 4.)
Bis handgroße und faustdicke lappige Klumpen. Oberfläche mit zahlreichen (3 — 10 mm weiten),
unregelmäßig rundlichen oder spaltförmigen Gruben (den Cavaedien), die durch 1—5 mm breite Brücken
— 305 —
getrennt werden. Die Rücken der Brücken sind stellenweise von kreisrunden, mehrere Millimeter weiten
Öffnungen durchbrochen.
Das aus Lychnisken mit bedornten Strahlen bestehende Stützskelett bildet im Innern der Wandung
ein mehr oder weniger regelm.äßig gebautes Gerüst mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balken-
zügen. An der äußeren Oberfläche wird das Gerüst zu einer sehr dichten Deckschicht verdichtet, welche
die ganze Außenseite gleichmäßig überzieht.
Textfigur 4.
Cyclosiignia lobala Schrammen aus der Mucronaten-Kreide von Aliltea.
Alter und Facies: Sandige Kalkmergel der Mucronatenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Ahlten (s. s.).
Das Original ist Unikum und liegt in meiner Sammlung.
Gattung Sarophora nov. gen.
(Etym. 6 aàçoç der Besen.)
Der dünnwandige Schwammkörper besteht aus einem inneren System, horizontaler und einem
äußeren System vertikaler Röhrenanastomosen, deren Mündungen an der Außenseite liegen. Besondere
Palaeontographica. Suppl,-Bd. V. 39
— 306 —
Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken fehlen. Das aus Lychnisken bestehende Diktyonalgerüst
ist sehr regeln).äßig aus longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen aufgebaut. Beide Ober-
flächen mit einem Rasen von Kieselstacheln, der aus den besenförmigen äußeren Radialstrahlen der
dermalen und gastralen Lychniske zusammengesetzt ist.
Obere Kreide.
Sarophora armata nov. sp. (Tafel XXXIIl, Fig. 5, 6; Texttafel XIV, Fig. 6.)
Die niu" 0,5 mm dicke Wandung des kaum 2 cm hohen und am Scheitel ca. 2 cm dicken, kelch-
ähnlichen Schwammkörpers ist in gesetzmäßiger Weise gefaltet, indem sie zwei Systeme von ca. 0,5 cm
dicken, anastomosierenden Röhren bildet, ein inneres und ein äußeres. Die Röhren des inneren Systems
liegen horizontal und münden an der Außenseite, zwischen den Röhren des äußeren Systems, mit großen
ovalen Öffnungen. Die Röhren des äußeren System.s verlaufen ungefähr in der Richtung der Längsachse
des Schwammkörpers und werden an der Außenseite von großen ovalen Öffnungen durchbrochen. Am
Rande der Spongie wechseln tiefe Einbuchtungen mit schnutenförmigen Vorstülpungen.
Besondere Ostien, Epirhysen, Aporhysen und Postiken sind nicht entwickelt.
Die Dictyonalia sind Lychniske, deren mit langen Dornen und Stacheln besetzte Stralilen zu einem
sehr regelmäßig gebauten Gerüste mit longitudinalen, radialen und zirkulären Balkenzügen verschmelzen.
Die äußeren Radialstrahlen der dermalen und gastralen Lychniske erheben sich über die Oberflächen als
kräftig entwickelte, besenförmige Kieselbäum.chen.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Das Original ist Unikum und liegt in meiner Sammlung.
Familie Calyptrellidae nov. lam.
Aus lappigen Blättern und anastomosierenden, distal offenen Röhren bestehende Lychniscosa,
deren Wandung nur aus einer einschichtigen Lychniskenlage besteht. Die Tangentialstrahlen verschmelzen
zu einem sehr regelmäßig gebauten Gitterwerk ; die Radialstrahlen endigen an den dermalen und gastraleji
Oberflächen als konische Zapfen.
Obere Kreide.
Gattimg Calyptrella nov. gen.
(Etym. i) xaXvnxQa der Schleier der Frauen.)
Der Schwammkörper besteht aus sehr dünnwandigen, gefalteten Blättern und anastomosierenden
Röhren, die distal geöffnet sind. Das aus Lychnisken bestehende Diktyonalgerüst ist einschichtig. Die
Tangentialstrahlen der Lychniske verschmelzen zu einem sehr regelmäßig gebauten Gitter. Die Radial-
strahlen endigen an beiden Oberflächen als konische Zapfen.
Obere Kreide.
- 307 —
Calyptrella Bertae nov. sp. (Tafel XXXIII, Fig. 7, 8; Tafel XXXXV, Fig. 1 ; Texttafel XIV, Fig. 12.)
Diese neue Art läßt an Zartlieit der Wandung und Zierlichkeit der Gestalt alle anderen fossilen
Hexactinelliden mit Lychnisken weit hinter sich.
Die nur 0,2 mm dicke Wandung des etwa kastaniengroßen, knollenförmigen, von mehreren röhrigen
Wurzelpfeilern getragenen Schwammkörpers bildet 4 — 6 mm weite, unregelmäßig anastomosierende
Röhrchen von rundlichem oder ovalem Querschnitt, die distal geöffnet sind. Zwischen den Röhren un-
regelmäßige Cavaedien, die etwa ebensoweit wie die Röhren oder noch etwas weiter sind.
Die Röhrenwandung besteht nur aus einer e i n schichtigen Lage von Lychnisken, die mit ihren
Tangentialstrahlen zu einem sehr regelmäßig gebauten Gitterwerk mit longitudinalen und zirkulären
Raikenzügen verschmelzen, während die beiden Radialstrahlen an den Oberflächen als lange, mit kleinen
Dornen besetzte, konische Zapfen frei endigen. An den jüngeren Skelettpartien sind die Strahlen der
Lychniske dornig, an den älteren glatt.
Alter und Facies: Kalkmergel der Quadratenkreide.
Verbreitung und Vorkommen: Oberg (s. s.).
Anzahl der untersuchten Stücke: 2.
Die Originale liegen in meiner Sammlung.
Familie Plectascidae nov. fam.
Stockartige Lychniscosa, deren Wandung durch Faltung lappige Blätter und dicke anastomosierende
Röhren bildet, die distal geöffnet sind. Beide Oberflächen mit in Längs- und Querreihen liegenden,
ziemlich großen Ostien bezw. Postiken.
Obere Kreide.
Gattuno; Plectascus nov. o;en.
(Etym. nXéxtoç geflochten, äoxög der Schlauch.)
Unregelmäßige Knollen oder Stöcke, deren dünne Wandung stark gefaltet ist und fingerdicke
anastomosierende Röhren bildet, die distal geöffnet sind. Beide Oberflächen mit in Längs- und Querreihen
liegenden, ziemlich großen Ostien bzw. Postiken. Die Dictyonalia sind Lychniske.
Obere Kreide.
Die Gattungsdiagnose steht auf etwas schwachen Füßen, weil es nicht ganz sicher ist, daß die beiden
Plectascus-Arien in der Tat nah verwandt sind. Die Übereinstimmung in der äußeren Form geht zwar sehr
weit. Von Plectascus labrosus kenne ich aber die Anordnung der Ostien und Postiken nicht genau und
bei Plectascus clathratus ist die feinere Skelettstruktur noch zu ermitteln.
Als typische Art betrachte ich Plectascus clathratus Roem. sp.
Plectascus labrosus T. Smith sp. (teste Hinde).
1883. Plocoscyphia labrosa T. Smith bei Hinde, Catal. S. 133, Taf. XXIX, Fig. 2.
Die 2 — 3 mm dicke Wandung des bis handgroßen, knolligen Schwamm